REVIEW Presonus StudioLive 16.4.2.AI

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Auf Vermittlung des Musikerboards kann ich im Moment einige Zeit lang das Presonus StudioLive 16.4.2 AI testen. Die AI-Reihe ist die Weiterentwicklung der StudioLive-Serie und ersetzt die Modelle ohne AI, also ohne "advanced integration". Ich habe mich dafür entschieden, meinen Testbericht in mehrere Posts aufzuteieln, dann kann ich jetzt schon mal anfangen, der eigentliche Test beim Liveeinsatz steht nämlich noch aus. Aber dazu später mehr.

Kapitel 1: Hintergrund und erster Eindruck


Vorneweg ist zu sagen, dass ich keinen Test aus der Sicht eines professionellen Tontechnikers bieten kann. Im Gegenteil, ich sitze nur gelegentlich und als reiner Hobbyist hinter dem Mischpult. Ich schreibe dieses Review also aus der Sicht eines Gelegenheitsusers, den in erster Linie zwei Dinge interessieren:
  • Wie schwierig ist es für einen Umsteiger aus der analogen Welt, ohne große Einarbeitungszeit mit einem Digitalpult zurecht zu kommen? Ich habe Erfahrung mit DAWs und auch schon mal einen Versuch gestartet, mittels SAC unsere Band über den PC digital zu mischen, aber ein richtiges Digitalpult hatte ich noch nie direkt unter den Fingern.
  • Welche Vorteile bringt so ein Pult und würde sich eine Anschaffung für mich unter Umständen lohnen, z.B. für Auftritte unserer Akustikband, die ich meistens von der Bühne aus mische.
Damit es auch wirklich ein echter Test wird, konnten wir den Zeitpunkt so legen, dass ich am Ende das Konzert eines Jugendchors damit mischen kann, bei dem auch eine kleine Musicalaufführung integriert ist. Location ist eine Mehrzweckhalle mit ca. 200 Plätzen, in der ich schon öfter tontechnisch zugange war, so dass die äußeren Bedingungen bekannt sind.
Das 16.4.2 ist ein echtes Sechzehnkanalpult mit Preamp und 100mm-Kanalfader für jeden dieser 16 Kanäle. Leider sind die Fader nicht motorisiert, was die Möglichkeiten bei der Fernsteuerung und beim Abspeichern doch etwas einschränkt. Auch dazu werde ich mich später noch auslassen, wenn es an die Interaktion mit anderen Geräten geht. Die Verarbeitung wirkt sehr solide, auch was die Bedienung der Potis und Taster angeht, einzig die Fader machen einen etwas wackligen Eindruck. Insgesamt wirkt das Pult aber durchaus stabil und roadtauglich.

Rückseite.jpg
Anschlüsse auf der Rückseite

Die grundlegende Bedienung erschließt sich sehr schnell, auch wenn man sonst eher auf analogem Equipment zuhause ist. In jedem Kanalzug findet man einen Gainregler, der allerdings analog ausgeführt ist und damit nicht ferngesteuert oder programmiert werden kann. Auch einen Taster für die Phantomspeisung gibt es für jeden Kanal extra. Die Hauptklangregelung findet dann im sog. Fat Channel statt, der zentralen Steuer- und Kontrolleinheit des Pults. Mit dem Select-Taster, der in jedem Kanalzug und auch in den Aux-Wegen etc. zu finden ist, wählt man aus, für welchen Kanal man gerade die Einstellungen vornimmt. Man hat hier 16 LED-Ketten mit jeweils einem Endlosencoder zur Verfügung, die ja nach Einstellung verschiedene Funktionen annehmen. Im Kanalmodus bedient man hier Low-Cut, Gate, Kompressor und einen vierbändigen parametrischen EQ. Beim EQ zeigt sich aber schon ein bisschen der Zwiespalt zwischen der möglichst "analogen" Bedienung und den Möglichkeiten, die ein digitales Pult sonst noch bieten könnte. Ein Regler für die Frequenz und einen für die Anhebung bzw. Absenkung, das kennt man von einem Analogpult. Schön wäre es aber, wenn man jetzt noch zusätzlich die entstehende EQ-Kurve auf einem Display hätte. Für die Profis, die die entsprechenden Frequenzwerte genau im Kopf haben, ist das vielleicht uninteressant, für den Einsteiger, der das z.B. vom Homerecording her gewohnt ist, wäre das sicher ein interessantes Feature.

Fat Channel.jpg
Der "Fat Channel"

Der weitere Signalfluß ist auch leicht durchschaubar, zumindest, was die Basics angeht. Jeder Kanal kann per Taster auf die vier Subgruppen (mit eigenem Fader) und den Main-Out geroutet werden. Die sechs Aux-Sends wählt man per Taster an und kann dann den entsprechenden Mix mit Hilfe der Fat-Channel-Anzeigen zusammenstellen. Ähnliches gilt für die vier eingebauten Effektwege, über die Qualität der Effekte kann ich im Moment allerdings noch nicht wirklich viel sagen. Außerdem gibt es an Bord noch je einen grafischen EQ für den Main-Out und jeden der sechs Aux-Wege. Auch hier gilt wieder, dass die Fat-Channel-Anzeigen durch Drücken der entsprechenden Taste die Faderposition für die einzelnen EQ-Bänder darstellen. Hier braucht man aber zusätzlich noch das kleine Display auf der rechten Seite des Pults, um den entsprechenden Kanal und das genaue Band auszuwählen. Und noch eine nette Funktion kann man den LED-Ketten auf Tastendruck zuweisen: Sie fungieren sozusagen als Meterbridge. Input, Output und Gainreduction der einzelnen Kanäle lässt sich jeweils per eigener Taste sofort abrufen, was das Einpegeln und die Kontrolle während der Show sehr einfach machen sollte. Für die Subgruppen lässt sich jeweils noch ein Delay einstellen, so dass man die Ausgänge ohne großen Aufwand für Delaylines nutzen kann.

Alles in allem scheint die Bedienung bis zu diesem Punkt sehr intuitiv zu sein, die wichtigsten Funktionen lassen sich direkt mit einem Tastendruck abrufen, ohne dass man in irgendwelche Untermenüs absteigen muss. Outboardgear kann man sich wohl im Wesentlichen sparen, zumindest, wenn die Soundqualität einigermaßen passt. Zu erwähnen wäre auch noch die Hintergrundbeleuchtung des Pults. Alle Tasten sind auch im inaktiven Zustand leicht illuminiert, so dass der Pultlampenanschluss in vielen Fällen wohl gar nicht gebraucht wird. Das sieht zwar in der Dunkelheit auf den ersten Blick schon etwas kunterbunt aus, ist aber meiner Meinung nach doch recht anwenderfreundlich.

Im Dunkeln.jpg
Bedienelemente im Dunkeln

Den einzelnen Kanälen kann man Namen zuweisen, die bei Auswahl im Display angezeigt werden. Direkt am Pult ist die Benennung allerdings etwas mühsam, sie erfolgt durch den Drehregler und die zwei Pfeiltasten unter dem Display (Zeichen mit dem Regler auswählen, Pfeil nach rechts, nächstes Zeichen auswählen etc.). Da wäre natürlich ein Rechner mit Tastatur sehr hilfreich. Und siehe da... das Pult kann tatsächlich über Ethernet, WLAN oder Firewire mit dem PC und Mobilgeräten der Firma mit dem Apfel kommunizieren. Damit lassen sich dann viele Abläufe vor und während einer Show auf Rechner oder iPad/Phone/Pod übertragen. Dazu werde ich im zweiten Teil meines Berichts ein bisschen mehr schreiben.

Solltet ihr noch spezielle Fragen zu diesem Pult haben, dann schießt gleich los, ich werde das Teil noch ne gute Woche hier stehen haben, dann geht es zurück an Hyperactive, den deutschen Vertrieb von Presonus. Bis dahin kann ich gerne noch einige Sachen ausprobieren.

> zur Fortsetzung

Gruß

Toni
 
Eigenschaft
 
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Falls du die Möglichkeit hast, per Laptop an das Pult zu gehen und UniversalControl nutzen kannst, probiere das doch aus. Da kannst du das Pult (auch vom Pult aus) bedienen und siehst die grafischen Einstellungen des Fat Channel als Übersicht (fast wie auf der DAW). Auch für die grafischen EQs ist das super und die RTA und Spectrum Anzeige sind sehr hilfreich beim Einstellen. Wenn ich Jugendchor und Musical höre, dann würde ich dir das ans Herz legen.

Gruß
Christoph (, der mit seinem Review des kleinen Bruders SL 16.0.2 einen wönzigen Zeitvorsprung hat ;) )
 
Ich habe dein Review schon gelesen, viele Eindrücke decken sich. Ich bin gerade dran, für den nächsten Teil die Verbindung von Pult und anderen Geräten zu testen und zu dokumentieren. Leider habe ich keinen Rechner mit Firewire zur Verfügung und muss mit der WLAN-Verbindung vorlieb nehmen. Damit fällt RTA und Spectrum Analyzer leider flach, das geht nur über Firewire. Ausführlicher Bericht folgt in Kürze.

Gruß

Toni
 
Kapitel 2: Netzwerk und Fernsteuerung


Die Jungs von Presonus haben der neuen Mixerserie das Attribut "AI" verliehen, was für "advanced integration" steht. Laut Website steht das zum einen für den leistungsfähigeren integrierten Chip, der jede Menge DSP-Rechenpower zur Verfügung stellt, zum anderen aber auch für die verbesserte Netzwerkfähigkeit. Die AI-Modelle haben zusätzlich zu Firewire nicht nur einen Ethernetanschluss, sondern sogar einen USB-Steckplatz inkl. mitgeliefertem WLAN-Dongle, um sich kabellos in ein Netzwerk einzuloggen. Für mich sehr günstig, da ich wie schon erwähnt keinen Rechner mit Firewire zum Testen zur Verfügung habe. Ohnehin ist Firewire sicher nicht die Technologie der Zukunft, mit einem USB-Interface wäre man hier flexibler. Die I/O-Karte kann man wechseln, so dass in Zukunft wohl auch Verbindungen über Dante, Thunderbolt etc. im Bereich des Möglichen liegen, näheres ist aber noch nicht bekannt.
Leider ist der Aufbau einer Verbindung zum Netzwerk nicht ganz so intuitiv wie die sonstige Bedienung des Pults. Ihr könnt ja mal raten, wie die folgende Anzeige zu interpretieren ist:

Display Netzwerk.jpg

Bin ich schon eingeloggt oder muss ich nochmal STORE drücken, und wenn ja, in welchem Netzwerk eigentlich? Das Handbuch gibt hier wenig Aufschluss, zumal es offensichtlich noch eine ältere Firmware zugrunde legt. Erfolgsmeldungen bezüglich des Anschlusses gibt es leider keine, aber irgendwann war dann klar, dass man im Netz ist, so bald die IP-Adresse angezeigt wird, und zwar in dem, dass in der obersten Zeile steht. Von da an kann es losgehen mit den verschiedenen Apps und Programmen zur Fernsteuerung.

Universal Control AI


Um das Pult vom PC aus zu steuern, installiert man das Programm Universal Control AI, was dann bei angeschlossenem Pult das Virtual StudioLive-AI startet. Von diesem Programm aus kann man jetzt alle wichtigen Funktionen steuern, seien es Kanalzüge, FX-Einstellungen oder EQs. Alle Änderungen werden direkt übernommen, so dass man im Prinzip eine komplette Show auch vom Laptop aus kabellos mischen kann.
Man kann relativ leicht zwischen verschiedenen Ansichten hin und her klicken und hat damit eine leicht zu bedienende Arbeitsoberfläche. Bei reiner Maussteuerung ist das vielleicht noch ein bisschen umständlich, aber mit modernen Touchscreens könnte ich mir das doch ziemlich cool vorstellen. Leider bin ich nicht so modern ausgerüstet, so dass der Praxistest an dieser Stelle leider ausfallen muss. Auf jeden Fall gibt es eine flott laufende bidirektionale Verbindung zwischen Pult und Rechner, so dass auch Hardwareänderungen in Echtzeit im Programm abgebildet werden.

VSL.jpg
Basisansicht VSL

Wer bis hierhin aufmerksam mitgelesen hat, wird jetzt wahrscheinlich fragen: "Wie soll denn das gehen ohne Motorfader?" Und hier liegt in der Tat eines der größten Mankos dieses Pults, denn ohne Motorfader bedarf es bei der Pegelsteuerung des Kanalzugs natürlich einer Hilfskonstruktion. Die sieht in unserem Fall folgendermaßen aus: Bewegt man in der Software die Kanalfader, so wird die Hardwarestellung in ausgegrauter Form weiter angezeigt. Am Pult gibt es in der Meter-Sektion eine Taste FADER LOCATE, und bei der Aktivierung weisen die Fat-Channel-Anzeigen darauf hin, welche Fader man wie bewegen muss, um die tatsächlichen Einstellungen zu erreichen. Bis dahin sind die Fader ohne Funktion, so dass plötzliche Pegelsprünge vermieden werden. In den folgenden Bildern sieht man die Fader in der Software und die Anzeige am Pult, die uns mitteilt, dass Kanal 11 schon richtig steht und die Kanäle 12, 13 und 14 hochgezogen werden müssen.

Fader locate 1.jpgFader locate 2.jpg
Faderstellung Software und Hardware

Das ist im Prinzip eine recht clevere und praxisnahe Lösung, allerdings wäre es mit Motorfadern, wie sie Mitbewerber im gleichen Preissegment durchaus anbieten, einfach noch eine Stufe schneller und unkomplizierter.
Grundsätzlich ist diese Möglichkeit der Fernsteuerung aber natürlich schon eine coole Sache. Man kann z.B. zur Vorbereitung einer Show bequem am Schreibtisch Eingangskanäle und Monitorwege benennen und vorkonfigurieren. Dazu gibt es sogar eine ganze Reihe von Presets für verschiedene Instrumente, die man sich auf die einzelnen Kanäle ziehen kann, um schon mal eine Basis für den Mix zu haben. Zusätzlich hat das Programm noch einen eingebauten Dateibrowser, mit dem sich Presets, abgespeicherte Scenes und komplette Backups verwalten lassen.

QMix


Mangels iPad konnte ich die dafür vorgesehene App StudioLive Remote-AI leider nicht testen, aber es gibt noch eine zweite App namens QMix-AI, die auf iPhone und iPod touch läuft, und die wollte ich dann doch mal mit dem iPod meines Sohnes näher unter die Lupe nehmen. Leider gibt es für Android oder andere OS keine entsprechenden Apps, man ist hier also komplett auf Apfelprodukte angewiesen.
Die Idee hinter QMix ist, dass sich einzelne Bandmitglieder (oder sonstige Performer) ihren Monitormix auf der Bühne mit Hilfe ihres iPhones selbst zusammenstellen können, indem sie per WLAN auf die Aux-Wege des Pults zugreifen. Dazu muss sich das Mobilgerät natürlich erstmal im gleichen Netzwerk wie das Pult anmelden, und da kann es schon zu ersten Problemen kommen. Der erste Test über mein Heimnetzwerk (mit Internetverbindung) lief ohne Probleme. Für die kommende Show musste ich aber auch testen, wie das Ganze mit einem Router läuft, der keine Anbindung zum Internet hat, und auf ein Mal weigerte der iPod sich, eine dauerhafte Verbindung herzustellen, weil er erstmal gerne mit appel.com kommuniziert hätte. Nach einigem hin und her habe ich dann herausgefunden, dass das Ganze läuft, wenn man eine statische IP-Adresse wählt und den DNS-Server deaktiviert, aber darüber wusste noch nicht einmal der Support von Hyperactive, dem deutschen Vertrieb, bescheid.
Wenn die Verbindung dann mal steht, ist QMix aber eine recht coole Sache. Vom Pult aus lassen sich für jedes angeschlossene Gerät Rechte vergeben, so dass es entweder nur auf einen oder auf alle Monitormixe Zugriff hat. Vom iPod aus kann man dann ganz bequem die Einzelpegel aller 16 Kanäle steuern, natürlich auch wieder bidirektional, so dass Änderungen direkt am Pult übernommen werden. Wenn man also lauter Musiker mit iPhones auf der Bühne hat, dann lässt sich der komplette Monitormix ohne zusätzliche Verkabelung oder Extrageräte realisieren.

Qmix.jpg
iPod und Pultanzeige

Ein weiteres Feature von QMix ist das Wheel of Me, das sich beim Senkrechtstellen des Geräts aktiviert und bei dem man nur einen einzigen Regler zur Verfügung hat, mit dem man sich selbst lauter bzw. den Rest der Band leiser stellen kann. Man sollte eigentlich meinen, dass der Durchschnittsmusiker auch in der Lage ist, mehr als einen Regler zielführend zu bedienen, aber wenn es in einer Achtelpause mal schnell gehen muss auf der Bühne, ist das unter Umständen trotzdem ein nettes Gimmick.

Wheel of me.jpg
Wheel of Me

Im dritten und vermutlich letzten Teil des Reviews werde ich dann berichten, wie denn jetzt der Einsatz in der Praxis tatsächlich aussah. Ehrlich gesagt bin ich nach all der Testerei im Vorfeld selbst schon ziemlich gespannt, wie der Ernstfall abläuft.

> zur Fortsetzung

Gruß

Toni
 
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Tja, die Show ist nun schon ein paar Tage her, das Pult wieder zurück geschickt, und immer noch kein Abschlussbericht...:redface:.
Leider muss ich euch noch ein paar Tage vertrösten, ein anderes Projekt hat unerwartet viel meiner Freizeit in Anspruch genommen, und jetzt geht es erst mal noch ne Woche in Urlaub, wo die Familie Vorfahrt hat und ich mich weit weg vom Internet entspannen werde. Aber dann kommt noch ein ausführlicher Bericht. Vorneweg kann ich schonmal sagen, dass es ganz gut geklappt hat und so ein Digipult auch für den Gelegenheitstontechniker ne coole Sache ist...

Gruß

Toni
 
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Kapitel 3: Liveeinsatz

So, nun endlich der dritte Teil meines Reviews, der Bericht vom Liveeinsatz. Wie schon erwähnt ging es um ein Konzert zweier Jugendchöre, wobei der erste Teil eine kleine Musicalproduktion war, der zweite Teil dann Chorstücke mit Solisten. Begleitet wurde von einer Band mit Keyboard, Bass und Schlagzeug, letzteres habe ich nur mit einem Bassdrum-Mic und einem Overhead abgenommen, das reichte völlig. Bilder kann ich in diesem teil leider nicht liefern, dazu war ich vor und während der Show zu sehr mit der ontechnik beschäftigt.


Vorbereitungen

Dank der Speichermöglichkeiten des Pults und Universal Control kann man schon einiges zu Hause vor dem Gig anleiern. Ich habe den Kanälen Namen gegeben und ein paar Presets in die entsprechenden Fat Channel gezogen. Das geht relativ flott und ohne großes Überlegen, und als Grundlage waren z.B. die EQ-Einstellungen für die Instrumente ganz gut zu gebrauchen. Auch gewisse Routing-Einstellungen kann man in Ruhe vorher vornehmen. Da ich etwa zwei Subgruppen dazu benutzen wollte, die fest eingebauten Hallenlautsprecher mit anzusteuern, habe ich gleich mal alle Kanäle zusätzlich zum Mainout auch auf Sub1 und Sub2 geroutet.
Natürlich musste dann während der Generalprobe doch noch einiges geändert werden. Beim Musical brauchte man ein zusätzliches Funkmikro, das Multicore hatte einen Kanal mit Wackelkontakt, und was halt sonst noch alles so passiert. Aber da man z.B. die kompletten Einstellungen eines Kanals auf beliebige andere kopieren kann, war das auch kein großes Problem. Hier kann das StudioLive auf jeden Fall mit Benutzerfreundlichkeit punkten, und als Analogpultnutzer lernt man die Vorteile des Digitalpults sehr schnell schätzen.
Den WLAN-Router, den man braucht, um z.B. QMix zu nutzen, sollte man selbstverständlich auch schon vorher konfigurieren und testen, denn dazu braucht es je nach Erfahrung und Kenntnissen in Netzwerktechnik schon ein bisschen Geduld. Aber wenn die Einstellungen mal passen, dann kann man den Router einfach einschalten und sich ins entsprechende Netz einloggen.


Soundcheck

Der Soundcheck lief sozusagen parallel zur Generalprobe. Während Chor und Band probten, hatte ich genügend Zeit, die Anlage entsprechend einzustellen und auszuprobieren. Statt eines zusammenhängenden Berichts liste ich hier einfach mal ein paar Sachen auf, die mir (positiv oder negativ) aufgefallen sind:


  • Die Verkabelung lief problemlos. Die Eingänge sind sowieso kein Problem, und da auch jeder Ausgang seine dedizierte Funktion hat, muss hier nichts programmiert oder geroutet werden. Schön hätte ich noch XLR-Ausgänge für die Monitorwege gefunden, wie man sie inzwischen doch bei einigen Pulten findet, aber so muss halt das gute alte Adapter dran.
  • Beim Einpegeln sind die LED-Ketten eine tolle Hilfe, wenn man die Einstellung "Input" wählt. Man hat alle Eingangslevel auf einmal im Blick und muss sich nicht mit Solo-Tasten rumärgern. Das hätte ich gerne immer so.
  • Die Einstellung der einzelnen Kanäle über den Fat Channel ist relativ problemlos. Man hat Gate und Compressor sofort zur Verfügung, die Verwendung des EQs ist allerdings wie schon erwähnt nicht ganz so intuitiv, wie man sich das wünschen würde. Insgesamt aber hat man viele Möglichkeiten, um aus dem Signal des jeweiligen Kanals das Beste rauszuholen, Outboardequipment kann man sich komplett sparen.
  • Aufgrund der Beschränkung durch das Multicore gab es nur zwei Monitorwege, einen für den Chor und einen für die Band. Der Band habe ich einen iPod mit QMix in die Hand gedrückt, aber so richtig begeistert waren sie nicht davon, die Monitoreinstellungen habe ich dann doch auf Zuruf am Pult vorgenommen. Ich denke, die Verwendung dieser Fernsteuerung muss auch ein bisschen geübt werden, dann könnte das ne tolle Sache sein - so habe ich den iPod irgendwann wieder an mich genommen. Er hat sich wohl auch zwischendurch vom Netz abgemeldet, aber das konnte ich im Eifer des Gefechts nicht so genau nachvollziehen.
  • Der Monitormix ist vom FOH-Pult aus recht einfach zu machen, da man die LED-Ketten auch zur Anzeige der Level für die Auxwege benutzen kann. Es geht also auch ohne Fernsteuerung recht einfach, wenn man Musiker hat, die sich lieber auf den Tontechniker verlassen, anstatt selbst zu mischen. Mangels Motorfadern hat man allerdings nicht die Möglichkeit, mit den Fadern zu arbeiten, sondern muss auch hier mit den Endlosencodern vorlieb nehmen.
  • Die Subgruppen kann man mit einem Delay versehen, um Delaylines zu realisieren. Das habe ich auch gemacht, um die hinteren Hallenlautsprecher mit zu nutzen. Leider ist es nicht möglich, den Mainout auf diese Subgruppe zu routen, zumindest habe ich das nicht hingekriegt. Damit muss man zum einen Lautstärkeanpassungen bei mehreren Fadern gleichzeitig vornehmen, zum andern hat man leider auch den graphischen EQ des Mainouts für die Delayline nicht zur Verfügung, was beim Kampf gegen das Feedback in der Halle doch ganz praktisch gewesen wäre.


Die Show

Bei der Aufführung lief dann nicht alles problemlos, aber insgesamt zeigte sich, dass einerseits ein Digitalpult viele Möglichkeiten bietet, die man mit einem analogen Gerät nicht hätte, zum andern muss man aber auch herausstellen, dass die Bedienung des StudioLive auch für Einsteiger so einfach ist, dass der Umstieg auch für Gelegenheitstontechniker wie mich absolut machbar ist. So wäre es zwar manchmal praktisch, Motorfader zu haben, denen man verschiedene Funktionen zuweisen kann, andererseits weiß man hier eben wie beim Analogpult, dass die Lautstärkelevel der einzelnen Kanäle immer auf dem Kanalfader zu erreichen sind.
Wenn man einen eher zaghaft singenden Jugendchor mit Hilfe von vier Chormikros auf ordentliche Lautstärke bringen will und das Ganze in einer rechteckigen Halle mit einer fast durchgehenden Glasfront stattfindet, ist der Kampf gegen Rückkopplungen und Resonanzen eine der Hauptbeschäftigungen des Abends. Schließt man einen PC per Firewire an, hat man laut Handbuch einige messtechnische Möglichkeiten, um die Raumakustik zu analysieren und störende Frequenzen zu identifizieren. Leider konnte ich zwar kurzfristig noch einen Laptop mit Firewireanschluss auftreiben, das entsprechende Kabel zum Firewire-800-Eingang des Pults konnten wir dann aber nicht mehr rechtzeitig besorgen. Ich bin mir nicht so sicher, ob ein Firewire-Anschluss als einzige Kabelverbindung zum PC hier eine gute Wahl war. Laut Presonus werden demnächst I/O-Wechselkarten mit Dante- bzw. Thunderbolt auf den Markt bringen, dann hat man hier wenigstens noch ein paar mehr Möglichkeiten.
Zurück zu den Feedbackproblemen: Die Tatsache, dass die Hallenlautsprecher und FOH über verschiedene Busse liefen, machte die Suche nach bösen Frequenzen doch einigermaßen kompliziert, zumal sich beim FOH (Mainout) der graphische EQ anbot und man bei den Subs eben nur den parametrischen EQ des Fat Channel zur Verfügung hat. Irgendwie habe ich es dann aber doch hingekriegt.
Auch während der Show waren die LED-Ketten zur Inputmessung eine große Hilfe. Wenn sich z.B. zwei Solisten zwei baugleiche Funkmikros schnappen kann man am Pegelausschlag sofort sehen, wer jetzt welches Mikro in der Hand hat. Auch in vielen andern Situationen konnte ich auf Grund der Pegelanzeige recht schnell reagieren.
Insgesamt hat das Arbeiten mit dem Pult sehr viel Spaß gemacht, auch ohne große Einarbeitung sind die Möglichkeiten gegenüber einem Analogpult natürlich riesig groß, und bei längerem Einsatz, auch in Verbindung mit einem PC, ließe sich sicher noch mehr entdecken und rausholen.


Fazit

Dass ich ganz angetan vom Studio Live 16.4.2 AI bin, habt ihr sicherlich meinem Bericht entnommen. Als größten Pluspunkt neben den unzähligen Möglichkeiten, die ein Digitalpult bietet, sehe ich die relativ einfache und intuitive Bedienung, die es auch Einsteigern leicht macht, das Pult nach kurzer Einarbeitung zu bedienen und einzusetzen.
Allerdings hat die Sache doch einen Haken, auf den ich bis jetzt noch nicht zu sprechen gekommen bin, und das ist in meinen Augen der Preis. Denn im Gegensatz zum Vorgängermodell 16.0.2, dem günstigsten Digipult von Presonus, das schon für knapp unter 1000€ zu haben ist, kostet dieses Modell schon das Doppelte. Ich habe logischerweise keines der Konkurrenzprodukte getestet, aber für 2k€ kriegt man z.B. schon das Qu-16 von Allen & Heath, und das hat doch ein paar Features wie Motorfader oder ein großes Display, die dem Studio Live einfach fehlen, aber für professionelle Digitalpulte doch schon fast zum Standard gehören, wenn ich das richtig sehe.
Wenn ich mir ein Digipult zulegen würde, würde ich mich wohl zwischen dem günstigen 16.0.2 von Presonus oder einem Pult von A&H oder Behringer entscheiden, die zum gleichen Preis wie das 16.4.2 AI doch noch etwas mehr zu bieten haben. Ich bin mir nicht sicher, ob Presonus hier eine kluge Preispolitik betreibt.

Abschließend möchte ich mich bei Martin vom MB und beim deutschen Vertrieb von Presonus bedanken, dass sie mir diesen Test ermöglicht haben. Das Mischen mit einem Digitalpult hat richtig Spaß gemacht und mir viele neue Einblicke in die Materie verschafft. Ich hoffe, dass das Review auch für den einen oder anderen User hier hilfreich ist, Fragen beantworte ich natürlich gerne, auch wenn ich das Pult jetzt natürlich nicht mehr zur Verfügung habe.

Gruß

Toni
 
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Hallo,

Ich war letztes Wochenende auch erstmals mit so einem Presonus Pult los.
Ichwar begeistert davon, dass ich den kompletten Monitormix nur mit dem iPad in der Hand machen konnte und sonst nix weiter nötig war, während sich mein Kollege um den Saalsound kümmern konnte.
Ganz feine Sache! Das einzige Problem, dass wir ab und zu hatten, dass sich die Verbindung aufgehängt hat. Da sind wir noch an der Ursachenforschung (iPad, Router, Pult?).

Grüße
 
Sowas (Verbindung kurzfristig mal eingefroren) kennt man aber auch von anderen Pulten. Bei meinem ersten Wireless-Mix auf einem X-32 Rack hatte ich das Problem, und zwar immer öfter und auch immer länger, je länger der Gig sich zog. Die ersten vier Stunden waren mehr oder weniger problemlos (wenn freeze, dann war der nach einer Sekunde vorbei), aber im letzten Set ist es mir mal während eines ganzen sechzehntaktigen Sax-Solos nicht geglückt, das Instrument noch etwas zu pushen. Aber das war dann auch das absolute Maximum. Mit der Band bin ich übereingekommen, dass wir die Kiste kurz vor jeder Show nochmal durchstarten. Sind halt Computer, die da im Inneren werkeln...

Gruß,
Jo
 
Ärgerlich ist das aber natürlich schon. Bei mir gab's auch so ein Problem, wie oben kurz erwähnt. Eigentlich sollte es ja schon möglich sein, eine solche Verbindung störungsfrei hinzukriegen. Wenn's ml ganz dumm läuft und das Ding sich verabschiedet, wenn sich gerade eine schöne Rückkopplung aufbaut, siehst du als Tontechniker ganz schön alt aus.

Gruß

Toni
 
Kleine Drop-Outs können ja auch gut wegen zu grosser Distanz zum Router oder schlechte Sendeleistung vorkommen! Ich hatte mit den SL aber schon mehrmals probleme dass die Verbindung mit dem pult beim Wiederöffnen des iPad Apps fehlschlägt und mehrmalss auf "connect" in der App gedrückt werden musste! Ist mir mit verschiedenen SL pulten ind verschiedenen router schon passiert! Da können schnell mal > 10sekunden draufgehen! Wenn ich also mit Presonus arbeite bin ich immer froh wenn das Pult noch in greiffbahrer Nähe ist! (Ipad app finde ich aber fast etwas übersichtlicher!)
 
Hallo Toni12345,

als ehemaliger Presonus User (mich hat´s in die Arme von Allen & Heath zurück getrieben) ist mir ein kleiner Fehler in Deinem ansonsten schönen Review aufgefallen. Das 16.0.2 ist nicht der Vorgänger vom 16.4.2., sondern der kleine Bruder mit deutlich abgespeckten Features. Daher auch der Preisunterschied.

Ich hatte einige Jahre ein 24.4.2 und war auch damit recht zufrieden, allerdings hat Presonus meines Erachtens eine Entwicklung verschlafen. Im Vergleich mit der Allen & Heath QU-Serie schmiert die StudioLive Serie meines Erachtens nämlich mal ganz gewaltig ab.

Ob presonus mit der neuen, noch nicht erhältlichen RM-Serie wieder den Anschluss findet, bleibt abzuwarten.

Gruß,

Martin
 
Das 16.0.2 ist nicht der Vorgänger vom 16.4.2., sondern der kleine Bruder mit deutlich abgespeckten Features.

Da hast du natürlich recht, allerdings ist es so, dass es vom 16.0.2-Modell keine neue "AI"-Version gibt, so das der Unterschied zwischen 16.0.2. und 16.4.2 AI jetzt noch deutlicher ist.
Ich teile auf jeden Fall deine Einschätzung beim Vergleich zwischen Presonus und A&H.

Gruß

Toni
 
Hallo Toni12345,
ich benutze seit über 4 Jahren Presonus Pulte. Zuerst das 16er, seit Ende 2013 das 24er. Bereits beim 16er hatte ich beim dritten Einsatz das Pult mit Ipad bedient, also mit einem Rechner mit Wirefire-Anschluß und Wlan-Router. Ausser beim Einpegeln habe ich seit derzeit keinen Knopf mehr an dem Pult beim Live-Betrieb benutzt. Die Bedienung mit Ipad ist sehr schnell und zudem sehr übersichtlich, zumindest für mich. Da wurden sogar eingefleischte Yamaha LS9-User neidisch. Und Motorfader braucht kein Mensch, außer diejenigen, die cool und furchtbar wichtig rüberkommen wollen (im Anblick der vermeintlich staunenden Mädels und anderen Zuschauer). Ich brauche keine, mir können auch keine kaputt gehen. Letztes WE hatte ich das neue RM32 zum Test. Da gibt es gar keine Taster, Drehregler und Fader. Ich werde jetzt mein 24er verkaufen und das 32er RM nutzen. Das ist auch besser für die Bandscheiben. Gruß Eddi
 
Ich benutze das 16.4.2 AI seit etwa einem Jahr - ich hatte auch Probleme mit Einfrieren der App - aber meist in "Wireless-Chaos" Umgebungen.
Nachdem ich beruflich mit dem Thema zu tun habe nehme ich jetzt immer meinen Wireless Analyzer mit zum Gig - wenn es im 2,4GHz Band zu voll ist wird ein Kabel gezogen.
 

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