Werksbesichtigung bei dpa in Kopenhagen

  • Ersteller livebox
  • Erstellt am
Wenn ich den bei Martin Hofmann schon knapp bemessenen Kittel sehe, dann bin ich gar nicht mehr so unglücklich nicht dabei gewesen zu sein ... Das wäre bei mir extrem knapp geworden ...

:D :D :D

its-not-the-dress-that-makes-you-look-fat.jpg
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Übrigens noch ein interessanter Vergleich, was Größenverhältnisse angeht! (Die andern mögen mich korrigieren, falls ich die Zahlen nicht mehr richtig im Kopf hab...)

Wäre die Kapsel so groß wie ein Fußballfeld, dann wäre die Membran ein 15 cm dickes Ding, das 5 cm über dem Boden aufgehängt ist. Die Oberfläche muss absolut glatt sein! Denn die maximale Bewegungsfreiheit am Punkt mit der größten Amplitude beträgt grade mal 1 mm...

Es war glaube ich umgekehrt. 15cm über dem Boden und 5cm dick.

Topo :cool:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Hier ist das nächste Video (Teil 2 der Serie)

Interview mit Christian Poulsen - CEO of DPA





Besonders interessant ist der Ansatz, dass die Mikros nicht nur für tolle "Umgebungen" entwickelt werden, sondern im besonderen für eher nicht optimale Umgebungen.
D.h. z.B. im Tonstudio hat man in der Regel optimale Umgebungen. Auf der Bühne eher weniger. Da gibt es unerwünschte Nebengeräusche, schlechten Hall usw. usw.
Und genau in diesen "schwierigen" Umgebungen funktionieren die dpa Mikros ausgesprochen gut. Und um so besser funktionieren sie dann in den optimalen Umgebungen.
Wir konnten dazu ein paar super Tests machen.... Dazu später mehr.

Topo :cool:


Danke an Hanno für die zur Verfügung Stellung einer seiner YT Kanäle.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Interessante statements...Ein CEO, der auch scheinbar technik-begeistert ist - aber dabei seine Aufgabe nicht aus den Augen verliert.
 
Ach du schande, und ich dachte, der Bericht dauert noch. Jetzt musste ich schnell alles überfliegen, da ich gleich los muss.
Erstmal danke für den doch sehr ausführlichen Bericht. :)
 
Ach du schande, und ich dachte, der Bericht dauert noch.

Na ja, wir machen das etwas gestückelt... war nicht so abgesprochen, aber a) haben wir SO viel gesehen, gehört & erlebt dass es schwierig wäre alles in einen Beitrag zu packen. Und b) würde so einen langen Beitrag ja auch keiner lesen ;)

Ich schreib grade wieder am nächsten Teil.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hier haben wir das nächste Video mit Impressionen von der Produktion bei DPA.



Zur weiteren Erklärung: die Alu Rohre mit den roten Zwischenstücken sind Luftabsaugrohre, um die Mitarbeiter vor schädlichen Dämpfen zu schützen.



Weitere Videos folgen....


Topo :cool:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Nach dem von topo erstellten und geposteten Video mit Statements von Christian Poulsen ist es vielleicht an der Zeit, ein paar Worte über die Firma DPA an sich zu verlieren.



Es war einmal...
...eine dänische Radioproduktion, die wöchentlich läuft und den Anspruch hat, die beste Qualität der Welt zu bieten. Dort kam irgendwann die Frage auf: Wenn wir hier in Dänemark doch den weltbesten Hersteller von Mikrofonkapseln haben - nämlich Brüel & Kjær, die u.a. Messmikrofone bauen - warum nutzen wir dann für die Show eigentlich Mikrofone aus Deutschland?

Dies war der initiale Anstoß sich bei Brüel & Kjær damit zu beschäftigen, ob mit den Kapseln nicht auch Mikrofone hergestellt werden können, die für Audioproduktionen tauglich sind.
Außerdem gab es da einen Hersteller von Hörgeräten - in denen ja winzig kleine Mikrofone verwendet werden.

Ich müsste lügen, sollte ich versuchen hier die genaue Geschichte wiederzugeben. Ist für uns ja auch nicht ganz so wichtig. Jedenfalls, die entsprechende Abteilung von Brüel & Kjær kam mit diesem Hörgerätehersteller zusammen - und so entstand DPA.
So ist es auch historisch bedingt, dass DPA zwei verschiedene Standorte hat, die etwa eine Autostunde voneinander entfernt sind. Einer davon liegt in einem sehr ländlichen Gebiet: Das Grundstück des früheren Hörgeräteherstellers. Der andere ist eher in der Stadt Kopenhagen selbst gelegen, die ehemaligen Brüel & Kjær Räumlichkeiten. Hier findet u.a. die Entwicklung statt.
Es besteht durchaus der Wunsch, nur eine Lokation zu haben. Allerdings kann man die Fachleute aus der Produktion nicht einfach mitten in eine Stadt mit hohen Lebenshaltungskosten schicken; ebenso wenig wird man genug Entwickler etc. dazu bringen irgendwo hin ganz draußen zu ziehen, wo sich "Fuchs und Hase Gute Nacht" sagen.


Der Chef
Heute ist DPA zu 60 % im Besitz von Christian Poulsen. Zwar hatte er bei seinem Einstieg in die Firma nicht direkt Erfahrung im Audiobereich, jedoch sehr viel in der Optik. Zuvor war er Besitzer und Chef von Hasselblad, einer Firma deren Ziel war, den Übergang von der analogen zur digitalen Bildtechnik zu meistern und hier auch Maßstäbe zu setzen. Selbst bin ich auf dem Gebiet Kameras / Scanner nicht wirklich bewandert, aber anscheinend ist Hasselblad tatsächlich ein Name mit Gewicht. Christian selbst war dort nicht nur Geschäftsführer, sondern auch Erfinder.
Jetzt lenkt er eben eine Firma, in deren Produkten die etwas größeren Wellenlängen eine Rolle spielen.


Die Philosophie
Die hat auch was mit dem Chef zu tun. Ich möchte hier ein Beispiel nennen von dem er uns erzählte, welches die Philosophie schön darstellt.
Als Christian zu DPA kam fragte er die Entwickler, woran sie arbeiteten. Sie antworteten, sie wollten die Nierencharakteristik perfektionieren - sowohl die Form als auch die Frequenztreue.*

Ihre neue Anweisung war dann: Vergesst mal für einen Moment die Niere! Sie ist eine mathematische Beschreibung dessen, was im Praxiseinsatz relevant ist. Das bedeutet aber nicht, dass eine Richtcharakteristik, welche perfekt einer mathematischen Definition entspricht, auch einen guten Klang garantiert. Denn: In der Praxis ist dort, wo gerichtete Mikrofone zum Einsatz kommen, vor allem eines wichtig: Im Aufnahmebereich des Mikros soll das Signal originalgetreu eingefangen werden; außerhalb dessen so wenig wie möglich.
Dass dies gelungen ist, haben wir selbst eindrücklich erfahren. Außerdem haben wir versucht, euch die Erfahrung auf Video mitzubringen... ich bin selbst schon gespannt, wie deutlich man den Unterschied auf der Videoaufnahme hören kann!

*Frequenztreue: Eine Richtcharakteristik ändert sich mit der Wellenlänge, also der Tonhöhe. Für gewöhnlich wird sie im höherfrequenzen Bereich etwas enger. Dies wird bedingt durch Partialschwingungen auf der Membran.


Der Umgang mit Mitarbeitern
Sehr viel Zeit habe ich ehrlich gesagt nicht auf dieses Thema verwendet, aber versucht die Augen offen zu halten. Was mir bei der Führung durch das Produktionsgebäude bald auffiel war, dass alle Mitarbeiter - egal ob im Büro oder in der Produktion - an elektrisch höhenverstellbaren Tischen sitzen. Auf Nachfrage wurde mir bestätigt, dass dies Absicht ist und dem Gesundheitsschutz der Mitarbeiter dient.
An einer Stelle hängt eine große Magnettafel mit aufgezeichnetem Raster. Dort wird über Magnete mit verschiedenen Farben und Smileys der aktuelle Stand diverser Bereiche, Produkte, Abteilungen usw. in einer groben Übersicht dargestellt und es gibt Kommentarfelder. Meint ein Mitarbeiter, die Smileys entsprächen nicht dem tatsächlichen Zustand, soll er das dort eintragen. Das ist jetzt aber nicht so, dass es verpflichtend wäre und die Firma Verantwortung an die Mitarbeiter abschiebt, sondern eine einfache Form die kleinen Dinge zu optimieren, ohne dass zig Prozesse durchlaufen werden müssen.

IMG_5201.jpg

Ohne nachgefragt zu haben: Ich meine beobachtet zu haben, dass es für die Mitarbeiter gratis Kaffe gibt. Hat was, oder? ;) Und in topos Videos sieht man teilweise ja die ganzen Absauganlagen etc., sodass die Mitarbeiter keine spezielle Schutzausrüstung tragen müssen. Allgemein sind die dänischen Arbeitsverhältnisse recht gut und das scheint auch bei DPA der Fall zu sein. Die Mitarbeiter machten alle einen zufriedenen Eindruck und hatten ein Lächeln auf dem Gesicht. Besonders die, bei denen wir in weißen Kitteln aufgetaucht sind. Wie das nur kommt?!


Umwelt und Nachhaltigkeit
Hier habe ich Christian direkt gefragt, wie es mit diesen Dingen bei DPA aussieht.
Dadurch dass DPA auch Zulieferer für andere Firmen ist, gibt es allein aus dieser Richtung einige Richtlinien, die eingehalten werden müssen und wo DPA zertifiziert ist. Ja, auf Umwelt und Nachhaltigkeit wird geachtet, allerdings ist es jetzt nicht erklärtes Ziel von DPA, sich als besonders "grüne" Firma zu etablieren.


So viel für heute... ich bin grade im Ausland und meine Bilder liegen leider zu Hause. Viele sind es zwar nicht für diesen Beitrag, aber ein paar werde ich noch nachliefern!


€: Bilder jetzt da. Oben eines von der Magnettafel, hier noch ein paar welche die ländliche Lage der Produktionsstätte unterstreichen. Tatsächlich ist diese nur ein paar hundert Meter vom Meer entfernt! Siehe auch die Vögel. Den kleinen Nils Holgersson hab ich nicht bei ihnen gesehen... aber war ja auch Dänemark und nicht Schweden, und soweit ich weiß sind das auf dem Bild keine Wildgänse.
Das letzte ist "einfach" der Schornstein eines Kraftwerks. Der Besitzer meint, aus Größenwahnsinn ein vermeintliches Kunstwerk draus machen zu müssen.

IMG_5231.jpg IMG_5232.jpg IMG_5237.jpg IMG_5238.jpg IMG_5239.jpg IMG_5240.jpg IMG_5242.JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 8 Benutzer
Aus Zeit Gründen komme ich erst zwischen Tagen dazu, mit den Videos und Berichten weiter zu machen.

Allerdings möchte hier kurz eine kleine "Neben Geschichte" erzählen:

Am letzten Sonntag hatten wir Adventsbesuch von einem befreundeten Sänger mit seiner Familie. Ich erzählte ihm von dem sagenhaften Klang des D:Facto II Mikros und zeigte ihm kurz die Videos von DPA. Seine beiden Kinder (5 und 7) im Hintergrund dabei. Eine halbe Stunde später kamen die beiden Kinder zu mir und fragten, ob ich noch einmal zu der Firma fahren würde. Wenn ja, sollte ich unbedingt den "Sternen Staub" (bezieht sich auf dieses Video ab ca. 1.40 - http://www.youtube.com/v/fkgVfjSO-Pw ) mit bringen, damit sie den "Sternen-Staub" in das Mikrofon vom Papa "rein machen" können. So das er ganz toll singen kann.
Wir fanden das von den Kindern sehr "süß...........":great:

Topo :cool:

PS: -> D:FACTO II - The MIC with STARDUST.....;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
So, ich habe jetzt den Artikel, den Livebox geschrieben hat für die Titelseite verfeinert. Topo und Livebox haben ja bereits das wesentliche erzählt. Von meiner Seite will ich aber auch noch ein paar Sachen beitragen.

DPA hat mich sehr beeindruckt - die wissen sehr genau, was sie da machen! Ich denke, dass DPA noch lange führend sein wird im Bereich Mikrofone, denn es gibt weltweit genug Anwender, die sich nur mit dem besten zufrieden geben (TV-Shows, alle größeren Live-Produktionen). Leute, die an solchen Events beteiligt sind kaufen keine billigen No-Name-Produkte (da wird eher am Koks für die Putzkolonne gespart :evil: ).

Gefallen hat mir, dass man nun auch direkt ein DPA-Headset z.B. für einen Shure oder Sennheiser Pocketsender kaufen kann:

Bei meinen vielen Besuchen von Fabriken auf der ganzen Welt habe ich nur sehr wenige Fabriken besucht, die auf einem solchen Niveau fertigen - ich meine dies im Hinblick auf Präzision, Sauberkeit, Kontrolle, Innovation usw.

Bei DPA lebt man auch eine Philosophie, die ich in etwa so beschreiben würde: Wenn Du etwas anpackst, dann mache es richtig!

Diese Einstellung zieht sich wie ein roter Faden durch alles, was wir gesehen haben: Gebäude, Betriebsklima, Geräuschpegel, Arbeitsplätze, Arbeitsbedingungen, Materialien, Umweltschutz, Maschinen, Bewirtung, Studio, Kantine, die Auswahl des Hotels für die Gäste - alles nur vom feinsten :hail: - der weltweite Erfolg macht's möglich.

Und jetzt machen sie auch noch handgehaltene Gesangsmikros (kabelgebunden und auch als drahtlos-Kopf für Shure und Sennheiser Handsender). Unser Test hat mich persönlich sehr postiv überrascht, so dass wir wohl in Kürze einen ausführlichen Test im Board bekommen (Freiwillige vor).


DPA hat selbst einen Test gemacht: die wichtigsten Wettbewerber des D:Facto II drahtgebunden und drahtlos (auf verschiedenen Funkstrecken) immer mit dem gleichen Sänger im Vergleich zueinander... ich habe die Files von DPA bekommen, und wir haben vor, diese in Kürze zu veröffentlichen.
 
Will ja jetzt hier nicht zuviel Salz in die Suppe streuen, was die anscheinende Begeisterung über das D:facto II angeht, aber ich frage mich gerade, warum man - im Gegensatz zur ERSTEN Version des D:facto - hier auf den Pad-Schalter verzichtet hat (und auch warum ein High-Pass-Filter, wie er bei anderen Bühnen-Kondensern z. B. Audio-Technica AE5400 oder Milab LSR3000 Standard ist, weggelassen wurde. Oder sehe ich das falsch ?).
 
Will ja jetzt hier nicht zuviel Salz in die Suppe streuen, was die anscheinende Begeisterung über das D:facto II angeht, aber ich frage mich gerade, warum man - im Gegensatz zur ERSTEN Version des D:facto - hier auf den Pad-Schalter verzichtet hat (und auch warum ein High-Pass-Filter, wie er bei anderen Bühnen-Kondensern z. B. Audio-Technica AE5400 oder Milab LSR3000 Standard ist, weggelassen wurde. Oder sehe ich das falsch ?).

Also einen Highpassfilter oder einen Padschalter haben wir nicht vermisst! Auch andere Topmikros haben keine solche Schalter und sind dennoch richtig gut zu gebrauchen
 
Für was willst du denn bei max 160 dB SPL ein Pad? ;)
Über LoCut hatten wir mit dem Tonmeister gesprochen, der uns den Nachmittag über begleitet hat. Ich kann mich erinnern dass er sagte, dass bei manchen der Mikros einer fest eingebaut ist. Dem Frequenzdiagramm nach sieht es so aus, als ob das beim d:facto II der Fall wäre:

http://www.dpamicrophones.com/en/products.aspx?c=item&category=278&item=24496#diagrams

MfG, livebox
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Aus Sicht des Tonis finde ich eine Entscheidung gegen solche Schalter sogar sehr begrüßenswert, jedenfalls bei Mikros, die von Muiskern in der Hand gehalten werden.
Ein Sänger hat mit seinem Gesang und einer ordentlichen Mikrofonhaltung schon genung zu tun. Da nehme ich die Aufgabe (und Verantwortung) der technisch sinnvollen Umsetzung des Signals gerne in meinen Arbeitsbereich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
So, hier endlich mein letzter Teil des Berichtes!

Nach Besichtigung der Fertigung auf dem Land ging es zurück in die Stadt, wo sich neben den Büros auch die Entwicklung befindet. Dort trafen wir auf Mikkel Nymand, einen Tonmeister (übrigens einer aus der allerersten Truppe, die sich in Dänemark so nennen darf), der uns den restlichen Tag über begleitete.

Nach anregenden Gesprächen bei leckeren Sandwiches ging es über zu einigen praktischen Hörbeispielen. Topo wird hier sicher noch Video-Material zu präsentieren haben; ich schreibe euch so lange ein paar Dinge nieder.

Interessanterweise ging es bei diesen Praxisbeispielen meist nicht darum, die legendäre Qualität der DPA-Mikrofone in den Vordergrund zu stellen, sondern wir hatten die Chance, mit hochwertigem Material die Unterschiede zwischen verschiedenen Mikrofonbauarten und -anwendungen selbst zu hören. Praxisbeispiele gefällig?

- Die Vorleserin
Im Haus befindet sich ein Tonstudio: Ein Aufnahmeraum und eine abgetrennte Regie. Im Aufnahmeraum saß eine deutsche Mitarbeiterin, die aus einem deutschen Märchenbuch vorlas. Warum deutsch? Weil die deutsche Sprache viele Plosivlaute hat. Diese Mitarbeiterin haben wir nun mikrofoniert: Mit Headsets, Lavaliermikros, Mikros auf Stativen und Tischmikros. Die Signale gingen in ein Pyramix System und wurden alle auf denselben Pegel gebracht. (Denn schon minimal mehr Lautstärke lässt das lautere Signal im ersten Moment subjektiv besser erscheinen.)
Bei den gemachten Aufnahmen konnten wir dann schön die jeweiligen Spuren 1:1 miteinander vergleichen und praktisch hören, wie sich diverse Kapsel-Bauarten, Abstand von der Signalquelle, reflektierende Begrenzungsflächen etc. auswirken. Sehr interessant! :great:

- Der Deutsche
Es folgte ein ähnlicher Test. Diesmal nicht im akustisch optimierten Aufnahmeraum, sondern in einem leeren, rechteckigen Raum der absichtlich so gebaut wurde, dass er akustisch viele Nachteile hat. Hierfür suchten wir uns einen Dummen aus unseren eigenen Reihen, der als Erzähler herhalten musste. Der Test wurde allerdings nur mit zwei Headsets gemacht und sollte den Unterschied zwischen Kugel und gerichteter Charakteristik verdeutlichen.
Die erste Stufe war, den Erzähler in diesen Raum zu stellen. Schon hier war der Unterschied zwischen Niere und Kugel deutlich zu hören. Viel krasser wurde dieser bei der zweiten Stufe: Im Raum wurde ein Rauschgenerator angeschaltet!
Ich spare mir die Worte - wir haben noch Medien-Material für euch, sodass ihr die Unterschiede selbst nachvollziehen könnt.

- Der Vergleich
Das war jetzt tatsächlich ein Produktvergleich. Ein DPA D:Facto II
lief über ein Midas Venice Pult in eine d&b Anlage. (Details zur Signalkette gibt es, wenn ich wieder auf die gemachten Bilder Zugriff habe.) Verglichen wurde dies gegen diverse Top-Modelle anderer renommierter Hersteller. Ich stand meist selbst hinter dem Pult und kann sagen: Da wurde nichts gefaked!
Martin hat ja auf Seite 2 schon darüber geschrieben. Ich für meinen Teil habe schon erwartet, über eine hochwertige Anlage feine Unterschiede zwischen einem 500 €- und einem fast 900 €-Mikro hören zu können. Aber dass diese SO deutlich ausfallen, hat mich wirklich sehr überrascht! Sowohl in Punkto Klang als auch Handgeräusche und Koppelfestigkeit.
Ich kann nur empfehlen, sich dieses Mikro mal selbst im Vergleich zu anderen anzuhören. Selbst wenn es nicht im fraglichen Preisbereich liegt - es öffnet einem wirklich die Ohren dafür, was möglich ist.

Zur Koppelfestigkeit kann ich mir diese kleine Anekdote nicht verkneifen: Das d:facto II war grade aktiv und mit ziemlich hohem Pegel auf die Monitore gegeben. Und plötzlich - niemand hätte es erwartet - pfeift's wie Sau!!! Einer meiner Mitreisenden ist vor Schreck rückwärts gelaufen, der andere hat einen Sprung in die Luft getan. Einer hat dann mit rotem Kopf gestanden: Wenn er ein neues Mikro in die Finger bekommt, testet er das immer mal auf seine eigene Art auf Koppelfestigkeit. Und das geht so: Er nimmt das Mikro, kniet sich langsam hin und hält es mit der abgedämpften Seite in Richtung Monitor. Dann dreht er es langsam, bis er hört, wie sich eine Rückkopplung aufbaut und nimmt es dann schnell wieder vom Monitor weg.
Nun ist das d:facto aber kein Mikro wie jedes andere... Sein Aufnahmebereich ist für Sänger gut ausreichend, aber außerhalb dieses Bereiches ist es extrem bedämpft. Und da auf den Monitoren wirklich gut Saft war, wurde es dann auch kurzzeitig mal ziemlich laut... :rofl:

- Die Funkstrecken
DPA hat mehrere Adapter, um verschiedene Kapseln auf verschiedene Funkstrecken aufzusetzen. Da die Kapseln vorpolarisiert sind, wird hierbei übrigens keine Phantomspeisung benötigt!
Im Rahmen dessen hat man Tests gemacht, in denen ein Profi-Sänger immer wieder den selben Part eines Songs immer gleich performt hat, vor jeweils unterschiedlichen Funksystemen, alle mit der d:facto II Kapsel bestückt.
Wir haben uns ausführlich Zeit genommen, um die Spuren miteinander zu vergleichen. Das Ergebnis hat mich überrascht: Die klanglichen Unterschiede sind vorhanden, aber minimal! Von den getesteten Systemen hatte das Sennheiser SKM 2000 die Nase vorn, aber selbst das deutlich niederpreisigere Sony-System (genaue Bezeichnung ist mir leider entfallen) war nicht sehr weit davon entfernt.
Funksysteme unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre Features - Ausfallsicherheit, Reichweite, maximale Anzahl paralleler Strecken etc... klanglich nehmen sie sich wirklich nicht viel! Nicht mit im Test war die doch recht beliebte Line6 XD V70 Strecke. Auf meine Nachfrage sagte Mikkel mir, dass sie erst kurz nach diesem Test die Zertifizierung der d:facto II Kapsel für dieses System bekommen haben. Auch diese Funkstrecke wurde dann so einem Test unterzogen und hat sich seiner Aussage nach sehr gut geschlagen.

- Auflösung
Zuletzt der Teil, der mich persönlich am nachhaltigsten beeindruckt hat. Mikkel war in New York, um das dortige berühmte Philharmonie-Orchester aufzunehmen. (Mit DPA und Schoeps Mikros. ;)) Man hatte ihn gefragt, weil sie einen dänischen Komponisten gespielt hatten. Die Aufnahme wurde mit 32 Bit Wortbreite gemacht (eigentlich nur DAW-intern interessant, für die Wandler reichen 24 Bit) und - das war für uns von Interesse - in DSD Auflösung. Dabei wird das Signal 8x so oft abgetastet wie auf einer Audio-CD, also mit 352,8 kHz. Für mich interessant, weil ich angeblich bessere Qualität durch höhere Auflösung für Voodoo gehalten habe. Bis zu diesem Tag.
Vorweg: Die höhere Frequenz wegen der möglichen Speicherung von Tönen über 20 kHz braucht kein Mensch. Mikkel mochte uns auch keine stichhaltige technische Erklärung liefern; seine Vermutung zielt in die Richtung, dass Transienten viel feiner abgebildet werden können. Die Aufnahme war in Stereo als auch in 3D abgemischt. Er hat sie uns dann mit 352,8 kHz und im Vergleich mit 44,1 kHz vorgespielt. (Nebenbei bemerkt, den DAD Wandler [Digital Audio Denmark] den er da im Rack hat, ist echt geiler Sch**ß, wenn ich das mal so sagen darf!!)
In der 3D Mischung sind mir die Unterschiede vor allem in der Lebendigkeit der Aufnahme aufgefallen. Hat man die höhere Auflösung gehört, klangen die Instrumente in der niedrigeren Auflösung irgendwo flach, unaufgeregt, fast langweilig. Während ich, der ich jetzt nicht ausgesprochener Klassik-Fan bin, bei der höheren Auflösung wirklich mit den Instrumenten "mitgehen", mitfiebern konnte. Das hat übrigens nichts mit "das erste mal ist es noch spannend" zu tun. Wir haben uns die Aufnahmen oft angehört und der Effekt hat sich immer wieder auf die gleiche Weise gezeigt.
In der 2D Mischung hatte die mit der höheren Auflösung für mich deutlich mehr plastische Tiefe. Noch mal: Es war immer die jeweils exakt selbe Mischung, nur mit anderer Samplerate ausgespielt. Ich bin mir sicher, hätte man die Signale gesplittet und schon von Anfang an mit unterschiedlicher Samplerate aufgenommen und (exakt gleich) gemischt, wären die Unterschiede noch viel deutlicher zu hören gewesen! So sind sie zwar nicht direkt ins Gesicht gesprungen, waren aber zweifellos da.

Zum "Spaß" haben wir uns die Stereo-Mischung noch als mp3 angehört. Na ja, so wirklich spaßig war das gar nicht ;) Datenrate von 192 kbps, oder waren's sogar 256... also doch das, was ich davor als brauchbar eingestuft hätte. Im Vergleich zur besten Qualität dann einfach nur grausam. Wir haben uns das alle gar nicht lang anhören wollen. Interessant fand ich, dass mich die Reduktion der Informationen in den Höhen, obwohl vorhanden, weniger gestört hat als die Fragmente im Mitteltiefton bis Bass. Der Ausklang von Instrumenten war hier keineswegs natürlich, sondern eher in Stufen vernehmbar.


All diese "Demonstrationen" und vor allem die letzte haben auf mich mächtig beeindruckt und tun es immer noch. Wie schon geschrieben: Es war viel mehr als einfach "nur" die Produktion zu besichtigen und ein paar Produkte anzutesten. Es war auch viel praktische Erfahrung dabei, auch solche, die nicht direkt mit DPA-Produkten zu tun hat. Gerade das hat mir gezeigt, das man bei DPA nicht nur irgendwelche Produkte baut um sie zu verkaufen, sondern wirklich "Qualität lebt". Und ich durfte einen Einblick bekommen und dies auch selbst erleben und nachvollziehen. Vielen vielen Dank dafür! Auch wenn es anstrengend ist, hinterher seitenweise darüber zu schreiben - es hat sich gelohnt :)


MfG, livebox

P.S. Abends ging es dann noch zum Essen und hinterher in einen Jazz Club. Drei mal dürft ihr raten, mit welchen Mikrofonen der ausgestattet war?!

P.P.S. Bilder folgen, sobald ich Zugriff darauf habe. Auch eines über eine interessante Form, eine Bass Drum abzunehmen... ;)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 16 Benutzer
Jetzt hat's doch so lange gedauert und ich kann den Beitrag nicht mehr editieren, deshalb hier noch ein extra Post mit Bildern und ein paar Kommentaren!

Die Boxen, welche für die Mikro-Vergleiche genutzt wurde, waren pro Seite je ein d&b E15X-Sub und drüber eine E8. Dazu zwei Max12 Monis.

Hier erst mal ein paar Bilder von Aufnahmeraum und Regie - ein bisschen was zu gucken für die Recording-Fraktion:

IMG_5247.jpg IMG_5249.jpg IMG_5266.jpg IMG_5243.jpg IMG_5244.jpg IMG_5245.jpg IMG_5246.jpg IMG_5248.jpg IMG_5250.jpg IMG_5251.jpg

Angeregtes hören, gefolgt von angeregten Gesprächen:
IMG_5263.jpg IMG_5249.jpg IMG_5264.jpg

M&M vor dem Raum mit schlechten akustischen Verhältnissen:
IMG_5256.jpg

Ich muss hier splitten, weil nicht mehr Bilder in einen Beitrag passen...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Beitragstrennbeitrag :D
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Danke dir :)

Hier noch ein paar Bilder vom Abend, auf dem Weg zum Restaurant im Hafenviertel:
IMG_5270.jpg IMG_5271.jpg IMG_5272.jpg IMG_5276.jpg

Vom Inder der gehobenen Klasse (lecker war's!!!) ging es gleich weiter in den Jazz Club im selben Gebäude:
IMG_5281.jpg IMG_5284.jpg

Und die Kick Drum wurde einfach mit einem Instrumenten-Clipmikro abgenommen! Funktionierte für den Musikstil und bei dem Drumset wunderbar :)
IMG_5282.jpg




So, das war's jetzt wirklich. Ich hoffe ich konnte euch über die Beiträge verteilt etwas von der tollen Atmosphäre vermitteln, die wir in Kopenhagen erlebt haben!

MfG, livebox
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben