Rezension ESP NT II -STBK
Nach einigen Monaten möchte ich mich nun zum Thema zurückmelden, mit folgenden Eindrücken von der E-Gitarre.
Die Bespielbarkeit, nicht zuletzt der Bridge wegen, war nach einiger Zeit immer ungewöhnlicher. Vorallem auf den hohen Saiten H und E wusste ich lange Zeit nicht, wie ich beim Speedpicking meine Anschlagshand ablegen soll. Mittlerweile bediene ich mich der Technik, das Plek zwischen Daumen und Zeigefinger, die restlichen Finger quasi herunterhängen lassen und mit Ring- und hin und wieder auch kleinem Finger auf dem Korpus abstützen.
Bei Solis von der E zur hohen E Saite komme ich damit nun super klar, es war wirklich eine Veränderung, besonders weil ich mein Speed ziemlich drosseln musste bevor wieder saubere Skalen gespielt werden konnten. Das Problem hat sich also gelegt - im Nachhinein finde ich diese Veränderung sogar als sehr komfortabel. Ich hatte immer das Gefühl, die Saiten der Gitarre liegen sehr hoch, auch durch die Bridge. Das hatte so'ne Art Les Paul Feeling, mittlerweile komme ich damit aber gut zurecht.
Die Mechaniken zum Stimmen trieben mich die ersten Wochen in den blanken Wahnsinn. Jetzt, wo ich weiß in welche Richtung man drehen muss damit sich dieses Schnellspannsystem nicht wieder öffnet statt schließt, funktioniert auch das ohne nennenswerte Probleme. Ich hätte mir hier etwas intuitiveres gewünscht, der größere Abbruch war allerdings die beigelegte Bedienungsanleitung auf Japanisch - die Bilder gaben nur noch mehr Rätsel auf da Drehrichtung nicht erkennbar. Egal - der Frust weicht dann, die Dankbarkeit übermannt sobald man sich das neue Prinzip zum Vorteil gemacht hat. (Enorme Zeitersparnisse beim Saitenwechseln)
Das Handling der Gitarre ist nach wie vor sagenhaft und sehr angenehm. Das Griffbrett wirkt großzügig aber gleichzeitig schön schlank. Sweepings gehen geschmeidiger von der Hand, ich habe keinerlei Probleme mit dem lackierten Griffbrett.
Das Problem mit den schnell rostenden Saiten konnte ich mit den Elixir-Nano-Webs schnell beheben, hier nochmals vielen Dank für den super Tipp!
Ich finde, dass die Saiten selbst nach 8 Wochen noch einen schönen Klang haben, auch wenn sich so langsam einiges an Rückständen auf dem Griffbrett ablagert.
Das Stimmen der Gitarre wird mich noch länger beschäftigen. Großzügigere Bendings scheint die Gitarre in der Regel nicht zu verzeihen, tonale Differenzen sind rasch die Folge - hier hatte ich zu viel von einer Gitarre ohne FR erwartet. Aber auch sonst möchte ich behaupten, verstimmt die Horizon schneller als meine Stratocaster.
Die Beschichtung des Volumenregler hat stark oxidiert und fühlt sich rau an, gestört hat mich das bis dato nicht. Der untere Regler scheint minimal zu wackeln. Die Klinkenbuchse wird sporadisch locker und klappert - das ist der erste wirklich große Punktabzug an der Gitarre. Ich hatte das schon bei der billigen KH-202 beobachtet. Das bei einer rund 1600 € Gitarre zusehen, fand ich wirklich schwach. Die Verarbeitung ist also im Nachtrag nicht 100%ig. Zum ersten Mal habe ich wirklich das Gefühl "nur" eine ESP der "Standard Series" zu besitzen. Ich bin allerdings der Meinung, dass das nicht sein darf.
Ich habe die Gitarre kaum bis gar nicht tiefer gestimmt. Im Drop' A hat sich, nicht zuletzt des Neck Through wegen, einen mörderischen Sound. Auch sonst, wie gewohnt, E-Moll ohne Verstärker gespielt und die Gitarre macht einen deutlich hörbaren, schwungvollen und intensiven Klang. Unglaublich!
Auch der vielen tontechnischen Einstellungsmöglichkeiten wegen lassen sich die unterschiedlichsten Sounds erzielen. Mit ein wenig Spielerei ist hier noch viel mehr als nur brachialer Metalklang drin.
Fazit: nach einigen Startschwierigkeiten konnte ich mit der Gitarre doch noch warm werden. Jetzt ist sie mein Liebling und ich kann sie als "mein Baby" bezeichnen. Ich bereue den Kauf nach wie vor zu keinem Zeitpunkt. Die Gitarre ist extrem gut bespielbar, erzeugt einen hammerklang, schaut mega-geil aus. Das sind definitiv ihre Stärken, was will man mehr? Natürlich muss man leider ein paar Abstriche machen; Haltbarkeit und Verarbeitung fallen mir spontan als Schönheitsfehler auf. Zumal die Gitarre sehr pfleglich behandelt wird (schonende Reinigung sowie Politur, nach dem Spielen immer im Koffer + die obligatorische Reinigung von Handschweiß)
Also, wer noch Hemmungen hat sich ein derartiges Gerät zu kaufen, einfach zugreifen! In der Regel reicht ein Nachmittag nicht, um verschiedenste Gitarren auszuprobieren. Ich habe mehere Monate getestet, und täglich zwei Stunden Gitarrenspiel dafür aufgewendet.
Noch ein kleines Bild anbei...