[Gitarre] Fender 50s Telecaster Relic Custom

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Wer erinnert sich nicht gerne an den Prototypen der 1949er Broadcaster die heute im Fender Guitar Factory Museum hängt. Gerne wäre Mann oder Frau dabei gewesen als Leo Fender und Clayton Doc Kauffmann an der ersten Massivkorpus-Gitarre rumgebastelt haben. Angeblich sollen die beiden aus einem alten Amp-Gehäuse die erste Brettgitarre zusammengesetzt haben… good old times. Von der Esquire zur Broad- und zur Nocaster bis schliesslich die Telecaster geboren war. Heute ist die schöne Gitarre nicht mehr aus der Musik wegzudenken. Und das mit Recht.

Wenn man sich vorstellt das die Tele heute noch genau so gebaut wird wie damals (wenn man von den moderneren Serien absieht) ist das schon eine Sache für sich!
Gute Gitarren sind wie guter Grünkohl - da muss der Frost ein- zweimal drüber gewesen sein.

Nachdem ich meine Japan-Tele ein paar Jahre rauf und runter gespielt hatte musste was neues ins Fender-Haus! Muss es gleich Custom Shop sein?
Mit Sicherheit nicht! Nicht nur weil so eine Anschaffung ein kaum zu kaschierendes Loch ins Budget reisst. Also schauen wir uns mal in der Tele Welt um…

Die American Standard Serien waren mir vom Klang her immer etwas zu dünn, liegt es an der sechser Bridge, an dem modernen C-Hals (weniger Holz weniger Klang) oder an den Pickups? Ev. ein wenig von allem…
Schauen wir doch mal in der Vintage Ecke vorbei. Kriterien: Dreier-Brücke damit es schön twangt! Ahorn-Hals da meine Japan-Tele schon auf Palisander setzt und natürlich eine ordentliche Fülle für die Greifhand (D,- U,- V- oder sonst ein schöner Buchstabe).
Etwas Moderne durfte es aber schon sein. Etwa ein 9.5er Griffbrettradius damit man beim Terzen-Ziehen nicht gleich die Bundstäbe küsst. Man will es ja auch bequem haben.

Lange Rede gar kein Sinn, beim Direktvergleich zwischen einer 50s Custom und einer American Vintage war die Wahl rasch klar. Eine Taos Turquoise Schönheit -
ein Name wie Musik. Ja, wenn der Sound passt nimmt man auch eine leichte Brieftasche in Kauf. Zumindest einmal in 10 Jahren… aber wenn man die Wirtschaft schon ankurbelt dann aber auch mit ordentlich Schmalz drauf.


Specs:

Fender 50s Telecaster Relic Custom (Limited Edition)
Eschenkorpus mit Relic Finish (Soft)
Ahorn Hals mit Nocaster U Shape
21 Bünde (Dunlop 6105)
9.5 Griffbrettradius
Custom Shop Pickups (die genaue Bezeichnung konnte ich leider nirgends ergoogeln)
4-Weg-Schalter (!)
Farbe: Taos Turquoise (ebenfalls erhältlich in Candy Apple Red)
Inkl. Custom Shop Koffer und Zubehör


Tele-Tastic

Teles mit Binding fand ich schon immer eine edle Sache. Es gibt dem Instrument den letzten Schliff und lässt es noch ein wenig eleganter wirken. Frei nach dem Motto - ich will einen eigenen unabhängigen Staat gründen,
nur damit ich eine Briefmarke mit dieser Tele rausbringen kann. Bevor ich mich aber in einer Lobeshymne verzettle zurück zum Thema.

Das Relic Finish ist eher soft ausgefallen, kleine Lackhobser wohin man schaut. Nach grossen Heavy Macken sucht man umsonst. Das passt ganz gut. Eigene Spielmacken sollten ja schliesslich auch noch wiederzuerkennen sein.
Mal sehen was die Zeit bringt. Der dünne n
itrocellulose Lack am Hals fühlt sich klasse an und bespielt sich noch besser. Mit der Broadcaster U Form hat man ganz schön was in der Hand ohne das Gefühlt zu haben einen
Baseballschläger zu schwingen. Hier wird nicht schnell geschreddert sondern exakt gegriffen. Dank dem doch etwas tiefen Saitenabstand darf aber auch ersteres in Angriff genommen werden -
wenn man Bock hat. Natürlich ist es schwer bei einem Relic Instrument auf Mängel an der optischen Verarbeitung hinzuweisen. Nur so viel sei gesagt: Setup (Bespielbarkeit, Halskrümmung etc.) alles wie es sein muss.
Frisch aus der Pferdebox verspricht das Fenderlein Spass und Freude!


Tele-Twäng

Ein grosses Plus im Vergleich zur American Vintage heimste sich der Vier-Weg-Schalter ein. Er bringt die Gitarre ein bisschen in die Strat-Richtung von der Vielseitigkeit her.

In der ersten Position twangt der Steg-Pickup. Optimal fürs Chicken Picking und angezerrte Klänge. In der ersten Zwischenposition singen die beiden Pickups zusammen seriell.
Sehr schöner cremiger Glockensound der ein bisschen in die Knopfler-Ecke schwingt.
In der zweiten Zwischenposition erklingen die beiden Tonabnehmer parallel. Der Begleitsound schlechthin. In der letzten Position hat man schliesslich den Hals-Tonabnehmer für sich.
Ein schöner ausgeglichener, etwas mehr stratorientierter Sound. Sehr schön für cleane Solopassagen in den oberen Bünden.

Parallele Pickups bringe mehr Höhen - serielle sind wie ein Humbucker geschaltet/gewickelt und haben dadurch in den Mitten etwas mehr Dampf. In den ganz oberen Höhen treten sie dagegen etwas in den Hintergrund.
Der Sound überzeugt in allen Positionen und macht die Tele zu einem treuen Gefährten in verschiedenen Spielsituationen.

Im cleanen Bereich kriegt man oft ein 335-Feeling da die Gitarre sehr offen und ausgewogen klingt. Hier hört man den Unterschied zwischen einem Custom Shop Instrument und einer in Serie gefertigten Gitarre sofort raus.
Das hören auch Leute die nicht Gitarre spielen. Das Holz atmet und schwingt. Ob man sich den Slide schnappt und ein paar Bünde abfährt oder in Greg Koch Manier pickt und zupft -
es bringt Frohsinn. Im Fun-Kanal drückt die Taos in die Paula Ecke. Gerade der Steg-Pickup bringt gute alte Zeiten ins Wohnzimmer und auf die Bühne. Die etwas heisser gewickelten Pickups lassen sich hören!
Nicht mit so viel Dampf wie eine Les Paul, ist klar, aber eindeutig mehr Druck als bei einer Strat. Die Konstruktion bringt das gewisse Zwischending!


So ist des …

So viel Lob und keine Kritik - so ist des. Habe das Instrument nun schon vier Monate und ziehe immer noch den Hut. Natürlich hat man bei einem Custom Shop Instrument auch andere Erwartungen.
Man will hier quasi ein rundum sorglos Packet fürs Leben. Nicht nur klanglich sondern auch optisch hat mich die Fender überzeugt.
Mit einem etwas tieferen Griff in die Tasche erhält man Ton, Look und Zubehör das sich hören und sehen lassen kann.

Auf schöne Spielstunden!
 
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Reaktionen: 17 Benutzer
Schönes Review :great:
 
Achtung, Ducken! Kekse!

Superschöne Gitarre und toll geschriebenes Review. :great:
 
Vielen Dank Leute :)
 
Sehr schönes Review und dazu noch eine wunderschöne Gitarre :great:

Es ist immmer ein Freude auf Gleichgesinnte zu treffen :D

...und die Bindings finde ich auch klasse :)
 
:great: Danke dir!
 
jetzt noch diesen Amp dazu, und du bist Ton in Ton :D

100_1909_300x277.jpg
 
Hehe sehr schön, fehlt nur noch der passende Cadillac und dann ab auf Tour! :cool:
 
Hehe sehr schön, fehlt nur noch der passende Cadillac und dann ab auf Tour! :cool:

graceland26.jpg :rock:

Aber im Ernst, der toneking Imperial ist ein Hammer-Amp (steht bei mir zuoberst auf der habenwollen Liste) und passt tur Tele wie die Faust aufs Auge.

Oh, sehe gerade, dass Du aus Worb kommst. Ich bin aus Köniz :).

Wo spielst Du so?
 
Ja wenn es die Finanzen zulassen... wäre eine runde Sache. Die Welt ist ein Dorf. Bin mittlerweile in Bern... bin momentan eher als Solokünstler am werkeln. Schau doch mal rein wenn du Lust hast: www.joelmusic.ch
 
Hey Joel, coole Sachen die Du so machst. Hast Du mal einen Gig in der Nähe, möchte das mal live erleben.

Lg, Tom
 
Darf man fragen, wie viel solch eine Tele kostet?
 
Hab sie zu besseren Konditionen bekommen, denke der Neupreis liegt bei ca. 2'400 Euronen...
 

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