LostLover
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Hallo allerseits!
Das ist mal ein etwas anderes Review, nämlich zu zweit in Gemeinschaftsarbeit entstanden. Und das kam so:
Ich habe die letzten anderthalb Jahre fast jede GAS-Attacke mit dem Kauf eines Effektpedals kurieren können. Dadurch stapeln sich bei mir zurzeit Pedale, die ich nicht oder nur selten im Gebrauch habe. Damit die Jungs von der Ersatzbank auch mal Spielpraxis bekommen, habe ich im Oktober ein Paket gepackt und sie meinem Freund Armin H. nach Berlin geschickt, um damit ein wenig rumzudaddeln. Kurz bevor er sie zurückschickte, kam uns die Idee, fürs Board mal ein "Tandem-Review" zu schreiben - also geieinsam unsere Eindrücke zu den Effekten festzuhalten. Wir haben uns dabei auf die Verzerrer beschränkt. Ich kenne die Pedale schon etwas länger, aber Armin hatte sie auch ein paar Tage. Ich denke, so kriegen wir ein interessantes Meinungsbild .
Armin, du bist dran:
Bei mir sieht es ähnlich aus. Obwohl sich seit fast einem Jahr fast nichts auf meinem Board geändert hat, hat sich im Laufe der Zeit so einiges an Pedalen angesammelt. Seit ich 1975 meinen ersten Harmonix Small Stone in den Fingern hatte, gehören FX Pedale für mich zur Musik wie Salz in die Suppe. Nun möchte ich dem Kollegen aus der Provinz ein wenig auf die Finger sehen. In der Einsamkeit der Küste verliert man ja schnell den Bezug zur Realität. Obwohl er ja ein alter Hase und mit Leib und Seele Gitarrist und Blues Musiker ist, weiß er bis heute nicht den Wert einer guten Stratocaster zu schätzen. Die daraus resultierende Erkenntnis: " … und mit Fuzz Pedalen kann ich auch nix anfangen", zeigt uns wieder einmal, dass man auf einem Bein einfach schlechter steht und mit einem Auge kein 3-D sehen kann. Na, dann wollen wir mal Tandem fahren.
Kurz noch ein Wort zum meinem Equipment: neben meinem Soldano Astroverb, dem Brunetti Combo und einem Fender Champ, habe ich hauptsächlich einen H&K Tubemeister 36 und das Kammler Cabinet mit AlNiCo Golden Bulldog in Gebrauch. An Gitarren war vorwiegend meine alte Japan Stratocaster mit den Duncan Antiquity PAFs, meine Nick Page Herocaster und die Nik Huber Krautster One im Dienst.
Achja, mein Setup noch: ich benutze in den Bands hauptsächlich eine Gibson Les Paul und Zuhause zusätzlich noch eine Fender Tele, eine Reverend Jetstream und eine Gordon Smith GS 1.5 - also weitgehend Humbucker und P90. Meine Amps sind Egnater Tweaker, hauptsächlich der 15-Watt Combo. .
Armin:
Leider konnte ich die Pedale bei Weitem nicht so ausgiebig testen wie Rainer, bis auf das Okko Diablo und das Catalinbread Formula No. 5 waren mir alle Pedale neu und ich hatte auch nicht die Möglichkeit sie im Bandkontex zu spielen. Trotzdem hat mir die Idee mit dem Tandem gut gefallen und ich hatte meinen Spaß. Man darf auch nicht vergessen, dass wir zudem auf recht unterschiedliche Mucke stehen, Rainer ist eben ein Vollblut Blueser, *hust*....das ist ein Gerücht, daß ich aufs Schärfste dementiere... wogegen mein Herz eher bei den deftigen und harten Rocksachen so richtig in Takt kommt. Sicherlich ist er auch der bessere Gitarrist mit sehr viel mehr Praxis und zwei Bands die ständig Gigs spielen. Aber dieses Tandem Review sollte ja auch kein Wettbewerb sein, sondern zeigen, wie ähnlich oder auch unterschiedlich wir verschiedene Zerr Pedale beurteilen. Beim nächsten "Tandem" werde ich die Pedale aussuchen und da werden mit Sicherheit auch einige Fuzz dabei sein.
Okay, genug der Vorrede, hier sind die Kandidaten:
Mooer Pure Boost
Mooer Cruncher
Catalinbread RAH
Catalinbread Formula No5
Wampler Ecstasy (Euphoria)
Okko Diablo+
Mooer Pure Boost
Mooer ist in den letzten Monaten recht bekannt geworden. Die klonen bekannte Pedale und verpacken sie in Mini-Gehäusen. Die Bedienung wird dann zwar etwas fummelig (wir wissen ja, wie gerne man während des Gigs mal nachregelt) und Batteriebetrieb kann man knicken, aber bewährte Konzepte für wenig Geld in kleinem Maßstab - da wird der Modelleisenbahner in mir wach. 
Der Pure Boost lehnt sich offensichtlich an das Xotic RC an. Erst mal ist er nicht das, was der Name behauptet, denn er bringt durchaus eigene Verzerrung mit und hat außerdem noch zwei EQ-Regler an Bord. Ich mag Bass-Regler an Verzerrern sehr, da ich beim Solieren gern die Bässe etwas absenke.
Was mir an dem PB gefällt: das ist ein enorm vielseitiges Pedal. Man kann ihn als reinen clean-Boost verwenden, um z.B. unterschiedliche Gitarren im Level anzupassen oder den Amp mal zu treten. Man kann mit den Bass- und Treble- Reglern den Frequenzgang dezent oder krass verbiegen, man kann die Eigenzerre nutzen und vor einem cleanen Amp einen mittleren, recht körnigen Crunch bekommen - oder, wenn der Amp bereits zerrt, Gain und Lautstärke für das Solo pushen.
Für letzteres benutze ich Verzerrer im Regelfall, insofern mag ich den PB sehr. Er klingt dabei relativ neutral, beeinflusst die Mitten des Setups nicht und ist sehr gut abzustimmen. Der Charakter der Verzerrung ist relativ rau und körnig. Für mich klingt das vor einem cleanen Amp etwas kratzig, wenn man einen bereits zerrenden Röhrenamp dahinter hat, werden die Kanten aber etwas abgeschliffen und der Sound kriegt den nötigen Bumms. Für mich ein ganz wichtiges Thema: Dynamik. Der PB komprimiert kein bisschen. Das ist genau der Faktor, der in der Band dafür sorgt, daß die Gitarre beim Solieren "vorn" ist. Nicht gain, sondern Attack macht laut. Wenn man an der Gitarre die Lautstärke runterregelt, wird es clean, und das klangneutral. Wenn man draufhaut, kriegt man Zerre nach Bedarf. Feines Teil und ein gutes Backup für meinen Haupt-Verzerrer (Rockett Blue Note). 


Armin:
Die Firma Mooer aus China ist ja in den letzten Jahren mit ihren Mini Pedalen sehr erfolgreich, die Kombination Größe/Qualität/Preis setzt sich durch. "Pure Boost" heißt der vermeintliche Xotix RC Booster Clone aus dem Reich der Mitte und der ist genau wie dieser schneeweiß. Übereinstimmend ist auch die Regelung: Volume, Gain, Treble & Bass, wobei beim Chinesen nur der Gain Regler Normalgröße hat. Volume, Treble und Bass müssen sich mit je einem Mini Drehknopf behelfen, eine etwas fummelige Angelegenheit. Für eine Batterie war beim Mooer Pure Boost nun wirklich kein Eckchen mehr zu finden, aber welcher FX Junkie kommt heutzutage noch ohne eine Power Station aus?
Zufälligerweise hatte ich den AC und RC von Xotic, kürzlich erst im Haus. Während das Aufdrehen der Lautstärke beim RC Xotic kaum Auswirkungen auf das Klangbild hat und im Grunde nur den Pegel anhebt, kann der Mooer PB da nicht mithalten. Hier stellt sich beim PB, ab einer gewissen Lautstärke, ein leichter, aber nicht unangenehmer Chrunch ein. Man darf sich allerdings an dieser Stelle auch mal fragen, wer gibt denn gerne 200 € nur für etwas mehr Lautstärke aus? Und die Frage, ob dieses Quentchen mehr "Clean" im Bandkontex überhaupt eine Rolle spielt ist, dürfte ohnehin eher akademischer Natur sein.
Natürlich ist beim Original alles etwas edler, die Potis gehen etwas gleichmäßiger, aber zwischen Stratocaster mit Kinman SCs und meinem Tubemeister werden die Unterschiede schon bedeutend weniger. Das mag bei Rainers Humbucker Gitarren wohl etwas anders sein, da HB´s naturgemäß eher zerren. Allerdings würde ich den kleinen Mooer Booster live nur in Verbindung mit einem Looper spielen. Das Pedal ist, wie schon erwähnt, wirklich sehr klein. Und alleine wegen dem Netzanschluss empfiehlt sich schon ein festes Pedalboard mit Power Station.
Unterm Strich kann ich Rainer nur beipflichten, ein sehr flexibles Boost Pedal, das eine Menge mehr kann als nur den Signalpegel anzuheben. Mit meinem Tubemeister 36 macht er eine prima Figur, dem Soldano entlockt er dagegen richtig fette Leads, sobald der Volume/Gain Regler die High Noon Marke überschritten hat. Über den heißen Häussel Humbucker meiner Krautster gehen sogar richtig kernige Hardrock Riffs. Für schlappe 59 € bei Thomann ein echtes Schnäppchen, mit einer ganz besonderen Empfehlung an Blueser und Classic Rocker.
Mooer Cruncher


Was der mit dem PB gemeinsam hat: der Name hat mit der Funktion nicht das Geringste zu tun. Da ist kein Crunch drin, sondern fette High-Gain Distortion. "Vorbild" ist die MI Crunch Box.


Das ist vermutlich das einzige "One-trick-pony" in meinem Stall. Was der Cruncher kann: dem Solisten vor einem cleanen Amp die Mascarpone-Creme anrühren: fett, süß, schmatzig, mit viel Sustain und einer Betonung der Tiefmitten. Was er nicht kann: Crunch, Dynamik, verzerrte Amps boosten. Um unteren Gain-Bereich klingt er ein wenig müde und matt, da hilft auch der Tone-regler nichts. Da, wo er richtig gut klingt, haut er ein gain-level raus, dass mir persönlich für fast alles zu viel ist. Vor verzerrten Amps erst recht. Da wird's dann matschig. Auch das runterregeln des Gitarrenvolume macht nur wenig cleaner, dafür aber deutlich dumpfer.
Ich muss allerdings sagen: in meinem Bekanntenkreis bin ich der Einzige, der mit dem Cruncher nicht so recht etwas anfangen kann. Die anderen Kollegen sind begeistert. Ich kann das auch nachvollziehen: wer in seinem Amp den Clean-Kanal benutzt und dann nach dem wuchtigen, singenden 80-Jahre-Stadionrock-big-hair-dicke-Eier-fett-fett-brat-brat-modded-Marshall-Solo-Sound sucht, der wird hier voll bedient. Das Teil klingt wirklich sehr "musikalisch", wie es ein guter Freund formuliert: Die Fülle ist da, die Sweetness ist da, die Definition ist auch da, man kann die Töne stehen lassen, der Verzerrer singt - das stimmt alles. Ist nur leider nicht mein Sound. Armin gefällt der vermutlich deutlich besser als mir.
Armin:
Die Mooer Chinesen scheinen ein ganz besonderes Faible für die erfolgreichen Pedale bekannter Boutique Hersteller zu haben. In diesem Fall, wie von Rainer schon beschrieben, sind es die australischen Tüftler von MI Audio und zwar die Crunch Box, mit ihrer sehr britischen Klangausrichtung, die man sich zum Ziel gesetzt hat. Das Ganze wie gewohnt in Liliput Format, mit Mini Reglern bestückt und wie man es bei Mooer nicht anders kennt, ohne Batteriefach.
Der "Cruncher", wie die Chinesen ihr Rotes Teufelchen so phantasievoll nennen, besticht zuerst einmal durch einen "powerful mid-frequency high gain tone" mit einer superfetten Schippe Dreck. Und um es gleich vorneweg zu sagen, ich stehe auf Mascarpone-Creme, am liebsten mit Löffelbiskuit und Amaretto als Tiramisu. Die Bezeichnung "Crunch" ist nun wirklich Etikettenschwindel, der kleine Rote hat es faustdick hinter den Ohren und bringt wohl auch noch die kühlste Transe in Ekstase. Dafür kam der kleine Soldano Astroverb mit dem "Crunch" gar nicht klar. Aber der ist, was Zerren angeht, ohnehin sehr wählerisch. Ein wenig zu viel Output und Mitten und alles endet in einem Feedback Stakkato, bei dem man nur noch den Netzstecker ziehen kann. Ähnliches gilt für meinen Brunetti Maranello. Der richtige Job für meine Deluxe Strat und den Tubemeister 36. Der Cleankanal, ein klein wenig Reverb und die Stratocaster mit outputstarken Kinman Single Coils, Höhen und Mitten etwas zurück gedreht: Gary Moore is still alive. Sustain ohne Ende und diesen fetten Rocksound bei den Zwischenstellungen Bridge/Middle - Middle/Neck PU. Mit dem heißen Häussel Humbucker meiner Krautster dreht der "Crunch" noch einmal richtig auf. Mit meinem Morley Wah lassen sich so die Obertöne schon kippen, Satriani hat das perfektioniert.
Fazit: der Mooer Crunch kann nicht viel, das aber richtig. Wenn ich das Pedal einem Gitarristen zuordnen müsste, würde ich ohne zu zögern "Randy" Rhoads nennen. Und das ist eben nun einmal gar nicht Rainers Mucke. Unbestritten
Catalinbread Formula No. 5
Das ist weder ein Booster, um den Amp anzublasen, noch ein Distortion, der einen "eigenen" Zerrsound zusätzlich zur Ampzerre anbietet, sondern lt. Catalinbread ein "Foundation pedal" --- eehh...what? 

Kurz und knapp: eigentlich eine analoge Ampsimulation, die man so verwenden soll wie einen Verstärker, also ständig angeschaltet hat, um dem Gesamtsound eines cleanen Amps eine andere Richtung zu geben. "Preamp" ist wohl zu einfach, also heisst es "Foundation pedal".
Dieses Pedal zielt auf eine Kopie des Tweed Fender Deluxe. Wer wie ich Neil Young & Crazy Horse liebt, den jungen Billy Gibbons oder Keith Richards, ( oder *seufz*...ja, meinetwegen auch Blues ) wird damit sehr glücklich werden. Ich bin glücklich. 

Erstaunlich ist, dass der Catalinbread auf den ersten Eindruck dem Cruncher ähnelt. Bei Vollgas ein hohes Gain Level mit Betonung der Mitten, Sweetness, Kompression und Fülle. 
Crunch bekommt man schon bei sehr niedrigen Gain-Einstellungen, richtig clean kriegt man den F5 aus sich heraus eigentlich nicht.
Man muss den aber völlig anders bespielen, nämlich wie einen Einkanal-Amp. 

Soll heißen: ich dreh die Gitarrenlautstärke auf 6 oder 7 und stelle damit einen Crunch-Sound ein. Der F5 klingt in dem Bereich relativ rund und weich und regiert sehr dynamisch auf den Anschlag. Nach meinem Eindruck mag er Single Coils lieber als Humbucker - entspricht also dem Hörensagen nach seinem Vorbild. 

Wenn man dann die Gitarre aufreißt, wird's geil. Dann kommen Obertöne dazu, der Ton wird deutlich aggressiver, in den Höhen bleibt es aber angenehm, die Mitten schieben nach vorne, der Bass wird weich und rotzig. Der Solo-Sound ist dem des Cruncher erstaunlich ähnlich in Sachen "süß und fett", klingt aber für mich natürlicher, weil noch Dynamik vorhanden ist und die fehlende Definition in den Bässen Leben in die Bude bringt. Da ist irgendwo ein Hauch von "kaputt" mit drin, das verzweifelte Röcheln eines unterdimensionierten Speakers: Rock'n'Roll!! … 
Ihr merkt, ich mag das Teil. Nebenbei ist der F5 einer meiner Favoriten für Bottleneck.
Armin:
Um es gleich vorweg zu sagen ich: bin ein großer Fan der Catalinbread Pedale. Besonders das "Dirty Little Secret" war lange Zeit auf meinem Board fest installiert. Die No 5 erinnert mich immer an Mamas Liebling Parfum, in diesem Fall soll es wohl eher ein Hinweis auf die Fender 5E3 Schaltung sein, der legendären Sound der alten Fender Tweed Deluxe Verstärker. Wie beim original Fender 5E3 interagiert der Tone-Regler deutlich mit dem Gain-Parameter. Je mehr Gain der Sound hat, desto weniger stark arbeitet der Tone-Regler. Das Pedal arbeitet bei 9 V und 18 V, wodurch auch das Headroom deutlich größer wird.
Humbucker und Higher Output Single Coils, wie das Kinman Blues Set auf meiner Strat Deluxe, bringen den Formula 5 spielend in ein schönes, harmoniereiche Overdrive. Über meinen Fender Champ und die Nick Page Tele ist das No 5 eine Offenbarung. Das Pedal reagiert sehr direkt auf das Volume Poti der Gitarre. Im Übrigen hat Rainer das Pedal schon so treffend beschrieben, dass jedes zusätzliche Wort von mir überflüssig scheint.
Catalinbread RAH 


Nochmal "Foundation pedal"/Amp-Simulation/Preamp. Der Anspruch dieses speziellen Pedals ist allerdings am Rande des Größenwahns. Es soll nicht einen Verstärkertypen simulieren, sondern ein einziges, definiertes Setup: das von Jimmy Page, das er bei den Konzerten 1970 in der Royal Albert Hall (kurz: RAH) hatte. Dokumentiert auf der Live-DVD, "CODA" und vermutlich einigen anderen Mitschnitten. Das waren damals Hiwatts (100er custom, für Page modifiziert) über Marshall-Boxen.


Haben sie's hinbekommen? Im direkten Vergleich: ja. Led Zeppelin ( oder auch The Who!) zu covern macht mit dem Pedal wirklich Freude. Das Teil hat alles, was es dazu braucht: eher mittelstarke, etwas kratzige Verzerrung, eine Dynamik wie ein Vorschlaghammer und brutale "uffe Fresse"-Ansprache. (Wer Sustain sucht, muss sich darum selbst kümmern, das Pedal unterstützt da kein bisschen.) Knallige Höhen, tighte Bässe, extrem direkt, aber nicht ganz so zickig und "HiFi" wie ein echter Hiwatt. Was man im Original-Setup sicher auf die unterdimensionierten Greenbacks der Marshall-Boxen schieben kann. Und ich meinem Amp anlaste. 


Trotzdem: die Ähnlichkeit im Sound ist beeindruckend. Jetzt müsste man nur noch so spielen können wie Jimmy Page. Was mich jedesmal wieder umhaut, ist die Reaktion des Pedals auf den Anschlag und auf Veränderungen an den Gitarren-Reglern. Von ganz cleanen "Akustik"-Klängen bis zu fetter Bluesrock-Zerre geht alles allein über die Spielweise und den Lautstärke-Reglern der Klampfe. Wenn man runterregelt, verliert der Sound in keiner Weise Höhen, sondern wird im Gegenteil durchsichtig, clean und brillant. Nachteil der Dynamik: man hört jeden Spielfehler. Trost: das hat auch Page schon einen Dreck gekümmert. Wermutstropfen: sehr viel anderes als Led Zeppelin-Imitate kann man (ich) mit dem RAH eigentlich nicht machen. Ich hab's bislang nur zuhaus gespielt und in der Band nie benutzt, weil es da einfach nicht hinpasst. Egal, weil: macht Höllen-Spaß.
Armin:
Das Catalinbread RAH war auch für mich das Pedal mit dem größten Fun Faktor dieses Sextett. Alleine die Idee, den Jimmy Page Ton eines ganz bestimmten Gigs, der vor mehr als 40 Jahren in der Royal Albert Hall stattfand, in ein Pedal zu packen, zeugt doch von einem gesunden Selbstbewusstsein. Die RAH Box ist extrem dynamisch, reagiert direkt auf Anschlag und Volume, die Regler arbeiten interaktiv und beeinflussen sich wechselseitig. Ich hatte bis vor kurzem selbst einen Hiwatt 50 Custom und war schon sehr verwundert, wie nah die Jungs von Catalinbread hier am Original sind.
Leider konnte ich das Pedal nur Zuhause anspielen und kann zum Verhalten in Bandkontex nichts sagen, denn ich hatte die Pedale nur für kurze Zeit leihweise zu Antesten. Dafür habe ich Euch aber eine tolle Seite rausgesucht, die sich sehr gründlich mit dem Catalinbread RAH und vielen anderen namhaften Pedalen beschäftigt. Hier sieht man auch sehr gut wie sehr die Schematic des RAH dem Hiwatt DR 2 Input Preamp von Jimmy Page ähnelt. Für alle Page Fans und Hard Rock Jünger einfach ein Must Have.
Über die beiden PAF meiner Strat oder den Neck Humbucker meiner Telecaster hat man sicher nicht so 100%ig den Page Sound wie Rainer mit seiner Gibson Paula, aber man merkt auch hier ganz deutlich wohin die Reise gehen soll.
Okko Diablo Gain+
Das war lange Zeit mein Haupt-Verzerrer. Der Grundsound ist eine recht neutrale, außergewöhnlich transparente, feinkörnige Verzerrung, die sich mit den reichlich vorhandenen Reglern in alle Richtungen verbiegen lässt und in allen Stilen einsetzbar ist. Wer eine knackige Dynamik und einen Boost braucht, schaltet die Spannungsversorgung auf 18V, wer eher Kompression und High-gain-Sounds benötigt, nimmt 9V. Intern gibt's noch zwei Trimpotis, mit denen man Bässe und Höhen dauerhaft einstellen kann. Die Regler auf der Vorderseite regeln die Frequenzen m.W. vor der Verzerrer-Stufe.
Erstaunlich ist beim Okko, dass er in allen Gain-Bereichen gut klingt. Man kann ihn wie den PB als Booster einsetzen (wobei die Verzerrung des Okko "smoother" ist) oder wie den Cruncher als echtes Zerrpedal - allerdings frequenzneutraler, der Mittenschub liegt beim Okko deutlich höher. Für mich ist das ein Allround-Pedal: schöne Zerrstruktur, Dynamik nach Belieben, weit formbar, angenehm klingend, von "sweet" bis aggressiv nach Bedarf einstellbar oder über die Spielweise zu erreichen. 

Ein Pedal ohne Schwächen, wenn man den Grundsound, eine sehr amp-ähnliche Verzerrung mit einem kleinen Hauch von Fuzz mag. Die zusätzliche zweite Gain-Stufe
ist natürlich ein schickes Extra.
Armin:
Der Okko Diablo war mein allererstes Boutique FX Pedal, praktisch meine Einstiegsdroge und ihr dürft dreimal raten wer mich damals angefixt hat. *hüstel* ... sorry! Davor hatte ich weitgehend Boss und EHX Pedale, sowie Multis von Boss und TC Electronic in Gebrauch. Ich hatte den Okko Diablo mit und ohne Gain Boost und er ist für mich der noch immer einer der genialsten und flexibelsten Zerrpedale. Fette Mitten, Dynamik ohne Ende und im 18 Volt Modus mit einer extra Portion Headroom.
Der Diablo klingt ohne Frage sehr "amp-like" und zwar eindeutig in Richtung "britisch" wobei man nie den Eindruck hat, dass er den Amp verfärbt. Ich habe den Diablo schon vor vielen Amps und über etliche Gitarren gespielt, irgendwelche Unverträglichkeiten gab es dabei nie. Könnte ich mir 5 Pedale für die fi(c)ktive einsame Insel aussuchen, er wäre mit Sicherheit im Gepäck. Ansonsten schließe ich mich meinem Vorredner an, schließlich hat er das Pedal ja vor vielen Jahren bei mir angeschleppt. Gern geschehen!
Wampler Ecstasy (Euphoria)
Der Wampler setzt in Sachen Vielseitigkeit noch mal einen obendrauf. Wie die Catalinbreads ahmt es einen Amp nach, in diesem Fall ist Dumble der übliche Verdächtige. Damit ist die Grundrichtung klar: transparente, smoothe Edel-Verzerrung.
Der Ecstasy ähnelt im Grundcharakter sehr dem Okko, bietet aber unterschiedliche Betriebsmodi über einen Switch an. Mein Favorit steckt in der Mitte und heisst "open". Das ist ein extrem dynamischer, angenehm zerrender Sound mit eher niedrigem gain-Level. 

Der Schalter auf "smooth" ist eine Variante, die leiser erscheint, aber mehr gain und Kompression erzeugt, viel dichter ist, tragfähig und singend. Wenn man auf " crunch" schalter, wird's noch mal ein wenig leiser, komprimierter und verzerrter und über die Verzerrung legt sich eine Spur Fuzz, was den Ton etwas aggressiver klingen lässt. 


Die Tonregler sind auch erwähnenswert, weil man hier laut Bedienungsanleitung nicht von einer 12h-Stellung ausgehen sollte, sondern Wampler empfiehlt: erst mal auf null, dann den Treble-Regler aufdrehen, bis der Ton "glasig" wird und dann die Bässe genauso nachjustieren.
In allen Modi ist der Ton transparent, definiert und einfach inspirierend - da hat er sehr viel Ähnlichkeit mit dem Okko, bietet aber mehr Bassdruck an. Wenn man's drauf anlegt, kriegt man hin, dass sie bis auf eine Nuance in den Mitten beinahe identisch klingen. Wirklich herausragend ist aber insbesondere im "open" - Modus, was der Wampler macht, wenn man die Lautstärke an der Gitarre zurücknimmt oder mal etwas sanfter an den Saiten zupft. Der Ton wird derart klar, glasig und knackig, das bekommt manch ein Röhrenamp nicht hin. Da ist der Ecstasy echt eine Klasse für sich. Das Pedal ist wirklich ein Hammer, sowohl in der Klangqualität als auch in den Klangoptionen.
Armin:
Das Wampler Ecstasy oder Euphoria wie es inzwischen heißt, ist wohl das interessanteste und vielseitigste Pedal in unserem Sextett. Von Wampler als "Dumble Sound Pedal" vorgestellt soll es den legendären Sound der Dumble Amps reproduzieren. Durch vier Potis lassen sich Volume, Gain, Bass und Tone regeln, darüber hinaus gibt es noch einen Mini Switch mit dem sich drei verschiedene Soundeinstellungen wählen lassen, nämlich Smooth, Open und Crunch.
Als Dumble Sound Pedale kennt man ja schon das Hemida Zendrive und das Menatone Howie, wobei beide Pedale dem Wampler Ecstasy weder in Bezug auf Flexibilität, noch was den Zerrgrad betrifft, das Wasser reichen können. Den Open Modus habe ich etwas anders wahrgenommen als der Kollege von der Küste, für mich klingt das Pedal in diesem Modi eher wie ein Clean Booster, mit meiner Single Coil Strat war vor dem Clean Kanal des H&K Tubemeister so gut wie keine Zerre hörbar. Zumindest ich musste schon ordentlich am Gain schrauben, um ein Mindestmaß zu erreichen.
Viel besser gefiel mir da der Crunch und Smooth Modus. Hier ist die Kompression deutlich höher und die Zerre für mein Empfinden deutlich dichter, sauberer und einfach "schöner". Aber das ist wohl Geschmacksache und hängt auch davon ab, welche Art von Mucke man macht. Aber es ist ja gerade diese Vielseitigkeit, die das Wampler so auszeichnet. Ich hätte es gerne noch ein wenig länger getestet, denn es gibt da sicherlich noch eine ganze Menge Sounds zu entdecken.
Fazit Lost Lover:
Wenn ich jetzt nur mal die Besonderheiten der Verzerrer zusammenfassen soll, also "wer kann was besonders gut", würde ich sie so gruppieren:
Low gain: Pure Boost, RAH
High gain: Cruncher, Diablo,
Vielseitigkeit: Diablo, Ecstasy
Transparenz: Ecstasy, RAH, Diablo
Fett & Sweet: Formula No5, Cruncher
"Feine"Textur: Diablo, Ecstasy

"grobe"Textur: Pure Boost, Cruncher, F5
Attack: RAH, Ecstasy in "open"-Modus, Pure Boost
Kompression: Cruncher, Ecstasy im "crunch-Modus
Peak obere Mitten: Diablo, Ecstasy
Peak untere Mitten: Cruncher, F5
Mittenneutral: RAH, Pure Boost
Wenn ich von diesen sechs zwei nur zwei behalten dürfte, wäre auf alle Fälle der Formula No 5 dabei und dann hätte ich es schwer, mich zwischen Ecstasy und Diablo zu entscheiden. 


Man darf aber bei allem eins nicht vergessen: wenn ich mir ein wenig Mühe mit dem Einstellen mache, auch ein wenig am Amp drehe und dann einfach ein paar Takte mit jedem Verzerrer soliere, werden die genannten Unterschiede für den Durchschnittshörer verschwimmen und sich bestenfalls in unterschiedlichen Mittenfärbungen bemerkbar machen. Wirklich deutlich werden die ganzen Unterscheide erst, wenn man selbst spielt und an den Knöpfen dreht und die spezifischen sweet Spots in jedem Pedal findet. Und, ganz wichtig: da sollte ein guter Röhrenamp dranhängen. Der Gegenwert dieser 6 Pedale nähert sich 1.000 Euro ( ohgott... wenn das meine Frau liest!! ) - da sollte man am Amp nicht gespart haben. .
Armin:
Um es kurz zu machen, meine beiden Favoriten aus dem Sextett sind das Wampler Ecstasy und das Catalinbread Formula No. 5, alleine deshalb weil ich mit den beiden Kandidaten bereits zwei extrem verschiedene und äußerst flexible Grundsounds am Start habe. Ich habe mir etwas schwer getan, weil Rainer schon so gut vorgelegt hatte, dass es kaum etwas hinzuzufügen, oder gar zu berichtigen war.
Sehr überrascht war ich von dem guten Abschneiden der beiden Low Budget Pedale der Firma Mooer, die z.T. gerade mal einen Bruchteil der von Catalinbread, Wampler oder Okko aufgerufenen Preise kosteten.
Ich denke beim nächsten Mal beginne ich mit dem Aufschlag und Rainer darf dem Ball nachlaufen. Aber es geht ja auch nicht darum einen Wettbewerb zu gewinnen, sondern wie bei allem was mit Musik zu tun hat, um den Spaß. In diesem Sinne, auf ein effektvolles und effektives 2014.
Auch von mir!
Bis demnächst
Das ist mal ein etwas anderes Review, nämlich zu zweit in Gemeinschaftsarbeit entstanden. Und das kam so:
Ich habe die letzten anderthalb Jahre fast jede GAS-Attacke mit dem Kauf eines Effektpedals kurieren können. Dadurch stapeln sich bei mir zurzeit Pedale, die ich nicht oder nur selten im Gebrauch habe. Damit die Jungs von der Ersatzbank auch mal Spielpraxis bekommen, habe ich im Oktober ein Paket gepackt und sie meinem Freund Armin H. nach Berlin geschickt, um damit ein wenig rumzudaddeln. Kurz bevor er sie zurückschickte, kam uns die Idee, fürs Board mal ein "Tandem-Review" zu schreiben - also geieinsam unsere Eindrücke zu den Effekten festzuhalten. Wir haben uns dabei auf die Verzerrer beschränkt. Ich kenne die Pedale schon etwas länger, aber Armin hatte sie auch ein paar Tage. Ich denke, so kriegen wir ein interessantes Meinungsbild .
Armin, du bist dran:
Bei mir sieht es ähnlich aus. Obwohl sich seit fast einem Jahr fast nichts auf meinem Board geändert hat, hat sich im Laufe der Zeit so einiges an Pedalen angesammelt. Seit ich 1975 meinen ersten Harmonix Small Stone in den Fingern hatte, gehören FX Pedale für mich zur Musik wie Salz in die Suppe. Nun möchte ich dem Kollegen aus der Provinz ein wenig auf die Finger sehen. In der Einsamkeit der Küste verliert man ja schnell den Bezug zur Realität. Obwohl er ja ein alter Hase und mit Leib und Seele Gitarrist und Blues Musiker ist, weiß er bis heute nicht den Wert einer guten Stratocaster zu schätzen. Die daraus resultierende Erkenntnis: " … und mit Fuzz Pedalen kann ich auch nix anfangen", zeigt uns wieder einmal, dass man auf einem Bein einfach schlechter steht und mit einem Auge kein 3-D sehen kann. Na, dann wollen wir mal Tandem fahren.
Kurz noch ein Wort zum meinem Equipment: neben meinem Soldano Astroverb, dem Brunetti Combo und einem Fender Champ, habe ich hauptsächlich einen H&K Tubemeister 36 und das Kammler Cabinet mit AlNiCo Golden Bulldog in Gebrauch. An Gitarren war vorwiegend meine alte Japan Stratocaster mit den Duncan Antiquity PAFs, meine Nick Page Herocaster und die Nik Huber Krautster One im Dienst.
Achja, mein Setup noch: ich benutze in den Bands hauptsächlich eine Gibson Les Paul und Zuhause zusätzlich noch eine Fender Tele, eine Reverend Jetstream und eine Gordon Smith GS 1.5 - also weitgehend Humbucker und P90. Meine Amps sind Egnater Tweaker, hauptsächlich der 15-Watt Combo. .
Armin:
Leider konnte ich die Pedale bei Weitem nicht so ausgiebig testen wie Rainer, bis auf das Okko Diablo und das Catalinbread Formula No. 5 waren mir alle Pedale neu und ich hatte auch nicht die Möglichkeit sie im Bandkontex zu spielen. Trotzdem hat mir die Idee mit dem Tandem gut gefallen und ich hatte meinen Spaß. Man darf auch nicht vergessen, dass wir zudem auf recht unterschiedliche Mucke stehen, Rainer ist eben ein Vollblut Blueser, *hust*....das ist ein Gerücht, daß ich aufs Schärfste dementiere... wogegen mein Herz eher bei den deftigen und harten Rocksachen so richtig in Takt kommt. Sicherlich ist er auch der bessere Gitarrist mit sehr viel mehr Praxis und zwei Bands die ständig Gigs spielen. Aber dieses Tandem Review sollte ja auch kein Wettbewerb sein, sondern zeigen, wie ähnlich oder auch unterschiedlich wir verschiedene Zerr Pedale beurteilen. Beim nächsten "Tandem" werde ich die Pedale aussuchen und da werden mit Sicherheit auch einige Fuzz dabei sein.
Okay, genug der Vorrede, hier sind die Kandidaten:
Mooer Pure Boost
Mooer Cruncher
Catalinbread RAH
Catalinbread Formula No5
Wampler Ecstasy (Euphoria)
Okko Diablo+
Mooer Pure Boost
Mooer ist in den letzten Monaten recht bekannt geworden. Die klonen bekannte Pedale und verpacken sie in Mini-Gehäusen. Die Bedienung wird dann zwar etwas fummelig (wir wissen ja, wie gerne man während des Gigs mal nachregelt) und Batteriebetrieb kann man knicken, aber bewährte Konzepte für wenig Geld in kleinem Maßstab - da wird der Modelleisenbahner in mir wach. 
Der Pure Boost lehnt sich offensichtlich an das Xotic RC an. Erst mal ist er nicht das, was der Name behauptet, denn er bringt durchaus eigene Verzerrung mit und hat außerdem noch zwei EQ-Regler an Bord. Ich mag Bass-Regler an Verzerrern sehr, da ich beim Solieren gern die Bässe etwas absenke.
Was mir an dem PB gefällt: das ist ein enorm vielseitiges Pedal. Man kann ihn als reinen clean-Boost verwenden, um z.B. unterschiedliche Gitarren im Level anzupassen oder den Amp mal zu treten. Man kann mit den Bass- und Treble- Reglern den Frequenzgang dezent oder krass verbiegen, man kann die Eigenzerre nutzen und vor einem cleanen Amp einen mittleren, recht körnigen Crunch bekommen - oder, wenn der Amp bereits zerrt, Gain und Lautstärke für das Solo pushen.
Für letzteres benutze ich Verzerrer im Regelfall, insofern mag ich den PB sehr. Er klingt dabei relativ neutral, beeinflusst die Mitten des Setups nicht und ist sehr gut abzustimmen. Der Charakter der Verzerrung ist relativ rau und körnig. Für mich klingt das vor einem cleanen Amp etwas kratzig, wenn man einen bereits zerrenden Röhrenamp dahinter hat, werden die Kanten aber etwas abgeschliffen und der Sound kriegt den nötigen Bumms. Für mich ein ganz wichtiges Thema: Dynamik. Der PB komprimiert kein bisschen. Das ist genau der Faktor, der in der Band dafür sorgt, daß die Gitarre beim Solieren "vorn" ist. Nicht gain, sondern Attack macht laut. Wenn man an der Gitarre die Lautstärke runterregelt, wird es clean, und das klangneutral. Wenn man draufhaut, kriegt man Zerre nach Bedarf. Feines Teil und ein gutes Backup für meinen Haupt-Verzerrer (Rockett Blue Note). 


Armin:
Die Firma Mooer aus China ist ja in den letzten Jahren mit ihren Mini Pedalen sehr erfolgreich, die Kombination Größe/Qualität/Preis setzt sich durch. "Pure Boost" heißt der vermeintliche Xotix RC Booster Clone aus dem Reich der Mitte und der ist genau wie dieser schneeweiß. Übereinstimmend ist auch die Regelung: Volume, Gain, Treble & Bass, wobei beim Chinesen nur der Gain Regler Normalgröße hat. Volume, Treble und Bass müssen sich mit je einem Mini Drehknopf behelfen, eine etwas fummelige Angelegenheit. Für eine Batterie war beim Mooer Pure Boost nun wirklich kein Eckchen mehr zu finden, aber welcher FX Junkie kommt heutzutage noch ohne eine Power Station aus?
Zufälligerweise hatte ich den AC und RC von Xotic, kürzlich erst im Haus. Während das Aufdrehen der Lautstärke beim RC Xotic kaum Auswirkungen auf das Klangbild hat und im Grunde nur den Pegel anhebt, kann der Mooer PB da nicht mithalten. Hier stellt sich beim PB, ab einer gewissen Lautstärke, ein leichter, aber nicht unangenehmer Chrunch ein. Man darf sich allerdings an dieser Stelle auch mal fragen, wer gibt denn gerne 200 € nur für etwas mehr Lautstärke aus? Und die Frage, ob dieses Quentchen mehr "Clean" im Bandkontex überhaupt eine Rolle spielt ist, dürfte ohnehin eher akademischer Natur sein.
Natürlich ist beim Original alles etwas edler, die Potis gehen etwas gleichmäßiger, aber zwischen Stratocaster mit Kinman SCs und meinem Tubemeister werden die Unterschiede schon bedeutend weniger. Das mag bei Rainers Humbucker Gitarren wohl etwas anders sein, da HB´s naturgemäß eher zerren. Allerdings würde ich den kleinen Mooer Booster live nur in Verbindung mit einem Looper spielen. Das Pedal ist, wie schon erwähnt, wirklich sehr klein. Und alleine wegen dem Netzanschluss empfiehlt sich schon ein festes Pedalboard mit Power Station.
Unterm Strich kann ich Rainer nur beipflichten, ein sehr flexibles Boost Pedal, das eine Menge mehr kann als nur den Signalpegel anzuheben. Mit meinem Tubemeister 36 macht er eine prima Figur, dem Soldano entlockt er dagegen richtig fette Leads, sobald der Volume/Gain Regler die High Noon Marke überschritten hat. Über den heißen Häussel Humbucker meiner Krautster gehen sogar richtig kernige Hardrock Riffs. Für schlappe 59 € bei Thomann ein echtes Schnäppchen, mit einer ganz besonderen Empfehlung an Blueser und Classic Rocker.
Mooer Cruncher


Was der mit dem PB gemeinsam hat: der Name hat mit der Funktion nicht das Geringste zu tun. Da ist kein Crunch drin, sondern fette High-Gain Distortion. "Vorbild" ist die MI Crunch Box.


Das ist vermutlich das einzige "One-trick-pony" in meinem Stall. Was der Cruncher kann: dem Solisten vor einem cleanen Amp die Mascarpone-Creme anrühren: fett, süß, schmatzig, mit viel Sustain und einer Betonung der Tiefmitten. Was er nicht kann: Crunch, Dynamik, verzerrte Amps boosten. Um unteren Gain-Bereich klingt er ein wenig müde und matt, da hilft auch der Tone-regler nichts. Da, wo er richtig gut klingt, haut er ein gain-level raus, dass mir persönlich für fast alles zu viel ist. Vor verzerrten Amps erst recht. Da wird's dann matschig. Auch das runterregeln des Gitarrenvolume macht nur wenig cleaner, dafür aber deutlich dumpfer.
Ich muss allerdings sagen: in meinem Bekanntenkreis bin ich der Einzige, der mit dem Cruncher nicht so recht etwas anfangen kann. Die anderen Kollegen sind begeistert. Ich kann das auch nachvollziehen: wer in seinem Amp den Clean-Kanal benutzt und dann nach dem wuchtigen, singenden 80-Jahre-Stadionrock-big-hair-dicke-Eier-fett-fett-brat-brat-modded-Marshall-Solo-Sound sucht, der wird hier voll bedient. Das Teil klingt wirklich sehr "musikalisch", wie es ein guter Freund formuliert: Die Fülle ist da, die Sweetness ist da, die Definition ist auch da, man kann die Töne stehen lassen, der Verzerrer singt - das stimmt alles. Ist nur leider nicht mein Sound. Armin gefällt der vermutlich deutlich besser als mir.
Armin:
Die Mooer Chinesen scheinen ein ganz besonderes Faible für die erfolgreichen Pedale bekannter Boutique Hersteller zu haben. In diesem Fall, wie von Rainer schon beschrieben, sind es die australischen Tüftler von MI Audio und zwar die Crunch Box, mit ihrer sehr britischen Klangausrichtung, die man sich zum Ziel gesetzt hat. Das Ganze wie gewohnt in Liliput Format, mit Mini Reglern bestückt und wie man es bei Mooer nicht anders kennt, ohne Batteriefach.
Der "Cruncher", wie die Chinesen ihr Rotes Teufelchen so phantasievoll nennen, besticht zuerst einmal durch einen "powerful mid-frequency high gain tone" mit einer superfetten Schippe Dreck. Und um es gleich vorneweg zu sagen, ich stehe auf Mascarpone-Creme, am liebsten mit Löffelbiskuit und Amaretto als Tiramisu. Die Bezeichnung "Crunch" ist nun wirklich Etikettenschwindel, der kleine Rote hat es faustdick hinter den Ohren und bringt wohl auch noch die kühlste Transe in Ekstase. Dafür kam der kleine Soldano Astroverb mit dem "Crunch" gar nicht klar. Aber der ist, was Zerren angeht, ohnehin sehr wählerisch. Ein wenig zu viel Output und Mitten und alles endet in einem Feedback Stakkato, bei dem man nur noch den Netzstecker ziehen kann. Ähnliches gilt für meinen Brunetti Maranello. Der richtige Job für meine Deluxe Strat und den Tubemeister 36. Der Cleankanal, ein klein wenig Reverb und die Stratocaster mit outputstarken Kinman Single Coils, Höhen und Mitten etwas zurück gedreht: Gary Moore is still alive. Sustain ohne Ende und diesen fetten Rocksound bei den Zwischenstellungen Bridge/Middle - Middle/Neck PU. Mit dem heißen Häussel Humbucker meiner Krautster dreht der "Crunch" noch einmal richtig auf. Mit meinem Morley Wah lassen sich so die Obertöne schon kippen, Satriani hat das perfektioniert.
Fazit: der Mooer Crunch kann nicht viel, das aber richtig. Wenn ich das Pedal einem Gitarristen zuordnen müsste, würde ich ohne zu zögern "Randy" Rhoads nennen. Und das ist eben nun einmal gar nicht Rainers Mucke. Unbestritten
Catalinbread Formula No. 5
Das ist weder ein Booster, um den Amp anzublasen, noch ein Distortion, der einen "eigenen" Zerrsound zusätzlich zur Ampzerre anbietet, sondern lt. Catalinbread ein "Foundation pedal" --- eehh...what? 

Kurz und knapp: eigentlich eine analoge Ampsimulation, die man so verwenden soll wie einen Verstärker, also ständig angeschaltet hat, um dem Gesamtsound eines cleanen Amps eine andere Richtung zu geben. "Preamp" ist wohl zu einfach, also heisst es "Foundation pedal".
Dieses Pedal zielt auf eine Kopie des Tweed Fender Deluxe. Wer wie ich Neil Young & Crazy Horse liebt, den jungen Billy Gibbons oder Keith Richards, ( oder *seufz*...ja, meinetwegen auch Blues ) wird damit sehr glücklich werden. Ich bin glücklich. 

Erstaunlich ist, dass der Catalinbread auf den ersten Eindruck dem Cruncher ähnelt. Bei Vollgas ein hohes Gain Level mit Betonung der Mitten, Sweetness, Kompression und Fülle. 
Crunch bekommt man schon bei sehr niedrigen Gain-Einstellungen, richtig clean kriegt man den F5 aus sich heraus eigentlich nicht.
Man muss den aber völlig anders bespielen, nämlich wie einen Einkanal-Amp. 

Soll heißen: ich dreh die Gitarrenlautstärke auf 6 oder 7 und stelle damit einen Crunch-Sound ein. Der F5 klingt in dem Bereich relativ rund und weich und regiert sehr dynamisch auf den Anschlag. Nach meinem Eindruck mag er Single Coils lieber als Humbucker - entspricht also dem Hörensagen nach seinem Vorbild. 

Wenn man dann die Gitarre aufreißt, wird's geil. Dann kommen Obertöne dazu, der Ton wird deutlich aggressiver, in den Höhen bleibt es aber angenehm, die Mitten schieben nach vorne, der Bass wird weich und rotzig. Der Solo-Sound ist dem des Cruncher erstaunlich ähnlich in Sachen "süß und fett", klingt aber für mich natürlicher, weil noch Dynamik vorhanden ist und die fehlende Definition in den Bässen Leben in die Bude bringt. Da ist irgendwo ein Hauch von "kaputt" mit drin, das verzweifelte Röcheln eines unterdimensionierten Speakers: Rock'n'Roll!! … 
Ihr merkt, ich mag das Teil. Nebenbei ist der F5 einer meiner Favoriten für Bottleneck.
Armin:
Um es gleich vorweg zu sagen ich: bin ein großer Fan der Catalinbread Pedale. Besonders das "Dirty Little Secret" war lange Zeit auf meinem Board fest installiert. Die No 5 erinnert mich immer an Mamas Liebling Parfum, in diesem Fall soll es wohl eher ein Hinweis auf die Fender 5E3 Schaltung sein, der legendären Sound der alten Fender Tweed Deluxe Verstärker. Wie beim original Fender 5E3 interagiert der Tone-Regler deutlich mit dem Gain-Parameter. Je mehr Gain der Sound hat, desto weniger stark arbeitet der Tone-Regler. Das Pedal arbeitet bei 9 V und 18 V, wodurch auch das Headroom deutlich größer wird.
Humbucker und Higher Output Single Coils, wie das Kinman Blues Set auf meiner Strat Deluxe, bringen den Formula 5 spielend in ein schönes, harmoniereiche Overdrive. Über meinen Fender Champ und die Nick Page Tele ist das No 5 eine Offenbarung. Das Pedal reagiert sehr direkt auf das Volume Poti der Gitarre. Im Übrigen hat Rainer das Pedal schon so treffend beschrieben, dass jedes zusätzliche Wort von mir überflüssig scheint.
Catalinbread RAH 


Nochmal "Foundation pedal"/Amp-Simulation/Preamp. Der Anspruch dieses speziellen Pedals ist allerdings am Rande des Größenwahns. Es soll nicht einen Verstärkertypen simulieren, sondern ein einziges, definiertes Setup: das von Jimmy Page, das er bei den Konzerten 1970 in der Royal Albert Hall (kurz: RAH) hatte. Dokumentiert auf der Live-DVD, "CODA" und vermutlich einigen anderen Mitschnitten. Das waren damals Hiwatts (100er custom, für Page modifiziert) über Marshall-Boxen.


Haben sie's hinbekommen? Im direkten Vergleich: ja. Led Zeppelin ( oder auch The Who!) zu covern macht mit dem Pedal wirklich Freude. Das Teil hat alles, was es dazu braucht: eher mittelstarke, etwas kratzige Verzerrung, eine Dynamik wie ein Vorschlaghammer und brutale "uffe Fresse"-Ansprache. (Wer Sustain sucht, muss sich darum selbst kümmern, das Pedal unterstützt da kein bisschen.) Knallige Höhen, tighte Bässe, extrem direkt, aber nicht ganz so zickig und "HiFi" wie ein echter Hiwatt. Was man im Original-Setup sicher auf die unterdimensionierten Greenbacks der Marshall-Boxen schieben kann. Und ich meinem Amp anlaste. 


Trotzdem: die Ähnlichkeit im Sound ist beeindruckend. Jetzt müsste man nur noch so spielen können wie Jimmy Page. Was mich jedesmal wieder umhaut, ist die Reaktion des Pedals auf den Anschlag und auf Veränderungen an den Gitarren-Reglern. Von ganz cleanen "Akustik"-Klängen bis zu fetter Bluesrock-Zerre geht alles allein über die Spielweise und den Lautstärke-Reglern der Klampfe. Wenn man runterregelt, verliert der Sound in keiner Weise Höhen, sondern wird im Gegenteil durchsichtig, clean und brillant. Nachteil der Dynamik: man hört jeden Spielfehler. Trost: das hat auch Page schon einen Dreck gekümmert. Wermutstropfen: sehr viel anderes als Led Zeppelin-Imitate kann man (ich) mit dem RAH eigentlich nicht machen. Ich hab's bislang nur zuhaus gespielt und in der Band nie benutzt, weil es da einfach nicht hinpasst. Egal, weil: macht Höllen-Spaß.
Armin:
Das Catalinbread RAH war auch für mich das Pedal mit dem größten Fun Faktor dieses Sextett. Alleine die Idee, den Jimmy Page Ton eines ganz bestimmten Gigs, der vor mehr als 40 Jahren in der Royal Albert Hall stattfand, in ein Pedal zu packen, zeugt doch von einem gesunden Selbstbewusstsein. Die RAH Box ist extrem dynamisch, reagiert direkt auf Anschlag und Volume, die Regler arbeiten interaktiv und beeinflussen sich wechselseitig. Ich hatte bis vor kurzem selbst einen Hiwatt 50 Custom und war schon sehr verwundert, wie nah die Jungs von Catalinbread hier am Original sind.
Leider konnte ich das Pedal nur Zuhause anspielen und kann zum Verhalten in Bandkontex nichts sagen, denn ich hatte die Pedale nur für kurze Zeit leihweise zu Antesten. Dafür habe ich Euch aber eine tolle Seite rausgesucht, die sich sehr gründlich mit dem Catalinbread RAH und vielen anderen namhaften Pedalen beschäftigt. Hier sieht man auch sehr gut wie sehr die Schematic des RAH dem Hiwatt DR 2 Input Preamp von Jimmy Page ähnelt. Für alle Page Fans und Hard Rock Jünger einfach ein Must Have.
Über die beiden PAF meiner Strat oder den Neck Humbucker meiner Telecaster hat man sicher nicht so 100%ig den Page Sound wie Rainer mit seiner Gibson Paula, aber man merkt auch hier ganz deutlich wohin die Reise gehen soll.
Okko Diablo Gain+
Das war lange Zeit mein Haupt-Verzerrer. Der Grundsound ist eine recht neutrale, außergewöhnlich transparente, feinkörnige Verzerrung, die sich mit den reichlich vorhandenen Reglern in alle Richtungen verbiegen lässt und in allen Stilen einsetzbar ist. Wer eine knackige Dynamik und einen Boost braucht, schaltet die Spannungsversorgung auf 18V, wer eher Kompression und High-gain-Sounds benötigt, nimmt 9V. Intern gibt's noch zwei Trimpotis, mit denen man Bässe und Höhen dauerhaft einstellen kann. Die Regler auf der Vorderseite regeln die Frequenzen m.W. vor der Verzerrer-Stufe.
Erstaunlich ist beim Okko, dass er in allen Gain-Bereichen gut klingt. Man kann ihn wie den PB als Booster einsetzen (wobei die Verzerrung des Okko "smoother" ist) oder wie den Cruncher als echtes Zerrpedal - allerdings frequenzneutraler, der Mittenschub liegt beim Okko deutlich höher. Für mich ist das ein Allround-Pedal: schöne Zerrstruktur, Dynamik nach Belieben, weit formbar, angenehm klingend, von "sweet" bis aggressiv nach Bedarf einstellbar oder über die Spielweise zu erreichen. 

Ein Pedal ohne Schwächen, wenn man den Grundsound, eine sehr amp-ähnliche Verzerrung mit einem kleinen Hauch von Fuzz mag. Die zusätzliche zweite Gain-Stufe
ist natürlich ein schickes Extra.
Armin:
Der Okko Diablo war mein allererstes Boutique FX Pedal, praktisch meine Einstiegsdroge und ihr dürft dreimal raten wer mich damals angefixt hat. *hüstel* ... sorry! Davor hatte ich weitgehend Boss und EHX Pedale, sowie Multis von Boss und TC Electronic in Gebrauch. Ich hatte den Okko Diablo mit und ohne Gain Boost und er ist für mich der noch immer einer der genialsten und flexibelsten Zerrpedale. Fette Mitten, Dynamik ohne Ende und im 18 Volt Modus mit einer extra Portion Headroom.
Der Diablo klingt ohne Frage sehr "amp-like" und zwar eindeutig in Richtung "britisch" wobei man nie den Eindruck hat, dass er den Amp verfärbt. Ich habe den Diablo schon vor vielen Amps und über etliche Gitarren gespielt, irgendwelche Unverträglichkeiten gab es dabei nie. Könnte ich mir 5 Pedale für die fi(c)ktive einsame Insel aussuchen, er wäre mit Sicherheit im Gepäck. Ansonsten schließe ich mich meinem Vorredner an, schließlich hat er das Pedal ja vor vielen Jahren bei mir angeschleppt. Gern geschehen!
Wampler Ecstasy (Euphoria)
Der Wampler setzt in Sachen Vielseitigkeit noch mal einen obendrauf. Wie die Catalinbreads ahmt es einen Amp nach, in diesem Fall ist Dumble der übliche Verdächtige. Damit ist die Grundrichtung klar: transparente, smoothe Edel-Verzerrung.
Der Ecstasy ähnelt im Grundcharakter sehr dem Okko, bietet aber unterschiedliche Betriebsmodi über einen Switch an. Mein Favorit steckt in der Mitte und heisst "open". Das ist ein extrem dynamischer, angenehm zerrender Sound mit eher niedrigem gain-Level. 

Der Schalter auf "smooth" ist eine Variante, die leiser erscheint, aber mehr gain und Kompression erzeugt, viel dichter ist, tragfähig und singend. Wenn man auf " crunch" schalter, wird's noch mal ein wenig leiser, komprimierter und verzerrter und über die Verzerrung legt sich eine Spur Fuzz, was den Ton etwas aggressiver klingen lässt. 


Die Tonregler sind auch erwähnenswert, weil man hier laut Bedienungsanleitung nicht von einer 12h-Stellung ausgehen sollte, sondern Wampler empfiehlt: erst mal auf null, dann den Treble-Regler aufdrehen, bis der Ton "glasig" wird und dann die Bässe genauso nachjustieren.
In allen Modi ist der Ton transparent, definiert und einfach inspirierend - da hat er sehr viel Ähnlichkeit mit dem Okko, bietet aber mehr Bassdruck an. Wenn man's drauf anlegt, kriegt man hin, dass sie bis auf eine Nuance in den Mitten beinahe identisch klingen. Wirklich herausragend ist aber insbesondere im "open" - Modus, was der Wampler macht, wenn man die Lautstärke an der Gitarre zurücknimmt oder mal etwas sanfter an den Saiten zupft. Der Ton wird derart klar, glasig und knackig, das bekommt manch ein Röhrenamp nicht hin. Da ist der Ecstasy echt eine Klasse für sich. Das Pedal ist wirklich ein Hammer, sowohl in der Klangqualität als auch in den Klangoptionen.
Armin:
Das Wampler Ecstasy oder Euphoria wie es inzwischen heißt, ist wohl das interessanteste und vielseitigste Pedal in unserem Sextett. Von Wampler als "Dumble Sound Pedal" vorgestellt soll es den legendären Sound der Dumble Amps reproduzieren. Durch vier Potis lassen sich Volume, Gain, Bass und Tone regeln, darüber hinaus gibt es noch einen Mini Switch mit dem sich drei verschiedene Soundeinstellungen wählen lassen, nämlich Smooth, Open und Crunch.
Als Dumble Sound Pedale kennt man ja schon das Hemida Zendrive und das Menatone Howie, wobei beide Pedale dem Wampler Ecstasy weder in Bezug auf Flexibilität, noch was den Zerrgrad betrifft, das Wasser reichen können. Den Open Modus habe ich etwas anders wahrgenommen als der Kollege von der Küste, für mich klingt das Pedal in diesem Modi eher wie ein Clean Booster, mit meiner Single Coil Strat war vor dem Clean Kanal des H&K Tubemeister so gut wie keine Zerre hörbar. Zumindest ich musste schon ordentlich am Gain schrauben, um ein Mindestmaß zu erreichen.
Viel besser gefiel mir da der Crunch und Smooth Modus. Hier ist die Kompression deutlich höher und die Zerre für mein Empfinden deutlich dichter, sauberer und einfach "schöner". Aber das ist wohl Geschmacksache und hängt auch davon ab, welche Art von Mucke man macht. Aber es ist ja gerade diese Vielseitigkeit, die das Wampler so auszeichnet. Ich hätte es gerne noch ein wenig länger getestet, denn es gibt da sicherlich noch eine ganze Menge Sounds zu entdecken.
Fazit Lost Lover:
Wenn ich jetzt nur mal die Besonderheiten der Verzerrer zusammenfassen soll, also "wer kann was besonders gut", würde ich sie so gruppieren:
Low gain: Pure Boost, RAH
High gain: Cruncher, Diablo,
Vielseitigkeit: Diablo, Ecstasy
Transparenz: Ecstasy, RAH, Diablo
Fett & Sweet: Formula No5, Cruncher
"Feine"Textur: Diablo, Ecstasy

"grobe"Textur: Pure Boost, Cruncher, F5
Attack: RAH, Ecstasy in "open"-Modus, Pure Boost
Kompression: Cruncher, Ecstasy im "crunch-Modus
Peak obere Mitten: Diablo, Ecstasy
Peak untere Mitten: Cruncher, F5
Mittenneutral: RAH, Pure Boost
Wenn ich von diesen sechs zwei nur zwei behalten dürfte, wäre auf alle Fälle der Formula No 5 dabei und dann hätte ich es schwer, mich zwischen Ecstasy und Diablo zu entscheiden. 


Man darf aber bei allem eins nicht vergessen: wenn ich mir ein wenig Mühe mit dem Einstellen mache, auch ein wenig am Amp drehe und dann einfach ein paar Takte mit jedem Verzerrer soliere, werden die genannten Unterschiede für den Durchschnittshörer verschwimmen und sich bestenfalls in unterschiedlichen Mittenfärbungen bemerkbar machen. Wirklich deutlich werden die ganzen Unterscheide erst, wenn man selbst spielt und an den Knöpfen dreht und die spezifischen sweet Spots in jedem Pedal findet. Und, ganz wichtig: da sollte ein guter Röhrenamp dranhängen. Der Gegenwert dieser 6 Pedale nähert sich 1.000 Euro ( ohgott... wenn das meine Frau liest!! ) - da sollte man am Amp nicht gespart haben. .
Armin:
Um es kurz zu machen, meine beiden Favoriten aus dem Sextett sind das Wampler Ecstasy und das Catalinbread Formula No. 5, alleine deshalb weil ich mit den beiden Kandidaten bereits zwei extrem verschiedene und äußerst flexible Grundsounds am Start habe. Ich habe mir etwas schwer getan, weil Rainer schon so gut vorgelegt hatte, dass es kaum etwas hinzuzufügen, oder gar zu berichtigen war.
Sehr überrascht war ich von dem guten Abschneiden der beiden Low Budget Pedale der Firma Mooer, die z.T. gerade mal einen Bruchteil der von Catalinbread, Wampler oder Okko aufgerufenen Preise kosteten.
Ich denke beim nächsten Mal beginne ich mit dem Aufschlag und Rainer darf dem Ball nachlaufen. Aber es geht ja auch nicht darum einen Wettbewerb zu gewinnen, sondern wie bei allem was mit Musik zu tun hat, um den Spaß. In diesem Sinne, auf ein effektvolles und effektives 2014.
Auch von mir!
Bis demnächst
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