Harley Benton HBD200-12BK

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Vorweg: Ich bin ja eigentlich E-Gitarrist. Ich habe zwar auch eine Western und eine Mandoline (und die Harley Benton...) aber im Großen und Ganzen bin ich E-Gitarrist. Dementsprechend muss man dieses Review nun etwas anders verstehen, als rein zur Qualität...außerdem ist es ein "Goodbye"-Review, denn ich will sie verkaufen - aber dazu unten viel mehr ;)

[Graue Vorzeit]
Man fängt ja immer irgendwie an und meine Erste war so eine der üblichen Nylons, Yamaha C40. Darauf habe ich dann nach dem guten Bursch erstmal ein paar Akkorde gelernt und kurz darauf versucht "Death In Fire" von Amon Amarth darauf zu intonieren. Abgesehen von mangelnden Spielfertigkeiten passten Instrument und Gitarre so nicht zusammen und so wanderte ich ab zu den dicken Frühstücksbrettern mit Kupferspulen. Aber die C40 stand noch rum und gelegentlich griff ich schon danach. Wie so ziemlich jeder habe ich dann auch mal angefangen Stairway To Heaven zu spielen. Aber auf keinem Instrument klangen manche Parts so wie auf der Aufnahme...also recherchiert: aha. 12 Saiten. Das muss ich mal ausprobieren! Nunja, lag dann jahrelang auf Eis, weil es irgendwie interessantere Produkte und Dinge zu kaufen und spielen gab, also kam es erst letztes Jahr dazu.

[Erster Eindruck]
Das Review gibt es genau deswegen erst jetzt: ich hatte mir Notizen gemacht - und nach fast einem Jahr den "Zettel" (volles DIN A4) wiedergefunden ;) (ok, dass es DESwegen das Review erst jetzt gibt war gelogen...)
Nach dem "Pellen" der Guten aus Karton 1, Luftpolster, Karton 2, Folie 1, Folie 2 war mein Eindruck wohl "meine Güte, die Leutchens bei thomann meinen es echt gut". Zumal ich am selben Tag meine Rubicon R6a+Subwoofer bekommen hatte. Die Wohnung war voll mit Papier, Pappe, Kartons, Styropor und nun dem Zeug der Harley Benton. Aber zum Instrument...
...unglaublich viel voluminöser als meine Epiphone (PR-5 CE EB). Gut, das Shaping ist klobiger aber auch die Body-Tiefe...irgendwie hatte ich da weniger erwartet, sah auf den Bildern schlanker aus. Aber sonst so: schick schick, Oberflächen sehen oberflächlich (ha ha haa...) betrachtet makellos aus, es rappelt nichts, es kommen mir keine Holzspäne entgegen...scheint sich um ein Instrument zu handeln. Alle Saiten da, Preamp da, Gurtpins da. Alles da wo es hingehört, na dann mal los. Hingesetzt, die Gute auf den Schoß und dann die ersten Makel: ob man diese Saiten stimmen kann?
Partiell schwarz, irgendwie kaputt aussehend (umwickelte)...aber es nutzt ja alles nichts, gestimmt und dabei auch gleich gemerkt, dass die Saiten auch klingen wie sie aussehen. Also Entschluss gefasst: so oder so erstmal neue ordern. Beim Greifen des ersten Akkords dann die nächste Erkenntnis: meine Güte ist das Griffbrett trocken. Man sollte ja meinen, dass man es beim einfachen Spielen so kaum merkt, weil man ja nur drückt und nicht rutscht, aber das Kratzen der Saiten war selbst beim Spielen einzelner Töne schon extrem störend. Gut, dann nur schnell Check gemacht: keine scharfen Bundkanten, Bünde sehen ok aus, etwas matt aber sonst. Elektrik-Check: funktioniert. Also: wegstellen, auf neue Saiten warten.

[Features]
Ich bin ja faul...
Die lange Feature-Liste für die Klickfaulen unter euch:
Fichtendecke, Boden und Zargen Mahagoni
eingebautes Tonabnehmersystem mit 4-Band EQ
Was es nun mit diesen Materialien und deren Echtheit auf sich hat kann ich absolut nicht beurteilen. Möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht.

[Neue Saiten+Griffbrettpflege...]
Nun, da waren sie, die neuen Saiten, Pyramid Acoustic 12 339/12. Ich habe noch nie so wehrhafte Pins erlebt. zwei davon gingen wirklich nur noch mit der Kombizange raus. Ich habe keine Ahnung, was die da vorher gemacht hatten. Nun also das Griffbrett erstmal vorsichtig mit dem Lemon Oil bearbeitet. Das Öl verschwindet mehr oder weniger augenblicklich im Holz. Also erstmal vorsichtig mehr als sonst genommen und fasziniert zugesehen...ob das gut geht? Nun nach ein paar Stunden war das Griffbrett wieder ziemlich ausgetrocknet, also nochmal etwas (viel weniger) hinterher und siehe da, plötzlich tritt die Palisandermaserung deutlich hervor (wer seine Griffbretter öfter pflegt, kenn diesen Effekt ja), wie es sonst üblich ist. Also das übrige Öl wegpoliert...und auf ein pechschwarzes Tüchlein geschaut. Die Bünde waren nicht poliert. Also erstmal (weichen) Polituraufsatz auf meinen Feinbohrschleifer und ab dafür. Nach getaner Arbeit das Werk begutachtet: Griffbrett und Bünde sehen normal aus, fühlen sich normal an - so können neue Saiten drauf. Gedacht, gemacht und 12 Saiten aufgezogen...was für ein Horror :D die Mechaniken verrichten ihren Dienst, laufen jedoch nicht gerade geschmeidig und wenn man da u.a. Schaller gewohnt ist, ist das auch nicht so das Wahre um ehrlich zu bleiben. Nach etwas rumschrammeln und Stimmen halten Saiten+Mechaniken die Stimmung ganz gut und der Klang ist wie erhofft.

[Klang]
Diese schimmernden Akkorde, dieses silbrig-orchestrale kommt selbst für knapp über 100 Euro zur Geltung. Den Preis muss man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen. Ist ja irgendwie für uns verwöhnte Mitteleuropäer nix. 100 Mücken. Da bekommt man ja gerade mal 400 Brötchen für (hier beim Bäcker 2,50 für 10 Stück). Schon bescheuert. Das Fundament ist eigentlich ganz beachtlich aber nicht sonderlich definiert, die Mitten sind okay, die Auflösung im für 12-Saiter wichtigen Bereich "obenrum" ist auch nicht die Stärke dieses Instruments. Aber unterm Strich erkennt man auf Anhieb: 12-Saiten, schimmernd, ersetzt zwei Background-Western-Schrammeln auf einmal... ;)
Der Pickup hat diesen typischen Piezo-Steg-Sound, höhenreich, knarzig...das übliche. Die Klangregelung des Preamps gibt einiges her, wenngleich es schnell seltsam klingt, ich habe da aber auch nur einmal ausprobiert und dann in Mittelstellung belassen. Sehr sinnvoll hier: "Battery Check". Endlich mal einfach so wissen, ob die Batterie noch was taugt oder nicht. Nicht einstöpseln und hören. Sofort: aha, ist leer oder eben nicht. Wie zuverlässig diese Anzeige ist, weiß ich nicht, ich hatte die originale Batterie eh ausgetauscht. Nur zur Sicherheit...

[Finale]
Alles in allem war ich dann zufrieden, habe sie gelegentlich hergenommen und gespielt, bzw. mal ein paar Akkorde drauf geschrammelt...und irgendwann Ende letzten Jahres dämmerte mir dann, dass ich das Teil eigentlich nicht wirklich spielen kann. Wie man unten im Video sehr gut hören kann, bekomme ich kaum 2 Akkorde nacheinander fehlerfrei aus der Guten. Und es liegt nicht (nur) an mangelndem Talent, denn bei den 6-Saitigen klappt's doch deutlich besser. Und selbst auf der Mandoline mit ihrem Scherz von Griffbrett und 8 Saiten klappt's besser. Also etwas geübt...und es wird einfach nichts. Im größeren Musikgeschäft mal eine teurere ausprobiert, ob's vielleicht daran liegt...aber nein, mit der Harley Benton ist so weit alles voll in Ordnung...es liegt nur an mir. 12 Saiten sind wohl einfach nicht meine Welt. Also darf sie in bessere Hände. Denn wer einfach mal 12 Saiten ausprobieren will ist mit der HBD200-12BK sicherlich gut bedient. Gerade (E-)Gitarristen, die nicht viele Ansprüche an eine akustische 12-Saiter haben, können hier bedenkenlos zuschlagen, müssen im schlimmsten Fall ein wenig Arbeit ins Griffbrett und Geld in neue Saiten investieren, haben dann aber ein günstiges, gemessen am Preis gutes Instrument. Da gibt es eben nicht viel zu Meckern für die paar Euro.

Zum Video noch: Wie oben beschrieben kann ich 12-Saiter einfach nicht spielen. Ich habe zu wurstige Finger, zu viel Kraft dadrin (ich spiele sonst tendenziell sehr fette Saiten) oder...ich weiß es nicht. Das Video erlaubt keine Kommentare und ist nur für dieses Board hier gedacht. Die ersten paar Sekunden sind die Aufnahme aus meiner Kamera, danach 100% Links der Pickup der Harley Benton, 100% Rechts das AT2020 durch meinen Art Tubeamp Studio. Wer die mp3 haben will - kann ich auch noch hochladen. Größtenteils mit den Fingern gespielt, irgendwann nehme ich ein 0,8er Plektrum dazu.



An die Moderation: wenn die "Verkaufssätze" (es stehen ja im Endeffekt nur am Anfang und im "Finale" zwei Sätze im ganzen Review dazu) unerwünscht sind bitte einfach rauslöschen (geht Grammatikalisch problemlos ;) ) und nicht das ganze Review plattmachen.
 
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