Bin am verzweifeln, Entspannungsproblem?

Dann bist du einfach weniger pedantisch als ich :D, ich muß nix sortieren, weil alles immer sofort am rechten Platz eingeheftet wird. Ich brauche also nur zu addieren und einzutragen wenn's soweit ist.

Man kann sich diese Situationen auch selbst machen. Man setzt sich eine Deadline (erreichbar aber dennoch eher knapp) und erzählt es vielen/postet es in Foren. Die offizielle Ankündigung ist wichtig und wirkt quasi als Druckmittel. Es gibt mittlerweile im Netz viele solcher "Hinternhochkriegherausforderungen", für Schriftsteller z.B., ich glaube da sind es 1500 Worte pro Tag für einen Monat. Für Musiker gibt es die RPM-Challenge, bei der man sich "verpflichtet", in 28 Tagen ein Album zu machen, findet jeden Februar statt. Es gibt sicher noch viele Möglichkeiten, sich zur Effizienz zu bringen, da muß sich jeder ausknobeln, was bei ihm am besten wirkt. Aber der Mut zur Lücke hat dabei immer Priorität.
 
Wer braucht schon zig Oktaven und hundert Klangfarben in allen Tonlagen, wenn man auch mit dem was man schon hat Kunst machen kann.

So hoch wollte ich eigentlich auch gar nie hinaus, nicht mal Auftritte sind mein Ziel. Ich mochte meinen Gesang so wie er früher war recht gerne, es war eben nicht vorfühgeeignet, hätte wohl nicht mal für einen Chor ausgereicht von der Stimmkraft, aber ich fand es schön anzuhören und war zufrieden damit. Keine Ahnung was mich damals geritten hatte zu meinen, ich sollte fortan Unterrichtsstunden nehmen.

Meine Ansicht nach bist einfach nicht der Typ für technisch aufgebauten Gesangsunterricht. Ob nun aufgrund deiner neurologischen Störung oder aus anderen Gründen, ist eigentlich völlig egal. Versuch es auf andere Art. Und denk vor allem nicht an Technik.

Ja das werde ich machen, vielleicht klappt es dann wieder so wie früher. Ich dachte, dass das erlernen der richtigen Atmung, Mundformung etc. total wichtig wäre und so unumgänglich (Ganz salopp gesagt: wenn du Atmung, Mundformung, Aussprache, Gefühl etc. alles gleichzeitig richtig machst, kannst du schön singen. Wenn du auch nur eines davon nicht richtig machst, dann klingt es nicht gut) Dem entsprechend wichtig habe ich es auch genommen und immer brav darauf geachtet alles einzuhalten.

Besteht vielleicht die Möglichkeit, dass ich bevor ich mit Unterricht nehmen begann bereits manches intuitiv richtig gemacht habe und es deshalb nach meinem Empfinden besser geklungen haben könnte, weil ich eben noch nicht über das ganze technische informiert war und mich somit auch gar nicht ständig darauf versteifen konnte? Das ist jetzt nur so eine Idee von mir, denn mein neurologisches Problem habe ich schon seit Geburt aber als ich noch keinen Gesangsunterricht hatte scheint das jetzige Problem ja kein Problem für mich gewesen zu sein.

Mein Tipp wäre: schmeiß den ganze Krampf über Bord. Und singe vielleicht mal eine Zeitlang Blues. Das kann jeder, der Gefühle hat. Und eine korrekte Technik ist gerade bei Blues völlig egal. Nur so ´ne Idee, damit du den Kopf wieder frei kriegst!

Habe ich bisher noch nie gesungen, sonst waren es bevorzugt Balladen aus der Popmusik oder einfache Titelsongs von Kinder-Zeichentrickfilmen :-D Vielleicht sagt es mir ja sogar sehr zu, werde mich auf jeden Fall mal dran versuchen, vor allem die Sache mit den Gefühlen ist mir beim Singen sowieso sehr wichtig, daher auch bevorzugt Balladen.

Du verbindest Singen mit einem gewissen Gefühl und wenn das Gefühl nicht da ist, dann macht es Dir keinen Spass und der Gesang scheint ebenfalls zu leiden.

Ganz genau, dieses Gefühl ist einfach so unbeschreiblich toll. Eine Mischung aus Freiheit, auf Wolken schwebend und einfach so unbeschwert, als ob es keine Probleme auf der ganzen Welt gäbe und man dann für die Zeit während man singt in eine andere Welt eintauchen würde. Ja genau jetzt weiß ich es, ich dachte wenn ich Unterricht nehme, würde ich eben richtig singen lernen und würde dann wenn ich fortgeschrittene gute Sängerin bin dieses tolle Gefühl jedes Mal ganz automatisch beim Singen haben.

Du sagst, 3-4 mal hat alles perfekt so geklappt wie du es dir vorstellst.

Ja ich hatte eher gesagt nur 3-4 Mal dieses tolle Gefühl beim Singen und war dabei auch total entspannt, sowohl im Hals wie auch im Kopf und im ganzen Körper. Wenn ich dieses beschriebene Gefühl beim Singen nicht habe, ist mein Hals zwar nicht verkrampft und ich presse auch nichts, aber richtig locker auch nicht. Das versuche ich dann durch bewussteres Atmen und mehr ausströmende Luft zu korrigieren aber das bringt es meistens auch nicht. Dann versuche ich mich fallen zu lassen und zu entspannen, auch im Kopf und bin dann klappt wieder irgendwas anderes nicht, weil ich zu sehr mit dem Entspannen beschäftigt bin.
Also ich weiß auch nicht, aber früher war das alles viel weniger ein Problem. Da hab ich einfach los gesungen, war viel eher ganz automatisch entspannt, habe zwar sicher was Technik angeht nicht alles richtig gemacht aber es klang dennoch besser.

Ich danke euch bis daher für die wirklich vielen und vor allem auch qualitativen Tipps. Das mit dem Blues werde ich auf jeden Fall versuchen, sowie auch das nicht bewusste Beachten irgendwelcher Techniken. Aber auch die anderen Ratschläge werde ich ausprobieren und sehen, was mir zu helfen scheint.
Nichts desto trotz bin ich aber auch noch weiterhin für Ratschläge bereit. :)
Vielen Dank nochmals bis hier her und ich werde mich nun erst mal ans Ausprobieren begeben die nächsten Tagen oder Wochen oder wie lange es auch immer dauern mag.

Lieben Gruß B0X.
 
(Ganz salopp gesagt: wenn du Atmung, Mundformung, Aussprache, Gefühl etc. alles gleichzeitig richtig machst, kannst du schön singen. Wenn du auch nur eines davon nicht richtig machst, dann klingt es nicht gut)

Das ist in mehrerer Hinsicht nicht ganz richtig. Denn das hieße auf der einen Seite, dass jeder, der Atmung, Mundformung, Aussprache richtig anwendet, automatisch gut singen könnte - und so einfach ist es leider doch nicht.

... und auf der Seite hieße es, dass all die berühmten Autodidakten aus der Pop/Rockmusik, die einfach singen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, nicht singen können.

Mal abgesehen von der Atmung: Solche Sachen sind schlichtweg Hifsmittel ... "Richtig" ist, was gut klingt.

Dann bist du einfach weniger pedantisch als ich :D, ich muß nix sortieren, weil alles immer sofort am rechten Platz eingeheftet wird. Ich brauche also nur zu addieren und einzutragen wenn's soweit ist.

Ich habe 'ne Kiste, die wird einmal im Jahr ausgeschüttet. Dann werden alle Quittungen chronologisch sortiert und pedantisch auf DIN 4-Bögen geklebt oder getackert. Das Addieren und Subtrahieren überlasse ich meinem Steuerberater - irgendwas soll der für sein Geld ja auch machen. :)
 
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Hallo, BOX,

Vielleicht hilft es dir, wenn ich berichte, wie es mir mit der Geige erging.

Ich wurde in eine Familie hineingeboren, die eine Geige besaß. Mein Vater spielte sie gern zur Entspannung - als Jugendlicher hatte er das ländlich-irische Geigenspiel gelernt - und meine Mutter hörte das instrument gerne. Sehr früh brachte mir mein Vater bei, wie man auf der Geige die G-dur-Tonleiter spielt, und ich machte autodidakt weiter. Mit etwa 13 - 14 Jahren konnte ich ganz gut mit der Tanzmusik im Radio oder von Schallplatten mitspielen. Sogar meine Intonation war in Ordnung, was bei vielen Geigenschülern erst nach Jahren kommt, und bei manchen nie (beide Eltern hatten ein gutes Gehör, also hätte ich Geigeverbot bekommen, wenn ich sie gequält hätte:)).

Dann sagte meine Mutter eines Tages zu meinem Vater: "Der Junge stellt sich recht geschickt an - vielleicht sollte er Geigenuntericht bekommen!"
Sofort legte ich Geige und Bogen in den Koffer, knallte diesen zu und schob ihn unter den Sofa, wo er mindestes 6 Wochen unangetastet lag!

Erst später, als von Unterricht keine Rede mehr war, holte ich die Geige wieder hervor und machte weiter. Als Student nahm ich sie mit auf Festen und zu Lagerfeuern, wo andere ihre Klampfen mitnahmen, und ich spielte als Erwachsener sogar ab und zu Fiddle in einer Skiffle-Gruppe, wenn deren Stammgeiger ausfiel.

Auch - oder gerade - ohne theoretischen Unterricht holte ich also jede Menge Spaß aus der Alten Familiengeige.

Aber warum die plötzliche Verweigerung, als es um Unterricht ging?

Es war eine instinktive Reaktion. Im nachhinein rationalisiere ich es so: Wenn du Unterricht nimmst, verlierst du deine Unschuld. Die Maßstäbe, die du und deine Geige mitenander definieren und die ihr miteinander erfüllen könnt, gelten nicht mehr. Die fremden Maßstäbe sind bestimmt viel Strenger. Das gibt nur Leistungsstress!"

Es ist nicht so, das ich "Bildungsfern" wäre. Ich war ein guter Schüler und habe einen guten Studienabschluss in der Regelzeit geschafft. Nach meinem Stimmbruch habe ich bereitwillig mit Gesangsunterricht begonnen und auch durchgehalten, einschliesslich Wettsingen und Soloauftritte. Ich lerne grundsätzlich gern. Aber irgendwie spürte ich, dass die Geige etwas für den Hausgebrauch war - und für den erweiterten Hausgebrauch, nämlich Folkmusik.
Klar, manchmal denke ich schon, "Hättste doch den Unterricht genommen ...!" Aber dann sage ich mir: "Folkmusik ist auch Musik; es ist kulturell genauso wertvoll, wie Klassik; und du kannst die Leute genauso gut damit unterhalten!"

Und ich merke, dass mein Antrieb darin liegt, eine vielleicht einfachere Musik zu genießen und Leute damit zu unterhalten - und nicht darin, ein willkürlich hoch gestecktes Leistungsziel hinterher zu rennen.

Insofern stimme ich den anderen Postern zu, die das Singen um des Singens Willen empfehlen, im Gegensatz zum Singen als Versuch, gelernte Techniken einzusetzen.

Cheers,
Jed
 
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