[Gitarre] Fender American Highway One Stratocaster, BJ. 2003, first series

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Fender American Highway One Stratocaster, BJ. 2003, first series


P1080405.jpg


Vorgeschichte:

Ich spiele seit 20 Jahren Gitarre und war immer schon eher Fender-affin, was E-Gitarren angeht.
Meine letzte US-Strat, ein 1983er "Smith-Era"-Modell, hatte ich bereits 2005 bei Ebay verkauft und seitdem einige Squiers und
Mexiko Strats ausprobiert.
Obwohl ich gerade die Mexiko-Standard Strats sehr ansprechend und gut upzugraden fand, sollte Ende letzten Jahres doch
wieder eine US-Strat ins Haus kommen.
Kurz vor Weihnachten kaufte ich bei Ebay eine Fender Highway One Strat, Baujahr 2003 zu einem Preis von 550€ inkl. Case.

Als sie nach den Feiertagen bei mir eintrudelte und ich den Karton öffente, schlug mir ein extrem starker
Tabakgeruch entgegen. Die Gitarre war zudem dreckig und wirkte allgemein ungepflegt.
Technisch war alles in Ordnung.
Aus dem Grund habe ich mich entschieden cool zu bleiben und mich nicht beim Käufer zu beschweren.
Man muss ihm zu Gute halten, dass er auf die starken Gebrauchsspuren hingewiesen hatte und ebenfalls erwähnte, dass die Strat neun Jahre lang
von einem Profi nahezu täglich auf der Bühne gespielt wurde.
Ob ich die Gitarre dennoch so ungepflegt verschickt hätte, denke ich nicht.
Als ein großes Plus kam jedoch hinzu, dass das Palisander-Griffbrett frisch bundiert und abgerichtet war.
Nachdem ich die Gitarre gründlich gereinigt, poliert, geölt, neubesaitet und eingestellt hatte,
stand in meinem Wohnzimmer auf einmal eine astreine Strat mit jeder Menge sexy Kampfspuren. :)

P1080535.jpg

Specs:
Die erste Highway One Serie, gebaut bis 2006, ist mit den späteren Modellen, die der derzeitigen "Special"-Serie ähneln,
nicht vergleichbar.
Sie ist dünn mit Nitro-Lack besprüht, hat einen kleinen Headstock, Spaghetti-Logo und eher zahmere Vintage-Tonabnehmer, der mittlere ist nicht 'reverse wound'.
Unter der dünnen Nitro-Schicht befindet sich eine weitere Schicht mit transparentem Lack. Ob es hierbei auch um Nitro-Lack handelt,
weiß ich nicht.
Da die Gitarre über die Jahre sehr ausgiebig gespielt wurde, hat die oberste Lackschicht sehr viele Macken und abgeblätterte Stellen,
was aber wirklich sehr cool und nach "echt" roadworn aussieht.
Die Tatsache, das wir es hier mit einer echten USA-Strat zu tun, haben die nicht künstlich geaged wurde, sondern ein echtes Rocker-Leben
hinter sich hat, macht sie für noch sehr viel reizvoller.
Das Tremolo ist im Vintage Stil mit einem dicken Stahlblock unten drunter. Ich habe die Strat nicht gewogen,
sie gehört aber eher zu leichteren Sorte. Grob schätzen würde ich sie auf 3,0 - 3,5 KG

st.jpg

Performance:
Ab hier wird es wirklich erfreulich. Ich hatte in meinem Musikerleben wirklich schon einige Strats.
Wenn ich mal grob überschlage, komme ich auf neun Stück. Von ganz billig bis ganz teuer.
Aber keine dieser Strats hat eine dermaßen trockene, spröde, knusprige Ansprache wie diese Highway One.
Zupft man eine Saite an, merkt man sofort wie der Korpus arbeitet, als würde innen ein ganz Schwarm von Hummeln
Amok laufen.
Ein wohliges nuancenreichs Vibrieren erfasst sofort den ganz Korpus. Man merkt es sogar noch in den Fingerspitzen
auf dem Griffbrett.
Das hatte ich wirklich bisher bei noch keiner Strat in dieser Form.
Ich weiß nicht, ob es an der dünnen Lackierung liegt, am Holz oder am intensiven Gebrauch bzw. Einschwingen, über neun Jahre.
Vielleicht sind es auch alle Faktoren zusammen.

fv.jpg

Sound:
Es ist immer schwierig, mit Worten den Klang einer Gitarre zu beschreiben.
Noch schwieriger ist es, die klanglichen Unterschiede zwischen mehreren, ähnlichen Gitarren zu beschreiben.
Ich versuche es trotzdem:
Stellt Euch den optimalen Vintage-Klang vor, wie man ihn von einer Fender Stratocaster kennt und erwartet.
Twangig, glasig, drahtig, höhenreich, brilliant.
Bei der Highway One kommt aber noch dieses gewisse Britzeln hinzu, welches ich auf de oben beschriebenen, hochresonanten Korpus
zurückführe.
Gerade bei crunchigen Sounds wirken die Töne in den Hochmitten und Höhen angenehmen "ausgefranst" bzw. "fuzzy" und nicht zu glatt.
Dafür mache ich die "Hummeln" verantwortlich!

Dies ist der erste Song, für den ich ausschließlich die Highway One als Gitarre benutzt habe:
https://soundcloud.com/jaybee1979/soulagent-spaceflakes


Fazit:
Es handelt sich bei der alten Highway One Serie um einen Geheimtipp.
Damals kostete sie knapp 600€ - das ist aus heutiger Sicht, ein unsagbar guter Preis für
eine neue US-Fender. Damals kostete die Am Standard Strat aber auch nur ca. 1000€ (heute 1.300€).
Die Highway One würde also heute, grob gerundet, an die 900€ kosten, was immer noch annehmbar
wäre, für so eine coole Strat.
Die meisten kennen allerdings nur die neuere Variante diese Models, bzw. die zweite Serie, wobei es sich aber - wie gesagt - um ein ganz anderes Instrument handelt.
Wenn Euch aber eine dieser Gitarren über den Weg läuft, sollte Ihr sie unbedingt antesten.
Es gibt im Internet im viele Gerüchte um die Bedeutung des Namens "Highway One" bzw. über diese Serie allgemein.
Einige glauben, dass diese Gitarren über den kalifornischen "Highway One" zur Fabrik in Ensenada, Mexiko gefahren werden, für
die Endmontage - oder umgekehrt, dass die Hauptarbeit in Mexiko gemacht und die Endmontage in den USA erfolgen würde.
Nicht, dass es mir etwas ausmachen würde - eine gute Gitarre ist eine gute Gitarre und ich hatte schon mehrere Mexiko-Strats,
die mir gefallen haben, aber wenn man den Gerüchten genauer nachgeht, bestätigen sie sich nicht.
Auf dem Headstock steht "Made in USA" und die Amerikaner haben sehr strenge Vorschriften bezüglich der Herkunftsangabe
eines Produktes.
Ein hauptsächlich oder größtenteils in Mexiko gefertigtes Instrument, dürfte diese Bezeichnung nicht tragen!
Auch in alten Fender Katalogen, die man im Internet einsehen kann, steht "Corona, California", als Herkunft.
Es kann natürlich sein, dass gewisse Arbeiten dennoch in Mexiko gemacht wurden - bei Fender weiß man ja nie so genau, was die über die Grenze und wieder zurück karren. :rolleyes:
Ich sehe diese Highway One Serie als Geheimtipp, weil sie eben den meisten unbekannt, aber dennoch eine Perle, ist.

Nachtrag:
Mich würde brennend interessieren, wer diese Gitarre, die jetzt in meinem Besitz ist, in der Zeit von 2003-2013 so intensiv gespielt hat und was er/sie für Erfahrungen mit ihr gemacht hat.
Wenn jemand also diese Strat wiedererkennt, kann er/sie sich ruhig bei mir melden, auch wenn
Ihr dieses Review erst in paar Jahren lest.
 
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Ich glaube auch, dass gewisse Bauteile aus Mexiko kommen oder gewisse Arbeitsschritte dort gemacht wurden. So habe ich es jedenfalls noch aus alten Reviews in Erinnerung. Zusammengebaut wurden sie aber IMHO in den USA. Sollte wohl auch keine Probleme mit der Herkunftsangabe geben, wenn ein paar Bauteile aus dem Ausland kommen. Eine ESP mit Seymour Duncans bzw. EMGs ist ja auch "Made in Japan".
Fender wollte damals wohl wieder ein "günstiges" US-Modell auf den Markt bringen. Daher auch die dünne Lackschicht (macht Gibson mit seinen Worn-Modellen heute auch), die in den Reviews gelobt wurde, da das Holz schön resonant ist.
 
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Mittlerweile werden ja viele Arbeiten im Werk in Mexiko erledigt. Seit Schwarzenegger die Umweltgesetze verschärft hat, darf in Corona die ein oder andere Lackierung nicht mehr durchgeführt werden. Deshalb werden zwangsläufig manche US-Instrumente nach Mexiko und zurück gefahren.
Ich glaube, dass der Anteil der in Mexiko erledigten Arbeiten, war 2003 nicht größer war als heute, eher kleiner.

Ich muss dazu sagen, dass ich wirklich noch nie eine Strat hatte, bei der der Korpus dermaßen "mitarbeitet" beim Spielen - die oben erwähnten "Hummeln" treffen es ganz gut.
So dünn wie bei den Gibson Faded Modellen wirkt der Lack allerdings nicht. Das Holz kommt unter der Deckschicht noch nicht zum Vorschein.
 
Sehr schönes Review :) Bin auch Besitzer einer Highway One, in "blau" :D die genaue Bezeichnung kenne ich nicht für den Farbton. Jedenfalls auch Baujahr 2003. Habe diese allerdings erst seit 1-2 Monaten ... gebraucht gekauft, bin aber mega zufrieden! Habe meine für sagenhafte 350 € gekauft! Und die schaut nicht mal so mitgenommen aus, wie deine Rote ... wobei ich es persönlich viel geiler finde, wenn der Lack abgeht. Da werd ich die wohl noch ein wenig spielen müssen, künstlich schaut das furchtbar aus.

Leider waren bei mir von Anfang an nicht die Originalen Pickups drin ... sondern die Fender noiseless vintage. Die gehen aber glaube ich in eine ähnliche Richtung. Ich wollte aber eh die SSL-1 rein (Frusciante Fan) und bin jetzt zufriedener denn je.

Bei dieser Strat habe ich am Amp irgendwie ein viel besseres Spielgefühl, als bei anderen, sogar teureren Strats. Wie du schon gesagt hast, der Korpus "arbeitet irgendwie mit". Hammer Teil!
Die Rote gefällt mir auch sehr gut optisch. Diesen dünnen Lack finde ich sehr geil, die Maserung kommt noch ein wenig durch, gefällt mir sehr.

Die neueren Highway Ones kenne ich leider nicht. Ursprünglich wollte ich sogar so eine, wegen dem großem Headstock, mag ich ganz gern. Aber da hab ich zu dem Zeitpunkt keine gefunden.

Auf jeden Fall eine super Gitarre!
 
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350€ ist aber wirklich ein super Schnäppchen! Gratulation!
Ich wollte ursprünglich auch eine aus der zweiten Serie, mit dem größeren Headstock. Im Endeffekt bin ich aber froh, dass es eine aus der ersten Serie geworden ist.
Die ist, verglichen mit den hochgezüchteten, späteren Highway Ones, ein richtiges Urvieh.
Es ist zudem interessant, wie man nur durch eine dünnere Lackschicht, solch einen resonanten
Korpus hinbekommen kann.
Wie gesagt, ich hatte das bisher bei keiner Strat in der Weise.
Man merkt es schon wenn man auf den Korpus mit dem Fingerknöchel klopft,
dass sich da drin was "bewegt".

So hat Fender die erste Highway One Serie damals im Katalog beworben:

h2.jpg
Man beachte den letzten Satz: "Hand-made in Corona, Calif."


h1.jpg
 
Schönes Review schöne Gitarre:great:

Spiele auch schon seit einigen Jahren ne (07er?) Highway One. Also aus der letzten Serie.
Die "Relicen" ja recht schnell von dem her sehe ich die Gebrauchspuren an deiner als normal an.
Habe meine die Tage auch mal wieder vom Hacken genommen und werde dieses Jahr wohl auch mal die Pickupsuche in Angriff nehmen.
 
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Sag´mal, Soulagent, ist das die, zu der ich in einem Thread mal den ebay-Link geschickt habe?
 
Uff jeden Fall ist es die, zu der ich dereinst schröb: Wenn er die ned gleich nimmt, dann nehm' ichse... :)
 
Jo, Ihr habt sie mir empfohlen. Muss kurz vor Weihnachten gewesen sein.
 
Hey,

da es keinen richtigen Thread zu dieser Klampfe gibt, hätte ich ne Frage. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie auf Boden-Gitarrenständer schlecht reagiert, also der Lack abgeht. Nun habe ich im Zimmer allerdings Wandhalterungen. Eien davon ist speziell für Nitrolack, dort kommt aber bald eine Les Paul hin. Nun weiß ich bei der Highway One nicht, ob der Hals bzw. Kopf auch mit Nitrolack lackiert ist. Sonst hätte ich die in eine normale Wandhalterung gesteckt ...
 
Nun weiß ich bei der Highway One nicht, ob der Hals bzw. Kopf auch mit Nitrolack lackiert ist. Sonst hätte ich die in eine normale Wandhalterung gesteckt ...

Ist Polylack am Hals, Wandhalterung ist also kein Problem :)
 
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