Hallo Leute,
Ihr habt es wahrscheinlich inzwischen längst abgehakt - doch ich versprach Euch im letzten Winter, einen Erfahrungsbericht zu liefern, wenn denn mal ein Gig mit meiner neuen Klein-PA (2x die
EV ZXA1-90B plus 2x den
EV ZXA1-Sub ) absolviert ist. Nun hat es tatsächlich den ersten Gig mit der Anlage gegeben und jetzt kann ich Euch endlich mal ein paar Live-Erfahrungen schreiben.
Im Proberaum sind meine EV-Speaker ja schon seit mehreren Monaten im Einsatz, hier konnte ich sie natürlich nie bis an die Grenze hochfahren, aber der Sound von z.B. Gesang und Akustikgitarre, manchmal auch E-Gitarre über Line Pod angesteuert, war stets recht unproblematisch und klar. Die Bassdrum hab ich spaßeshalber mitunter auch über die Subs geschickt, was natürlich beim knapp 30m²-Raum etwas oversized war, aber sehr netten Schub gebracht hat.
Zum ersehnten Test der Anlage unter richtigen Live-Bedingungen kam es aus verschiedenen Gründen unerwartet lange nicht. Vor allem mein "nebenbei" noch durchgezogenes Proberaum-Dämmprojekt hat im Frühjahr jede Menge Zeit und Nerven verschlungen.
Am 1. Juni war es dann aber endlich soweit und wir sollten mit unserer 4-Mann-Rock-Kapelle (E-Git / Voc, Acoustic-Git / Voc, E-Bass / Voc + Drums) am Rande eines hiesigen Bikertreffens in einem "Kotten" (in diesem Fall eine Art ausgebauter Scheune) auftreten. Der eigentlich zu beschallende Raum war nicht gerade riesig (ca. 12m lang, knapp 5m breit, 3,80m hoch, Wände teilweise mit Holz verkleidet, ansonsten stand fast nix an Mobiliar drin. Unsere Bühne bestand aus einem angrenzenden Raum, der mittels eines knapp 3m breiten Durchgangs mit dem Publikumsraum verbunden war. Dieser Publikumsraum war wiederum durch ein großes Scheunentor vom Außengelände abgetrennt, jedoch stand dieses Tor während des Gigs weit offen, sodass der gesamte Vorplatz inkl. Lagerfeuerstelle in 30m Entfernung mit beschallt wurde
Ich hatte beschlossen, für diesen ersten Live-Test mein komplettes (kleines ) Drumset zu mikrofonieren. Unter anderen Umständen würde man es sich gut überlegen, ob dieser Aufwand für eine derart begrenzte Location lohnt, aber ich wollte es ja wissen
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Dazu nahm ich ein Audix D-6 Mikro für die 20-er Bassdrum, 3x Sennheiser E604 ( für 14-er Snare, 12-er Hängetom und 14-er Floortom). Hinzu kamen zwei Overheads (Rhode NT-5), mit denen ich 1x Ridebecken 22, 2x Crashbecken (16 + 18) und die HiHat abnahm. Ansonsten wurden 3x Gesang und 1x Akustikgitarre abgenommen. Das ganze wurde über einen Allan&Heath Mixwizzard abgemischt und auf die besagten Boxen übertragen (4 Monitorboxen gab´s natürlich auch, lass ich aber mal außen vor). Der Mix wurde von mir vom Drumset aus gemacht - sicher nicht ideal, aber machbar, wenn man ein wenig Routine und genügend Zeit beim Soundcheck hat und ein paar nette Freunde im Publikum, die Feedback zum Sound geben können.
Beim Soundcheck (im noch rel. leeren) Raum zeigte sich rasch , dass meine ursprüngliche Befürchtung, die Boxen seien zu leise, NICHT zutraf. Der Bassdrumsound war natürlich nicht vergleichbar mit dem, was andere professionellere Anlagen mit deutlich mehr Power produzieren können. Aber ich würd das ganze mal als druckvoll und immerhin als so laut bezeichnen, dass ich die Bassdrum zurücknehmen musste. Dasselbe Spiel bei den anderen Schlagzeugmikros: Überall hatte ich noch gut Lautstärkereserven.
Ein gewisses Soundproblem hatte ich im Vorfeld des Auftritts beim Austesten im Proberaum mit Schwingungen, die sich beim lauten Anspielen meines Hängetoms sehr deutlich in den Top-Speakern aufbauten. Deren Schwingungen wiederum versetzten die Distanzstange, welche zwischen Topteilen und Subwoofern gesteckt ist, in mitunter deutliche hörbare Vibrationen, was z.T. zu einem hässlichen Schnarren führte. Problem hierbei ist m.E. der Übergang des unteren Distanzrohrs (K&M) in die Aufnahme des Subs; hier ist etwas zu viel Spiel und bei bestimmten Frequenzen flattert das ganze etwas zu sehr (trotz zusätzlich montiertem Gummdämpfungsring). Dieses Problem trat aber wohl nur im Proberaum bei laut verstärktem Sound und sehr weit zusammengeschobenem Distanzrohr auf. Beim Gig war das Rohr so weit wie möglich ausgefahren und hat offenbar kein Schnarren mehr produziert. (Die Topspeaker lassen sich übrigens mittels einer kleinen Klemmchraube mit dem
oberen Distanzrohr fest verbinden da schnarrt also nix).
Zurück zum Livesound: Die EV ZX-A1-Tops produzieren einen gerade in den Höhen sehr präsenten Sound, was beim Soundcheck den ein oder anderen znächst irritierte. Hier wurde durch Reduktion der höheren Frequenzen etwas gegengesteuert. Der Gesang (alles über Shure SM-58) kam nach ein wenig Schrauberei an den 4 Kanal-EQ´s - ohne Probleme rüber und auch hier gab es noch Lautstärkereserven. Die Akustikgitarre war soundmäßig überhaupt keine Herausforderung.
Sieht man von den Widrigkeiten, die ein Soundcheck mit Mischpult auf der Bühne grundsätzlich darstellt, einmal ab, so stand unser Sound nach 30 45 Minuten zu unserer Zufriedenheit.
Beim späteren Auftritt lief alles soundmäßig völlig problemlos. In der Pause und nach dem Gig wurde uns immer wieder bestätigt, dass unser kompletter Bandsound sehr transparent und dennoch druckvoll rüberkam. Auch gerade die (für mich als Drummer so wichtigen) Instrumente Bassdrum und Snare konnten sich wohl locker über die PA durchsetzen, ohne dabei dem Gesang unnötig Präsenz zu nehmen.
Der Raum war leider nicht gerade überfüllt während des Gigs, viele Leute drückten sich beim unerwartet kalten Wetter lieber vor dem wärmenden Lagerfeuer draußen herum, als in unserer (ungeheizten) Scheune. Mehrfach steuerten aber Leute von draußen auf uns zu und betonten, wie gut unsere Mucke auch drüben am Lagerfeuer klingt.
Um es mal zusammenzufassen: Ich bin nach dem Auftritt überzeugt, dass diese Mini-Pa für unsere Zwecke genau das abliefert, was ich mir davon erhofft hatte und sogar mehr! Die Komplettmikrofonierung des Drumsets (ja ich weiß man kann auch NOCH mehr Mikros dafür einsetzen) hat imho die PA nicht überfordert und den gesamten Drumsound wesentlich kompakter und stimmiger rübergebracht als so mancher Auftritt mit nur einem Mikro in der Bassdrum. Ein solch positives Ergebnis hatte ich in dieser Deutlichkeit nicht erwartet. Auch mancher der befreundeten Musiker bzw. der Leute aus dem Publikum schien sehr positiv überrascht, was aus den doch recht winzig erscheinenden Brüllwürfeln letztlich an Druck und gutem Sound herauskam.
Dass diese Lautsprecher-Zwerge dann auch noch so rasch auf- und abgebaut und problemlos verstaut sind, treibt einem dann zusätzlich nochmal ein Grinsen ins Gesicht.
Ich hoffe, Ihr konntet mit meinem sicher subjektiven, aber doch ehrlichen Livetestbericht etwas anfangen. Sollte mich jemand fragen, ob er solch eine Anlage für eine kleine Rock-Pop-Combo und nicht zu große Locations nehmen kann, würde ich jederzeit laut und deutlich JA sagen, solange man nicht die 160dB-Marke knacken will.
Nochmals danke für Eure Beratung im Vorfeld!
Herzliche Grüße von
docschweitzer