Kawai CX-4S für 2800€ kaufen?

  • Ersteller gregor1
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Berichte mal, wenn der Stimmer da war. Bei mir ist er auch gerade wieder dringend nötig.

Viele Grüße,
McCoy
 
Mach ich!
 
Also der Stimmer war nun da (hatte keine Geduld mehr noch länger zu warten). Er schaute sich das Klavier ein paar Minuten an und ich fragte ihn nach dem Zustand und den ungefähren Wert. Er meinte die Mechanik wäre makellos und neuwertig, es gäbe nichts zu beanstanden. Als Wert hat er 6000-7000€ veranschlagt. Das wunderte mich natürlich und ich teilte ihm mit, dass es sogar neu "nur" ca. 4000€ kostet. Er konnte es kaum glauben, dass es so billig sei und als ich ihm sagte, dass ich es für 1100€ bekommen habe staunte er noch mehr. Er konnte es bis zum Schluss kaum glauben, dass ich es für 1100€ erstand.
Jedenfalls habe ich versucht ihn so ein bisschen nach seiner Ausbildung zu befragen (weil mich auch die etwas "seltsame" Einschätzung des Wertes stutzig gemacht hat). Er meinte er wäre Pianist, hätte also Klavier studiert. Nach dem was ich so aus seinen Aussagen schließen konnte, hat er keine Ausbildung zum Stimmer (o.ä.), sondern hat sich das Stimmen selbst beigebracht.
Er meinte das Klavier wäre seit Neukauf nicht mehr auf 440Hz gestimmt worden, weshalb es schon extrem verstimmt war.

Na jedenfalls, glaube ich schon, dass er Ahnung vom Stimmen hatte und auch vom Klavierspiel (habe ihn über ein großes Klaviergeschäft engagiert) und auch vom Klavier an sich. Über den Instrumentenmarkt hat er wahrscheinlich nicht so den Einblick.

Habe jetzt mal 20min gespielt und glaube aber dass es evtl. noch nicht ganz perfekt gestimmt ist (kann aber auch Einbildung sein), aber zum Üben reicht es erstmal allemal. Er brauchte ca. 2std. für das Stimmen und meinte es müsste in ca. 3 Monaten nochmal nachgestimmt werden.
Zum Instrument will ich noch garnichts sagen, da ich zu wenig Vergleichsmöglichkeiten zu akustischen Klavieren habe und weil ich mich erst ein paar Tage einspielen muss auf dem Klavier.

P.S.: Das Klavier stammt übrigens aus Japan. Was ich erst gestern erfuhr (durch die Seriennummer). Auch dass es vom CX-5H auch Modelle gibt die in den USA und China gefertigt wurden. Habe ich Glück gehabt. Hätte ich mal vor dem Kauf drauf achten müssen.
 
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Erst einmal Glückwunsch zu diesem Klavier und das alles so gut geklappt hat :) 1100,- ist ein fairer und guter Kurs für solch ein Klavier.

Aber:
Also der Stimmer war nun da (hatte keine Geduld mehr noch länger zu warten)...
Sorry, dass ich das jetzt so klar und deutlich sagen muss. Alle Aussagen dieses Herren, der sich selbst Klavierstimmer nennt, sind mit größter Vorsicht zu genießen! Davon ab, dass ich keinen seriösen Klavierstimmer kenne, der 2 Stunden für eine Stimmung braucht. Mein Rat: Suche Dir bitte jemanden, der wirklich Klavierbauer ist und der Dir das Klavier vernünftig stimmt. Nicht jeder der Pianist ist, oder Klavier studiert hat, oder meint sich mit Klavieren auszukennen, versteht auch was von Pianos. Geschweige dennn, dass er sie stimmen kann. Dafür braucht man eine lange - und im Idealfall - sehr gute Ausbildung. Nun gibt es aber Leute, die aus Selbstüberschätzung meinen Klaviere stimmen zu können. Das dürfen die auch tun, solange es ihre eigenen Instrumente sind. Aber sobald sie sich an fremden Eigentum vergreifen und dafür auch noch Geld nehmen, hört der Spaß auf! In einem anderen Thread habe ich mal ein Foto gepostet, wo mit falschem Werkzeug gearbeitet wurde. Das sind offensichtlioch sichtbare Folgen von unsachgemäßer Behandlung der Stimmwirbel. Es gibt aber auch Folgen, die sich erst in ein paar Jahren bemerkbar machen. Die jetzt aufzuzählen würde hier zu weit führen. Noch ist es bei Dir ja nicht zu spät ;)
 
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Ja, danke für den Tipp. Ich bin sowieso schon sicher, dass ich für das nächste Mal einen Vollprofi nehme. Nochmal passiert mir sowas nicht. Ich bin auch sehr sicher (auch wenn ich kein Pianist bin), dass es nicht sonderlich gut gestimmt ist (nachdem ich jetzt nochmal ca. 1 Std. gepielt habe). Vielleicht kann mir ja jemand einen sehr guten (den besten am Besten) Stimmer in Berlin nennen? Ich habe das Pianohaus A. Kerem im Kopf. Die gibt es schon 30 Jahre und sind, glaube ich, sehr beliebt und bekannt in Berlin.
Ich hoffe der Mann hat mir nicht das Klavier verhunzt wie du schreibst.

EDIT: Sollte ein Stimmer auch gleichzeitig ein Klavierbauer sein? Wäre das zumindest eine Grundsicherheit, dass er anständig stimmt? Dann würde ich beim nächsten Mal darauf achten, dass er auch Klavierbauer ist, wie du schreibst.

Die hier scheinen mir auch noch seriös zu sein?!
http://www.pianohaus-wuestenberg.de/de/klavierstimmen-berlin.php
 
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Ja, ein Klavierstimmer sollte auch gleichzeitig Klavierbauer sein. Ich habe mal gehört (man möge mich korrigieren, wenn's nicht stimmt), daß ein Klavierbaulehrling im ersten Lehrjahr jeden Tag ein Klavier stimmen muß. Das bringt natürlich Erfahrung. Außerdem hat ein gelernter Klavierbauer viel mehr Ahnung davon, was man beim Stimmen alles kaputt machen kann ... :rolleyes: Er kann auch die eine oder andere Sache an der Mechanik vor Ort nachregulieren.

Ich habe mein Klavier 2x selber gestimmt. Ich habe jedesmal 3 Tage gebraucht und die Stimmung hielt nicht lange. :ugly: Dann hatte ich mal einen aus den Kleinanzeigen, der war auch nicht gut, die Stimmung hielt auch nicht lange.

Ein guter Stimmer spricht sich rum! Frag in der Szene herum, wer einen guten Stimmer kennt. Z.B. auf der Jazz-Session im b-flat. (Mittwochs unter dem Namen Robins Nest). Da sind bestimmt ein paar Pianisten, die Dir einen Tipp geben können. Vielleicht weiss Robin Draganic (der Bassist) selber auch jemanden. Man könnte z.B. einfach fragen, wer denn den Flügel im b-flat wartet.

Meinen jetztigen Stimmer habe ich auf dies Weise kennengelernt. Der stimmt bei fast allen Jazzern hier vor Ort, und bei ihm weiss ich einfach, daß er einen guten Job macht.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Vielen Dank!
 
EDIT: Sollte ein Stimmer auch gleichzeitig ein Klavierbauer sein? Wäre das zumindest eine Grundsicherheit, dass er anständig stimmt? Dann würde ich beim nächsten Mal darauf achten, dass er auch Klavierbauer ist, wie du schreibst.
Das Stimmen ist eine von vielen Tätigkeiten, die man lernt, wenn man zum Klavierbauer ausgebildet wird und braucht viel Gelduld (bei allen Beteiligten ;)) und sehr viel Erfahrung. Es geht nicht nur darum die Töne gut hören zu können, sondern auch darum die Stimmwirbel so zu "behandeln", dass die Stimmung hält und nicht Stimmstock, Wirbel, etc beschädigt werden.

Ich habe mal gehört (man möge mich korrigieren, wenn's nicht stimmt), daß ein Klavierbaulehrling im ersten Lehrjahr jeden Tag ein Klavier stimmen muß.
Vielleicht mag es tatsächlich irgendwo einen Ausbildungsbetrieb geben, wo diese Vorgehensweise angewandt wird ;) Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Meist wird dem Lehrbub/mädel ein paar auf das Stimmmen vorbereitende Arbeiten nähergebracht um erst einmal ein Gefühl für den Stimmhammer und die Wirbel zu bekommen. Dann gibt es eine Menge kleiner Schritte. Z.B. Chöre reinziehen, Temparaturen legen usw. Normalerweise verfährt man hier mit der Politik der kleinen Schritte, welche sich auch ganz gut bewährt hat. Nichtsdestotrotz versucht fast jeder Lehrling ziemlich schnell ein ganzes Klavier zu stimmen. Und alle machen dieselbe Erfahrung wie Du auch ;) Es dauert tierisch lange und das Ergebnis ist nicht gut, obwohl man meint aller richtig gemacht zu haben.

Außerdem hat ein gelernter Klavierbauer viel mehr Ahnung davon, was man beim Stimmen alles kaputt machen kann ... :rolleyes:
Ja, so ist es. Ein guter Klavierbauer "liest" vorher die aktuelle Stimmung und kann dann entscheiden, was für das jeweilige Instrument die beste Vorgehensweise ist. D.h. er hört auf welcher Tonhöhe sich die einzelnen Lagen befinden und kann dann aufgrund seiner Erfahrung das Stimmsystem auswählen, welches am besten passt um maximale Stimmstabilität zu garantieren.

Ein guter Stimmer spricht sich rum!
So ist es. Die schlechten sprechen sich aber auch rum. Leider gibt es trotzdem immer wieder Leute, die auf die schwarzen Schafe reinfallen.
Aber in Berlin sollte es nicht schwer fallen einen guten Stimmer zu finden :)
 
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Ok, vielen Dank.
 
In manchen Ausbildungsbetrieben ist es sogar üblich, dass die Lehrlinge nach Feierabend (also in ihrer Freizeit) das Stimmen üben. Denn das wollen alle zuerst lernen. Meine erste komplette Stimmung im ersten Lehrjahr hat ca. 8 Stunden gedauert, verteilt auf 2 Tage. Im letzten Lehrjahr durfte ich vereinzelt in den Außendienst zum Stimmen. Und als frisch gebackener Geselle im ersten Job im neuen Betrieb brauchte ich am Anfang 2 bis 2,5 Stunden pro Stimmung.

Dass besagter Stimmer so einen Unsinn über den Wert des Klavieres erzählt, spricht nicht gerade für ihn. Aber es gibt durchaus fähige Stimmer ohne Ausbildung. Und wenn die genug Interesse zeigen und sich weiterbilden, können die dann auch kleine Reparaturen durchführen. Allerdings ist man mit einem gelernten Klavierbauer besser bedient. Dass dein Klavier sich jetzt nicht gut gestimmt anhört, muss nicht Schuld des Stimmers sein. Wenn er es um einen halben Ton auf 440 Hz hochgestimmt hat, dann kann das gar nicht halten.
 
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Dass dein Klavier sich jetzt nicht gut gestimmt anhört, muss nicht Schuld des Stimmers sein. Wenn er es um einen halben Ton auf 440 Hz hochgestimmt hat, dann kann das gar nicht halten.

Ok, das verstehe ich. Aber es hat sich ja schon direkt nach dem Stimmen (also nicht erst Tage oder Stunden danach) schon nicht mehr richtig gut/perfekt angehört (wenn ich meinem Gehör trauen kann).
Ja, er redete etwas von einem halben Ton hochstimmen. Woher wusstest du das jetzt? Geschätzt?
Ich hatte auch das Gefühl, dass er irgendwann einfach abgebrochen hat, weil er zum nächsten Kunden musste.
 
Ja, er redete etwas von einem halben Ton hochstimmen. Woher wusstest du das jetzt? Geschätzt?

Erfahrung. ;) Wenn ein Klavier so lange nicht auf 440 Hz gestimmt wurde, dann ist das die übliche Konsequenz. Das einzige, was hilft, ist, es in 2 Durchgängen direkt hintereinander hochzustimmen. Und dann nach einigen Wochen noch einmal stimmen.
 
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Das Stimmen ist eine von vielen Tätigkeiten, die man lernt, wenn man zum Klavierbauer ausgebildet wird und braucht viel Gelduld (bei allen Beteiligten ;)) und sehr viel Erfahrung. Es geht nicht nur darum die Töne gut hören zu können, sondern auch darum die Stimmwirbel so zu "behandeln", dass die Stimmung hält und nicht Stimmstock, Wirbel, etc beschädigt werden.

Stimmt genau, und Piano-Gregor und McCoy weiter oben haben auch völlig Recht.

So weit es das "Nur"-Klavierstimmen als Lehr-Beruf betrifft, und was viele nicht wissen:
das gibt es meines Wissens in Deutschland als reguläre, mehrjährige Ausbildung immer noch nur für Sehbehinderte und Blinde. Ein sehr guter Freund von mir hier in Berlin, von klein auf fast blind, hatte damals mit 17 die Lehre bei einer entsprechenden Fachschule angefangen, und, wie er sagte, in der Zeit auch einen sehr soliden Grundstock an Klavier-Wartungstechnik sowie Grundzüge des Klavierbaus erlernt. Er hatte natürlich vor allem sehr viel an Theorie für die Klavierstimmerei zu lernen, und mehrere Jahre Zeit unter fachlicher Anleitung. Klaviertechnik: er kann ansonsten guten Gewissens jederzeit einzelne Stimmnägel und Saiten tauschen, Filzgarnierungen aufbringen, mal ein Bändchen ausbessern, mal ein paar Dämpferpüschel ausrichten, kleinere Schäden am Pedal- und Spielwerk beheben, einzelne Töne oder kleinere Tongruppen vorsichtig nachregulieren und ggf. urteilssicher den Bedarf einer ggf. notwendig werdenden Restauration feststellen, sozusagen als "Ersthelfer" - aber er würde sich nie anmaßen wollen (sagte mir dieser befreundete Konzertstimmer mal selbst), gleich die *ganze* Arbeit eines Klavierbauers zu machen.

Das wären zum Beispiel: ein ganzes Klavier oder gar einen Flügel zu bauen, Komplettrestaurationen auszuführen, eine ganze Dämpfung zu setzen, eine Mechanik komplett neu aufzubauen und fachgerecht durchzuregulieren, alle Hämmer und Stiele zu tauschen und auszurichten, voller Seitenbezug, voller Intonationsdurchgang, usw. Dafür ist er aber mit Jahrzehnten an Berufserfahrung Konzertstimmer geworden, was nicht notwendigerweise jeder Klavierbauer/-techniker auch werden muß. Nach meiner Erfahrung stimmen die meisten Klavierbauer sehr gut, aber sind eben nicht zwingend hauptsächlich als Stimmer unterwegs, sondern reparieren und restaurieren haupts. Klaviere und Flügel, UND können fast immer auch sehr ordentlich stimmen.
Zu Musikern, die selbst stimmen: kann klappen, muß aber nicht. :)

http://www.bdk-piano.de/index.php?id=46

Klavierstimmer
Klavierstimmer ist leider ansonsten kein geschützter Beruf wie z.B. Tischler, d.h. jeder kann ihn auch autodidaktisch erlernen und dann gewerblich (im unangenehmen Fall auch nicht-fachgerecht, im ärgerlichen Fall "scheingewerblich") ausüben. Die meisten geben hier (zum Glück?) allerdings schnell auf oder machen sich keinen guten Namen, da man zum Klavierstimmen eben nicht nur solides, theoretisches Wissen braucht, sondern auch die regelmäßigen, zur festen Gewohnheit werdenden, praktischen Gelegenheiten - um an möglichst vielen, verschiedenen Instrumenten zu üben, und um dann irgendwann an vielen unterschiedlichen Orten - teils auch unter großem Zeitdruck wie in Konzertsälen / auf Bühnen - einwandfreie und haltbare Stimmungen zu erarbeiten.

Ein versierter Stimmer kann sehr wohl auch mal zwei Stunden für eine Stimmung brauchen, eben wenn es die Umstände erfordern
. Normalerweise wird von höchstens ca. 90 Minuten ausgegangen. Wenn sonst nichts vorliegt, wie z.B. dauerquasselnde Kunden, oder Kinder, Hunde, Katzen. ;)

Es ist auch so, daß man für die mündliche Tradition der Berufserfahrung auch jemanden braucht, der es erstens richtig gut kann, und der einem zweitens langfristig mit der notwendigen Geduld weiterhilft. Alles ganz von alleine zu lernen ist fast unmöglich, es sei denn, man geht ganz forsch vor und läuft sozusagen "ehrenamtlich" ein Jahr lang mit einem sehr erfahrenen Klavierstimmer mit, zu allen Arbeitseinsätzen. Aber wer kann sich das schon leisten? Man sieht eben auch hier, wie nah das Klavierstimmen selbst an der Musik ist, denn diese ist ja auch kaum "nur aus Büchern" erlernbar, sondern erlernt sich in weiten Teilen als mündlich-praktische Tradition mit starkem, theoretischem Fundament, für dessen zügige Anwendung man noch dazu auch ein weit überdurchschnittlich feines, verläßliches Gehör entwickeln muß. noch dazu ist jedes Instrument und jeder Aufstellort anders. Da braucht man *in sich* eine starke Struktur, und große innere Ruhe.

Klavierbauer
Klavierbauer (und Cembalobauer) wiederum ist ein geschützer Beruf. Die Firmen und Fachschulen, bei denen man die Klavierbauerei formal mit Abschluß erlernen kann, lassen meines Wissens einen Auszubildenden weitgehend frei darin, wie tief die- oder derjenige über das lehrplanmäßige Soll hinaus dann noch in die Klavierstimmerei einsteigt. Pflicht ist jedoch der Wille, solides Wissen und Können zu erarbeiten, so daß man man als Klavierbauer jederzeit absolut solide und gut klingende Grundstimmungen auf Kammerton für neue und gebrauchte Klaviere umsetzen kann (hier u.a. auch sogenannte "Fabrik-Stimmungen", durch die man sehr viel Routine bekommt), aber den Rest - also die ausgefeilte Konzertstimmung nebst zum Teil sehr anspruchsvollen Pianistenwünschen und nach verschiedenen Methoden (vgl. auch: historische Stimmungen wie Kirnberger oder Werckmeister, oder auch proprietäre/zertifzierte Arbeitsansätze wie z.B. für Steinway, Blüthner, Fazioli) - die muß man sich als Klavierbauer UND Klavierstimmer wohl nach wie vor selbst draufschaffen WOLLEN (zumindest mein letzter Wissensstand als Nicht-Klavierstimmer). Für nicht sehbehinderte - und damit leider in Deutschland "ungelernte" - "Nur"-Klavierstimmer ist der Druck, richtig gut zu werden, alleine von ihnen selbst und ihrer Ausdauer abhängig, da sie nicht - wie z.B. im Klavierbau - von irgendeiner Institution oder Firma (z.B. als Angestellte bei Steinway, Bechstein oder sonstigen Meisterbetrieben) unterstützt werden. Klavierbauer jedenfalls trainieren das Stimmen währen der Ausbildung so ausgiebig, daß man sich auf sie für heimische Instrumente praktisch immer sehr gut verlassen kann.

Lesetipp
Das kleine Buch hier kann für jeden hilfreich sein, der in der Thematik Klavierstimmen weiterkommen will (wurde am Board bestimmt schon mal von jemandem erwähnt):

http://www.amazon.de/Klavier-Pflege-Theorie-Praxis-Klavierstimmens/dp/3920112091

Warnung: das kleine Buch hat es ziemlich in sich. Der Inhalt ist hochkonzentriert, und der etwas altbackene Schreibstil ist vielleicht nicht ganz jedermanns Sache (Erstpublikation in 1940). Aber es wird alles Notwendige zum Klavierstimmen erwähnt. Ich übe auch schon eine Weile immer wieder damit, aber traue mir - als Musiker - noch längst keine ganze Stimmung zu (die Letzte war nach zwei, drei Wochen wieder WECH :gruebel:), und wenn, dann eh nur am eigenen Instrument. Ich bin eigentlich schon sehr froh, wenn ich mal einen abtauchenden Ton wieder so hinbekomme, daß der Rest der Stimmung nicht leidet.

Euch allen schöne Feiertage, laßt es euch gut gehen!
 
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http://www.praeludio.de/index.html

http://www.praeludio.de/preise.html#hoeherstimmen

Kennt den hier jemand? Ich will mein Klavier nicht von ihm stimmen lassen, bin nur gerade auf die Seite gestoßen. Macht aber irgendwie einen unseriösen Eindruck auf mich.

Er hat eine unfassbar ausführliche Website: http://www.praeludio.de/fragen.html

Hallo gregor1,

ich kenne ihn nicht, aber seine Seite schon seit Jahren. Ich würde sagen: Entwarnung!

Es ist ohnehin grenzwertig, und - laut Forumsregeln - auch nicht erwünscht, hier einzelne Anbieter von Produkten oder Dienstleistungen im Bereich Musik irgendwie an den Pranger zu stellen - und das versuche ich hiermit auch gar nicht - daher in dem Fall nur soviel:
ich war beim ersten Mal Webseite lesen etwas skeptisch, was die Ausführlichkeit des Webauftritts dieses Anbieters betrifft,
aber das ist auch schon alles.
Ordentlich stimmen wird er schon können, denn daß er Ahnung hat, das geht aus seinen fachlichen Erläuterungen und Tonbeispielen hervor.
Falls er vielleicht sogar bei Neupert (Klavier- und Cembalobau) in Bamberg gelernt haben sollte, dann dürfte er sogar sehr gut sein.
Ich kenne einige, die dort gelernt haben, und die können alle richtig ordentlich stimmen.
Das ganze Drumherum wirkt zwar ein wenig viel, aber das ist Geschmackssache.

Nur als Erläuterung, wie man sowas vorab möglichst günstig einschätzen lernt, und mögliche (!) Gründe für vorsichtige Skepsis, welche sich aber beim konkreten Kennenlernen durchaus sehr schnell in Wohlgefallen auflösen können. Ich liste mal solche Gründe in Form der Gegenüberstellung zweier konträrer Standpunkte auf:

SKEPTIKER: ellenlange Erklärungen, astronomische Zahlen (10251 Stimmungen in 5 Jahren ~ mind. 5 Stimmungen pro Tag, keine Feiertage und Urlaub, das hält kein noch so starker, gesunder und versierter Stimmer durch, es sei denn, er hat ein, zwei Angestellte, oder macht auch viele Fabrik-Massenstimmungen bei Großherstellern, aber dann würde er zu sonst nichts mehr kommen).
ENTSPANNTE WACHHEIT: er macht vielleicht einfach manches effizienter, als einige Kollegen, und hat einen großen Stammkundenkreis (Franken, Nordbayern)
SKEPTIKER: Die meisten im Netz anwesenden Stimmer verzichten auf lange Leistungsnachweise, und unterhalten eher nüchterne Webauftritte.
ENTSPANNTE WACHHEIT: Webauftritte sind ein Stück weit persönlicher Ausdruck, das ist weitestgehend Geschmackssache. Und es ist sein Laden!
SKEPTIKER: Klavierstimmer, die zu Privatkunden ins Haus kommen, haben für gewöhnlich schon pro Tag nennenswerte Anfahrtswege.
Wenn eine durchschnittliche Stimmung ca. 60 - 90 min dauert, dann muß ein Herr Praeludio jeden Tag - ohne Wochenenden gerechnet - ziemlich lange unterwegs sein.
Ißt der vielleicht auch mal was? Hat er eine Haushälterin? Einen Fahrer? Mehrere Sklaven? Kann er gar zaubern?
ENTSPANNTE WACHHEIT: es ist nicht meine Sache als Kunde, WIE der Mann seinen Laden bestellt, Hauptsache, die Stimmung BEI MIR ist ordentlich und hält lang.
Das kann man nur wissen, indem man einen solchen Stimmer anruft, und für eine zu bezahlende (Probe-)Stimmung zu sich bestellt. No risk, no fun!
SKEPTIKER: das eher unkonventionelle Hybrid-Konzept, das m.E. ein guter Stimmer schlicht nicht braucht
ENTSPANNTE WACHHEIT: Mr. Praeludio ist im Bereich Hybridstimmsysteme nicht der Einzige. Ausprobieren, oder es lassen. Das haltbare Stimm-Ergebnis zählt.
SKEPTIKER: mehrere Marken, die auf rege Geschäftstätigkeit hindeuten, was mithin einfach auch ein wenig werbungsmäßige Übertreibung sein könnte.
Grundannahme: man ist entweder Entwickler, oder Geschäftsmann, oder Klavierstimmer.
Aber alles zusammen, bei dieser Anzahl erfolgter Stimmungen in so kurzem Zeitraum?
ENTSPANNTE WACHHEIT: die Erläuterungen des Herrn Praeludio sind mitten in der Sache, er dürfte also fachlich verläßlich sein. Falls Zweifel: anrufen und quatschen.


Ich würde sagen: gib ihm ne Chance. Er wirkt auf jeden Fall sehr enthusiastisch, ich halte ihn für echt.
Du mußt ihm ja keine Bibeln abkaufen, denn... ein Bißchen wirkt er auf mich schon wie Mr. Missionar des Klavierstimmens für Jedermann. :redface:
Es muß nicht alles, was ein wenig überladen und bisweilen pedantisch aussieht, gleich "schlecht" sein (-> siehe z.B. meine kilometerlangen Postings.. :whistle:).

[Nachtrag: nach ein wenig googlen ist mir aufgefallen, daß der Mann sehr viel übers Land zu fahren scheint, quasi auf Tour, von Ortschaft zu Ortschaft. Die Instrumente in den Tonaufnahmen, die er laut Webseite gestimmt hat, dürften zumeist völlig unrestaurierte Klaviertechnik-Grotten sein. Die sind aber dann - wie auch die Stimmergebnisse mit modernen Klavieren und Flügeln, und dem heutzutage als quasi-Standard geltenden Steinway-Sound bei möglichst perfekter Intonation - kaum zu vergleichen. Herr Praeludium arbeitet teilweise die "Seele" der Instrumente sehr schön heraus, soweit man das den Audioschnipseln überhaupt entnehmen kann. Ob die Stimmungen auch jeweils gut gehalten haben, läßt sich aus den Aufnahmen nicht beurteilen. Klaviere stimmen kann er, und zwar gut.]


Kurze Anekdote über wirkliche Unseriosität: als ich als Kind mein erstes Klavier bekam, ließ meine Mutter sich von einem windigen Klavierhändler über den Tisch ziehen.
Das Klavier war zwar schön (Nußbaum-furniert, Jugendstil, mit schönem Grundklang, Messingleuchter, einwandfreie Elfenbeintastatur), aber völlig überteuert.
Innen hätte alles komplett restauriert werden müssen, und der Händler rückte zur ersten Stimmung dann auch gleich noch mit einem tragbaren Oszilloskop an.
Das muß man sich mal vorstellen! Als Kind fand ich das mit dem Oszi natürlich voll beeindruckend.
Ich habe zwar letztlich meine grundlegende Klaviertechnik damals auf diesem Jugendstilklavier erlernt, aber das wäre - im Nachhinein betrachtet - viel besser gegangen, indem nämlich meine Mutter gleich auf meinen Klavierlehrer (ein sehr erfahrener Konzertpianist) hätte hören können.
Alles, was mein Klavierlehrer dann dazu sagte, war: "Das Klavier ist Schrott. Dieser Händler kann außerdem überhaupt nicht Klaviere stimmen!"
 
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Hi

danke für einen ausführlichen Beitrag. Schätze den Herrn ähnlich ein wie du. Aber wie gesagt, es ist eh nicht mein Gebiet. Er ist mir nur aufgefallen, weil die Internetpräsenz wirklich gewaltig ist. Er hat ja auch noch viele verschiedene Homepages. Nicht nur eine.
 
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Hi

danke für einen ausführlichen Beitrag. Schätze den Herrn ähnlich ein wie du. Aber wie gesagt, es ist eh nicht mein Gebiet. Er ist mir nur aufgefallen, weil die Internetpräsenz wirklich gewaltig ist. Er hat ja auch noch viele verschiedene Homepages. Nicht nur eine.

Großstadtkinder mögen seine schiere Webseitenanzahl eher seltsam finden. Ich weiß allerdings nicht, wer hier schon alles mal durch ganz Franken gefahren ist: dort gibt es viele, eher kleinere Ortschaften, von drei bis 100 Wohnhäusern hat es da alles. Und in der wirtschaftlich stark gebeutelten Region gibt es mit Sicherheit nicht mehr allzu viele, aktive Klavierstimmer. Wenn er da also auch nur in jeder zweiten oder dritten Ortschaft ein Klavier zu betreuen hat, dann können durchaus sehr viele Stammkunden zusammenkommen. Und gegen Geschäftstüchtigkeit und gewollt hohes Google-ranking ist ja nichts einzuwenden.
Wieso er nun gleich so viele Ortschaften-Domains registriert hat, verstehe ich auch nicht, das kann man auch mit einer Seite und mit den passenden Meta-tags lösen.
Tatsache scheint zu sein: er fährt übers Land, und will möglichst schnell gefunden werden können.
Mr. Praeludio hat sich wohl sowas wie ein kaminkehrermäßiges Monopol erarbeitet, ist begeistert und will seinen Beruf am Leben erhalten.
Solange er ordentliche Stimmungen macht - und das tut er m.E. - ist es doch völlig in Ordnung und inhaltlich vertrauenswürdig.
Würde ich da unten leben, würde ich ihn mit Sicherheit gerne mal als Stimmer kennenlernen wollen.
 
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Auf jeden Fall ist seine Website eine echt gute Informationsquelle.

Dass die Webseiten jeweils für verschiedene Ortschaften sind, das ist mir garnicht aufgefallen. Ist das der Sinn dahinter, dass die jeweilige Seite in der jeweiligen Ortschaft schneller gefunden wird? Ich verstehe, wenn einer z.B. "Klavierstimmer Ortschaftxy" eingibt, da hat er sich gedacht, er macht für jede Ortschaft eine eigene Website, damit die dann jeweils angezeigt wird?!
Ja, mit Meta-Tags (ich kann mir schon vorstellen was das ist) wäre wohl wesentlich sinnvoller.
 
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Auf jeden Fall ist seine Website eine echt gute Informationsquelle.

Dass die Webseiten jeweils für verschiedene Ortschaften sind, das ist mir garnicht aufgefallen. Ist das der Sinn dahinter, dass die jeweilige Seite in der jeweiligen Ortschaft schneller gefunden wird? Ich verstehe, wenn einer z.B. "Klavierstimmer Ortschaftxy" eingibt, da hat er sich gedacht, er macht für jede Ortschaft eine eigene Website, damit die dann jeweils angezeigt wird?!
Ja, mit Meta-Tags (ich kann mir schon vorstellen was das ist) wäre wohl wesentlich sinnvoller.

Ja, seine Städte-Domains lauten fast alle auf "www.klavierstimmer-[hier Stadt/Ortschaft einsetzen].de".
Er führt sein Unternehmen als eingetragene Kommanditgesellschaft "Praeludio e.K.", mit Firmensitz in Bayreuth.
Und er ist bei einem Webseitenprovider, der ihm im Vertrag wahrscheinlich ein größeres Paket an .de-Domains garantiert.
Kann man alles so machen, sofern man nicht jede .de-Domain extra mieten muß.
Jedenfalls macht es seine Firma sehr gut googlebar.
Auch für weniger netzkundige Kunden ist es natürlich sehr praktisch, da sie ihn somit gar nicht verfehlen können.

Man kann aber auch - wie gesagt - im Kopf einer Webseite sinnreiche meta-Tags setzen, in etwa so (sorry für etwas off-topic):
(--fiktives Beispiel--)

< html >
< head >
< title >Stimmgabler Solutions - Klaviereo Unlimited< /title >
< meta http-equiv="language" content="deutsch, de" >
< meta name="keywords" content="klavier,stimmer,stimmung,tuning,stimmgabel,kammerton,gummikeil,tee,milch,kekse" >
< meta name="keywords"content="fritzenstadt,frutzenstadt,saitenhoehe,hammerberg,pedalhausen
,stimmstockingen,daempferweg
" >
< meta name="description" content="Wir stimmen ihr Klavier - lieber so als umgekehrt!" >
< meta name="author" content="Klaviereo Unltd." >
< meta name="author" content="Hans-Hugo Stimmgabler" >
< meta name="robots" content="index,follow" >
< meta http-equiv="reply-to" content="stimmungen@klaviereo.de" >
< meta name="revisit-after" content="2 seconds" >
< meta name="expires" content="0" >
< meta name="audience" content="alle" >
< head >
< body >
Gesamter sichtbarer Webseitentext
< /body >
< /html >



 
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