Balladenrocker
Registrierter Benutzer
Vorgeschichte:
Da ich mir bei manchen Stücken eine 12saitige E-Gitarre herbeisehnte und ich mir nicht immer die schwere 2-Hals-Gitarre umhängen wollte, hab ich begonnen mich mal umzusehen. Das Budget, das anfangs bei ca. 1000.- liegen sollte, hat mir schon den Griff zur Rickenbacker und Ähnlichem verwehrt... und wie das so ist, je länger ich mich umschaute, desto mehr schrumpfte mein Budget und die 12saiter schien erstmal kein Thema mehr zu sein. Dann bin ich hier in diesem Forum gelandet und hab einfach mal ein Thema erstellt "12saitige E-Gitarre unter 1000.-" ... Es kamen einige Tipps und gute Hinweise, worauf zu achten ist. Und ein Link nach Ebay, der mich dann interessierte: http://www.ebay.de/itm/EDLE-12-SAIT...N-GROVER-/231111758520?_trksid=p2054897.l4275
Ich hatte das in dem Thread thematisiert und festgestellt, dass dieser Gitarrenladen wohl extrem umstritten ist. Deshalb hier mal mein Erlebnisbericht -ich hab mir die Gitarre nämlich gekauft, mit dem Gedanken -was solls, wenn es Schrott ist, schick ich ihn zurück. Es ist mir bewusst, dass es sich hier um ein Ausnahmeinstrument handelt, das so einfach evtl. nicht zu beschaffen ist - aber weil der Laden wie gesagt so umstritten ist, interessiert das vielleicht hier doch den Einen oder Anderen. Zumal der Markt für 12saitige E-Gitarren in der Preisklasse wenig bietet.
Der Kauf:
Das ursprüngliche Angebot lautete 369.- Ich hab bei dem Anbieter ein deutlich niedrigeres Angebot gemacht, auf das er eingegangen ist. Dann kam da noch mal die Einrichtung und der Versand dazu, und später ist er auf einen Mängelhinweis von mir (da komm ich gleich noch drauf) noch mal etwas runtergegangen. Unter dem Strich habe ich 310.- für die Gitarre gezahlt.
Bei der Lieferung (DHL) war ich erst erschrocken, sie kam nämlich im doppelten Pappkarton ohne Luftpolsterfolie oder so - aber alles gut, sie war unbeschädigt.
Daten der Gitarre:
Erle-Korpus mit spalted-Maple-Top
eingeleimter Hals aus Ahorn mit Palisander-Griffbrett
24 Bünde
Mensur: 648 mmB
Breite am Sattel: 48 mm
Breite am 12. Bund: 57 mm
2 x Klingen-Humbucker NoName
3-Weg-Schalter: 2 x Volume, 1 x Ton
GROVER-Mechaniken
Brücke mit 6 Reitern, es können also immer nur 2 Saiten gleichzeitig justiert werden.
Der erste Eindruck
Die Optik ist natürlich Geschmackssache. Mein Geschmack ist es jedenfalls - ich war begeistert.
Dann in die Hand nehmen - angenehm leicht, ca. 3,8 Kg. Gurt dran umhängen: Sie hängt phantastisch ausgewogen, kein bisschen kopflastig. Sehr angenehm geschnitten liegt sie vorm Bauch wie maßgeschneidert.
Beim ersten Anschlagen ohne Verstärkung sofort spürbar: ein sehr voller Klang mit erstaunlichem Sustain! OK, der Hals ist dick wie bei meiner 12saitigen Aria Konztertgitarre, ein ordentlicher Prügel. Und verleimt! Das wirkt sich wohl positiv auf Sustain und Klangfülle aus.
Nach dem Stimmen die ersten Akkorde: Wunderbarer Klang, wie man ihn von einer 12saiter erträumt... Dann mal hoch mit Barrée - saubere Akkorde, mit meinen Wurstfingern kriege ich den oktavierten Fdur grad noch hin. Sehr gute Saitenlage, mühelos Barrée greifen über das ganze Griffbrett ist möglich.
So, hier kam dann schon mal die Gewissheit: die geb ich nicht wieder her!
Mit PA (ich spiele über ein Zoom G5 direkt ins Pult): Hätte ich nicht gedacht, was die Billig-PU´s bringen, klarer 12saiter-Sound.
3-fach Schalter und 2xVolume + 1x Ton gibt die sehr schöne Möglichkeit, beide PU´s einzuschalten und dann die Anteile zu mischen.
Da kommt sie dann aber auch an Grenzen: nach 3 bis 4 Songs wird man kritischer
Also hier die Kritik:
- Der Hals ist wirklich ein Prügel. Langes Spielen von mehr als 5 Stücken hintereinander merke ich deutlich im Handgelenk. -nun wie gesagt, wie ich das von der Konzertgitarre gewöhnt bin. (Stücke wie "on the border" mit langen Barrée-Passagen z.B.)
- Die PU´s matschen ordentlich wenn voll aufgedreht. Aber auch mit zurückgenommenem Lautstärkeregler merkt man eben deutlich, dass das keine Duncans sind oder so. Ich sag mal klanglich ungefähr wie meine Gibson Les Paul Studio.
- Der Klangregler macht nur voll aufgedreht Sinn, alles Andere ist nur ein Kappen der Höhen.
- Beim genauen Stimmen und Prüfen der Bundreiheit zeigt sich, dass sie zwar sehr gut eingestellt ist, aber bei 3 Tönen wird es ungenau -da fehlt der 2te Reiter für die Oktavseite. Allerdings tatsächlich minimal, nur der Perfektionist wird das beim Spielen bemerken.
Also erstes Fazit:
Für grade mal 300.- ist das eine Sahneschnitte. Sie steht übrigens felsenfest in einem normalen Akustikgitarren-Ständer trotz der eigenen Form. Der Klang ist wirklich gut. Die Verarbeitung ist soweit ich das einschätzen kann 100%ig (bis auf den Mangel, siehe unten), habe keine Macken, Lackfehler etc. entdeckt. Grover-Mechaniken laufen wie Butter, Saitenlage sehr gut.
Billig sind die PU´s und die Klinkenkupplung. Die 6Reiter-Brücke schränkt die Bundreinheit etwas ein.
Mangel entdeckt:
Beim genaueren Inspizieren habe ich dann etwas entdeckt:
Die Hülse vom Stop-Tailpiece guckt ca. 1.5 mm raus und ist etwas schräg.
Habe das fotografiert und eine Mail an den Verkäufer geschickt - man hat sich sofort entschuldigt, dass das nicht bemerkt wurde und mir angeboten: Entweder Geld und Gitarre zurück, oder Gitarre zurückschicken (Ohne Kosten) und reparieren lassen, oder Preisnachlass. Ich finde das erstmal korrekt.
Ich werde sie langfristig sicherlich nicht so lassen. Ich plane eine Brücke mit Einstellern für jede Saite und bessere Tonabnehmer.
Aber auch so bin ich sehr zufrieden und die Band freut sich auch über den Sound.
Zum Verkäufer:
Ich kann nur sagen, die Gitarre kam sauber eingestellt bei mir an.
Wie gesagt, der Laden ist wohl sehr umstritten. Auf dieser Gitarre war ein Aufkleber mit dem "Markennamen" Weller... die Schrift ließ sich abrubbeln und ich habe den womöglich selbstgedruckten Aufkleber einfach abgezogen. Es ist also keine Nummer, Bezeichnung oder Anderes auf der Gitarre.
Mein Statemant zu dem Anbieter: ich denke, was er da andeutet in seinen (sehr reißerischen und übertriebenen) Texten, lässt ahnen: er kauft irgendwo sehr günstig Ausstellungsstücke ein (auf Messen oder sonstwo) und überarbeitet sie dann in seiner Werkstatt.
Nun ist das auch schon das zweite Instrument von dem Anbieter in unserem Haus: Meine Frau hat da eine Westerngitarre gekauft, ebenfalls sehr preisgünstig und sie ist auch sehr zufrieden.
Ob wir nun Glück hatten mit unseren zwei Gitarren oder ob er immer zu empfehlen ist kann ich nicht sagen. Ich würde jedenfalls wieder da bestellen, was soll schon passieren - notfalls schickt man eben zurück. Zumal doch einige schöne Stücke dabei sind.
Ich hoffe, diese kleine Rezension ist nicht zu dilettantisch und bringt etwas Info rüber - ich beantworte gerne weiterführende Fragen.
Auch wenn ich die geplanten Verbesserungen durchgeführt habe, werde ich berichten.
Da ich mir bei manchen Stücken eine 12saitige E-Gitarre herbeisehnte und ich mir nicht immer die schwere 2-Hals-Gitarre umhängen wollte, hab ich begonnen mich mal umzusehen. Das Budget, das anfangs bei ca. 1000.- liegen sollte, hat mir schon den Griff zur Rickenbacker und Ähnlichem verwehrt... und wie das so ist, je länger ich mich umschaute, desto mehr schrumpfte mein Budget und die 12saiter schien erstmal kein Thema mehr zu sein. Dann bin ich hier in diesem Forum gelandet und hab einfach mal ein Thema erstellt "12saitige E-Gitarre unter 1000.-" ... Es kamen einige Tipps und gute Hinweise, worauf zu achten ist. Und ein Link nach Ebay, der mich dann interessierte: http://www.ebay.de/itm/EDLE-12-SAIT...N-GROVER-/231111758520?_trksid=p2054897.l4275
Ich hatte das in dem Thread thematisiert und festgestellt, dass dieser Gitarrenladen wohl extrem umstritten ist. Deshalb hier mal mein Erlebnisbericht -ich hab mir die Gitarre nämlich gekauft, mit dem Gedanken -was solls, wenn es Schrott ist, schick ich ihn zurück. Es ist mir bewusst, dass es sich hier um ein Ausnahmeinstrument handelt, das so einfach evtl. nicht zu beschaffen ist - aber weil der Laden wie gesagt so umstritten ist, interessiert das vielleicht hier doch den Einen oder Anderen. Zumal der Markt für 12saitige E-Gitarren in der Preisklasse wenig bietet.
Der Kauf:
Das ursprüngliche Angebot lautete 369.- Ich hab bei dem Anbieter ein deutlich niedrigeres Angebot gemacht, auf das er eingegangen ist. Dann kam da noch mal die Einrichtung und der Versand dazu, und später ist er auf einen Mängelhinweis von mir (da komm ich gleich noch drauf) noch mal etwas runtergegangen. Unter dem Strich habe ich 310.- für die Gitarre gezahlt.
Bei der Lieferung (DHL) war ich erst erschrocken, sie kam nämlich im doppelten Pappkarton ohne Luftpolsterfolie oder so - aber alles gut, sie war unbeschädigt.
Daten der Gitarre:
Erle-Korpus mit spalted-Maple-Top
eingeleimter Hals aus Ahorn mit Palisander-Griffbrett
24 Bünde
Mensur: 648 mmB
Breite am Sattel: 48 mm
Breite am 12. Bund: 57 mm
2 x Klingen-Humbucker NoName
3-Weg-Schalter: 2 x Volume, 1 x Ton
GROVER-Mechaniken
Brücke mit 6 Reitern, es können also immer nur 2 Saiten gleichzeitig justiert werden.
Der erste Eindruck
Die Optik ist natürlich Geschmackssache. Mein Geschmack ist es jedenfalls - ich war begeistert.
Dann in die Hand nehmen - angenehm leicht, ca. 3,8 Kg. Gurt dran umhängen: Sie hängt phantastisch ausgewogen, kein bisschen kopflastig. Sehr angenehm geschnitten liegt sie vorm Bauch wie maßgeschneidert.
Beim ersten Anschlagen ohne Verstärkung sofort spürbar: ein sehr voller Klang mit erstaunlichem Sustain! OK, der Hals ist dick wie bei meiner 12saitigen Aria Konztertgitarre, ein ordentlicher Prügel. Und verleimt! Das wirkt sich wohl positiv auf Sustain und Klangfülle aus.
Nach dem Stimmen die ersten Akkorde: Wunderbarer Klang, wie man ihn von einer 12saiter erträumt... Dann mal hoch mit Barrée - saubere Akkorde, mit meinen Wurstfingern kriege ich den oktavierten Fdur grad noch hin. Sehr gute Saitenlage, mühelos Barrée greifen über das ganze Griffbrett ist möglich.
So, hier kam dann schon mal die Gewissheit: die geb ich nicht wieder her!
Mit PA (ich spiele über ein Zoom G5 direkt ins Pult): Hätte ich nicht gedacht, was die Billig-PU´s bringen, klarer 12saiter-Sound.
3-fach Schalter und 2xVolume + 1x Ton gibt die sehr schöne Möglichkeit, beide PU´s einzuschalten und dann die Anteile zu mischen.
Da kommt sie dann aber auch an Grenzen: nach 3 bis 4 Songs wird man kritischer
Also hier die Kritik:
- Der Hals ist wirklich ein Prügel. Langes Spielen von mehr als 5 Stücken hintereinander merke ich deutlich im Handgelenk. -nun wie gesagt, wie ich das von der Konzertgitarre gewöhnt bin. (Stücke wie "on the border" mit langen Barrée-Passagen z.B.)
- Die PU´s matschen ordentlich wenn voll aufgedreht. Aber auch mit zurückgenommenem Lautstärkeregler merkt man eben deutlich, dass das keine Duncans sind oder so. Ich sag mal klanglich ungefähr wie meine Gibson Les Paul Studio.
- Der Klangregler macht nur voll aufgedreht Sinn, alles Andere ist nur ein Kappen der Höhen.
- Beim genauen Stimmen und Prüfen der Bundreiheit zeigt sich, dass sie zwar sehr gut eingestellt ist, aber bei 3 Tönen wird es ungenau -da fehlt der 2te Reiter für die Oktavseite. Allerdings tatsächlich minimal, nur der Perfektionist wird das beim Spielen bemerken.
Also erstes Fazit:
Für grade mal 300.- ist das eine Sahneschnitte. Sie steht übrigens felsenfest in einem normalen Akustikgitarren-Ständer trotz der eigenen Form. Der Klang ist wirklich gut. Die Verarbeitung ist soweit ich das einschätzen kann 100%ig (bis auf den Mangel, siehe unten), habe keine Macken, Lackfehler etc. entdeckt. Grover-Mechaniken laufen wie Butter, Saitenlage sehr gut.
Billig sind die PU´s und die Klinkenkupplung. Die 6Reiter-Brücke schränkt die Bundreinheit etwas ein.
Mangel entdeckt:
Beim genaueren Inspizieren habe ich dann etwas entdeckt:
Die Hülse vom Stop-Tailpiece guckt ca. 1.5 mm raus und ist etwas schräg.
Habe das fotografiert und eine Mail an den Verkäufer geschickt - man hat sich sofort entschuldigt, dass das nicht bemerkt wurde und mir angeboten: Entweder Geld und Gitarre zurück, oder Gitarre zurückschicken (Ohne Kosten) und reparieren lassen, oder Preisnachlass. Ich finde das erstmal korrekt.
Ich werde sie langfristig sicherlich nicht so lassen. Ich plane eine Brücke mit Einstellern für jede Saite und bessere Tonabnehmer.
Aber auch so bin ich sehr zufrieden und die Band freut sich auch über den Sound.
Zum Verkäufer:
Ich kann nur sagen, die Gitarre kam sauber eingestellt bei mir an.
Wie gesagt, der Laden ist wohl sehr umstritten. Auf dieser Gitarre war ein Aufkleber mit dem "Markennamen" Weller... die Schrift ließ sich abrubbeln und ich habe den womöglich selbstgedruckten Aufkleber einfach abgezogen. Es ist also keine Nummer, Bezeichnung oder Anderes auf der Gitarre.
Mein Statemant zu dem Anbieter: ich denke, was er da andeutet in seinen (sehr reißerischen und übertriebenen) Texten, lässt ahnen: er kauft irgendwo sehr günstig Ausstellungsstücke ein (auf Messen oder sonstwo) und überarbeitet sie dann in seiner Werkstatt.
Nun ist das auch schon das zweite Instrument von dem Anbieter in unserem Haus: Meine Frau hat da eine Westerngitarre gekauft, ebenfalls sehr preisgünstig und sie ist auch sehr zufrieden.
Ob wir nun Glück hatten mit unseren zwei Gitarren oder ob er immer zu empfehlen ist kann ich nicht sagen. Ich würde jedenfalls wieder da bestellen, was soll schon passieren - notfalls schickt man eben zurück. Zumal doch einige schöne Stücke dabei sind.
Ich hoffe, diese kleine Rezension ist nicht zu dilettantisch und bringt etwas Info rüber - ich beantworte gerne weiterführende Fragen.
Auch wenn ich die geplanten Verbesserungen durchgeführt habe, werde ich berichten.
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