BullyPete
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Wenn man über die DBZ(Dean B. Zelinsky) Bolero schreiben will, kommt man nicht umhin etwas über Dean B. Zelinsky zu schreiben, neben Paul Reed Smith wahrscheinlich der einzige lebende Gitarrenbauer mit Prominentenstatus und definitiv der einzige Gitarrenbauer mit Rockstarimage.Dean, Sohn eines Raumfahrtingenieurs, galt bereits mit 17 Jahren im Großraum Chicago als guter Gitarrist und Gitarrenbaugenie, das auch schwierigste Probleme mit aktuellen und historischen Gitarren lösen konnte, da er den klassischen Gitarrenbau beherrschte und sich einen umfangreichen Hintergrund in theoretischer und praktischer Elektronik angeeignet hatte.
Legendär sind seine Zerlegung diverser Gibson Modelle und die Touren als Tourist durch die Gibson Fertigung, um festzustellen, welche Maschinen er für eine eigene Gitarrenfertigung braucht. Mit 19 gründete er DEAN Guitars, mit 21 hatte er Rockstarstatus und entwickelte Custom Modelle für einige der großen Gitarrenhelden der 80er und 90er. 1993 verkaufte er die Firma um sich der Familie zu widmen. Der Qualitätsfanatiker Dean stieg 2000 wieder bei DEAN Guitars ein und rettete die Firma defacto vor dem Ende. Dean war einer der ersten, der die Vorteile von hochgenauer CNC Fertigung für den Gitarrenbau erkannte. Sein Anspruch, mit CNC Technologie und hochwertigen Materialien für kleines Geld Gitarren zu bauen, die sowohl von Anfängern als auch von Profis gespielt werden konnten (ein CNC gefertigtes Instrument, das sich in Bespielbarkeit, Materialauswahl und Elektronik quasi nicht mehr von Custom Shop Instrumenten unterscheidet), läutete auch seinen Ausstieg bei DEAN Guitars 2008 ein.
Nachdem die Fertigung der DEAN Soltero in Japan eingestellt wurde (Kostendruck) und weder chinesische, noch koreanische Hersteller eine gleichbleibende Qualität liefern konnten, stieg Dean aus und gründete zusammen mit Diamond Amplifications DBZ. Als Einstieg in die neue Firma entwickelte er aus der DEAN Soltero die DBZ Bolero und nahm sämtliche unter seiner Regie entwickelten Gitarrenmodelle von Dean teilweise unter neuen Namen in die neue Firma mit. Der Versuch, die Fertigung der Bolero in China zu organisieren, schlug fehl, ebenso waren die in Usan in Korea gefertigten Gitarren (erkennbar an den Buchstaben US in der Nummer) von schwankender Qualität und mussten in denUSA nachgearbeitet werden. Erst mit der Fertigung bei World in Korea ab 2011(erkennbar am W in der Nummer) wurde ein Qualitätsstandard erreicht, der die 1500-2500 US-$ Preisklasse der großen Zwei das Fürchten lehren muss. Kurioserweise war auf dem Höhepunkt Schluss. Der Versuch seiner Partner, aus Kostengründen die Produktion nach Vietnam zu verlegen (ähnlich wie vorher bei DEAN wurde der Kostendruck zu hoch), führte zu Deans Ausstieg aus der Firma DBZ.
Ab hier wird es absurd, da DBZ die gesamten mit Dean B. Zelinski Signatur versehenenTailpieces an den 2012 gefertigten Gitarren ersetzen musste und die Gitarren nicht mehr mit diesem Tailpiece verkauft werden dürfen. Die Reste der 2012er Fertigung werden derzeit in den USA für um die 400 US-$ mit Koffer abverkauft .Als Gegenwert bekommt man eine extrem hochwertige Gitarre, die sich vor US Gibson und Fender Fabrikaten nicht verstecken muss. DBZ darf ab 2013 auch keine DBZ5/B Humbucker verbauen, neuere Modelle der Firma haben Seymour Duncans und werden als DBZ/Diamond Guitars mit verändertem Headstock vertrieben. Dean B. Zelinsky hat mittlerweile Gitarrenfirma Nummer drei: Dean B. Zelinsky Private Label.
Zur Gitarre selbst: DBZ Bolero AB in schwarz Modelljahr 2012
Features und Verarbeitung:
Die Gitarre ist eine reine Mahagoni Solid Body Gitarre (also ohne Ahorndecke) mit geleimtem Hals, schwarz mit Perlmuttbinding und Gold-Hardware. Das Griffbrett ist ebenholzartiges Palisander (ebonized rosewood), 22 Bünde, Griffbrettradius 12'', Grover-Tuner. Der Hals ist ein sogenanntes Soft-V, eine Zelinsky-typische Halsform. Der Sattel ist ein Graphitsattel, Brücke und Tailpiece sind extrem schwer im Vergleich zu Gibson-oder Epiphone-LPs, das Tailpiece ist zudem deutlich größer. Das Griffbrett ist breiter als man das von den einschlägigen Gibson oder Fender Produkten kennt.Die beiden splitbaren Alnico 5 Humbucker DBZ5/DBZB werden bei KHL G&B in Korea gefertigt, einer Firma, die hauptsächlich durch ihren Lace Sensor SingleCoil Pickup in Europa bekannt ist. Zwei Potis regeln Lautstärke und Ton, dasTonpoti ist mit Push/Pull-Funktion zum Splitten der Humbucker versehen. Die Verarbeitung ist perfekt, Lackierung, Hals, Griffbrett, Hardware und Bünde sind makellos. Die Gitarre ist deutlich leichter als meine beiden Les Pauls und etwas leichter als meine US-Standard Strat. Der Gitarrenkorpus ist deutlich dünner als der Korpus einer Les Paul.
Bespielbarkeit:
Die Gitarre gehört hinsichtlich der Bespielbarkeit zum Besten, was ich je in den Händen hatte. Die Saitenlage ist ab Werk niedrig eingestellt, kein Fret Buzz, die Intonation perfekt. Nach Gewöhnung an das Soft-V des Halses, stellt man schnell fest, dass diese Halskonstruktion die Hand beinahe automatisch so platziert, dass ermüdungsfreies und schnelles Spielen über das gesamte Griffbrett unterstützt wird. Einer meiner Bandkollegen fasste das mit den Worten zusammen: "Eine Gitarre, die nicht gegen dich arbeitet."
Sound:
Am Sound scheiden sich ja bekanntlich die Geister und erzählte Musik ist wie ein erzähltes Mittagessen.Um meine Bewertung hier zu verstehen, einige Worte zu meinem Hintergrund. Ich spiele seit 40 Jahren Gitarre und nur ein komplizierter Hand-Finger Bruch der rechten Hand verhinderte 1985 nach bestandener Aufnahmeprüfung ein Musikstudium. Ich studierte also Elektrotechnik, baue mir zwar mittlerweile die Verstärker, Effektgeräte und Boxen nicht mehr selbst, zerlege aber Gitarren- und Verstärkerelektronik absolut skrupellos. An jedem neuen, meist internationalen Arbeits- und Wohnort, suche ich mir eine Band (meist bestehend aus Einheimischen) in die ich einsteigen kann und die sich mit Job und Familie in Einklang bringen lässt (also kleine Clubs oder Events max. einmal in 14 Tagen, selten öfter), selbst in Peking hat das geklappt. Die Musikrichtung ist mit Neil Young, Pearl Jam, Pink Fairies und gerockten 30er Jahre-Bluesnummern wohl am besten beschrieben, dazu kommen Melnitsa Stücke (russisch-irischer Folkrock, Natalia O'Shea). Ein Fingerflitzer werde ich nicht mehr werden. Ich bin nicht vodooanfällig, dazu habe ich mir als DDR-Jugendlicher zu viele Geräte selbst bauen müssen und eine vollkommen heruntergekommene, von Verwandten geschmuggelte 72er Gibson LP mit Hilfe guter ostdeutscher Gitarrenbauer und eigenen Elektronikkenntnissen 1981 ein Jahr lang restauriert. Die Gitarre habe ich noch, ich verschiffe sie aber nicht mehr im Umzugscontainer über Ozeane.
Derzeitiges Setup:
Mit Mikrofon abgenommener Fender Princeton Reverb RI, klassische OD Kaskade aus Visual Sound Route 66 OD/COMP (die OD Seite ist ein TS mit Bassboost), Visual Sound Open Road OD (mal das eine, mal das andere OD Pedal nur als Booster) und Fulltone Plimsoul OD/DIST, dazu ein TC Electronic Nova Repeater und der Reverb des Amps. Eine Metal-Bewertung fällt also eher ins Wasser.
Clean: Die Gitarre klingt bei entsprechender Einstellung (Hals-Pickup oder Mittel-Stellung) warm und klar und sehr akustiknah, jazzige Nummern sind ohne weiteres spielbar. Sie erreicht jedoch bauartbedingt mangels Masse nicht die artikulierten Tiefen einer LP, den Steg-Pickup spielt man besser nicht mit den vollaufgedrehten Höhen. Bei HH Mode und Gitarrenlautstärke auf Anschlag fängt der Princeton ab ca. Lautstärke 3 an zu zerren. Den witzigen LP SustainTest der Andertons (sh. Youtube)- Anschlag A Saite und verklingen lassen -besteht die Gitarre mit über 20 Sekunden im Top Bereich. Auffällig ist das extrem leichte Ansprechen der Gitarre, die Gitarre zwingt regelrecht zu einer leichten Hand beim Spielen und legt Fehler erbarmungslos offen. Offensichtlich ist das Gesamtpaket mit Mahagoni, relativ schwerer Hardware (Tailpiece und Brücke) und den Pickups gut aufeinander abgestimmt.
OD: Sowohl im Rhythmus-als auch im Solo-Bereich behält die Gitarre eine Definition der Töne, die man eher von einer guten Strat erwarten würde. Im Humbucker-Modus matscht nichts,es singt und bollert, im Single-Coil Modus wird es rotzig. Erinnert teilweise an Nummern, die mit Humbucker oder SingleCoil Telecastern eingespielt wurden. Die im Zerrmodus mit Hilfe des Tonreglers erreichbare durchscheinende Glasigkeit der Töne ist beeindruckend und mir bei keiner Gitarre bisher so aufgefallen.Auch im Single Coil Modus brummt nichts, im Vergleich zu den Fat 50s meiner MIA Strat (und die sind schon vollkommen okay) herrscht auch im Bandgefüge Totenstille.
DIST: Kein Matsch. Ich hatte die Gelegenheit, die Hi-Gain Modi diverser Marshall Topteile und eines Egnater auszuprobieren, das klingt alles extrem brauchbar. Mit dem Plimsoul und dem Princeton wird natürlich die Shredder Fraktion nicht glücklich, trotzdem ist die Gitarre sowohl von der Bespielbarkeit als auch von den Tonabnehmern für schnelles Spiel im Hi Gain Bereich absolut geeignet (glaubt man US-Internet Foren, lassen die meisten Metaller die DBZ designten Humbucker in ihren Gitarren).
Anfängertauglichkeit:
Ohne jetzt in den Wahn zu verfallen, dass die bessere Gitarre den besseren Gitarristen macht, ist es m.E. wichtig, dass man als Anfänger ein gut bespielbares Instrument hat. Den Schrott der 70er und teilweise 80er Jahre an sogenannten Einstiegsgitarren kann sich heute niemand mehr vorstellen, der eine Epi oder Squier als Einstiegsgitarre spielt. Preislich liegt die Bolero 2012 zumindest hier in den USA gut im Rahmen und ist aus der amerikanischen Bucht neu für ca. 350,00 US$ zu haben (beim Überfliegen der deutschen Preise kratze ich mich allerdings am Hinterkopf). Die Gitarre erzieht zu leichthändigem Spiel, ist sehr gut bespielbar und legt Fehler in der Anschlagstechnik und Spieltechnik über das Griffbrett gnadenlos offen. Allerdings läuft man Gefahr, im Vergleich mit dem Gitarrenlehrer u.U. die bessere Gitarre zu haben (nicht unbedingt die teurere) mit der man auch problemlos alt werden kann.
Fazit:
Ob dem Zuhörer vor der Bühne der Unterschied zwischen einer LP und einer Bolero klanglich auffällt,wage ich zu bezweifeln. Da spielt zu viel andere Akustik wie Raum, Verstärker, Pedale, PA, das Händchen am Mixer etc. mit. Zu Hause am Princeton hört man die Unterschiede schon, die Tiefen einer LP erreicht die Bolero nicht, dafür ist die Tondefinition der Bolero, dieses knackige Aufbrechen gezerrt, eine ganz eigene Klasse. Die Pickups decken ein breites Spektrum ab, wer es spezifischer will, wird ggf. die Pickups tauschen. Damit man mich nicht falsch versteht, der Unterschied der DBZ Pickups liegt in Nuancen zu Gibsons, Seymour Duncans, BareKnuckles, EMGs oder Di Marzios, die sich aus Optimierung des jeweiligen PU, Geschmack oder Musikstil ergeben, da geht es nicht um den brachialen Qualitäts- und Klangunterschied chinesischer Billigst- PUs zu original US PAFs. Die Bolero ist im Vergleich zu meinen LPs aufgrund des geringeren Gewichtes deutlich rückenfreundlicher. Die hier im Süden der USA extremen Luftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen überstehen sowohl die Bolero als auch die Epi LP problemlos, die Akustikgitarre und auch meine Strat brauchen da professionelle Pflege und Zuwendung.
Keine Soundbeispiele:
Sound liegt im Ohr des Hörers. Da ich derzeit als einzige Aufnahmemöglichkeit einen Fender Mustang III zu Hause habe und ein Modeling Amp selbst aus einer Billigst-Gitarre einen Custom Shop Sound aufzeichnen kann und eine Custom Shop Gitarre wie ein Billigteil verfälschen kann, lasse ich es lieber ganz. Letztlich wird jeder einen anderen Verstärker spielen, daher ggf. Youtube durchforsten oder die Gitarre im Laden mal über 2-4 klanglich unterschiedlich ausgerichtete Verstärker anspielen. Ich habe meine Gitarre übrigens blind von einem befreundeten Händler in Texas nach dessen Einschätzung "What a sick guitar!!"über die Resteverwertung von DBZ Guitars gekauft und es nicht bereut. Und natürlich habe ich ein signiertes Tailpiece, das beim nächsten Saitenwechsel auf die Gitarre kommt.
Legendär sind seine Zerlegung diverser Gibson Modelle und die Touren als Tourist durch die Gibson Fertigung, um festzustellen, welche Maschinen er für eine eigene Gitarrenfertigung braucht. Mit 19 gründete er DEAN Guitars, mit 21 hatte er Rockstarstatus und entwickelte Custom Modelle für einige der großen Gitarrenhelden der 80er und 90er. 1993 verkaufte er die Firma um sich der Familie zu widmen. Der Qualitätsfanatiker Dean stieg 2000 wieder bei DEAN Guitars ein und rettete die Firma defacto vor dem Ende. Dean war einer der ersten, der die Vorteile von hochgenauer CNC Fertigung für den Gitarrenbau erkannte. Sein Anspruch, mit CNC Technologie und hochwertigen Materialien für kleines Geld Gitarren zu bauen, die sowohl von Anfängern als auch von Profis gespielt werden konnten (ein CNC gefertigtes Instrument, das sich in Bespielbarkeit, Materialauswahl und Elektronik quasi nicht mehr von Custom Shop Instrumenten unterscheidet), läutete auch seinen Ausstieg bei DEAN Guitars 2008 ein.
Nachdem die Fertigung der DEAN Soltero in Japan eingestellt wurde (Kostendruck) und weder chinesische, noch koreanische Hersteller eine gleichbleibende Qualität liefern konnten, stieg Dean aus und gründete zusammen mit Diamond Amplifications DBZ. Als Einstieg in die neue Firma entwickelte er aus der DEAN Soltero die DBZ Bolero und nahm sämtliche unter seiner Regie entwickelten Gitarrenmodelle von Dean teilweise unter neuen Namen in die neue Firma mit. Der Versuch, die Fertigung der Bolero in China zu organisieren, schlug fehl, ebenso waren die in Usan in Korea gefertigten Gitarren (erkennbar an den Buchstaben US in der Nummer) von schwankender Qualität und mussten in denUSA nachgearbeitet werden. Erst mit der Fertigung bei World in Korea ab 2011(erkennbar am W in der Nummer) wurde ein Qualitätsstandard erreicht, der die 1500-2500 US-$ Preisklasse der großen Zwei das Fürchten lehren muss. Kurioserweise war auf dem Höhepunkt Schluss. Der Versuch seiner Partner, aus Kostengründen die Produktion nach Vietnam zu verlegen (ähnlich wie vorher bei DEAN wurde der Kostendruck zu hoch), führte zu Deans Ausstieg aus der Firma DBZ.
Ab hier wird es absurd, da DBZ die gesamten mit Dean B. Zelinski Signatur versehenenTailpieces an den 2012 gefertigten Gitarren ersetzen musste und die Gitarren nicht mehr mit diesem Tailpiece verkauft werden dürfen. Die Reste der 2012er Fertigung werden derzeit in den USA für um die 400 US-$ mit Koffer abverkauft .Als Gegenwert bekommt man eine extrem hochwertige Gitarre, die sich vor US Gibson und Fender Fabrikaten nicht verstecken muss. DBZ darf ab 2013 auch keine DBZ5/B Humbucker verbauen, neuere Modelle der Firma haben Seymour Duncans und werden als DBZ/Diamond Guitars mit verändertem Headstock vertrieben. Dean B. Zelinsky hat mittlerweile Gitarrenfirma Nummer drei: Dean B. Zelinsky Private Label.
Zur Gitarre selbst: DBZ Bolero AB in schwarz Modelljahr 2012
Features und Verarbeitung:
Die Gitarre ist eine reine Mahagoni Solid Body Gitarre (also ohne Ahorndecke) mit geleimtem Hals, schwarz mit Perlmuttbinding und Gold-Hardware. Das Griffbrett ist ebenholzartiges Palisander (ebonized rosewood), 22 Bünde, Griffbrettradius 12'', Grover-Tuner. Der Hals ist ein sogenanntes Soft-V, eine Zelinsky-typische Halsform. Der Sattel ist ein Graphitsattel, Brücke und Tailpiece sind extrem schwer im Vergleich zu Gibson-oder Epiphone-LPs, das Tailpiece ist zudem deutlich größer. Das Griffbrett ist breiter als man das von den einschlägigen Gibson oder Fender Produkten kennt.Die beiden splitbaren Alnico 5 Humbucker DBZ5/DBZB werden bei KHL G&B in Korea gefertigt, einer Firma, die hauptsächlich durch ihren Lace Sensor SingleCoil Pickup in Europa bekannt ist. Zwei Potis regeln Lautstärke und Ton, dasTonpoti ist mit Push/Pull-Funktion zum Splitten der Humbucker versehen. Die Verarbeitung ist perfekt, Lackierung, Hals, Griffbrett, Hardware und Bünde sind makellos. Die Gitarre ist deutlich leichter als meine beiden Les Pauls und etwas leichter als meine US-Standard Strat. Der Gitarrenkorpus ist deutlich dünner als der Korpus einer Les Paul.
Bespielbarkeit:
Die Gitarre gehört hinsichtlich der Bespielbarkeit zum Besten, was ich je in den Händen hatte. Die Saitenlage ist ab Werk niedrig eingestellt, kein Fret Buzz, die Intonation perfekt. Nach Gewöhnung an das Soft-V des Halses, stellt man schnell fest, dass diese Halskonstruktion die Hand beinahe automatisch so platziert, dass ermüdungsfreies und schnelles Spielen über das gesamte Griffbrett unterstützt wird. Einer meiner Bandkollegen fasste das mit den Worten zusammen: "Eine Gitarre, die nicht gegen dich arbeitet."
Sound:
Am Sound scheiden sich ja bekanntlich die Geister und erzählte Musik ist wie ein erzähltes Mittagessen.Um meine Bewertung hier zu verstehen, einige Worte zu meinem Hintergrund. Ich spiele seit 40 Jahren Gitarre und nur ein komplizierter Hand-Finger Bruch der rechten Hand verhinderte 1985 nach bestandener Aufnahmeprüfung ein Musikstudium. Ich studierte also Elektrotechnik, baue mir zwar mittlerweile die Verstärker, Effektgeräte und Boxen nicht mehr selbst, zerlege aber Gitarren- und Verstärkerelektronik absolut skrupellos. An jedem neuen, meist internationalen Arbeits- und Wohnort, suche ich mir eine Band (meist bestehend aus Einheimischen) in die ich einsteigen kann und die sich mit Job und Familie in Einklang bringen lässt (also kleine Clubs oder Events max. einmal in 14 Tagen, selten öfter), selbst in Peking hat das geklappt. Die Musikrichtung ist mit Neil Young, Pearl Jam, Pink Fairies und gerockten 30er Jahre-Bluesnummern wohl am besten beschrieben, dazu kommen Melnitsa Stücke (russisch-irischer Folkrock, Natalia O'Shea). Ein Fingerflitzer werde ich nicht mehr werden. Ich bin nicht vodooanfällig, dazu habe ich mir als DDR-Jugendlicher zu viele Geräte selbst bauen müssen und eine vollkommen heruntergekommene, von Verwandten geschmuggelte 72er Gibson LP mit Hilfe guter ostdeutscher Gitarrenbauer und eigenen Elektronikkenntnissen 1981 ein Jahr lang restauriert. Die Gitarre habe ich noch, ich verschiffe sie aber nicht mehr im Umzugscontainer über Ozeane.
Derzeitiges Setup:
Mit Mikrofon abgenommener Fender Princeton Reverb RI, klassische OD Kaskade aus Visual Sound Route 66 OD/COMP (die OD Seite ist ein TS mit Bassboost), Visual Sound Open Road OD (mal das eine, mal das andere OD Pedal nur als Booster) und Fulltone Plimsoul OD/DIST, dazu ein TC Electronic Nova Repeater und der Reverb des Amps. Eine Metal-Bewertung fällt also eher ins Wasser.
Clean: Die Gitarre klingt bei entsprechender Einstellung (Hals-Pickup oder Mittel-Stellung) warm und klar und sehr akustiknah, jazzige Nummern sind ohne weiteres spielbar. Sie erreicht jedoch bauartbedingt mangels Masse nicht die artikulierten Tiefen einer LP, den Steg-Pickup spielt man besser nicht mit den vollaufgedrehten Höhen. Bei HH Mode und Gitarrenlautstärke auf Anschlag fängt der Princeton ab ca. Lautstärke 3 an zu zerren. Den witzigen LP SustainTest der Andertons (sh. Youtube)- Anschlag A Saite und verklingen lassen -besteht die Gitarre mit über 20 Sekunden im Top Bereich. Auffällig ist das extrem leichte Ansprechen der Gitarre, die Gitarre zwingt regelrecht zu einer leichten Hand beim Spielen und legt Fehler erbarmungslos offen. Offensichtlich ist das Gesamtpaket mit Mahagoni, relativ schwerer Hardware (Tailpiece und Brücke) und den Pickups gut aufeinander abgestimmt.
OD: Sowohl im Rhythmus-als auch im Solo-Bereich behält die Gitarre eine Definition der Töne, die man eher von einer guten Strat erwarten würde. Im Humbucker-Modus matscht nichts,es singt und bollert, im Single-Coil Modus wird es rotzig. Erinnert teilweise an Nummern, die mit Humbucker oder SingleCoil Telecastern eingespielt wurden. Die im Zerrmodus mit Hilfe des Tonreglers erreichbare durchscheinende Glasigkeit der Töne ist beeindruckend und mir bei keiner Gitarre bisher so aufgefallen.Auch im Single Coil Modus brummt nichts, im Vergleich zu den Fat 50s meiner MIA Strat (und die sind schon vollkommen okay) herrscht auch im Bandgefüge Totenstille.
DIST: Kein Matsch. Ich hatte die Gelegenheit, die Hi-Gain Modi diverser Marshall Topteile und eines Egnater auszuprobieren, das klingt alles extrem brauchbar. Mit dem Plimsoul und dem Princeton wird natürlich die Shredder Fraktion nicht glücklich, trotzdem ist die Gitarre sowohl von der Bespielbarkeit als auch von den Tonabnehmern für schnelles Spiel im Hi Gain Bereich absolut geeignet (glaubt man US-Internet Foren, lassen die meisten Metaller die DBZ designten Humbucker in ihren Gitarren).
Anfängertauglichkeit:
Ohne jetzt in den Wahn zu verfallen, dass die bessere Gitarre den besseren Gitarristen macht, ist es m.E. wichtig, dass man als Anfänger ein gut bespielbares Instrument hat. Den Schrott der 70er und teilweise 80er Jahre an sogenannten Einstiegsgitarren kann sich heute niemand mehr vorstellen, der eine Epi oder Squier als Einstiegsgitarre spielt. Preislich liegt die Bolero 2012 zumindest hier in den USA gut im Rahmen und ist aus der amerikanischen Bucht neu für ca. 350,00 US$ zu haben (beim Überfliegen der deutschen Preise kratze ich mich allerdings am Hinterkopf). Die Gitarre erzieht zu leichthändigem Spiel, ist sehr gut bespielbar und legt Fehler in der Anschlagstechnik und Spieltechnik über das Griffbrett gnadenlos offen. Allerdings läuft man Gefahr, im Vergleich mit dem Gitarrenlehrer u.U. die bessere Gitarre zu haben (nicht unbedingt die teurere) mit der man auch problemlos alt werden kann.
Fazit:
Ob dem Zuhörer vor der Bühne der Unterschied zwischen einer LP und einer Bolero klanglich auffällt,wage ich zu bezweifeln. Da spielt zu viel andere Akustik wie Raum, Verstärker, Pedale, PA, das Händchen am Mixer etc. mit. Zu Hause am Princeton hört man die Unterschiede schon, die Tiefen einer LP erreicht die Bolero nicht, dafür ist die Tondefinition der Bolero, dieses knackige Aufbrechen gezerrt, eine ganz eigene Klasse. Die Pickups decken ein breites Spektrum ab, wer es spezifischer will, wird ggf. die Pickups tauschen. Damit man mich nicht falsch versteht, der Unterschied der DBZ Pickups liegt in Nuancen zu Gibsons, Seymour Duncans, BareKnuckles, EMGs oder Di Marzios, die sich aus Optimierung des jeweiligen PU, Geschmack oder Musikstil ergeben, da geht es nicht um den brachialen Qualitäts- und Klangunterschied chinesischer Billigst- PUs zu original US PAFs. Die Bolero ist im Vergleich zu meinen LPs aufgrund des geringeren Gewichtes deutlich rückenfreundlicher. Die hier im Süden der USA extremen Luftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen überstehen sowohl die Bolero als auch die Epi LP problemlos, die Akustikgitarre und auch meine Strat brauchen da professionelle Pflege und Zuwendung.
Keine Soundbeispiele:
Sound liegt im Ohr des Hörers. Da ich derzeit als einzige Aufnahmemöglichkeit einen Fender Mustang III zu Hause habe und ein Modeling Amp selbst aus einer Billigst-Gitarre einen Custom Shop Sound aufzeichnen kann und eine Custom Shop Gitarre wie ein Billigteil verfälschen kann, lasse ich es lieber ganz. Letztlich wird jeder einen anderen Verstärker spielen, daher ggf. Youtube durchforsten oder die Gitarre im Laden mal über 2-4 klanglich unterschiedlich ausgerichtete Verstärker anspielen. Ich habe meine Gitarre übrigens blind von einem befreundeten Händler in Texas nach dessen Einschätzung "What a sick guitar!!"über die Resteverwertung von DBZ Guitars gekauft und es nicht bereut. Und natürlich habe ich ein signiertes Tailpiece, das beim nächsten Saitenwechsel auf die Gitarre kommt.
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