Spielen bis zum Umfallen?

  • Ersteller jerosguitar
  • Erstellt am
Ende der 80iger hat es angefangen mit der vorsichtigen Öffnung des Ostens. Das tut mir sehr leid wenn ich das jetzt schreiben muss - aber wir haben das wirklich so oft derart krass erlebt, dass uns Bands aus dem Osten mit absoluten Dumping-Preisen einen Job nach dem anderen weggeschnappt haben. Da krieg ich heute noch einen dicken Hals.
Und von da ab hat sich die Preisspirale auch bei den etablierten Bands nach unten gedreht, so lange bis es dann gar keinen Spaß mehr gemacht hat.
Und die haben darüber hinaus dann auch noch wirklich gespielt "bis zum Umfallen" - ab Nachmittag bis in den späten Abend.


Das ist ja interessant. Hier im Ruhrgebiet - ohne für die ganze Szene sprechen zu können - meine ich aber zu beobachten, dass die Ost-Öffnung weitgehend an uns vorbei gegangen ist. Klar, ab und zu kommt mal ein Rumäne oder Bulgare vorbei, auch mehrere Russen sind als Lehrer hier etabliert. Aber in Sachen "aktiver Popmusikausübung" sehe ich nicht, dass es viele Osteuropäer gibt. Noch nicht mal eine bedeutende Zuwanderung aus Ostdeutschland kann ich hier feststellen. Ich lebe vom Musikmachen, aber mich spricht niemand wegen (Aushilfs-)Jobs an, die ich durchaus zu vergeben hätte.

Mir kommt es so vor, als hätte Heinz Strunk in "Fleisch ist mein Gemüse" schon recht, als er zunächst 1989 ein Dumping aus dem Osten in Sachen Tanzmusik fürchtete - aber letztlich passierte nichts, weil die Ostler kein Englisch konnten, das Repertoire nicht kannten und nicht mit den Veranstaltern schnacken konnten. Ich will da um himmelswillen niemanden abwerten, aber es muss ja einen Grund haben, warum hier kaum Musiker aus dem Osten auftauchen. Ich selbst hätte vermutlich eine ähnliche Situation, wenn ich mich woanders als Musiker etablieren wollte.

Harald
(2 Sylvestergigs dieses Jahr...;) und immer noch gerne)
 
Bei uns ist es sehr durchwachsen. Im Pop/Rock/Jazz- und Coverbandbereich gibt es so gut wie keine Osteuropäer. Allerdings jede Menge russische, rumänische, bulgarische Pianisten, die für 80 Euro von 19 Uhr bis 1 Uhr in den Hotelbars spielen (ich kenne selber ein paar, hab´s also nicht erfunden). Und für die ist das viel Geld !
 
Da jetzt schon Zahlen genannt wurden:
wir hatten damals für eine 5köpfige Band Gagen zwischen 1.000 und 1.500 DM pro Abend bei 4 bis 5 Gigs pro Woche in derselben Lokation für 1 bis 3 Monate. Spielzeit üblicherweise zwischen 20 bzw. 21 und 12 bzw. 1 Uhr (plus genügend Pausen). Das war normal für alle möglichen Lokationen.
Ost-Bands machten dasselbe dann für 300 bis 500 DM pro Abend. Die waren dann allerdings oft nur zu dritt weil die hatten halt damals schon Midifiles. Grausige Qualität :eek: - aber bei der Gage hat das dann niemand mehr interessiert.

Wie es zwischenzeitlich aussieht kann ich nicht sagen, da mich diese Art von Musik fast gar nicht mehr interessiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Pausen zu machen zwischen den Sets ist schon die regel, allerdings hatten auch wir ein paarmal schon Gigs (vor allem in richtig noblen 5*Luxushotels, Schweiz, Österreich, ect) , wo die klare Forderung des Veranstalters war "20 - 1 Uhr ohne Pause", und es war auch so gemeint! Keine CD-Musik, nix von Band, es musste immmer jemand auf der Bühne stehen.
Allerdings war auch ok, dass in den ersten beiden Stunden auch mal Duo-Trio-besetzung der band ok war für loungige Musik und später halt einfach mal ein akustischerer Songs oder ne Klavierballade, wo man mal aufs Klo konnte.
Hat funktioniert, verging schneller als erwartet und war schweinegut bezahlt.... :)
Allerdings haben wir uns auch im Vorfeld extrem den Kopf zerbrochen, wie und ob man das überhaupt hinbekommt und waren zu Beginn äußerst angespannt wegen der Veranstaltung. Hat sich aber im nach hinnein als machbar, wenn auch abseits der Normalität herausgestellt.
 
Das Musikerleben ist sooo hart ..... :D

;)

(wenn bloß die Schlepperei nicht wäre - ich habs bis heute nicht geschafft einen eigenen Roadie zu haben :weep:)
 
Haha ja genau Harry ;)

Wir haben letztens mal bei sonem Contest mitgemacht da hatte eine der Bands einen "Roadie"...
Ein 15-jähriger, der eine Riiesenfreude hatte und die ganze Band hat ihm ständig Aufträge erteilt (autoschlüssel holen, Bier und Burger einkaufen...)
Das war grossartig ^^

Bei 3 Stunden Spielzeit machen wir auch immer 3x45min, alles andere ist too much!
 
Wir haben mit einer eigens zusammengestellten Band mal einen Abend bei einer Gemeindeveranstaltung gehabt, wo die Stimmung so gut war, dass wir statt einer Stunde fast fünf Stunden nonstop gespielt haben. Da hat sich ein Song mit ausgedehnten Improvisationspassagen leicht auf 30 Minuten gezogen, und die meisten Leute sind bis zum Schluss geblieben. Hinterher hat mir aber die Schulter vom Gitarrengurt weh getan, links schmerzten Finger und Handgelenk, dem Basser gings genauso, Keyboarder und Drummer waren völlig fertig, und unsere Leadsängerin war heiser. Einerseits war das der bislang beste Auftritt meines Lebens, andererseits war das in dieser Form nicht plan- oder vorhersehbar. Die Vorstellung, zu sowas regelmäßig vertraglich verpflichtet zu sein, fände ich schlimm. :gruebel:

Alex
 
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Gerhard Eichberger


Also, ich kenne eigentlich nur den umgekehrten Fall. Nämlich daß die Lokalbesitzer von der Band verlangen, wenigstens eine längere Pause zu machen, und zwar wegen der Gastro.

Das gibt's nicht nur bei Konzerten, sondern auch bei Theateraufführungen. Auch da verlangt die Location oft, daß eine längere Pause gemacht wird. So zum Beispiel beim Saal in meiner Ortschaft - da steht im Vertrag, daß das Theaterensemble eine Pause von mindestens 45 Minuten machen muß. (Der Wirt erhofft sich davon halt ein größeres Geschäft, da die Gäste vor und nach der Veranstaltung in der Regel nichts konsumieren.) Unsere Theaterensembleleiterin hat dazu gemeint, daß sie an diesem Saal nicht interessiert ist, da eine Pause von 45 Minuten viel zu lang ist und die Stimmung zerstören würde; bei unseren Stücken ist die Pause so 15 - 20 Minuten lang.


Gerhard
 
Jaja in Tulln ist alles anders...
 
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Zwei Freunde und ich bilden eine Hobby-Band. Wir spielen nur bei Privatveranstaltungen (Hochzeiten, silberne, goldene, Geburtstage, Firmenjubiläen, etc.
Wir haben nicht viele Gigs, etwa drei oder vier im Jahr.
Wie machen auch Pausen, aber die sind weder von ihrer Frequenz noch von ihrer Dauer geregelt. Das hängt ganz von der Laune und auch vom Zustand des Publikums ab. (Je später der Abend, um so besoffener die Gäste.)
Eine Setlist haben wir nicht, die Leute wünschen sich meistens die Lieder. Unser Repertoire umfaßt Schlager, Tanzmusik und Heurigenlieder.
Meist beginnen wir irgendwann gegen 19:00 oder 20:00 Uhr, und hören irgendwann auf, wenn die letzten gehen. Da kann es durchaus einmal draußen schon hell sein.
Vertraglich ist bei uns nichts geregelt, das läuft alles mündlich und mit Handschlag, und hat immer noch funktioniert.
Wenn wir Pausen machen, dann meistens eine längere gegen Mitternacht, denn da nehmen wir unser Mahlzeit ein. Die anderen Pausen sind etwa alle 90 Minuten (flexibel) und dauern etwa 5 - 10 Minuten.
 
Wenn man als Tanz und Unterhaltungs Musiker unterwegs ist, weiss man auch um die Zeit, die da
mit Musik ausgefüllt werden muss. so ca 6 bis 12 Stunden

Es finden ja mehrere Höhepunkte und Abschnitte auf so einer Feier statt.
Die muss man erfragen, um reagieren zu können mit angepasster Musik plus angepasster Lautstärke zu spielen.
Das Beste ist, wenn man schon durch das Anspielen verschiedener Genres ausgetestet hat, welche Musikrichtung am Besten ankommt.
Das Durchschnittsalter kann manchmal auch nützlch sein.
Wenn man selber auch singt meinetwegen mit einem Partner, aufpassen, das man die Leute nich überstrapaziert,
Es kommt sicherlich nicht gut, wenn man bekannte Super Hit´s selber singt, und da spielt nur eine Gitarre oder ein dünnes Keyboard dazu.
Diese Songs würde ich immer im Original als Disco laufen lassen.
Und schon hast Du auch Deine Gesangspause.
Die Zeiten in denen man drei vier Titel gemacht und dann ne viertel Stunde an den Thresen ging, sind ein für alle Male vorbei.
Wenn die Musikmaschine einmal angeworfen wurde, dann zieht die durch bis zum Schluss.
Während des Essens ist immer eigentlich Pause, und wir spielen in angenhmer Lautstärke, so dass man sich an den Tischen bequem
unterhalten kann Musik vom Laptop, meistens schöne seichte Instrumental Musik.
Da bekommst Du 100%ig viele Leute auf Deine Seite, wenn Du beim Essen nicht störst, sonder richtig gute angepasste Musik machst.
Und dann geht es schön ausgeruht in die längste Phase, die aber schon entspannter läuft, denn Ihr kennt euch nun schon ein bisschen.
Vielleicht noch beim Engpass ein lustiges Spielchen oder ????
Haben wir nicht nötig, denn wir ziehen da richtig mit Gesang vom Leder, und wechseln mit Original Musik ab.
Erfüllen Wünsche prinzipiell mit Originalen.
Sollst mal sehen, wie schnell auf einmal die Zeit vergeht.
Wenn Du so verfährst, wirst Du garantiert immer wieder gebucht,

Franzilein
 
Der Titel dieses Threads 'Spielen bis zum Umfallen' ist auch sicherlich etwas übertrieben. Klar kann es bei einer Tanzmucke passieren, dass der Gig auch mal über 12h hinausgeht, aber dass ich mich dabei so verausgabe, dass ich umfalle, kann ich mir nicht vorstellen. In über 30 Jahren aktiven Tanzmusiker-Daseins hab ich unzählige Gigs gespielt, in Bestzeiten 150 Gigs pro Jahr. Aber zum einen hab ich es noch nie erlebt, dass wir keine Pausen machen durften, im Gegenteil, machen wir keine oder zu wenig, gibt's Stress. Die Lete wollen und sollen ja auch mal was trinken, denn davon lebt der Wirt. Wie schon oben mal geschrieben, bestehen unsere Sets aus anfangs 3-4 Songs, später ach mal 5-6, und wenn's mal richtig abgeht, verlängeren wir diese Sets auch schon mal bis auf 1-1,5h nonstop.
Anstrengend waren eher die Zeiten, wo ich von einem Gig zum nächsten gehastet bin, z.B. abends ein Schützenfest bis 3.00 morgens, dann eingepackt und weiter zum Frühschoppen in der Holländerkaserne. Abends dann wieder einen anderen Gig, so dass die Schlafenszeiten manchmal schon bedenklich waren, was sich dann meistens auf der Rückfahrt nachts bemerkbar gemacht hat, so dass ich im Nachhinein dankbar für all die Schutzengel sein muss, dass ich nie in einem Straßengraben, Baum oder womöglich im Gegenverkehr gelandet bin.
 
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Oha dr_rollo, 150 Gigs pro Jahr, ist schon ganz schön heftig. Da musst Du mit dem was Du tust schon verdammt gut sein, denn sonst hättest Du
nich so viele Aufträge.
150 haben wir nicht geschafft, aber im Schnitt immer so 85 bis 110 pro Jahr. Das war aber auch schon verdammt hart.
Und in der Saison so ein zünftiges großes Dorffest, um zehne morgens losgefahren, um 12 den Ofen angeworfen zur Platzbeschallung, Nachmittags dann die Künstler alle mit Musik und Geräte Versorgt, um 18 :00 abgebaut und in den großen Saal hinein und wieder aufgebaut, bis Morgens um Viere manchmal.
Da warst Du dann ca18 Stunden am Stück unterwegs, Du hast zwar nicht immerzu Musik gemacht, aber warst immer vor Ort und verantwortlich für Stimmung.
Es ist ja nicht nur das Musik machen selber, sondern das auf und abbauen, sowie An und Abfahrt.
Manchmal konnte ich Mittags nicht auftreten, so taten die Füße weh. 600er Ibo Tablette rein und hoch zum nächsten Gig.
Wenn man dann so richtig fertig ist, stellt man sich oft die Frage: warum tue ich mir das an ?
Ging Dir das auch so?
Spätestens Mittwochs freute man sich aber schon wieder auf das nächst Wochenende.
Ich möchte auch die ganzen Jahre nicht missen, und würde es genauso wieder tun.
Und wenn die Anderen zur Arbeit gehen, dann sagen wir gut Nacht.
Heut haben wir noch ca 30 - 40 Sachen im Kleinformat, und lassen es ganz ruhig angehen.

Franzilein
 
150 Gigs/Jahr ...das ist schon etliche Jahre her, Anfang der 80er bis Ende 90er, zu einer Zeit wo wir noch mehr Anfragen hatten, als wir tatsächlich annehmen konnten. Gigs wurden auch bereits 1-2 Jahre im voraus gebucht, weil es nicht so viele Bands gab, die Top40 bedienen konnten. Das hat sich mit den Midifile-Schiebern geändert, aber auch der veränderten Kultur. Heute sind Tanzveranstaltungen bei weitem nicht mehr so gut besucht und gefragt wie früher. Früher konnte ich davon leben, und nicht zwingend, weil ich so gut war, sondern weil das Angebot an Gigs da war. Wir spielen heute noch max. 20 Gigs pro Jahr, und davon leben ist nicht mehr, was daran liegt, dass einfach weniger Veranstaltungen stattfinden, wo Livemusik gefragt ist. Früher wurde manches Schützenfest auf dem Dorf von 1500 Leuten besucht, heute sind sie froh, wenn 150 kommen.
Andernfalls wäre ich auch mit meinen Ü50 gar nicht mehr in der Lage das Pensum abzuliefern, was ich mit Anfang 20 noch konnte, und bin daher froh, dass ich nicht mehr auf diese Kohle angewiesen bin.
 
gmaj7
  • Gelöscht von Harry
  • Grund: gelöscht auf eigenen Wunsch

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