[Review] Softube Console 1

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Hey Leute,

hier mein kleiner Eindruck von der vorstehenden Softube Console 1, die ich kürzlich in meinem Studio angetestet habe.

Zur Vorgeschichte:
Ich habe die Console 1 auf der Musikmesse 2014 gesehen und war von der Zielrichtung und der Idee hinter der Console 1 angetan. Daher habe ich mir ein Exemplar bestellt, um es in der Mixing-Praxis näher unter die Lupe zu nehmen.


Lieferumfang und Installation:
Der Lieferumfang umfasst den Hardwarecontroller sowie ein USB-Kabel, welches zum Anschluss am Rechner benötigt wird.

Die Installation der Software (zum Zeitpunkt des Tests Version 2.1.5 für Mac), die eine Emulation eines SSL SL 4000 E Channelstrips darstellt, erfolgte schnell und komplikationsfrei. Ich musste mir lediglich die Software von der Hersteller-Homepage downloaden und installieren. Anschließend registrierte ich das Gerät mithilfe des beiliegenden Codes auf der Homepage von Softube und erhielt daraufhin eine ilok-License, die ich über meinen ilok-Account auf meinen Rechner gedownloadet habe. Voraussetzung zur Produktregistrierung ist demnach ein bestehender ilok-Account. Ein ilok-Dongle wird hingegen nicht! benötigt. Das war's dann auch schon mit der Installation. Beim Anschließen des Controllers über den USB-Port wurde dieser sofort vom Rechner erkannt.


Hardware:
Der mitgelieferte Hardware-Controller machte einen sehr robusten und soliden Eindruck. Das Gehäuse besteht aus Metall und scheint unverwüstlich. Die Potis und Knöpfe waren ebenfalls sehr sauber verarbeitet und ließen sich einwandfrei bedienen. Was mir dabei persönlich besonders positiv auffiel, waren die nicht allzu leichtgängig funktionieren Potis. Es war daher kaum möglich, unbeabsichtigt die Potis zu verstellen. Sie gingen dabei jedoch nicht so schwergängig, dass das Bedienen behindert oder erschwert gewesen wäre. Ich hatte das Gefühl, ein handwerklich bestens gebauten Controller zwischen den Fingern zu haben. Für die Hardware gibt es somit von mir volle Punktzahl!


Sound:
Ebenso Positives kann ich über den Sound der Console 1 berichten. Zwar habe ich noch nicht an einem realen analogen SSL Mischpult gearbeitet, sodass ich den Sound lediglich mit der Emulation des UAD SSL E Channelstrips vergleichen konnte. Dabei konnte ich jedoch keinerlei Differenzen zwischen beiden Emulationen feststellen. Vorteilhaft an der Console 1 ist dabei sogar, dass die Intensität der Erzeugung harmonischer Obertöne und deren Charakter für jede Spur separat eingestellt werden kann und daher der Anteil des "typischen Sounds" einer SSL Console fast stufenlos hinzugefügt oder entfernt werden kann. An der Soundqualität gibt es daher von mir nix auszusetzen.


Praxiseinsatz - Handling und Workflow:
Soviel zu den positiven Eigenschaften der Console 1. Denn vom Handling und dem Workflow war ich leider enttäuscht. Ich habe mir von der Console 1 eine Verbesserung des Workflows und das Erstellen eines schnellen (Rough-)Mixes erhofft. Leider war dem nicht so.

Ich arbeite derzeit mit Cubase 7 auf einem Mac Mini i7 mit 2,6 GHz und 16 GB Ram. Das Plug-In der Console 1 wird in einem Cubase-Projekt in jeder Spur insertiert. Es öffnet sich sodann ein Fenster der Console 1, in welchem alle Spuren angezeigt werden und zwischen den einzelnen Spuren hin und her gewechselt werden kann. Softube wirbt u.a. damit, dass das Plug-In die Spurnummern und Spurnamen automatisch übernimmt und diese dem Projekt entsprechend in der Console 1 darstellt. Leider funktioniert dieser sog. automatic mode noch nicht mit Cubase. Daher musste ich zunächst für jede Spur einzeln deren Spurnummer in der Console 1 festlegen und sie zusätzlich noch beschriften. Dies nahm noch vor Beginn des eigentlichen Mixens gerade bei größeren Projekten unnötig erheblich Zeit in Anspruch und verzögerte die Bearbeitung enorm. Auf Nachfrage beim Hersteller hin wurde mir jedoch zugesagt, dass die fehlende Synchronisation mit Cubase durch eines der kommenden Softwareupdates behoben werden soll, sodass der vorgenannte Arbeitsschritt wegfallen würde.

Nachdem alle Spuren geordnet und benannt waren, konnte ich endlich mit dem eigentlichen Abmischen beginnen. Hier erwarteten mich bereits die nächsten Einschränkungen. Derzeit ist es so, dass die Input- und Output-Potis (leider keine Fader) mit einem groben Raster arbeiten. konkret bedeutet dies, dass die kleinste Einheit beim Drehen der Potis eine Lautstärkeveränderung von 1 db bewirken. Sind kleinere Schritte gewünscht, muss zeitgleich beim Drehen der Potis ein Shift-Button auf der Console 1 gedrückt werden. Dann ändert sich die Lautstärke um je 0,1 db. Hierbei war demnach stets zu denken, da ich in der Regel die Lautstärke feiner justieren wollte. Hierzu wurde mir von Softube mitgeteilt, dass sie in Erwägung ziehen, dass die feinere Justierung zum Standard werden könne und dann per Shift-Button größere Veränderung möglich sein sollte. Dies halte ich persönlich ebenfalls für praktikabler.
Bezüglich der Potis und deren Verhalten ist jedoch noch positiv anzuführen, dass die Veränderung der Parameter umso schneller erfolgt, desto schneller die Potis gleichsam bewegt werden, sodass grobe Parametereinstellung relativ zügig durchgeführt werden können.

Mein nächster Kritikpunkt ist das Fehlen der Möglichkeit zur Erstellung von Mute- und/oder Sologruppen. Möchte man mehrere Spuren gleichzeitig muten oder auf solo schalten, müssen diese erst gesondert ausgewählt und dann gemeinsam geschaltet werden. Es ist daher nicht möglich, mit nur einem Klick, mehrere Spuren gleichzeitig zu muten oder auf solo zu schalten. Dies ist insbesondere bei einer Vielzahl von gleichzeitig zu bearbeitenden Spuren für den Workflow äußerst hinderlich. Es ist zwar in dem Plug-In möglich, Gruppen zu erstellen. Werden im Rahmen einer solchen Gruppe Parameter verändert, ändern sich diese bei allen Spuren der Gruppe. Diese Gruppen sind jedoch nicht mit Subgruppen o.ä. vergleichbar. Auch die Möglichkeit des Erstellens von Subgruppen fehlte mir.

Die Console 1 bietet darüber hinaus grundsätzlich die Möglichkeit, in deren Plug-In Spuren zu pannen. Als ich diese Funktion bei einer Monospur nutzen wollte, funktionierte dies nicht. Nach einem Blick ins Handbuch musste ich feststellen, dass die Panning-Funktion ausschließlich bei Stereospuren möglich ist, was mich zunächst erheblich irritierte.

Zudem ist noch zu erwähnen - was mir jedoch bereits bei der Bestellung der Console 1 bewusst war -, dass sie gegenwärtig eine abgeschlossene Einheit darstellt. Das heißt, dass Plug-Ins von Drittanbietern nicht in die Console 1 integriert werden können. Diese können lediglich vor oder nach dem Plug-In in der DAW insertiert werden. Es besteht hingegen die Möglichkeit, Herstellereigene Plug-Ins von Softube in die Console 1 zu integrieren. Da ich jedoch von Softube keine weiteren Plug-Ins besitze, konnte ich diese Funktion nicht testen.

Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass ich von der CPU-Belastung her keinerlei Probleme hatte, auch wenn das Plug-In auf sämtlichen Spuren eines Projekts insertiert war. Die relativ geringe CPU-Belastung ist daher positiv zu erwähnen.


Zusammenfassung:
Aus den vorgenannten Gründen ist die Console 1 derzeit für mich, trotz der sehr interessanten Konzeption, keine Alternative als Hardware-Controller und Emulation eines SSL Channelstrips. Die noch bestehenden Nachteile, welche meinen Workflow leider erheblich einschränken, überwiegen zu stark. Eine Nachbesserung seitens Softube wurde mir mitgeteilt, sodass ich die Entwicklung der Console 1 weiter verfolgen werde und auf eine, für mich persönlich verbesserte, Console 2 hoffen.

Pro:
- Verarbeitung
- Sound
- CPU-Belastung

Contra:
- eigene Beschriftung und Nummerierung unter Cubase 7 notwendig
- zu grobe Rasterung der Potis
- fehlende Mute- und/oder Sologruppen
- fehlende Subgruppen
- fehlende Integrationsmöglichkeit von Plug-Ins von Drittanbietern


P.S.: Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen. Fragen, Anmerkungen und Kritik sind gerne gesehen.

Greetz
Daniel
 
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Schönes Review, deckt sich auch größtenteils mit meinen Erfahrungen auf der Musikmesse. Ein definitiv tolles Teil. Preislich Softubetypisch wieder recht hoch, aber vertretbar angesiedelt. Ist definitiv auf meiner Must-have Liste.
 
Das mit der noch nicht vorhandenen automatischen Erkennung und Zuordnung von Spuren und auch die (noch) nicht vorhandene Einbindung von Plugins anderer Hersteller haben die Mitarbeiter von Softube aber schon auf der MM Klippe und klar geäußert - zumindest mir gegenüber. Und die Integration von Plugins anderer Hersteller ist nicht zuletzt aufgrund lizenzrechtlicher Verhandlungen zeitaufwendig, da ja einer dem anderen quasi Zugang zum Sourcecode seines Produkts geben müsste und sowas will gut durchdacht und geregelt sein.

- - - aktualisiert - - -

Edit: Das soll natürlich "klipp und klar" heißen, aber leider ist die Editierung eines Textes wenn man mit dem Smartphone schreibt immer noch ein Krampf.
 

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