Review -Reloop RP6000 MK6 b

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wultna
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Wenn man bei Google nach Erfahrungsberichten zu den RP6000 MK6 b sucht, so stößt man auf einige meiner Ansicht nach sehr merkwürdige (um nicht zu sagen unhaltbare) Erfahrungen und Halbwahrheiten zu diesem Gerät. Ich betreibe mit zwei Freunden einen kleinen Verleih von Veranstaltungsequipment, wobei wir uns eigentlich hauptsächlich auf den Verleih von PA-Systemen und Licht eingeschossen haben. Da potentielle Kunden (hauptsächlich Techno-Veranstalter im Raum Berlin) dazu neigen, ihr Veranstaltungsequipment aus einer Hand zu leihen, sahen wir uns vor einiger Zeit dazu gezwungen, unsere eigene DJ-Ausrüstung anzuschaffen. Nachdem wir bereits Erfahrungen mit etlichen Typen von Plattenspielern (SL1200/1210 MK2 oder M5G, Stanton ST-150 usw...) durch verschiedenste Veranstaltungen sammeln konnten, haben wir uns letztendlich für die Reloop entschieden.

Ich will die Gründe für meine Kaufentscheidung sowie meine Erfahrungen mit diesem Gerät hier darlegen um einerseits mit diesen seltsamen Halbwahrheiten aufzuräumen als auch dem ein oder anderen bei seiner eigenen Kaufentscheidung hilfreich zu sein.

Ausstattung:

Beim RP6000 handelt es sich um einen sogenannten OEM-Plattenspieler. Das bedeutet, dass die Gehäuseform sowie die Basistechnik, also Netzteil, Antrieb und Tonarmanordnung von mehreren Herstellern genutzt wird (Stanton ST-150, Audio Technica AT-LP1240USB, ...). Sie können sich aber hinsichtlich ihrer Ausstattungsmerkmale erheblich unterscheiden. Der RP6000 ist einer der günstigsten Vertreter seiner Klasse, weshalb ihm als Audioausgänge nur das Paar Cinch-Buchsen zur Verfügung steht.
Reloop war jedoch so gütig einen ordentlich klingenden Phono-Verstärker einzubauen, der das Ausgangssignal auf Line-Pegel bringt. So spart man sich unter Anderem die lästige Masseverkabelung. Außerdem sind wie bei jedem dieser OEM-Plattenspieler Anzugsdrehmoment, Pitch-Ratio sowie Bremsmoment einstellbar. Eine Tonhöhenkorrektur fehlt dem RP6000. Der RP6000 bietet also bis auf die Standartfeatures keine weiteren Funktionen, es handelt sich um einen reinen DJ-Plattenspieler.

Verarbeitung:

Das offensichtlich im Aluminiumdruckgussverfahren hergestellte Gehäuse macht einen wirklich unverwüstlichen Eindruck. Im vergleich zu anderen eher als lächerlich zu betrachtenden Plattenspielern von Reloop ist hier offensichtlich sehr vernünftig geplant worden. Die oberfläche des Gehäuses ist gummiert und macht ebenfalls einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Knöpfe sowie der Pitchfader und die Drehpotentiometer sind ebenfalls sehr anständig. Der Plattenteller kippelt in keinster Weise. Zu den Füßen werde ich im Punkt "Störfestigkeit" noch einiges sagen, an dieser Stelle sei nur erwähnt, dass sie denen der Technics bei weitem überlegen sind. Der Tonarm macht auf mich ebenfalls einen hochwertigen Eindruck. Er ist aus gebürstetem V2A-Edelstahl gefertigt und seine Lager absolut Spielfrei. Der Pitchfader hat im Gegensatz zu den Technics SL1200/SL1210 keine Einastung auf der Nullstellung, was bei den alten Technics ein echtes Manko darstellte, da man den Pitch um diesen Punkt herum nur sehr ungenau Einstellen konnte.

Wirklich wichtig aber bei einem Plattenspieler, der auf öffentlichen Veranstaltungen genutzt werden soll, sind Betriebssicherheit sowie Störfestigkeit.

Reloop.jpg

Betriebssicherheit:

Zur Betriebssicherheit kann ich außer der Tatsache, dass es sich um ein Gerät der Schutzklasse III (Schutzkleinspannung) handelt, nicht viel sagen. Scharfe Kanten weist das Gehäuse nicht auf, die Verarbeitung allgemein wirkt wertig. Einzig das Gewicht von 12 kg sollte nicht unterschätzt werden. Wenn einem dieses Gerät auf den Fuß fällt, dann ist er mit einiger Sicherheit gebrochen.

Störfestigkeit:

Hat man auf diesen Geräten zwei Schallplatten akkurat synchronisiert, so laufen diese auch nach längerer Zeit (Minuten) nicht auseinander. Dies liegt an einer per Schwingquarz getakteten Geschwindigkeitssteuerung des Antriebes. Bei der Beschaltung dieser Quarze benötigt man Bauteile, die weder mit der Zeit noch bei unterschiedlichen Umgebungsbedinungen ihre elektrischen Parameter stark ändern. Offensichtlich wurden solche Bauteile hier eingesetzt. Im einem Forenbeitrag las ich das (in meinen Augen krude) Argument, dass diese Plattenspieler an problematischen Netzspannungen wie sie beispielsweise von Baumarktaggregaten bereitgestellt werden, Gleichlaufschwankungen entwickeln würden. Das ist VÖLLIGER SCHWACHSINN! Das Netzteil des Gerätes verfügt über eine Spannungsstabilisierungsschaltung, weshalb es dem Motor völlig egal ist, ob das Netzteil nun 230V oder 210V bekommt. Ich hab es nicht getestet aber ich Wette, dass die Plattenspieler selbst bei 150V effektiver Wechselspannung egal welcher Frequenz oder Wellenform noch anstandslos funktionieren. Die Netzteile jedes 10-Euro-Küchenradios sind heutzutage dazu in der Lage. Anders sieht es bei den alten Technics aus - ich bin mir recht sicher, dass diese eine solch niedrige Spannung nicht mehr tolerieren würden.
Das Drehmoment des Antriebes kann mit Fug und Recht als außerordentlich kräftig beschrieben werden. Kein vergleich zu den riemenbetriebenen Krücken, für die Reloop ja normalerweise steht. Jedenfalls ist der Antrieb um einiges stärker als der der alten 12x0er Technics, die ja sehr gerne als Referenz herangezogen werden.

Zum Schluss will ich auf das Rückkopplungsverhalten des RP6000 eingehen, wozu ich etwas ausholen muss. Es ist ja meistens das Rückkopplungsverhalten, an dem sich bei den Plattenspielern die Spreu vom Weizen trennt. Wir betreiben einen kleinen Club, in dem wir etwa 100 m² mit zwei 1600-Watt Hornsubwoofern beschallen. Bei einer Schalldruckmessung mit einem reinen Sinuston bei 50 Hz kamen wir auf sage und schreibe 130 dB auf der Tanzfläche, welche etwa 16 m² groß ist. Unser DJ-Pult Ist aus Holz gebaut und nicht auf spezielle Weise akkustisch von dem Raum abgekoppelt.
Wir hatten sowohl die Technics SL1200/1210 MK2 als auch M5G geliehen - bereits bei minimalem reindrehen des Basspotentiometers am Mischpult hatten wir sofort eine extreme Rückkopplung im Bassbereich. An Auflegen war hier nicht zu denken. Daher hatten wir uns immer mit der Methode "Gummis um Aschenbecher Spannen und Plattenspieler auf das entsehende Gummikreuz stellen" beholfen. Mit dieser hatten wir die Rückkopplung in Verbindung mit den Technics einigermaßen im Griff. Dann haben wir uns bei einer Veranstaltung die RP6000 geliehen. Wenn man sich die Füße dieser Plattenspieler anschaut, dann fällt sofort auf, dass es sich hierbei um eine wesentlich ausgeklügeltere Konstruktion handelt als bei den Technics-Modellen. Wir staunten nicht schlecht als wir mit diesen Plattenspielern ohne unsere Aschenbecherkonstruktion den Bass immernoch ziemlich weit hochfahren konnten. Ganz an die Aschenbecherkonstruktion kommen die Füße des RP6000 zwar nicht heran, jedoch liegen sie Meilenweit vor den Technics. Die RP6000 bzw. deren Brüder (Stanton ST-150 usw.) sind nach meiner Auffassung die mit Abstand Rückkopplungsfestesten Turntables am Markt.
Ausfälle oder anderweitige Betriebsstörungen konnten wir bei den RP6000 bisher nicht verzeichnen. Ich hoffe dass das auch noch lange so bleibt.

Fazit:

mit knapp 400 Euro ist der RP6000 sicherlich nicht mit einmal Taschengeld zu bezahlen. Dennnoch kann ich auch jedem Anfänger nur raten, auf dieses Gerät zu sparen. Es lohnt sich einfach nicht, sinnlos Geld in günstigere Modelle zu stecken, die sich beim ersten Auftritt auf der eigenen Party als vollkommen Nutzlos (Rückkopplung) erweisen. Im vergleich zu den Plattenspielern der Marke Technics kann nur gesagt werden, dass die RP6000 jedes Modell von Technics in wirklich jedem Punkt übertreffen, teilweise sogar sehr deutlich! Bei Technics bezahlt man zwar den Namen mit, aber der Preis vor allem der neueren Modelle wie mk5 oder m5g sind mit weit über 1000€ einfach mal fernab jeglicher Realität! Ich jedenfalls bin sowohl als DJ als auch als Vermieter mit diesen Geräten sehr zufrieden. Sollten Probleme auftauchen, so werde ich diese hier bekannt machen.
 
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