SixStringAddict
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Es wird mal langsam wieder Zeit für ein neues Review, und was böte sich da eher an als meine (fast) neueste Errungenschaft:
The mighty Mini Rectifier Head
Zunächst ein Bildchen:
Sieht aus wie ein ausgewachsenes Top, ist aber winzig klein (32 cm breit) und sehr leicht (ca. 5 kg). Dabei sehr wertig verarbeitet (wie bei Mesa üblich), natürlich komplett in Vollröhrentechnik, und als Gimmick leuchtet das Teil natürlich in einem schicken Rot, wobei Mesa mittlerweile auch andersfarbige LEDs und Frontgrills anbietet. Leider kann man die Einstellung der Potiknöpfe gar nicht ablesen, die winzige Einkerbung, die nicht farblich gekennzeichnet ist, ist kaum zu erkennen. Mit dabei ist ein Fußschalter, um zwischen Clean (CH 1) und Overdrive (CH 2) zu schalten, sowie eine pracktische Umhängetasche. Thomann bietet für den Recti auch ein passendes Case an, sollte man ihn doch mal mit on the Road nehmen wollen. Die Rückseite bietet Anschlussmöglichkeiten für 8 oder 4 ohmige Boxen sowie einen seriellen FX Loop, der mit einem Kippschalter vollständig aus dem Signalweg genommen werden kann.
Die weiteren Specs erlaube ich mir vom großen T kurz zu kopieren:
25/10 Watt (schaltbar)
2 Kanäle, 3-Band EQ
Presence und Master für jeden Kanal getrennt regelbar
FX Loop
Hard Bypass Schalter für FX Loop
Endstufenröhren: 2x EL84
Vorstufenröhren: 5x 12AX7
Soviel dazu...
Das erste Anschließen!
Ich war natürlich heiß wie sonstwas, als ich den Amp endlich im Proberaum hatte. Natürlich hatte ich ihn einmal im Laden angespielt, aber man kennt das ja, es klingt "daheim" doch immer wieder anders. Da ich mir das Beste bis zum Schluss aufbewahren wollte, habe ich mit dem Clean Kanal und seinen Modi begonnen. Ich gehe hier nicht auf die Regelmöglichkeiten der EQ Sektion ein, die (teilweise) immens sind. Die einzelnen Regler sind auf jeden Fall sehr interaktiv, d.h. dass z.B. der Treble Regler bei weniger Gain mehr Effekt hat als bei höheren Gaineinstellungen u.ä. Die Schaltung zwischen 25 und 10 Watt bewirkt natürlich weniger Headroom, wodurch man sehr viel früher in die Endstufensättigung kommt. Dies ist v.a. im CH 1 sinnvoll, denn da die Preampsektion des CH 2 eh massig Gainreserven hat, wirkt sich hier das Umschalten lediglich in einem kleinen Volumedrop und geringfügigen tonalen Veränderungen aus.
CH 1/Clean
Also alles auf 12 Uhr, den Schalter auf 25 Watt und ran an die 2x12" mit V30. Der Sound ist in diesem Mode sehr clean, erst bei ca. zwei Uhr stellt sich eine erste Zerre ein. Der Sound geht (natürlich) deutlich in die amerikanische Ecke, nicht zu vergleichen z.B. mit meinem AC 30. Ich höre deutlich Fender Anleihen mit ein wenig mehr Kompression. Sehr schön für arpeggierte Akkorde, weniger was für Blues oder so.
CH 1/Pushed
Hier rotzt es schon mehr, v.a. mit Humbuckern kann man hier bei höherem Gain schon fast rocken. Single Coils bedienen den Kanal mMn jedoch besser, da sie ein differenzierteres Spiel mit mehr Dynamik erlauben. Natürlich kann man aber auch den Pushed Mode clean fahren, indem man Gain runterdreht und den Master des CH 1 dafür aufdreht. Ggf. noch ein wenig mit dem Volumeregler der Gitarre spielen und -Viola- hier cleant es doch schon eher auf britische Art. Mir gefällt dieser Mode besser als der Clean Mode, der etwas steril klingt.
CH 2/Vintage
Jetzt aber!!! Wir wollen Zerre! Und glaubt mir, die bekommt man. Mein lieber Scholli, bei 12 Uhr poltert es hier schon sehr gewaltig los. Dieser Mode komprimiert nur recht wenig, erlaubt dynamisches Spiel, das auch auf den Volumeregler reagiert. Dabei ist der Amp im 25 Watt Betrieb schon sehr (!) laut, für eine normale Probe reicht es definitiv, bei Gigs wird der Amp ja eh abgenommen, geht also auch.
Clean geht in diesem Mode selbst mit Single Coils nicht, das Gain reicht von Rock Crunch bis durchaus metaltauglicher Zerre, die vom Voicing her jedoch überraschend britisch klingt. Könnte sein, dass sich hier die EL84 auswirken, die klassischerweise ja eher in den britischen Amps verbaut werden, während die Rectis ja traditionell mit 6L6 betrieben werden.
CH 2/Modern
Schwupp, es wird erstmal lauter, also den Master des CH 2 etwas runter... Und da ist der Metal Recti! Gain regeln kann man hier effektiv eigentlich nur zwischen Null und etwa 11 Uhr, danach wird nur noch mehr komprimiert. Dynamisches Spiel geht kaum (für Solos bietet sich also eher der Vintage Mode an), dafür stechen Palm Mutes hier immer wie ein Messer ins Herz. Metalriffs kommen richtig tight daher, komplexere Akkorde verschwimmen dafür etwas (v.a. auf den höheren Saiten), was aber völlig ok ist. Insgesamt eine sehr stramme Zerre, da kann man kaum anders als auf die zwölf und möglichst schnell spielen. Eine wahre Freude, die ganzen alten Megadeth Riffs noch einmal auszupacken. Der britische Charakter geht in diesem Mode vollständig verloren, der Modern Mode bietet Zerre, wie man sie von einem Recti erwartet und bekommt.
Abschließend sei noch zu erwähnen, dass CH 2 insgesamt sehr basslastig ausfällt. Hier muss man auf jeden Fall die EQ Sektion bemühen, bitte, bitte, bitte, dreht den Bass etwas raus, sonst wird der fette Sound, den der Recti alleine bietet, im Bandkontext mit dem Bass kollidieren und versuppen. Wenn man das beachtet, setzt sich der Kleine sehr gut im Bandgefüge durch!
Ob das ganze nun 1348.- Euro wert ist, wie der Amp derzeit gelistet ist, muss jeder selbst entscheiden. Fakt ist, dass man viel Namen mitbezahlt, technisch ist das Ganze sicher auch günstiger anzubieten. Ich halte ihn für überteuert und habe ihn mir deswegen gebraucht gekauft.
Fazit:
+ Verarbeitung
+ Modes sehr unterschiedlich gevoiced
+ Tasche und Fußschalter im Lieferumfang
+ Sound (außer CH 1 Clean mMn)
+ FX Loop mit Hard Bypass
+ Klein und die Bandscheiben schonendes Gewicht
- CH 1 Clean etwas steril (für mich )
- Lesbarkeit der Potiknöpfe
- Bauartbedingt nix für Wurstfinger
- Lautstärkesprung bei Schaltung zwischen CH 2 Vintage und Modern
- Preis
The mighty Mini Rectifier Head
Zunächst ein Bildchen:
Sieht aus wie ein ausgewachsenes Top, ist aber winzig klein (32 cm breit) und sehr leicht (ca. 5 kg). Dabei sehr wertig verarbeitet (wie bei Mesa üblich), natürlich komplett in Vollröhrentechnik, und als Gimmick leuchtet das Teil natürlich in einem schicken Rot, wobei Mesa mittlerweile auch andersfarbige LEDs und Frontgrills anbietet. Leider kann man die Einstellung der Potiknöpfe gar nicht ablesen, die winzige Einkerbung, die nicht farblich gekennzeichnet ist, ist kaum zu erkennen. Mit dabei ist ein Fußschalter, um zwischen Clean (CH 1) und Overdrive (CH 2) zu schalten, sowie eine pracktische Umhängetasche. Thomann bietet für den Recti auch ein passendes Case an, sollte man ihn doch mal mit on the Road nehmen wollen. Die Rückseite bietet Anschlussmöglichkeiten für 8 oder 4 ohmige Boxen sowie einen seriellen FX Loop, der mit einem Kippschalter vollständig aus dem Signalweg genommen werden kann.
Die weiteren Specs erlaube ich mir vom großen T kurz zu kopieren:
25/10 Watt (schaltbar)
2 Kanäle, 3-Band EQ
Presence und Master für jeden Kanal getrennt regelbar
FX Loop
Hard Bypass Schalter für FX Loop
Endstufenröhren: 2x EL84
Vorstufenröhren: 5x 12AX7
Soviel dazu...
Das erste Anschließen!
Ich war natürlich heiß wie sonstwas, als ich den Amp endlich im Proberaum hatte. Natürlich hatte ich ihn einmal im Laden angespielt, aber man kennt das ja, es klingt "daheim" doch immer wieder anders. Da ich mir das Beste bis zum Schluss aufbewahren wollte, habe ich mit dem Clean Kanal und seinen Modi begonnen. Ich gehe hier nicht auf die Regelmöglichkeiten der EQ Sektion ein, die (teilweise) immens sind. Die einzelnen Regler sind auf jeden Fall sehr interaktiv, d.h. dass z.B. der Treble Regler bei weniger Gain mehr Effekt hat als bei höheren Gaineinstellungen u.ä. Die Schaltung zwischen 25 und 10 Watt bewirkt natürlich weniger Headroom, wodurch man sehr viel früher in die Endstufensättigung kommt. Dies ist v.a. im CH 1 sinnvoll, denn da die Preampsektion des CH 2 eh massig Gainreserven hat, wirkt sich hier das Umschalten lediglich in einem kleinen Volumedrop und geringfügigen tonalen Veränderungen aus.
CH 1/Clean
Also alles auf 12 Uhr, den Schalter auf 25 Watt und ran an die 2x12" mit V30. Der Sound ist in diesem Mode sehr clean, erst bei ca. zwei Uhr stellt sich eine erste Zerre ein. Der Sound geht (natürlich) deutlich in die amerikanische Ecke, nicht zu vergleichen z.B. mit meinem AC 30. Ich höre deutlich Fender Anleihen mit ein wenig mehr Kompression. Sehr schön für arpeggierte Akkorde, weniger was für Blues oder so.
CH 1/Pushed
Hier rotzt es schon mehr, v.a. mit Humbuckern kann man hier bei höherem Gain schon fast rocken. Single Coils bedienen den Kanal mMn jedoch besser, da sie ein differenzierteres Spiel mit mehr Dynamik erlauben. Natürlich kann man aber auch den Pushed Mode clean fahren, indem man Gain runterdreht und den Master des CH 1 dafür aufdreht. Ggf. noch ein wenig mit dem Volumeregler der Gitarre spielen und -Viola- hier cleant es doch schon eher auf britische Art. Mir gefällt dieser Mode besser als der Clean Mode, der etwas steril klingt.
CH 2/Vintage
Jetzt aber!!! Wir wollen Zerre! Und glaubt mir, die bekommt man. Mein lieber Scholli, bei 12 Uhr poltert es hier schon sehr gewaltig los. Dieser Mode komprimiert nur recht wenig, erlaubt dynamisches Spiel, das auch auf den Volumeregler reagiert. Dabei ist der Amp im 25 Watt Betrieb schon sehr (!) laut, für eine normale Probe reicht es definitiv, bei Gigs wird der Amp ja eh abgenommen, geht also auch.
Clean geht in diesem Mode selbst mit Single Coils nicht, das Gain reicht von Rock Crunch bis durchaus metaltauglicher Zerre, die vom Voicing her jedoch überraschend britisch klingt. Könnte sein, dass sich hier die EL84 auswirken, die klassischerweise ja eher in den britischen Amps verbaut werden, während die Rectis ja traditionell mit 6L6 betrieben werden.
CH 2/Modern
Schwupp, es wird erstmal lauter, also den Master des CH 2 etwas runter... Und da ist der Metal Recti! Gain regeln kann man hier effektiv eigentlich nur zwischen Null und etwa 11 Uhr, danach wird nur noch mehr komprimiert. Dynamisches Spiel geht kaum (für Solos bietet sich also eher der Vintage Mode an), dafür stechen Palm Mutes hier immer wie ein Messer ins Herz. Metalriffs kommen richtig tight daher, komplexere Akkorde verschwimmen dafür etwas (v.a. auf den höheren Saiten), was aber völlig ok ist. Insgesamt eine sehr stramme Zerre, da kann man kaum anders als auf die zwölf und möglichst schnell spielen. Eine wahre Freude, die ganzen alten Megadeth Riffs noch einmal auszupacken. Der britische Charakter geht in diesem Mode vollständig verloren, der Modern Mode bietet Zerre, wie man sie von einem Recti erwartet und bekommt.
Abschließend sei noch zu erwähnen, dass CH 2 insgesamt sehr basslastig ausfällt. Hier muss man auf jeden Fall die EQ Sektion bemühen, bitte, bitte, bitte, dreht den Bass etwas raus, sonst wird der fette Sound, den der Recti alleine bietet, im Bandkontext mit dem Bass kollidieren und versuppen. Wenn man das beachtet, setzt sich der Kleine sehr gut im Bandgefüge durch!
Ob das ganze nun 1348.- Euro wert ist, wie der Amp derzeit gelistet ist, muss jeder selbst entscheiden. Fakt ist, dass man viel Namen mitbezahlt, technisch ist das Ganze sicher auch günstiger anzubieten. Ich halte ihn für überteuert und habe ihn mir deswegen gebraucht gekauft.
Fazit:
+ Verarbeitung
+ Modes sehr unterschiedlich gevoiced
+ Tasche und Fußschalter im Lieferumfang
+ Sound (außer CH 1 Clean mMn)
+ FX Loop mit Hard Bypass
+ Klein und die Bandscheiben schonendes Gewicht
- CH 1 Clean etwas steril (für mich )
- Lesbarkeit der Potiknöpfe
- Bauartbedingt nix für Wurstfinger
- Lautstärkesprung bei Schaltung zwischen CH 2 Vintage und Modern
- Preis
- Eigenschaft
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