Yep, das stimmt. Das merke ich zB. bei meiner GL. Sie ist nett, sehr gut und sie bringt mich auch weiter nach vorne - aber manchmal zu wenig. Ich würde mir noch mehr "pushen" wünschen, klare Zielsetzungen, damit es auch weiter geht.
Das ist wirklich ein häufiges Problem. Die meisten GL haben ja v.a. Laienschüler und da wiederum v.a. solche die vom Chor-/Ensemble-Singen her kommen und einfach mal ihre Stimme etwas verbessern wollen. Das war zB. auch bei mir damals der Grund, weshalb ich mit GU begann (vom Wunsch solistisch zu singen war ich damals noch weit entfernt!) Bei vielen bleibt es aber auch im Laufe des GU dabei. Sei es, dass sie nicht die Zeit investieren wollen/können, die es bräuchte, um die Stimme Richtung Solo-Niveau zu bewegen, sei es, dass Singen für sie einfach nicht so zentral ist, sondern ein Hobby von vielen. Sie sind zufrieden, wenn durch den GU das Chorsingen besser läuft oder sie durch die stimmlichen Fortschritte in ein kleines aber feines Vokalensemble eintreten können. Ich jedenfalls kenne ziemlich viele Gesangsschüler, die auch nach längerer Zeit GU in etwa diese Motivation haben (was an sich ja auch völlig ok ist!). Solche Schüler üben natürlich aber dann auch nicht so intensiv, wie jemand (egal ob Laie oder werdender Profi) der Sologesang zum Ziel hat.
Wenn jetzt ein GL mehrheitlich solch "extensivere" Schüler hat, schleicht sich wohl nicht selten in seinem Unterricht über kurz oder lang ein bisschen ein "Schlendriantempo" ein und dies völlig unabhängig von den effektiven Fähigkeiten des Lehrers und obwohl er das eigentlich gar nicht will! Der Lehrer gewöhnt sich aber sozusagen ans gemütliche Tempo, das ihm von den Schülern vorgegeben/aufgezwungen wird. Es wird dann zwar auch Lehrer geben, die, wenn sie erkennen, dass da plötzlich ein Schüler ist, der ein höheres Tempo gehen will, auch wieder einen Gang hochschalten können, aber ev. halt nicht alle.
Wenn man deshalb als Gesangsschüler seine Ausbildung intensiv gestalten will, gibt es IMHO 2 Möglichkeiten:
1. man spricht mit dem GL und sagt explizit, dass man eine intensive, sehr zielgerichtete Ausbildung möchte. Man kann ev. sogar gewisse Ziele vorgeben (nach einem Jahr haben wir das und das erreicht, nach 2 Jahren ist mein Ausbildungsstand so und so). Wobei das auch nach hinten losgehen kann, da solche Ziele auch (negativen) Druck machen können und der ist sehr kontraproduktiv beim Singenlernen/beim freien Sichentwickeln der Stimme. Und natürlichist es ziemlich frustrierend, wenn man die Ziele in der vorgegeben Zeit allenfalls dann nicht erreicht.
Besser finde ich es deshalb, wenn man nicht die Ziele festlegt, sondern den Weg dorthin. Der GL informiert den Schüler über sein Vorgehen, wie er den Unterricht in Zukunft aufbauen will, was der nächste Schwerpunkt ist an dem gearbeitet wird usw. Und er legt zusammen mit dem Schüler ein Übekonzept für diesen fest: wie wird der Schüler üben, wie wir er den Stoff aus der Stunde verarbeiten und umsetzen, wie viel Zeit wird er täglich ins Üben investieren, usw.
So könnte ich mir vorstellen, wäre ein intensive(re) Ausbildung auch bei einem GL möglich der sonst mehrheitlich mit den Schülern langsamer vorwärtsgeht. Alles unter der Voraussetzung natürlich, der GL taugt prinzipiell was
2. die andere Möglichkeit ist, man sucht sich einen GL, der grundsätzlich mit den Schülern ein hohes Tempo geht, bei dem die intensive Ausbildung Standard ist. Das wird in der Regel ein Lehrer sein, der mehrheitlich/ausschliesslich werdende Profis und Semi-Profis (=sehr fortgeschrittene Laien, die (fast) auf Profiniveau singen) in seiner Gesangsklasse hat. Dort kommt man dann, ob man will oder nicht
, in ein ganz anderes Fahrwasser hinein. Und auch Leute die vorher bzgl Singenlernen eher einen Hang zur Gemütlichkeit hatten (ähm
), werden davon mitgerissen. D.h. wenn sie nicht riskieren wollen, wieder rauszufliegen, müssen sie bereit sein, das dort übliche Tempo (entsprechend ihrer anlagebedingter Möglichkeiten) mitzugehen; umso mehr, wenn sie zu alledem noch deutlicher weniger begabt sind, als der Rest der Klasse
. Und, sofern ihnen das Singen wirklich wichtig ist, möchten sie es nach kürzester Zeit auch gar nicht mehr anders
. (Du siehst, ich plaudere ein bisschen aus dem Nähkästchen
)
Das Problem dabei: es ist vermutlich nicht ganz einfach, als williger aber normal begabter Laie einen solchen Lehrer zu finden. Meistens sind die mit Profi-Ausbildung so ausgelastet, dass es ihnen gar nicht möglich ist, sich auf das Abenteuer (Noch-)Nichtfortgeschrittener Laie einzulassen (auch wenn sie es grundsätzlich vllt mal noch ganz spannend fänden).
Ich habe mich jetzt entschieden, den C-Schein für Orgel und Kirchenmusik zu machen
Profichor: wird man in solchen Chören als Sängerin dann auch bezahlt, bzw. verdient man da Geld?
Glaub eher nicht. Dieser Chor wo ich mich eventuell bewerben möchte, ist eben kein Profichor, sondern es sind alles Laien, die aber das Singen sehr intensiv betreiben. Habe jetzt aber gerade gehört, dass es ev. eine Konzeptänderung geben soll, indem ev. noch Profis dazu kommen würden, so dass in Zukunft dort ein "Gemisch" aus Profis und fortgeschrittenen Laien sein wird. Wie es dann mit allfälligen Honoraren aussehen würde, keine Ahnung. Aber ist bei mir ohnehin noch alles ganz unsicher, weiss noch nicht mal sicher, ob ich mich überhaupt bewerbe.