mr.coleslaw
Registrierter Benutzer
Hi,
also ich bin jetzt seit 44 Jahren dabei, Rockmusik zu machen und will mal aus meiner Sicht erzählen, was sich zwischenzeitlich so getan hat.
In den Siebzigern gab es keine PA (das Zeugs hies damals "Gesangsanlage") und man benötigte als Amateur schon mindestens 30 Röhrenwatt an der Gitarre und 50 Watt am Bass, um einigermassen laut spielen zu können, da alles direkt von der Bühne erfolgte. Beliebteste Hilfen, um den Sound tragfähiger zu machen, waren Verzerrer, WahWahs und natürlich 4x12 Boxen, und wer Geld hatte der spielte Fender, Marshall oder Gibson. In den meisten Fällen reichte es hierbei, eine Gitarre auf der Bühne zu haben. Das Publikum kam, um mit einigen "Hilfsmitteln" wie Joints ausgestattet, Musik zu hören und Lautstärke war in den meisten Clubs kein Thema.
Anfangs der 90er waren die Röhrentopteile fast zur Gänze verschwunden, 20 HE Racks mit Vorstufe, Endstufe, Stimmgerät, Effektgeräten und sonstigen Gimmiks waren in, wobei nicht selten wet-dry Systeme mit mehren Verstärkersystemen gespielt wurden. Selbst wir Amateure eiferten den Profis nach und hatten Unmengen verschiedener Boxen aller Größen auf der Bühne und hörten uns oft nur noch durch das Monitorsystem. Mit auf díe Bühne kam fast jede Gitarre die zuhause rumstand und es wurde permanent die Klampfe gewechselt, wobei man hoffte, das dies im Publikum wahrgenommen wurde. Bedingt durch die Vielzahl der Effekte, die zum Einsatz kamen war es nicht nur lauter sondern auch schwieriger, sich im Bandkontext durchzusetzen, was wiederum zu höherer Laustärke führte. Fortschrittliche Clubs verfügten schon über eione eigene PA, wobei der Mann am Mischer aber oft der Verzweifelung nah war weil einfach zu viele Effekte im Einsatz waren und nur noch Soundbrei herauskommen konnte.
Heutzutage verfügt jeder gute Club über eine eigene PA, die Amps werden abgenommen und auch der Effekteinsatz geschieht mehr oder weniger punktuell. Ich persönlich bin bei einem 30 W Röhrentopteil (DIEZEL Schmidt) mit 2x12 Box angekommen, mehr braucht es nicht mehr um einen klasse Sound mit transportablem Equipment hinzubekommen. Moderne Amps wie Diezel sind in der Lage, auch aus kleinerem Boxen ein ordentliches Basspfund herauszuholen, wobei ich dies aber lieber unserem Basser überlasse. 4x12 Cabs finde ich immer noch toll zum anschauen, sind für mich aber genauso wie 100 Watt plus Amps ein Anachronismus aus der Zeit, wo man noch direkt von der Bühne aus einen Saal für 1.000 Personen beschallen musste. Ausserdem haben sich die Hörgewohnheiten der Leute geändert, die Mucke steht meistens nicht mehr im Zentrum des Geschehens sondern die Leute wollen sich dabei unterhalten oder, wenn es Konzerte von Profis sind, das Konzert mit ihrem eigenen Handy filmen (wobei da meistens die entsprechenden DVDs besser sind). Das reine Zuhören ist m.A. nach leider in den Hintergrund geraten.
Und was die ursprüngliche Frage anbelangt, klar kann man auch mit "normalem" Équipment glücklich werden. Letztendlich geht es aber immer darum, das ich mich als Musiker wohlfühle. Und wenn das halt nur mit einer Custom Shop Klampfe und nem 5.000 € Amp der Fall ist dann ist es halt so. Hilft mir zwar nichts, wenn ich nicht gescheit spielen kann (in den Augen anderer), für mich selbst wäre es aber dann doch relevant.
Gruß Pete
also ich bin jetzt seit 44 Jahren dabei, Rockmusik zu machen und will mal aus meiner Sicht erzählen, was sich zwischenzeitlich so getan hat.
In den Siebzigern gab es keine PA (das Zeugs hies damals "Gesangsanlage") und man benötigte als Amateur schon mindestens 30 Röhrenwatt an der Gitarre und 50 Watt am Bass, um einigermassen laut spielen zu können, da alles direkt von der Bühne erfolgte. Beliebteste Hilfen, um den Sound tragfähiger zu machen, waren Verzerrer, WahWahs und natürlich 4x12 Boxen, und wer Geld hatte der spielte Fender, Marshall oder Gibson. In den meisten Fällen reichte es hierbei, eine Gitarre auf der Bühne zu haben. Das Publikum kam, um mit einigen "Hilfsmitteln" wie Joints ausgestattet, Musik zu hören und Lautstärke war in den meisten Clubs kein Thema.
Anfangs der 90er waren die Röhrentopteile fast zur Gänze verschwunden, 20 HE Racks mit Vorstufe, Endstufe, Stimmgerät, Effektgeräten und sonstigen Gimmiks waren in, wobei nicht selten wet-dry Systeme mit mehren Verstärkersystemen gespielt wurden. Selbst wir Amateure eiferten den Profis nach und hatten Unmengen verschiedener Boxen aller Größen auf der Bühne und hörten uns oft nur noch durch das Monitorsystem. Mit auf díe Bühne kam fast jede Gitarre die zuhause rumstand und es wurde permanent die Klampfe gewechselt, wobei man hoffte, das dies im Publikum wahrgenommen wurde. Bedingt durch die Vielzahl der Effekte, die zum Einsatz kamen war es nicht nur lauter sondern auch schwieriger, sich im Bandkontext durchzusetzen, was wiederum zu höherer Laustärke führte. Fortschrittliche Clubs verfügten schon über eione eigene PA, wobei der Mann am Mischer aber oft der Verzweifelung nah war weil einfach zu viele Effekte im Einsatz waren und nur noch Soundbrei herauskommen konnte.
Heutzutage verfügt jeder gute Club über eine eigene PA, die Amps werden abgenommen und auch der Effekteinsatz geschieht mehr oder weniger punktuell. Ich persönlich bin bei einem 30 W Röhrentopteil (DIEZEL Schmidt) mit 2x12 Box angekommen, mehr braucht es nicht mehr um einen klasse Sound mit transportablem Equipment hinzubekommen. Moderne Amps wie Diezel sind in der Lage, auch aus kleinerem Boxen ein ordentliches Basspfund herauszuholen, wobei ich dies aber lieber unserem Basser überlasse. 4x12 Cabs finde ich immer noch toll zum anschauen, sind für mich aber genauso wie 100 Watt plus Amps ein Anachronismus aus der Zeit, wo man noch direkt von der Bühne aus einen Saal für 1.000 Personen beschallen musste. Ausserdem haben sich die Hörgewohnheiten der Leute geändert, die Mucke steht meistens nicht mehr im Zentrum des Geschehens sondern die Leute wollen sich dabei unterhalten oder, wenn es Konzerte von Profis sind, das Konzert mit ihrem eigenen Handy filmen (wobei da meistens die entsprechenden DVDs besser sind). Das reine Zuhören ist m.A. nach leider in den Hintergrund geraten.
Und was die ursprüngliche Frage anbelangt, klar kann man auch mit "normalem" Équipment glücklich werden. Letztendlich geht es aber immer darum, das ich mich als Musiker wohlfühle. Und wenn das halt nur mit einer Custom Shop Klampfe und nem 5.000 € Amp der Fall ist dann ist es halt so. Hilft mir zwar nichts, wenn ich nicht gescheit spielen kann (in den Augen anderer), für mich selbst wäre es aber dann doch relevant.
Gruß Pete