[Bass] ESP LTD B-50 [2013]

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Moin moin meine lieben Mitbassisten und Mitbassistinnen und alle die es werden wollen!

Da das letzte Review vom ESP LTD B-50 ja schon etwas in die Jahre gekommen ist und offenbar hier und da einige Änderungen seitens des Herstellers vorgenommen wurden (s.u.), gibt's das ganze nochmal in frisch. :)

Warum habe ich mir den B-50 zugelegt? Da ich vor ziemlich genau einem Jahr angefangen habe, in die Welt der tiefen Töne einzutauchen und die mir zur Verfügung gestellten Leihinstrumente reihenweise den Geist aufgaben, musste dann doch mal etwas Eigenes und qualitativ definitiv Gehobeneres her.

Da das meiste Geld (ungeplanterweise :D ) für einen Warwick BC150 draufging, lag die Preisgrenze bei etwa 300€ für den Bass. Also fix so ziemlich alles, was es dort so gibt zusammengesucht und nach und nach durchgetestet. Dabei fiel mir der B-50 durch seinen growlenden und knurrigen Ton auf und so wurde er für 229€ auch schnell mitgenommen. Inzwischen sollten es gute 6 Monate Nutzung sein.
Wie ich im Nachhinein bemerkte, ist es die aktive Version. Die (alte?) Passive wird anscheinend nicht mehr angeboten.

Der direkte Konkurrent war letztlich übrigens der Jackson JS2 Concert Bass, welcher soundmäßig recht ähnlich ist ;)


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Technische Daten
:


* Body aus Linde (Herstellerangabe: Basswood, Händlerangabe: Agathis)
* 6-fach verschraubter Ahornhals
* Thin U Neck Contour, 40mm Halsbreite am Sattel
* 34" Mensur
* Palisandergriffbrett
* 24 XJ-Bünde
* Chrome-Hardware
* LTD Tuner
* LTD DB-4 Bridge
* ESP Designed Pickups (LDJ an der Brücke, LDP am Hals), passiv
* Aktive Elektronik ("ESP Designed ATB-1 Active Tone Boost")
* 2 Volumenregler, 1 Regler für den ATB-1




Der Bass


Der Bass kommt in einem schlichten Karton mit drei Sechskantschlüsseln, die für die Einstellung des Halsspannstabes, der Saitenhöhe und der Intonation benötigt werden. Eine (bei mir volle) 9V-Batterie für die aktive Elektronik ist bereits eingebaut.

Fangen wir oben an: Die Kopfplatte ist schön gemacht, passt zum rockigen Charakter des Sounds, das LTD-Logo vorne, ESP hinten, sowie die Gütesiegel und Herstellungsort (China).

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Auf dem Griffbrett und natürlich auch auf der Halsseite haben wir normale Punkt-Inlays, Bund 24 doppelt und Bund 12 mit einem B-50-Schriftzug (siehe Bilder). Sieht meiner Meinung nach super aus und erleichtert das Finden für Anfänger wie mich :) Die Maße des Halses entsprechen von Breite und Dicke her dem Fender Jazz Bass, die Halsform ist jedoch anders (hier: Thin U, Fender: Modern C). Also eher ein dünneres Exemplar, auf Augenhöhe mit den Viersaitern von Ibanez.

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Der Hals sitzt per Sechsfachverschraubung (werksseitig gut angezogen) bombenfest am Linde-Korpus, welcher eher dick, aber optisch unauffällig daherkommt. Auf Dauer merkt man das Gewicht schon, zumindest im Vergleich beispielsweise zu einem Ibanez SR300, welcher deutlich dünner ist und aus Agathis. Dennoch dürfte viel vom Druck des Basses auf den Korpus zurückzuführen sein.

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Ob die Lackierung (hier die BK-Version, also schwarz-hochglanz) förderlich für die Optik ist oder nach 5 Minuten sowieso voller Fingerabdrücke ist, muss wohl jeder für sich entscheiden. Persönlich gefällt sie mir aber gut und passt zum Gesamtbild. Auf den Bildern seht ihr, dass man zumindest den Staub nie so ganz loswird :D
Der Hals ist mit Klarlack überzogen, das ist wohl Geschmackssache. Persönlich empfinde ich ihn aber als etwas ungünstig für schnelle Lagenwechsel, da man gerne daran festklebt.

Für den Sound haben wir einen Prezi-Pickup am Hals und einen Singlecoil-PU an der Brücke, jeweils "ESP Designed", aber eben doch keine Originale. Entgegen mancher Spekulationen im Netz sind sie pass! Angesteuert werden sie ganz klassisch je über einen Lautstärke-Poti, der dritte ist allerdings für die Steuerung der aktiven Elektronik und hat nichts mit einer Höhenblende zu tun. Das ATB-1 getaufte Konstrukt sorgt dafür, dass der Klang differenzierter und weniger matschig herüberkommt und verstärkt die Lautstärke um ein Vielfaches.

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Ein sehr witziges Feature: Die aktive Elektronik funktioniert teilweise immer noch ohne Batterie! Natürlich verliert sie die Möglichkeit, die Lautstärke drastisch zu erhöhen, dennoch kann sie nach wie vor im "aktivierten" Zustand dem Klang verändern und gibt (durch verringerten Widerstand vermutlich) ein wenig mehr Output an den Verstärker. Mehr beim Thema "Sound".




Die Verarbeitung


Vorweg: Ich habe mittlerweile den vierten B-50 in der Hand, die drei Exemplare davor hatten alle ihre Fehlerchen, Nr. 4 ist zumindest akzeptabel. Aber erst mal das Positive (an dieser Version):

Positives

Die Chrom-Mechaniken passen gut in die Gesamtoptik, sind verkapselt und lassen sich leicht drehen, da klemmt nichts und erstaunlicherweise halten sie die Stimmung (bei gleichbleibenden Klima natürlich) über Tage und Wochen sehr stabil. Die Saiten laufen sauber durch ihre Führung am Halsende, wenn man nicht wie ein Berserker zupft sitzen sie auch fest in der Brücke. Wer dagegen einen sehr starken Anschlag hat, kann ein Vibrieren der Saiten im Brückenreiter feststellen. Generell lässt sich die Brücke aber gut einstellen, die Einstellwege reichen vollkommen aus, sowohl für die Saitenhöhe, als auch für die Intonation.

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Auch die Pickups sind gut angebracht, keiner ist lauter als der Andere, auch wenn der Singlecoil subjektiv betrachtet natürlich (auch durch seine sehr weit hinten gesetzte Position) sehr drahtig und dünn klingt.
Weiterhin bleibt zu erwähnen, dass die 9V-Batterie auch nach nun schon guten 6 Monaten teils exzessiven Übungssessions immer noch keine Schwäche zeigt, der Ton bleibt auch mit aktivierter Vorverstärkung sauber und ohne Störgeräusche. Man darf aber natürlich trotzdem das Kabel nicht in der (sicher verschraubten) Klinkenbuchse vergessen. ;)

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Negatives

Hier liegt beim B-50 tatsächlich der Hund begraben. LTD scheint etwas am Produktionsverfahren geändert zu haben, denn bisherige Reviews sagen nichts über die gravierenden Mängel, die ich feststellen musste.

Wie schon oben erwähnt, steht hier mittlerweile B-50 Nr. 4. Mein erster hatte gleich eine heftige Halstorsion, die auch die Gitarrenwerkstatt des Musicstore bestätigte und der Poti für den Singlecoil hatte nach einer Woche einen Wackelkontakt.
Umgetauscht, Nr. 2 in der Hand. Ausgepackt, über den Hals geschaut… wieder schief! Zurückgegeben, Nr. 3 ausgepackt, wieder drüber geschaut… und noch eine Halstorsion.

Und so kam ich zu Nr. 4. Der Hals ist hier beinahe perfekt, lediglich am Kopfansatz noch etwas verdreht, womit das tiefe F bei optimaler Saitenlage schnarrt.
Und da wären wir auch schon bei den Werkseinstellungen: Mist! Denn was Nr. 1-4 gemeinsam hatten: Bei allen lagen die Saiten so tief, dass sie es sich auf den Bünden bequem gemacht haben. Die Halsneigung war auch nie wirklich perfekt, meistens zu gerade, und folglich musste die Saitenlänge (Bundreinheit) auch korrigiert werden. Für vorsichtige Anfänger ggf. eine Hürde…
Doch hier hört es noch nicht auf: Auch die Bünde sind nicht 100%ig sauber abgerichtet, trotz mittlerweile guter Einstellung schnarren einzelne Bünde, bevorzugt 12-14 und das erwähnte tiefe F. Eine Optimaleinstellung, bei der der Bass gut bespielbar bleib, aber trotzdem alle Saiten über das gesamte Griffbrett sauber bleiben, gibt es nicht. Aber das ist - gerade für Anfänger - Meckern auf hohem Niveau.

Die Pickups sind (zumindest hier bei Nr. 4) allesamt schief und laufen unrund. Aber funktionsfähig sind sie dieses Mal...
Der Halsstab scheint mir auch nicht der Willigste zu sein. Er lässt sich teilweise sehr schwer einstellen und man hat Angst, den halben Hals abzureißen, obwohl man sich noch im normalen Bereich befindet... Gut zugänglich ist er aber durch eine kleine Platte am Kopf.

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Dass der Ahornhals keineswegs die Härte von gut abgelagertem Ahorn hat, wie man es von Edelbässen kennt, überrascht in der Preiskategorie wohl niemanden. Ob dagegen die Gewinde im Body für Batterie- und Elektronikfach für 229€ nicht sauber gebohrt werden können, ist wieder ein anderes Thema. Bei mir sind sie es aktuell keineswegs, bei Nr. 1 erinnere ich mich allerdings an vernünftige Gewinde.


Zusammenfassend kann man also nur hoffen, dass ich enormes Pech habe und Nr. 1-4 aus einer Montagmorgens-Ladung von LTD kamen…




Sound


Und hier holt der B-50 die Verarbeitungsmängel auch schon wieder heraus. Denn der Prezi growlt, der Singlecoil knurrt, das Gesamtpaket klingt richtig böse und dürfte für jede Rock-/Metal-/OderSowasInDerRichtung-Band genau das Richtige sein.
Persönlich hebe ich gern noch die Tief- und Hochmitten am Verstärker an, lass nur den Prezi angeschaltet und es wird fast schon richtig dreckig.
Wer Funk mag, wird mit dem Singlecoil glücklich, durch die Position nahe der Brücke sind kaum noch Bässe da, der Sound ist sehr drahtig und wer hart genug zupfen kann, kann auch in diesem Bereich etwas machen.
Wer eine warme Begleitung braucht, dreht die Bässe rein, den Rest raus und spielt mit dem Prezi-Pickup direkt am Hals.

Zusammen geschaltet gefallen mir die Pickups dagegen nicht. Sie haben weder den Druck des Prezi, noch das knurren des Singlecoils, es klingt in meinen Ohren zu uncharakteristisch für den B-50. Ebenfalls vermisst man eine passive Höhenblende, falls jemand einen Motown-Sound sucht.

Apropos: Der dritte Poti gehört nämlich der aktiven Klangelektronik. Wie schon gesagt, sie hebt nach meinem Gefühl Höhen und Hochmitten, senkt ein wenig die tiefen "Matschmitten" und hebt die Lautstärke auf das Niveau eines Aktivbasses. Dabei sind mir zwei Dinge aufgefallen:
Der Bass bekommt einen anderen Charakter. Aus dem eher dreckigen Sound wird ein klarer, differenzierter Klang, was insbesondere beim Slappen sehr vorteilhaft ist.


So oder so würde ich die Batterie ausbauen. Denn der "Tone Boost" behält seine Funktion als Klangregelung. Habe auch hierzu verschiedene Tests gemacht, der Klang verändert sich nicht, wenn man die Batterie ausbaut.
Da das Output ohne Batterie nur noch gering erhöht wird, wenn man den Tone Boost aufreißt kann man auch während eines Songs den Poti aufreißen. Ein wirklich nettes Feature, was ich ganz besonders für Bassisten empfehle, die gerne ihre Solos haben, vor allem Slap-Solos.

Man benötigt jedoch einen Amp, der noch lange nicht an seiner Grenze fährt, denn ohne Batterie gibt der B-50 nur noch sehr leise Töne von sich. Für Zimmerlautstärke muss ich meinen 150W-Amp schon halb aufdrehen. Mit Batterie reicht es, den Regler unterhalb des ersten Viertels zu lassen...




Hinweis zu den Soundsamples


Abkürzungen in den Dateinamen:
* A -> Active
* P -> Passive
* N -> Neck-Pickup (Prezi am Hals)
* B -> Bridge-Pickup (Singlecoil an der Brücke)
* EQ -> Equalizer (Klangregelung am Verstärker)

Aufgenommen wurde folgendermaßen:

LTD B-50 -> Warwick BC150 -> Line out -> Asus Xonar DX (Soundkarte)

Zum einen alle Kombinationen aus beiden Pickups und der (de-)aktivierten Klangelektronik, wobei der EQ des BC150 flat war und die Saiten über dem Prezi-Pickup gezupft wurden. Die Batterie war eingebaut, da dies dem Auslieferungszustand entspricht!
Zum anderen habe ich noch ein paar andere Soundeinstellungen (Custom 1 und 2) aufgenommen, darunter ein Fingerstyle mit Mid-Boost am Verstärker, Slapping, 2 Versionen mit Plektrum und einmal etwas Funk (mit anderem Riff), sehr weit an der Brücke gespielt. Genaue Beschreibung geben die Dateinamen.

Alle Samples wurden so verstärkt, dass die Maximalamplitude knapp unter der Übersteuerungsgrenze war, um beispielsweise den Effekt zu minimieren, dass der Bass "passiv" und im Passiveingang des Amps lauter am Rechner ankommt, als aktiv im Aktiveingang. Die Batterie war zum Zeitpunkt der Aufnahme noch eingebaut.

Ich empfehle jedem, die Samples auch über einen Bassverstärker zu hören, denn hier klingt alles gleich viel realitätsnaher und der Druck eines B-50 kommt einfach nur über die entsprechende Anlage rüber. ;)




Fazit


Der Moment, auf den ihr alle gewartet habt: Dass ich mal auf den Punkt komme :D

Ich empfehle den Bass für jeden, der einen rockigen Sound sucht und dafür nicht auf einen Ampeg oder Plektrumspielweise umsteigen will. Denn was hier rauskommt, ist und bleibt echt böse. Auf eine Höhenblende muss man aber verzichten, bekommt aber dafür (nach Ausbau der Batterie) einen Style Switch oder eben(mit Batterie) einen vollwertigen Vorverstärker mit Charakter.

Geht man allerdings davon aus, dass die Verarbeitungsmängel eine Folge neuerer Produktionsumstellungen sind und man (s.o.) einfach kein fehlerfreies Modell erhält, muss einem die Qualität des Basses schon echt egal sein, um sich daran nicht zu stoßen. Anfänger, die schnell frustriert sind, wenn die neue, teure Anschaffung ihre Macken hat oder Fortgeschrittene, die einen Zweitbass suchen, der aber trotzdem mit hohen Standards gefertigt wird, seinen hiermit gewarnt!

Oh, eins noch: Die Spitze der Kopfplatte bricht schnell mal ab :D
 
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