digitalpig
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Hallo zusammen,
wie einige von euch mitbekommen haben, war ich einer der drei glücklichen Gewinner des großen Weihnachtsgewinnspieles 2013. An dieser Stelle nochmals meinen Dank an die Boardbetreiber für dieses tolle Gewinnspiel.
Die Vorgeschichte
Auf meinem eingereichten Wunschzettel fanden sich damals zwei Artikel. Zum einen ein Fender Bronco Bassverstärker und zum anderen eine Gibson Les Paul Studio 50s Tribute in Vintage Sunburst. Nun war es aber so, dass zum Zeitpunkt der Auslosung die Gitarre bei thomann leider nicht mehr vorrätig war und der Liefertermin immer wieder nach hinten verschoben wurde; es war nicht mal mehr abzusehen, ob dieses Modell überhaupt nochmal verfügbar sein würde, da es sich ja um ein Modell des Jahres 2013 und somit quasi schon ein Auslaufmodell handelte.
Also was tun?
Die Regeln besagten, dass es für den Gewinner in einem solchen Fall entweder "abwarten"; oder "umdisponieren"; heißt. In den allgemeinen Regeln zum Gewinnspiel stand außerdem, dass man ggf. den Gewinn auch als Anzahlung für ein teureres Modell nutzen könne und man die Differenz dann eben aus eigener Tasche zahlen muss. Nach unzähligen Stunden im thomann-Onlineshop und einigen schlaflosen Nächten hatte ich mich dann entschieden: Ich würde den Gewinn nun als Anzahlung für ein "größeres"; Modell nehmen, dass ich mir sonst wohl nie gekauft hätte. (Den oben erwähnten Bass-Amp habe ich natürlich trotzdem auf dem Einkaufszettel gelassen, der war ja zu meiner Freude immer noch lieferbar)
Die Wahl der Gitarre
Es sollte eine Gibson Les Paul Slash Vermillion werden! Warum es ausgerechnet dieses Modell sein sollte: Ich bin mit einer Les Paul groß geworden, habe seit Ewigkeiten eine alte 79er Les Paul Custom. Tolles Teil, von dem ich mich auch aus sentimentalen Gründen niemals trennen werde, aber a) sauschwer, b) mit quasi nicht vorhandenen Bünden (sie heißt nicht umsonst auch "fretless wonder" und c) klingt sie recht schwer und dunkel, was mir nicht immer so gut gefällt. Ich habe vor einigen Jahren dann begonnen, eine Les Paul zu suchen, die diese drei Kriterien Gewicht, Bespielbarkeit und Klang in einen für mich angenehmen Bereich rückt und sie optimalerweise auch noch mit einer schicken Optik paart. Bislang leider ohne Erfolg, wobei es meist am Gewicht oder am Klang scheiterte.
Von der Konstruktion her sollte meine Les Paul möglichst klassisch sein, aber auch gerne schon ein paar sinnvolle Upgrades mitbringen. Die Vermillion basiert im Prinzip auf der Les Paul Traditional, was bedeutet, dass sie kein Chambering hat, dafür aber weight relief, die sogenannten Käselöcher zur Gewichtsreduzierung. Ein Griffbrett aus Palisander hat sie auch und das Slash-Halsprofil ist kein dicker Prügel, sondern angelehnt an das 60s Slim Taper, wie mir gesagt wurde (an dieser Stelle nochmal Danke an den User Amnesic Aphasia, der mich mit vielen nützlichen Infos zu diesem Modell versorgen konnte. ). Die Pickups sind natürlich die Slash Duncans, die auch sehr gute Reviews bekommen. Hardwaretechnisch sind Stoptail und Brücke von TonePros mit Lockingmechanismus verbaut - nie mehr abfallende oder sich verstellende Hardware beim Saitenwechsel, juhu! Dann noch vernünftige Potis, Kondensatoren sowie 50s Wiring ab Werk (dazu unten mehr). Also von den Features her bleiben bei dem Modell kaum Wünsche meinerseits offen. Da kann man über den Signature-Faktor auch hinwegsehen, der mir eigentlich generell weniger gut gefällt.
Wenn ich mir eine neue Gitarre zulegen will, werden erstmal sämtliche Testberichte studiert, die das Internet hergibt. Da bin ich ein kleiner Freak, ich gebe es zu. Die Berichte zur Vermillion fielen unterm Strich so aus: Eher geringes Gewicht, angenehmer Hals, "rockiger"; Klang. Klingt ja erstmal so, als ob das in meine Richtung geht. Allerdings war hier und da auch von leichten Verarbeitungsmängeln die Rede. Nun gut, ich habe seit meiner ersten Gitarre anno 1999 nie wieder ein neues Instrument gekauft, da ich der Meinung bin, dass ich gebraucht doch deutlich mehr Gitarre für mein Geld bekomme. Aber es scheint ja heute so üblich zu sein, sich Gitarren online zu bestellen und diese bei Nichtgefallen einfach zurückzuschicken. Okay, könnte ich ja im Ernstfall auch so machen, dachte ich mir.
Ganz dem Zufall überlassen wollte ich es aber dann doch nicht und habe dann die thomann-Gitarrrenabteilung angeschrieben, ob sie so nett wären, mir ein paar Fotos der vorrätigen Vermillions zuzuschicken. Nach ein paar Tagen (der Laden war im Weihnachtsstress, muss man dazu sagen) kam dann tatsächlich eine Mail mit Bildern von drei Vermillions, die der Kollege im Lager für mich ausgepackt und auf die Seite gelegt hat. Die erste angeguckt: Eng gemaserte Decke, aber leider nicht durchgehend geflammt und die Farbe irgendwie zu hell, zu orange (Die Vermillions unterscheiden sich tatsächlich teilweise deutlich in der Farbgebung, da ist von orange bis leuchtend rot alles dabei!). Eher nicht mein Fall. Also die zweite angesehen: schon besser, etwas dunkler als die erste, aber die Decke weniger schön ausgeprägt und ein bisschen nichtssagend. Hm, hat mich auch nicht vom Hocker gehauen. Dann also die letzte, Nummer drei, angesehen: Jau, die ist perfekt! Die dunkelste von allen dreien, ein richtig schönes leuchtendes Rot. Die Decke ganz anders, nix mit Pinstripes oder so, nee, stattdessen richtig schön wild gemasert, breite Flames und die Längsstreifen der Decke verlaufen sogar irgendwie Schlangenlinien-mäßig, richtig geil. Aber auch hier war ich erst unschlüssig und hab mir die Bilder aller Gitarren an diesem Tag immer wieder angesehen, in höchster Stufe rangezoomt, um irgendwelche Details zu erkennen, fand dann mal doch Nummer ein besser oder doch Nummer zwei und so weiter und so fort… bis ich mir dann sicher war, dass Nummer drei die meine werden sollte. Schwere Geburt, das sage ich euch.
Die Gitarre
Nach ein paar Tagen war das gute Stück dann bei mir zuhause. Yay! Schnell ausgepackt und den Signature-Koffer mit dem Slash-Logo rausgeholt, dann ein paar Gedenkminuten, um die Spannung zu erhöhen. Würde sie wirklich so schick aussehen wie auf den Bildern? Wie würde sie klingen? Und was ist dran an den Gerüchten mit den Verarbeitungsmängeln bei neueren Gibsons?
Als ich den Koffer dann aufgemacht hatte, schlug mir erstmal eine Vanillewolke entgegen. Keine Ahnung, warum das notwendig ist, das Ding zu parfümieren, aber hey, wenn sie meinen… Als die Augen irgendwann nicht mehr tränten ( ) konnte ich dann sehen, dass das gute Stück in natura noch schicker war als auf den Bildern. Der Punkt war also schonmal ganz schnell abgehakt, sie sieht einfach toll aus!
Dann aus dem Koffer genommen und gleich die erste Überraschung erlebt: Ich weiß nicht, ob ich schonmal so eine leichte Les Paul in der Hand hatte. Später habe ich sie dann gewogen und das gute Stück liegt irgendwo zwischen 3,7 und 3,8 kg. Irre. Geringes Gewicht: Check!
Die Bespielbarkeit und Werkseinstellung
Die Gitarre war, man glaubt es ja kaum, tatsächlich hervorragend eingestellt. Die Saitenlage war recht niedrig, der Hals hatte meine bevorzugte (sehr geringe) Krümmung und es schnarrte nichts. Da scheint die Plek-Maschine also ganze Arbeit geleistet zu haben. Sehr schön! Die Oktavreinheit war ebenfalls auf den Punkt eingestellt und das gute Stück spielt sich sehr schön. Die Bünde sind natürlich deutlich höher als die flachen Dinger meiner alten LP Custom und fühlen sich auch gleich viel angenehmer an.
Einziges Manko bezüglich Einstellung und Bespielbarkeit: Der Sattel. Ich weiß ja nicht, was die da draufleimen, aber es gehört verboten. Die Gitarre ist trotz fester Brücke leider nicht mal ansatzweise so stimmstabil wie meine Fender Strat mit freischwebendem Vintage Vibrato, sorry (und ja, ich habe die Saiten natürlich erstmal gründlich gedehnt). Nach Bendings sind mindestens 4 der 6 Saiten ein gutes Stück zu tief und bleiben dann auch erstmal so. Das kenne ich von meiner alten LP Custom aber ganz anders, die ist da tiptop. Das Stimmen selbst macht auch wenig Spaß, da die Mechaniken kopfplattenseitig erstmal einen gewissen Zug aufbauen müssen, bevor sie die Saite in der Sattelkerbe in Bewegung versetzen können. Beziehungsweise umgekehrt: Man lockert die Saite und die Stimmung bleibt trotzdem erstmal gleich. Klingt also nach schlecht gefeilten Sattelkerben, da muss demnächst nochmal ein Gitarrentechniker ran. Vielleicht auch ein neuer Sattel, mal sehen, was ich mir da aufschwatzen lasse.
Die Verarbeitung
Um es kurz zu machen: Die Verarbeitung ist nicht perfekt, nein. Dies betrifft vor allem das Binding: Es gibt ein paar kleine Lackspritzer (rote Pünktchen) und in der Nähe der Armauflage ist irgendwas entlang geratscht, sodass der Klarlack an der Kante dort auf ca. 3-4cm weg ist und auch das Binding ein bisschen aufgerauht ist. Im Cutaway sind zudem ein paar kleine Fussel einlackiert.
Auf der Decke gibt es eine kleine Stelle, die aussieht, als wäre ein schwarzer Filzstift dort draufgefallen, was mir aber als Holzmaserung erklärt wurde (mag auch tatsächlich so sein) und das Griffbrett hat an zwei Stellen helle Flecken, als ob etwas draufgetropft ist. Dies ging bislang auch mit reichlich Öl noch nicht weg, aber ich bin damit noch nicht fertig.
Dies sind allerdings Sachen, die ich erst nach genauestem Hinsehen entdeckt habe, muss man dazu sagen. Auf den ersten und auch den zweiten Blick ist das Ding tiptop und sieht auch mit diesen kleinen Mängeln einfach klasse aus. Ich schätze, das ist einfach der Preis, den man dafür zahlt, dass noch eine ganze Menge an Handarbeit in diesen in Großserien produzierten Gitarren steckt. Ich kann damit leben, habe die Punkte allerdings auch thomann geschrieben und nach ein bisschen hin und her auch eine (kleine) Entschädigung bekommen. Mir wurde auch angeboten, die Gitarre ohne großen Aufwand zurückzunehmen, was ich aber nicht wollte, da sie mir so gut gefiel. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an den netten thomann-Mitarbeiter, mit dem ich dort in Kontakt stand.
Aber generell würde ich dann wohl doch eher dazu raten, eine Gibson vorher im Geschäft anzugucken, wenn man sich in dieser Preisklasse bewegt.
Der Klang
Ich sage es mal ganz ehrlich - ich bin nicht gut darin, Klänge zu beschreiben. Ich weiß, was sich in meinen Ohren gut anhört und wenn ich einen Sound höre, der mir gefällt oder nicht gefällt, dann merke ich das auch. Aber ich weiß nicht, was die Leute immer meinen, wenn sie z.B. von "spritzig";, "luftig";, "saftig"; oder "glockig"; schreiben. Ich kann es mir zwar irgendwie zusammenreimen, aber ob ich damit tatsächlich richtig liege? Keine Ahnung. Also nehmt es mir bitte nicht übel, wenn ich mich mit solchen Umschreibungen ein bisschen zurückhalte.
Meine Vermillion klingt unverstärkt schon recht laut, lauter als viele meiner anderen Gitarren. Die Höhen sind gut zu hören; meine LP Custom klingt da schon deutlich bassiger. Hört sich erstmal so an, als ob sie für mich in die richtige Richtung geht.
Am Verstärker stelle ich fest, dass die Seymour Duncans schon einen beachtlichen Output haben. Klar, das kann auch einfach an einem eher kleinen Abstand der Pickups zu den Saiten liegen, aber der "Sweet Spot"; ist für mein Empfinden schon von Werk aus sehr gut gewählt und von daher habe ich da auch nur minimale Anpassungen gemacht. Ich kann sagen: Die Duncans sind schon etwas lauter als der übliche PAF und auch an dieser Stelle war die Werkseinstellung sehr gut. Daumen hoch.
Wie klingt sie denn nun?
Sehr gut klingt sie! Der Klang ist tatsächlich irgendwie "rockiger"; als bei anderen Paulas, die ich so hatte und habe. Die Höhen sind sehr präsent und lassen meine Vermillion dadurch (?) etwas aggressiver klingen, was mir gut gefällt. Der Halspickup ist stark verzerrt noch schön definiert und hat nicht diesen übermächtigen Bass, den meine 79er dort an den Tag legt. Prima! Am Steg wird es mir manchmal sogar fast ein bisschen zu viel der Höhen, sodass ich mir mittlerweile angewöhnt habe, das Tonepoti hier meistens auf Stellung 8 zurückzudrehen. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, der es bei Bedarf ein bisschen runder klingen lässt. Wenn es etwas fieser klingen soll, dann eben wieder alles auf 10.
Das Spiel mit den Potis funktioniert hier übrigens einwandfrei, die Pickups klaren beim Zurückdrehen des Volumepotis auch gut auf. Die Les Paul Slash Vermillion ist übrigens eine der wenigen Paulas, die bereits ab Werk mit 500k-Potis und 50s Wiring kommt edit by Eggi: hierzu bitte diesen Hinweis beachten!. Und noch dazu kommt sie mit den von mir bevorzugten Orange Drop Kondensatoren, sodass hier absolut kein Handlungsbedarf besteht. Alles so, wie es sein muss. Ein klares von mir dafür.
Insgesamt reagiert meine Vermillion sehr gut auf dynamisches Spiel. Noch so ein Punkt, der mir sehr wichtig ist. Die Anschlagsposition und -stärke machen hier viel aus und auch die Wahl des Plektrums lässt sich heraushören. Pinch Harmonics fliegen nur so vom Griffbrett. Das macht besonders Laune und lässt für mich persönlich eine Gitarre immer besonders lebendig erscheinen, wenn es in den verschiedensten Tonschattierungen quietscht und jault.
Ich habe am Klang absolut nichts auszusetzen, ganz im Gegenteil, meine Erwartungen wurden voll erfüllt.
Das Fazit
Hat sich der Kauf gelohnt? Jawohl! Ich habe schon seit Jahren eine leichte, schicke, gut klingende Gibson Les Paul gesucht und nun endlich auch eine solche gefunden. Erfolg auf der ganzen Linie. Ich würde sie in der Tat als die Les Paul für den Rocker beschreiben, eine Gitarre, die mit sinnvollen Updates daherkommt und an der im Prinzip nichts mehr verändert werden muss.
Einzige Ausnahme ist der Sattel, der zumindest bei meinem Exemplar im Auslieferungszustand leider nicht akzeptabel ist. Ein Nachkerben könnte hier bereits Abhilfe schaffen, ich bin gespannt.
Ich bedanke mich nochmal bei den Boardbetreibern für das tolle Gewinnspiel, durch das ein großer Happen für meine tolle neue Les Paul beigesteuert wurde! DANKE!
wie einige von euch mitbekommen haben, war ich einer der drei glücklichen Gewinner des großen Weihnachtsgewinnspieles 2013. An dieser Stelle nochmals meinen Dank an die Boardbetreiber für dieses tolle Gewinnspiel.
Die Vorgeschichte
Auf meinem eingereichten Wunschzettel fanden sich damals zwei Artikel. Zum einen ein Fender Bronco Bassverstärker und zum anderen eine Gibson Les Paul Studio 50s Tribute in Vintage Sunburst. Nun war es aber so, dass zum Zeitpunkt der Auslosung die Gitarre bei thomann leider nicht mehr vorrätig war und der Liefertermin immer wieder nach hinten verschoben wurde; es war nicht mal mehr abzusehen, ob dieses Modell überhaupt nochmal verfügbar sein würde, da es sich ja um ein Modell des Jahres 2013 und somit quasi schon ein Auslaufmodell handelte.
Also was tun?
Die Regeln besagten, dass es für den Gewinner in einem solchen Fall entweder "abwarten"; oder "umdisponieren"; heißt. In den allgemeinen Regeln zum Gewinnspiel stand außerdem, dass man ggf. den Gewinn auch als Anzahlung für ein teureres Modell nutzen könne und man die Differenz dann eben aus eigener Tasche zahlen muss. Nach unzähligen Stunden im thomann-Onlineshop und einigen schlaflosen Nächten hatte ich mich dann entschieden: Ich würde den Gewinn nun als Anzahlung für ein "größeres"; Modell nehmen, dass ich mir sonst wohl nie gekauft hätte. (Den oben erwähnten Bass-Amp habe ich natürlich trotzdem auf dem Einkaufszettel gelassen, der war ja zu meiner Freude immer noch lieferbar)
Die Wahl der Gitarre
Es sollte eine Gibson Les Paul Slash Vermillion werden! Warum es ausgerechnet dieses Modell sein sollte: Ich bin mit einer Les Paul groß geworden, habe seit Ewigkeiten eine alte 79er Les Paul Custom. Tolles Teil, von dem ich mich auch aus sentimentalen Gründen niemals trennen werde, aber a) sauschwer, b) mit quasi nicht vorhandenen Bünden (sie heißt nicht umsonst auch "fretless wonder" und c) klingt sie recht schwer und dunkel, was mir nicht immer so gut gefällt. Ich habe vor einigen Jahren dann begonnen, eine Les Paul zu suchen, die diese drei Kriterien Gewicht, Bespielbarkeit und Klang in einen für mich angenehmen Bereich rückt und sie optimalerweise auch noch mit einer schicken Optik paart. Bislang leider ohne Erfolg, wobei es meist am Gewicht oder am Klang scheiterte.
Von der Konstruktion her sollte meine Les Paul möglichst klassisch sein, aber auch gerne schon ein paar sinnvolle Upgrades mitbringen. Die Vermillion basiert im Prinzip auf der Les Paul Traditional, was bedeutet, dass sie kein Chambering hat, dafür aber weight relief, die sogenannten Käselöcher zur Gewichtsreduzierung. Ein Griffbrett aus Palisander hat sie auch und das Slash-Halsprofil ist kein dicker Prügel, sondern angelehnt an das 60s Slim Taper, wie mir gesagt wurde (an dieser Stelle nochmal Danke an den User Amnesic Aphasia, der mich mit vielen nützlichen Infos zu diesem Modell versorgen konnte. ). Die Pickups sind natürlich die Slash Duncans, die auch sehr gute Reviews bekommen. Hardwaretechnisch sind Stoptail und Brücke von TonePros mit Lockingmechanismus verbaut - nie mehr abfallende oder sich verstellende Hardware beim Saitenwechsel, juhu! Dann noch vernünftige Potis, Kondensatoren sowie 50s Wiring ab Werk (dazu unten mehr). Also von den Features her bleiben bei dem Modell kaum Wünsche meinerseits offen. Da kann man über den Signature-Faktor auch hinwegsehen, der mir eigentlich generell weniger gut gefällt.
Wenn ich mir eine neue Gitarre zulegen will, werden erstmal sämtliche Testberichte studiert, die das Internet hergibt. Da bin ich ein kleiner Freak, ich gebe es zu. Die Berichte zur Vermillion fielen unterm Strich so aus: Eher geringes Gewicht, angenehmer Hals, "rockiger"; Klang. Klingt ja erstmal so, als ob das in meine Richtung geht. Allerdings war hier und da auch von leichten Verarbeitungsmängeln die Rede. Nun gut, ich habe seit meiner ersten Gitarre anno 1999 nie wieder ein neues Instrument gekauft, da ich der Meinung bin, dass ich gebraucht doch deutlich mehr Gitarre für mein Geld bekomme. Aber es scheint ja heute so üblich zu sein, sich Gitarren online zu bestellen und diese bei Nichtgefallen einfach zurückzuschicken. Okay, könnte ich ja im Ernstfall auch so machen, dachte ich mir.
Ganz dem Zufall überlassen wollte ich es aber dann doch nicht und habe dann die thomann-Gitarrrenabteilung angeschrieben, ob sie so nett wären, mir ein paar Fotos der vorrätigen Vermillions zuzuschicken. Nach ein paar Tagen (der Laden war im Weihnachtsstress, muss man dazu sagen) kam dann tatsächlich eine Mail mit Bildern von drei Vermillions, die der Kollege im Lager für mich ausgepackt und auf die Seite gelegt hat. Die erste angeguckt: Eng gemaserte Decke, aber leider nicht durchgehend geflammt und die Farbe irgendwie zu hell, zu orange (Die Vermillions unterscheiden sich tatsächlich teilweise deutlich in der Farbgebung, da ist von orange bis leuchtend rot alles dabei!). Eher nicht mein Fall. Also die zweite angesehen: schon besser, etwas dunkler als die erste, aber die Decke weniger schön ausgeprägt und ein bisschen nichtssagend. Hm, hat mich auch nicht vom Hocker gehauen. Dann also die letzte, Nummer drei, angesehen: Jau, die ist perfekt! Die dunkelste von allen dreien, ein richtig schönes leuchtendes Rot. Die Decke ganz anders, nix mit Pinstripes oder so, nee, stattdessen richtig schön wild gemasert, breite Flames und die Längsstreifen der Decke verlaufen sogar irgendwie Schlangenlinien-mäßig, richtig geil. Aber auch hier war ich erst unschlüssig und hab mir die Bilder aller Gitarren an diesem Tag immer wieder angesehen, in höchster Stufe rangezoomt, um irgendwelche Details zu erkennen, fand dann mal doch Nummer ein besser oder doch Nummer zwei und so weiter und so fort… bis ich mir dann sicher war, dass Nummer drei die meine werden sollte. Schwere Geburt, das sage ich euch.
Die Gitarre
Nach ein paar Tagen war das gute Stück dann bei mir zuhause. Yay! Schnell ausgepackt und den Signature-Koffer mit dem Slash-Logo rausgeholt, dann ein paar Gedenkminuten, um die Spannung zu erhöhen. Würde sie wirklich so schick aussehen wie auf den Bildern? Wie würde sie klingen? Und was ist dran an den Gerüchten mit den Verarbeitungsmängeln bei neueren Gibsons?
Als ich den Koffer dann aufgemacht hatte, schlug mir erstmal eine Vanillewolke entgegen. Keine Ahnung, warum das notwendig ist, das Ding zu parfümieren, aber hey, wenn sie meinen… Als die Augen irgendwann nicht mehr tränten ( ) konnte ich dann sehen, dass das gute Stück in natura noch schicker war als auf den Bildern. Der Punkt war also schonmal ganz schnell abgehakt, sie sieht einfach toll aus!
Dann aus dem Koffer genommen und gleich die erste Überraschung erlebt: Ich weiß nicht, ob ich schonmal so eine leichte Les Paul in der Hand hatte. Später habe ich sie dann gewogen und das gute Stück liegt irgendwo zwischen 3,7 und 3,8 kg. Irre. Geringes Gewicht: Check!
Die Bespielbarkeit und Werkseinstellung
Die Gitarre war, man glaubt es ja kaum, tatsächlich hervorragend eingestellt. Die Saitenlage war recht niedrig, der Hals hatte meine bevorzugte (sehr geringe) Krümmung und es schnarrte nichts. Da scheint die Plek-Maschine also ganze Arbeit geleistet zu haben. Sehr schön! Die Oktavreinheit war ebenfalls auf den Punkt eingestellt und das gute Stück spielt sich sehr schön. Die Bünde sind natürlich deutlich höher als die flachen Dinger meiner alten LP Custom und fühlen sich auch gleich viel angenehmer an.
Einziges Manko bezüglich Einstellung und Bespielbarkeit: Der Sattel. Ich weiß ja nicht, was die da draufleimen, aber es gehört verboten. Die Gitarre ist trotz fester Brücke leider nicht mal ansatzweise so stimmstabil wie meine Fender Strat mit freischwebendem Vintage Vibrato, sorry (und ja, ich habe die Saiten natürlich erstmal gründlich gedehnt). Nach Bendings sind mindestens 4 der 6 Saiten ein gutes Stück zu tief und bleiben dann auch erstmal so. Das kenne ich von meiner alten LP Custom aber ganz anders, die ist da tiptop. Das Stimmen selbst macht auch wenig Spaß, da die Mechaniken kopfplattenseitig erstmal einen gewissen Zug aufbauen müssen, bevor sie die Saite in der Sattelkerbe in Bewegung versetzen können. Beziehungsweise umgekehrt: Man lockert die Saite und die Stimmung bleibt trotzdem erstmal gleich. Klingt also nach schlecht gefeilten Sattelkerben, da muss demnächst nochmal ein Gitarrentechniker ran. Vielleicht auch ein neuer Sattel, mal sehen, was ich mir da aufschwatzen lasse.
Die Verarbeitung
Um es kurz zu machen: Die Verarbeitung ist nicht perfekt, nein. Dies betrifft vor allem das Binding: Es gibt ein paar kleine Lackspritzer (rote Pünktchen) und in der Nähe der Armauflage ist irgendwas entlang geratscht, sodass der Klarlack an der Kante dort auf ca. 3-4cm weg ist und auch das Binding ein bisschen aufgerauht ist. Im Cutaway sind zudem ein paar kleine Fussel einlackiert.
Auf der Decke gibt es eine kleine Stelle, die aussieht, als wäre ein schwarzer Filzstift dort draufgefallen, was mir aber als Holzmaserung erklärt wurde (mag auch tatsächlich so sein) und das Griffbrett hat an zwei Stellen helle Flecken, als ob etwas draufgetropft ist. Dies ging bislang auch mit reichlich Öl noch nicht weg, aber ich bin damit noch nicht fertig.
Dies sind allerdings Sachen, die ich erst nach genauestem Hinsehen entdeckt habe, muss man dazu sagen. Auf den ersten und auch den zweiten Blick ist das Ding tiptop und sieht auch mit diesen kleinen Mängeln einfach klasse aus. Ich schätze, das ist einfach der Preis, den man dafür zahlt, dass noch eine ganze Menge an Handarbeit in diesen in Großserien produzierten Gitarren steckt. Ich kann damit leben, habe die Punkte allerdings auch thomann geschrieben und nach ein bisschen hin und her auch eine (kleine) Entschädigung bekommen. Mir wurde auch angeboten, die Gitarre ohne großen Aufwand zurückzunehmen, was ich aber nicht wollte, da sie mir so gut gefiel. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an den netten thomann-Mitarbeiter, mit dem ich dort in Kontakt stand.
Aber generell würde ich dann wohl doch eher dazu raten, eine Gibson vorher im Geschäft anzugucken, wenn man sich in dieser Preisklasse bewegt.
Der Klang
Ich sage es mal ganz ehrlich - ich bin nicht gut darin, Klänge zu beschreiben. Ich weiß, was sich in meinen Ohren gut anhört und wenn ich einen Sound höre, der mir gefällt oder nicht gefällt, dann merke ich das auch. Aber ich weiß nicht, was die Leute immer meinen, wenn sie z.B. von "spritzig";, "luftig";, "saftig"; oder "glockig"; schreiben. Ich kann es mir zwar irgendwie zusammenreimen, aber ob ich damit tatsächlich richtig liege? Keine Ahnung. Also nehmt es mir bitte nicht übel, wenn ich mich mit solchen Umschreibungen ein bisschen zurückhalte.
Meine Vermillion klingt unverstärkt schon recht laut, lauter als viele meiner anderen Gitarren. Die Höhen sind gut zu hören; meine LP Custom klingt da schon deutlich bassiger. Hört sich erstmal so an, als ob sie für mich in die richtige Richtung geht.
Am Verstärker stelle ich fest, dass die Seymour Duncans schon einen beachtlichen Output haben. Klar, das kann auch einfach an einem eher kleinen Abstand der Pickups zu den Saiten liegen, aber der "Sweet Spot"; ist für mein Empfinden schon von Werk aus sehr gut gewählt und von daher habe ich da auch nur minimale Anpassungen gemacht. Ich kann sagen: Die Duncans sind schon etwas lauter als der übliche PAF und auch an dieser Stelle war die Werkseinstellung sehr gut. Daumen hoch.
Wie klingt sie denn nun?
Sehr gut klingt sie! Der Klang ist tatsächlich irgendwie "rockiger"; als bei anderen Paulas, die ich so hatte und habe. Die Höhen sind sehr präsent und lassen meine Vermillion dadurch (?) etwas aggressiver klingen, was mir gut gefällt. Der Halspickup ist stark verzerrt noch schön definiert und hat nicht diesen übermächtigen Bass, den meine 79er dort an den Tag legt. Prima! Am Steg wird es mir manchmal sogar fast ein bisschen zu viel der Höhen, sodass ich mir mittlerweile angewöhnt habe, das Tonepoti hier meistens auf Stellung 8 zurückzudrehen. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, der es bei Bedarf ein bisschen runder klingen lässt. Wenn es etwas fieser klingen soll, dann eben wieder alles auf 10.
Das Spiel mit den Potis funktioniert hier übrigens einwandfrei, die Pickups klaren beim Zurückdrehen des Volumepotis auch gut auf. Die Les Paul Slash Vermillion ist übrigens eine der wenigen Paulas, die bereits ab Werk mit 500k-Potis und 50s Wiring kommt edit by Eggi: hierzu bitte diesen Hinweis beachten!. Und noch dazu kommt sie mit den von mir bevorzugten Orange Drop Kondensatoren, sodass hier absolut kein Handlungsbedarf besteht. Alles so, wie es sein muss. Ein klares von mir dafür.
Insgesamt reagiert meine Vermillion sehr gut auf dynamisches Spiel. Noch so ein Punkt, der mir sehr wichtig ist. Die Anschlagsposition und -stärke machen hier viel aus und auch die Wahl des Plektrums lässt sich heraushören. Pinch Harmonics fliegen nur so vom Griffbrett. Das macht besonders Laune und lässt für mich persönlich eine Gitarre immer besonders lebendig erscheinen, wenn es in den verschiedensten Tonschattierungen quietscht und jault.
Ich habe am Klang absolut nichts auszusetzen, ganz im Gegenteil, meine Erwartungen wurden voll erfüllt.
Das Fazit
Hat sich der Kauf gelohnt? Jawohl! Ich habe schon seit Jahren eine leichte, schicke, gut klingende Gibson Les Paul gesucht und nun endlich auch eine solche gefunden. Erfolg auf der ganzen Linie. Ich würde sie in der Tat als die Les Paul für den Rocker beschreiben, eine Gitarre, die mit sinnvollen Updates daherkommt und an der im Prinzip nichts mehr verändert werden muss.
Einzige Ausnahme ist der Sattel, der zumindest bei meinem Exemplar im Auslieferungszustand leider nicht akzeptabel ist. Ein Nachkerben könnte hier bereits Abhilfe schaffen, ich bin gespannt.
Ich bedanke mich nochmal bei den Boardbetreibern für das tolle Gewinnspiel, durch das ein großer Happen für meine tolle neue Les Paul beigesteuert wurde! DANKE!
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