[Effekt] T-Rex Alberta II

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Als Musiker ist man ja (leider) bekannterweise anfällig für gewisse Infektionen auch anderweitig G.A.S. genannt und genau das ist mir passiert als ich letztens Aynsley Lister live gesehen hatte und mich sein Ton den er aus Strat + Treter und Marshall 2144 Combo holte einfach umwarf. Eine kurze Nachfrage bei ihm nach dem Gig (im übrigen ein sehr netter Zeitgenosse) ergab das er den Drive aus einem T-Rex Alberta holte. Das hat mich überzeugt und ich hab mich auf die Suche gemacht und dabei entdeckt das es seit kurzem nicht nur das Alberta sondern auch das Alberta II gibt das praktischerweise gleich zwei unterschiedlich gevoicte Overdrive Sektionen beinhaltet. Erkannt, gesucht, bestellt und am übernächsten Tag klingelte schon der Postbote und überreicht mir grinsend das Paket (es sei hier hinzugefügt das wir beide in befreundeten Bands spielen...). Abends dann endlich das Paket ausgepackt und das blaue Kästchen einer ebenso dunkelblau gefärbten Packung entnommen.
Optischer Eindruck:
Eins muss man den T-Rex Leuten lassen, die Verarbeitung ist makellos, sauberer Lack (ohne Orangenhaut) und mehrfarbiger Siebdruck auf dem Gehäuse ohne Fehlerstellen, das hab ich bei manch anderem (Boutique) Effekt schon schlimmer gesehen. Größentechnisch rangiert es im Bereich eines Hammond 1590BB Gehäuses das ja irgendwie der Standard bei Bodeneffekten zu sein scheint, allerdings mit deutlich besserer Verarbeitung.
Die Bedienelemente sind sehr logisch übereinander angeordnet mit Level, Gain und Tone, die ersten beiden mit schönen Chickenhead Reglern, der Tone eine Art Minipoti mit klarem Schaft der im aktivierten Zustand illuminiert ist. An sich eine gute Idee aber da dieser Schaft aus klarem Plastik ist und doch relativ nah am Fußschalter sitzt dürfte die Lebensdauer im rauhen Bühneneinsatz doch etwas beschränkt sein => Minuspunkt. Auf der Kopfseite findet man dann noch die Input/Output Buchsen sowie den 9V Netzteilanschluss der mittig sitzt was ein klarer Pluspunkt zu manch anderen Effektherstellern ist die die Anschlüsse seitlich positionieren (und womöglich noch so dass man keine Winkelklinkenstecker verwenden kann). An der Unterseite befindet sich noch ein Batteriefach falls jemand noch ohne Netzteil oder Boardversorgung via Akku arbeitet.
Bedienung:
Wie bereits erwähnt sind die Regler pro "Kanal" vertikal angeordent und zum Einstellen des Zerrsounds verfügt jede Overdrive Sektion über die gleichen vier Kontrollmöglichkeiten: Level (Lautstärke) und Gain (Zerrgrad) sowie den bereits erwähnte kleinere Tone-Regler zum Justieren der Klangfarbe. Zusätzlich bietet ein seitlich zwischen dem Level und Gain Regler angeordneter Mini-Switch die Wahl zwischen Normal und Fat, bei Fat werden die Tiefmitten etwas angehoben was hilft dünner klingene Pus (Strat SC) zu etwas mehr Bottom zu verleihen. Wer einen Amp bedienen kann ist auch mit diesem Pedal garantiert nicht überfordert ;) Was auffällt ist das man die beiden Stufen nicht kaskadieren kann, man kann also nur entweder Kanal 1 oder 2 anwählen oder auf Bypass gehen. Apropos Bypass: der scheint hardwired zu sein denn das Pedal lässt auch Sound durch wenn man es vom Strom trennt.
Sound
Das Ganze mal angestöpselt an meinen 18Watter mit 1959er Vorstufe (der wirklich sehr gut auf Pedale reagiert) und mit der Schwarz St. Helens befeuert. Es fällt auf das die beiden Sektionen wirklich unterschiedlich abgestimmt sind und der linke "Kanal" deutlich mehr Gain liefert und auch fetter komprimiert als der rechte. Ausserdem auffallend ist dass man den Level Regler schon deutlich mehr als auf 12 Uhr stellen muss um im Zerrsignal lauter zu sein als im Clean Mode. Der Gain in Kanal 1 lässt sich von leicht rauchig angezerrt bis Classic Rock Crunch recht feinfühlig einstellen, FAT gibt einem mehr Fundament ohne ins Matschen abzukippen. Allerdings muss ich anmerken das die Amber Pickup in meiner St. Helens eher auf der outputschwächeren Seite liegen, ein Test mit einer LP die mit BB 1 und 3 bestückt ist zeigt dann doch das FAT dann im oberen Gainberaich doch zu fett ist, die Bässe rollen und werden undefiniert, Palmmutes wuppern und das Spiel wird etwas unpräzise. Ein Test am JTM45 (der für seine ausgeprägte Bassbetonung bekannt ist) bestätigt dies, mit Humbuckern und Gain > 3 Uhr wirds im FAT Mode zuviel des Guten, das ist dann eher was um dem 50ties Steg SC das plärrig/schneidende zu nehmen.
Bei Channel 2 (der rechte Kanal) muss man den Level sogar bis nach 3 Uhr drehen um einen Anstieg in der Lautstärke zu erhalten, ausserdem ist dieser Kanal transparenter in der Zerre, luftiger, was einem dazu veranlasst diesen Kanal mehr zur Soundfärbung als als Zerrstufe einzusetzen. Man bekommt damit schön rauchig dreckig angezerrte Sounds hin die sehr dynamisch (dnamischer als Kanal 1) reagieren, man kann also viel mit den Potis und der Anschlagsstärke an der Gitarre spielen und das Pedal setzt das auch schön um. Mit Singlecoils wirds im Kanal 2 je nach Pickup etwas dünn, da ist FAT Stellung dann Pflicht und man muss schon ordentlich reinlangen. Der Sound allerdings entschädigt für die Arbeit, der Stratton kriegt schön Haare und steht gut im Mix, dazu hilft auch die leichte Kompression die das Pedal dann liefert, man muss nicht mehr gar so kämpfen.
Die beiden Kanäle sind recht passend aufeinander abgestimmt um z.B. aus einem einkanaligen Amp mehrere verschiedene Zerrstufen auf Knopfdruck abrufen zu können wobei sich hier Kanal 2 für angezerrtes und Kanal 1 dann für Lead empfiehlt. Für den einen mag der geringe Lautstärkesprung wenn man zwischen Clean/Kanal2/Kanal1 umschaltet ein Mangel sein, ich finde es eher praktisch wenn ich zwischen Lead, Rhytm und Clean umschalten kann ohne das es den Rest der Band hochschreckt oder die Gäste in den ersten Reihen Sprünge im Bierglas bekommen. Wer auf den Lautstärkesprung angewiesen ist muss dann wohl noch einen Booster zuhilfe nehmen oder auf ein anderes Pedal umsteigen.
Fazit

Soundtechnisch kommt das Alberta TubeScreamer-ähnlich ums Eck ohne aber dessen (manchmal nervige) Mittennase zu haben, es beschneidet das Frequenzspektrum nicht gar so und notfalls hat man ja noch immer den FAT Switch der einem (falls notwendig) das nötige Fundament unterschiebt. Seine Zerrsounds klingen sehr organisch, ohne den nervigen Kreissägenanteil mancher anderer Protagonisten in dieser Sparte. Die Idee zwei Abteilungen in einer Box zu haben ist zwar nicht neu aber hier gut gelöst und somit spart sich mancher Platz auf dem Stressbrett weil er statt zweier nur noch eine Box auf dem Stressbrett unterbringen muss, einzig Leuten die auf relativ großem Fuß leben oder gerne oversized Boots tragen könnten die doch relativ nahe beieinander liegenden Schalter ein Problem bereiten.
Wenn man allerdings auf der Suche nach deftigeren Sounds/Zerrstufen ist braucht man ein anderes Pedal (wie z.B. das T-Rex Mudhoney / Mudhoney II) weil das Alberta ist halt ein reiner Overdrive und kein Distortion mit Monsterbrutalo-Zerre, eher was für den Soundgourmet als für den "voll auf die Zwölf" Spieler.


Pro

  • zwei unterschiedlich gevoicte Zerren in einem Gehäuse
  • solide gebaut und makelloses Äußeres
  • sehr erfrischende Dynamik in Kanal 2
  • Natürliche und warm klingende Zerrsounds
Contra

  • Realtiv geringe Pegelanhebung bei Level voll offen
  • Plastikachse am TonePoti
.
Hier noch ein Bild, musste ich leider mit der Billigcam schießen da meine Hauptkamera gerade verliehen ist, aber man weiß ja wie die Dinger aussehen:

AlbertaIIMuBo.jpgAlbertaIIMuBoInnen.jpg
 
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Reaktionen: 12 Benutzer
Gutes und aufschlussreiches Review, danke schön!

Ich besitze den Alberta und den T-Rex Mudhoney in Erstversion. Beide konnte ich auch bereits mit den neuen IIer Versionen vergleichen. Also nicht das die Pedale grundverschieden wären, aber es gibt da schon Unterschiede im Sound! Bei dem Alberta war es nicht so gravierend, aber dafür um so mehr bei dem Mudhoney! Da ich eher der Gitarrenvolumepoti spielende Bluesrockmensch bin reicht mir die Normalversion völlig aus.

Kleiner Tipp am Rande: Der Alberta (sowie der Mudhoney) klingt übrigens vorzüglich mit einem guten Kompressor (zB Mooer Yellow Comp) davor welcher das Signal nochmals boostet. Unbedingt mal probieren:rolleyes1:
 

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