[Gitarre] Gibson SG 50th Anniversary

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Vor längerer Zeit wollte ich dem Gitdealer meines Vertrauens mal wieder einen Besuch abstatten, da ich noch ein paar Kabel benötigte. Natürlich blieb ein Besuch der Gitarrenabteilung nicht aus. Gleich am Eingang fiel mir eine Gibson SG 50th Anniversary auf. Die hatte ich bereits beim großen T bewundert und da ich momentan auf schwarze SG´s geeicht zu sein scheine, hatte sie sich in meine Erinnerung eingegraben.

Vorab ein paar Worte zu der Gibson SG 50th Anniversary



und ihren Unterschieden zur normalen Standard: da wäre als erstes und unübersehbares Merkmal das Griffbrett mit seinen 24 Bünden zu nennen. Dies stellt bei einer SG allerdings kein Novum dar, waren doch bereits die SG ´90 Double von 1988 sowie die SG-Z (hier auch mit längerer Mensur) damit ausgestattet. Warum Gibson jedoch der Geburtstags-SG des Urmodells ein 24. bündiges Griffbrett spendiert, bleibt wohl deren Geheimnis. Bei der 50th wird auch auf das kleinere Pickguard der 1961-Modelle zurückgegriffen. Die Standard weist hier das große Pickguard auf, das ein paar Jahre später montiert wurde. Das kleine Pickguard hat gegenüber dem Großen den Vorteil, dass die Pickups, wie bei der Les Paul, in Rahmen sitzen und somit die Ausrichtung des Saitenverlaufs begünstigen (der Pickup folgt der Neigung der Saite). Als nächste Besonderheit findet man entsprechende Insignien auf der Kopfplatte, die das Instrument als 50th Anniversary-Modell kennzeichnet. SG´s werden bereits seit 1961 gebaut, dem Jahr, in dem die letzte Les Paul vom Band lief. Dies kann man auch dem Aufkleber entnehmen „SG 1961 – 2011“.

Andere Details lassen sich von außen nicht erkennen, hierfür muss man die Specs der Gibson-Homepage konsultieren. Danach werden bei den 50th zwei 57 Classic-Humbucker, gegenüber den 490/498-Modellen der Standard, verbaut. In meinen Augen bedeutet dies eine Aufwertung dieser Modellreihe. Dann entdeckt man auf der Page auch noch einen wichtigen Vermerk „Limited Run“, dies bedeutet im Zusammenhang mit der 50th eine limitierte Auflage von nur 400 Stück weltweit. So was kennt man ja bereits von Gibson. Damit wollen wohl in erster Linie die Sammler angesprochen werden. Aber Pustekuchen, meine SG ist zum Spielen da!

Aber kommen wir zurück zu...

Der Story
Ich begab mich also in die Gitarrenabteilung, um zu schauen, welche schwarzen SG´s zum Angebot stünden. Ich erblickte eine zweite 50th, eine Standard und eine Special. Als Erste klemmte ich mir die 50th unter den Arm. Mein erster Gedanke war, ich würde eine Bariton spielen, weil das Griffbrett so lange wirkt. Natürlich ändert sich die Abmessungen bzw. die Mensur der SG durch die beiden zusätzlichen Bünde nicht, da diese Einfachheit halber den Platz zwischen Hals-PU und Griffbrett der Standard einnehmen. Daraufhin folgten die Standard und Special. Alle drei Instrumente klangen akustisch unterschiedlich, aber gut. Eine klang etwas höhenreicher, die Andere dafür breiter usw. Bereits diese drei Gibson zeigten, wie unterschiedlich ein und die selbe Konstruktion klingen kann und welche Rolle die einzelne Hardware, angefangen vom Holz, spielt. Schwer, einen Sieger zu küren, worauf ein ständiges Hin- & Herwechseln der SG´s folgte. Aus irgendeinem Grund versteifte ich mich aber immer mehr auf die 50th. Anscheinend hatte sie etwas in ihrem Ton, das mir unbewusst wohl am ehesten zusagte.

Gut, aber da hing im Treppenhaus ja noch eine zweite 50th und die musste schließlich auch noch angetestet werden, um das Bild rund zu machen. Diese schleppte ich ebenfalls in den zweiten Stock und hörte, was sie so sprach. Ihr Ton war ein ganz anderer, als der der ersten 50th: um einiges höhenreicher und schlanker, die Ansprache recht zart oder mit anderen Worten, nicht das, was ich suchte. Darauf schloss ich 50th Nr. 1 an einen nahe stehenden Fender Reissue an, um die elektrische Funktion zu prüfen, alles tadellos. Wenn die akustische Darbietung einer E-Gitarre stimmt, passt auch die verstärkte. Denn die Pickups können nur das übertragen, was die Gitarre selbst hergibt.

Dann begann die Zeit des Grübelns – Kaufpreis, Kaufsicht, wollte doch nur Kabel, aber ne schwarze SG, die klingt - mh, brauch ich die wirklich, brauche ich überhaupt noch eine Gitarre? Was jetzt kommt, kennt Ihr bestimmt! Der ewige Kampf zwischen Vernunft und GAS-Anflug. Ich fragte einfach mal, ob es einen Aufpreis geben würde, bezahlte ich sie in zwei Raten – nö, gab es nicht. Mist, der letzte Versuch auch noch gescheitert. Der Verkäufer konterte geschickt mit einer Gegenfrage „Nimmst Du die?! Worauf ich mit den Worten, die nicht meinem Hirn entstammen konnten, antwortete „Ja, die nehm ich!“ Aus, vorbei, ich hatte meine letzte Chance vertan. Dennoch startete ich einen letzten Versuch „Kommt die mit Koffer!“, natürlich kommt sie mit Koffer, es handelt sich dabei schließlich um eine Standard und die kommt immer mit schönem Formkoffer, diesmal mit weißem Plüsch ausgeschlagen (der arme Eisbär, der!).

Leicht benommen verließ ich den Laden und wusste eigentlich immer noch nicht so recht, was gerade geschehen war. Die beiden Kabel, wegen denen ich letztendlich meine Reise angetreten hatte, wurden mir übrigens geschenkt. Wenigstens daran hatte ich in der Aufregung noch gedacht!

Eine halbe Stunde später und mittlerweile zu Hause angekommen, war auch der Kauf der SG bei mir angekommen. Ich öffnete den Koffer und war mit meinem Spontankauf doch sehr zufrieden. Natürlich kamen ein paar Reinigungs- und Einstellarbeiten auf mich zu, dies erledigt man jedoch gerne. Zuerst noch einmal an den eigenen Amp, dessen Sound man so gut kennt, um die SG detaillierter einschätzen zu können. Ja was denn, das klingt ja auf Anhieb ohne die bevorzugte Stimmung eingestellt zu haben. Die Bässe, die Mitten, die Höhen, alles recht ausgewogen. Ein schönes Pfund liefert die SG bereits an dieser Stelle. Beim ersten Anspielen hatte ich bei allen drei SG´s festgestellt, dass wenig von dem Klangverhalten neuer Instrumenten in ihnen innewohnte. Dies setzte sich nun am heimischen Amp fort. Ich wusste, dass hier durch kleinere Maßnahmen noch einiges an Potenzial zu heben war. So steht bei den neuen Gibson, die ich vor Ort gesehen hatte, das Tailpiece sehr weit über der Decke. Aus meiner Erfahrung weis ich, dass, wenn man dieses ganz nach unten schraubt, das Klangverhalten stark verändert werden kann. Aber zuvor entfernte ich noch die verbaute Nashville- und installierte eine Gibson ABR-1-Bridge. Dies hat zwei Gründe: 1. mag ich die Nashville einfach nicht und zum 2. kann es durch das Tieferlegen des Tailpiece vorkommen, dass die Saiten (vor allen Dingen die E-Saite) auf der Bridge aufliegen, da die Nashville breiter baut. Nachdem das Griffbrett mit meinem Wunderöl behandelt war, erschien es gleich ein gutes Stück dunkler als zuvor (ich stehe einfach auf dunkle Palisandergriffbretter, wenn es schon kein Ebenholz ist).

Von der Tonwandlung her gesehen, erscheint mir die 50th etwas härter, als meine Faded. Aber was davon liegt an den unterschiedlichen Pickups (Faded: Amber ´59 PAF), was an dem unterschiedlichen Griffbrettmaterial (Faded: Ebenholz) und was letztendlich an der Lackierung und und und?

Das Einzige, was ich mir jetzt noch wünsche, ist ein Alu-Tailpiece. Dies wird mit Sicherheit beim nächsten Saitenwechsel folgen. Bis dahin kann ich mir dann überlegen, ob es die Chrom- oder Nickelvariante werden wird, wobei ich diesmal mehr zu Chrom tendiere, da es doch noch einen Ticken mehr leuchtet, als vernickelte Hardware.

Aber vorerst werden wir uns jetzt mal genauer kennen lernen. Mehr über meine 50th in einem Update...


*** Amber, Sweet Spot Poti & Kondensatoren ***

Nun ist doch einige Zeit vergangen, in der ich mich näher mit meiner neuen SG beschäftigen konnte und ich muss sagen, dass mir ihr Ton sowie ihre Qualitäten nach wie vor zusagen. In Summe klingt sie nicht so giftig und direkt, wie meine Faded-SG mit ihren Amber ´59 PAF. Dies liegt wohl nicht nur an den Pickups, sondern mit Sicherheit auch an der dünneren Lackierung und am Ebenholzgriffbrett der Faded.

Hier haben wir wieder das beste Beispiel für Gibson-Gitarren: gleiche Bauart, aber unterschiedliches Klangverhalten. Dies macht den Kauf einer Gibson auch teilweise zum Glücksfall. Ich hatte bereits weiter oben beschrieben, dass die zweite 50th-SG, die im Laden zum Antesten bereit stand, völlig anders als meine klang.

Hier soll ein Update beschrieben werden, das sich mit dem Einbau eines neuen Pickups, eines neuen Potis und Kondensator befasst. Mit der Regelcharakteristik der Volumenpotis war ich sehr schnell uneins. Die Linearen machen einfach nur leiser, es werden keine Frequenzen herausgefiltert. Das Spiel mit dem Poti, um unterschiedlich Sounds zu erreichen, greifen ins Leere. Macht nix, wenn man das Volumen eh immer auf 10 stehen lässt. Bewegt man sich allerdings nur ein Stück davon weg, hat man verloren oder besser gesagt, nichts hinzugewonnen.

OK, nichts leichter als heutzutage an gute Potis heranzukommen. Es gibt mittlerweile alle möglichen Varianten: Long- & Shortshaft, leichte oder schwere Regelcharakter, teure, günstig, billig, einfach für jeden Anwendungsfall. Man sollte in diesem Fall die Potis gleich gegen welche mit guter Qualität austauschen. Bringt doch nix, hier Geld zu sparen, um dann in einem Jahr mit kratzenden Potis „belohnt“ zu werden. Unter dem Gesichtspunkt war die Wahl der Waffen klar: logarithmische 500k-CTS sollten es sein. Gibson verbaut an dieser Stelle nicht nur lineare, sondern auch noch 300kOhm-Potis!

Bevor ich jedoch unter den einschlägigen Quellen nachschaute, fielen mir die besonderen Potis, die es bei Acys gibt, ein. Diese sind mit einem Trimmpoti gekoppelt, um damit den bestmöglichen Ton zu erreichen. Folgerichtig tragen sie auch den passenden Namen „Sweet Spot Potis“! Hier geht es um Oberfinetuning: die Potiwerte können kundenseitig vorgegeben werden und zudem noch, ob man sie in der „Easy Action“-Version möchte. D.h., die Potis lassen sich besonders leicht drehen, gut für schnelle Action... Diese sollten es sein, diese wollte ich testen. Auf die Action verzichte ich allerdings.

Da wir den Patienten schon offen vor uns liegen haben, wie siehts dann mit einem Pickuptausch aus? An anderer Stelle hatte ich bereits berichtet, dass mir die ´57 Classic besser als die Burstbucker gefallen. Dies war ebenfalls bei meiner Les Paul Custom vs. VOS Gold Top der Fall (wenn man hier überhaupt von einem Vergleich sprechen kann & will). Auch in der 50th SG wissen sie zu überzeugen. Ich bin der Meinung, dass die Classic wärmer und etwas weicher gegenüber den Burstbuckern klingen. Dies zeichnet erstgenannte auch in Distortionsounds aus. Ums mal so zu sagen, die Burstbucker klingen für mich irgendwie „eckig“.

Diesmal sollte die Wahl auf einen anderen Pickup, als meinen Favoriten, den Amber ´59 PAF fallen. Nach wie vor wollte ich bei der Manufaktur von der Ostsee bleiben. Auf des Newssite schaute ich mich um und entdeckte (wieder) den Custom Hot 60. Er ist im Gegensatz zu dem Erstgenannten mit einem Keramikmagneten bestückt, sprich der Sound sollte etwas aggressiver sein. Genau das suchte ich für meine SG, um auch einen größeren Soundabstand zu meiner Faded-SG herzustellen. Komplettiert wurde das Umbauprojekt durch unbeschichtete Neusilbercover.

Die Verkabelung einer SG machte auf mich im ersten Moment einen komplexeren Eindruck, als der einer Les Paul. Hier musste ich mir erst einmal notieren, welcher Anschluss wohin führte. Zudem fand ich beim Tonepoti eine ganz andere Verschaltung vor: So wird der Kondensator vom mittleren Anschluss auf das Potigehäuse geführt. Eine Verbindung zwischen den beiden Potis wird via Kabel zwischen den beiden unteren Anschlüssen hergestellt. Dies sollte so natürlich nicht bleiben, da auch ein besserer Kondensator eingebaut werden würde.

Nachdem ich mir Klarheit über die Schaltung verschafft hatte, ging es an den Umbau. Dieser verlief dank meiner Notizen reibungslos, auch wenn für die zusätzliche Reglereinheit des Potis nicht viel Platz im E-Fach einer SG bleibt (hierzu müssen die Anschlüsse der Potis in Richtung der Mitte des E-Faches verlagert werden, aber es geht). Zunächst gönnte ich nur dem Bridgepickup dieses Poti. Gerade die Halsposition sollte jedoch von dem Trimmpoti profitieren, klingt der Pickup einer Les Paul oder SG hier oftmals etwas mulmig. Mittels dem Poti gibt man dem Pickup soviel Höhen wie möglich, so dass noch etwas Spielraum für das Tonepoti bleibt. Der Einstellbereich ist nicht groß, aber dennoch hörbar.

Spaßig, man kann den Pickup sogar mit dem Trimmpoti komplett stilllegen. Wenn man nun weiß, dass der Kollege solche Potis in seiner Gitarre verwendet: einfach mal Potifach aufschrauben und Poti auf null stellen. Der Kollege wird lange brauchen, bis er dahinter kommt, dass man ihm den Saft am Poti abgedreht hat!

Sound mit Amber Custom Hot 60:
Nachdem die Saiten aufgezogen waren und es an das Stimmen ging, erwachte die frisch operierte Gitarre auch schon zum Leben, alles richtig gemacht! Dies ist zumindest für mich immer ein befriedigendes Erlebnis, da ich nur nachbauen kann, was ich zuvor gesehen habe. Der erste große Test am Amp bzw. am POD X3live sollte folgen. Und in der Tat klingen der Amber etwas aggressiver, als der ´57 Classic. Dennoch ist der Unterschied nicht so gravierend, wie ich das bei dem ´59 PAF erleben durfte. Die Saitentrennung gelingt dem Hot so akkurat wie dem ´59 PAF, der zudem auch ausgewogener und edler im Klang wirkt. Gegenüber dem Gibson fällt auf, dass er von allem mehr zu haben scheint, quasi ein PAF auf XTC. Er beißt, spuckt und schneidet mehr, da er mehr Öl ins Soundfeuer gießt. Dafür spricht auch sein höherer Output von über 10 kOhm. Der Hot scheint der kleine, ungezogene Bruder des ´59 PAF oder auch des CrossPoint oder anders ausgedrückt, er stellt die Steigerung des Classic Hot dar. Der Custom Hot 60 besitzt nicht so ausgeprägt dies Wohligkeit und warme Note des ´59 oder CrossPoint, er ist mehr ein Rocker, der mit dem Kopf durch die Wand, aber kein eindimensionaler Metal-Pickup sein will. Vielleicht tönt er auch wieder ganz anders, wenn man ihn mit einem Alnico V bestücken lässt, denn diese Option gibt es ebenfalls oben von der Ostsee.

Den ausgebauten ´57 Classic werde ich als Backup behalten. Erstens weiß man nie, ob es nicht doch vielleicht mal einen Rückbau geben wird, bzw. Zweitens, nicht noch eine weitere Gitarre folgt. Da ist es nie verkehrt, wenn man eine Auswahl an verschiedener Hardware auf Vorrat hat.

Durch die unbeschichten Cover, weit ab von der vormals verbauten Chormvariante, wirkt die Gitarre gealtert, ohne jedoch entsprechend bearbeitet worden zu sein.



 
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Reaktionen: 33 Benutzer
Schönes Review mit einer schönen Geschichte dahinter. So soll es sein.
Weiter hin viel Spass mit der SG.
 
Besten Dank 6L6, auch für den Keks!
 
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:redface:
Dann wieder beim nächsten Mal.....
 
Kekse & Daddy - Ich habe mal eine Teillieferung vorgenommen :D

Ein Review genau nach meinem Geschmack: kurzweilig und persönlich :great:

Gruß
Martin
 
Dank Euch für Eure positiven Rückmeldungen. Da weiß man doch gleich, warum man ein Review schreibt! :) Vielen Dankeschön!
 

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