Stratspieler
Helpful & Friendly User
Hallo,
hier stelle ich ihn vor, den Mwave The Bruzzler 30.2H.
Es handelt sich um einen preisgünstigen Amp, der in Fernost gefertigt wird und er bekommt hier Gelegenheit, sein Können zu zeigen.
Außen
Der Amp präsentiert sich schlicht und schnörkellos.
Das Tolex ist in allen Ecken und generell sauber und solide ausgeführt. Schutzecken aus Metall sind dabei - gut!
Nur vorn an den Unterkanten ist das Tolex, sagen wir mal, unvorteilhaft geschnitten, so dass man die Naht sieht. Die Frontbespannung ist sauber ausgeführt, ebenso das Kedering - hier wurde nur an einer Ecke unten rechts etwas geschludert - das hätte allerdings auch von mir sein können...
Der Bruzzler hat seinem Namen entsprechend ein Lüftungsblech oben (näää, Späßle gemacht...)
das fällt positiv auf, so dass die Röhrenabwärme gut entweichen kann; wie ich es in dieser Hinsicht generell positiv sehe, wenn die Röhren stehend und nicht hängend verbaut werden.
Schon beim Tragen des Amps fällt jedoch auf: Der Griff kann haptisch nicht überzeugen. Der Gummi ist viel zu weich und wabbelig. Man spürt durch den weichen Gummi unangenehm hindurch das Blech und es wird möglicherweise nicht lange dauern, dann ist das Blech durch den Gummi "durch". Langzeitqualität traue ich diesem Gummi nicht zu.
Netz- und Standbyschalter rasten hart und sicher, das ist kein Wackelzeugs. Die Potis gehen sahnig schwer, kein Grackelkram - gut! Die Schalter für Kanalwechsel und Bright liegen etwas eng, es geht aber noch und man kommt gut ran. Auffällt: Das Jewel ist nicht mit einer LED hinterlegt, sondern tatsächlich mit einem hundsordinären Glühlämpchen mit Schraubgewinde (kein Bajonett).
Soundphilosophie
Wir haben einen Zweikanaler vor uns mit Clean- und Drive-Channel, beide teilen sich die Bass-, Middle- und Trebleregelung sowie den Master- und Reverbregler. Die Lautstärkeregelung des Clean-Kanales geschieht über den Level-Regler. Für den Drive-Kanal wird das Volume mit dem Level-Regler eingestellt und der Zerrgrad wird mit Gain eingestellt. Die Anzeige der Kanäle geschieht mit LED. Witzig; erinnert mich irgendwie an die ersten "Homecomputer", die in der DDR dazumals Mitte der 80er herauskamen; die LEDs steckten da ebenfalls in diesen schwarzen Fassungen auf grauem Blech...
Die gemeinsame Klangregelung erlaubt noch ein Hinzuschalten des Höhengehaltes mit dem Bright-Schalter.
Rückseitig finden wir die Kaltgeräteeingangsbuchse mit der Sicherung, sowie die Speaker-Buchsen, 1x 8 Ohm oder 2x 16 Ohm oder 1x 16 Ohm. Hinzu kommt die Buchse für den nicht mitgelieferten Footswitch, mit dem man Channel und Reverb schalten kann, sowie Send- und Returnbuchse.
Schaut man sich also mal in Summe die Ausstattung hinsichtlich Regler und Buchsen an, immerhin ist ein FX mit dabei, so kann man angesichts dessen erst einmal nur anerkennend mit dem Kopf nicken, denn man führe sich einmal den Preis des Amps vor Augen. Ob das Innere mithalten kann?
Innen
Das Chassis sitzt sehr passgenau im Verstärkergehäuse drin. Die Bauelemente hocken auf einem 1,2mm-lackierten Stahlblech-Chassis, welches gefaltet, aber nicht verschweisst ist. Mich erwarten 2x 12AX7 mit Metallkappen abgeschirmt, 1x 12AT7, 2x 6L6. Alle Röhren kommen von Ruby.
Der Netztrafo, sowie der Ausgangsübertrager machen einen großzügig dimensionierten Eindruck. Das Reverbkabel wird durch eine rechteckigen Ausschnitt ins Chassis-Innere geführt; offenbar war hier mal etwas anderes vorgesehen. Scheuerprobleme dürfte es keine geben, denn das Reverbkabel ist mittels einer Schelle im Gehäuse befestigt. Das Gehäuse des Top besteht übrigens aus feinfaserigem MDF, der ca. 12 cm lange Reverb-Tank (Hersteller unbekannt) ist deckelseitig montiert. Unverständlich, dass man die Chinch-Buchsen zur Frontseite hin ausgerichtet hat; im Falle einer Reparatur muss man fummeln, um das Kabel zum Reverb-Tank abzuziehen. Umgedreht geht's viel einfacher, wenn die Chinchbuchsen zur Gehäuserückseite zeigen.
OK, werfen wir einen Blick auf die Platine:
Hinsichtlich der Verdrahtung und Isolierung des HV-Bereiches gibt es nichts zu beanstanden. Was ist das allerdings für ein gelbgrüner Draht, der in den Netztrafo führt???
Das habe ich so bislang noch nicht gesehen, m.E. ist hier gelbgrün und dessen gemeinsamer Anschluss an Masse sogar fraglich. Ziehen wir mal den Netztrafo zur Rate:
OK, da ich des Chinesischen mächtig bin *grins*, sehe ich einen E-Anschluss, den ich mit einem Pfeil markiert habe. Ich vermute, hier handelt es sich um eine Schutzisolierung, wie sie früher mal bei alten Radios Usus war (damals war es eine Schutzwicklung bzw. auch -folie). Aber inwieweit sie wirklich bei einem Amp erforderlich ist??? Übrigens sieht man auch gut die Daten des Ausgangsübertragers, wenn wir schon mal beim Chinesischen sind:
Man sieht, dass der netzteilseitige Bereich der Platine ziemlich zugekleistert ist mit Heißkleber, man hat es offensichtlich gut gemeint, die Becherelkos zu fixieren.
Der Bereich verrät: Links findet man zwei Trimmer, außerdem gehen von hier (rot markiert) der BIAS für die beiden 6L6 weg. Die Vorröhren werden anscheinend mit Gleichspannung geheizt, die beiden 6L6 mit 6,3 Volt Wechselspannung. Man erkennt eine Spannungsreglerschaltung, sowie zwei Feinsicherungen (die linke, die unter dem Kokelwiderstand liegt, ist durch die verdrillten Heizspannungsdrähte verdeckt) zur Absicherung der Anodenspannungen, sowie des Versorgungsteiles, welches die Spannungen für die DC-Heizung, sowie für die IC und Halbleiter bereitstellt. Außerdem finden wir auf der Platine Relais für die (übrigens völlig geräuschlos ablaufende) Kanalumschaltung. Auch diese müssen ja bekanntlich mit einer Spannung versorgt werden.
Für die Techniker ein paar Werte:
Vorröhren:
Uf = 6,0 Volt DC. Die Heizer sind parallelgeschaltet. Persönlich mag ich das Unterheizen gar nicht.
6L6:
Uf = 6,3 Volt AC
Ua = +444 Volt
Ug2 = +441 Volt
Ug1 = -41,2 Volt.
Die ICs... Auffällt eine relativ intensiv beschaltete Mimik mit zwei großen ICs und einem JRC4558. Wie? JRC4558? Moment mal, da war doch was...
Hier in diesem Amp? Was der wohl macht? Da schießen schnell die Gedanken durcheinander von wegen Tube Screamer, Ibanez TSA30, Klon, Verzerrer-Klon... wie -Klon???
Ich will hier keine "dummen Gedanken" und schon gar keine Spekulationen äußern. Es scheint bei diesem Amp so zu sein, dass offenbar die Zerre mittels des JRC4558 generiert wird. Sie klingt auch relativ gefällig im Vergleich zum eher diffizil einzustellenden Clean-Kanal, wie der Test noch zeigen wird. Wir wollen mal überlegen: Wieviel Vorröhren hat der Amp? Die 12AT7 macht den PI und die beiden 12AX7 machen die Vorverstärkung für den cleanen Ton straigh ahead. Bleibt also nicht mehr viel übrig und so vermute ich, dass der Reverb vom Clean- bzw. Drive-Kanal abgezweigt, mittels Halbleiter verstärkt wird und vor der PI wieder zugeführt wird. Zerre mit übersteuernden Röhren als solche? Wohl kaum.
Außerdem schalten (im Gegensatz z.B. zum Bugera V55, wo es beim Ein- und Ausstöpseln im Speaker richtig knallt) die Send- und insbesondere die Return-Buchsen völlig geräuschlos - sicherlich auch hier der Halbleitertechnik geschuldet, die man auf der Platine findet.
Also können wir in Summe konstatieren: Ton clean geradeaus via Röhre, Ton gezerrt umgeschaltet via JRC4558, Reverb mittels Halbleiter und Federhall, alles zusammen wieder zur Röhre und von da aus in die Endstufe. Passen täte auch ein gedankliches Blockschaltbild des Ibanez TSA30, nur dass unser Bruzzler zusätzlich einen Reverb mit an Bord hat, aber diesen gedanklichen Faden spinne ich jetzt einfach mal nicht weiter und außerdem habe ich auch kein Manual des Bruzzlers zur Hand, aus dem man ein Blockschaltbild entnehmen könnte.
Die Frage aller Fragen - wie klingt es denn nun?
Der Amp soll im Test an einer halboffenen 1x12" - Box mit einem Celestion V30 aufspielen. Falls jetzt jemand angesichts des Speakers die Nase rümpft: Der Bekanntheitsgrad des Speakers ist eben groß. Und auch der Bruzzler-Combo wird übrigens mit diesem Speaker ausgeliefert. Mein V30 ist alt und eingespielt. Meine Strat ist mit L***-Pickups ausgestattet. Weiche Charakteristik, relativ hoher Output, kein Eierschneider.
Einschalten: Die rote Jewel leuchtet auf, ebenso die LED des vormals eingestellten Kanales (grün Clean, rot Drive), sowie die gelbe LED neben dem Master. Inweiweit diese LED erforderlich ist oder nicht (Reverb On oder Off via Fußschalter) konnte ich nicht testen.
OK, mal alle Regler auf 12 und lauschen: Rauschen und/oder Nebengeräusche halten sich in sehr dezenten Grenzen - das erweckt schon mal grundsätzlich ein anerkennendes Kopfnicken; die Kenner unter Euch wissen, dass ich Nebengeräusche nicht wirklich ab kann. Selbst bei Stellung der Regler auf 2 Uhr ist hier clean alles soweit in Ordnung. Im Drive-Channel erhöht sich sinnigerweise der Rauschpegel, aber dennoch gibt es keinen Grund zur Sorge. Alles gut!
Schaltet man den Amp nicht mit dem Standby-Schalter aus, sondern gleich mit dem Powerswitch, so klackt im Innern hörbar ein Relais.
Singlecoils
Clean:
Alle Regler auf 12, Bright Off, Reverb Off:
Es kommt ein sehr unangenehmer Ton, egal ob Chord oder Einzelton. Was ist denn das? Das klingt, nein, das schneidet förmlich wie ein Eierscheider mitten hindurch. Hallo??? Ok, also erst einmal den Treble-Regler zugedreht. Mannomann, da ist mir immer noch zuviel Schnitt drin... Ich drehe den Trebleregler der Strat halb zu. OK, ab jetzt kann man von einem halbwegs erträglichen Ton sprechen... Aber wo ist der Bass, wo sind Mitten? Wo ist das, was man so schön "Eier" im Ton nennt, also das, was einen fetten Stratton z.B. am Neck ausmacht, dieses fette "ÜÜÜÜ"?
Ich wage es gar nicht, schalte aber dennoch Bright auf On. Und es geht in die gefühlte Richtung Ohrenbluten... Die ohnehin schon glasig-spitzen Höhen werden so dermaßen verstärkt, dass es schon fast weh tut. Bright On und Strat und alle Regler auf 12 geht also erst einmal gar nicht. Ich habe das auch an einer Box ausprobiert, in der mein WGS Invader arbeitet, also ein Speaker, dem man hinsichtlich Höhenwiedergabe keine Zahmheit attestieren kann. Unmöglich, die Höhen gehen in Richtung Schmerzgrenze.
Drive:
Alle Regler auf 12, Bright Off, Reverb Off:
Clean ist hier nicht möglich, es geht schon mit Crunch los. Die Höhenlastigkeit ist abgeschwächt. Wenn überhaupt, so kann man hier von so etwas wie einem Ton sprechen, der akzeptabel ist. Es ist von Crunch bis sattem Zerren alles einstellbar. Der Amp kann richtig laut, richtig auf die 12, wenn es sein muss. Der Klang ist nicht vintage - er ist agressiv-spitz. Texas-Blues á la SRV oder Lynard Skynard lassen entfernt grüßen. Klingt gar ned mal so schlecht, aber mit allen Reglern auf der 12 geht's dennoch so nicht wirklich.
Und schaltet man nun wieder auf Clean um - die Höhen sind so extrem unangenehm knallend, sobald man auch nur einen Ticken perkussiv anschlägt, dass sich die Fußnägel aufrollen. Komisch, ich weiß nicht warum, aber mir drängt sich unweigerlich der Vergleich eines Knallfunkensenders auf...
- -
Irgendetwas stimmt mit dem Tonestack nicht.
Offenbar ist die Abstimmung der Regler hinsichtlich dessen Wirkung nicht gelungen.
- -
Also gehe zurück auf Los, ziehe nicht DM 4000,- ein oder so: Auseinandersetzen mit dem Tonestack des Bruzzlers. Was machen die Regler eigentlich, welche Wirkung haben sie? Ich habe das getestet.
Bass: Er wirkt eher wie ein Schalter. Auf Stellung 7 Uhr, also Null, ist der Bass raus. Dreht man den Regler auf, so setzt ab etwa 8 Uhr die Basswirkung ein - nimmt aber über den gesamten Reglerweg nicht weiter oder nur noch sehr wenig zu.
Treble: schrieb ich schon. Höhen, Höhen und nochmals Höhen, die erst bei Stellung Null (!) des Reglers abebben - für mich mit einer Strat die einzig brauchbare Reglerstellung.
Middle: Und dieser Regler entpuppte sich als erstaunenswert oder als Retter - wie man's nimmt. Ein großer Einfluss auf Mittenfrequenzen ist nicht wirklich hörbar. Aber dreht man den Regler gegen Null (Stellung 7 Uhr), so wirkt er plötzlich ab Stellung 10 Uhr als Höhenblende! Und genau hier erst findet man einen Bereich, mit dem man nicht nur arbeiten kann, sondern mit dieser Reglerstellung, wie auf dem Foto gezeigt
habe ich eine Einstellung gefunden, mit der man dem Amp plötzlich etwas entlocken kann, wo man durchaus nicht nur von einem relativ weichen und fülligen Ton sprechen kann, sondern hier kann man dem Bruzzler tatsächlich einen Sound abgewinnen! Egal, ob Drive oder Clean, egal, ob Bright On oder Off - spielt man den Bruzzler mit einer Strat, deren Toneregler nur halb aufgedreht ist (!) - das klingt jetzt plötzlich annehmbar.
Jaa, ok, es fehlt immer noch etwas, was man Charakter oder Dynamik nennen kann. Es fehlt auch der süße, verführerische Mittenbauch im Ton, den man von höherpreisigen Amps kennt. Aber jetzt ist etwas da, was sich hören lassen kann und nun beginnt der Amp angesichts seines Preises endlich Spaß zu machen.
Jetzt gelingt auch mit einer passenden Kombination von Level und Gain das klanggerechte Umschalten der Kanäle und man hat zwei Sounds zur Verfügung, die klanglich aufeinander abgestimmt sind.
In beiden Kanälen ist jetzt in Verbindung mit Level und Gain mit einer Stratocaster sowohl ein guter Zerrsound als auch ein volumemäßig angepasster Cleansound drin. Abstriche sind da, aber Quack und Schmatzen der Gitarre sind andeutbar zu hören. Wie schon geschrieben: Jetzt geht das von SRV über Lynard Skynard bei vorsichtiger (!) Dosierung des Treble-Reglers, so dass es einem ganz schön die Tassen aus dem Schrank fegen kann, wie ich immer so schön schreibe. Das alles geht auch im Wohnzimmer bei zurückhaltenden Nebengeräuschen. Scoopt man mit dem Bassregler, sofern möglich, dann geht das auch vorsichtig angedeutet in Richtung Böse Jungs.
Der Reverb ist zwar angesichts seiner Federn klein, lässt sich aber gut und hörbar abstimmen. Surf-Orgien sind natürlich nicht möglich, ein dezentes und geschmackvolles Feder-Verhallen ist aber durchaus drin.
Ich musste mich bei diesem Amp von der Vorstellung loslösen, dass der Mitten-Regler die Mitten beeinflusst. Tut er nicht. Er ist das eigentlich wichtende Organ, er entscheidet in einem schmalen Grat zwischen 7 Uhr und 10 Uhr zwischen Top oder Ohrenbluten, um es mal spitz zu formulieren. Die gewollte oder ungewollte eigenartige Interaktion zwischen den Reglern bzw. deren Wirkungsweise sorgt für diese Feststellung.
Der Amp hat einen sehr perkussiven Charakter. Spielt man eine etwas knalligere Strat, so wird dieses Knallige gnadenlos mit übertragen und man tut gut daran, sich nicht nur zu erinnern, dass eine Stratocaster einen Höhenregler hat...
Humbucker
Clean:
Angestöpselt ist meine Gibson Les Paul Standard mit ihren Burstbuckern. Und sie stimmten die Drommeten, hehe...
Unter der Voraussetzung, dass das Tonestack so eingestellt ist, wie beschrieben, klingt die Les Paul clean relativ ausgewogen. Nur dass hier natürlich der wuchtige Ton zum Tragen kommt. Und schon ist auch hier dieses Perkussive noch mehr zu hören und man sollte sehr vorsichtig mit dem Mittenregler als Höhenblende dosieren. Will sagen, auch hier ändert sich diese seltsame Charakteristik des Tonestacks nicht (ok, woher auch). Den Bright-Schalter braucht man nicht, denn sonst wird es selbst mit den Humbuckern sehr schnell spitz im Ton. Schlägt man bewusst agressiv-perkussiv an, so knallt der Amp die Töne regelrecht heraus.
Drive:
Es geht im Ton relativ gefällig zur Sache. Je nach vorsichtiger Einstellung am Tonestack sind von classischem Rock bis hin zum AC/DC-Brett alles drin, wobei man mit dem Gain-Regler vorsichtig sein sollte - dreht man ihn zu weit auf, so geht es bis hin zu fuzzig-sägig bei Vollanschlag.
Hier ist eine gute Kombination von Gain- und Level-Regler angesagt: Gain nicht zu weit auf, vielleicht bis 12 Uhr, Rest mit Level und Volume. Man kriegt brauchbare Sounds hin und kann abrocken; richtig amtlich klingt's allerdings nicht, Spaß macht es dennoch! Den Reverb kann man clean als auch gezerrt geschmackvoll dazu dosieren, ohne, dass er zu aufdringlich wirkt. Man kann ihn aber auch weglassen.
FX-Weg
Send- und Return laufen einwandfrei, das Ursprungssignal wird nicht verfälscht oder im Pegel geändert.
Was bleibt unter'm Strich?
Es ist sicherlich kein Amp, der einem ein "Wow" oder "Boay ey" entlockt. Ein preislich grob vergleichbarer Bugera V55 klingt anders, mehr nach Vintage. Ein Excelsior klingt dagegen regelrecht gepflegt mit Charakter, um einfach mal zwei nicht ganz Unbekannte zu nennen, die mir da spontan und ganz zufällig einfallen...
Der Bruzzler hat seinen eigenen Ton, er schminkt sich nicht mit 7ender, VOX oder Marshall. Er ist ein ordentlich verarbeiteter Röhrenamp mit einem Tonestack, welches einen relativ ungewohnten Wirkbereich hat, den man m.E. nur sehr eingeschränkt nutzen kann. Hat man diesen einmal eingestellt, so gelingen zwar keine amtlichen, aber durchaus machbare, allerdings perkussive Sounds, die bei unbedachter Reglereinstellung sowohl im Clean- als auch im Zerrbereich schnell in Richtung Knallig gehen. Im Zerrbereich ist zur Soundformung ein nicht ganz unbekannter Schaltkreis beteiligt. Ein Federhall ist mit dabei. Angesichts des Preises kann man zwar nicht viel falsch machen, ich würde aber wenigstens das Tonestack überarbeiten lassen.
Mein besonderer Dank gilt Martin Hornauer von Music-Station, der mir den Amp auf meine Anfrage hin für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt hat.
Gruß Michael
hier stelle ich ihn vor, den Mwave The Bruzzler 30.2H.
Es handelt sich um einen preisgünstigen Amp, der in Fernost gefertigt wird und er bekommt hier Gelegenheit, sein Können zu zeigen.
Außen
Der Amp präsentiert sich schlicht und schnörkellos.
Das Tolex ist in allen Ecken und generell sauber und solide ausgeführt. Schutzecken aus Metall sind dabei - gut!
Nur vorn an den Unterkanten ist das Tolex, sagen wir mal, unvorteilhaft geschnitten, so dass man die Naht sieht. Die Frontbespannung ist sauber ausgeführt, ebenso das Kedering - hier wurde nur an einer Ecke unten rechts etwas geschludert - das hätte allerdings auch von mir sein können...
Der Bruzzler hat seinem Namen entsprechend ein Lüftungsblech oben (näää, Späßle gemacht...)
das fällt positiv auf, so dass die Röhrenabwärme gut entweichen kann; wie ich es in dieser Hinsicht generell positiv sehe, wenn die Röhren stehend und nicht hängend verbaut werden.
Schon beim Tragen des Amps fällt jedoch auf: Der Griff kann haptisch nicht überzeugen. Der Gummi ist viel zu weich und wabbelig. Man spürt durch den weichen Gummi unangenehm hindurch das Blech und es wird möglicherweise nicht lange dauern, dann ist das Blech durch den Gummi "durch". Langzeitqualität traue ich diesem Gummi nicht zu.
Netz- und Standbyschalter rasten hart und sicher, das ist kein Wackelzeugs. Die Potis gehen sahnig schwer, kein Grackelkram - gut! Die Schalter für Kanalwechsel und Bright liegen etwas eng, es geht aber noch und man kommt gut ran. Auffällt: Das Jewel ist nicht mit einer LED hinterlegt, sondern tatsächlich mit einem hundsordinären Glühlämpchen mit Schraubgewinde (kein Bajonett).
Soundphilosophie
Wir haben einen Zweikanaler vor uns mit Clean- und Drive-Channel, beide teilen sich die Bass-, Middle- und Trebleregelung sowie den Master- und Reverbregler. Die Lautstärkeregelung des Clean-Kanales geschieht über den Level-Regler. Für den Drive-Kanal wird das Volume mit dem Level-Regler eingestellt und der Zerrgrad wird mit Gain eingestellt. Die Anzeige der Kanäle geschieht mit LED. Witzig; erinnert mich irgendwie an die ersten "Homecomputer", die in der DDR dazumals Mitte der 80er herauskamen; die LEDs steckten da ebenfalls in diesen schwarzen Fassungen auf grauem Blech...
Die gemeinsame Klangregelung erlaubt noch ein Hinzuschalten des Höhengehaltes mit dem Bright-Schalter.
Rückseitig finden wir die Kaltgeräteeingangsbuchse mit der Sicherung, sowie die Speaker-Buchsen, 1x 8 Ohm oder 2x 16 Ohm oder 1x 16 Ohm. Hinzu kommt die Buchse für den nicht mitgelieferten Footswitch, mit dem man Channel und Reverb schalten kann, sowie Send- und Returnbuchse.
Schaut man sich also mal in Summe die Ausstattung hinsichtlich Regler und Buchsen an, immerhin ist ein FX mit dabei, so kann man angesichts dessen erst einmal nur anerkennend mit dem Kopf nicken, denn man führe sich einmal den Preis des Amps vor Augen. Ob das Innere mithalten kann?
Innen
Das Chassis sitzt sehr passgenau im Verstärkergehäuse drin. Die Bauelemente hocken auf einem 1,2mm-lackierten Stahlblech-Chassis, welches gefaltet, aber nicht verschweisst ist. Mich erwarten 2x 12AX7 mit Metallkappen abgeschirmt, 1x 12AT7, 2x 6L6. Alle Röhren kommen von Ruby.
Der Netztrafo, sowie der Ausgangsübertrager machen einen großzügig dimensionierten Eindruck. Das Reverbkabel wird durch eine rechteckigen Ausschnitt ins Chassis-Innere geführt; offenbar war hier mal etwas anderes vorgesehen. Scheuerprobleme dürfte es keine geben, denn das Reverbkabel ist mittels einer Schelle im Gehäuse befestigt. Das Gehäuse des Top besteht übrigens aus feinfaserigem MDF, der ca. 12 cm lange Reverb-Tank (Hersteller unbekannt) ist deckelseitig montiert. Unverständlich, dass man die Chinch-Buchsen zur Frontseite hin ausgerichtet hat; im Falle einer Reparatur muss man fummeln, um das Kabel zum Reverb-Tank abzuziehen. Umgedreht geht's viel einfacher, wenn die Chinchbuchsen zur Gehäuserückseite zeigen.
OK, werfen wir einen Blick auf die Platine:
Hinsichtlich der Verdrahtung und Isolierung des HV-Bereiches gibt es nichts zu beanstanden. Was ist das allerdings für ein gelbgrüner Draht, der in den Netztrafo führt???
Das habe ich so bislang noch nicht gesehen, m.E. ist hier gelbgrün und dessen gemeinsamer Anschluss an Masse sogar fraglich. Ziehen wir mal den Netztrafo zur Rate:
OK, da ich des Chinesischen mächtig bin *grins*, sehe ich einen E-Anschluss, den ich mit einem Pfeil markiert habe. Ich vermute, hier handelt es sich um eine Schutzisolierung, wie sie früher mal bei alten Radios Usus war (damals war es eine Schutzwicklung bzw. auch -folie). Aber inwieweit sie wirklich bei einem Amp erforderlich ist??? Übrigens sieht man auch gut die Daten des Ausgangsübertragers, wenn wir schon mal beim Chinesischen sind:
Man sieht, dass der netzteilseitige Bereich der Platine ziemlich zugekleistert ist mit Heißkleber, man hat es offensichtlich gut gemeint, die Becherelkos zu fixieren.
Der Bereich verrät: Links findet man zwei Trimmer, außerdem gehen von hier (rot markiert) der BIAS für die beiden 6L6 weg. Die Vorröhren werden anscheinend mit Gleichspannung geheizt, die beiden 6L6 mit 6,3 Volt Wechselspannung. Man erkennt eine Spannungsreglerschaltung, sowie zwei Feinsicherungen (die linke, die unter dem Kokelwiderstand liegt, ist durch die verdrillten Heizspannungsdrähte verdeckt) zur Absicherung der Anodenspannungen, sowie des Versorgungsteiles, welches die Spannungen für die DC-Heizung, sowie für die IC und Halbleiter bereitstellt. Außerdem finden wir auf der Platine Relais für die (übrigens völlig geräuschlos ablaufende) Kanalumschaltung. Auch diese müssen ja bekanntlich mit einer Spannung versorgt werden.
Für die Techniker ein paar Werte:
Vorröhren:
Uf = 6,0 Volt DC. Die Heizer sind parallelgeschaltet. Persönlich mag ich das Unterheizen gar nicht.
6L6:
Uf = 6,3 Volt AC
Ua = +444 Volt
Ug2 = +441 Volt
Ug1 = -41,2 Volt.
Die ICs... Auffällt eine relativ intensiv beschaltete Mimik mit zwei großen ICs und einem JRC4558. Wie? JRC4558? Moment mal, da war doch was...
Hier in diesem Amp? Was der wohl macht? Da schießen schnell die Gedanken durcheinander von wegen Tube Screamer, Ibanez TSA30, Klon, Verzerrer-Klon... wie -Klon???
Ich will hier keine "dummen Gedanken" und schon gar keine Spekulationen äußern. Es scheint bei diesem Amp so zu sein, dass offenbar die Zerre mittels des JRC4558 generiert wird. Sie klingt auch relativ gefällig im Vergleich zum eher diffizil einzustellenden Clean-Kanal, wie der Test noch zeigen wird. Wir wollen mal überlegen: Wieviel Vorröhren hat der Amp? Die 12AT7 macht den PI und die beiden 12AX7 machen die Vorverstärkung für den cleanen Ton straigh ahead. Bleibt also nicht mehr viel übrig und so vermute ich, dass der Reverb vom Clean- bzw. Drive-Kanal abgezweigt, mittels Halbleiter verstärkt wird und vor der PI wieder zugeführt wird. Zerre mit übersteuernden Röhren als solche? Wohl kaum.
Außerdem schalten (im Gegensatz z.B. zum Bugera V55, wo es beim Ein- und Ausstöpseln im Speaker richtig knallt) die Send- und insbesondere die Return-Buchsen völlig geräuschlos - sicherlich auch hier der Halbleitertechnik geschuldet, die man auf der Platine findet.
Also können wir in Summe konstatieren: Ton clean geradeaus via Röhre, Ton gezerrt umgeschaltet via JRC4558, Reverb mittels Halbleiter und Federhall, alles zusammen wieder zur Röhre und von da aus in die Endstufe. Passen täte auch ein gedankliches Blockschaltbild des Ibanez TSA30, nur dass unser Bruzzler zusätzlich einen Reverb mit an Bord hat, aber diesen gedanklichen Faden spinne ich jetzt einfach mal nicht weiter und außerdem habe ich auch kein Manual des Bruzzlers zur Hand, aus dem man ein Blockschaltbild entnehmen könnte.
Die Frage aller Fragen - wie klingt es denn nun?
Der Amp soll im Test an einer halboffenen 1x12" - Box mit einem Celestion V30 aufspielen. Falls jetzt jemand angesichts des Speakers die Nase rümpft: Der Bekanntheitsgrad des Speakers ist eben groß. Und auch der Bruzzler-Combo wird übrigens mit diesem Speaker ausgeliefert. Mein V30 ist alt und eingespielt. Meine Strat ist mit L***-Pickups ausgestattet. Weiche Charakteristik, relativ hoher Output, kein Eierschneider.
Einschalten: Die rote Jewel leuchtet auf, ebenso die LED des vormals eingestellten Kanales (grün Clean, rot Drive), sowie die gelbe LED neben dem Master. Inweiweit diese LED erforderlich ist oder nicht (Reverb On oder Off via Fußschalter) konnte ich nicht testen.
OK, mal alle Regler auf 12 und lauschen: Rauschen und/oder Nebengeräusche halten sich in sehr dezenten Grenzen - das erweckt schon mal grundsätzlich ein anerkennendes Kopfnicken; die Kenner unter Euch wissen, dass ich Nebengeräusche nicht wirklich ab kann. Selbst bei Stellung der Regler auf 2 Uhr ist hier clean alles soweit in Ordnung. Im Drive-Channel erhöht sich sinnigerweise der Rauschpegel, aber dennoch gibt es keinen Grund zur Sorge. Alles gut!
Schaltet man den Amp nicht mit dem Standby-Schalter aus, sondern gleich mit dem Powerswitch, so klackt im Innern hörbar ein Relais.
Singlecoils
Clean:
Alle Regler auf 12, Bright Off, Reverb Off:
Es kommt ein sehr unangenehmer Ton, egal ob Chord oder Einzelton. Was ist denn das? Das klingt, nein, das schneidet förmlich wie ein Eierscheider mitten hindurch. Hallo??? Ok, also erst einmal den Treble-Regler zugedreht. Mannomann, da ist mir immer noch zuviel Schnitt drin... Ich drehe den Trebleregler der Strat halb zu. OK, ab jetzt kann man von einem halbwegs erträglichen Ton sprechen... Aber wo ist der Bass, wo sind Mitten? Wo ist das, was man so schön "Eier" im Ton nennt, also das, was einen fetten Stratton z.B. am Neck ausmacht, dieses fette "ÜÜÜÜ"?
Ich wage es gar nicht, schalte aber dennoch Bright auf On. Und es geht in die gefühlte Richtung Ohrenbluten... Die ohnehin schon glasig-spitzen Höhen werden so dermaßen verstärkt, dass es schon fast weh tut. Bright On und Strat und alle Regler auf 12 geht also erst einmal gar nicht. Ich habe das auch an einer Box ausprobiert, in der mein WGS Invader arbeitet, also ein Speaker, dem man hinsichtlich Höhenwiedergabe keine Zahmheit attestieren kann. Unmöglich, die Höhen gehen in Richtung Schmerzgrenze.
Drive:
Alle Regler auf 12, Bright Off, Reverb Off:
Clean ist hier nicht möglich, es geht schon mit Crunch los. Die Höhenlastigkeit ist abgeschwächt. Wenn überhaupt, so kann man hier von so etwas wie einem Ton sprechen, der akzeptabel ist. Es ist von Crunch bis sattem Zerren alles einstellbar. Der Amp kann richtig laut, richtig auf die 12, wenn es sein muss. Der Klang ist nicht vintage - er ist agressiv-spitz. Texas-Blues á la SRV oder Lynard Skynard lassen entfernt grüßen. Klingt gar ned mal so schlecht, aber mit allen Reglern auf der 12 geht's dennoch so nicht wirklich.
Und schaltet man nun wieder auf Clean um - die Höhen sind so extrem unangenehm knallend, sobald man auch nur einen Ticken perkussiv anschlägt, dass sich die Fußnägel aufrollen. Komisch, ich weiß nicht warum, aber mir drängt sich unweigerlich der Vergleich eines Knallfunkensenders auf...
- -
Irgendetwas stimmt mit dem Tonestack nicht.
Offenbar ist die Abstimmung der Regler hinsichtlich dessen Wirkung nicht gelungen.
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Also gehe zurück auf Los, ziehe nicht DM 4000,- ein oder so: Auseinandersetzen mit dem Tonestack des Bruzzlers. Was machen die Regler eigentlich, welche Wirkung haben sie? Ich habe das getestet.
Bass: Er wirkt eher wie ein Schalter. Auf Stellung 7 Uhr, also Null, ist der Bass raus. Dreht man den Regler auf, so setzt ab etwa 8 Uhr die Basswirkung ein - nimmt aber über den gesamten Reglerweg nicht weiter oder nur noch sehr wenig zu.
Treble: schrieb ich schon. Höhen, Höhen und nochmals Höhen, die erst bei Stellung Null (!) des Reglers abebben - für mich mit einer Strat die einzig brauchbare Reglerstellung.
Middle: Und dieser Regler entpuppte sich als erstaunenswert oder als Retter - wie man's nimmt. Ein großer Einfluss auf Mittenfrequenzen ist nicht wirklich hörbar. Aber dreht man den Regler gegen Null (Stellung 7 Uhr), so wirkt er plötzlich ab Stellung 10 Uhr als Höhenblende! Und genau hier erst findet man einen Bereich, mit dem man nicht nur arbeiten kann, sondern mit dieser Reglerstellung, wie auf dem Foto gezeigt
habe ich eine Einstellung gefunden, mit der man dem Amp plötzlich etwas entlocken kann, wo man durchaus nicht nur von einem relativ weichen und fülligen Ton sprechen kann, sondern hier kann man dem Bruzzler tatsächlich einen Sound abgewinnen! Egal, ob Drive oder Clean, egal, ob Bright On oder Off - spielt man den Bruzzler mit einer Strat, deren Toneregler nur halb aufgedreht ist (!) - das klingt jetzt plötzlich annehmbar.
Jaa, ok, es fehlt immer noch etwas, was man Charakter oder Dynamik nennen kann. Es fehlt auch der süße, verführerische Mittenbauch im Ton, den man von höherpreisigen Amps kennt. Aber jetzt ist etwas da, was sich hören lassen kann und nun beginnt der Amp angesichts seines Preises endlich Spaß zu machen.
Jetzt gelingt auch mit einer passenden Kombination von Level und Gain das klanggerechte Umschalten der Kanäle und man hat zwei Sounds zur Verfügung, die klanglich aufeinander abgestimmt sind.
In beiden Kanälen ist jetzt in Verbindung mit Level und Gain mit einer Stratocaster sowohl ein guter Zerrsound als auch ein volumemäßig angepasster Cleansound drin. Abstriche sind da, aber Quack und Schmatzen der Gitarre sind andeutbar zu hören. Wie schon geschrieben: Jetzt geht das von SRV über Lynard Skynard bei vorsichtiger (!) Dosierung des Treble-Reglers, so dass es einem ganz schön die Tassen aus dem Schrank fegen kann, wie ich immer so schön schreibe. Das alles geht auch im Wohnzimmer bei zurückhaltenden Nebengeräuschen. Scoopt man mit dem Bassregler, sofern möglich, dann geht das auch vorsichtig angedeutet in Richtung Böse Jungs.
Der Reverb ist zwar angesichts seiner Federn klein, lässt sich aber gut und hörbar abstimmen. Surf-Orgien sind natürlich nicht möglich, ein dezentes und geschmackvolles Feder-Verhallen ist aber durchaus drin.
Ich musste mich bei diesem Amp von der Vorstellung loslösen, dass der Mitten-Regler die Mitten beeinflusst. Tut er nicht. Er ist das eigentlich wichtende Organ, er entscheidet in einem schmalen Grat zwischen 7 Uhr und 10 Uhr zwischen Top oder Ohrenbluten, um es mal spitz zu formulieren. Die gewollte oder ungewollte eigenartige Interaktion zwischen den Reglern bzw. deren Wirkungsweise sorgt für diese Feststellung.
Der Amp hat einen sehr perkussiven Charakter. Spielt man eine etwas knalligere Strat, so wird dieses Knallige gnadenlos mit übertragen und man tut gut daran, sich nicht nur zu erinnern, dass eine Stratocaster einen Höhenregler hat...
Humbucker
Clean:
Angestöpselt ist meine Gibson Les Paul Standard mit ihren Burstbuckern. Und sie stimmten die Drommeten, hehe...
Unter der Voraussetzung, dass das Tonestack so eingestellt ist, wie beschrieben, klingt die Les Paul clean relativ ausgewogen. Nur dass hier natürlich der wuchtige Ton zum Tragen kommt. Und schon ist auch hier dieses Perkussive noch mehr zu hören und man sollte sehr vorsichtig mit dem Mittenregler als Höhenblende dosieren. Will sagen, auch hier ändert sich diese seltsame Charakteristik des Tonestacks nicht (ok, woher auch). Den Bright-Schalter braucht man nicht, denn sonst wird es selbst mit den Humbuckern sehr schnell spitz im Ton. Schlägt man bewusst agressiv-perkussiv an, so knallt der Amp die Töne regelrecht heraus.
Drive:
Es geht im Ton relativ gefällig zur Sache. Je nach vorsichtiger Einstellung am Tonestack sind von classischem Rock bis hin zum AC/DC-Brett alles drin, wobei man mit dem Gain-Regler vorsichtig sein sollte - dreht man ihn zu weit auf, so geht es bis hin zu fuzzig-sägig bei Vollanschlag.
Hier ist eine gute Kombination von Gain- und Level-Regler angesagt: Gain nicht zu weit auf, vielleicht bis 12 Uhr, Rest mit Level und Volume. Man kriegt brauchbare Sounds hin und kann abrocken; richtig amtlich klingt's allerdings nicht, Spaß macht es dennoch! Den Reverb kann man clean als auch gezerrt geschmackvoll dazu dosieren, ohne, dass er zu aufdringlich wirkt. Man kann ihn aber auch weglassen.
FX-Weg
Send- und Return laufen einwandfrei, das Ursprungssignal wird nicht verfälscht oder im Pegel geändert.
Was bleibt unter'm Strich?
Es ist sicherlich kein Amp, der einem ein "Wow" oder "Boay ey" entlockt. Ein preislich grob vergleichbarer Bugera V55 klingt anders, mehr nach Vintage. Ein Excelsior klingt dagegen regelrecht gepflegt mit Charakter, um einfach mal zwei nicht ganz Unbekannte zu nennen, die mir da spontan und ganz zufällig einfallen...
Der Bruzzler hat seinen eigenen Ton, er schminkt sich nicht mit 7ender, VOX oder Marshall. Er ist ein ordentlich verarbeiteter Röhrenamp mit einem Tonestack, welches einen relativ ungewohnten Wirkbereich hat, den man m.E. nur sehr eingeschränkt nutzen kann. Hat man diesen einmal eingestellt, so gelingen zwar keine amtlichen, aber durchaus machbare, allerdings perkussive Sounds, die bei unbedachter Reglereinstellung sowohl im Clean- als auch im Zerrbereich schnell in Richtung Knallig gehen. Im Zerrbereich ist zur Soundformung ein nicht ganz unbekannter Schaltkreis beteiligt. Ein Federhall ist mit dabei. Angesichts des Preises kann man zwar nicht viel falsch machen, ich würde aber wenigstens das Tonestack überarbeiten lassen.
Mein besonderer Dank gilt Martin Hornauer von Music-Station, der mir den Amp auf meine Anfrage hin für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt hat.
Gruß Michael
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