Hallo Wolfgang,
Zero Sette / Bugari ist eine relativ moderne "Fabrikhalle" auf der grünen Wiese unten im Tal, Borsini ist noch der ursprüngliche Firmensitz mitten in der Altstadt oben auf dem Berg. Entsprechend unterschiedlich sehen die Produktionsabläufe aus, wobei natürlich immer die Handarbeit überwiegt, egal, wie modern das "Drumherum" sein mag.
Bei jedem Hersteller bekommt man die Vorzüge der jeweiligen eigenen Produktionsmethode erläutert, jedoch immer nur so genau, dass das letzte Detail nicht verraten wird. Jeder ist stolz auf seine Instrumente und deren Klang. Ich finde, die Qualität der verbliebenen Hersteller in Castelfidardo ist auf einem sehr hohen Niveau relativ ähnlich, es wird wohl der persönliche Geschmack über die Wahl des Instruments entscheiden.
Als alter Giulietti-Spieler habe ich mich gefreut, auf den Arbeitstischen bei Zero Sette noch das eine oder andere Giulietti Akkordeon in Produktion zu sehen, auch meine drei alten Giuliettis wurden seinerzeit bei Zero Sette, noch in der alten Produktionsstätte, hergestellt.
Bei Borsini legt man größten Wert auf die solide Konstruktion des Holzgehäuses, bei Zero Sette / Bugari wiederum auf die Art der verwendeten Hölzer. So hat jeder seinen Schwerpunkt, aber wie schon gesagt, das Niveau ist überall sehr hoch und die Unterschiede nur in Nuancen zu finden.
Immer mehr kommen jetzt auch Akkordeons in Edelholzoptik, sei es aus Echtholz oder Zelluloid in Holzoptik. Die Echtholz-Instrumente schauen nicht nur toll aus, sie klingen auch sagenhaft weich. Ich habe besonders schöne Stücke bei Borsini und auch bei Victoria gesehen.
Bei Victoria kommt man übrigens auch mit Deutsch durch, die Chefin - Elke Ahrenholz - ist Deutsche ...leider hat es letzten Sommer nur zu einem kurzen Abstecher in den Victoria Laden in der Altstadt, nicht aber zu einem Rundgang durch die Produktion gereicht.
Interessant war auch, dass alle Hersteller, mit denen ich sprechen konnte, von einer sehr hohen Exportquote berichtet haben, der Markt in Italien scheint sich sehr stark reduziert zu haben.
Ich habe jedenfalls festgestellt, dass Castelfidardo mehr als eine Reise wert ist, in Verbindung mit einem der dort stattfindenden Festivals sicher immer ein tolles Erlebnis für jeden Akkordeonfreund. Und wenn es zu heiß wird, kann man sich ja mal einen halben Tag im Meer abkühlen, der Strand ist nur ein paar Kilometer entfernt.
Wir haben im Hotel Parco eine sehr angenehme Bleibe gefunden, auch hier spricht man Deutsch und freut sich, wenn man seine Kenntnisse bei einem deutsche Gast anbringen darf, ist aber genauso freudig überrascht, wenn der Gast mit ein paar Brocken Italienisch ankommt