Es gibt übrigens kein "offenes" i, sondern nur ein kurzes und ein langes, beide sind geschlossen und rein phonetisch gilt das kurze sogar als "offener" (siehe hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Vokal). Sobald man das "kurze" i wie in Liste hält, wird es zum e.
Hmm, das ist vielleicht individuell, bei mir ist das lange "i" immer offener (vor allem von der horizontalen Mundöffnung her) als das kurze. Aber wieso sollte ein Vokal zu einem anderen werden, nur weil man ihn hält? Oder definierst du die Vokale akustisch? Das ist natürlich ein Unterschied. "Vokal" heißt für mich eine bestimmte Stellung von Zunge/Mund, eben das was man bewusst kontrollieren kann. Gerade in sehr hohen Lagen kann sich das akustische Bild natürlich verändern, auch wenn der Vokal gleich bleibt. Deshalb ist es auch sinnvoll den Vokal immer in der Sprechtonlage einzustellen und dann konstant beizubehalten in der Höhe, also keine Änderung mehr insbesondere von Zunge und Mundöffnung. Den Rest erledigen die Stütze und die Vokaltraktresonanzen. Und genau diese Resonanzen wandern halt rum und können das Klangbild des Vokals verändern.
Das Trapez zeigt übrigens auch schön die Verwandschaft von "i" und "ü". Das "i" wird alleine durch Runden der Lippen schon zum "ü". Im Vokaltrakt selbst (Zungenstellung etc.), ist der Vokal quasi der selbe.
@Tonja: Wenn es um klassischen Klang geht würde ich auch das "u" empfehlen. Das Problem ist, dass das "u" den Kehlkopf zu weit runter zieht, was für Contemporary-Gesang ungünstig sein kann. Genauso zieht das lange "i" den Kehlkopf zu weit hoch, was dem Problem entspricht, das Foxx angesprochen hat.
Genau in der Mitte von der Kehlkopfstellung her liegt halt das kurze "i" bzw. wenn man es lieber "gerundet" hat, das kurze "ü". Das ist der "kopfigste" Vokal den es gibt, wenn man von einer ausbalancierten Kehlkopfstellung ausgeht. Die anderen beiden ziehen den Kehlkopf entweder runter oder hoch.
Eine schöne Übung, um den Vokal zu finden ist immer zwischen "u" und "i" zu wechseln, also "uiuiuiui" usw. und dann versuchen zwischen den beiden Vokalen zu zentrieren. Das nennt man manchmal das "Zentrum der Stimme" finden (eigentlich ist es nur eine aubalancierte Kehlkopfposition), und genau in diesem Zentrum liegt halt das kurze i bzw. ü., je nachdem, ob man den Wechsel mit gerundeten oder nicht gerundeten Lippen macht.
Die entgegengesetzte "Stimmgesundheitsübung" zu einem sauberen, klaren "u" ist übrigens ein sauberer Glottisschlag auf einem "i", denn genau diese beiden Übungen zeigen, dass der Kehlkopf noch flexibel in beide Richtungen ist und die Stimmlippen frei zwischen Kompression und Dekompression wechseln können. Die "u"-Übung schlägt fehl, wenn man ständig zu stark presst und die Stimmlippen überkomprimieren, die "i"-Übung schlägt fehl, wenn man den Kehlkopf ständig runterdrückt und die Stimmlippen nicht richtig zusammenkommen lässt.
@Vali: Diese extreme Höhe (liegt ja auch bei Frauen schon über dem 2. Passaggio) ist auch nichts für Anfänger. Von daher entspricht die Übung schon dem Niveau der Aufgabe.
Ich kann halt immer nur aus meiner Erfahrung berichten. Das Üben auf "u" beschert ein schönes Falsett bzw. eine schöne Kopfstimme. Blockiert aber schon fast den Weg hin zu einer eher "belt-mäßigen" Einstellung, weil man hinter ein "u" keinen Druck bekommt. Beim langen "i" ist es genau umgekehrt, das führt leicht zu Überspannung der Stimmlippen und blockiert das weiche Ansetzen.
Ein anderer Mittelweg wäre vielleicht noch das kurze "u" (wie in "Hund"), das gerne von männlichen Klassikern benutzt wird.
Bei offenen Vokalen habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass der Stimmsitz/Fokus in der Höhe viel zu weit nach vorne rutscht. Dadurch "entkoppelt" sich dann die Stütze und man landet im Falsett oder sogar in der Pfeifstimme. Da kann man gegensteuern, indem man direkt einen hinteren Vokal nimmt, wie z.B. "ɑ"
. Aber auch da hat man dann wieder das Problem mit dem automatisch tiefen Kehlkopf.