Englisch Texte bieten mehr Freiheit?

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Fabian19
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Hallo da draußen! ;)

wollte mal hier eine kleine "Diskussion" anzetteln.

Und zwar: Ist euch das auch schon einmal aufgefallen? englisch Texte scheinen irgendwie einfacher zu schrieben zu sein.
Im englischen darf man kitschig sein. Man darf da ruhig schon einmal von angels sprechen und Wörter wie love, beautiful, etc. benutzen?
Woran liegt das? Haben Amis ein anderes Verhältnis zum Thema Kitsch und Deutsche hören einfach zu selten auf englische Texte?
Oder nehmen wir das als Nicht-Muttersprachler einfach ganz anders wahr?
Fakt ist doch, wenn man in einem deutschsprachigem Song Wörter wie "Liebe, Engel oder wundderschön" benutzt, landet man ganz schnell in der Schlager-Schublade.

"You are beautiful no matter what they say
Words can't bring you down, no, no "

Im englischen geht das. Da würde niemand auf die Ideen kommen es als Schlager zu bezeichnen.
Aber im Deutschen:

"Du bist schön, egal was die anderen sagen.
Wörter können dich nicht runtermachen. Nein, nein."

Das geht einfach nicht!
Warum ist das so?

Oder anderes Beispiel mal abseits vom Thema "Kitsch".
Betrachten wir Linkin Parks Song "Crawling". Übersetzt bedeutet der "Krabbeln".
Warum kommt das im Englischen ganz cool rüber und im Deutschen total albern? Liegt das an der Aussprache oder was ist da los? :O

Warum scheinen englische Texte so viel einfacher zu sein? Bin gespannt auf eure Kommentare!
Oder denke doch nur ich so?!

Gruß, Fabian.
 
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Darüber hab ich auch schon oft nachgedacht. Ich glaube der Grund liegt in dem weniger verkrampften Verhältnis zur eigenen Sprache im englischen Sprachraum. Wir Deutschen haben dieses lockere Verhältnis so nicht. Wie du schon sagtest, wird man schnell in bestimmte Schubladen gesteckt. Wenn ich deutsche Texte schreibe, wird es mir entweder zu lustig, zu kitschig, zu bedeutungsschwanger oder zu schwer.
Es gibt auch gute deutsche Texte, z.B. mag ich die Texte von Wir sind Helden. Aber mit vielen kann ich auch nichts anfangen. Eine Schwierigkeit liegt auch darin, dass Deutsch mit seinen harten Konsonanten, nicht so schön zu singen ist.

Na ja, aber ich bin sowieso in ner Textkrise. Irgenwie fällt mir nur noch belangloser Mist ein...
 
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...Deutsche hören einfach zu selten auf englische Texte?
Oder nehmen wir das als Nicht-Muttersprachler einfach ganz anders wahr?

Ja, beides irgendwie. In erster Linie halte ich aber den Text für nebensächlich wenn es um die musikalische Einordnung der Richtung geht. Da kommt es eher auf die musikalische Darbietung an und wie der Song vorgetragen wird. Nehmen wir zum Beispiel "Ein bisschen Frieden" von Nicole, einen Schlager der weltweit bekannt ist und wo wohl jeder den Text kennt.

Deutsche Version:



Englische Version:



Musikalisch gleich. Beide Versionen klingen für mich nach "Schlager", die Sprache ist da nebensächlich...

Hier auch nochmal Mehrsprachig:



Des Weiteren verbindet man eben mit englischer Sprache auch keinen Schlager, sondern eben Folk oder Pop und der eine oder andere Deutsche traut sich da vielleicht eher kitschige Texte über Friede, Freude und Eierkuchen zu singen ohne im Erdboden zu versinken... ;) Was aber nicht heißt, dass es für den amerikanischen Muttersprachler nicht auch "albern und kitschig" klingt.
 
Oder nehmen wir das als Nicht-Muttersprachler einfach ganz anders wahr?

Das halte ich für einen der wichtigsten Punkte. Der Ballast der Alltagssprache wird abgestreift und die neue dient als Filter oder Maske.
(Und wenn man als Nicht-Muttersprachler auf Englisch schreibt, dann kann man auch oft gar nicht so recht beurteilen, ob der Text nun was taugt, oder nicht. Viele haben ja schon in ihrer eigenen Sprache Probleme. )

"Du bist schön, egal was die anderen sagen.
Wörter können dich nicht runtermachen. Nein, nein."

Direkte Übersetzungen sind da denke ich selten hilfreich. Es geht ja um so viel mehr als nur die Bedeutung.

Sprachklang, -gebrauch, Rhythmus, Assoziationen: Das wird oft alles komplett ausgetauscht.



Betrachten wir Linkin Parks Song "Crawling". Übersetzt bedeutet der "Krabbeln".
Eben nicht. Siehe oben. Und Du merkst es ja auch selber schon, dass das hier nicht unbedingt passt. Einfach das Wörterbuch rauszukramen und die nächstbeste Übersetzung zu wählen, klappt einfach nicht.
Es gibt eben oft keine 1 zu 1 Übersetzung. Vielleicht reicht eine Ergänzung, vielleicht findet sich gar keine gute Lösung.


edit: Und, wie hier auch schon geschrieben wurde: Viele von uns sind auf englische Liedtexte geprägt. Geht mir auch so. Bei manchen Genres klingt ein deutscher Text erstmal ungewohnt.
 
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Ich glaube unsere Fixierung auf englische Texte hat mindestens zwei Gründe:
1. Englisch klingt für uns cooler. Guck dir einen Mediamarktprospekt (Saturn, C&A, ....), ein Kinoprogramm, Ein Börsenbuch, ein Buch über modernes Management ,.... bla .... an. Selbst im Supermarkt gibt es schon lange keine Pampelmusen mehr zu kaufen.
2. Unsere Oberflächlichkeit! Oft sind uns die Texte einfach nicht wichtig, deshalb kommt es uns gerade recht wenn wir die banalsten Knüttelverse in der englischen Sprache verstecken können und das zu allem Überfluss auch noch cool klingt. Man findet eher selten richtig gute englische Texte von deutschen Sängern, denen der Text auch wirklich wichtig ist. Guckt man dagegen in England/USA hat man die volle Bandbreite von übel banal bis atemberaubend tiefsinnig. Diese Oberflächlichkeit verstärken wir permanent dadurch, dass die meisten Leute nur wenige Details von den englischen Texten tatsächlich beim einfachen Zuhören verstehen. Wir haben uns also dran gewöhnt, dass die englischen Texte in unserer Wahrnehmung eher der Lautmalerei dienen. Es wird dann sogar schnell als peinlich empfunden, wenn die Zuhörer zu viel von den Texten verstehen. In der Wahrnehmung von Muttersprachlern sieht das aber ganz anders aus. Wenn wir Schlagermusik und Rio Reiser hören fallen uns die Qualitätsunterschiede im Text auf brutale Weise auf, so dass "wir Deutschen" dazu neigen, bei deutschsprachigen Texten überkritisch zu sein. Amerikaner dagegen kennen nichts anderes als englischsprachige Texte. Die denken sich vermutlich sehr viel weniger dabei, wenn mal ein Text kitschig ist. Wir aber halten die Amerikaner deshalb gerne selbstgefällgerweise für niveaulos. Oder für verklemmt, wenn wieder jemand in den USA Rap-Texte zensieren will (man stelle sich den einen oder anderen Rap-Text auf deutsch vor wie er täglich 50x im Radio gespielt wird :))).
 
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Hallo Fabian19,

Ich stimme hauptsächlich Tinitus zu. Die Autoren englischer Texte beurteilen ihre Werke logischerweise mit dem Sprachgefühl, das ihnen zur Verfügung steht und benutzen den Wortschatz den sie kennen und füllen mit nachgeschlagenen Worten und Reimen auf. Ein Muttersprachler würde den gleichen Text ganz anders beurteilen.

Hallo da draußen! ;)

wollte mal hier eine kleine "Diskussion" anzetteln.

Und zwar: Ist euch das auch schon einmal aufgefallen? englisch Texte scheinen irgendwie einfacher zu schrieben zu sein.
Im englischen darf man kitschig sein. Man darf da ruhig schon einmal von angels sprechen und Wörter wie love, beautiful, etc. benutzen?
Woran liegt das? Haben Amis ein anderes Verhältnis zum Thema Kitsch und Deutsche hören einfach zu selten auf englische Texte?
Oder nehmen wir das als Nicht-Muttersprachler einfach ganz anders wahr?
Fakt ist doch, wenn man in einem deutschsprachigem Song Wörter wie "Liebe, Engel oder wundderschön" benutzt, landet man ganz schnell in der Schlager-Schublade.

"You are beautiful no matter what they say
Words can't bring you down, no, no "

Im englischen geht das. Da würde niemand auf die Ideen kommen es als Schlager zu bezeichnen.
Aber im Deutschen:

"Du bist schön, egal was die anderen sagen.
Wörter können dich nicht runtermachen. Nein, nein."

Ein gutes Beispiel. In der Emotion, den der Song transportiert, würde man da mMn eher übersetzen: "Du bist schön, lass die anderen doch reden. Ihre Worte erreichen dich nicht." Es handelt sich ja um eine Art Selbstgespräch oder Affirmation. Und das liesse sich auch auf Deutsch sehr gut singen, denke ich.

Betrachten wir Linkin Parks Song "Crawling". Übersetzt bedeutet der "Krabbeln".
Warum kommt das im Englischen ganz cool rüber und im Deutschen total albern? Liegt das an der Aussprache oder was ist da los? :O

Krabbeln trifft die Emotion wohl eher nicht. "Ich krieche" oder "ich verkriech mich" aber schon eher. Ich kenne jetzt den Kontext nicht.

Man darf es sich eben nicht zu einfach machen. Weder mit dem Schreiben auf Englisch noch mit dem Rückübersetzen. Schreiben ist eine Kunst, in jeder Sprache, denke ich.

LG, Annette
 
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Und erschwerend kommt hinzu, dass wir Deutschen gerne annehmen, wir könnten total gut Englisch. Ja sicher doch. Drum gibt es hier ja auch Handys (praktisch? nützlich? geschickt?), die wir lässig aus dem Bodybag (Leichensack) fischen, während wir beim Public Viewing (Aufbahrung) sind, wo mit einem Beamer (zumindest in den USA ein BMW...) das Großbild erzeugt wird....

Oh, währenddessen war die Annette schon wieder schneller.......

Beste Grüße,
6f
 
Ein Freund von mir hat mal einen native speaker gefragt, ob man nicht die Krise kriegt, wenn man eine Text hört, der so geht:

Zucker
Oh Honig Honig


bzw Sugar, Oh Honey, HOney...

Der Brite hat die Frage nicht verstanden. Hä, nö wieso? ist doch ganz normal

Zu den englischen Texten einer recht bekannten deutschen Band sagte ein Engländer: Die Texte sind zwar sprachlich korrekt und auch inhaltlich nachvollziehbar - aber ein Eingländer würde diesen Text niemals so schreiben.

Ich denke daher, dass Tinitus ganz recht hat: Ein Engländer hört ja keine deutsche Übersetzung eines englischen Textes. Und ich möchte nicht wissen, wie sich für einen Engländer eine binäre Übersetzung eines deutschen Textes anhört.
 
Hi,

Im englischen darf man kitschig sein. Man darf da ruhig schon einmal von angels sprechen und Wörter wie love, beautiful, etc. benutzen?

Ich ärgere mich immer wieder darüber, dass Worte wie "Liebe" oder "schön" von Hause aus als kitschig gebrandmarkt werden. Wer so etwas schreibt, kann kein Texter sein.

Nehmen wir also zunächst mal das Wort "Kitsch". Laut Wikipedia (und dort laut englischer Übersetzer) eines der 10 am schwersten übersetzbaren Worte. Es stammt vermutlich aus ... täterätä....Deutschland. Andere Nationen haben dieses Wort übernommen, vermutlich weil sie selber gegenüber ihrer Gefühlswelt kein so abwertendes Wort wie "dreckiges Geschmiere" brauchen.

Ich könnte viel über diesen Begriff schreiben.

Aber vorher bitte ich lieber den Fabian uns zu verraten, was ER unter Kitsch versteht. Definiere doch bitte mal Kitsch. Vielleicht am besten an Hand Deines Beispiels. Denn wenn Du DAS nicht kannst, ist mir Deine ganze Argumentation ... ähm.... Kitsch.

Unabhängig von Fabians möglicherweise nachgereichten Definition: Wer von Euch kennt nicht den britischen Humor oder die amerikanische Freundlichkeit. Nationale Besonderheiten, die in der jeweiligen Sprache fest verwurzelt sind. Es existiert doch wohl zum Deutschen ein Unterschied, wie und warum die Briten über das Wetter reden. Wer würde aus der Tatsache, dass auch die Amis gern ein Gespräch mit Smalltalk eröffnen, ableiten, diese Nationen wären oberflächlicher als die Deutschen. Quatsch! Kitsch! Nein! Sie haben lediglich eine andere Auffassung davon, was aufdringlich, unfreundlich oder hölzern ist.

Ich bezweifle, dass Briten oder Amis allgemein große Lust verspüren, ernsthaft über deutsche Lieder zu richten. Falls doch, dann kommt wohl zuerst die Attitüde von der Marschmusik. Und was sagt UNS das nun???

"Du bist schön, egal was die anderen sagen.
Wörter können dich nicht runtermachen. Nein, nein."

Ich würde als erstes vielleicht notieren:

Du drehst Dich um, die Welt steht stumm
gegen Schönheit kommt kein Wort an

Und dann hinge es letztlich von meiner gewählten Prämisse ab, welchen weiteren Verlauf meine Nachdichtung nehmen würde.

Generell stelle ich fest: All dieses Herabsetzen englischer Texte dient mMn vor allem einen: die selbsternannten "Kritiker" pendeln unentwegt zwischen dem doppelten Unvermögen, in einfachen Aussagen Leben aufzuspüren oder alternativ Kompliziertes einfach darstellen zu können! -

Dabei ist es das Geheimnis eines guten Textes, einfachste Sinneinheiten zueinander und gegeneinander zu positionieren. Aber ein Kopf, der lieber fremde Vorurteile wiederkäut, statt sich ausreichend Zeit für eigene Beobachtungen zu nehmen, kommt eben NICHT zu einfachen, kleinsten Sinneinheiten. Auf eine eigene, überraschenden Beobachtung reagiert die Seele garantiert freudig. Zu den nachgeleierten Vorurteilen aber schweigt sie genauso garantiert gelangweilt.

Ich habe fertig.
 
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@Annette 2904

Ja, man darf es sich nicht zu einfach machen! Ich habe früher immer wieder mal englische Texte geschrieben und hatte nie das Gefühl auch nur annähernd eine Qualität zu erreichen, die mir selbst genügt. Weil ich kein Muttersprachler bin.Und hatte erst neulich wieder ein Erlebnis, das mir zeigte, wie schwer das ist in einer Fremdsprache zu texten:)

@ Jongleur

Genau, was ist eigentlich Kitsch? Ich habe überhaupt keine Ahnung. Auch wenn ich mir da ja,wie du weist, auch so meine Gedanken zu mache.Und habe genau wie du den Eindruck, das er etwas mit der Abwertung der eigenen Gefühlswelt zu tun hat. Und möglicherweise auch etwas mit der deutschen Geschichte. Englische Texte bieten mir allerdings insofern mehr Freiheit, als das ich nicht einmal die Hälfte verstehe. Das liegt aber nicht an den Texten, sondern an meinem English for runaways.( Englisch zum Weglaufen) Vielleicht geht es ja manchen ähnlich. Ich sprach neulich jemanden, der mir freimütig erzählte das er seinen englischen Lieblingssong nach 30 Jahren das erste mal übersetzt hat. Und etwas ernüchtert war....
 
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Als Deutsch-Muttersprachler ist man beim Schreiben englischer Texte wahrscheinlich (unbewusst?) viel unkritischer.
Auch mir fallen deutsche Texte weitaus schwerer - letztlich kommt es aber auch auf die Vertonung an, wie ein Text wirkt.
 
@ChriMi
Als Deutsch-Muttersprachler ist man beim Schreiben englischer Texte wahrscheinlich (unbewusst?) viel unkritischer.

Also das ist bei mir eben genau umgekehrt. Weil ich weiß, das ich ein Muttersprachlerniveau nie erreichen kann. Übrigens habe ich auch schon englische Texte von mir ins Deutsche nachzudichten. Da war ich dann mit mir zufrieden. Und hat mich vor einigen Jahren dazu geführt, gar nicht mehr in Englisch zu texten.....Nur noch mal so aus Laune und als Sprachübung zum entrosten.
 
@MamaFettig:
Inwiefern bist Du denn dann bei englischen Texten kritischer? Machst Du Dir mehr Gedanken, was Dein Text bedeuten könnte? Bist Du schwerer zufriedenzustellen?
 
Quintole
  • Gelöscht von antipasti
  • Grund: Siehe Board-Regel Nr. 8.
@MamaFettig:
Inwiefern bist Du denn dann bei englischen Texten kritischer? Machst Du Dir mehr Gedanken, was Dein Text bedeuten könnte? Bist Du schwerer zufriedenzustellen?

Das hat er doch schon zweimal geschrieben: Er weiß, dass er sein Niveau, welches er in seiner Muttersprache hat, im Englischen nicht erreichen kann. Also kann er logischerweise mit einem Englischen Text nie völlig zufrieden sein. Was ich übrigens zu 100% nachempfinden kann.

Google seinen Nicknamen und lies dir ein paar seiner deutschen Texte durch. Dann wird es nachhvollziehbar.

Als Deutsch-Muttersprachler ist man beim Schreiben englischer Texte wahrscheinlich (unbewusst?) viel unkritischer.

Naja - eigentlich nur, wenn man auf Texte nicht allzu viel Wert legt. Hinter einer Fremdsprache kann man sich halt einfacher verstecken.
 
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Hier im Board gibt es ja viele Texte, die auf Englisch gedacht sind, und dahinter steht eine Deutsche Übersetzung, und man merkt gleich: Auf Deutsch könnte das was werden...
Ich denke, in den meisten Fällen, in denen ein Deutscher englische Texte schreibt, handelt es sich im wesentlichen um Lautmalerei. Man braucht gar keinen Text, man braucht nur singbare Silben, und statt hadji di di dei lala tut man halt so, als würde man im Englischen etwas zu sagen haben. Das funktioniert auch, weil ja von den Zuhörern kritische Nachfragen nicht zu erwarten sind.

Das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte ist, daß es merkwürdigerweise auch Spaß macht, sich in dieser Sprache auszudrücken, in der man objektiv betrachtet nur stümpern kann. Trotzdem sollte man dann nicht der Versuchung erliegen, und anfangen, das Gestümpere auch noch toll zu finden. Ich kenne nicht eine deutsche Band, die gelungene englische Texte hat. Grade neulich wieder über "I`ll be come back soon" gestolpert. Gelungene Bilder, ja, Gedanken, die ich schön finde, ja, aber einen ganzen "guten" Text?

Wer etwas zu sagen hat, tut das in seiner Muttersprache. Wenn er in ein fremdes Land kommt, und sich die dortige Sprache aneignet, ist er nach einigen Jahren gegebenenfalls in der Lage dazu, sich in der neuen Sprache adäquat auszudrücken.

Beim "making of" zu "inglorious bastards" schwärmt tarantino von den deutschen Schauspielern und sagt, sie wären leider "lost in language". Sie haben keine Chance. Nur deswegen. (Was wieder auch nur zur Hälfte stimmt, denn der der den eloquenten Nazi gespielt hatte (Christoph...) spielte auch in "Gott des Gemetzels" mit, ein virtuoses englisches Sprach-stück, also man kann durchaus als Deutscher in Amerika und mit der englischen Sprache Fuß fassen, aber das sind Ausnahmen)

Ich persönlich habe auch einige englische Texte geschrieben, und einige finde ich auch nach wie vor gut. Aber sie gewinnen, wenn ich sie ins deutsche übersetze. Dann erst werden sie sprachmächtig.
Aber wiederum, noch eine Ausnahme: Als ich finnische Lieder im Deutschen nachdichten wollte, hatte ich mit einigen Rhythmen Schwierigkeiten, deutsche Wörter zu finden. Ich habe gegrübelt und studiert und kam auf nichts. Und auf einmal waren da englische Worte, die problemlos funktionierten.
So gibt es immer zwei Seiten.
Aber es gibt einen Habitus, der mich anzeckt: und das ist dieses sich auf Deutsch nicht trauen, aber so tun als könne man problemlos Englisch (mit dem Wörterbuch). Dahinter steckt für mich eine mangelnde Wertschätzung des Englischen. Keinen Respekt haben und alles heranziehen, was man verwursten kann, wißt ihr, was ich meine?
 
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Ich denke ich weiß, was Du und andere hier meinen, sehe das persönlich aber nicht so eng. Oder nicht ganz so eng, hängt sehr von der Einzelperson ab.
Englisch ist vor allem auch international und dass es da unterschiedliche "Qualitäten" von Englisch gibt ist denke ich ganz natürlich.
Ich würde es also nicht gleich zur Respektlosigkeit hochstilisieren, nur weil jemand wagt, mit seinem einfachen Englisch einfache englische Texte zu schreiben und am Ende auch noch zufrieden mit sich und der Welt zu sein. Immerhin befindet er sich da in guter Gesellschaft. Dass sie da keinen Shakespeare oder geschliffene Kunstwerke produziert haben, ist den meisten ja durchaus klar. Umgekehrt sind die Vorbilder eben auch oft nicht besonders geistreich, wie hier auch schon geschrieben wurde. Und wie Du sagst ist ein Text manchmal auch einfach Mittel zum Zweck.
Dass man den Klang einer bestimmten Sprache bevorzugt, ist bis zu einem gewissen Grad normal, da reicht ja schon der Unterschied zwischen Hochsprache und Dialekt und da sind ja viele von uns "zweisprachig" aufgewachsen.
 
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Naja, der mangelnde Respekt zeigt sich nicht in den Texten, mehr in der Einstellung: auf Englisch kann man das ja machen. Verwursten find ich sonst auch in Ordnung, aber auf Englisch hinschreiben, was man sich auf Deutsch nicht trauen würde, bloß weil man im Englischen nicht merkt, was man für einen Saft verzapft...
 
Naja, Vincent, ich hatte gestern zum Thema Respekt den Songtext "Touch me" von Samantha Fox. Aber auch so einige RAP-Texte, bei denen die Frauen den Song "so toll" finden, weil sie nicht verstehen, welches Frauenbild der Typ transportiert... Also, ich interpretier da: Die Nativen Englischsprecher haben selbst nicht so den Respekt vor ihrer Sprache...?!
 
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Das Problem ist wohl eher, daß wir Deutschen so verdruckst sind, daß wir Probleme damit haben, wenn jemand Dinge direkt anspricht. Das ist dann nicht pc, oder kitschig oder peinlich, wie der TE das am Anfang beschrieben hat. Problematisch wird es für mich dann, wenn ich dieses verdruckste Verhalten - das nicht nur mich nervt, fast jeder, der mal vom Ausland nach Deutschland zurückgekommen ist weiß genau, was ich meine, diese geistige Enge - dadurch zu umgehen suche, daß ich eben Englisch benutze. Dadurch wird es nicht besser, dadurch weiche ich nur aus! "Respektlosigkeit" ist in dem Zusammenhang eher ein kleineres Problem, das entsteht, wenn ich die englischsprachige Zuhörerschaft mit Texten konfrontiere, die ich den Deutschen nie zumuten würde. "Im Englischen kann man es ja machen!"
 
Ich denke, "der Markt" spielt doch dabei auch eine gewisse Rolle. Es wurde ja schon erwähnt, dass Englisch vermeintlich als cooler betrachtet betrachtet wird und deshalb der zB. spröde Sommerschlussverkauf/Ausverkauf durch "SALE" ersetzt wurde.
Ich finde es furchtbar, wenn man Fremdwörter falsch einsetzt oder gar erfindet (Handy), nur um cooler zu wirken.
Möchte man Lieder machen die einem selbst gefallen, in gewissen Sinn wahrhaftig sind, auch wenns der reine Klamauk ist, oder nur um sich zu verkaufen?

Mich täte auch mal interessieren, wie das Forumsmitglieder sehen, deren Muttersprache russisch, türkisch oder sonstwas ist.
Singt und textet ihr in eurer Muttersprache oder fällt es euch auf deutsch oder Englisch leichter.

Noch was:
Wir haben sehr viele schöne deutsche Volkslieder, aber was ist, wenn man Volksmusik hört, die meisten denken an Silbereisen, Mosch, und den ganzen Mutantenstadel.

Deutsche Lieder können etwas ausdrücken und weltweit erfolgreich sein (und auch schön in andere Sprachen übertragen werden): jahreszeitliches Beispiel: Stille Nacht, Heilige Nacht!
 

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