Doku: professionelle Halsbruchreparatur an Les Paul-Modellen

  • Ersteller smartin
  • Erstellt am
smartin
smartin
HCA-Gitarrenbau
HCA
Zuletzt hier
27.04.20
Registriert
07.03.04
Beiträge
3.277
Kekse
27.644
Ort
Bärlin
Hallo,

Da der ursprüngliche Aufbauthread meiner Mülltonnen-Gibson etwas umfangreicher wurde und ich dieses Spezialthema für interessant halte, erstelle ich hiermit eine Foto-Doku. Alle weiteren Aufbau-Geschichten werden dann im ursprünglichen Thema fortgeführt.

Thema: professionelle Halsbruchreparatur an Gibson Les Paul nach modernem Standard

Anmerkung: Diese Doku behandelt vorerst die Reparatur eines Kopfplattenbruchs, bei dem die Kopfplatte noch durch das Vulkanfiber (alternativ: an Holzresten) befestigt ist. Ein Kopfplattenabbruch erfordert vollständig andere Werkzeuge und eine andere Vorgehensweise. Sobald mir ein solcher Fall wieder vorliegt und ich die entsprechende Zeit aufwenden kann, erfolgt hier die Ergänzung. Auch Längsbrüche (entlang des Griffbretts) werden entsprechend in weiteren Teilen ergänzt.

Zunächst also... Teil 1: Reparatur von Kopfplattenbrüchen, deren Kopfplatte noch durch Restmaterial mit dem Hals verbunden ist.


Die Ausgangssituation:

Eine Gibson Les Paul Studio mit Kopfplattenbruch. Die Bruchfläche ist großzügig, die schwarze Lackierung eigenet sich besonders gut für unsichtbare Reparaturen.

001.jpg



Benötigte Materialien:


Für die Reparatur eines Kopfplattenbruchs wird IN JEDEM FALL eine Spannvorrichtung benötigt. Nur so kann die Kopfplatte im korrekten Winkel und in korrekter Position arretiert werden. Für den Zweck eines Kopfplattenbruchs mit unbeschädigtem Vulkanfiber bzw. "Resthalt" an Holzresten verwende ich folgende Vorrichtung. Werkstattintern heißt sie "na hier die T-Vorrichtung...für Gibson... wenn die Kopfplatte noch dranne hängt" :D ....der Einfachheit halber, wird sie im weiteren Verlauf der Doku mal als "Halskrause" bezeichnet. Die gefräste Aussparung dient zur Aufnahme des Sattels - Spannblock und Spannstab sind für erhöhte Reibung jeweils geriffelt. Ihre Funktion erklärt sich auf den späteren Bildern von selbst.

002.jpg



Für mich und meine Vorgehensweise gelten bei einem Kopfplattenbruch folgende Betriebs- und Hilfsstoffe generell als Basis:

003.jpg

Epoxy: Ich klebe grundsätzlich mit 2 Komponenten-Epoxy, dessen notwendiges Mischungsverhältnis einfach mit Spritzen hergestellt werden kann. Zum Mischen nutze ich einen einfachen Becher und einen Holzstab. 2 Spritzen werden zur Aufnahme und Dosierung von Harz und Härter verwendet - eine dritte, sowie eine lange, stumpfe Kanüle zum Einbringen des fertig gemischten Klebstoffs in den Bruch. Die Spritzen können nur einmalig verwendet werden, die Einzelkomponenten dürfen bis zur Verwendung nicht vermischt werden.
Je nach "Geschmack" oder Verwendungszweck bietet der Markt verschiedenste Gebinde und Varianten von Epoxy. Für den Instrumentenbau zählt vor allem die Viskosität, die Härtezeit und die erreichbare Endhärte.
Ich persönlich benutze für diese Art von Brüchen das E45TM-Gebinde, welches vor allem als Beschichtungs- und Versiegelungswerkstoff bekannt ist (z.b. für Terrarien und Aquarien). Es erreicht eine hohe Endfestigkeit, ist im ausgehärteten Zustand äußerst Chemikalien- und Wasserresistent und dünstet besonders wenig Giftstoffe aus. Ich hab davon noch genug übrig.... Wer sich neu eindeckt, dem sei E60K oder E120K (wenn man langsam arbeiten möchte) eher ans Herz gelegt.

Warum Epoxy?
Viele Gitarrenbauer benutzen heute noch einfachen Weißleim (Holzleim). Unter "alten Hasen" ist auch Knochenleim noch sehr beliebt.

Knochenleim hat den Vorteil eine hohe Endhärte zu erreichen und auch unter Dauerbelastung keine elastischen Eigenschaften zu entwickeln. Wird Knochenleim richtig angewendet, so verbindet er Holzteile bis zur zeitlichen Unendlichkeit...und noch viel weiter ;). Sein großes Problem ist jedoch die richtige Zubereitung - wer sich zu schnell in Selbstbewusstsein wiegt, kann bei einem Fehler nach wenigen Jahren versuchen die Reste aus dem Bruch zu kratzen, weil er nicht gehalten hat. Folgeklebungen können nicht auf Klebstoffresten korrigiert werden, wodurch meist die gesamte Kopfplatte entfernt und gereinigt werden muss. Ein weiter Nachteil ist, dass er nur zusammengepresst seine volle Stärke entwickelt. Gerade bei undefiniert gebrochenen Teilen fehlen oftmals einzelne Fasern, wodurch der Klebstoff Hohlräume überbrücken muss. Knochleim kann das nur in sehr begrenztem Rahmen.

Weißleim eigent sich zwar generell für alle Holzverbindungen, hat jedoch ähnliche Nachteile wie Knochenleim. Nur wenn der entsprechende Pressdruck aufgebaut wird, entwickelt er seine volle Stärke - an der gewinkelten Fläche einer Kopfplatte lassen sich nur schwer die notwendigen Kräfte gezielt aufbringen. Hohlräume oder fehlende Holzstücken schwächen die gesamte Klebeverbindung zusätzlich. Erschwerend kommt hinzu, dass Weißleim dauerelastisch ist und unter konstant einwirkender Kraft früher oder später nachgibt wie ein alter Kaugummi. Nach meinen bisherigen Beobachtungen hat ein weißleimgeklebter Halsbruch eine Lebenserwartung von 8-10 Jahren.
Unter diesen Voraussetungen halte ich Weißleim für eine generell falsche Wahl.... leider hat sich diese Erkenntnis jedoch noch nicht ganz durchgesetzt, weshalb er in vielen Repairshops noch immer verwendet wird.

Epoxy hat aus rein technischer Sicht dagegen alle Vorteile, die ein Halsbruch erfordert. Epoxy muss nicht gepresst werden und bildet einen in sich stabilen Stoffzusammenschluss. Er kann damit problemlos Hohlräume füllen, durch Füllstoffe an die Verarbeitungszwecke angepasst werden, erträgt Dauerbelastung und ist resistent gegen Feuchtigkeit, Klimawechsel und Chemikalien. Außerdem kann er beliebig mit Pigmenten eingefärbt werden und ist nach dem Aushärten sehr gut zu bearbeiten. Nachteilig ist, dass man im Umgang etwas Erfahrung bzgl. der Mischungsverhältnisse der Komponenten benötigt und er als umwelt- und gesundheitsgefährdende Chemikalie persönliche Schutzmaßnahmen erfordert und Entsorgungsrichtlinien unterliegt.


Thixotropiermittel: Dieser Stoff dient dazu, Epoxy-Klebstoffe in die benötigte Viskosität (Fließfähigkeit) zu bringen. Er erhöht zusätzlich die Kohäsion des Materials.


Alternativ zu Thixotropiermittel sind ebenfalls Glasfasern oder Holzfasern geeignet. Der Nachteil von feinen Glasfasern ist ihre extrem hohe Gefährlichkeit, wenn sie versehentlich eingeatmet werden - mit ihnen erreicht man jedoch den Besten Stoffzusammenschluss. Holzfasern sind vortelhaft, weil sie die Ähnlichkeit des Füllmaterials zum Umgebungswerkstoff erhöhen. Allerdings neigen Holzfasern zum Aufquellen und sollten daher nur an Stellen verwendet werden, an denen das Spaltmaß durch aufquellen des Füllstoffs nicht beeinflusst werden kann. Da eine Halsbruchreparatur immer unter Spannung stattfindet, ist ein aufquillender Füllstoff eher nachteilig.

Der Markt bietet zusätzlich Glasperlen, Quarzsand oder Baumwollfasern. Glasperlen und Quarzsand dienen ausschließlich als Fülltstoff für größere Spalte und lassen sich später schlecht mit üblichen Werkzeugen nacharbeiten. Vor allem steigt der Werkzeugverschleiß enorm an.
Baumwollfasern sind meist sehr lang und verschlechtern die Fähigkeit des Klebstoffs in feinste Risse und Fugen zu fließen. Bei der Verwendung mit Spritzen bilden sich außerdem unpraktische Klebefäden.



Epoxy-Farbe: Dient eigentlich nur dazu, den Klebstoff einzufärben. Alternativ kann man auch normale Oxid-Pigmente verwenden oder die Farbe auch ganz weg lassen, wenn man transparente Klebefugen bevorzugt. Da die Gitarre in einem praktischen schwarz lackiert ist, verwende ich hier auch schwarze Epoxy-Farbe um meine Klebefugen unauffällig zu gestalten.

Spiritus: Epoxy ist in flüssiger Form alkohollöslich. Spiritus ist also das ideale Mittel um Klebstoffreste abzuwischen und die Gitarre am Ende zu reinigen.

Werkzeuge: Zur Verarbeitung des Klebstoffs nutze ich Spritzen mit ml-Einteilung zur korrekten Dosierung des Mischungsverhältnis und um das fertige Gemisch in den Bruch zu drücken. Um möglichst weit in den Bruch hineinzukommen verwende ich zusätzlich eine lange, stumpfe Kanüle. Zum Mischen und Färben des Klebstoffs dient das Becherchen und ein Holzstab.



Die persönliche Schutzausrüstung:

004.jpg

Alle erwähnten Stoffe sind gesundheitsgefährlich. Auch wenn Spiritus allgemein als harmlos einzustufen ist, so kann auch er in flächiger Anwendung zu Augen- und Atemwegsreizung führen und für leichte Benommenheit sorgen. Viel gefährlicher ist allerdings unser Klebstoff und der verwendete Füllstoff. Epoxy wirkt im flüssigen Zustand stark reizend auf Augen, Atemwege und Haut, führt zu Ausschlag, Juckreiz und Hautschwellungen. Neben den vorrübergehenden Folgen sind seine allergenen Eigenschaften inzwischen wissenschaftlich bewiesen und KEINE Eventualität (ich persönlich glaube ihm, wegen nachlässigem Umgang, einige Nahrungsmittelallergien verdanken zu können). Er steht außerdem unter Verdacht erbgutverändernd zu wirken.
Alle erwähnten Füllstoffe bestehen aus Feinstfasern oder Feinstaub und können beim Einatmen nicht vom Körper abgebaut werden. Gesundheitliche Folgen sind vom Asbest weitgehend bekannt oder können HIER nachgelesen werden.

Ich rate also mit aller Deutlichkeit zur Verwendung von Atemschutzmaske mit Gasfilter (Staubmasken sind NICHT ausreichend), sowie Gummihandschuhen bzw. dem Schutz der Haut.



Der Klebevorgang:


Die Komponenten werden im notwenigen Mischungsverhältnis gemischt, eingefärbt und mit Hilfe des Thixotropiermittels zähflüssig gemacht. Die Viskosität sollte gerade noch tropf- und fließfähig sein - unter mäßig starkem Druck muss der Klebstoff noch durch die Kanüle gespritzt werden können aber sollte auf eine Oberfläche getropft nur leicht zerfließen. Ist die passende Mischung gefunden, wird der Klebstoff in eine der Spritzen gefüllt. Wichtig dabei ist, dass sich quasi keine Luftblasen mehr in der Spritze befinden. Luft ist komprimierbar und sorgt in der Anwendung später dafür, dass der Klebftoff nicht aufhört aus der Spritze zu fließen. Für einen Bruch mit vergleichbarer Fläche sollten 4ml eingeplant werden...

005.jpg


Der Klebstoff wird nun in den Bruch gespritzt. Man kann hierfür den Bruch noch etwas weiten um möglichst tief mit der Spritze in die letzten Fugen hinein zu kommen:

006.jpg


Es sollte darauf geachtet werden, dass jeder Hohlraum mit Klebstoff gefüllt ist... man muss dabei nicht bis an die Bruchgrenzen Klebstoff aufbringen, weil beim Pressen noch genug Klebstoff herausquillen wird.

007.jpg


Anschließend wird die "Halskrause" angelegt. Hier ist der große Vorteil dieser Vorrichtung bereits erkennbar.... es ist keinerlei Spannelement im Bereich des Bruchs nötig, da die Kopfplatte von vorn gegen den Bruch gedrückt wird. Der gesamte Arbeitsbereich ist daher vollständig zugänglich und der Klebstoff wird nicht zu stark aus dem Spalt gedrückt (wir erinnern uns: Epoxy wird NICHT gepresst, nur zusammengedrückt).

008.jpg


Es wird nun die Spannrolle eingesetzt. Beim Rollen in Richtung Sattel drückt dieser Holzstab nun die Kopfplatte immer weiter gegen den Bruch... Durch die schräge Kopfplatte machen wir uns hier das Keilprinzip zu Nutze.

009.jpg



Ab hier beginnt der schmutzige Teil... der Klebstoff beginnt aus dem Bruch zu quellen und drückt sich dabei gleichzeitig in alle Hohlräume.

010.jpg



Die Spannrolle wird weiter in Richtung Sattel gerollt... der Bruch wird damit stärker zusammengedrückt, mehr Klebstoff quilt in Hohlräume und aus dem Riss heraus:

011.jpg



Wir haben nunr die Endposition der Kopfplatte erreicht. Der gesamte überschüssige Klebstoff ist aus dem Bruch herausgedrückt....was jetzt noch im Bruch ist, darf nicht mehr getrennt werden. Sollte versehentlich die Rolle zurückschnellen, muss erneut Klebstoff eingebracht werden um Luftlöcher zu vermeiden.

012.jpg



Das überschüssige Material wird zunächst trocken weggewischt. Eine Rolle Küchentücher sollte zur Hand sein...

013.jpg



Die Position der Spannrolle wird nun mit einer leichten Klemme gesichert:

023.jpg



Verbleibene Hohlräume oder nicht gefüllte Risse werden nun von Außen aufgefüllt. Meistens ist hier der Bereich unter dem Vulkanfiber betroffen. Sollte der Riss zu schmal für die Kanüle sein, ist es ratsam mit einem Bohrer flache Bohrungen in Kanülendurchmesser in den Riss zu setzen. Die Bohrlöcher werden dann mit Klebstoff aufgefüllt.

014.jpg



Sind alle Hohläume und Risse gefüllt, wird nun mit Spiritus der gesamte verschmierte Restklebstoff entfernt.

015.jpg



Sollte man dabei aus den Rissrändern entwas mehr Klebstoff herausziehen, kann man anschließend nachbessern. Dafür lässt man die Spritze etwa 1h ruhen, bis der Klebstoff durch die beginnenden Aushärtungsprozesse noch etwas dickflüssger geworden ist. Dann spritzt man eine Wulst auf alle verbleibenen Risse oder Vertiefungen...

016.jpg



.... und "verspachtelt" das Ganze mit einem Zahnstocher und reinigt ggf. nocheinmal vorsichtig mit Spiritus:

017.jpg



Abschließend kann die gesamte Gitarre dank der praktischen Vorrichtung in eine "verkehrsarme" Ecke gestellt werden.


018.jpg





Nun heißt es 7 Tage lang Füße hoch und Brause trinken. Zwar erreicht fast jeder Epoxy nach ca. 48h seine Belastbarkeit, die tatsächliche Endhärte stellt sich aber auch bei Express-Epoxy meist erst nach ein paar Tagen ein. Die Zeit für die Endfestigkeit kann man der Verpackung entnehmen. Vielleicht nutzt man die Zeit zum Schuhe putzen :D ...

019.jpg



Nach der Wartezeit können alle Spannwerkzeuge entfernt werden und der Bruch ist aus rein technischer Sicht wieder vollständig einsatzfähig. Der anspruchslose Benutzer braucht mit einer Feile und einem Schleifschwamm nur noch die Kanten und Klebereste glätten und kann mit etwas Hartwachs die Holzgrenzen versiegeln. Wer es schön will, braucht nach dem Kantenglätten nur lackieren.

Optisch sieht das ganze schon jetzt so aus (und wird sich beim Aushärten auch nicht mehr verändern)... zu beachten ist, dass der Spiritus die Oberfläche des Nitrolacks etwas angreift. Mit einer Politur ist der weiße Schleier jedoch leicht zu entfernen.

020.jpg



Ich persönlich werde an meiner Gitarre noch einen Schritt weiter gehen und den Bereich zusätzlich mit Glasfaser laminieren um ihn nachhaltig zu verstärken. Wenn man schonmal dabei ist, kann man das gleich mit erledigen.... Doku folgt...




PS: Fehler bitte melden.... Habs 5 mal gelesen, aber ihr wisst ja... schon spät und so ;)
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 79 Benutzer
Tolle Doku! Neun Daumen hoch!

Mein Lieblingssatz: "...der Bruch ist aus rein technischer Sicht wieder vollständig einsatzfähig." :)
 
wow - sehr interessante, schön geschriebene doku, aber pass' mal auf, daß Du nicht arbeitslos wirst... ;)

schreibfehler hab ich einen beim lesen bemerkt (was bei mir was heißen will :p), aber ich find ihn nicht mehr... :D

gruß
 
WOW, das ist eine geile Doku, kann die bitte ein MOD im Modifikationsbereich pinnen?
Ich kann dich leider nicht bewerten, aber Hut ab, vor dieser Doku und danke für die Idee mit der Halskkrause (gleich mal nachbasteln gehen, brauche ich bei meiner LP um nachträglich eine Volute anzuleimen).
Ich steh ja voll auf diese ganzen Jigs, vorallem wenn sie so simpel, aber dafür umso genialer sind
LG Yannic
 
PS: Fehler bitte melden.... Habs 5 mal gelesen, aber ihr wisst ja... schon spät und so ;)
Na, wenn du drauf bestehst.. nicht mal am Wochenende hat man seine Ruhe vom Job... ;)

Sollte man dabei aus den Rissrändern entwas mehr Klebstoff herausziehen
Beim Rollen richtung Sattel
Die Spannrolle wird weiter richtung
werden entsprechend in weiteren Teilen Ergänzt.
Ich klebe grundsätzlich mit 2Komponenten-Epoxy
schwächen die gesamte Klebeverbingung zusätzlich.
Da eine Halsbruchreparatur immer unter Spannung statt findet
Der gesamte Überschüssige Klebstoff
Dann spritzt man eine Wulzt
Der Anspruchslose Benutzer
und den Bereich zusätlich
Satzzeichen hab ich jetzt mal nicht verfolgt.
Bitteschön ;)
Tolle Doku.
 
Schöne Doku. So was trifft den Geist eines Forums! Kompliment dafür! :great:

Ich hätte nur ein paar kleine Ergänzungen.

Epoxy: Ich klebe grundsätzlich mit 2Komponenten-Epoxy, dessen notwendiges Mischungsverhältnis einfach mit Spritzen hergestellt werden kann. Zum Mischen nutze ich einen einfachen Becher und einen Holzstab. 2 Spritzen werden zur Aufnahme und Dosierung von Harz und Härter verwendet ...

Oder mit einer feinen Waage direkt im Becher. Es ändert sich dann aber das Mischungsverhältnis was man auf deinen Bechern schön sehen kann.


Je nach "Geschmack" oder Verwendungszweck bietet der Markt verschiedenste Gebinde und Varianten von Epoxy. Für den Instrumentenbau zählt vor allem die Viskosität, die Härtezeit und die erreichbare Endhärte.

Meinst du Endhärte oder Endfestigkeit?


Ich persönlich bevorzuge für diese Art von Brüchen das E45TM-Gebinde, welches vor allem als Beschichtungs- und Versiegelungswerkstoff bekannt ist (z.b. für Terrarien und Aquarien). Es erreicht eine hohe Endfestigkeit, ist im ausgehärteten Zustand äußerst Chemikalien- und Wasserresistent und dünstet besonders wenig Giftstoffe aus.

Die allermeisten Epoxy sind nach dem Aushärten lebensmittelecht. Beim Verarbeiten selbst reicht bei normalen modernen Epoxy ein gut belüfteter Raum und als Handschuhe sind welche aus Nitril zu empfehlen. Die lassen am wenigsten Bisphenole durch. Wobei es mittlerweilen auch Bisphenolfreie Epoxy gibt. Das Zeug wird immer "gesünder" (bitte trotzdem nicht trinken).


Nachteilig ist, dass man im Umgang etwas Erfahrung bzgl. der Mischungsverhältnisse der Komponenten benötigt und er als umwelt- und gesundheitsgefährdende Chemikalie persönliche Schutzmaßnahmen erfordert und Entsorgungsrichtlinien unterliegt.

Mischungsverhältnisse nach Gewicht oder Volumen bitte peinlichst genau beachten und dann sehr gut umrühren. Oft wird noch empfohlen nach dem Umrühren das Gebinde noch mal in ein anderes Behältnis umzutopfen damit auch wirklich immer zwei Reaktionspartner beieinander sind. Hat man das nicht beachtet bzw. war zu schluderig dann härtet das Zeug nie richtig aus. Da bringt alles Warten der Welt nichts.

Zum Entsorgen einfach alles zusammen schütten und härten lassen. Wie gesagt, danach lebensmittelecht und umweltneutral. Kann dann einfach in der Mülltonne entsorgt werden.

Übrigens: Wenn der Härter (nicht das Harz) schon älter als 2 oder 3 Jahre ist kann je nach Lagerung das Zeug u. U. nicht mehr gescheit aushärten. Für den Hobbyreparierer lohnt es sich also nicht größere Gebinde zu kaufen. Ich empfehle euch im Baumarkt UHU endfest 300 Plus zu kaufen. Ist ein Epoxydharzkleber der genau das gleiche kann wie normales Epoxy. Der ist auch schon etwas zäher und man muss nicht mit Füllstoffen oder Thixotropiermitteln rum machen. Weiterer Vorteil ist, dass der ein variables Mischungsverhältnigs hat. Man kann Härte oder Flexibilität einstellen.


Der Nachteil von feinen Glasfasern ist ihre extrem hohe Gefährlichkeit, wenn sie versehentlich eingeatmet werden ...

Alle erwähnten Füllstoffe bestehen aus Feinstfasern oder Feinstaub und können beim Einatmen nicht vom Körper abgebaut werden. Gesundheitliche Folgen sind vom Asbest weitgehend bekannt oder können HIER nachgelesen werden.

Ich rate also mit aller Deutlichkeit zur Verwendung von Atemschutzmaske mit Gasfilter (Staubmasken sind NICHT ausreichend), sowie Gummihandschuhen bzw. dem Schutz der Haut.

Wie gesagt, gut belüfteter Raum reicht bei dem modernen Harzen.

Die Fasern werden in einer Größe produziert, so dass sie nicht lungengängig sind. Man könnte sie kleiner herstellen was auch die technischen Vorteile verbessern würde. Wird aber aus gesundheitlichen Gründen nicht gemacht. Schnupfen würde ich es trotzdem nicht. Nur der Schleifstaub ist mit Vorsicht zu genießen. Eine normale Staubmaske reicht nicht. Man braucht eine mit Feinstaubfilter. Oder man schleift nass, so dass der Staub gleich gebunden wird.


Nun heißt es 4-7 Tage lang Füße hoch und Brause trinken. Zwar erreicht fast jeder Epoxy nach ca. 48h seine Belastbarkeit, die tatsächliche Endhärte stellt sich aber auch bei Express-Epoxy meist erst nach ein paar Tagen ein.

Wenn man nach 24 Stunden "entformt" kann man eigentlich schon nichts mehr kaputt machen. Vorrausgesetzt die Temperatur hat beim Härten gepasst. In der Gefriertruhe wird das Epoxy auch nach Wochen nicht hart. Angenehme Zimmertemperatur sollte es schon haben. Also kalten Keller oder Garage im Winter meiden. Eher in den Heizungskeller stellen zu einer Heizung die ineffektiv ist und viel Wärme abstrahlt. :D Je wärmer es beim Härten ist, desto härter und fester wird das Epoxy auch. Allerdings wird das Epoxy durch Wärme auch flüssiger. Damit es nicht "überflüssig" wird und aus den Ritzen raus läuft empfehle ich es 12 - 24h bei angenehmer Wohnzimmertemperatur härten zu lassen und dann evtl. an einem wärmeren Ort nachzutempern (Halskrause/Halslehre aber dran lassen). Grenzen setzt da eh nur das Holz. Dem Epoxy kann es fast nicht warm genug sein. Bis zu 100 Grad ist kein Problem. Andere machen auch deutlich mehr mit.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Danke für die Korrektur, alle Fehler sollten jetzt beseitigt sein :great:


aber pass' mal auf, daß Du nicht arbeitslos wirst...

Da mach ich mir wenig Sorgen... Ich habe 2 Gitarren schlecht gemacht (eine davon sogar doppelt), bis ich es drauf hatte. Zum Glück gehörten die opferbereiten Freunden und wurden inzwischen natürlich korrigiert.

Das sei hier vielleicht nochmal ein Hinweis, die Praxis vorher zu üben.... und das nicht an wertvollen Instrumenten zu machen.

Außerdem kostet das Material reichlich Geld, was für eine einmalige Reparatur nicht wirklich lohnt, da ein Gitarrenbauer etwa das gleiche dafür nimmt und defintiv versichert ist :D.

Über berufliche Konkurrenz mach ich mir auch wenig sorgen, denn die Ausbildung in Deutschland ist eher schlecht, die Geduld sich 6 Jahre mit englischen Büchern (und/oder in der Praxisübung einige Gitarren zu versauen) hinzusetzen haben nur wenige und dann bleibt da ja noch die Startkapital-Hürde.... :D :D ;)



@ Coparni:

Gute Ergänzung! Danke!

Meinst du Endhärte oder Endfestigkeit?

Ich mein die Oberflächenhärte. Natürlich ist die Endfestigkeit auch von Bedeutung, aber mir ist kein Epoxy bekannt, dessen Zugfestigkeit so gering ist, dass man ihn nicht im Instrumentenbau verwenden kann. Die Kräfte sind ja eher harmlos. Ich verwende ja auch einen Versiegelungsharz.... geht problemlos.

Vielleicht habe ich mit "Oberflächenhärte" auch noch nicht so ganz den Kern der Sache getroffen. Mir geht es darum, dass es niemand mit den Klebstoffen versucht, die relativ flexibel aushärten. Viele 5 Min. Epoxy bleiben ja wesentlich flexibler als ihre Verwandten und haben trotzdem hohe Zugfestigkeitswerte.

Beim Verarbeiten selbst reicht bei normalen modernen Epoxy ein gut belüfteter Raum und als Handschuhe sind welche aus Nitril zu empfehlen. Die lassen am wenigsten Bisphenole durch. Wobei es mittlerweilen auch Bisphenolfreie Epoxy gibt. Das Zeug wird immer "gesünder" (bitte trotzdem nicht trinken).

Also mein E45TM ist stark reizend oder noch von der früheren Generation. Abendliche Niesanfälle, Juckreiz auf der Haut und Mückenstich ähnliche Beulen sind keine Seltenheit, wenn ich es mal wieder "eilig" hatte.

Auch beim Standard-Epoxy E60K sagt das Datenblatt:

Gefährlichkeitsmerkmale nach § 3a / ChemG
Harzkomponente:
Xn Gesundheitsschädlich
N Umweltgefährlich
Sensibilisierend


Kann ja jeder halten wie er will. Wenn ich hier schon dazu aufrufe das Zeug zu verwenden, muss ich auch zum Schutz raten.


Ich empfehle euch im Baumarkt UHU endfest 300 Plus zu kaufen.

Empfehle ich Anfängern nicht unbedingt. In größeren Mengen zusammengemischt härtet der Kleber sehr schnell aus und ist nicht so gut Spritzbar wie andere Mittel.

Die Wartezeit habe ich mal etwas relativiert. Ich warte in der Regel schon 7 Tage, wenn ich nicht weiter damit arbeiten muss. Das erfordert auch mein Klebstoff ach Datenblatt:

Mischungsverhältnis (Gewichtsanteile)
Mischungsverhältnis (Volumenanteile)
100 Teile Harz / 60 Teile Härter
100 Teile Harz / 70 Teile Härter
Mischungsviskosität mittelviskos / zähflüssig
Topfzeit (Verarbeitungszeit) 20°C 45 min (100
g)
Klebfrei
48 h (20°C)
Endfest
7 Tage (20°C)
Verarbeitungstemperatur (optimal) 18 °C - 25 °C
 
Zuletzt bearbeitet:
Also mein E45TM ist stark reizend oder noch von der früheren Generation. Abendliche Niesanfälle, Juckreiz auf der Haut und Mückenstich ähnliche Beulen sind keine Seltenheit, wenn ich es mal wieder "eilig" hatte.

Dann solltest du dringend mal das Harz wechseln. Ging einem Bekannten von mir ebenso. Nach einem Wechsel keine Probleme mehr. Wie gesagt, mit Nitril-Handschuhen gibts auch schon weniger Probleme. Ich verwende Harz L mit Härter EPH161 von R&G. Kannst auch das etwas teurere L20-Harz nehmen was sogar Luftfahrtzugelassen ist. Ist mMn aber nicht nötig. Viele vermuten, dass L20 eh nur die gescreente Variante von L ist. 90min Topfzeit hast du damit. Sollte reichen. Ich lass es auch immer 2 Tage härten bevor ich weiter mache.

Das hier: http://shop1.r-g.de/art/100130 Steht sogar dabei, dass es für die Verklebung von Holz geeignet ist. Vor einiger Zeit ging eine Rundmail, dass wieder ein Schadstoff weniger drin ist. Keine Ahnung ob sie dafür 2 andere rein gemacht haben. :D

Oder dieses hier: http://shop1.r-g.de/art/110149
  • Außergewöhnlich gute physiologische Verträglichkeit
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Klasse Empfehlung! Danke!

Den L20er nehm ich schon für Glasfaserlaminierung.
 
Dann nimm mal 385/386. Ich glaube mein Bekannter nimmt das nun auch.
 
@Martin: Hast du auch eine idiotensichere Anleitung zum Bünde abrichten? ^^
 
@Martin: Hast du auch eine idiotensichere Anleitung zum Bünde abrichten? ^^

hmmm.....da hilft nur üben, üben, üben und einen möglichst langen Schleifklotz verwenden. Aber ich kann später auch mal ne doku schreiben, wenn ich es nochmal mache.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Danke Rockin´Daddy, sowas liest man doch weit lieber als die 1900te Frage, wo und wie Poties Grün Konfetti(ihr wisst alle was damit gemeint ist ;) )
 
smartin, meinst du es macht Sinn, bei einer LP Kopie(in meinem Fall der HB Bausatz mit mitlerweile geklebtem Hals) diese Diamonplate auf der Rückseite noch anzuleimen um dem Ganzen mehr Stabilität zu geben?
 
bassassin, ich hab keine ahnung was du meinst...
 
Smartin, ich meine sowas hier
volute_6277.jpg
Mehr kann ich da leider nichtmehr "dranschnitzen" da die Schäftung qualitativ unter aller Sau ist ;)
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben