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TC Electronic Flashback X4 Delay & Looper - Ausführliches Review
Hallo,
Ich möchte heute mal die Gelegenheit nutzen und dem Board etwas zurückgeben - Hier also mein Review zum Flashback X4 Delay & Looper von TC Electronic. Das hier ist mein erstes Review - Falls ich etwas vergessen habe, irgendwas unklar ist oder ihr speziele Beispiele wollt: Kommentieren, ich kann lesen!
Kaufgrund:
Ich spiele E-Gitarre in unserer Band, ansonsten gibt es nur noch einen Bass an den Saiten. Ich habe also sehr viel Platz um musikalisch und auch soundmäßig zu basteln. Bis vor kurzem hatte ich ein TC Electronic G-Major und einen Marshall ED-1 als Effektgeräte und war eigentlich lange Zeit sehr glücklich. In letzter Zeit fange ich aber an mich viel genauer für meinen Sound zu interessieren, spiele etwas herum - Das geht leider mit dem G-Major eher schlechter weil dort alles über Presets läuft und man keine Knöbbsche zum rumdrehen hat. Also die Entscheidung: Ab in die große Welt der Effektpedale!
Wichtige Faktoren die mich dazu gebracht haben das Flashback X4 zu kaufen waren: Tap Tempo, Stereo, Möglichkeit für Presets aber auch Knöbbsche, große Tonvielfalt, MIDI (Falls ich doch mal wieder auf was Rackmäßiges umstellen möchte sehrpraktisch).
Zudem gibt es noch diesen August eine Aktion von TC Electronic bei der man ein PolyTune Mini Noir von TC geschenkt bekommt, wenn man das Flashback bei einem autorisierten Händler kauft und Rechnung + Barcode nach Dänemark schickt. Da ich so oder so aufgrund des Umstiegs noch einen Bodentuner brauchte kam mir das sehr gelegen und ein Polytune wäre es wahrscheinlich eh geworden. Ich habe 244€ bei Musik Produktiv in Ibbenbüren bezahlt, das PolyTune gibt's umsonst, also spare ich 79€. Macht einen effektiven Preis von 165€.
Ausstattung:
Generell hier mal ein Überblick was das Flashback X4 so alles kann:
Grundsätzlich ist es ein digitales Delay welches komplett in Stereo arbeitet. Es besitzt 12 verschiedene Delayarten sowie 4 Speicherplätze für Delayarten die man sich quasi selber kreieren kann (Toneprint genannt). Direkt am Gerät regelbar sind Delay Time, Feedback und Delay Level. Außerdem gibt es einen Tap Tempo Taster und einen Schalter mit dem man zwischen Viertel, punktierte Achtel und Viertel & punktierte Achtel als Delay"zeit" wählen kann. Man kann 3 verschiedene Presets speichern die dann über 3 Taster direkt angewählt werden können. Es kann jeweils nur eins dieser Presets aktiv sein. Das Gerät kann "True Bypass", sprich im ausgeschalteten Zustand eine komplette Umgehung aller aktiver Signalkomponenten. Realisiert wird dies durch Relais. Man kann das Flashback auch auf "Buffered Bypass" stellen, dann bleibt das Gerät immer im Signalweg (Es sei denn die Stromversorgung fehlt) und die Delayrepeats klingen auch nach dem ausschalten weiter (Spillover).
Zum externen steuern kann man ein Expressionpedal anschließen, welches die Delay Time, Feedback und Delay Level kontrollieren kann, auch mehrere Parameter gleichzeitig. Die Einstellungen hierfür werden in den Presets mit gespeichert.
Das Flashback hat eine MIDI In und eine MIDI Thru Buchse. Was die Implementierung angeht: Am besten weiterlesen. Das wird euch überraschen.
Obendrauf gibt es noch einen einfachen Looper der bis zu 40 Sekunden Loopzeit erlaubt. Es kann jeweils die letzte Aktion rückgängig gemacht werden und danach wiederholt. Um den Looper zu aktivieren muss man einen kleinen Schalter umlegen. Ist das Gerät im Loopermodus kann man immernoch den Delayeffekt benutzen, dann werden die Einstellungen automatisch von der aktuellen Position der Regler übernommen. Der Delayeffekt wird fest in die Loopaufnahme gegossen und kann nachher nicht verändert werden. Außerdem gibt es einen Regler für die Wiedergabelautstärke des Loops.
Lieferumfang:
Geliefert wird das Flashback in einem großen Karton der das Gerät selbst, ein passendes Netzteil mit austauschbarem Stecker (EU & USA), ein USB Kabel (USB auf MiniUSB), einen Aufkleber und eine Übersicht welche Effektgeräte es von TC Electronic gibt. Leider gibt es keine Kurzanleitung o.ä., aber die Bedienung ist so einfach dass diese auch nicht unbedingt nötig ist.
Verarbeitung:
Grundsätzlich wirkt das Gerät recht solide. Das Gehäuse ist aus Gußaluminium, die Lackierung ordentlich, die Buchsen wirken robust, die Regler haben einen angenehmen Drehwiderstand, die Knöpfe sind sehr groß und erlauben feine Justierung, auch eine schnelle Anpassung mit dem Fuß ist drin.
Mir sind jedoch einige Details negativ aufgefallen:
Die Schalter zum wechseln zwischen Delay & Looper sowie der Unterteilung vom Tap Tempo wirken etwas wackelig. Sie sind nur auf der Platine aufgelötet und haben keine feste Verbindung zum Gehäuse, das heißt jeder Schaltvorgang rappelt an der Lötverbindung der Platine.
Die LEDs haben eine sehr vernünftige Helligkeit, können Rot oder Grün anzeigen - aber sie haben ein klares Gehäuse, was in ihrer funktion eine sehr schlechte Wahl ist die ich nicht nachvollziehen kann. Man kann bei Gegenlicht nur schwer erkenne ob die LED leuchtet oder nicht. Ein Mattes Gehäuse würde ganz gleichmäßig und automatisch kräftiger strahlen, gleichzeitig weniger blendend sein. Auch die LEDs sind nur auf der Platine verlötet, sonst nirgendwo befestigt. Dadurch ergibt sich ein Spalt zwischen LED und Gehäuse durch den sehr leicht Spritzwasser oder Regentropfen eintreten können. Das ist kein gutes Zeichen für Outdoor Gigs.
Die Taster: Auf den ersten Blick denkt man dass die üblichen großen Metalltaster verwendet wurden. Diese sind aber mehr eine Fassade, in Wirklichkeit sind kleine Kurzhubtaster unter den Metalltastern versteckt die dann eigentlich betätigt werden. Generell ist dies keine schlechte Lösung, diese Kurzhubtaster halten viel mehr aus als die meisten Gitarristen befürchten, so eine Lösung kann mit Sicherheit solide funktioniern. Leider habe ich aber gemerkt dass wenn man die Taster gemäßigt betätigt, also nur bis zum "Klick" runterdrückt oftmals das Gerät diesen Druck nicht registriert. Man muss auch von oben herunterdrücken, wenn man aus dem Sitzen heraus das Gerät betätigt drückt man automatisch Richtung Gerätrückseite - auch hier werden manche Betätigungen nicht registriert.
Klang:
Das ist für mich immernoch der wichtigste Faktor, alles andere ist meist Gewöhnungssache oder lässt sich notfalls beheben. Wenn das Ding aber nicht klingt, taugt's nix.
Beim Flashback gibt es da überhaupt keine Probleme, der Klang gefällt mir sehr, sehr gut. Sowohl im True Bypass als auch im Buffered Bypass habe ich keine warnehmbaren Verluste im Klang feststellen können was schonmal sehr positiv ist. Die Delaytypen klingen meiner Meinung nach alle sehr gut, lediglich die Typen mit Modulation auf den Repeats haben vielleicht ein bisschen zu viel Modulation voreingestellt. Der Effekt ist schon etwas sehr krass. Schade ist auch dass das verändern der Delay Time nicht wie bei analogen Geräten mit einer Tonhöhenänderung reagiert sonderm digitalen "glitchen" - ihr werdet hören was ich meine, in manchen Beispielen zeige ich das.
Damit ihr euch selbst ein Bild machen könnt hier von jedem Delaytyp ein Klangbeispiel. Die Regler waren immer auf ca. 10:30. Zudem habe ich jeweils geschaut wie der Effekt reagiert wenn Feedback auf Rechtsanschlag ist und wie laut das Delay Level geht. Informationen wie ich die Beispiele aufgenommen habe gibt es am Ende des Reviews.
Tape: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-tape
Tube: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-tube
Space: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-space
Analog: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-analog
Analog w/mod: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-analogmod
Reverse: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-reverse
Dynamic: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-dynamic
2290: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-2290
2290 w/mod: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-mod
Slap: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-slap
LoFi: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-lofi
Ping Pong: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-pingpong
Bedienung:
Die grundlegende Bedienung als Delay ist prima, simpler geht's kaum. Zum aufrufen der Presets den jeweiligen Schalter betätigen, nochmal betätigen um das Delay abzuschalten. Wenn man den Effekt ändern möchte muss man einfach die Regler wie gewünscht drehen. Zum abspeichern den Schalter an der gewünschten Position gedrückt halten bis die dazugehörige LED grün blinkt.
Beim Tap Tempo hätte ich mir mehr Auswahl gewünscht: Einerseits kann man keine Triolenunterteilung einstellen, andererseits wird die Geschwindigkeit des Tap Tempo überschrieben sobald man ein Preset einschaltet. Vorheriges Eintappen funktioniert also nicht, jedoch reichen 2 Taps aus um das Tempo sicher einzustellen. Das kann man also irgendwie verkraften.
Beim Looper schaut das recht ähnlich aus: Es gibt die Tasten "Record", "Play", "Play Once", "Undo/Redo". Sie tun das was ihre Namen vermuten lassen. Wenn die Loop pausiert ist und man "Play Once" drückt, wird die Loop genau einmal abgespielt. Läuft die Loop schon ("Play" aktiv) und man drück "Play Once" läuft die Loop noch bis zum Ende durch und hört danach auf. Ein langer Druck auf "Undo/Redo" löscht die gesamte Loop.
Das Delay im Loopmodus lässt sich regeln indem man die Delayregler bedient. Um das Delay abzustellen muss man "Delay Level" zudrehen.
Was mir nicht gefällt: Hat man ein Preset aktiviert und wechselt in den Loopermodus vergisst das Flashback diese Einstellung und nimmt sofort die aktuellen Reglerpositionen als Einstellung (Keine Sorge, das Preset wird nicht überschrieben). Das finde ich doch eher schlecht gelöst. Außerdem hört die Loop sofort auf und wird auch komplett gelöscht sobald man vom Looper auf Delay wechselt.
Der Schalter um zwischen Delay und Looper zu wechseln ist sehr blöd positioniert und auch eher fragil so dass ein Wechsel im Lied das herunterbück und mit dem Finger umschalten erfordert, mit den Füßen hat man keine Chance.
MIDI:
Das Thema MIDI beim Flashback ist ganz schnell zusammengefasst: Das ist ein schlechter Scherz.
Die einzigen Befehle die das Gerät erkennt sind: PC 0, 1, 2 auf Kanal 0 um zwischen Preset A, B und C zu wechseln, Tap Tempo per MIDI Clock synchronisieren. Das war's.
Jetzt denken sich viele bestimmt: Nunja, ok, auf CC Parameter für die Regler kann man ja irgendwie noch verzichten, das ist kein muss. Wovon man aber mit sicherheit ausgeht, so wie ich auch: Man kann das Delay per MIDI abstellen. Fehlanzeige! Man kann das Delay ausschließlich anschalten, aber nicht ausschalten!
Ich weiß nicht wer das da bei TC Electronic verbockt hat, aber ganz ehrlich: Sowas darf man in meinen Augen nicht als MIDI Implementierung bezeichnen. Das ist ein schlechter Witz, ich fühle mich extrem vera****t. So wie das momentan umgesetzt ist, ist das eher ein Marketingargument, aber kein benutzbares Feature.
Vom Looper liest man bei MIDI nichts weil der sich einfach überhaupt nicht steuern lässt - Macht in meinen Augen aber auch nicht so viel aus da das Flashback in erster Linie ein Delay ist, und kein Looper. Das kann man schon irgendwo verstehen.
Meine Hoffnung ist dass dieses gigantische Defizit mit einem Firmware Update behoben wird. Zumindest das Gerät abschalten sollte dringend nachgeholt werden. Presets auf verschiedene PC legen, eventuell sogar CC Parameter einführen oder den Looper per MIDI steuern wären sinnvoll, sind aber nicht unbedingt ein Muss. Wobei ich aber auch schon einige Erfahrung mit MIDI Programmierung gemacht habe (Also, richtige Programmierung, nicht Einstellung ) und nicht nachvollziehen kann wieso das noch nicht nachgerüstet wurde oder direkt von Anfang an funktioniert. Aber naja, egal - Hoffen das sich was ändert, mehr kann man momentan nicht tun.
Toneprint:
Ich weiß grad nicht ob ich hier noch großartig was zu schreiben soll: Generell sind Toneprints Presets von Delaytypen, wobei hier mehr Variablen verändert wurden als nur Delayzeit, Feedback und Delay Level. Intern hat das Gerät extrem viele Einstellmöglichkeiten. Inzwischen hat TC Electronic einen Toneprint Editor freigegeben. Man verbindet das Flashback X4 mit dem beigelegten USB Kabel an seinen PC (Windows) oder Mac, öffnet den Toneprint Editor und hat eine extrem feine Kontrolle über sehr viele sehr nützliche Parameter. Das gefällt mir! Für mehr Details hierzu sollte man aber am besten bei YouTube oder auf der TC Electronic Webseite die Videos dazu anschauen, dann wird viel schneller klar welch große Kontrolle & Macht man dadurch über das Effekgerät erlangen kann.
Technische Details für die Leute, die es interessiert:
Das Gerät braucht 9V, 300mA als Versorung über einen 2.1mm Hohlstecker, + außen.
Laut Anleitung soll das Expression Pedal ein lineares 25kOhm Potentiometer haben
Ich habe einen kurzen Blick auf die Hauptplatine geworfen und das vorgefunden was ich erwartet habe: einen großen DSP von Analog Devices, einen RAM-Baustein, ein Atmel Mikrocontroller um die ganze Kiste zu steuern und einiges an Hühnerfutter. Generell ist fast alles in SMD-Bauweise ausgeführt.
Die Platinen wirken sehr hochwertig, haben vergoldete Pads, ein sauberes Silkscreen und ordentliche Dicke. die Regler sind Alpha Potis die sehr wertig wirken und meiner Erfahrung nach auch lange halten. Die Platinen sind untereinander mit sehr reparaturfreundlichen Kabeln verbunden. Welche OPAmps und A/D und D/A Wandler genau verwendet werden habe ich jetzt nicht beachtet - falls das aber wen interessieren sollte kann ich gerne genau nachschauen.
Fazit:
Letzendlich bleibt die Frage: Erfüllt das Flashback X4 meine Anforderungen?
Ich sage JA. Ich fühle mich sehr wohl mit dem Gerät, es ist definitiv die günstigste Option um alle meine Anforderungen zu erfüllen und klingt dabei noch sehr gut. Besonders angetan haben es mir die Tape und Space-echo Simulation. Damit hat man sehr warme aber definierte Repeats und eher flächige, verschmierte Repeats abgedeckt.
Schade finde ich dass die MIDI Implementierung so ein Reinfall ist, aber momentan ist diese für mich noch nicht wichtig. Falls die mal wieder relevant werden sollte, gibt es hoffentlich ein Firmware Update.
Ich überlege auf Dauer die LEDs durch matte Rot/Grün LEDs mit Halterung im Gehäuse und solide Fußtaster in bekannter Bauform zu ersetzen. Die Platine mit LEDs und Fußtastern ist glücklicherweise separat und mit einem sehr großzügig dimensioniertem Kabel zur Hauptplatine verbunden, eine eigenhände Reparatur/Austausch sollte so also relativ gut möglich sein.
Wenn man also Preis, Ausstattung und Klang zusammen betrachtet gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung.
Ich freue mich über Kritik, Lob, Anregung oder einfach nur Fragen oder eure Erfahrungsberichte! Lasst von euch hören
Aufnahmebedingungen:
Ich habe alle Beispiele mit einer Epiphone Les Paul Special 2 (2xP90) in der Bridgeposition eingespielt. Bei dieser Gitarre habe ich einen DiMarzio DP209 eingebaut, in der Gitarre ist außerdem ein OPAmp Buffer auf Basis eines TLO72 (Gain = 1) fest eingebaut. Die Gitarre habe ich direkt in das Flashback eingesteckt, vom Flashback aus mit einem Adapterkabel direkt in den LineIn eines iMac. Zum Aufnehmen habe ich LiveProfessor als VST Host genommen, als VST Plugins kamen der NRR1 Preamp ("The Anvil"), Poulin LeCab2 und die Gods_Cab IR zum Einsatz. Ich habe einen Screenshot mit angehängt, dann seht ihr alle Einstellungen.
Hallo,
Ich möchte heute mal die Gelegenheit nutzen und dem Board etwas zurückgeben - Hier also mein Review zum Flashback X4 Delay & Looper von TC Electronic. Das hier ist mein erstes Review - Falls ich etwas vergessen habe, irgendwas unklar ist oder ihr speziele Beispiele wollt: Kommentieren, ich kann lesen!
Kaufgrund:
Ich spiele E-Gitarre in unserer Band, ansonsten gibt es nur noch einen Bass an den Saiten. Ich habe also sehr viel Platz um musikalisch und auch soundmäßig zu basteln. Bis vor kurzem hatte ich ein TC Electronic G-Major und einen Marshall ED-1 als Effektgeräte und war eigentlich lange Zeit sehr glücklich. In letzter Zeit fange ich aber an mich viel genauer für meinen Sound zu interessieren, spiele etwas herum - Das geht leider mit dem G-Major eher schlechter weil dort alles über Presets läuft und man keine Knöbbsche zum rumdrehen hat. Also die Entscheidung: Ab in die große Welt der Effektpedale!
Wichtige Faktoren die mich dazu gebracht haben das Flashback X4 zu kaufen waren: Tap Tempo, Stereo, Möglichkeit für Presets aber auch Knöbbsche, große Tonvielfalt, MIDI (Falls ich doch mal wieder auf was Rackmäßiges umstellen möchte sehrpraktisch).
Zudem gibt es noch diesen August eine Aktion von TC Electronic bei der man ein PolyTune Mini Noir von TC geschenkt bekommt, wenn man das Flashback bei einem autorisierten Händler kauft und Rechnung + Barcode nach Dänemark schickt. Da ich so oder so aufgrund des Umstiegs noch einen Bodentuner brauchte kam mir das sehr gelegen und ein Polytune wäre es wahrscheinlich eh geworden. Ich habe 244€ bei Musik Produktiv in Ibbenbüren bezahlt, das PolyTune gibt's umsonst, also spare ich 79€. Macht einen effektiven Preis von 165€.
Ausstattung:
Generell hier mal ein Überblick was das Flashback X4 so alles kann:
Grundsätzlich ist es ein digitales Delay welches komplett in Stereo arbeitet. Es besitzt 12 verschiedene Delayarten sowie 4 Speicherplätze für Delayarten die man sich quasi selber kreieren kann (Toneprint genannt). Direkt am Gerät regelbar sind Delay Time, Feedback und Delay Level. Außerdem gibt es einen Tap Tempo Taster und einen Schalter mit dem man zwischen Viertel, punktierte Achtel und Viertel & punktierte Achtel als Delay"zeit" wählen kann. Man kann 3 verschiedene Presets speichern die dann über 3 Taster direkt angewählt werden können. Es kann jeweils nur eins dieser Presets aktiv sein. Das Gerät kann "True Bypass", sprich im ausgeschalteten Zustand eine komplette Umgehung aller aktiver Signalkomponenten. Realisiert wird dies durch Relais. Man kann das Flashback auch auf "Buffered Bypass" stellen, dann bleibt das Gerät immer im Signalweg (Es sei denn die Stromversorgung fehlt) und die Delayrepeats klingen auch nach dem ausschalten weiter (Spillover).
Zum externen steuern kann man ein Expressionpedal anschließen, welches die Delay Time, Feedback und Delay Level kontrollieren kann, auch mehrere Parameter gleichzeitig. Die Einstellungen hierfür werden in den Presets mit gespeichert.
Das Flashback hat eine MIDI In und eine MIDI Thru Buchse. Was die Implementierung angeht: Am besten weiterlesen. Das wird euch überraschen.
Obendrauf gibt es noch einen einfachen Looper der bis zu 40 Sekunden Loopzeit erlaubt. Es kann jeweils die letzte Aktion rückgängig gemacht werden und danach wiederholt. Um den Looper zu aktivieren muss man einen kleinen Schalter umlegen. Ist das Gerät im Loopermodus kann man immernoch den Delayeffekt benutzen, dann werden die Einstellungen automatisch von der aktuellen Position der Regler übernommen. Der Delayeffekt wird fest in die Loopaufnahme gegossen und kann nachher nicht verändert werden. Außerdem gibt es einen Regler für die Wiedergabelautstärke des Loops.
Lieferumfang:
Geliefert wird das Flashback in einem großen Karton der das Gerät selbst, ein passendes Netzteil mit austauschbarem Stecker (EU & USA), ein USB Kabel (USB auf MiniUSB), einen Aufkleber und eine Übersicht welche Effektgeräte es von TC Electronic gibt. Leider gibt es keine Kurzanleitung o.ä., aber die Bedienung ist so einfach dass diese auch nicht unbedingt nötig ist.
Verarbeitung:
Grundsätzlich wirkt das Gerät recht solide. Das Gehäuse ist aus Gußaluminium, die Lackierung ordentlich, die Buchsen wirken robust, die Regler haben einen angenehmen Drehwiderstand, die Knöpfe sind sehr groß und erlauben feine Justierung, auch eine schnelle Anpassung mit dem Fuß ist drin.
Mir sind jedoch einige Details negativ aufgefallen:
Die Schalter zum wechseln zwischen Delay & Looper sowie der Unterteilung vom Tap Tempo wirken etwas wackelig. Sie sind nur auf der Platine aufgelötet und haben keine feste Verbindung zum Gehäuse, das heißt jeder Schaltvorgang rappelt an der Lötverbindung der Platine.
Die LEDs haben eine sehr vernünftige Helligkeit, können Rot oder Grün anzeigen - aber sie haben ein klares Gehäuse, was in ihrer funktion eine sehr schlechte Wahl ist die ich nicht nachvollziehen kann. Man kann bei Gegenlicht nur schwer erkenne ob die LED leuchtet oder nicht. Ein Mattes Gehäuse würde ganz gleichmäßig und automatisch kräftiger strahlen, gleichzeitig weniger blendend sein. Auch die LEDs sind nur auf der Platine verlötet, sonst nirgendwo befestigt. Dadurch ergibt sich ein Spalt zwischen LED und Gehäuse durch den sehr leicht Spritzwasser oder Regentropfen eintreten können. Das ist kein gutes Zeichen für Outdoor Gigs.
Die Taster: Auf den ersten Blick denkt man dass die üblichen großen Metalltaster verwendet wurden. Diese sind aber mehr eine Fassade, in Wirklichkeit sind kleine Kurzhubtaster unter den Metalltastern versteckt die dann eigentlich betätigt werden. Generell ist dies keine schlechte Lösung, diese Kurzhubtaster halten viel mehr aus als die meisten Gitarristen befürchten, so eine Lösung kann mit Sicherheit solide funktioniern. Leider habe ich aber gemerkt dass wenn man die Taster gemäßigt betätigt, also nur bis zum "Klick" runterdrückt oftmals das Gerät diesen Druck nicht registriert. Man muss auch von oben herunterdrücken, wenn man aus dem Sitzen heraus das Gerät betätigt drückt man automatisch Richtung Gerätrückseite - auch hier werden manche Betätigungen nicht registriert.
Klang:
Das ist für mich immernoch der wichtigste Faktor, alles andere ist meist Gewöhnungssache oder lässt sich notfalls beheben. Wenn das Ding aber nicht klingt, taugt's nix.
Beim Flashback gibt es da überhaupt keine Probleme, der Klang gefällt mir sehr, sehr gut. Sowohl im True Bypass als auch im Buffered Bypass habe ich keine warnehmbaren Verluste im Klang feststellen können was schonmal sehr positiv ist. Die Delaytypen klingen meiner Meinung nach alle sehr gut, lediglich die Typen mit Modulation auf den Repeats haben vielleicht ein bisschen zu viel Modulation voreingestellt. Der Effekt ist schon etwas sehr krass. Schade ist auch dass das verändern der Delay Time nicht wie bei analogen Geräten mit einer Tonhöhenänderung reagiert sonderm digitalen "glitchen" - ihr werdet hören was ich meine, in manchen Beispielen zeige ich das.
Damit ihr euch selbst ein Bild machen könnt hier von jedem Delaytyp ein Klangbeispiel. Die Regler waren immer auf ca. 10:30. Zudem habe ich jeweils geschaut wie der Effekt reagiert wenn Feedback auf Rechtsanschlag ist und wie laut das Delay Level geht. Informationen wie ich die Beispiele aufgenommen habe gibt es am Ende des Reviews.
Tape: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-tape
Tube: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-tube
Space: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-space
Analog: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-analog
Analog w/mod: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-analogmod
Reverse: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-reverse
Dynamic: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-dynamic
2290: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-2290
2290 w/mod: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-mod
Slap: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-slap
LoFi: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-lofi
Ping Pong: https://soundcloud.com/jankoppe/flashback-x4-review-pingpong
Bedienung:
Die grundlegende Bedienung als Delay ist prima, simpler geht's kaum. Zum aufrufen der Presets den jeweiligen Schalter betätigen, nochmal betätigen um das Delay abzuschalten. Wenn man den Effekt ändern möchte muss man einfach die Regler wie gewünscht drehen. Zum abspeichern den Schalter an der gewünschten Position gedrückt halten bis die dazugehörige LED grün blinkt.
Beim Tap Tempo hätte ich mir mehr Auswahl gewünscht: Einerseits kann man keine Triolenunterteilung einstellen, andererseits wird die Geschwindigkeit des Tap Tempo überschrieben sobald man ein Preset einschaltet. Vorheriges Eintappen funktioniert also nicht, jedoch reichen 2 Taps aus um das Tempo sicher einzustellen. Das kann man also irgendwie verkraften.
Beim Looper schaut das recht ähnlich aus: Es gibt die Tasten "Record", "Play", "Play Once", "Undo/Redo". Sie tun das was ihre Namen vermuten lassen. Wenn die Loop pausiert ist und man "Play Once" drückt, wird die Loop genau einmal abgespielt. Läuft die Loop schon ("Play" aktiv) und man drück "Play Once" läuft die Loop noch bis zum Ende durch und hört danach auf. Ein langer Druck auf "Undo/Redo" löscht die gesamte Loop.
Das Delay im Loopmodus lässt sich regeln indem man die Delayregler bedient. Um das Delay abzustellen muss man "Delay Level" zudrehen.
Was mir nicht gefällt: Hat man ein Preset aktiviert und wechselt in den Loopermodus vergisst das Flashback diese Einstellung und nimmt sofort die aktuellen Reglerpositionen als Einstellung (Keine Sorge, das Preset wird nicht überschrieben). Das finde ich doch eher schlecht gelöst. Außerdem hört die Loop sofort auf und wird auch komplett gelöscht sobald man vom Looper auf Delay wechselt.
Der Schalter um zwischen Delay und Looper zu wechseln ist sehr blöd positioniert und auch eher fragil so dass ein Wechsel im Lied das herunterbück und mit dem Finger umschalten erfordert, mit den Füßen hat man keine Chance.
MIDI:
Das Thema MIDI beim Flashback ist ganz schnell zusammengefasst: Das ist ein schlechter Scherz.
Die einzigen Befehle die das Gerät erkennt sind: PC 0, 1, 2 auf Kanal 0 um zwischen Preset A, B und C zu wechseln, Tap Tempo per MIDI Clock synchronisieren. Das war's.
Jetzt denken sich viele bestimmt: Nunja, ok, auf CC Parameter für die Regler kann man ja irgendwie noch verzichten, das ist kein muss. Wovon man aber mit sicherheit ausgeht, so wie ich auch: Man kann das Delay per MIDI abstellen. Fehlanzeige! Man kann das Delay ausschließlich anschalten, aber nicht ausschalten!
Ich weiß nicht wer das da bei TC Electronic verbockt hat, aber ganz ehrlich: Sowas darf man in meinen Augen nicht als MIDI Implementierung bezeichnen. Das ist ein schlechter Witz, ich fühle mich extrem vera****t. So wie das momentan umgesetzt ist, ist das eher ein Marketingargument, aber kein benutzbares Feature.
Vom Looper liest man bei MIDI nichts weil der sich einfach überhaupt nicht steuern lässt - Macht in meinen Augen aber auch nicht so viel aus da das Flashback in erster Linie ein Delay ist, und kein Looper. Das kann man schon irgendwo verstehen.
Meine Hoffnung ist dass dieses gigantische Defizit mit einem Firmware Update behoben wird. Zumindest das Gerät abschalten sollte dringend nachgeholt werden. Presets auf verschiedene PC legen, eventuell sogar CC Parameter einführen oder den Looper per MIDI steuern wären sinnvoll, sind aber nicht unbedingt ein Muss. Wobei ich aber auch schon einige Erfahrung mit MIDI Programmierung gemacht habe (Also, richtige Programmierung, nicht Einstellung ) und nicht nachvollziehen kann wieso das noch nicht nachgerüstet wurde oder direkt von Anfang an funktioniert. Aber naja, egal - Hoffen das sich was ändert, mehr kann man momentan nicht tun.
Toneprint:
Ich weiß grad nicht ob ich hier noch großartig was zu schreiben soll: Generell sind Toneprints Presets von Delaytypen, wobei hier mehr Variablen verändert wurden als nur Delayzeit, Feedback und Delay Level. Intern hat das Gerät extrem viele Einstellmöglichkeiten. Inzwischen hat TC Electronic einen Toneprint Editor freigegeben. Man verbindet das Flashback X4 mit dem beigelegten USB Kabel an seinen PC (Windows) oder Mac, öffnet den Toneprint Editor und hat eine extrem feine Kontrolle über sehr viele sehr nützliche Parameter. Das gefällt mir! Für mehr Details hierzu sollte man aber am besten bei YouTube oder auf der TC Electronic Webseite die Videos dazu anschauen, dann wird viel schneller klar welch große Kontrolle & Macht man dadurch über das Effekgerät erlangen kann.
Technische Details für die Leute, die es interessiert:
Das Gerät braucht 9V, 300mA als Versorung über einen 2.1mm Hohlstecker, + außen.
Laut Anleitung soll das Expression Pedal ein lineares 25kOhm Potentiometer haben
Ich habe einen kurzen Blick auf die Hauptplatine geworfen und das vorgefunden was ich erwartet habe: einen großen DSP von Analog Devices, einen RAM-Baustein, ein Atmel Mikrocontroller um die ganze Kiste zu steuern und einiges an Hühnerfutter. Generell ist fast alles in SMD-Bauweise ausgeführt.
Die Platinen wirken sehr hochwertig, haben vergoldete Pads, ein sauberes Silkscreen und ordentliche Dicke. die Regler sind Alpha Potis die sehr wertig wirken und meiner Erfahrung nach auch lange halten. Die Platinen sind untereinander mit sehr reparaturfreundlichen Kabeln verbunden. Welche OPAmps und A/D und D/A Wandler genau verwendet werden habe ich jetzt nicht beachtet - falls das aber wen interessieren sollte kann ich gerne genau nachschauen.
Fazit:
Letzendlich bleibt die Frage: Erfüllt das Flashback X4 meine Anforderungen?
Ich sage JA. Ich fühle mich sehr wohl mit dem Gerät, es ist definitiv die günstigste Option um alle meine Anforderungen zu erfüllen und klingt dabei noch sehr gut. Besonders angetan haben es mir die Tape und Space-echo Simulation. Damit hat man sehr warme aber definierte Repeats und eher flächige, verschmierte Repeats abgedeckt.
Schade finde ich dass die MIDI Implementierung so ein Reinfall ist, aber momentan ist diese für mich noch nicht wichtig. Falls die mal wieder relevant werden sollte, gibt es hoffentlich ein Firmware Update.
Ich überlege auf Dauer die LEDs durch matte Rot/Grün LEDs mit Halterung im Gehäuse und solide Fußtaster in bekannter Bauform zu ersetzen. Die Platine mit LEDs und Fußtastern ist glücklicherweise separat und mit einem sehr großzügig dimensioniertem Kabel zur Hauptplatine verbunden, eine eigenhände Reparatur/Austausch sollte so also relativ gut möglich sein.
Wenn man also Preis, Ausstattung und Klang zusammen betrachtet gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung.
Ich freue mich über Kritik, Lob, Anregung oder einfach nur Fragen oder eure Erfahrungsberichte! Lasst von euch hören
Aufnahmebedingungen:
Ich habe alle Beispiele mit einer Epiphone Les Paul Special 2 (2xP90) in der Bridgeposition eingespielt. Bei dieser Gitarre habe ich einen DiMarzio DP209 eingebaut, in der Gitarre ist außerdem ein OPAmp Buffer auf Basis eines TLO72 (Gain = 1) fest eingebaut. Die Gitarre habe ich direkt in das Flashback eingesteckt, vom Flashback aus mit einem Adapterkabel direkt in den LineIn eines iMac. Zum Aufnehmen habe ich LiveProfessor als VST Host genommen, als VST Plugins kamen der NRR1 Preamp ("The Anvil"), Poulin LeCab2 und die Gods_Cab IR zum Einsatz. Ich habe einen Screenshot mit angehängt, dann seht ihr alle Einstellungen.
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