Uli
Mod Emeritus
In diesem Thread beschreibe ich die Fehlersuche an einem alten Höfner Violinbass und die Reparatur, die durch Erneuerung der Tonabnehmerspulen erfolgte. Da das Kernthema hier das Neuwickeln der Tonabnehmer ist, halte ich es für allgemein genug, um es nicht im Violinbass Userthread zu veröffentlichen.
Wenn man einen fast 50 Jahre alten Bass mit der Aussage bekommt, daß ihn schon zwei Gitarrenbauer untersucht haben, die zu dem Schluß gekommen sind, daß beide Pickups defekt sind, so kann man zum einen davon ausgehen, daß die ihr Handwerk verstehen und die Tonabnehmer tatsächlich hin sind, zum anderen bleibt doch eine gewisse Skepsis und zumindest die Frage: wovon geht eine Kupferspule, die nur mit kaum meßbaren Kleinstspannungen und -strömen zu tun hat, kaputt?
Eines steht jedenfalls fest: Durchbrennen im Sinne von Überlastung können sie schonmal nicht, das ist aber die Hauptursache von Wicklungsdefekten in Elektromagneten, Trafos und Motoren. Aus unterschiedlichen Gründen fließen dann durch den Wicklungsdraht hohe Ströme, die zu starker Erwärmung der Wicklung führen, was irgendwann zum Versagen der Isolation oder gar zum Durchbrennen des Wicklungsdrahtes führt.
Die drei Hauptgründe dieses Versagens sind:
Eine Unterbrechung ist recht einfach nachweisbar. Man lötet den Pickup von der restlichen Schaltung ab und mißt mit dem Widerstandsbereich eines einfachen Multimeters die Spule. Mißt man unendlichen Widerstand, ist die Spule irgendwo unterbrochen, denn ihr ohmscher Gesamtwiderstand sollte bei den üblichen hochohmigen Pickups etwa im Bereich zwischen 5 und 10 kΩ liegen.
Beim Körperschluß ist es oft umgekehrt. Da das eine Ende des Pickups oft direkt auf die Eisenmasse gelötet wird, wirkt ein Kurzschluß irgendwo in der Spule verringernd auf den Gesamtwiderstand, er liegt also an einem der Spulenenden gegen den Eisenkern gemessen im niederohmigen Bereich oder geht gar gegen Null.
Ein Windungsschluß ist am schwierigsten zu messen, für den tatsächlichen technischen Nachweis ist ein Meßaufbau oder ein spezielles Meßgerät erforderlich, das den Tonabnehmer als Spule in einem Schwingkreis betrachtet und ihr Ausschwingverhalten bewertet. Im Elektromaschinenbau verwendet man dazu auch Magnetinduktoren, deren Feldströme zB mit einem Kopfhörer betrachtet werden, wobei dann der Bereich mit der defekten Spule deutlich 'anders brummt' als die restliche Wicklung. Zum Glück ist dieser Fehler in Tonabnehmerspulen eher selten, wenn auch nicht ausgeschlossen, weil früher die Isolierlacke noch nicht so hoch entwickelt waren und zB in Nachkriegszeiten einfach keine ausreichend guten Rohstoffe für deren Herstellung zur Verfügung standen.
Erstes Vorgehen bei der Diagnose: es kommt kein Ton mehr raus!
Die Kontrollplatte, an der sich beim Höfner-Violinbass die gesamte Steuer-Elektrik befindet, birgt übrigens bei Instrumenten aus den 60er Jahren außer den Serienmerkmalen des Instrumentes den einzigen konkreten Hinweis auf das Baujahr. Die Potentiometer des Zulieferers Preh waren bodenseitig mit einer Pertinaxplatte vernietet, auf der mit einem Prägestempel hinter dem Widerstandswert das Produktionsdatum (des Potentiometers...nicht des Basses!) eingestanzt war. Die letzte Ziffer gab dabei das Jahr der 60er Dekade an, ein oder zwei Ziffern davor wurde die Produktionswoche ausgewiesen. Bei den Bässen, die noch zur aktiven Beatles-Zeit verkauft wurden, waren Produktionszeit von Poti und Bass nahezu identisch, denn man kam kaum mit der Herstellung nach und die Potis hatten insofern kaum nennenswerte Lagerzeit nach der Lieferung. Das vorliegende Schätzchen mit der Kennzeichnung 250K 177 hat also wahrscheinlich im April 1967 das Licht der Beatwelt erblickt...als gerade der letzte Song für das Album Sgt. Pepper in den Abbey Road Studios fertiggestellt wurde.
Diesen Effekt brachte die Änderung auch, gleichzeitig ging aber ab diesem Zeitpunkt die Nachfrage nach dem 500/1 auch stetig zurück, was nicht zuletzt auch daran gelegen haben mag, daß sich dieser auch 'blade pickup' genannte Tonabnehmer optisch zu sehr von dem auch 'staple pickup' genannten Vorgängertyp 511 unterschied (der seit den 90er Jahren wieder produziert wird...jetzt allerdings in China) ...und der Bass somit ja nicht mehr das Beatles Original war.
Ein kleiner technischer Seiteneffekt dieses Wechsels war auch eine höhere Brummempfindlichkeit, denn der ältere Typ 511 war ein Humbucker, der hier verwendete Nachfolger 513 ein Singlecoil.
Auf die offenbar auch bei diesem hier vorliegenden Instrument häufigste Fehlerursache - die Spulenunterbrechung - und ihre Beseitigung (durch Neuwicklung) werde ich in den Folgeposts am Beispiel dieses bald 50 Jahre alten Höfner Violinbass' näher eingehen.
Wenn man einen fast 50 Jahre alten Bass mit der Aussage bekommt, daß ihn schon zwei Gitarrenbauer untersucht haben, die zu dem Schluß gekommen sind, daß beide Pickups defekt sind, so kann man zum einen davon ausgehen, daß die ihr Handwerk verstehen und die Tonabnehmer tatsächlich hin sind, zum anderen bleibt doch eine gewisse Skepsis und zumindest die Frage: wovon geht eine Kupferspule, die nur mit kaum meßbaren Kleinstspannungen und -strömen zu tun hat, kaputt?
Eines steht jedenfalls fest: Durchbrennen im Sinne von Überlastung können sie schonmal nicht, das ist aber die Hauptursache von Wicklungsdefekten in Elektromagneten, Trafos und Motoren. Aus unterschiedlichen Gründen fließen dann durch den Wicklungsdraht hohe Ströme, die zu starker Erwärmung der Wicklung führen, was irgendwann zum Versagen der Isolation oder gar zum Durchbrennen des Wicklungsdrahtes führt.
Die drei Hauptgründe dieses Versagens sind:
- Wicklungsunterbrechung - oft an einer Sollbruchstelle wie einem bei der Wicklungserstellung verursachten Knick oder einer Schlinge, bei sehr dünnem Draht oft auch im Anschlußbereich an scharfkantigen Lötstellen...gelegentlich ist die eigentliche Wicklung gar nicht unterbrochen, sondern die Lötung des Anschlußdrahtes war fehlerhaft (zB Isolierlack nicht richtig entfernt oder kalte Lötstelle).
- Windungsschluß - was im Elektromaschinenbau oft nur durch die erwähnte Überlastung geschieht, entsteht auch schonmal durch Alterung des Isolierlackes, der nach 40+ Jahren gelegentlich einfach brüchig wird und abblättert, oft reagiert er auch mit den Klebstoffen von Isolier(klebe)bändern oder den Weichmachern alter Isolierschläuche im Anschlußbereich. Ein Windungsschluß führt meist nicht zum direkten Tod einer Spule, da die noch wirksamen Windungen immernoch Spannung induzieren, aber die Leistung wird deutlich geringer und der Wirkungsgrad sinkt, was u.a. auch den Brummanteil im Signal vergrößern kann.
- Körperschluß - die Spule hat aus irgendeinem Grund Kontakt zum Eisenkern bekommen und ist insofern teilweise oder ganz unwirksam geworden. Das kann den Grund zB in defektem Spulenkörper haben, überstehender Wicklung (also mehr Windungen auf dem Spulenkörper als eigentlich draufpassen) oder auch in Isolationsfehlern im Anschlußbereich.
Eine Unterbrechung ist recht einfach nachweisbar. Man lötet den Pickup von der restlichen Schaltung ab und mißt mit dem Widerstandsbereich eines einfachen Multimeters die Spule. Mißt man unendlichen Widerstand, ist die Spule irgendwo unterbrochen, denn ihr ohmscher Gesamtwiderstand sollte bei den üblichen hochohmigen Pickups etwa im Bereich zwischen 5 und 10 kΩ liegen.
Beim Körperschluß ist es oft umgekehrt. Da das eine Ende des Pickups oft direkt auf die Eisenmasse gelötet wird, wirkt ein Kurzschluß irgendwo in der Spule verringernd auf den Gesamtwiderstand, er liegt also an einem der Spulenenden gegen den Eisenkern gemessen im niederohmigen Bereich oder geht gar gegen Null.
Ein Windungsschluß ist am schwierigsten zu messen, für den tatsächlichen technischen Nachweis ist ein Meßaufbau oder ein spezielles Meßgerät erforderlich, das den Tonabnehmer als Spule in einem Schwingkreis betrachtet und ihr Ausschwingverhalten bewertet. Im Elektromaschinenbau verwendet man dazu auch Magnetinduktoren, deren Feldströme zB mit einem Kopfhörer betrachtet werden, wobei dann der Bereich mit der defekten Spule deutlich 'anders brummt' als die restliche Wicklung. Zum Glück ist dieser Fehler in Tonabnehmerspulen eher selten, wenn auch nicht ausgeschlossen, weil früher die Isolierlacke noch nicht so hoch entwickelt waren und zB in Nachkriegszeiten einfach keine ausreichend guten Rohstoffe für deren Herstellung zur Verfügung standen.
Erstes Vorgehen bei der Diagnose: es kommt kein Ton mehr raus!
- Davon überzeugt man sich erstmal selbst und stöpselt das Instrument an einen Verstärker. Es werden alle Schalter und Potis bedient, dabei alle Stellungen berücksichtigen... ich habe auch schon einen Bass bekommen, bei dem das Volume Poti falsch herum angelötet war, so daß er in der vermeintlich lautesten Stellung komplett zugedreht war!
- Ist da tatsächlich nichts zu hören, löte ich für gewöhnlich die Pickups vom Rest der Elektronik ab und schließe sie direkt an einen Verstärker an. Oft stellt sich mit diesem Test dann heraus, daß der Pickup durchaus noch funktioniert, aber irgendwo in der Elektrik - also bei Schaltern, Kondensatoren, Widerständen, Potis oder Anschlußbuchse irgendetwas nicht stimmt, wo man dann systematisch weitersuchen kann.
Bei eher unübersichtlichen Lötanschlüssen und/oder für Leute, die nicht so sehr in der Elektronik zu Hause sind, bewährt es sich gelegentlich, vor dem Ablöten ein Bild der Anschlüsse zu machen, das verhindert spätere Fehler.
Die Kontrollplatte, an der sich beim Höfner-Violinbass die gesamte Steuer-Elektrik befindet, birgt übrigens bei Instrumenten aus den 60er Jahren außer den Serienmerkmalen des Instrumentes den einzigen konkreten Hinweis auf das Baujahr. Die Potentiometer des Zulieferers Preh waren bodenseitig mit einer Pertinaxplatte vernietet, auf der mit einem Prägestempel hinter dem Widerstandswert das Produktionsdatum (des Potentiometers...nicht des Basses!) eingestanzt war. Die letzte Ziffer gab dabei das Jahr der 60er Dekade an, ein oder zwei Ziffern davor wurde die Produktionswoche ausgewiesen. Bei den Bässen, die noch zur aktiven Beatles-Zeit verkauft wurden, waren Produktionszeit von Poti und Bass nahezu identisch, denn man kam kaum mit der Herstellung nach und die Potis hatten insofern kaum nennenswerte Lagerzeit nach der Lieferung. Das vorliegende Schätzchen mit der Kennzeichnung 250K 177 hat also wahrscheinlich im April 1967 das Licht der Beatwelt erblickt...als gerade der letzte Song für das Album Sgt. Pepper in den Abbey Road Studios fertiggestellt wurde.
- Bleibt der Verstärker aber auch bei Direktanschluß des Tonabnehmers stumm, führt kein Weg mehr an der Erkenntnis vorbei, daß er wohl tatsächlich defekt ist. Beim Höfner Violinbass wurde ab 1967 der verbesserte Tonabnehmer Typ 513 eingesetzt, den der damalige Zulieferer Franz Pix entwickelt hatte, um dem Instrument einen höheren Output zu verleihen.
Diesen Effekt brachte die Änderung auch, gleichzeitig ging aber ab diesem Zeitpunkt die Nachfrage nach dem 500/1 auch stetig zurück, was nicht zuletzt auch daran gelegen haben mag, daß sich dieser auch 'blade pickup' genannte Tonabnehmer optisch zu sehr von dem auch 'staple pickup' genannten Vorgängertyp 511 unterschied (der seit den 90er Jahren wieder produziert wird...jetzt allerdings in China) ...und der Bass somit ja nicht mehr das Beatles Original war.
Ein kleiner technischer Seiteneffekt dieses Wechsels war auch eine höhere Brummempfindlichkeit, denn der ältere Typ 511 war ein Humbucker, der hier verwendete Nachfolger 513 ein Singlecoil.
Auf die offenbar auch bei diesem hier vorliegenden Instrument häufigste Fehlerursache - die Spulenunterbrechung - und ihre Beseitigung (durch Neuwicklung) werde ich in den Folgeposts am Beispiel dieses bald 50 Jahre alten Höfner Violinbass' näher eingehen.
- Eigenschaft
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