Jetzt hast du ein Problem und alle anderen auch: Ich habe diesen Thread entdeckt. Und ich werde nicht mit meiner Meinung hinterm Berg halten.
seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem Versuch, Songs, welche vom Keyboard geprägt sind, so original wie möglich nachzustellen (Für meine Band).
(Hervorhebung von mir)
Definiere "so original wie möglich". Wie "so original wie möglich" willst du es haben?
So "original" wie mit dem dir zur Verfügung stehenden Equipment und relativ geringem Aufwand möglich?
Oder so "original" wie technisch überhaupt möglich? Denn das ist
erheblich originaler. Das wirst du aber niemals mit gekauften Sounds aus einer Workstation rausholen können.
Besonders fasziniert bin ich dabei vom Keyboarder der TV Total Band "Heavytones", der nahezu jedes Lied perfekt covert.
Andererseits, wenn das für dich schon die absolut perfekte Replica sein soll, dann scheinen deine Ansprüche sich ja in Grenzen zu halten.
Ich meine, in der Livebandmucker-Szene sind sich 99,99% der Leute einig: Eine Motif XF beispielsweise kann absolut jeden Sound von absolut jedem Synthesizer 1:1 originalidentisch replizieren, ob das jetzt ein Minimoog ist, ein VCS3, ein MS-20, ein Synclavier oder eine Wavestation, und egal, wieviel Bewegung in dem Sound ist. Da ist man sich einig, daß z. B. Jean Michel Jarre und seine 3 Kollegen ihre Konzerte auch auf jeweils einer Yamaha Motif XF ohne Outboard-Effekte spielen könnten, es würde bis ins allerhinterletzte kleinste Detail exakt genauso klingen wie jetzt auf mehreren Dutzend bis zu 45 Jahre alten Analogsynthesizern im Gesamtwert von über 100.000 , und selbst die absoluten Diehard-Fans, die selbst Synthesizer spielen und selbst schon mal einen Minimoog oder einen ARP 2600 unter den Händen hatten, würden keinerlei klanglichen Unterschied hören.
In der Synthesizer-Szene sieht das schon wieder ganz anders aus. Da hören die Leute erheblich genauer hin. Und da gehen die Leute auch anders ran, wenn sie einen bestimmten Sound wollen, der von einem bestimmten Synth kam: Die sagen sich nicht: "Das klingt ungefähr wie", die sagen sich: "Okay, von welchem Synth kam das, und womit komm ich am nächsten an den Sound dieses Synth ran?"
Da hört man z. B. Filtercharakteristika bis ins Detail. Das Filter vom Minimoog, die Moog-904-Filter, die ARP-Filter 4012 und 4035 (Moog-Klone) sowie 4072 und 4075 (Eigenentwicklungen), das Filter des Roland SH-101, das Filter des Roland Jupiter-8 usw., das sind alles spannungsgesteuerte Vierpol-Kaskadenfilter mit 24 dB/Oktave, und doch hören sie sich unterschiedlich an. Von den vorgeschalteten Oszillatoren ganz zu schweigen. Da hört man auch die
Formen von Hüllkurven (die sind bei Analogsynthesizern mitnichten linear). Da hört man bei Minimoog, ARP 2600, SCI Prophet-5 und Roland MKS-80 Unterschiede zwischen den Generationen oder Bauserien ein und desselben Synthesizermodells, die man ansonsten teilweise nur per Seriennummer erkennt.
So tief ins Detail wird da gegangen. Da kommt man gar nicht erst auf die Idee, daß irgendein Sampleplayer einen Prophet-5 Rev. 2.2 ersetzen könnte, wenn ein Prophet-5 Rev. 3 es schon nicht kann.
In solchen Kreisen wird die Acidlab Bassline ebenso verschmäht wie die Mode Machines x0xb0x (letztere ist nach originalen TB-303-Plänen mit weitestgehend originalen TB-303-Komponenten gebaut worden), weil die klanglich nicht nahe genug an einer Roland TB-303 sind.
Andere wuchten sich eine zwei Zentner schwere Eminent 310 Unique in die Bude, weil deren Strings so von keiner anderen Stringmachine erzeugt werden können von einem Synthesizer, Sampler oder gar Rompler schon mal erst recht nicht.
Wenn du wirklich absolut originalgetreue Sounds haben willst wenn du auf dem Niveau
dieser Leute spielen willst , dann wirst du es nicht einfach haben. Dann wirst du nicht damit auskommen, dir irgendwo fertige Sounds zu kaufen und auf deine Workstation zu spielen.
Beispiel: Wenn ihr "Rosanna" von Toto spielt,
brauchst du originalidentische Sounds eines modifizierten Polyfusion Modular, eines Moog Minimoog Model D, eines Yamaha CS80, eines Sequential Circuits Prophet-5 Rev. 2, eines Yamaha GS1 und einer Hammond B-3. Wenn ihr "Africa" spielt, brauchst du neben dem-GS1-Kalimba-Sound zum einen einen Klangerzeuger, der so funktioniert und klingt wie ein Yamaha CS80 bis hin zu den Charakteristika der Oszillatoren, Filter und Hüllkurven sowie der ganzen internen Verschaltung, und der polyphonen Aftertouch unterstützt, und eine Tastatur mit polyphonem Aftertouch. Gerade letzteres wird dir keine je gebaute Workstation jemals bieten können.
Also, wie originalgetreu und detailliert willst du es haben?
Martman
P.S.: Ich beantrage, daß dieser Thread nach "Soundwerkstatt & Sampling" verschoben wird.