Mr.513
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Proömium
"Warum noch ein zweites Review zur PRS 513?", wird man sich sicher fragen - schließlich hat Exordium schon Papier schwarz gemacht, um dieses Modell zu beschreiben. Zudem ist das Produktionsjahr beider Gitarren 2011, und beide wurden in Louisville, CO, USA gekauft.
Mir fallen XY Gründe ein, warum ich es trotzdem mache:
Ich und PRS
Gitarre spielen fing bei mir 1992 an. Es gab noch keine Mobiltelephone, Internet war geheim, wir hatten noch schwarz-weiß Fernseher, man wusste, was man mit einem Bleistift mit Polygonstruktur und Audiokassetten tun konnte.
Meine erste Gitarre war eine Les Paul Kopie Made in Japan. Ich kaufte mir regelmäßig Gitarre & Bass und später die US-Ausgabe der Guitar in der Bahnhofsbuchhandlung der Stadt, in der ich ein Humanistisches Gymnasium besuchte (Aua, aua, sogar noch eine Privatschule). Die PRS-Werbung in den Gitarrenzeitschriften übte eine Faszination aus, besonders das Amber-farbene Modell mit Birds, welches Alex Lifeson, aber auch Dan Huff als Werbeträger umhängen hatten. Beim deutschen Vertrieb orderte ich PRS Kataloge und bekam auch mal ein PRS T-shirt. Preislich für mich unerschwinglich. Bin ja weder Anwalts-, noch Arztsohn (Jaja, diese Präjudikationen.).
Die Freundin meines älteren Bruders spielte Saxophon in einer Schul-Band - nicht auf meiner Schule. Dort regierte der Geist des ehemaligen Schülers Georg Philipp Telemann. E-Musik!!! So schlimm war es nicht, hatte doch der damalige Direktor familiäre Bindung zum Sänger der Münchner Freiheit, einer der Söhne des Direktors Gitarrenunterricht bei einem der Scorps, weil man ja in der gleichen Kleinstadt wohnte. Böse Zungen sagen, diese Kleinstadt sei die Pestbeule des Bundeslandes.
Der Bandleader hatte jedenfalls eine PRS. Mit Birds. In Amber.
Mit meinem Gitarrenlehrer fuhr ich mal in die Landeshauptstadt zu einem großen Musikgeschäft. Dort standen auch PRS. Antesten traute ich mich nicht. Auch eine weiße Parker Fly Deluxe war ausgestellt. Zarte Berührungen des Vibratos…
Was mich bei PRS irritierte, waren die unterschiedlichen Halsprofile. Die Preisbarriere bekam noch eine weitere Hürde.
1995 kaufte ich mir eine Rockinger Rudvog.
1999/2000, ich studierte Bauingenieurwesen, schenkte meine Oma allen Enkelkindern Geld. Uih. Ich kann mir eine Gitarre kaufen. Eine gebrauchte PRS wäre drin. Also die Freundin meines Bruders nach der Adresse des Bandleaders angehauen. "Ich bin der und der. Sie haben doch eine PRS, oder? Interesse am Verkauf?" "Ja, hatte ich. Habe ich schon verkauft. Was ich aber da habe, ist ein Parker Fly Deluxe in Majik Blue. Die ist mir zu leicht. Ich will sie loswerden, um mir eine Blade zu kaufen. Preis wäre DM (Deutsche Mark bedeutet diese Abkürzung für die Jüngeren.) WXYZ,-." "Ja, in Ordnung!" Treffen ausgemacht. Da hatte ich eine Parker Fly Deluxe.
2011 - ich war seit 8 Jahren verheiratet, mit akademischen Abschluss eines wirtschaft-sozialwissenschaftlichen Studienganges einer in München angesiedelten Universität versehen - sagte meine liebe Frau sinngemäß folgendes: "Maus, Du kannst Dir von meinem Konto den Betrag EUR WXYZ,- nehmen und Dir davon irgendwas kaufen." Kinnlade unten.
Im August 2008 war gerade ein hochpreisiges (> EUR 4.000,-) Mountain-Bike eingezogen. Soll ich mir noch eins kaufen?! Vielleicht dann eine Gitarre?!
Bei Youtube surfte ich nach Clips von Steve Vai. Mit diesem Suchbegriff erschienen auch Verweise zu "Riff off the week" von Dave Weiner (Gitarrist in der Steve Vai Band). Und der hielt in einem Video eine vertraute Form mit für die Marke unbekannten PUs in die Linse. "This is my new guitar, a PRS five thirteen." Und da begann mein G. A. S. oder Jagdtrieb. Ich hatte ein Ziel. Dieses Gitarrenmodell und kein anderes.
Wie eine PRS 513 zu mir kam
Dave Weiner steht auf Swamp Ash. Ich nicht. Zumindest nicht bei PRS. Meine Rudvog ist aus Sumpfesche. Eine "richtige" PRS braucht eine Ahorndecke. Gerne quilted maple. Auch 10-top.
Erstmal Recherche, welche Farben mir gefallen. Ohja, Black Gold muss es sein. Beim damaligen deutschen Vertrieb in die Preisliste geschaut. Uih. Meine Frau wird mich lynchen, zumindest die Scheidung in Aussicht stellen, aber mindestens kein Beiwohnen mehr für die nächsten Monate (Gut, dass der Nachwuchs wenigstens schon auf der Welt war. Daseinsberechtigung erfüllt.). Das Budget wollte ich auf keinen Fall sprengen. Also ebay.com. Auch nicht besser. Die US-UVP der Gitarre war bei USD 5575,-. Und dieser Preis wurde auch ausgerufen. Dann gab ich mal in die Suchmaschine "PRS 513 Black Gold quilted 10-top" ein. Und siehe da. Es gab Treffer. Ich wählte die Homepage aus, der mir am besten gefiel (Wildwood Guitars). Sie hatten zwei Gitarren, die meiner Wunschausstattung entsprachen. Die eine unter knapp unter 4 kg, die andere ein bisschen über 4 kg Gesamtgewicht. Preis auf Anfrage. Okay. E-mail nach Colorado geschickt. "The pricing is USD 3.000", wurde mir umgehend geantwortet. Zwischen Deutschland und USA kam es dann sinngemäß zu folgendem Informationsaustausch: "Warum so weit weg von der UVP?" "Sonderkonditionen beim Einkauf. Wir geben den Vorteil an unsere Kunden weiter." "Haken?" "Kein Haken. Kein Ausstellungsstück. Nur für die Bilder aus dem Koffer genommen. Vor Verkauf wird sie von uns eingestellt." "Versand nach Deutschland." "Kein Problem. Versicherung und Porto mit UPS Express kosten USD 175,- extra." "Bankwire kann ich nicht. Geht Paypal?" "Ich muss den Chef fragen. Melde mich!" Einwilligung. Ich tätigte die Anzahlung als vereinbarte Absichtserklärung und dann überwies ich den Rest.
Warum eine 513?
Mich überzeugte das PU-Konzept mit den 5 Singlecoils, die 15 unterschiedliche Sounds ermöglichen. Sowohl richtige Singlecoil-Töne (single coil heißt das im Datenblatt), P90 Klang (clear humbucking) als auch PAF (heavy humbucking). Nicht mehr und nicht weniger. Mir ist es auch egal, dass ich die PUs nicht tauschen kann. Meine Philosophie: Entweder akzeptiere ich die Gitarre, wie sie ist, oder ich lasse es bleiben. Ausnahme: Es ist was kaputt.
Gut, manche schwören darauf, dass nur unterschiedliche Gitarren auch unterschiedliche Töne liefern. Womit sie prinzipiell recht haben. Ich mag den Geist des Multitools (habe ich einige) oder wie es früher mal hieß: des schweizer Offiziertaschenmessers (und da habe auch einige). Alles drin, bis auf Bremsschirm (Er bremst ja die Fallgeschwindigkeit zur Erde nach dem Absprung. Aber selbst der Luftwaffe als Truppengattungsmutter in der Zwischenkriegszeit wollte die glorreiche Speerspitze der Infanterie nicht Bremsschirmjäger nennen. Die einzigen militärischen Springer, die historisch dem Heer erwachsen waren, sind die Luftlandepioniere. Sie wären also der Archetypus. Naja. Andere Baustelle.) und Schlauchboot.
Der Werkstoff für Korpus und Hals war mir ehrlich gesagt bumms. PRS nimmt Mahagoni. Sei´s drum. Ich brauche keinen Palisanderhals, um glücklich zu sein. Ja, die Maserung hat schon was. Aber die hat auch ein Ahornhals. Decke durfte gerne eine 10-Top sein. Und Wölkchenahorn.
Die Farbe Black Gold war für mich der Inbegriff des Zeitlosen. Wie ein altes Streichinstrument. Auf den Bildern im Wildwood-Onlinekatalog konnte man das nur erahnen. In natura widerspiegelt es feurige Flammen. Sie hat kein helles Binding. Das Mahagoni ist quasi in der gleichen Farbe gehalten wie die Decke. Mich stört es nicht, wenn solch eine sichtbare Markierung in diesem Falle fehlt, da das Binding für mich einen Bruch des Gesamteindrucks dargestellt hätte.
Es gab auch andere durchaus attraktive Lackierungen, da sah aber die Rückenfarbe aus wie curryfarbener Babyschiss oder die Losung von Freund Vierbeiner. Nein, nein, Black Gold war die richtige Wahl.
Die beschwerliche Reise - für den Empfänger
Nach der Kaufverhandlung mit beiderseitigem erfolgreichem Abschluss erfolgte die Auslieferung. Ich wurde seitens des Versenders informiert, Tracking Nummer inklusive. UPS setzte sich mit mir in Verbindung, ob sie die ganze Zollabwicklung kommissarisch erledigen dürften, ich müsse dann lediglich dem Transporteur an der Haustüre die Kohle zum Begleichen auf die Kralle legen. Kein Problem.
Tracking: Abmarsch in Colorado. Flug zur Ostküste. Von dort nach Frankfurt. Den Zoll passiert. Ab nach Iserlohn. Iserlohn?! Anruf bei UPS. "Was ist da los?!" "Oh, ja, PLZ mit Zahlendreher! Sie haben ja 85… Dann wird das leider nichts mit Auslieferung innerhalb von 24 h. Tut uns leid." Kein Gitarrenspielen am Wochenende.
Ich: "…" Am darauffolgenden Montag begann für mich ein beruflicher Ausflug in die Rhön (Wildflecken), wo ich mit Blümchenanzug bekleidet auf dem Sprengplatz Munition vernichten durfte.
Das waren Tage des Wartens. Für eine Messe musste ich Mitte der Woche wieder zurück. Mittwoch am Abend erwartete mich ein rechteckiges Paket.
Geil. Sie war da. Koffer auf. Wow.
Erstmal liegen lassen.
Am nächsten Tag stimmte ich sie, steckte den Vibratoarm in die Aufnahme und schloss die 513 am Verstärker an. Ich fühlte mich mit ihr und auf ihr sehr wohl. Und ich hatte vorher in Deutschland keine angespielt. Okay, ein Schulfreund hatte eine CU24. Deren Hals mochte ich gar nicht. Sie sorgte Anfang 2001 auch dafür, dass ich zu PRS eher eine distanzierte Position einnahm.
Bei dieser Gitarre gab es aber nur ein Halsprofil. Nimm oder stirb.
Aber trotzdem war was komisch. Konnte es sein, dass der Gitarre ein Linkshänder-Vibratoarm beigefügt wurde?!
Eine e-mail nach Colorado mit Bild. "Ist uns nicht aufgefallen. Hatten wir nicht geprüft. Bilder machen wir immer ohne Arm. Im übrigen gibt es die 513 nur als Rechtshand-Version in der Serie. Ich schicke Dir kostenlos einen korrekten Arm über den Teich." Ich: "Für die lausige Endkontrolle kann mir als Kompensation ein Herr aus Stevensville gerne mal ein Autogramm auf einen E-Fachdeckel einer 513 setzen!" Ich bin kein Kind von Traurigkeit. Die Kombination von Gebirgstiefeln, einer Treppenstufe, Körpergewicht, Schleifpapier und einer gewissen Portion Körpergefühl transformierten den vorhandenen Hebel von links auf rechts.
Aber es kam nach ein paar Wochen tatsächlich ein Päckchen aus Colorado mit einem Replacement-Arm UND einem Deckel mit Autogramm von Herrn Paul Reed Smith. Zur Konservierung habe ich einen Streifen Schutzfolie drüber geklebt, denn der Deckel sollte schließlich auf die Gitarre.
Bin ich zufrieden?
Ja. Ansich sehr. Dank gebührt meiner Frau für ihre Großzügigkeit (und Liebe). Trotz der meiner neuen (selbstbezahlten) custom made Gitarre spiele ich sehr gerne auf ihr, weil sie ein Gefühl der Vertrautheit gibt. Ich gehe soweit, dass ich sage, ich brauche keine andere PRS. Humbucker-Sound haben die anderen auch nur. Oder eben Singlecoil. Meine kann beides und noch was dazwischen.
Das Vibrato ist funktional perfekt: stimmstabil in Verbindung mit den Phase III, weich in der Bedienung.
Ich schränke es etwas ein, weil PRS das Konzept des Multitools durchaus auch noch auf die Spitze treiben könnte: Es gab einen Mod, der über Push-Pull noch vier weitere Sounds kreieren konnte. Also 519. Was PRS grundsätzlich bei allen Modellen mit dem Vintage-Vibrato machen sollte, ist das Unterfräsen wie bei der Tremonti. Ich habe mein Vibrato schwebend (4 Federn, .009-.042 Satz). Da wäre noch mehr vibratounterstütztes Bending nach oben möglich.
Auch könnte man diese Gitarre auch mit P22/P24 Vibrato anbieten, dann hat man Soundmäßig alle Spielereien intergriert für eine Bühnengitarre.
24 Bünde würden bei Beibehaltung der Mensur die 5 PUs zum Tonabnehmerhaufen verschmieren. Das wäre nicht schön anzusehen.
Aber auch ohne die Änderungsvorschläge empfehle ich die 513 jedem, der sich nicht selber festlegen möchte.
Was mir ein wenig leid tut, ist dass mir meine 513 in der Anfangsphase vom Gurt rutschte und an der Zarge der Winkelstecker einen Abdruck im widerstandsfähigem V12 Lack hinterließ. Auch der Kofferdeckel hatte scheinbar ein Hungergefühl und fiel zu, als ich Kopfplatte voran die Gitarre in den Koffer legen wollte. ZACK! biss das Kofferkrokodil der armen Holzfigur in die Rübe. Tja, das war´s wirklich vorbei mit der Unversehrtheit. Gegen die Fallsucht montierte ich Security Locks, für den Rest hilft nur Achtsamkeit. Aber es ist ja nur Holz… Und es hat keinen Einfluss auf den Klang
("Ade, Makellosigkeit!")
Technische Daten
- 5x 513 Singlecoils
- Palisander Griffbrett
- 22 Bünde
- Mahagoni-Korpus
- Carved Quilted Maple 10-Top
- Black Gold
- eingeleimter Mahagoni-Hals
- 5-Weg Schalter für die Pickup-Anwahl
- 3-Weg Schalter für Singlecoil-, leistungsreduzierter (Medium-)Humbucker-, Voll-Humbucker-Sound.
- 1x Mastervolume-Poti
- 1x Mastertone-Poti
- PRS-Vintage-Tremolo, chromfarben
- PRS Phase III Locking Mechaniken, chromfarben (Achtung! Eigentlich wurde in dem Jahr noch Phase II verbaut. Ein paar bekamen willkürlich oder zufällig die ab 2012 verbauten Phase III)
- Mensur: 25 ¼"
-Finish: V12
Auszug von der PRS-Homepage:
"- 513 Pickup System (patents applied for)
- 5 single coil pickups/13 sounds
- Volume control, tone control
- 5-way blade pickup selector
- 3-way blade tone selector - heavy humbucking, clear humbucking, single coil
3-WAY BLADE TONE SELECTOR
Down - Heavy humbucking
Middle - Clear humbucking
Up - Single Coil
5-WAY BLADE PICKUP SELECTOR
the 5-way pickup selector remains the same in all 3 modes
Position 1: Treble Pickup
Position 2: Treble and Middle
Position 3: Middle
Position 4: Middle and Bass
Position 5: Bass Pickup"
Fazit
Du brauchst keine andere PRS als die 513!
Danke für die Aufmerksamkeit!
"Warum noch ein zweites Review zur PRS 513?", wird man sich sicher fragen - schließlich hat Exordium schon Papier schwarz gemacht, um dieses Modell zu beschreiben. Zudem ist das Produktionsjahr beider Gitarren 2011, und beide wurden in Louisville, CO, USA gekauft.
Mir fallen XY Gründe ein, warum ich es trotzdem mache:
- Ich habe Zeit.
- Ich habe eh gerade ein anderes Review geschrieben, also stehe ich "im Saft".
- Mein redaktioneller Duktus in ein anderer als Exordiums.
- Meine 513 hat eine andere Geschichte.
- Meine 513 sieht anders aus.
- Ich habe Exordium seine 513 vermittelt…
Ich und PRS
Gitarre spielen fing bei mir 1992 an. Es gab noch keine Mobiltelephone, Internet war geheim, wir hatten noch schwarz-weiß Fernseher, man wusste, was man mit einem Bleistift mit Polygonstruktur und Audiokassetten tun konnte.
Meine erste Gitarre war eine Les Paul Kopie Made in Japan. Ich kaufte mir regelmäßig Gitarre & Bass und später die US-Ausgabe der Guitar in der Bahnhofsbuchhandlung der Stadt, in der ich ein Humanistisches Gymnasium besuchte (Aua, aua, sogar noch eine Privatschule). Die PRS-Werbung in den Gitarrenzeitschriften übte eine Faszination aus, besonders das Amber-farbene Modell mit Birds, welches Alex Lifeson, aber auch Dan Huff als Werbeträger umhängen hatten. Beim deutschen Vertrieb orderte ich PRS Kataloge und bekam auch mal ein PRS T-shirt. Preislich für mich unerschwinglich. Bin ja weder Anwalts-, noch Arztsohn (Jaja, diese Präjudikationen.).
Die Freundin meines älteren Bruders spielte Saxophon in einer Schul-Band - nicht auf meiner Schule. Dort regierte der Geist des ehemaligen Schülers Georg Philipp Telemann. E-Musik!!! So schlimm war es nicht, hatte doch der damalige Direktor familiäre Bindung zum Sänger der Münchner Freiheit, einer der Söhne des Direktors Gitarrenunterricht bei einem der Scorps, weil man ja in der gleichen Kleinstadt wohnte. Böse Zungen sagen, diese Kleinstadt sei die Pestbeule des Bundeslandes.
Der Bandleader hatte jedenfalls eine PRS. Mit Birds. In Amber.
Mit meinem Gitarrenlehrer fuhr ich mal in die Landeshauptstadt zu einem großen Musikgeschäft. Dort standen auch PRS. Antesten traute ich mich nicht. Auch eine weiße Parker Fly Deluxe war ausgestellt. Zarte Berührungen des Vibratos…
Was mich bei PRS irritierte, waren die unterschiedlichen Halsprofile. Die Preisbarriere bekam noch eine weitere Hürde.
1995 kaufte ich mir eine Rockinger Rudvog.
1999/2000, ich studierte Bauingenieurwesen, schenkte meine Oma allen Enkelkindern Geld. Uih. Ich kann mir eine Gitarre kaufen. Eine gebrauchte PRS wäre drin. Also die Freundin meines Bruders nach der Adresse des Bandleaders angehauen. "Ich bin der und der. Sie haben doch eine PRS, oder? Interesse am Verkauf?" "Ja, hatte ich. Habe ich schon verkauft. Was ich aber da habe, ist ein Parker Fly Deluxe in Majik Blue. Die ist mir zu leicht. Ich will sie loswerden, um mir eine Blade zu kaufen. Preis wäre DM (Deutsche Mark bedeutet diese Abkürzung für die Jüngeren.) WXYZ,-." "Ja, in Ordnung!" Treffen ausgemacht. Da hatte ich eine Parker Fly Deluxe.
2011 - ich war seit 8 Jahren verheiratet, mit akademischen Abschluss eines wirtschaft-sozialwissenschaftlichen Studienganges einer in München angesiedelten Universität versehen - sagte meine liebe Frau sinngemäß folgendes: "Maus, Du kannst Dir von meinem Konto den Betrag EUR WXYZ,- nehmen und Dir davon irgendwas kaufen." Kinnlade unten.
Im August 2008 war gerade ein hochpreisiges (> EUR 4.000,-) Mountain-Bike eingezogen. Soll ich mir noch eins kaufen?! Vielleicht dann eine Gitarre?!
Bei Youtube surfte ich nach Clips von Steve Vai. Mit diesem Suchbegriff erschienen auch Verweise zu "Riff off the week" von Dave Weiner (Gitarrist in der Steve Vai Band). Und der hielt in einem Video eine vertraute Form mit für die Marke unbekannten PUs in die Linse. "This is my new guitar, a PRS five thirteen." Und da begann mein G. A. S. oder Jagdtrieb. Ich hatte ein Ziel. Dieses Gitarrenmodell und kein anderes.
Wie eine PRS 513 zu mir kam
Dave Weiner steht auf Swamp Ash. Ich nicht. Zumindest nicht bei PRS. Meine Rudvog ist aus Sumpfesche. Eine "richtige" PRS braucht eine Ahorndecke. Gerne quilted maple. Auch 10-top.
Erstmal Recherche, welche Farben mir gefallen. Ohja, Black Gold muss es sein. Beim damaligen deutschen Vertrieb in die Preisliste geschaut. Uih. Meine Frau wird mich lynchen, zumindest die Scheidung in Aussicht stellen, aber mindestens kein Beiwohnen mehr für die nächsten Monate (Gut, dass der Nachwuchs wenigstens schon auf der Welt war. Daseinsberechtigung erfüllt.). Das Budget wollte ich auf keinen Fall sprengen. Also ebay.com. Auch nicht besser. Die US-UVP der Gitarre war bei USD 5575,-. Und dieser Preis wurde auch ausgerufen. Dann gab ich mal in die Suchmaschine "PRS 513 Black Gold quilted 10-top" ein. Und siehe da. Es gab Treffer. Ich wählte die Homepage aus, der mir am besten gefiel (Wildwood Guitars). Sie hatten zwei Gitarren, die meiner Wunschausstattung entsprachen. Die eine unter knapp unter 4 kg, die andere ein bisschen über 4 kg Gesamtgewicht. Preis auf Anfrage. Okay. E-mail nach Colorado geschickt. "The pricing is USD 3.000", wurde mir umgehend geantwortet. Zwischen Deutschland und USA kam es dann sinngemäß zu folgendem Informationsaustausch: "Warum so weit weg von der UVP?" "Sonderkonditionen beim Einkauf. Wir geben den Vorteil an unsere Kunden weiter." "Haken?" "Kein Haken. Kein Ausstellungsstück. Nur für die Bilder aus dem Koffer genommen. Vor Verkauf wird sie von uns eingestellt." "Versand nach Deutschland." "Kein Problem. Versicherung und Porto mit UPS Express kosten USD 175,- extra." "Bankwire kann ich nicht. Geht Paypal?" "Ich muss den Chef fragen. Melde mich!" Einwilligung. Ich tätigte die Anzahlung als vereinbarte Absichtserklärung und dann überwies ich den Rest.
Warum eine 513?
Mich überzeugte das PU-Konzept mit den 5 Singlecoils, die 15 unterschiedliche Sounds ermöglichen. Sowohl richtige Singlecoil-Töne (single coil heißt das im Datenblatt), P90 Klang (clear humbucking) als auch PAF (heavy humbucking). Nicht mehr und nicht weniger. Mir ist es auch egal, dass ich die PUs nicht tauschen kann. Meine Philosophie: Entweder akzeptiere ich die Gitarre, wie sie ist, oder ich lasse es bleiben. Ausnahme: Es ist was kaputt.
Gut, manche schwören darauf, dass nur unterschiedliche Gitarren auch unterschiedliche Töne liefern. Womit sie prinzipiell recht haben. Ich mag den Geist des Multitools (habe ich einige) oder wie es früher mal hieß: des schweizer Offiziertaschenmessers (und da habe auch einige). Alles drin, bis auf Bremsschirm (Er bremst ja die Fallgeschwindigkeit zur Erde nach dem Absprung. Aber selbst der Luftwaffe als Truppengattungsmutter in der Zwischenkriegszeit wollte die glorreiche Speerspitze der Infanterie nicht Bremsschirmjäger nennen. Die einzigen militärischen Springer, die historisch dem Heer erwachsen waren, sind die Luftlandepioniere. Sie wären also der Archetypus. Naja. Andere Baustelle.) und Schlauchboot.
Der Werkstoff für Korpus und Hals war mir ehrlich gesagt bumms. PRS nimmt Mahagoni. Sei´s drum. Ich brauche keinen Palisanderhals, um glücklich zu sein. Ja, die Maserung hat schon was. Aber die hat auch ein Ahornhals. Decke durfte gerne eine 10-Top sein. Und Wölkchenahorn.
Die Farbe Black Gold war für mich der Inbegriff des Zeitlosen. Wie ein altes Streichinstrument. Auf den Bildern im Wildwood-Onlinekatalog konnte man das nur erahnen. In natura widerspiegelt es feurige Flammen. Sie hat kein helles Binding. Das Mahagoni ist quasi in der gleichen Farbe gehalten wie die Decke. Mich stört es nicht, wenn solch eine sichtbare Markierung in diesem Falle fehlt, da das Binding für mich einen Bruch des Gesamteindrucks dargestellt hätte.
Es gab auch andere durchaus attraktive Lackierungen, da sah aber die Rückenfarbe aus wie curryfarbener Babyschiss oder die Losung von Freund Vierbeiner. Nein, nein, Black Gold war die richtige Wahl.
Die beschwerliche Reise - für den Empfänger
Nach der Kaufverhandlung mit beiderseitigem erfolgreichem Abschluss erfolgte die Auslieferung. Ich wurde seitens des Versenders informiert, Tracking Nummer inklusive. UPS setzte sich mit mir in Verbindung, ob sie die ganze Zollabwicklung kommissarisch erledigen dürften, ich müsse dann lediglich dem Transporteur an der Haustüre die Kohle zum Begleichen auf die Kralle legen. Kein Problem.
Tracking: Abmarsch in Colorado. Flug zur Ostküste. Von dort nach Frankfurt. Den Zoll passiert. Ab nach Iserlohn. Iserlohn?! Anruf bei UPS. "Was ist da los?!" "Oh, ja, PLZ mit Zahlendreher! Sie haben ja 85… Dann wird das leider nichts mit Auslieferung innerhalb von 24 h. Tut uns leid." Kein Gitarrenspielen am Wochenende.
Ich: "…" Am darauffolgenden Montag begann für mich ein beruflicher Ausflug in die Rhön (Wildflecken), wo ich mit Blümchenanzug bekleidet auf dem Sprengplatz Munition vernichten durfte.
Das waren Tage des Wartens. Für eine Messe musste ich Mitte der Woche wieder zurück. Mittwoch am Abend erwartete mich ein rechteckiges Paket.
Geil. Sie war da. Koffer auf. Wow.
Erstmal liegen lassen.
Am nächsten Tag stimmte ich sie, steckte den Vibratoarm in die Aufnahme und schloss die 513 am Verstärker an. Ich fühlte mich mit ihr und auf ihr sehr wohl. Und ich hatte vorher in Deutschland keine angespielt. Okay, ein Schulfreund hatte eine CU24. Deren Hals mochte ich gar nicht. Sie sorgte Anfang 2001 auch dafür, dass ich zu PRS eher eine distanzierte Position einnahm.
Bei dieser Gitarre gab es aber nur ein Halsprofil. Nimm oder stirb.
Aber trotzdem war was komisch. Konnte es sein, dass der Gitarre ein Linkshänder-Vibratoarm beigefügt wurde?!
Eine e-mail nach Colorado mit Bild. "Ist uns nicht aufgefallen. Hatten wir nicht geprüft. Bilder machen wir immer ohne Arm. Im übrigen gibt es die 513 nur als Rechtshand-Version in der Serie. Ich schicke Dir kostenlos einen korrekten Arm über den Teich." Ich: "Für die lausige Endkontrolle kann mir als Kompensation ein Herr aus Stevensville gerne mal ein Autogramm auf einen E-Fachdeckel einer 513 setzen!" Ich bin kein Kind von Traurigkeit. Die Kombination von Gebirgstiefeln, einer Treppenstufe, Körpergewicht, Schleifpapier und einer gewissen Portion Körpergefühl transformierten den vorhandenen Hebel von links auf rechts.
Aber es kam nach ein paar Wochen tatsächlich ein Päckchen aus Colorado mit einem Replacement-Arm UND einem Deckel mit Autogramm von Herrn Paul Reed Smith. Zur Konservierung habe ich einen Streifen Schutzfolie drüber geklebt, denn der Deckel sollte schließlich auf die Gitarre.
Bin ich zufrieden?
Ja. Ansich sehr. Dank gebührt meiner Frau für ihre Großzügigkeit (und Liebe). Trotz der meiner neuen (selbstbezahlten) custom made Gitarre spiele ich sehr gerne auf ihr, weil sie ein Gefühl der Vertrautheit gibt. Ich gehe soweit, dass ich sage, ich brauche keine andere PRS. Humbucker-Sound haben die anderen auch nur. Oder eben Singlecoil. Meine kann beides und noch was dazwischen.
Das Vibrato ist funktional perfekt: stimmstabil in Verbindung mit den Phase III, weich in der Bedienung.
Ich schränke es etwas ein, weil PRS das Konzept des Multitools durchaus auch noch auf die Spitze treiben könnte: Es gab einen Mod, der über Push-Pull noch vier weitere Sounds kreieren konnte. Also 519. Was PRS grundsätzlich bei allen Modellen mit dem Vintage-Vibrato machen sollte, ist das Unterfräsen wie bei der Tremonti. Ich habe mein Vibrato schwebend (4 Federn, .009-.042 Satz). Da wäre noch mehr vibratounterstütztes Bending nach oben möglich.
Auch könnte man diese Gitarre auch mit P22/P24 Vibrato anbieten, dann hat man Soundmäßig alle Spielereien intergriert für eine Bühnengitarre.
24 Bünde würden bei Beibehaltung der Mensur die 5 PUs zum Tonabnehmerhaufen verschmieren. Das wäre nicht schön anzusehen.
Aber auch ohne die Änderungsvorschläge empfehle ich die 513 jedem, der sich nicht selber festlegen möchte.
Was mir ein wenig leid tut, ist dass mir meine 513 in der Anfangsphase vom Gurt rutschte und an der Zarge der Winkelstecker einen Abdruck im widerstandsfähigem V12 Lack hinterließ. Auch der Kofferdeckel hatte scheinbar ein Hungergefühl und fiel zu, als ich Kopfplatte voran die Gitarre in den Koffer legen wollte. ZACK! biss das Kofferkrokodil der armen Holzfigur in die Rübe. Tja, das war´s wirklich vorbei mit der Unversehrtheit. Gegen die Fallsucht montierte ich Security Locks, für den Rest hilft nur Achtsamkeit. Aber es ist ja nur Holz… Und es hat keinen Einfluss auf den Klang
("Ade, Makellosigkeit!")
Technische Daten
- 5x 513 Singlecoils
- Palisander Griffbrett
- 22 Bünde
- Mahagoni-Korpus
- Carved Quilted Maple 10-Top
- Black Gold
- eingeleimter Mahagoni-Hals
- 5-Weg Schalter für die Pickup-Anwahl
- 3-Weg Schalter für Singlecoil-, leistungsreduzierter (Medium-)Humbucker-, Voll-Humbucker-Sound.
- 1x Mastervolume-Poti
- 1x Mastertone-Poti
- PRS-Vintage-Tremolo, chromfarben
- PRS Phase III Locking Mechaniken, chromfarben (Achtung! Eigentlich wurde in dem Jahr noch Phase II verbaut. Ein paar bekamen willkürlich oder zufällig die ab 2012 verbauten Phase III)
- Mensur: 25 ¼"
-Finish: V12
Auszug von der PRS-Homepage:
"- 513 Pickup System (patents applied for)
- 5 single coil pickups/13 sounds
- Volume control, tone control
- 5-way blade pickup selector
- 3-way blade tone selector - heavy humbucking, clear humbucking, single coil
3-WAY BLADE TONE SELECTOR
Down - Heavy humbucking
Middle - Clear humbucking
Up - Single Coil
5-WAY BLADE PICKUP SELECTOR
the 5-way pickup selector remains the same in all 3 modes
Position 1: Treble Pickup
Position 2: Treble and Middle
Position 3: Middle
Position 4: Middle and Bass
Position 5: Bass Pickup"
Fazit
Du brauchst keine andere PRS als die 513!
Danke für die Aufmerksamkeit!
- Eigenschaft
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