deschek
HCA PA & Mikrofone
Ich bin ein grosser Freund deutscher Mikrofon-Wertarbeit und seit dem TLM 102 auch gegenüber den Neumann-Produkten sehr aufgeschlossen, daher habe ich mich sehr gefreut, zwei der brandneuen Neumann TLM 107
ausgiebig testen und durchmessen zu können.
Das TLM aus der übertragerlosen Serie von Neumann ist ein völlig neu entwickeltes Doppelgrossmembran-Studiomikrofon mit den fünf Richtcharakteristiken Kugel, breite Niere, Niere, Hyperniere und Acht.
Der Strassenpreis mit Spinne EA4 liegt bei knapp unter 1.400 Euro, ohne Spinne bei 1.300 Euro; die Spinne ist aber eine sinnvolle und notwendige Investition.
Die Bauqualität ist absolut fehlerfrei, wie nicht anders bei Neumann zu erwarten geringste Spaltmasse, perfekte Oberflächen, sehr wertige Haptik.
Im Internet findet sich schon erstaunlich viel Bashing wegen des Designs - das Design bringt aber keinerlei Handlingnachteile mit sich, mich interessieren an einem Mikrofon andere Werte...
Serienstreuung scheint keine vorhanden zu sein, wie es bei Neumann auch zu erwarten war: Die beiden gemessenen Exemplare waren praktisch identisch.
Normalerweise teste ich mindestens 4 Mikrofone aus zwei Quellen, das war in diesem Fall leider noch nicht möglich.
Zumindest für die TLM 102 kann ich über Jahre und einer Menge geprüfter Exemplare hinweg absolute Serienkonstanz bestätigen und vertraue daher Neumann in diesem Punkt.
Zusätzlich sind zwei Vordämpfglieder mit 6 oder 12dB Abschwächung verbaut und zwei Hochpassfilter; 100Hz/6dB/Okt und 40Hz/6dB/Okt; durch das generelle Verhalten von Kapsel und Schaltung ergeben sich aber steilere Filter.
Die Filter sind natürlich nicht als Kompensation des Nahbesprecheffektes gedacht, dann müssten sie höher einsetzen und mit der Richtcharakteristik wechseln.
Als Bedienelement hat sich Neumann einen kleinen Joystick einfallen lassen - warum auch immer - Vorteile sind für mich nicht erkennbar.
Alle Umschaltungen lassen sich während des Betriebs völlig störungsfrei ausführen. Keine Selbstverständlichkeit...
Das TLM 107 ist sehr rauscharm, in der praktischen Nutzung wird man damit nie Probleme haben - messtechnisch gehts aber sicher noch besser, siehe TLM 103.
Guter Output und hohe Belastbarkeit - alle Werte sind auf hochklassigem Niveau.
Im Frequenzbereich von 100 bis ca. 3kHz ist das Verhalten über alle Richtcharakteristiken ausgesprochen linear - nur bei der Acht fällt der Frequenzgang bereits ab 200Hz.
Unter 30Hz fällt die Uebertragungskurve mit 6dB/Okt. ab; hier scheint die Schaltung abzuregeln.
Sehr gelungen finde ich, dass in jeder Richtcharakteristik 16kHz noch voll übertragen werden, insbesondere bei der Acht sinkt auch bei Topmikrofonen häufig die obere Grenzfrequenz deutlich, siehe z.B. Neumann U87Ai.
Der -3dB-Punkt liegt bei über 17kHz; angesichts der Membrangrösse und des Doppelmembransystems ein sehr guter Wert.
Im Bereich zwischen 3 und 16kHz sind Acht und Hyperniere fast linear mit nur leichten Anhebungen von 1,5-2,3dB.
Die Normalniere hat eine Anhebung von etwa 3,5dB bei 11,5kHz und leichte Absenkung von ca. 1dB bei 5kHz.
Die breite Niere ist deutlich welliger mit Anhebung von knapp über 4dB bei 11,5kHz und leichten Absenkungen bei 5 und 8kHz.
Die Kugel erreicht sogar +6dB bei 12,5kHz und zwei 3dB-Absenkungen bei 4 und 7,5Khz.
Man muss sich aber klar machen, dass solch Unterschiede bei Mikrofonen mit umschaltbarer Richtcharakteristik völlig normal sind und mittels Equalizer problemlos zu filtern sind.
Da alle Anhebungen und Absenkungen sehr schön symmetrisch sind, lassen sie sich bei Bedarf ohne Mühe glattbügeln; einem Einsatz für Stereoverfahren mit gemischten Richtcharakteristiken steht nichts im Wege.
Die Richtcharakteristik habe ich nur zwischen 65Hz und 17kHz in 10°-Schritten gemessen. Die Richtcharakteristik wird bis zur unteren Messgrenze immer sauber eingehalten.
Die Acht hält die Richtcharakteristik auch im Hochton sehr sauber bis etwa 6kHz ein, bevor sich die Acht zunehmend einschnürt. Bei 16kHz beträgt die diagonale Dämpfung ca. 6dB mehr als bis 4kHz. Trotzdem ist die Acht die über die Frequenz deutlich stetigste Richtcharakteristik.
Bei den drei Nieren-Richtcharakteristiken ist eine seitliche Einschnürung von 3-5kHz in Verbindung mit Aufweitung bei 6-9kHz auffällig, die Aufweitung ist so auch bei der Kugel mit bis zu fast 6dB sehr deutlich.
Solche Unstetigkeiten sind typisch für Doppelmembransysteme; und tragen mit der entstehenden Färbung der Raumanteile zum gewünschten klanglichen Eigencharakter bei.
Der Wechsel von Einschnürung zu Aufweitung fällt aber schon sehr deutlich aus - beispielsweise deutlich stärker als beim Neumann U87Ai.
Die Hauptquelle bleibt beim TLM 107 im Verhältnis zum Raumanteil präsent und durchsetzungsfähig, der Raumanteil bleibt durch die Betonung der Brillanz lebendig und klingt nie stumpf.
Ueber 9kHz macht sich dann wieder der Membrandurchmesser durch kräftige Einschnürung bemerkbar. Bei der oberen Grenzfrequenz liegt die seitliche Dämpfung 16-20dB höher als im Mittelton; aber das ist nun mal grossmembrantypisch.
Bei allen drei Nieren entstehen im Hochton deutliche rückwärtige Keulen, bei der breiten Niere ab etwa 7kHz, bei der Normalniere ab etwa 3,5kHz, bei der Hyperniere sinkt die rückwärtige Dämpfung zwischen 3 und 9kHz um bis zu 8dB.
Legt man bei Verwendung der Kugel besonderen Wert auf ein sehr ausgeglichenes Klangbild in einer Achse kann es sinnvoll sein, die Oberseite des Mikrofons als Haupteinsprechrichtung zu verwenden (nicht bei Nahbesprechung) in der Ebene im 90°-Winkel zu den Membranen ist das Klangbild auf über 270° nahezu identisch und die Oberseite des Mikrofons bildet dann eine natürliche Mittenachse.
Typisch wäre beispielsweise eine horizontale Achse bei
Abnahme eines breit gestaffelten Ensembles oder bei Einbezug der Seitenwandreflektionen und hier dann eine Ausrichtung des Mikrofons mit der Oberseite aufs die Mitte des Ensembles mit Ausrichtung der Normaleinsprechrichtung zu Boden oder Decke....
Die Unstetigkeiten insbesondere bei den Nieren erschweren den Einsatz unter Verwendung von Beschallung und Monitoring, das TLM 107 ist da etwas kritischer als andere gerne auf Bühnen eingesetzte Studio-Grossmembraner wie U87Ai.
Man sollte sich also schon sehr genau mit dem Mikrofonverhalten vertraut machen, aber das gilt schliesslich auch für jede andere Anwendung.
*
Das TLM 107 ist universell geeignet und bei weitem nicht auf Vocals beschränkt.
Neben Studioeinsatz aller Art sehe ich das TLM 107 auch prädestiniert für Aufnahmen und Mitschnitte in akustisch interessanten Räumen, auch für grosse Ensemble, beispielsweise Choreinsatz fände ich sehr lohnend...
Kennzeichnend ist die absolut saubere Wiedergabe in allen Frequenzbereichen ohne eigenständigen Grossmembrancharakter missen zu lassen.
Das Neumann TLM 107 ist ein in jeder Beziehung überzeugendes, sehr praxisgerechtes Mikrofon mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis.
ausgiebig testen und durchmessen zu können.
Das TLM aus der übertragerlosen Serie von Neumann ist ein völlig neu entwickeltes Doppelgrossmembran-Studiomikrofon mit den fünf Richtcharakteristiken Kugel, breite Niere, Niere, Hyperniere und Acht.
Der Strassenpreis mit Spinne EA4 liegt bei knapp unter 1.400 Euro, ohne Spinne bei 1.300 Euro; die Spinne ist aber eine sinnvolle und notwendige Investition.
Die Bauqualität ist absolut fehlerfrei, wie nicht anders bei Neumann zu erwarten geringste Spaltmasse, perfekte Oberflächen, sehr wertige Haptik.
Im Internet findet sich schon erstaunlich viel Bashing wegen des Designs - das Design bringt aber keinerlei Handlingnachteile mit sich, mich interessieren an einem Mikrofon andere Werte...
Serienstreuung scheint keine vorhanden zu sein, wie es bei Neumann auch zu erwarten war: Die beiden gemessenen Exemplare waren praktisch identisch.
Normalerweise teste ich mindestens 4 Mikrofone aus zwei Quellen, das war in diesem Fall leider noch nicht möglich.
Zumindest für die TLM 102 kann ich über Jahre und einer Menge geprüfter Exemplare hinweg absolute Serienkonstanz bestätigen und vertraue daher Neumann in diesem Punkt.
Zusätzlich sind zwei Vordämpfglieder mit 6 oder 12dB Abschwächung verbaut und zwei Hochpassfilter; 100Hz/6dB/Okt und 40Hz/6dB/Okt; durch das generelle Verhalten von Kapsel und Schaltung ergeben sich aber steilere Filter.
Die Filter sind natürlich nicht als Kompensation des Nahbesprecheffektes gedacht, dann müssten sie höher einsetzen und mit der Richtcharakteristik wechseln.
Als Bedienelement hat sich Neumann einen kleinen Joystick einfallen lassen - warum auch immer - Vorteile sind für mich nicht erkennbar.
Alle Umschaltungen lassen sich während des Betriebs völlig störungsfrei ausführen. Keine Selbstverständlichkeit...
Das TLM 107 ist sehr rauscharm, in der praktischen Nutzung wird man damit nie Probleme haben - messtechnisch gehts aber sicher noch besser, siehe TLM 103.
Guter Output und hohe Belastbarkeit - alle Werte sind auf hochklassigem Niveau.
Im Frequenzbereich von 100 bis ca. 3kHz ist das Verhalten über alle Richtcharakteristiken ausgesprochen linear - nur bei der Acht fällt der Frequenzgang bereits ab 200Hz.
Unter 30Hz fällt die Uebertragungskurve mit 6dB/Okt. ab; hier scheint die Schaltung abzuregeln.
Sehr gelungen finde ich, dass in jeder Richtcharakteristik 16kHz noch voll übertragen werden, insbesondere bei der Acht sinkt auch bei Topmikrofonen häufig die obere Grenzfrequenz deutlich, siehe z.B. Neumann U87Ai.
Der -3dB-Punkt liegt bei über 17kHz; angesichts der Membrangrösse und des Doppelmembransystems ein sehr guter Wert.
Im Bereich zwischen 3 und 16kHz sind Acht und Hyperniere fast linear mit nur leichten Anhebungen von 1,5-2,3dB.
Die Normalniere hat eine Anhebung von etwa 3,5dB bei 11,5kHz und leichte Absenkung von ca. 1dB bei 5kHz.
Die breite Niere ist deutlich welliger mit Anhebung von knapp über 4dB bei 11,5kHz und leichten Absenkungen bei 5 und 8kHz.
Die Kugel erreicht sogar +6dB bei 12,5kHz und zwei 3dB-Absenkungen bei 4 und 7,5Khz.
Man muss sich aber klar machen, dass solch Unterschiede bei Mikrofonen mit umschaltbarer Richtcharakteristik völlig normal sind und mittels Equalizer problemlos zu filtern sind.
Da alle Anhebungen und Absenkungen sehr schön symmetrisch sind, lassen sie sich bei Bedarf ohne Mühe glattbügeln; einem Einsatz für Stereoverfahren mit gemischten Richtcharakteristiken steht nichts im Wege.
Die Richtcharakteristik habe ich nur zwischen 65Hz und 17kHz in 10°-Schritten gemessen. Die Richtcharakteristik wird bis zur unteren Messgrenze immer sauber eingehalten.
Die Acht hält die Richtcharakteristik auch im Hochton sehr sauber bis etwa 6kHz ein, bevor sich die Acht zunehmend einschnürt. Bei 16kHz beträgt die diagonale Dämpfung ca. 6dB mehr als bis 4kHz. Trotzdem ist die Acht die über die Frequenz deutlich stetigste Richtcharakteristik.
Bei den drei Nieren-Richtcharakteristiken ist eine seitliche Einschnürung von 3-5kHz in Verbindung mit Aufweitung bei 6-9kHz auffällig, die Aufweitung ist so auch bei der Kugel mit bis zu fast 6dB sehr deutlich.
Solche Unstetigkeiten sind typisch für Doppelmembransysteme; und tragen mit der entstehenden Färbung der Raumanteile zum gewünschten klanglichen Eigencharakter bei.
Der Wechsel von Einschnürung zu Aufweitung fällt aber schon sehr deutlich aus - beispielsweise deutlich stärker als beim Neumann U87Ai.
Die Hauptquelle bleibt beim TLM 107 im Verhältnis zum Raumanteil präsent und durchsetzungsfähig, der Raumanteil bleibt durch die Betonung der Brillanz lebendig und klingt nie stumpf.
Ueber 9kHz macht sich dann wieder der Membrandurchmesser durch kräftige Einschnürung bemerkbar. Bei der oberen Grenzfrequenz liegt die seitliche Dämpfung 16-20dB höher als im Mittelton; aber das ist nun mal grossmembrantypisch.
Bei allen drei Nieren entstehen im Hochton deutliche rückwärtige Keulen, bei der breiten Niere ab etwa 7kHz, bei der Normalniere ab etwa 3,5kHz, bei der Hyperniere sinkt die rückwärtige Dämpfung zwischen 3 und 9kHz um bis zu 8dB.
Legt man bei Verwendung der Kugel besonderen Wert auf ein sehr ausgeglichenes Klangbild in einer Achse kann es sinnvoll sein, die Oberseite des Mikrofons als Haupteinsprechrichtung zu verwenden (nicht bei Nahbesprechung) in der Ebene im 90°-Winkel zu den Membranen ist das Klangbild auf über 270° nahezu identisch und die Oberseite des Mikrofons bildet dann eine natürliche Mittenachse.
Typisch wäre beispielsweise eine horizontale Achse bei
Abnahme eines breit gestaffelten Ensembles oder bei Einbezug der Seitenwandreflektionen und hier dann eine Ausrichtung des Mikrofons mit der Oberseite aufs die Mitte des Ensembles mit Ausrichtung der Normaleinsprechrichtung zu Boden oder Decke....
Die Unstetigkeiten insbesondere bei den Nieren erschweren den Einsatz unter Verwendung von Beschallung und Monitoring, das TLM 107 ist da etwas kritischer als andere gerne auf Bühnen eingesetzte Studio-Grossmembraner wie U87Ai.
Man sollte sich also schon sehr genau mit dem Mikrofonverhalten vertraut machen, aber das gilt schliesslich auch für jede andere Anwendung.
*
Das TLM 107 ist universell geeignet und bei weitem nicht auf Vocals beschränkt.
Neben Studioeinsatz aller Art sehe ich das TLM 107 auch prädestiniert für Aufnahmen und Mitschnitte in akustisch interessanten Räumen, auch für grosse Ensemble, beispielsweise Choreinsatz fände ich sehr lohnend...
Kennzeichnend ist die absolut saubere Wiedergabe in allen Frequenzbereichen ohne eigenständigen Grossmembrancharakter missen zu lassen.
Mein Fazit
Das Neumann TLM 107 ist ein in jeder Beziehung überzeugendes, sehr praxisgerechtes Mikrofon mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis.
- Eigenschaft
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