Kann das Heraushören erlernt werden?

Allerdings glaube ich, dass Menschen, die früh ein Melodieinstrument lernen es mit dem Raushören leichter haben, da sie über die Jahre der melodischen Sozialisation einen Fundus an Tönen im Gedächtnis abgespeichert haben, denen sie nur noch abzurufen brauchen.
Ebenso Chorsänger o.ä.

Aber die "gespeicherten Einzeltöne" sind nicht das, was den Kern des Abhörens ausmacht. Ich habe schon öfter mit Menschen musikalisch zu tun gehabt, die auf ihrem (Solo-)Instrument durchaus fähig und auch musikalisch musizieren konnten ... denen aber jeder Sinn für die musikalischen Zusammenhänge fehlte. Sowohl rhythmisch wie harmonisch. Und DAS ist es, auf was es beim ´raushören ankommt ...

Und ... musikalische Ausbildung, was immer Du damit konkret meinen magst, geht wohl am besten parallel und Hand in Hand mit der Ausbildung in Gehörbildung. Ich persönlich würde soweit gehen zu sagen, Gehörbildung I ST die musikalische Ausbildung ... aber das mag mancher anders sehen ...

Thomas
 
Ich gehöre zu denen, die sich seit langem damit quälen, etwas heraus zu hören. Langsam wurde es besser und bei einfachen Songs klappte manchmal schon was, manchmal brauchte ich Stunden völliger Ungestörtheit, bis ich ein paar einfache Dinge raus gehört hatte. Ich konnte nie begreifen, wie man einen Song im Radio hören kann, und einfach so weiß, was da für Akkorde gespielt werden. Mein früherer Gitarrenlehrer sagte mir mal, das wäre nicht schwer, und schließlich erkenne ich ja auch einen Blues, und weiß dann automatisch die Akkordabläufe. Und genau so kann man bei jedem Song die Harmonieabläufe hören lernen. Das mit dem Blues begriff ich, einen Blues erkannte ich immer. Aber dass man das Hören für andere Stile lernen kann (wenn man Musik nur nebenbei macht, wie ich) das habe ich nicht so ganz glauben können. Ich hörte oft gar nichts! :weep:

Und heute habe ich ein ein völliges Schockerlebnis gehabt. :)) Ich saß bei ner Freundin, sie spielte mir auf Youtube einen Song vor, den ich noch nicht kannte - von Bob Dylan, gesungen von Neil Young - und mich traf es wie der Blitz: ich hörte die Akkordfolgen, ich hörte, wie das Lied akkordmäßig funktionierte. Ich konnte nicht sehen, was im Video lief, ich hörte nur. Dann in der 3. Strophe nahm ich langsam und ungläubig die Gitarre und schlug leise die Akkorde an und es stimmte (sogar die Tonart, aber das wäre zweitrangig, das hätte ich leicht nachjustieren können, wenn die Tonart etwas höher oder tiefer gewesen wäre). Meine Freundin guckte groß, ich noch größer, ich war innerlich voller Feuerwerk. Das gibt´s doch nicht! Ich hörte die Akkorde, wie sich sich aneinanderreihten. Ohne mühsam auf der Gitarre Ton für Ton zu suchen. Einfach so. Gehört.

Ich kann nur sagen, wer das lernen will, nicht aufgeben! Ich weiß dass ich früher gar nichts hörte, und nun geht es bei einfachen Songs. Für mich ist es ein Feiertag. Wem das schon immer leicht fiel kann das vielleicht nicht verstehen, wie ich mich freue.
 
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Man kann das (in Richtung "Melodiediktat") auch anders herum üben:
Einfach mal eine bekannte Melodie (Happy Birthday, Alle Vögeln sind schon da oder auch Serienthemes wie Flintstones, Alf, Bundys) aufschreiben ohne das Instrument zur Hilfe zu nehemen. Dann entsprechend kontrollieren. Vor allem den Anfangston richtig bestimmen: Beginnt Happy Birthday auf der Terz? Grundton? - nicht leicht ;-)

Zur Eingangsfrage: ich bin auch im Club der Gequälten. Meiner Ansicht nach ist die wichtigste Vorraussetzung Geduld und Frustresistenz.
Hilfreich:
Nebenbei versuchen die Dinge die man so spielt (oder schon immer gespielt hat) bewusster hören
Nachsingen
Im Chor die Mittelstimmen (Tenor/ Alt) singen am besten Klassik oder barocke Choräle/Kantaten
Im Chor den Bass mitsingen und mal versuchen Kadenzen zu oktavieren - also den aufgeschriebenen Quintfall gegen eine Quarte aufwärts ersetzen usw.
Lehrer
Plan beim Üben haben. Nicht zu viel am Stück, fürs Gehirn ist das Höchstleistung, das kann man nicht 2 Stunden am Stück machen.
Chor Chor Chor - je klassischer desto besser am Anfang
 
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Also ich war in vielen Chören. Das Heraushören von Akkorden hat das bei mir persönlich auf keinen Fall gefördert.
 
Nein aber Stimmführung, Vorhalte, 2-4-3 Wendungen usw... so typische Sachen. Eine verminderte Quinte ist nicht leicht zu singen, aber in Zusammenhang mit typischen harmonischen Wendungen wird sie zunehmend leichter sich vorzustellen - umzusetzen udn wiederzuerkennen. Klar für die Akkrodfolge eines popsongs bringt das nicht unmittelbar etwas, aber der Trainingseffekt für das gehör überträgt sich schlussendlich auf viele Genres und Bereiche.

Ein Chor selbst ist dafür geeignet, weil andere Sänger einem Sicherheit geben - was nützt es einem wenn man es falsch macht. Im Chor bemerkt man seine Fehler. Nach einigen Jahren kommen dann die Automatismen...

Grüße
 
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Schon ... aber Chorsingen fördert auch unheimlich das "Nebeneinandersingen". Das "auf seine Stimme fukussiert sein, obwohl sie im Gesamtkontext völlig unwichtig sein mag". Und unterminiert somit das ganzheitliche musikalische Hören ...

Ich habe absolut nichts gegen Chorsingen. Ich singe selber in einem. Und es ist gewiß eine musikalische Bereicherung in vielen Belangen. Aber ob es als Harmonie-Gehör-Training wirklich die erste Wahl ist, ist mehr als fraglich für mich ...

LG - Thomas
 
Schon ... aber Chorsingen fördert auch unheimlich das "Nebeneinandersingen". Das "auf seine Stimme fukussiert sein, obwohl sie im Gesamtkontext völlig unwichtig sein mag". Und unterminiert somit das ganzheitliche musikalische Hören ...
Ok ich verstehe das Argument, ich weiß aber nicht ob man sich damit etwas kontraproduktives antrainiert (hast Du nicht behauptet)... was es mir gebracht hat:
Ich weiß relativ schnell ob ich zum Beispiel grade auf der Terz des Akordes singe. Klar nur bei längeren Akkorden (Schlussakkord).
Ok, dass es erste Wahl zum Harmonie-Hören ist kann ich auch nicht sagen, allerdings hat es so viele positive Nebeneffekte die sich sicherlich auch aufs Harmoniehören auswirken.

Naja Eingangsfrage war ja kann man das Heraushören lernen. Und Mittelstimmen im Chor zu singen bedeutet nicht nur die Hauptmelodie, die man schnell hört und auswendig kann nachzusingen (sopran), sondern ein Feeling zu entwickeln, die eigene Stimme Abseits der Melodie einzupassen. Man "macht" ja damit Harmonie und nicht wie oft der Sopran die Melodie. Das wäre mein theoretischer Asatz warum das ganz gut funktionieren sollte. da ich noch nicht lange im Chor singe kann ich das nicht so preisen aber ich habe ein ganz gutes Gefühl darin... ich muss zugeben, dass der Chor dafür aber auch gut sein muss. Das liftet einen Anfänger dann nochmal ne ganze Runde...

Vielleicht sollte man da eine eigene Diskussion draus machen? "Was bringt Chorsingen für das Harmonieverständnis/Gehörbildung" oder so... finds grad' ganz gut, dass ein paar Erfahrungsberichte kommen.
 
Mit hören (input) hat das nichts zutun, eher damit die Informationen die längst im Gehirn verarbeitet wurden zu koordinieren und abzurufen.
Umso weniger Talent desto mehr Ausdauer braucht man, um das zu erlernen.

Talentierte hören intuitiv das "richtige" bzw. ordnen es durch Erfahrung richtig ein , genau wie das Gehirn.
 
Mit hören (input) hat das nichts zutun, eher damit die Informationen die längst im Gehirn verarbeitet wurden zu koordinieren und abzurufen.

Das ist zwar wahrscheinlich richtig, wenn man es ganz genau nimmt ... bringt uns hier aber keinen Schritt weiter. Unter dem weiten Begriff "musikalisches Hören" versteht man halt nun mal die Fähigkeit, das Gehörte musikalisch sinnvoll kategorisieren und einordnen zu können. Daß das (natürlich) eine nachfolgende Gehirnleistung und weniger eine Leistung des tatsächlichen Ohrs ist, tut dabei nichts zur Sache ...
 
Hier ist ein gutes Programm, um das Heraushören von Notenintervallen zu Trainieren :

http://www.musictheory.net/exercises/ear-interval

Dies kann gut dabei helfen, Melodien über das Gehör zu identifizieren.

Anstatt ein unbekanntes Intervall selbst zu bestimmen kann man auch umgekehrt vorgehen und sich den Klang von vorgegebenen Intervallen etwa nach folgendem Muster eintrainieren :

1.Such dir ein Intervall aus

2.Spiele dieses Intervall auf dem Instrument deiner Wahl vor

3.Singe mit deinem Instrument das Intervall mit

4.Lass dir von deinem Instrument einen Grundton vorgeben und sing das ausgewählte Intervall darauf

5.Spiele das Intervall vor und singe es frei nach (ohne Instrument)




Bei der Gitarre kann der grundsätzliche Unterschied zwischen Dur und Moll Akkorden auch relativ leicht übers Gehör heraus gefunden werden :

Dur-Akkorde haben einen "fröhlichen" Grundcharakter, am Ende geht der Klang eher "nach oben".

Moll-Akkorde haben einen schwermütigen Grundschrakter, am Ende hat der Klang eher die Tendenz, "nach unten zu gehn".


Wenn man das eine Zeitlang trainiert hat, kann man Moll oder Dur-Akkorde ganz gut übers Gehör identifizieren.

Wenn man beispielsweise den Grundton einer Melodie identifiziert hat, der z.B. D ist (z.B. oft am Strophenanfang oder -ende zu finden) , wäre die zweite Aufgabe dann zu bestimmen, ob die Melodie einen heiteren oder traurigen Charakter hat.

Wenn man also den Grundton D bestimmt hat und die Melodie eher traurig klingt, dann ist die Tonart der Melodie mit großer Wahrscheinlichkeit D-Moll.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das ist zwar wahrscheinlich richtig, wenn man es ganz genau nimmt ... bringt uns hier aber keinen Schritt weiter. Unter dem weiten Begriff "musikalisches Hören" versteht man halt nun mal die Fähigkeit, das Gehörte musikalisch sinnvoll kategorisieren und einordnen zu können. Daß das (natürlich) eine nachfolgende Gehirnleistung und weniger eine Leistung des tatsächlichen Ohrs ist, tut dabei nichts zur Sache ...

Das seh ich etwas anders, denn es geht nicht darum, dass absolute Gehör zu finden, sondern es ähnlich wie ein sehr talentierter Mensch einfach abzurufen. Eine Fähigkeit die man sich antrainieren kann und wie so meist einfacher ist, wenn man bereits im Kindesalter damit beginnt. Die Ausdauer besteht lediglich darin, sich durch ständige Konzentration und Vorstellungskraft an das absolute zu gewöhnen.
 
Anstatt ein unbekanntes Intervall selbst zu bestimmen kann man auch umgekehrt vorgehen und sich den Klang von vorgegebenen Intervallen etwa nach folgendem Muster eintrainieren :
[...]

Wenn man das eine Zeitlang trainiert hat, kann man Moll oder Dur-Akkorde ganzgut übers Gehör identifizieren.

Wenn man beispielsweise den Grundton einer Melodie identifiziert hat, der z.B. D (z.B. oft am Strophenanfang oder -ende zu finden) wäre die zweite Aufgabe dann zu bestimmen, ob die Melodie einen heiteren oder traurigen Charakter hat.
...ich denke das reicht nicht so wirklich. In freier Wildbahn kann man das bei liedanfängen amchen. Und wenn man viel nachsingt kann man sich einzelne Melodiephrasen so auch erschließen. Aber versuch mal 3 simultanintervalle direkt nacheinander gespielt zu bestimmen. Dann wirds schon wieder kritisch.
Ich hab mich mal auf ne Gehörbildungsprüfung vorbereitet wo es auch hieß "Erkennen von simultan angeschlagenen Intervallen". Das hab ich dann mit Earmaster geübt und hatte bei etwa 20 versuchen über 2 Oktaven nie ein Problem und meistens null Fehler. Dann hat der Professor allerdings immer nacheinander Terzen, Sexten, Sekunden angeschlagen. Da hab ich sowas von kein Land mehr gesehen weil ich den zuvor gehörten Klang nicht ausschalten konnte. Ich hab das dann harmonisch gehört, konnte sagen "das klingt irgendwie wie ne Dominante war aber nur ne leere Quinte, oder war da jetzt ne Terz dabei? Also große Terz... oder höre ich diese pseudo dominante grade verkürzt also ohne Grundton - also kleine Terz obwohl es nach Dur klingt?".

Das ist so ein typisches Problem.

Mit fröhlich und traurig kommt man nicht weit außer in der Grundschule ;-)

Moll = weich , Dur = hart finde ich eine treffendere Beschreibung.

Aber was Du da beschreibst macht natürlich trotzdem Sinn, allein weil man einfach sich damit beschäftigt genau hinzuhören und das gehörte zu analysieren und zu benennen.

Das seh ich etwas anders, denn es geht nicht darum, dass absolute Gehör zu finden, sondern es ähnlich wie ein sehr talentierter Mensch einfach abzurufen. Eine Fähigkeit die man sich antrainieren kann und wie so meist einfacher ist, wenn man bereits im Kindesalter damit beginnt. Die Ausdauer besteht lediglich darin, sich durch ständige Konzentration und Vorstellungskraft an das absolute zu gewöhnen.
Turko meinte mit tatsächlichen Ohr wohl nciht das absolute Gehör, sondern eher die Physische Verfassung des Ohres. Jemand, der zum Beispiel schwerhörig ist, hat eigentlich gar keinen Nachteil bei der Gehörbildung, denn das Gehirn ist der Analyseapparat.

Absolutes Gehör antrainieren ist so eine Sache. Mein Theorielehrer hat es irgendwann aufgegeben wie er sagte. Mein Instrumentallehrer kann seinen Kammerton bei Stimmen "fast" absolut Stimmen. Vielleicht nicht auf 2 Cents genau aber naja...
 
...ich denke das reicht nicht so wirklich. In freier Wildbahn kann man das bei liedanfängen amchen. Und wenn man viel nachsingt kann man sich einzelne Melodiephrasen so auch erschließen. Aber versuch mal 3 simultanintervalle direkt nacheinander gespielt zu bestimmen. Dann wirds schon wieder kritisch.

Das ist so ein typisches Problem.

Mit fröhlich und traurig kommt man nicht weit außer in der Grundschule ;-)

Moll = weich , Dur = hart finde ich eine treffendere Beschreibung.

Aber was Du da beschreibst macht natürlich trotzdem Sinn, allein weil man einfach sich damit beschäftigt genau hinzuhören und das gehörte zu analysieren und zu benennen.


Ja es war auch nur für den Anfang gedacht. Aber ich finde schon das man sich damit schon beschäftigen muss, wenn vorher noch nie Gehörbildung betrieben hat.

Es gibt viele Leute (Stichwort "Guitar Pro" etc.), die technisch spitze in Windeseile möglichst viele vorgegebene Noten spielen können, aber

trotzdem noch kein melodisches Verständniß und vor allem Gehör für die Musik haben.


Sprich man sollte aufpassen nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu gehen.
 
Dur-Akkorde haben einen "fröhlichen" Grundcharakter, am Ende geht der Klang eher "nach oben".

Moll-Akkorde haben einen schwermütigen Grundcharakter, am Ende hat der Klang eher die Tendenz, "nach unten zu gehn".


*lol*
Dieser Merksatz hat wirksam verhindert, dass ich leicht Moll von Dur unterschieden kann, weil es einige Lieder in Moll gibt, bei denen ich beim Hören des ersten Tons (Mollakkords) fröhlich werde, weil es meine Lieblingsmucke ist... Seitdem ich 13 war und seitdem ich diesen Satz kenne und nicht verstehen kann. In meiner Fröhlichkeit hatte ich nicht mehr die Möglichkeit, etwas "schwermütiges" zu hören

Ich kann das inzwischen etwas besser, aber für mich wäre es hilfreicher gewesen, wenn ich nicht jahrelang vergeblich versucht hätte, das Traurige am Moll zu finden. Das hat mir eine schwer überwindbare Grenze gesetzt, die gar nicht da ist. Für mich ist das einfach neutral, klingt eben nach Moll. Und dann gibt es für mich dann außerdem auch noch Moll-Lieder, die irisch klingen und Moll-Lieder, die russisch klingen, dann ist dann meist wohl der Unterschied zwischen dorisch und äolisch.

Dazu kam, dass ich ganz traurige Kirchenlieder kannte, die alle in Dur waren. :eek:

Und wenn Moll- und Dur-Akkorde aufeinander folgen - was ja in der Praxis vorkommen soll - habe ich schon erst recht keine Möglichkeit von einer Sekunde auf die andere Schwermut und Leichtmut getrennt voneinander wahrzunehmen. Dieser Merksatz ist für mich persönlich also fast unbrauchbar.
 
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Ich weiss jetzt nicht genau, wie weit genau,aber dem Titel nach zu urteilen scheinst du erst am Anfang der Gehoerbildung zu sein. Deswegen sollte man erstmal Grundlegende Dinge ueben, anstatt gleich nach den Sternen zu greifen und nach 2 Minuten hörten gleich bestimmen zu wollen ob es ionisch oder phrygisch ist. Wenn du das was ich hier angefuert habe schon kannst, hast du eigentlich schon solide Grundkenntnisse meiner Meinung nach
 
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Es gibt meines Wissens zwei wirklich gute Lernmethoden:

- Die schnellere: Auf Skalenstufen singen. D.h.: Erst den Grundton bestimmen, diesen nennt man "Eins". Danach die Melodie singen und dabei versuchen, die richtigen Zahlen den richtigen Tönen zuzuordnen. "Morgen kommt der Weihnachtsmann" würde man also folgendermaßen singen: "Eins eins fünf fünf sechs sechs fünf" usw. Alterationen singt man mit: Der 3. Skalenton in Moll ist also "bdrei", der #4. in Lydisch "krzvier" o.ä. Dominantische Dominantseptakkorde baut man folgendermaßen auf: "Fünf Sieben Zwei Vier" und nicht "Eins Drei Fünf Bsieben"! Das übt man so lange, bis ein Reflex ausgebildet ist und sich Töne beim Hören intuitiv nach den Zahlen "anfühlen". So ein Reflex funktioniert wunderbar, solange nicht viel herummoduliert wird. Man kann sich dann zwar helfen, indem man eine neue "Eins" bestimmt, aber bei vielen Modulationen oder bei tendenziell atonaler Musik wird es umständlich. Trotzdem: Für Popularmusik im weiten Sinne uneingeschränkt zu empfehlen. Kann man überall üben, etwa beim Autofahren oder auf dem Klo. Schult außerdem die Orientierung im Tonsystem. Es lohnt sich, zuerst nur Grundtonbestimmung zu üben, bis man schnell darin ist. Alleine damit hat man schon einiges gewonnen. Quelle: Sikoras Neue Jazz-Harmonielehre.

- Wer auch für zahlreiche Modulationen und atonalere Musik gerüstet sein will, singt statt dessen auf absolute Tonnamen. Also "c c g g a a g", etc. Ist aber ein erheblicher Mehraufwand, den man betreiben muss, um einen Reflex auszubilden.
 
Wenn du das was ich hier angefuehrt habe schon kannst, hast du eigentlich schon solide Grundkenntnisse meiner Meinung nach
Wie ich schon schrieb:
Und der von dir genannte Merksatz bezüglich Moll und Dur hat dazu geführt, dass ich mich Jahrzehnte darüber gewundert habe. Moll ist eben für mich nicht traurig, sondern einfach anders als Dur (so wie blau anders ist als rot, ohne das irgendwie traurig oder heiter zu nennen--jaaa, ich weiß, auch Farben machen Stimmungen, aber der Durchschnittsbürger erkennt nicht eine Farbe, weil er beim Anblick eine Stimmung spürt, sondern weil er sie einfach erkennt.) und dieser Weg in die Irre (plus andere, mit der sich dann einstellenden Verklemmung) hat mich sehr viel Frust gekostet.
Es sind also nicht 2 Minuten, sondern viele Jahre, allerdings mit Pausen wegen Frust und der Meinung ich kapiere das nie, u.a. wegen gut gemeinter irreführenden Ratschlägen und Chören, die - wie weiter oben von andern Usern geschrieben - nicht zwingend zur Gehörbildung führen, sondern in meinem Fall zum Singen nach Noten und zum Singen von traurigen Texten nach Dur-Melodien.

Den Titel des Threads habe ich nicht formuliert, der stammt von einem Mod, der das Thema abgetrennt hat, steht auch drin hier.
Das Programm von deinem Link kenne ich auch. Und nach den Sternen greife ich schon lange nicht mehr, sondern für mich gilt der Satz: "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen". Daher freu ich mich so sehr, wenn es besser wird und ich nicht mehr auf falsche chords aus dem Internet angewiesen bin.

Das Einzige, was mir geholfen hat, ist, es immer wieder zu probieren, und die wieder gewonnene Zuversicht, dass es gehen muss und Einer, der mir das mit aller Ruhe immer wieder gezeigt hat. Das hat nun über alle Jahre einfach mal gewirkt.
 
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Ja ist kein Problem. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass dieses Programm das ultimative Mittel zur Gehoerbildung ist, nur mir hat es am Anfang duchaus geholfen und ich dem Titel dieses Threads nach erstmal von der Basis ausgegangen.
 
Ok ich würde sagen Standpunkte sind relativ klar - ich habe zum Spaß mal Earmaster angeschmissen und stelle jetzt nach einiger Zeit fest, dass ich die sus 4 und 2 Akkrode gut trennen kann, weil wir das beim Bach einfach so oft gesungen haben. Ist halt meine Erfahrung. :)
 
Natürlich kann Heraushören erlernt werden. Wie schnell und wie gut hängt sicherlich vom Einzelnen ab, manche lernen ja auch im Selbststudium ein Instrument, während andere ohne Lehrer hilflos wären, die einen lernen schnell, die anderen brauchen ihre eigene Zeit. Aber zu sagen "Ach ne, ich gehöre zu den Menschen, die das eh nie lernen können" ist schlichtweg falsch und eine Ausrede!

Das Gehör ist ein Organ, das trainiert werden muß, am besten jeden Tag. Gehörbildung ist nicht einfach, dauert u.U. sehr lange und ist eine oftmals demotivierende Angelegenheit. Vor allem, weil Erfolge nicht wirklich schnell messbar sind sondern oftmals erst über Monate oder sogar Jahre. Dennoch ist es ungemein wichtig und wird in der heutigen Musikausbildung (und ich rede hier nicht vom Musikstudium) viel zu oft sträflich vernachlässigt. Was nützt es mir, wenn ich zwar die geilsten Gitarrenriffs runterspielen kann, weil mein Gehirn und meine Finger es so einprogrammiert haben, ich es aber über meine Ohren im Endeffekt nicht wirklich begreife? Hören heißt auch Fühlen. Verinnerlichen. Und das kann man lernen wenn man denn nur will.
Anfangen sollten man natürlich mit sehr einfachen Liedern, am besten Lieder, die man eh gut kennt, mitsingen bzw. mitsummen kann und die einem somit mehr oder weniger schon geläufig sind. Und dann versucht man eben, das auf das Instrument zu übertragen. Gerade anfangs eine sehr mühselige Angelegenheit, aber auch hier gilt (wie so oft im Leben): Übung macht den Meister.

Viele bekannte Musiker haben das Spielen dadurch gelernt, daß sie sich in ihrer Jugend vor den Plattenspieler gesetzt und durch Heraushören versucht haben, das Gehörte nachzuspielen. Da gabs noch keine Songbooks. Oder Internet. Ein User hier (ATP111) hat es schon schön beschrieben. So sehr das Internet für Musiker heutzutage Vorteile bietet, so hat es doch einige Nachteile. Mit scheint, die Selbständigkeit bleibt vielfach auf der Strecke. Gerade junge Musiker scheinen mir oftmals ohne App bzw. Anleitung aus dem Internet etc. gar nicht mal mehr in der Lage zu sein ihr Leben und Ihr Spiel zu organisieren. Leute, schmeisst mal Eure Handys weg und macht den PC aus, dafür aber mal die Ohren auf und versucht das ohne den ganzen technischen Kram zu regeln. Früher war zwar nicht alles besser, aber so einiges doch nicht ganz schlecht.
 
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