"Altern" neue Gitarren überhaupt noch?

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Hey Folks,

ich bin eben beim rumstöbern in Threads auch auf ein paar Gitarren-Aging/relic Threads gestoßen und kam dann auf die Frage, wie sie bereits im Titel gestellt ist.

Auf den ganzen neueren Gitarren ist ja nichtmehr der typische Nitrolack der 50er und 60er, sondern welcher genau?
Wie sieht es da denn aus, ist dieser Lack so resistent, dass Gitarren einfach garnichtmehr abgespielt werden wie mans von den ganzen 60er Strats kennt?
Kann so eine Gitarre überhaupt irgendwnn so aussehen?
2796_Fender_Custom_Ultimate_Relic_69_Stratocaster_Black_R60935_1.jpg

Mit genug Willen und bisschen eigener Nacharbeitung ist das natürlich kein Problem, das ist klar, aber wäre doch schade, wenn neuere instrumente in 30 Jahren nicht auch
einen gebrauchten Charakter wie die alten Klampfen haben.

Falls es schon Threads dazu gibt ---> löschen


Grüße
Der Kook
 
Eigenschaft
 
gute Frage, aber ich denke im Falle von Gibson schon, da hat sich Lackmäßig nicht allzuviel getan, das ist immer noch Nitrolack, eventuell etwas anders zusammengesetzt, aber er dürfte ähnlich altern.
 
Die Strat, die du da rausgesucht hast, ist ja schon heavy relic. Das sind die meisten alten Strats ja auch nicht unbedingt. ;) Aber generell muss man denke ich sagen: Die modernen Poly-Lacke sind um einiges robuster als die altmodischen Nitro-Lackierungen. Grade günstigere Gitarren werden ja vom Hersteller gerne mal mit einem dicken Lackpanzer überzogen. Den z.B. in dem Bereich, wo der Arm aufliegt abzureiben ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Heutige Klampfen altern folglich anders. Die Kunststoffteile vergilben noch, Macken haut man auch noch ausversehen rein, aber der Abrieb vom Lack wird in der Regel nicht mehr so extrem sein.
 
Ich muß mich ziemlich zurück halten mit meinem Kommentar dazu, sonst würde ich aus dem Thread geblasen...
Gott sei Dank sind die heutigen Lacke wesentlich beständiger, auch wenn sie nicht so dick sind wie bei einigen Billigteilen. Die modernen Lacke können heute mit der weiterentwickelten Spritztechnik auch dünn aufgetragen werden. Damit ist kein Soundverlust zu erwarten. Nitrolacke waren damals Standard, und bringen heute nur Nachteile. Reißen, nutzen ab und manchmal laden sie sich auf, was durch knistern zu hören ist. Wie man richtig vermutet: Ich bin ein Gegner von abgerotzten Gitarren....Besonders wenn in unseren Tagen neue, günstige Gitarren so künstlich vermackelt werden, das es auffällt und der Preis sich verdreifacht.
(Ich stelle mir vor, ein billiges, neues Auto wird verbeult und angerostet, um es dann zum Preis eines Daimlers anzubieten...)
 
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Zum Nitrolack habe ich mal eine sicherlich ganz blöde Frage.

Meine 2005er Gibson LP Standard hat Nitrolack - der riecht nicht (mehr?).

Meine 2012er Gibson LP Special hat Nitrolack - der riecht irgendwie witzigerweise nach Marzipan oder sowas. :redface: Ich dachte immer, dass Nitrolack einen eher typischen Geruch hat, so wie Schellack zum Beispiel, den man mit Alkohol mischt?

CU MM
 
Zitat v. The Kook: Wie sieht es da denn aus, ist dieser Lack so resistent, dass Gitarren einfach garnichtmehr abgespielt werden wie mans von den ganzen 60er Strats kennt?
Kann so eine Gitarre überhaupt irgendwnn so aussehen?

Längst nicht alle Instrumente aus der Zeit sehen so aus wie die auf´m Foto.
Es wird ja immer so getan, als wenn alte Gitarren bis aufs Holz "abgerockt" sein müssen und nicht anders. Genug prominente Beispiele gibts ja auch tatsächlich, aber genau diese sollen ja die ganzen Klischees bedienen, damit der Agingtrend funktioniert.

Auf der Bühne abgerockt, Gitarre wurde gespielt und nicht nur angeschaut, Spieler statt Sammler.....gibt ja etliche Sprüche davon.

Spielspuren bleiben ja nicht aus und natürlich verändert sich der Lack. Meine alte Jazzgitarre von ca. 1963 hatte hunderte Risse im Lack, er hob sich an den Stellen an und das ganze Ding war quasi scharfkantig wie ein Igel (mal übertrieben gesagt). Einen älteren E-Bass habe ich auch, wo die Rissbildung jetzt nach ca. 20 Jahren auch einsetzt. Man sieht es im Gegenlicht und kann nichts dagegen tun.

Trotzdem werden die nie so aussehen wie die Strat im o.g. Bild. Man braucht sich ja auch nur mal alte Gitarren bei Auktionen usw. ansehen. Alle haben sie ihre Macken, aber längst nicht so wie diese Extreme, die immer als Beispiel verwendet werden.

Aber keine Bange, auch die neuen Gitarren altern "genug". Zu kleinen Kratzern, Abplatzungen usw. kommt noch das Vergilben sowie Verschleiß der Metallteile dazu und außerdem verändern sich die Farben. Meine alte Epiphone sieht längst nicht mehr so lollibunt aus wie damals (cherry-sunburst heißt das glaub ich) und meine 3TSB Strat tendiert inzwischen zur 2TSB, weil das rot m.M.n. an Intensität verliert. Ist aber auch egal, die Zeit macht nunmal alles alt
 
Es ist inzwischen so, das sich mehrere Techniken "verbunden" haben. So kann z.B. Nitro als Grundlack genommen werden, und anderer darüber, oder umgekehrt. So hat mir das einer der Lackierer berichtet. Den Grund dafür kann ich nicht nachvollziehen, wird aber einen geben. Und nach Marzipan riecht normal PUR Lack, oder wie Marmelade...Ich bin in der Beziehung langsam mißtrauisch geworden. Wichtig für mich ist nur: Dünn, glatt, glänzend (wenn er so sein soll) und ohne Läufer oder Einschlüsse. Farbecht sind so wie so einige auf Dauer nicht.
 
Die heute verwendeten Nitro-Lacke sind nicht mit den Alten zu vergleichen und altern auch anders, da die Auflagen bei der Verarbeitung von "echten" Nitro-Lacken sehr hoch sind. Hier wird eigentlich nur noch der Mythos "Nitro" verkauft.
http://www.ruokangas.com/?p=7067
Mag sein, das es noch Custom-Hersteller (z.B. Haar) gibt, die "echten" Nitro Lack verarbeiten, aber ob das tatsächlich so ist...
 
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Ja, sie altern. Aber auch deshalb weil sich in 50 Jahren die Fertigungstechniken so verändert haben werden wie von 1963 bis jetzt.
Es wird neue Materialien geben, neue Oberflächenbehandlungen usw. Vieles was wir uns heute ebenso schwer vorstellen konnten wie 1963 eine CNC-gesteuerte Fertigung.
Womöglich ist dann der Besitz von Gitarren aus Echtholz verboten :) Vielleicht werden sie zuhause per rapid prototyping ausgedruckt und man kauft nur noch die CAD-Daten und nicht mehr das Instrument selber.
Wie auch immer, so schlimm muss es ja nicht kommen, aber neue Gitarren werden in 50 Jahren anders aussehen als heute neue Gitarren und allein das ruft den Eindruck eine "alten" Gitarre hervor, auch wenn der Lack keine Vergilbungserscheinungen zeigt und das Instrument kaum Spielspuren hat.
 
Die Lackiertechnik und die Güte der Lacke hat in den Jahren enorme Fortschritte gemacht. So war es damals z.B nicht möglich "einzublenden" ... also nur instandgesetzte Teilbereiche zu lackieren. Mitlerweile ist das selbst mit komplexen mehrschichtlaken mit hohem Perlmutanteil möglich. Die Lacke können nicht nur dünner aufgetragen werden (Bei Fahrzeugen sind wir im Mikrometer Bereich von ca. 120-180!) sonder sie sind mittlerweile auch Umweltverträglich da sie auf Wasserbasis gründen.

Um Deine Frage zu beantworten ... Ja natürlich altern heutige Gitarren ... nur eben anders als Gitarren mit reinen Schellack oder Nitro Lackierungen der damaligen Zeit!
 
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Wenn man regelmäßig spielt und nicht allzu zimperlich mit der Gitarre umgeht, kann auch eine neue mit Polylack kräftig altern:

Walter%2BTrout.jpg


Ist zwar eine CBS Strat aus den 70ern, also auch schon ''Vintage'', aber Walter Trout hat es trotz dicker Plastikschicht geschafft, das Teil amtlich zu ''relicen'' :D

MfG
 
Meine Erfahrung ist die, dass selbst 20 - 30 Jahre alte Gitarren aus meiner Jugend heute fast nie so übel aussehen wie die Relics, außer sie wurden in einer Punkband misshandelt. In sofern gebe ich Deiner Vermutung recht, die werden wohl auch nie so aussehen.

Ich hatte aber schon ein paar richtig alte Gibson und Fender in der Hand, die auch sämtlich besser aussahen als diese "Opfer". Schließlich waren das damals auch keine Billigprodukte und wurden von den Besitzern meistens gehegt und gepflegt, Gibsons sicher noch mehr als Fender-Gitarren. Ich schätze mal, der Hauptanteil am Abrieb entstand in den Händen von Hobby-Spielern, die die Gitarren in den 60er und 70er Jahren als billige Gebrauchtgitarren gekauft hatten und sich nicht einmal einen Koffer dafür leisten konnten. Bei sehr bekannten abgerockten Gitarren, wie denen von SRV, Rory Gallagher, John Sykes oder Snowy White dürfte die Ursache dagegen einfach darin liegen, dass sie einem Gitarristen gehörten, der sehr viel live spielte, entweder eine/n sehr aggressiven Schweiß und/oder Spielweise hatte oder über Jahrzehnte fast nur diese eine Gitarre benutzte.

Ich denke, dass die Lackiertechnik und -chemie nach den 50ern einfach Fortschritte gemacht hat. Das Qualitätsmerkmal war ja nie, die Gitarren "schön" altern zu lassen, sondern eigentlich, sie möglichst lang neu aussehend zu erhalten. Das war übrigens einer der Gründe, aus denen Leo Fender damals die lackierten Ahorngriffbretter durch Palisander ersetzt hat - die Kunden hatten sich über die hässlichen Spielspuren durch den abgeschabten Lack beschwert. Damals ein Bug, heute ein Feature...

Gruß, bagotrix
 
Nicht zu vergessen: Das Ahornholz der entsprechenden Hälse dunkelt nach. Bin gespannt, wie das mit den momentan modernen "tinted necks" sein wird, ob die mit der Zeit noch dunkler werden?
 
Was heutzutage sicher schwieriger zu erlangen ist bzw viel länger dauert, ist der autentische Nikotin-Gilb - besonders typisch für helle Pickguards und Knöpfe. Verquarzte Clubs und Proberäume sind ja eher selten geworden.

Eigentlich ist das am ehesten ein Hinweis auf ein altes Instrument als solche doch eher seltenen Schäden am Lack, den kaum ein Spieler auf natürliche Weise erreicht. Vor allem nicht in dieser Verbreitung wie auf dem Foto.
 
Ich hab erst vor kurzem eine Fenix Les Paul gekauft, die 25 Jahre alt ist.
Sie wurde oft gespielt, und ist auch einmal umgefallen, und trotzdem sieht sie immer noch super aus.
Man kann seine Instrumente auch in Würde altern lassen :great:
 
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Hey,

super, dass sich so viele gemeldet haben, hatte ich garnicht erwartet!
Vielleicht kurz zur Erklärung:
Das Bild der Relic Strat war natürlich nur ein überspitztes Beispiel!
Mir persönlich liegt schon was dran, dass man sieht, wenn ne Gitarre gespielt wurde. Muss jetzt kein kompletter Lackschaden oder sonst was sein, aber schon deutliche Gebrauchsspuren nach einiger Zeit finde ich schön. Hat für mich dann mehr "Charakter" als ne Klampfe die immer total neu aussieht und glänzt.
Geschmäcker unterscheiden sich ja bekanntlich..
 
gute Frage, aber ich denke im Falle von Gibson schon, da hat sich Lackmäßig nicht allzuviel getan, das ist immer noch Nitrolack, eventuell etwas anders zusammengesetzt, aber er dürfte ähnlich altern.

Nicht wirklich... zu diesem Thema mal Bild Nummer 5 von rechts anschauen: http://www.jaegerguitars.com/gibson.html
Das ist abgeschabter Gibson-Custom-"Nitro"-Lack. Der Nitrolack auf alten Gitarren war wesentlich härter und würde abblättern anstatt sich runterzuschälen.

Ich bin natürlich kein Experte, aber für mich sieht das eindeutig aus...
 
Meine 2011er Gibson LP Tribute ist ganz, ganz dünn mit Nitro lackiert und fängt schon jetzt an die typischen Abnützungen vom Arm und der Gürtelschnalle zu bekommen. Zwar nur sehr leicht, aber man merkt es schon. Also denke ich schon das auch neue Gitarren noch vernünftig "agen"
 
Ich habe meine Fender Jazzmaster seit 1994, ein japanisches Modell mit Polyester-"Lackierung". Das weiß ist mit der Zeit erst milchig und inzwischen fast cremefarben geworden, kleine und größere Kratzer, Abplatzer und Schlagstellen sind natürlich auch nicht ausgelieben. Außerdem ist der Ahornhals erheblich nachgedunkelt, die Pickup-Abdeckungen sind matt geworden und die Brücke ist sehr stumpf und teilweise angerostet. Die Chromteile am Tremolo haben teilweise ihre Beschichtung verloren und sind darunter ebenfalls angerostet. Abreiben durch normales Spielen kann man den Polyester-Lack allerdings nicht. Rissig wird er scheinbar auch nicht.

Mein Musicmaster-Bass (1977, schwarz, ebenfalls Polyester) zeigt die gleiche Tendenz, hat aber deutlich weniger Lackschäden und natürlich keine Verdunklung, weil eh schon schwarz. Dafür ist der Lack ziemlichstumpf, das Ding glänzt kaum noch.
 
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Habe einige Strats mit Nitrolack und einige mit Polylack. Bei den Strats mit Polylack habe ich vom Anfassen her immer das Gefühl, dass ich kühlen Kunststoff anfasse, während es mir bei Nitrolack nicht so kühl und "entfernt" vom Holz vorkommt, ich also beinahe das Holz greifen kann und nur ein hauchdünner Überzug dazwischen ist.

Gruß,
Dietmar

edit: mir fällt gerad noch eine schöne Analogie ein, und zwar der Unterschied zwischen Kunststoff- und Holzklobrillen ;)
 
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