bluesfreak
Helpful & Friendly User
Dass das Musikerboard für coole Aktionen bekannt ist dürfte ja jedem bekannt sein aber das, an dem ich jezt teilnehmen durfte schlägt alles bisher da gewesene (naja, das Akustik Gewinnspiel lag noch ne Stufe drüber, aber das ist eine andere Geschichte). Angefangen hat alles als Johannes im Auftrag von Gibson D umfragen lies ob jemand an einem Test einer Gibson mit dem neuen Min-ETune teilnehmen möchte und wer mich kennt weiß dass ich da nicht Nein sagen kann
Am Montag kam sie nun an, eine Gibson LP Studio 60s Neck mit eben jenem Min-ETune System und nachdem ich ihr eine Nacht zu Akklimatisierung gegönnt hatte ging es ans Auspacken. Das, was da zum Vorschein kam ist mir ja nicht unbekannt (ich nenne eine Studio 50s mit P90 mein Eigen, als auch eine der Thomann Goldtops mit Humbucker und hatte auch eine 60s die mit MiniHumbuckern aufgewertet worden war) und trotzdem ist es immer wieder faszinierend wenn sich solch eine Vintage Sunburst Schönheit aus dem den Studios üblichen Gigbag schält. Die erste Inspektion offenbart keine größeren Probleme, sie hatte also die Reise gut überstanden. Die Zubehörtasche am Gigbag war ziemlich ausgebeult und nach einigem Gegrabbel sind aus der Tasche das Inspektionszettelchen, ein DIN A5 Blatt mit einer Kurzbeschreibung des E-Tune Systems, ein Netzteil mit US Stecker sowie Adapter für EU und UK geborgen. Den (für mich) üblichen pfeifenförmigen Schlüssel zur Trussrodeinstellung hat man sich anscheinend gespart was für mich als LP Affiniiertem kein Problem darstellt aber wohl für den, der noch nie eine LP sein Eigen nannte und was im Widerspruch zu den Daten auf der Website steht.
Die Tribute Serie wurde ja ins Leben gerufen um an die glorreichen Vorbilder aus den 50er/60er/70er Jahren zu erinnern die die Entwicklung und Geschichte der Marke mitbestimmt haben und das zu Preisen die sich ein Normalsterblicher auch leisten kann. Deswegen wurde auch auf großartige Optionen verzichtet (Binding, Locking Tuners, Alu STP) und das Konzept auf das Notwendigste reduziert (was vllt den Zahnarzt oder Anwalt stört der das Ding in die Vitrine packen will aber nicht den Player und Allerweltsgitarristen) und sofern die Basis stimmt ist dagegen nichts einzuwenden schließlich spart man sich doch ein paar Euros gegenüber den normalen LP Versionen, von CCs oder ähnlichem wollen wir hier ja gar nicht reden. Der prinzipielle Aufbau einer LP ist ja eigentlich jedem bekannt und auch hier wurden keine großartigen Abweichung getroffen sonder man hat auf die bewährte Basis von Mahagoni und Ahorn zurückgegriffen. Der Body selber wurde aus (nur!) 2 Stücken verleimt, lt Aussage Gibsons mit dem modern Weight Relief versehen und darauf sitzt eine in der Mitte ca 10mm dicke Decke aus Ahorn die in der klassischen Form geshaped wurde. Der Hals ist auch aus Mahagoni, im schlanken 60er Slim Taper Profile und misst nur ca 20mm am 1ten Bund und knapp 22mm am 12ten in der Dicke sowie am 43mm 1ten und 52mm am 12ten Bund in der Breite. Das Griffbrett ist (mal wieder) Palisander, deutlich erkennbar aus 2 Schichten bestehend, das hoffentlich nachhaltig erwirtschaftet wurde und die Kritik an den verwendeten Alternativen baked Maple oder Grenadillo hoffentlich verstummen lässt. Lackiert ist das Ganze vorne in einem ziemlich dunklen semi-gloss Vintage Sunburst (ich würde da eher Darkburst dazu sagen) während der Hals und die Rückseite mit einem leicht durchsichtigen Braun überzogen sind. Der Sattel besteht aus schwarzem Corian der für mich etwas sehr flach gefeilt ist (scheint aber die Standardeinstellung der PLEK Maschine zu sein da der Sattel meiner Tributes und auch die Thomann-GT eine sehr ähnliche Formung aufweisen) und die Bünde sind sauber im Griffbrett eingepasst und abgerichtet.
Bestückt ist das Ganze mit zwei Burstbuckern, einem #1 in der Halsposition und einem Burstbucker #2 an der Bridge. Soweit, so gut, eine ganz normale LP Studio werden einige denken aber das Besondere kommt noch: am Headstock befindet sich rückwärtig ein schwarzes Kästchen das etwas Elektronik und einen Akkupack beeinhaltet, einen kreuzförmigen Schalter zur Bedienung und die Mechaniken, die sind diesmal optisch dicker ausgefallen als normal denn sie beherbergen Motoren die einem das Stimmen abnehmen (sollen). Der geneigte Leser fragt sich nun bestimmt wie das alles funktionieren soll und ob es das auch tut für was es angepriesen wird und das gilt es jetzt herauszufinden. Laut Anleitung reicht es das System einzuschalten und dann ein paar Mal die Saiten anzuschlagen. Gesagt, getan aber bereits beim ersten Test zeigen alle LEDs grün und das Sytem schaltet sich sofort wieder ab!? Ein Test mit einem geklemmten Stimmsystem am Headstock zeigt daß die Gitarre eigentlich korrekt in Stimmung ist und das nach der Reise und dem ersten Auspacken!
Also flugs die Saiten absichtlich verstimmt, das System wieder aktiviert und nochmal alles angeschlagen und nun zeigt sich Reaktion, die Stimmflügel setzen sich mit einem knarzenden Geräusch in Bewegung und anhand der sich ändernden Farbgebung der die Saiten bezeichnenden LEDs am Kästchen sieht man wie sich die Saiten in der Stimmung anpassen.
[Video kommt noch]
Cool, oder?
Bei dem ersten Versuch blinkt die dicke E-Saite immer wieder auf was zur kurzen Verwirrung führt aber ein Blick auf das Beipackzettelchen zeigt das das System anscheinend Interferenzen zu anderen Saiten erkannt hat und durch das Blinken anzeigt dass man nun bitte diese Saite einzeln nochmal anschlagen sollte. Gesagt, getan und nun stimmt sich auch die dicke E-Saite, die LED Reihe blinkt grün auf und das System schaltet sich ab. Sicherheitshalber nochmal mit dem Klemmstimmgerät gegengecheckt aber alles im grünen Bereich. Soweit so gut, doch wie verhält sich das nun mit anderen Stimmungen? Laut den Spezifikationen stehen auf dem Gerät 3 Bänke à 6 Stimmungen zur Verfügung hat von denen 2 Bänke vorbelegt sind und eine Bank dem User ermöglicht eigene Stimmungen abzuspeichern. Wie das geht verrät dieser Zettel allerdings nicht sondern man wird darauf hingewiesen detailiertere Informationen von der Gibson Website abzurufen. Voreingestellt sind die folgenden Tunings:
Da ich allerdings zu der eher alters- und musiktechnisch nicht mehr hochaktuellen Gruppe zähle sind für mich die Stimmungen in der roten Bank eher uninteressant, ausser Standard und Eb benötige ich hier eigentlich nichts, dafür trifft die grüne Bank voll ins Schwarze. Zum Repertoire meiner Hauptband gehören nämlich einige Titel die offene Stimmungen wie Open G und Open D verlangen, also flugs mal das E-Tune wieder angeschaltet, den ON Button zweimal gedrückt und per Kreuzschalter durch einmal nach oben drücken und dann 4x nach rechts die 4te Bank Open G, gekennzeichnet passenderweise durch die grüne illumination des Buchstaben G, selektiert. Knarrend setzen sich die Stimmflügel wieder in Bewegung und gehen schon mal in eine anscheinend vorausberechnete Position, blinken der LEDs für die einzelnen Saiten zeigt aber an das noch Stimmen notwendig ist, also über die Saiten gestrichen und krrzkkkrzkrrrrzz erfolgt das Finetuning, die LED Reihe blinkt kurz grün auf und das wars! Gleich mal Honky Tonk Woman aus dem Gedächntis hervorgekramt, angestimmt und dann mit etwas braunem Zucker veredelt. Klingt natürlich nicht 100% nach Tele aber da ich bei mir eh alles auf Humbucker abgestimmt ist passt es trotzdem. Nun der Praxistest: Schnell auf Open D umgestimmt denn die Menge schreit nach einem glorreichen Untergang: On Button zweimal gedrückt, die grüne Bank ist schon aktiv aber was zum Teufel war nochmal die Einstellung für Open-D? Kurze Panikstarre aber dann rührt es sich wieder in den grauen Zellen: bei den Voreinstellungen der grünen Bank war jemand so schlau die offenen Stimmungen mit den passenden Saitenanzeigen zu verknüpfen, also D ausgewählt, bestätigt und krrrrzkrrrzkrrrz drehen sich die Stimmflügel. Leider muss man dann doch nochmal nachstimmen durch einen (oder zwei) Strumms, schade, in der Zeit hab ich im reellen Leben auch die Klampfe schnell getauscht. Aber egal, das Slide genommen und mal kurz das Intro angespielt, auch mit den Engeln lässt sich nun prima reden. Ein Stimmversuch mit Kapo im 2ten Bund endete allerdings im Chaos, damit kommt dieses System nicht zurecht, da muss man wohl selber programmieren. Ein schneller Blick auf die andere Seite des Headstocks zeigt die Köpfe der Mechaniken die eine Art Lockingfunktion bieten. Lt Hersteller des Tuningsystems muss man bei Saitenwechsel genau die Prozedur einhalten und die E und A Seite auch anweisungsgemäß verkehrt herum aufziehen da sonst das Tuning nicht (mehr) korrekt funktioniert (fragt mich jetzt nicht woher ich das weiß...)
Zum Abschluss des technischen Rundgangs noch ein Blick unter die Haube..äähh das Abdeckfach und das zeigt die momentan aktuelle Platinenbauweise mit 300k Potis und MKS Kondensatoren, incl Steckverbindern zu PUs, Schalter und Buchse. Kalkulatorisch und produktionstechnisch ein verständlicher Schritt aber ein gröberes Problem im Reparaturfall. Hier empfiehlt sich dann doch im Fehlerfall den ganzen Krempel auf einmal rauszuwerfen und neu aufzubauen als versuchen ein Poti oder einen Kondensator aus der Platine zu löten...es geht, aber es erfordert einen erfahrenen Lötspezi um nicht die Platine zu ruinieren. Das Stecksystem zu den PUs finde ich da schon deutlich praktischer, allerdings bietet bisher noch niemand PUs mit den passenden Steckern an, nicht mal Gibson selber, insofern ist hier der Vorteil eines schnellen Wechsels/Austausches praktisch Null.
Nach all diesen Checks und Trockenübungen, die allerdings nötig waren um die Bedienungsabläufe zu verinnerlichen kommen wir nun zum eher praxisorientierten Teil, die Klampfe darf nun an den Amp. Praxisgerecht nehmen wir zuerst den Vintage Modern im blauen Kanal und wie erwartet tönt der BB#1 am Hals warm und vollmundig, allerdings verglichen mit dem BB#1 in meiner Boneyard etwas belegter, mit weniger Spritzigkeit. Die BBs sind ja eine Hommage an die legendären ersten PAFs von Seth Lover, incl AlNiCo II Magneten, ungleich gewickelter Spule und fehlendem Wachs/Potting aber haben die damals wirklich so matt geklungen? Kurze Einstellversuche zeigten keine großartige Änderung, evtl liegts auch an der Werksbesaitung, bei mir ist durch die Bank alles mit Dean Markley 1973 bespannt, die Testgitarre dürfte mit den hauseigenen Brite Wires bestückt sein. Egal, ein Kollege am Steg bietet deutlich mehr an, ist detailreicher und aggressiver in den Höhen, kann am angezerrten Amp schön schmatzen und vor allem klassische Powerchords machen mit ihm viel Spaß, es drückt schön mittig aus der Box mit einem leicht hölzernen Timbre, wer Kossoff und Konsorten im Ohr hat weiß was ich meine. Im weißen Kanal wirds da schon deutlich fetter, der Steg komprimiert den Amp schön und es lassen sich flüssige Leads spielen, Slashs zwinkert seiner Süßen zu und auch die Fahrt nach Paradise City lässt sich antreten. Dem ganzen noch eine Schippe mehr Dampf mit dem Tubescreamer verpasst, macht ein schön durchsetzungsfähiges Brett mit verschlankten Bässen, allerdings ist da auch langsam schon Schluss, tiefergestimmtes Metal Gewitter lässt sich dem Amp nicht entlocken, da matscht es dann schon deutlich. Aufgrund oben bereits erwähnter Zielgruppe kann ich auch nicht mit einem entsprechenden Amp dienen, insofern muss ich die Eignung oder Nichteignung für solche Musikstile einem anderen Tester überlassen der dann ggf auch die vom E-Tune angebotenen Drop Tunings durchtesten kann.
Praxistest Gig
Showtime! Gleich ins kalte Wasser gesprungen und versucht den Gig mit nur einer Gitarre zu bestreiten. Die Kollegen rollten zwar schon mit den Augen da ich sicherheitshalber doch die Standardbestückung (1x LP Normal, 1x Tele Open G, 1x LP Open D) mitgenommen hab und damit incl Backupklampfe 5 Stück auf der Bühne standen aber da muss man als Gearhead drüberstehen . GottseiDank unterscheiden sich die BBs in der 60s Tribute nur geringfügig von den BBPro in der Standard, insofern war keine große Kurbelei am Amp angesagt. Die ersten 3 Songs runtergespielt, dazwischen einmal nachgestimmt, perfekt. Weiter gehts mit einigen Open-G Sachen, also schnell das E-Tune umprogrammiert und die Stimmung aufgerufen. Doch was ist das? Ich muss mehrfach über die Saiten strummen und dann auch noch einzelne Saiten durchstimmen? Das dauert definitiv länger als ein einfacher Gitarrenwechsel! Einziger Vorteil, man weiß dann das man wirklich in Tune ist, jeder giggende Gitarrist mit mehreren Klampfen kennt das Problem das man am Anfang des Konzerts noch alles gestimmt hat aber nach einiger Zeit ist die Reserve stimmtechnisch irgendwo denn auf der Bühne herrscht eine Bullenhitze, die Luftfeuchte im Saal macht dem Tropenhaus Konkurrenz und schon liegt man daneben wenn man schnell einfach umswitcht. Wechsel auf Open D, hier funktioniert es relativ schnell bis auf die E-Saite, auch hier muss mehrfach nachgezupft werden. Schlussendlich wieder zurück in Standart E => jetzt kein Problem?!? Auch während der restlichen Songs des Sets geht das Zwischenstimmen relativ problemlos von der Kopfplatte aber größere Wechsel im Saitenzug scheinen da manchmal Schwierigkeiten zu bereiten. Zuhause das Ganze nochmal angesehen und für mich liegt das Problem vermutlich in der Abrichtung des Sattels, hier ist Nacharbeit bei der Nutbreite bzw aufgrund der doch sehr flachen Abrichtung möglicherweise Ersatz angesagt. Testweise einen neuen Satz BriteWires aufgespannt jedoch brachte das keine Änderung. Schade, hier wird Potential verschenkt und die Verantwortlichen sollten mal die Einstellungen der Plekmaschine überprüfen denn hier scheint es eine Diskrepanz zwischen Saitendicke und optimaler Nutbreite zu geben. Ist doch peinlich wenn der Werkssaitensatz schon nicht passt...
Fazit
Das die Tribute Serie von Gibson nicht von schlechten Eltern stammt ist ja gemeinhin bekannt, sie bietet alles von RocknRoll Sounds über Classic Rock bis hin zu HardRock Sounds à la GnR aber für anderes ist sie tonal mit diesen PUs doch etwas zu sehr auf der Vintage Schiene denn der warme Sound setzt sich nicht überall durch und kann im Zusammenspiel mit einem weiteren LP Spieler in der Band auch mal Probleme bereiten. Aufgrund des schlanken Halses lässt sich die Gitarre zwar gut bespielen aber der sehr flach abgerichtete Sattel kann bei hartem Anschlag Probleme bereiten, mir ist zweimal die tiefe E-Saite aus der Nut geflutscht, auch gab es ansteigende Probleme bei dem Umstellen zwischen den Tunings. Ich betrachte dies jetzt mal als Einzelfall denn die anderen meiner neueren Gibsons sehen (trotz Plek) nicht ganz so flach aus und darum würde ich die Gitarre trotzdem als guten Tipp für einen Einsteiger betrachten, das E-Tune ersetzt das Stimmgerät und man muss auch beim Weg zum Unterricht nicht dauernd nachdenken ob man des Stimmgerät dabei hat denn: Gitte aus dem Sack, Knopf gedrückt und Zack stimmt die Kiste (meistens jedenfalls...). Nach zwei Bandproben und einem Gig mit dieser Gitarre bin ich momentan am überlegen mir dieses System an meiner 2012er Standard nachzurüsten, allerdings scheint es zur Zeit nur über den originalen Hersteller beziehbar zu sein und liegt preislich doch relativ hoch für so ein Gadget...also vllt doch die anderen Tributes verkaufen und ne zweite Standard her? *grübel*
Achja: hier noch das "Abschluss-"bzw "Abschiedsfoto unter Schwestern, es soll ja keiner behaupten können daß sich die Lady bei mir nicht wohlgefühlt hätte
Am Montag kam sie nun an, eine Gibson LP Studio 60s Neck mit eben jenem Min-ETune System und nachdem ich ihr eine Nacht zu Akklimatisierung gegönnt hatte ging es ans Auspacken. Das, was da zum Vorschein kam ist mir ja nicht unbekannt (ich nenne eine Studio 50s mit P90 mein Eigen, als auch eine der Thomann Goldtops mit Humbucker und hatte auch eine 60s die mit MiniHumbuckern aufgewertet worden war) und trotzdem ist es immer wieder faszinierend wenn sich solch eine Vintage Sunburst Schönheit aus dem den Studios üblichen Gigbag schält. Die erste Inspektion offenbart keine größeren Probleme, sie hatte also die Reise gut überstanden. Die Zubehörtasche am Gigbag war ziemlich ausgebeult und nach einigem Gegrabbel sind aus der Tasche das Inspektionszettelchen, ein DIN A5 Blatt mit einer Kurzbeschreibung des E-Tune Systems, ein Netzteil mit US Stecker sowie Adapter für EU und UK geborgen. Den (für mich) üblichen pfeifenförmigen Schlüssel zur Trussrodeinstellung hat man sich anscheinend gespart was für mich als LP Affiniiertem kein Problem darstellt aber wohl für den, der noch nie eine LP sein Eigen nannte und was im Widerspruch zu den Daten auf der Website steht.
Die Tribute Serie wurde ja ins Leben gerufen um an die glorreichen Vorbilder aus den 50er/60er/70er Jahren zu erinnern die die Entwicklung und Geschichte der Marke mitbestimmt haben und das zu Preisen die sich ein Normalsterblicher auch leisten kann. Deswegen wurde auch auf großartige Optionen verzichtet (Binding, Locking Tuners, Alu STP) und das Konzept auf das Notwendigste reduziert (was vllt den Zahnarzt oder Anwalt stört der das Ding in die Vitrine packen will aber nicht den Player und Allerweltsgitarristen) und sofern die Basis stimmt ist dagegen nichts einzuwenden schließlich spart man sich doch ein paar Euros gegenüber den normalen LP Versionen, von CCs oder ähnlichem wollen wir hier ja gar nicht reden. Der prinzipielle Aufbau einer LP ist ja eigentlich jedem bekannt und auch hier wurden keine großartigen Abweichung getroffen sonder man hat auf die bewährte Basis von Mahagoni und Ahorn zurückgegriffen. Der Body selber wurde aus (nur!) 2 Stücken verleimt, lt Aussage Gibsons mit dem modern Weight Relief versehen und darauf sitzt eine in der Mitte ca 10mm dicke Decke aus Ahorn die in der klassischen Form geshaped wurde. Der Hals ist auch aus Mahagoni, im schlanken 60er Slim Taper Profile und misst nur ca 20mm am 1ten Bund und knapp 22mm am 12ten in der Dicke sowie am 43mm 1ten und 52mm am 12ten Bund in der Breite. Das Griffbrett ist (mal wieder) Palisander, deutlich erkennbar aus 2 Schichten bestehend, das hoffentlich nachhaltig erwirtschaftet wurde und die Kritik an den verwendeten Alternativen baked Maple oder Grenadillo hoffentlich verstummen lässt. Lackiert ist das Ganze vorne in einem ziemlich dunklen semi-gloss Vintage Sunburst (ich würde da eher Darkburst dazu sagen) während der Hals und die Rückseite mit einem leicht durchsichtigen Braun überzogen sind. Der Sattel besteht aus schwarzem Corian der für mich etwas sehr flach gefeilt ist (scheint aber die Standardeinstellung der PLEK Maschine zu sein da der Sattel meiner Tributes und auch die Thomann-GT eine sehr ähnliche Formung aufweisen) und die Bünde sind sauber im Griffbrett eingepasst und abgerichtet.
Bestückt ist das Ganze mit zwei Burstbuckern, einem #1 in der Halsposition und einem Burstbucker #2 an der Bridge. Soweit, so gut, eine ganz normale LP Studio werden einige denken aber das Besondere kommt noch: am Headstock befindet sich rückwärtig ein schwarzes Kästchen das etwas Elektronik und einen Akkupack beeinhaltet, einen kreuzförmigen Schalter zur Bedienung und die Mechaniken, die sind diesmal optisch dicker ausgefallen als normal denn sie beherbergen Motoren die einem das Stimmen abnehmen (sollen). Der geneigte Leser fragt sich nun bestimmt wie das alles funktionieren soll und ob es das auch tut für was es angepriesen wird und das gilt es jetzt herauszufinden. Laut Anleitung reicht es das System einzuschalten und dann ein paar Mal die Saiten anzuschlagen. Gesagt, getan aber bereits beim ersten Test zeigen alle LEDs grün und das Sytem schaltet sich sofort wieder ab!? Ein Test mit einem geklemmten Stimmsystem am Headstock zeigt daß die Gitarre eigentlich korrekt in Stimmung ist und das nach der Reise und dem ersten Auspacken!
Also flugs die Saiten absichtlich verstimmt, das System wieder aktiviert und nochmal alles angeschlagen und nun zeigt sich Reaktion, die Stimmflügel setzen sich mit einem knarzenden Geräusch in Bewegung und anhand der sich ändernden Farbgebung der die Saiten bezeichnenden LEDs am Kästchen sieht man wie sich die Saiten in der Stimmung anpassen.
[Video kommt noch]
Cool, oder?
Bei dem ersten Versuch blinkt die dicke E-Saite immer wieder auf was zur kurzen Verwirrung führt aber ein Blick auf das Beipackzettelchen zeigt das das System anscheinend Interferenzen zu anderen Saiten erkannt hat und durch das Blinken anzeigt dass man nun bitte diese Saite einzeln nochmal anschlagen sollte. Gesagt, getan und nun stimmt sich auch die dicke E-Saite, die LED Reihe blinkt grün auf und das System schaltet sich ab. Sicherheitshalber nochmal mit dem Klemmstimmgerät gegengecheckt aber alles im grünen Bereich. Soweit so gut, doch wie verhält sich das nun mit anderen Stimmungen? Laut den Spezifikationen stehen auf dem Gerät 3 Bänke à 6 Stimmungen zur Verfügung hat von denen 2 Bänke vorbelegt sind und eine Bank dem User ermöglicht eigene Stimmungen abzuspeichern. Wie das geht verrät dieser Zettel allerdings nicht sondern man wird darauf hingewiesen detailiertere Informationen von der Gibson Website abzurufen. Voreingestellt sind die folgenden Tunings:
Da ich allerdings zu der eher alters- und musiktechnisch nicht mehr hochaktuellen Gruppe zähle sind für mich die Stimmungen in der roten Bank eher uninteressant, ausser Standard und Eb benötige ich hier eigentlich nichts, dafür trifft die grüne Bank voll ins Schwarze. Zum Repertoire meiner Hauptband gehören nämlich einige Titel die offene Stimmungen wie Open G und Open D verlangen, also flugs mal das E-Tune wieder angeschaltet, den ON Button zweimal gedrückt und per Kreuzschalter durch einmal nach oben drücken und dann 4x nach rechts die 4te Bank Open G, gekennzeichnet passenderweise durch die grüne illumination des Buchstaben G, selektiert. Knarrend setzen sich die Stimmflügel wieder in Bewegung und gehen schon mal in eine anscheinend vorausberechnete Position, blinken der LEDs für die einzelnen Saiten zeigt aber an das noch Stimmen notwendig ist, also über die Saiten gestrichen und krrzkkkrzkrrrrzz erfolgt das Finetuning, die LED Reihe blinkt kurz grün auf und das wars! Gleich mal Honky Tonk Woman aus dem Gedächntis hervorgekramt, angestimmt und dann mit etwas braunem Zucker veredelt. Klingt natürlich nicht 100% nach Tele aber da ich bei mir eh alles auf Humbucker abgestimmt ist passt es trotzdem. Nun der Praxistest: Schnell auf Open D umgestimmt denn die Menge schreit nach einem glorreichen Untergang: On Button zweimal gedrückt, die grüne Bank ist schon aktiv aber was zum Teufel war nochmal die Einstellung für Open-D? Kurze Panikstarre aber dann rührt es sich wieder in den grauen Zellen: bei den Voreinstellungen der grünen Bank war jemand so schlau die offenen Stimmungen mit den passenden Saitenanzeigen zu verknüpfen, also D ausgewählt, bestätigt und krrrrzkrrrzkrrrz drehen sich die Stimmflügel. Leider muss man dann doch nochmal nachstimmen durch einen (oder zwei) Strumms, schade, in der Zeit hab ich im reellen Leben auch die Klampfe schnell getauscht. Aber egal, das Slide genommen und mal kurz das Intro angespielt, auch mit den Engeln lässt sich nun prima reden. Ein Stimmversuch mit Kapo im 2ten Bund endete allerdings im Chaos, damit kommt dieses System nicht zurecht, da muss man wohl selber programmieren. Ein schneller Blick auf die andere Seite des Headstocks zeigt die Köpfe der Mechaniken die eine Art Lockingfunktion bieten. Lt Hersteller des Tuningsystems muss man bei Saitenwechsel genau die Prozedur einhalten und die E und A Seite auch anweisungsgemäß verkehrt herum aufziehen da sonst das Tuning nicht (mehr) korrekt funktioniert (fragt mich jetzt nicht woher ich das weiß...)
Zum Abschluss des technischen Rundgangs noch ein Blick unter die Haube..äähh das Abdeckfach und das zeigt die momentan aktuelle Platinenbauweise mit 300k Potis und MKS Kondensatoren, incl Steckverbindern zu PUs, Schalter und Buchse. Kalkulatorisch und produktionstechnisch ein verständlicher Schritt aber ein gröberes Problem im Reparaturfall. Hier empfiehlt sich dann doch im Fehlerfall den ganzen Krempel auf einmal rauszuwerfen und neu aufzubauen als versuchen ein Poti oder einen Kondensator aus der Platine zu löten...es geht, aber es erfordert einen erfahrenen Lötspezi um nicht die Platine zu ruinieren. Das Stecksystem zu den PUs finde ich da schon deutlich praktischer, allerdings bietet bisher noch niemand PUs mit den passenden Steckern an, nicht mal Gibson selber, insofern ist hier der Vorteil eines schnellen Wechsels/Austausches praktisch Null.
Nach all diesen Checks und Trockenübungen, die allerdings nötig waren um die Bedienungsabläufe zu verinnerlichen kommen wir nun zum eher praxisorientierten Teil, die Klampfe darf nun an den Amp. Praxisgerecht nehmen wir zuerst den Vintage Modern im blauen Kanal und wie erwartet tönt der BB#1 am Hals warm und vollmundig, allerdings verglichen mit dem BB#1 in meiner Boneyard etwas belegter, mit weniger Spritzigkeit. Die BBs sind ja eine Hommage an die legendären ersten PAFs von Seth Lover, incl AlNiCo II Magneten, ungleich gewickelter Spule und fehlendem Wachs/Potting aber haben die damals wirklich so matt geklungen? Kurze Einstellversuche zeigten keine großartige Änderung, evtl liegts auch an der Werksbesaitung, bei mir ist durch die Bank alles mit Dean Markley 1973 bespannt, die Testgitarre dürfte mit den hauseigenen Brite Wires bestückt sein. Egal, ein Kollege am Steg bietet deutlich mehr an, ist detailreicher und aggressiver in den Höhen, kann am angezerrten Amp schön schmatzen und vor allem klassische Powerchords machen mit ihm viel Spaß, es drückt schön mittig aus der Box mit einem leicht hölzernen Timbre, wer Kossoff und Konsorten im Ohr hat weiß was ich meine. Im weißen Kanal wirds da schon deutlich fetter, der Steg komprimiert den Amp schön und es lassen sich flüssige Leads spielen, Slashs zwinkert seiner Süßen zu und auch die Fahrt nach Paradise City lässt sich antreten. Dem ganzen noch eine Schippe mehr Dampf mit dem Tubescreamer verpasst, macht ein schön durchsetzungsfähiges Brett mit verschlankten Bässen, allerdings ist da auch langsam schon Schluss, tiefergestimmtes Metal Gewitter lässt sich dem Amp nicht entlocken, da matscht es dann schon deutlich. Aufgrund oben bereits erwähnter Zielgruppe kann ich auch nicht mit einem entsprechenden Amp dienen, insofern muss ich die Eignung oder Nichteignung für solche Musikstile einem anderen Tester überlassen der dann ggf auch die vom E-Tune angebotenen Drop Tunings durchtesten kann.
Praxistest Gig
Showtime! Gleich ins kalte Wasser gesprungen und versucht den Gig mit nur einer Gitarre zu bestreiten. Die Kollegen rollten zwar schon mit den Augen da ich sicherheitshalber doch die Standardbestückung (1x LP Normal, 1x Tele Open G, 1x LP Open D) mitgenommen hab und damit incl Backupklampfe 5 Stück auf der Bühne standen aber da muss man als Gearhead drüberstehen . GottseiDank unterscheiden sich die BBs in der 60s Tribute nur geringfügig von den BBPro in der Standard, insofern war keine große Kurbelei am Amp angesagt. Die ersten 3 Songs runtergespielt, dazwischen einmal nachgestimmt, perfekt. Weiter gehts mit einigen Open-G Sachen, also schnell das E-Tune umprogrammiert und die Stimmung aufgerufen. Doch was ist das? Ich muss mehrfach über die Saiten strummen und dann auch noch einzelne Saiten durchstimmen? Das dauert definitiv länger als ein einfacher Gitarrenwechsel! Einziger Vorteil, man weiß dann das man wirklich in Tune ist, jeder giggende Gitarrist mit mehreren Klampfen kennt das Problem das man am Anfang des Konzerts noch alles gestimmt hat aber nach einiger Zeit ist die Reserve stimmtechnisch irgendwo denn auf der Bühne herrscht eine Bullenhitze, die Luftfeuchte im Saal macht dem Tropenhaus Konkurrenz und schon liegt man daneben wenn man schnell einfach umswitcht. Wechsel auf Open D, hier funktioniert es relativ schnell bis auf die E-Saite, auch hier muss mehrfach nachgezupft werden. Schlussendlich wieder zurück in Standart E => jetzt kein Problem?!? Auch während der restlichen Songs des Sets geht das Zwischenstimmen relativ problemlos von der Kopfplatte aber größere Wechsel im Saitenzug scheinen da manchmal Schwierigkeiten zu bereiten. Zuhause das Ganze nochmal angesehen und für mich liegt das Problem vermutlich in der Abrichtung des Sattels, hier ist Nacharbeit bei der Nutbreite bzw aufgrund der doch sehr flachen Abrichtung möglicherweise Ersatz angesagt. Testweise einen neuen Satz BriteWires aufgespannt jedoch brachte das keine Änderung. Schade, hier wird Potential verschenkt und die Verantwortlichen sollten mal die Einstellungen der Plekmaschine überprüfen denn hier scheint es eine Diskrepanz zwischen Saitendicke und optimaler Nutbreite zu geben. Ist doch peinlich wenn der Werkssaitensatz schon nicht passt...
Fazit
Das die Tribute Serie von Gibson nicht von schlechten Eltern stammt ist ja gemeinhin bekannt, sie bietet alles von RocknRoll Sounds über Classic Rock bis hin zu HardRock Sounds à la GnR aber für anderes ist sie tonal mit diesen PUs doch etwas zu sehr auf der Vintage Schiene denn der warme Sound setzt sich nicht überall durch und kann im Zusammenspiel mit einem weiteren LP Spieler in der Band auch mal Probleme bereiten. Aufgrund des schlanken Halses lässt sich die Gitarre zwar gut bespielen aber der sehr flach abgerichtete Sattel kann bei hartem Anschlag Probleme bereiten, mir ist zweimal die tiefe E-Saite aus der Nut geflutscht, auch gab es ansteigende Probleme bei dem Umstellen zwischen den Tunings. Ich betrachte dies jetzt mal als Einzelfall denn die anderen meiner neueren Gibsons sehen (trotz Plek) nicht ganz so flach aus und darum würde ich die Gitarre trotzdem als guten Tipp für einen Einsteiger betrachten, das E-Tune ersetzt das Stimmgerät und man muss auch beim Weg zum Unterricht nicht dauernd nachdenken ob man des Stimmgerät dabei hat denn: Gitte aus dem Sack, Knopf gedrückt und Zack stimmt die Kiste (meistens jedenfalls...). Nach zwei Bandproben und einem Gig mit dieser Gitarre bin ich momentan am überlegen mir dieses System an meiner 2012er Standard nachzurüsten, allerdings scheint es zur Zeit nur über den originalen Hersteller beziehbar zu sein und liegt preislich doch relativ hoch für so ein Gadget...also vllt doch die anderen Tributes verkaufen und ne zweite Standard her? *grübel*
Achja: hier noch das "Abschluss-"bzw "Abschiedsfoto unter Schwestern, es soll ja keiner behaupten können daß sich die Lady bei mir nicht wohlgefühlt hätte
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