Am Debütalbum wird sich entscheiden, was die Band tatsächlich drauf hat. Ohne Frage sind das gute Covers, meistenfalls deutlich besser als die Originalversionen, und unterhaltsam ohnehin. Aber bei all der Professionalität und Tightheit suche ich in der Musik vergeblich nach der eigenen Handschrift der Musiker. Man mag argumentieren, dass das Konzept "Mainstreampop jazzig covern" die Handschrift von DirtyLoops ist, aber mir persönlich reicht das nicht.
Der Kritiker in mir sieht den Hype um diese Band eher kritisch: Bei dieser Band bemerke ich wieder (wie heute bei so vielen professionellen Musikern) das riesige Bestreben, einem einheitlichen Soundideal zu entsprechen, dem auch niemand widerspricht. Zwar mögen Dirty Loops einen gewissen Eigensound haben, aber sie schielen - gemeinsam mit vielen Tausenden anderer Funk/Jazz/Popbands - zu einem gemeinsamen Vorbild.
Wie sieht dieses Vorbild genau aus...?
Der Gesang? Smooth, hübsch verzierte Melismata, zarte Bluenotes. Der Bass? 5 Saiten sind besser als 4, slappen ist Pflicht, sexy muss es klingen, bloß keine Fingergeräusche verursachen. Die Drums? Laid-back müssen die sein, funkig vor sich hin groovend, auch hier unbedingt mit Verzierungen. Die Akkordfolgen sollen dem musikalisch unbedarften Hörer nicht auffallen, der Harmonielehre-Kenner erfreue sich derweil daran, wie gut man doch in die Strophe von einem Justin-Bieber-Song irgendwelche II-V-I-Geschichten packen kann. Hauptsache, die Akkorde tun niemandem weh: Gefälligkeit >> Statement.
Mich stören nicht die Stilmittel (die sind an sich super!). Wohl stört mich, wie regelkonform, brav und vorhersehbar diese Stilmittel angewandt werden. Das Instrumentspielen wird dann - so auch hier - teilweise zum Reckturnen: viel Training, viel Technik, die Bewegungen müssen im Fluss bleiben, und immer wieder (wie das Bass-Lick bei 1:17) ein kleines Kunststück zwischenschalten, damit das Publikum staunen kann. Das alles ist nett anzusehen und unterhaltsam, aber ich vermisse da den Bezug der Musik zur Person des Musikers. Was fühlt der Musiker, welche seiner musikalischen Einflüsse hat er hier verbunden? etc...
(Man kann sich als Musiker mit gecoverten Liedern deutlich hörbarer emotional identifizieren und sie dadurch sich zu Eigen machen - ein Beispiel "Hear My Train A-Comin'" von Hendrix, oder als moderneres Beispiel José Gonzales' Electro-nach-Akustik-Cover "Heartbeats").
Nun vertrete ich aber auch die Ansicht, dass die Trennung zwischen U- und E-Musik arrogant und überflüssig ist. Vielleicht ist das mein Fehler. Wenn ich diese Trennung vornehmen würde, würde ich gefällige Funk/Pop/Jazz-Musik an anderen Maßstäben messen als unkommerzielle E-Musik, und dann würden DirtyLoops nicht mehr an meinen überhöhten E-Musik-Erwartungen scheitern.
Wie auch immer - ich bin aufs Debütalbum gespannt und lasse mich überraschen, welche Eigenkompositionen man dort präsentiert bekommt. Ich erkenne zumindest, z.B. an der Verwendung des lustigen Keyboards, dass hier auf jeden Fall mehr Individualitätschancen vorhanden sind als bei vielen anderen vergleichbaren Projekten.