TheMystery
EX Gitarren - MOD
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Mahlzeit allerseits,
als letzter im Bunde von 3 Musikerboard-Testern möchte ich euch mein Review der neuen Gibson Les Paul 60s Tribute Vintage Sunburst 2013 mit dem selbststimmenden Min-ETune-System vorstellen.
Vorab ein weiteres Mal ein großes Dankeschön an uwegraf für das Schießen der Fotos und des Videos
Die Fakten:
Die Gitarre:
Direkt nach dem Auspacken präsentiert sich eine blitzsauber verarbeitete Gitarre, bei der augenscheinlich als auch haptisch sowohl in Sachen Konstruktion als auch Materialwahl einfach alles "stimmt".
Kaum zu beschreiben aber wahr - trotz nahezu farbrikneuem Zustand fühlt sich die Paula wie eine gute alte Bekannte an. Keine dicke Lackschicht verhindert die Verbindung von Gitarrist und Arbeitsgerät, der Hals fühlt sich einfach nur gut eingespielt an.
Die Verarbeitung würde ich (mit Ausnahme der Sattelabrichtung s.u.) als makellos und blitzsauber bezeichnen. Das betrifft sowhl Hals und Korpus, als auch Bünde und Abrichtung.
Ich hoffe, dass euch die Fotos darüber einen Eindruck verschaffen können.
Das Min-ETune-System:
Ein Traum wird wahr - nie wieder stimmen?
Leider nicht ganz, mehr dazu könnt ihr weiter unten lesen...
Es ist aber schon immer wieder erstaunlich, wie ein so komplexes System so klein und trotzdem gut bedienbar gestaltet werden kann. Das Min-ETune bringt keine für mich spürbare Gewichtszunahme der Kopfplatte, und hat somit im "Spielbetrieb" überhapt keine Auswirkungen gegebüber den Modellen ohne Min-ETune. Auch sind die Mechaniken, besonders im Vergleich zu den Vorgängersystem, deutlich stimmstabiler (zu den Verbesserungen gegenüber dem zuvor in den Robot Modellen verbauten Vorgängersystem findet ihr weiter unten ebenfalls einen kurzen Abriss).
Hier erstmal ein paar Detailfotos des Systems.
Der Einfachheit halber hier ein kurzes Video von zwei Stimmvorgängen:
Wie man im Video hoffentlich gut erkennen kann, ist die Bedienung des Min-ETune denkbar einfach:
Ist die gewünschte Stimmung bereits eingestellt, streicht man direkt über die Saiten, und das Min-ETune beginnt unverzüglich seine Arbeit. Korrekt gestimmte Saiten werden werden gut sichtbar farblich gekennzeichnet.
Möchte man eine andere Stimmung, muss man über den Menüknopf eine der voreingestellten Stimmungen auswählen, und verfährt dann wie gesehen.
Und wie funktioniert es?
Kurze Antwort: nicht immer zufriedenstellend.
Selbst bei nur leichter Verstimmung arbeitet das System bei gleichzeitigem Anschlagen aller Saiten nicht immer so, dass ein Stimmvorgang ausreicht (siehe ersten Stimmvorgang im Video).
Als deutlich praktikabler hat sich daher erwiesen, alle Saiten nacheinander anzuschlagen (siehe zweiten Stimmvorgang im Video). Auf diesem Weg gestimmt, reichte in den meisten Fällen ein Stimmvorgang um mit los zu legen.
Ein Vergleich der Systeme - Gibson Robot Explorer mit Tronical-System:
Ein System, zwei Gitarren.
Da ich vor gute einem Jahr durch einen Zufall an eine Gibson Robot Explorer "geraten" bin, bot sich natürlich ein Vergleich der Systeme an. Zuerst ist hier aber mal ein Vergleich der Konzepte angebracht:
Schon beim Blick auf den Preis wird klar, dass Gibson mit den neuen Min-ETune-Modellen einen neuen Weg beschritten hat. Kamen die ersten Robot-Gibsons je nach Modell noch für einen Strassenpreis von ab ca. 1800€ aufwärts in die Hände desstimmfaulen Aufwand minimierenden Gitarristen, liegt der aktuelle Kurs für die hier besprochene Gitarre bei ca. 1100€.
Es ist daher zu vermuten, dass Gibson dieses Mal ernsthaft vor hat, der von ihnen bereits früh geförderten Innovation einen Weg in die Mainstream zu ebnen. Weniger Gimmick, als viel mehr praktische Arbeitserleichterung könnte hier das Motto sein.
Zum Vergleich "alt" vs. "neu" hier zunächst ein paar Bilder:
Welches System arbeitet nun besser?
Eindeutiger Sieger ist das Min-ETune-System. Das System stimmt genauer, braucht deutlich weniger Strom und ist in der Anwendung sowohl beim Stimmen, als auch beim Aufladen der Akkus praktikabler. Was ausserdem auffällt ist, dass die Mechaniken der Les Paul deutlich stimmstabiler sind, als die des in der Explorer Verbauten.
Mein Eindruck war, dass das Mini-ETune eine wirklich gezielt optimierte Version des Vorgängers darstellt. Die aufwändige Konstruktion der Robots (Mechaniken sind über eine quer durch die Gitarre laufende Datenleitung mit dem Bedienpoti und der Steuereinheit im E-fach verbunden) wurde nicht nur vom Volumen her, sondern auch im Ansatz sichtbar verschlankt.
... und so klingt sie:
Ausgepackt, eingestöpselt und sofort alle im Vorfeld bereits antizipierten Erwartungen erfüllt - diese Lady kann singen!!!
Bereits trocken angespielt zeigt sie sich mit einer sehr direkten Ansprache und einer (vermutlich auch durch den "traditional weight relief"ten Korpus beeinflusten;-) ungwöhnlich hohen akustischen Lautstärke. So setzen sich die positiven Eindrücke der blitzsauber und mit wertig erscheinenden Materialien verarbeiteten Konstruktion auch akustisch fort.
Die Stärken liegen dabei meiner Meinung nach eindeutig bei den angecrunchten und verzerrten Sounds, hier singt die Gitarre quasi von alleine. Komplett cleane Sounds geben die beiden Burstbucker jedoch ein wenig dumpf und leblos wieder.
Aufgenommen habe ich diesesmal aus Lautstärkegründen mit Amp- und Effektsimulationen aus der Line6 Gearbox in Studio One.
https://soundcloud.com/git_02/gibson-lp-etune_desert_sea
Sound: Line6 Gearbox AC30-Simulation, Tube Sreamer, Hall, Tremolo
https://soundcloud.com/git_02/gibson-lp
Sound: Line6 Gearbox AC30-Simulation, Hall
https://soundcloud.com/git_02/gibson-lp-etune_fingerpicking
Sound: Line6 Gearbox AC30-Simulation, Hall
https://soundcloud.com/git_02/gibson-lp-etune_rock
Sound: Line6 Gearbox JCM800-Simulation, Tubescreamer, Hall
Und sonst?
Nicht so gut:
Von Abrichtung des Sattels kann hier nur bedingt gesprochen werden. Zwar ist die Intonation im ersten Bund auch bei der G-Saite akzeptabel, aber die nur minimale Kerbung des Sattels sorgt weder für eine gute Führung der Saite, noch für eine in allen Situationen sichere Auflage. Wie von hack_meck im Rahmen seiner Musikmessen-Reportage direkt bei Gibson recherchiert, wird es da aber zukünftig wohl Verbesserungen geben.
Überraschend gut:
Mitgeliefert wird ein leicht unförmiges aber wirklich gut gepolstertes und brauchbares Gigbag, in dem man die Gitarre auch guten Gewissens mal in den Kofferraum des Autos legen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass ihr auf dem Weg zu Probe/Gig/Auftritt/Aftershow-Orgie etwas passiert.
Mein Fazit:
First things first: die Gibson Les Paul 60s Tribute VS2013 Min-ETune ist eine wirklich gut klingende und verarbeitete Gitarre. Sowohl Konstruktion, als auch Ausführung (bis auf kleine Einschränkungen - Stichwort Sattel) sind hier stimmig vereint, und haben in Verbindung mit den gewählten Materialien eine klassische Gibson Les Paul hervorgebracht.
Abseits vom Min-ETune-System bekommt man so einen modernen Klassiker, der sich wie eine gute alte Bekannte anfühlt, und sehr gut bespielbar ist. Auch soundseitig wird hier geliefert, was Name und Modell versprechen (ich hoffe die Soundfiles geben euch da einen zumindest rudimentären Eindruck): singender Ton, klassische Rock-,Jazz- und Blues-Sounds. Lediglich die ganz cleanen Klänge wirken (zumindest auf mich) etwas leblos.
Ob man Min-ETune nun braucht oder nicht, muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Stören tut es zumindest in keiner Weise. Auch wenn nicht immer direkt korrekt gestimmt wird, dauert der Vorgang auch mit einigen Wiederholungen wohl nie länger als händisches Stimmen. Zudem arbeitet das System in einem sinnvoll gestalteten Einsatzbereich durchaus praktikabel.
Was das MinE-Tune allerdings (auch) nicht kann (oder besser: können kann), ist das ausser Kraft setzen physikalischer Prinzipien. Ein "wildes" wechseln zwischen verschiedenen Tunings bringt (wie beim manuellen Stimmen) umso mehr Probleme, je größer die Intervalle sind. Auch ist das Spielgefühl, je nach benutzter Saitenstärke, nicht immer authentisch - Open-D mit einem 9er Saitensatz gleicht einfach manchmal eher der Verarbeitung gekochter Spaghetti.
Ist man sich jedoch im Klaren, welche Tunings man in der Hauptsache spielen will, und besaitet demenstsprechend, lässt sich hier mit einer Gitarre stimmungsmäßig einiges abdecken.
Was bleibt übrig:
Eine sehr gute Gitarre und ein System, das viele Einsatzbereiche finden könnte, über dessen Notwendigkeit sich aber jeder selbst klar werden muss.
Und das sagen die Anderen:
Ich habe beim Framus-Werksbesuch noch ein paar Statements zur Gitarre eingesammelt bzw. im Nachhinein um eine Einschätzung gebeten. Alle diese Einschätzungen beruhen auf einem kurzen "trockenen" Anspielen ohne Amp, hier also die bisher eingegangenen Statements:
ReaniMirten
soccero
Schwarzblut
GOrange
biosolix
Vielen dank an alle, die sich die Mühe gemacht haben, mir ihre Einschätzung zu berichten
Eventuell noch eintrudelnde Rückmeldungen reiche ich natürlich gerne nach.
Ich hoffe, dieses Review konnte einen zumdest rudimentären Eindruck der Les Paul vermitteln. Fragen/Anregungen/Kommentare sind natürlich wie immer willkommen und erwünscht!
als letzter im Bunde von 3 Musikerboard-Testern möchte ich euch mein Review der neuen Gibson Les Paul 60s Tribute Vintage Sunburst 2013 mit dem selbststimmenden Min-ETune-System vorstellen.
Vorab ein weiteres Mal ein großes Dankeschön an uwegraf für das Schießen der Fotos und des Videos
Die Fakten:
Mahagoni Korpus (traditional weight relief)
- Ahorn Decke
- Mahagoni Hals
- "slim 60th" Halsprofil
- Palisander Griffbrett mit Trapez Inlays
- 22 Bünde
- Mensur: 628mm
- 1x "Burstbucker 1" und 1x "Burstbucker 2"
- Chrome Tune-o-Matic Brücke
Die Gitarre:
Direkt nach dem Auspacken präsentiert sich eine blitzsauber verarbeitete Gitarre, bei der augenscheinlich als auch haptisch sowohl in Sachen Konstruktion als auch Materialwahl einfach alles "stimmt".
Kaum zu beschreiben aber wahr - trotz nahezu farbrikneuem Zustand fühlt sich die Paula wie eine gute alte Bekannte an. Keine dicke Lackschicht verhindert die Verbindung von Gitarrist und Arbeitsgerät, der Hals fühlt sich einfach nur gut eingespielt an.
Die Verarbeitung würde ich (mit Ausnahme der Sattelabrichtung s.u.) als makellos und blitzsauber bezeichnen. Das betrifft sowhl Hals und Korpus, als auch Bünde und Abrichtung.
Ich hoffe, dass euch die Fotos darüber einen Eindruck verschaffen können.
vorne
hinten
got wood?-)
hinten
got wood?-)
Das Min-ETune-System:
Ein Traum wird wahr - nie wieder stimmen?
Leider nicht ganz, mehr dazu könnt ihr weiter unten lesen...
Es ist aber schon immer wieder erstaunlich, wie ein so komplexes System so klein und trotzdem gut bedienbar gestaltet werden kann. Das Min-ETune bringt keine für mich spürbare Gewichtszunahme der Kopfplatte, und hat somit im "Spielbetrieb" überhapt keine Auswirkungen gegebüber den Modellen ohne Min-ETune. Auch sind die Mechaniken, besonders im Vergleich zu den Vorgängersystem, deutlich stimmstabiler (zu den Verbesserungen gegenüber dem zuvor in den Robot Modellen verbauten Vorgängersystem findet ihr weiter unten ebenfalls einen kurzen Abriss).
Hier erstmal ein paar Detailfotos des Systems.
Von vorne ist alles beim alten
Ein Blick hinter die Fassade
Saitenansicht
Ein Blick hinter die Fassade
Saitenansicht
Der Einfachheit halber hier ein kurzes Video von zwei Stimmvorgängen:
Wie man im Video hoffentlich gut erkennen kann, ist die Bedienung des Min-ETune denkbar einfach:
Ist die gewünschte Stimmung bereits eingestellt, streicht man direkt über die Saiten, und das Min-ETune beginnt unverzüglich seine Arbeit. Korrekt gestimmte Saiten werden werden gut sichtbar farblich gekennzeichnet.
Möchte man eine andere Stimmung, muss man über den Menüknopf eine der voreingestellten Stimmungen auswählen, und verfährt dann wie gesehen.
Und wie funktioniert es?
Kurze Antwort: nicht immer zufriedenstellend.
Selbst bei nur leichter Verstimmung arbeitet das System bei gleichzeitigem Anschlagen aller Saiten nicht immer so, dass ein Stimmvorgang ausreicht (siehe ersten Stimmvorgang im Video).
Als deutlich praktikabler hat sich daher erwiesen, alle Saiten nacheinander anzuschlagen (siehe zweiten Stimmvorgang im Video). Auf diesem Weg gestimmt, reichte in den meisten Fällen ein Stimmvorgang um mit los zu legen.
Ein Vergleich der Systeme - Gibson Robot Explorer mit Tronical-System:
Ein System, zwei Gitarren.
Da ich vor gute einem Jahr durch einen Zufall an eine Gibson Robot Explorer "geraten" bin, bot sich natürlich ein Vergleich der Systeme an. Zuerst ist hier aber mal ein Vergleich der Konzepte angebracht:
Schon beim Blick auf den Preis wird klar, dass Gibson mit den neuen Min-ETune-Modellen einen neuen Weg beschritten hat. Kamen die ersten Robot-Gibsons je nach Modell noch für einen Strassenpreis von ab ca. 1800€ aufwärts in die Hände des
Es ist daher zu vermuten, dass Gibson dieses Mal ernsthaft vor hat, der von ihnen bereits früh geförderten Innovation einen Weg in die Mainstream zu ebnen. Weniger Gimmick, als viel mehr praktische Arbeitserleichterung könnte hier das Motto sein.
Zum Vergleich "alt" vs. "neu" hier zunächst ein paar Bilder:
Gut erkennbar: das alte System hatte deutlich größere Mechanik-Boxen.
Gesteuert wird über ein Multi-LED Push/Pull-Poti
Der Piezo basierte Stimmungsdetektor im Tailpiece
Gesteuert wird über ein Multi-LED Push/Pull-Poti
Der Piezo basierte Stimmungsdetektor im Tailpiece
Welches System arbeitet nun besser?
Eindeutiger Sieger ist das Min-ETune-System. Das System stimmt genauer, braucht deutlich weniger Strom und ist in der Anwendung sowohl beim Stimmen, als auch beim Aufladen der Akkus praktikabler. Was ausserdem auffällt ist, dass die Mechaniken der Les Paul deutlich stimmstabiler sind, als die des in der Explorer Verbauten.
Mein Eindruck war, dass das Mini-ETune eine wirklich gezielt optimierte Version des Vorgängers darstellt. Die aufwändige Konstruktion der Robots (Mechaniken sind über eine quer durch die Gitarre laufende Datenleitung mit dem Bedienpoti und der Steuereinheit im E-fach verbunden) wurde nicht nur vom Volumen her, sondern auch im Ansatz sichtbar verschlankt.
... und so klingt sie:
Ausgepackt, eingestöpselt und sofort alle im Vorfeld bereits antizipierten Erwartungen erfüllt - diese Lady kann singen!!!
Bereits trocken angespielt zeigt sie sich mit einer sehr direkten Ansprache und einer (vermutlich auch durch den "traditional weight relief"ten Korpus beeinflusten;-) ungwöhnlich hohen akustischen Lautstärke. So setzen sich die positiven Eindrücke der blitzsauber und mit wertig erscheinenden Materialien verarbeiteten Konstruktion auch akustisch fort.
Die Stärken liegen dabei meiner Meinung nach eindeutig bei den angecrunchten und verzerrten Sounds, hier singt die Gitarre quasi von alleine. Komplett cleane Sounds geben die beiden Burstbucker jedoch ein wenig dumpf und leblos wieder.
Aufgenommen habe ich diesesmal aus Lautstärkegründen mit Amp- und Effektsimulationen aus der Line6 Gearbox in Studio One.
https://soundcloud.com/git_02/gibson-lp-etune_desert_sea
Sound: Line6 Gearbox AC30-Simulation, Tube Sreamer, Hall, Tremolo
https://soundcloud.com/git_02/gibson-lp
Sound: Line6 Gearbox AC30-Simulation, Hall
https://soundcloud.com/git_02/gibson-lp-etune_fingerpicking
Sound: Line6 Gearbox AC30-Simulation, Hall
https://soundcloud.com/git_02/gibson-lp-etune_rock
Sound: Line6 Gearbox JCM800-Simulation, Tubescreamer, Hall
Und sonst?
Nicht so gut:
Von Abrichtung des Sattels kann hier nur bedingt gesprochen werden. Zwar ist die Intonation im ersten Bund auch bei der G-Saite akzeptabel, aber die nur minimale Kerbung des Sattels sorgt weder für eine gute Führung der Saite, noch für eine in allen Situationen sichere Auflage. Wie von hack_meck im Rahmen seiner Musikmessen-Reportage direkt bei Gibson recherchiert, wird es da aber zukünftig wohl Verbesserungen geben.
Überraschend gut:
Mitgeliefert wird ein leicht unförmiges aber wirklich gut gepolstertes und brauchbares Gigbag, in dem man die Gitarre auch guten Gewissens mal in den Kofferraum des Autos legen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass ihr auf dem Weg zu Probe/Gig/Auftritt/Aftershow-Orgie etwas passiert.
Ein wirklich funktionales und robustes Gigbag
Mein Fazit:
First things first: die Gibson Les Paul 60s Tribute VS2013 Min-ETune ist eine wirklich gut klingende und verarbeitete Gitarre. Sowohl Konstruktion, als auch Ausführung (bis auf kleine Einschränkungen - Stichwort Sattel) sind hier stimmig vereint, und haben in Verbindung mit den gewählten Materialien eine klassische Gibson Les Paul hervorgebracht.
Abseits vom Min-ETune-System bekommt man so einen modernen Klassiker, der sich wie eine gute alte Bekannte anfühlt, und sehr gut bespielbar ist. Auch soundseitig wird hier geliefert, was Name und Modell versprechen (ich hoffe die Soundfiles geben euch da einen zumindest rudimentären Eindruck): singender Ton, klassische Rock-,Jazz- und Blues-Sounds. Lediglich die ganz cleanen Klänge wirken (zumindest auf mich) etwas leblos.
Ob man Min-ETune nun braucht oder nicht, muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Stören tut es zumindest in keiner Weise. Auch wenn nicht immer direkt korrekt gestimmt wird, dauert der Vorgang auch mit einigen Wiederholungen wohl nie länger als händisches Stimmen. Zudem arbeitet das System in einem sinnvoll gestalteten Einsatzbereich durchaus praktikabel.
Was das MinE-Tune allerdings (auch) nicht kann (oder besser: können kann), ist das ausser Kraft setzen physikalischer Prinzipien. Ein "wildes" wechseln zwischen verschiedenen Tunings bringt (wie beim manuellen Stimmen) umso mehr Probleme, je größer die Intervalle sind. Auch ist das Spielgefühl, je nach benutzter Saitenstärke, nicht immer authentisch - Open-D mit einem 9er Saitensatz gleicht einfach manchmal eher der Verarbeitung gekochter Spaghetti.
Ist man sich jedoch im Klaren, welche Tunings man in der Hauptsache spielen will, und besaitet demenstsprechend, lässt sich hier mit einer Gitarre stimmungsmäßig einiges abdecken.
Was bleibt übrig:
Eine sehr gute Gitarre und ein System, das viele Einsatzbereiche finden könnte, über dessen Notwendigkeit sich aber jeder selbst klar werden muss.
Und das sagen die Anderen:
Ich habe beim Framus-Werksbesuch noch ein paar Statements zur Gitarre eingesammelt bzw. im Nachhinein um eine Einschätzung gebeten. Alle diese Einschätzungen beruhen auf einem kurzen "trockenen" Anspielen ohne Amp, hier also die bisher eingegangenen Statements:
ReaniMirten
...
die Les Paul habe ich nur kurz getestet. Was aber hängen geblieben ist, war eine überraschend gut ausbalancierte Gitarre die gut in der Hand lag mit ordentlichem Spielgefühl (ich bein kein sonderlich großer Gibson-Fan). Negativ aufgefallen ist mir, insbesondere im Gegensatz zu den neueren Framus-Modellen, die nachlässige Bundabrichtung. Wenn man den Hals entlang fährt, hat man mehr als einmal das Gefühl hängen zu bleiben. Das Tuning-System habe ich auch nicht ausgiebig getestet, hatte aber auch nicht den Eindruck, dass der richtige Gebrauch absolut selbsterklärend ist. Habe das System einmal drüberlaufen lassen, wobei mir die resultierende Stimmung nicht 100%-ig sauber erschien....
soccero
...
Die Test Gibson Les Paul Min-ETune war von der Bespielbarkeit her super. Ist ja quasi eine altbekannte und bewährte Les Paul Studio. Ich hatte die Paula nicht an einem Amp getestet, somit kann ich im Bezug auf die Pickups und das Verhalten am Verstärker jetzt nichts schreiben.
Insgesamt war eine leichte Kopflastigkeit auf Grund des Min-ETune Systems vorhanden, welche sich aber nicht auf das Spiel auswirkt.
Soweit so gut.
Das neue Min-ETune System hat mich leider nicht voll überzeugt.
Das System stimmt zwar die Saiten, was lustig beim Beobachten ist, jedoch dauert es doch relativ lange, besonders wenn es sich um stärkere Verstimmungen handelt.(..in dem Fall nachdem ich sie fleißig verstimmt hatte.)
Auch bekam ich nur die Standart E-Stimmung hin. Ich weiß nicht ob es die Möglichkeit gibt eine andere Stimmung einzustellen.
Als spielerei lasse finde ich das ganz gut, aber nicht wirklich Praxis gerecht, da man mit einem normalen Tuner meist schneller und genauer stimmen kann....
Schwarzblut
...
Ich emfpand die Verarbeitung gibson-untypisch als sehr gut. Besonders der unlackierte Hals lag gut in der Hand. Das Profil hat absolut gestimmt. Einzig die Kanten des Grifbrettes waren mir zu scharf.
Optisch hat sie schon was hergemacht, abgesehen vom Min-ETune. Mir ging das automatische Stimmen zu langsam. Mit Hand und Polytuner ist man, denke ich, schneller.
Ohne das ETune wäre sie eine tolle Gitarre mit besserer Verarbeitung als so manche Traditional...
GOrange
...
Ich war positiv überrascht, wie klein, kompakt und unauffällig das System ist. Mich würde das Teil auf der Rückseite der Kopfplatte nicht stören. Auch die Mechaniken fand ich nicht klobig. Also optisch schon mal gut gemacht. Es ist auch sicher besser und weniger anfällig als die ersten Robot-Systeme mit den verteilten Komponenten.
Zur Funktion selbst kann ich nichts sagen. Die Bedienung sah aber ganz einfach aus. Kann man es eigentlich "rückstandsfrei" demontieren? Ich denke schon.
Am wichtigsten für mich wäre eine exakte Stimmung, weniger ein besonders schnelles Stimmen. Ich steh ja nie auf der Bühne...
Grundsätzlich reizte es mich schon lange, so etwas auszuprobieren. Ich war auch schon mal nahe dran, eine Robot-Paula der zweiten Generation zu kaufen. Aber der Verkäufer hat mir wegen der möglichen Mängel und der damals wohl schlechten Ersatzteilversorgung abgeraten. Somit war ich bislang sehr skeptisch, ob das Robot-System nicht zu anfällig ist. Aber mit diesem kompakten und austauschbarem System wäre es doch wieder interessant. Anders gesagt: Wenn es das Teil passend zur Nachrüstung für Framus-Gitarren gäbe, würde ich es definitiv kaufen. Auch wenn ich es sicher nicht wirklich "brauche"...
biosolix
...
den ersten Kontakt mit dieser Gibson hatte ich auf der Musikmesse, und empfand die Gitarre als ganz ok, ohne tief einzusteigen. Die Funktion des Min-ETune erschloß sich auf diesen ersten Blick noch nicht, das änderte sich dann bei unserem Treffen. Über die Qualität, und Sound der Gibson kann ich mich nicht auslassen, zu kurz geschaut, denke aber, daß sie sich im Rahmen einer Gibson LP Studio 50 Tribute bewegt, wobei mir letztere aufgrund des Ahorn- Halses mehr zusagen würde als der Mahagonihals der LP 60. Sie sieht aber in ihrem sunburst-Look echt wertig aus, habe habe sie selbst erst einmal preislich erheblich höher angesiedelt. Das Tuning System ist der Clou, jedoch würde ich das unabhängig von der Gitarre betrachten wollen, immerhin gibt es das in Zukunft auch separat für andere Fabrikate unter dem Namen Tronical . Der Aufpreis einer Gibson LP Studio 50 Tribute + Tronical entspricht der hier vorgestellten LP 60. Die entscheidende Frage wäre:
Welcher Kundenkreis ist bereit, 300 € nur für ein Tuning System auszugeben ?
Als Hobby-Gitarrist bin ich absolut glücklich mit meinem Digitech HT-6 Tuner, den ich als hochkomfortabel empfinde und der auch von Profi's geschätzt wird, zumal das Tuning den Amp wegschaltet. Bei einem exotischerem Tuning wie DADGAD wird es aber schon lästig, da ist das Min-Etune echt überlegen. Der Hobbyist wird das verschmerzen, der Profi wahrscheinlich die Gitte tauschen.
Die technische Lösung ist bestechend. Die Elektronik konzentriert sich auf auf die kleine Einheit zwischen den Tunern, mit klarer Anzeige der Einstellungen, während die Mikro-Antriebe und Zahnradübersetzung geschlossen in den einzelnen, gekapselten Saitentunern sitzt, die wie üblich am Gitarren-Kopf eingeschraubt sind. Die Leiterplatte zwischen der Elektronik und den Tunern ist passend zu den Gitarrenfabrikaten designed. Kein Wunder, daß es zunächst Modelle für große Hersteller wie Gibson, Yamaha und Fender geben wird...
Vielen dank an alle, die sich die Mühe gemacht haben, mir ihre Einschätzung zu berichten
Eventuell noch eintrudelnde Rückmeldungen reiche ich natürlich gerne nach.
Ich hoffe, dieses Review konnte einen zumdest rudimentären Eindruck der Les Paul vermitteln. Fragen/Anregungen/Kommentare sind natürlich wie immer willkommen und erwünscht!
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