Ok, Ok, das ist ja richtig spannend hier.
Wenn wir schon über Funktionen sprechen, dann sollte gesagt werden, dass der X7(#5) (X=Tonart) in Jazz-Leadsheet eigentlich in 90% der Fälle den (b13) refenziert und meint und gleichzeit klar macht, was unausgesprochen gilt, dass man dann im Voicing üblicherweise die echte Quinte (5) weglässt, oder wenn unbedingt gewünscht ordentlich weit von der b13, mindesten über eine Oktave weit weg spielt. Das erzeugt dann aber richtig Reibung.
In einem solchen Fall, und da habe ich gestern nicht weit genug gedacht, wenn von der Funktion der X7(#5) als X7(b13) gedacht ist, sind wir in der Welt der Sekundärdominanten und dann passt die 9 oft nicht richtig. Morigol, Du hast ja auch geschrieben, es klingt komisch. Hier muss ich meinen früheren Beitrag korrigieren. Da ist die #9 oder b9 passend. Das wird dann auch oft einfach nur als X7alt [= X7(#9 b13) "üblicherweise] geschrieben.
Also ich verwende den von mir erwähnten Griff links für den übermäßigen mit der 9 ausschließlich dann, wenn von der Funktion ein echter Übermäßiger gewünscht ist. In der Regel gerne bei Schlussharmonien, die eine Wiederholung eines Teiles einleiten (z.B. bei Georgia am Ende des A-Teils), hinkomponiert.
Hier stört die 9 überhaupt nicht, für meinen Geschmack.
Für den Alterierten spiele ich die bekannten X7(b9) Griffe links, aus der Grundbassreihe oder aus der Terzbassreihe. Die b13 (#5) oder #9 baue ich dann rechts ein, wenn ich sie unbedingt haben will, oder der Gitarrist bekommt den Job die b13 #9 zu spielen
. Die b9 passt zu #9, hier sind wir eine große Sekunde entfernt und man will bei Alterierungen ja meist dick Farbe.
Man sollte nur bedenken, dass diese übervollen Akkorde alle relativ stark reiben und dann gut klingen, wenn man mit Drop-Akkorden und weiten Voicings arbeitet. Da wird's dann links eng und im Vergleich zum Klavier klingen manche Voicings auf dem Akkordeon einfach nicht genau so gut. Also vorsicht, wie mit Gewürzen beim Essen.
Was ist jetzt die Botschaft?
Wenn also die #5 (b13) nur als eine Farbe in einem Dom7-Akkord (meist in Sekundärdominanten - die erkennt ganz einfach daran, dass sie nicht auf der 5ten-Stufe der Tonart gebildet werden) gedacht ist, dann kann getrost ein ganz anderes Voicing, z.B. b9, 9, #9 usw. verwendet werden und man läßt die b13 links weg. Das ist im Jazz gottseidank nicht statisch. Die Profis reharmonisieren eh alles um ihren Stil zu erhalten. Aufpassen muss man nur mit der Melodie, vor allem wenn ein Sänger dabei ist, der schlägt dich tot, wenn er eine 9 singt und Du haust ihm eine #9 dazu, während Deiner Impro bist Du einigermaßen frei.
Das war dazu also mein aus der Funktionstherie abgeleitetes Regelwerk, sicher es gibt Ausnahmen, aber in der Jammsession, wenn Du ein für Dich neues Leadsheet hingeknallt bekommst, hast Du nicht so viel Zeit für eine detaillierte Funktionsanalyse, da helfen mir solche Schemata ganz gut weiter.
Viele Grüße
AkkordeonTom