IEM für die harte Fraktion-Der Einstieg und praktische Umsetzung / ein Praxisbericht

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Maria_Wolle
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Hallo zusammen, ich habe mich dazu entschlossen, einen "Praxisbericht" auf Grundlage persönlicher Erfahrungen zu schreiben. Es geht um das erste Interesse an IEM bis zum Einsatz bei Gigs. Hoffe es gefällt...

2009 kam ich mit IEM zum ersten Mal in Kontakt. Und zwar so, dass ich bei einem gig den soundcheck einer am selben Abend auftretenden Band mit IEM beobachten konnte, und dieser so schnell über die Bühne ging, dass ich es gar nicht glauben konnte. Das hat mich wahnsinnig interessiert, und schon bald habe ich begonnen, mich erstmal grundsätzlich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Es gab daher auch von mir einen ersten Post (Ende 2009), in dem ich meine grundsätzlichen Überlegungen hier im IEM Forum präsentierte und um Hilfe bat. Heute kann ich mir das Dasein in der Band ohne IEM kaum noch vorstellen.
Ich kann nun immerhin auf mehr als drei Jahre Einstiegs-/Umstiegs-/Proben- und Gigerfahrung mit IEM zurückblicken (klingt nicht allzuviel, ist es aber!) und möchte mit diesem Beitrag einige Tipps an diejenigen geben, denen es vor 4 Jahren genauso ging wie mir. Diese Zusammenfassung soll den Weg vom Entschluss bis zur Umsetzung aufzeigen.

Das Ganze hier ist sozusagen ein Praxisbericht, daher zunächst ein wenig etwas über mich:
Ich spiele Gitarre und bin gleichzeitig an der Gesangsfront einer "Punk n Roll" Band, das ist also - daher der Titel dieses Threads - eher die härtere Fraktion unter uns Musikern. Daher sind möglicherweise nicht alle hier präsentierten Erkenntnisse allgemein gültig und ebensowenig 1:1 auf ein One Man "Singer/Songwriter" Konzept anwendbar.
Gigs gibt es zwischen 10 und 20 pro Jahr und dann meist in der Größenordnung 0 - 500 Zuhörer mit 2-4 Bands insgesamt und ohne eigenen Tontechniker, sowie meist ohne extra Monitortechniker am Bühnenrand, das heißt der FOH kümmert sich gleichzeitig vom FOH Pult aus um die Monitormixe. Alle Auftrittsorte sind jeweils mit eigener PA und Bühnenwedges ausgestattet. Dies ist also die Ausgangssituation und ich denke, das trifft auf gute 70-80% aller Bands in genannter Musikrichtung zu. In meiner Band bin ich (leider) die Einzige PErson, die Interesse an IEM hatte.

Der Entschluss zum IEM - wie fange ich an?:
Der Entschluss ist also gefasst, man möchte auf IEM umsteigen. Es ist absolut empfehlenswert, jetzt erstmal bei einer Band, die IEM benutzt, vorbeizuschauen und dort mit seinen MP3 Hörern oder noch besser mit einem geschlossenen Studiokopfhörer in die vorhandenen Monitorkanäle reinzuhören. Das gibt schonmal ein gutes Gefühl dafür, ob IEM grundsätzlich interessant sein könnte. Wenn man jetzt sagt: "Geil! So soll's sein", dann kann es zu den nächsten Schritten gehen.

Bevor man allerdings große Investitionen tätigt, sollte man sich einige grundlegende Dinge klarmachen und abfragen:
1) IEM ist Gehörschutz und Monitoring in Einem!
Wer von der gewohnten brachialen Lautstärke direkt auf IEM umsteigt, tut seinem Gehör nichts Gutes. Ich meine damit diejenigen, die noch nie mit Gehörschutz gespielt haben. Für die gilt, das Gehör zunächst an geringere Lautstärken zu gewöhnen, und zwar mit geeignetem Gehörschutz. Ich persönlich habe gut und gerne 3 Monate gebraucht, um mich mit Gehörschutz wohl zu fühlen. Wenn man dies knallhart durchgezogen hat, dann hat sich das Hörempfinden bereits so verändert, dass man ohne den Gehörschutz nicht mehr proben KANN, und zwar deswegen, weil einem nach 2 Sekunden die Lauscher schmerzen! Außerdem lernt man dadurch ein viel differenzierteres Hören - man konzentriert sich automatisch stärker auf das, was man hören will und muss.
Der Gehörschutz meiner Wahl war dieser hier:


Warum ist das wichtig? Nun - Würde man ohne diesen kleinen Umweg direkt auf IEM umsteigen, so hätte dies zwangsläufig eine total überhöhte Lautstärke zur Folge. Man neigt dann dazu, die einzelnen Instrumente in der Lautstärke immer höher zu ziehen, anstatt die störenden Elemente leiser zu stellen.

2) IEM ist wie ein Ehering. Man trägt ihn immer - außer man befindet sich in einer Ausnahmesituation :)
Was heißt das: Ganz konkret bedeutet dies, dass man auch mit dem IEM probt. Das Gehör der meisten Musiker ist nämlich auf das Proben / Spielen ohne IEM geeicht - und das über viele Jahre hinweg. Von daher ist es in der Praxis einfacher, bei einem Gig zur Not (darauf komme ich später) auch ohne IEM auszukommen, als 50-60 mal im Jahr ohne IEM zu proben und dann bei 5-20 gigs im Jahr die ungewohnten Stöpsel mit dem ungewohnten Klang im Ohr zu haben.
Außerdem bietet der Proberaum die ideale Umgebung, seine Präferenzen zu testen, und sich langsam und sicher an das (für einen selbst) richtige IEM heranzutasten.
Um das IEM nun zu realisieren muss man sich anschauen, welche Instrumente man hat. Bei mir sind das:

- Meine Gitarre über einen Peavey 6505 an einem Half Stack + mein Lead Gesang
- Zweite Gitarre auch mit Peavey 6505 an einem Half Stack + Background Gesang
- Bass (Amp hat einen DI Ausgang) + Backround Gesang
- Akustisches Schlagzeug / Standard Set mit 2 Hängetoms + 1 Standtom


Das muss also alles irgendwie auf die Ohren gebracht werden. Ich war in der glücklichen Situation, im Proberaum ein Mischpult mit genügend Kanälen und 4 Pre-Auxen zu haben. Da ich die einzige Person in der Band bin, die auf IEM umsteigen wollte, hätte es theoretisch auch nur ein AUX getan. Seid ihr aber mehrere, die IEM wollen, dann sollte jeder einen eigenen Pre-AUX bekommen können. Das ist wichtig für die Auswahl des Pultes, falls noch keines vorhanden ist.
An Mikros (Außer natürlich denen für Gesang) war bei mir auch schon so einiges vorhanden und wurde wie folgt verwendet:

- Sennheiser E906 (Gitarre 1)
- Shure SM 57 (Gitarre 2)
- Shure SM 57 (Snare)
- Shure PG-52 (Base Drum)
- 2 X SM94-LC (Overheads)

Hier ein paar Eindrücke:
Peavey mit E906.jpgBD.jpgOH.jpgTarget.jpgTarget nah.jpg

Was das Schlagzeug angeht, kann man aus meiner Sicht getrost auf das Snare Mic verzichten. Die Overheads und die BD reichen vollkommen aus.
Das macht dann also in unserer Besetzung insgesamt 9 Kanäle. Den Einsatz des equipments, das man braucht um zunächt einmal zu ermöglichen, dass all diese Kanäle mit Mikros und Kabeln etc. zusammengeführt werden können, sollte man daher nicht unterschätzen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass noch gar kein equipment vorhanden ist, kann man hier schonmal gut und gerne 500 - 800 Euro einkalkulieren, wenn man sich zu großen Teilen auf dem Gebrauchtmarkt versorgt. Billiger (also so im Bereich 200-300 Euro gesamt) geht es mit den entsprechenden günstigeren Klonen bei den Mikros.

Nicht vergessen: wir befinden uns immer noch am Anfang unseres Projekts, und noch ist die ultimative Entscheidung pro/contra IEM nicht gefallen. Hat man das o.g. Investment getätigt, und kommt dann ganz am Ende zu einer Contra IEM Entscheidung, dann kann man entweder wieder verkaufen oder sich darüber freuen, dass man schonmal einige grundlegende Sachen (Mikros / Kabel / Ständer) fürs Recording beisammen hat. Das ist dann aber ein anderes Thema....
Hat man soweit alles zusammen und verkabelt, dann tut es erstmal ein günstiger Kopförerverstärker. Bei mir war es dieser hier:


In diesen füttert man sein AUX Signal. Dass man vorher am Mischpult jedes Signal ordentlich einpegelt und Frequenzanpassungen über die EQ Section am Pult macht, setze ich jetzt mal voraus. Sind keine Kenntnisse darüber vorhanden, dann muss man sich diese gesondert aneignen.
Danach kann's dann eigentlich schon losgehen. Ist kein geschlossener, hochabdichtender Studiokopfhörer vorhanden, so kann man erstmal seine MP3 Hörer in Verbindung mit "Micky-Mäusen" benutzen. Micky-Mäuse: das sind Gehörschutzkopfhörer, die es im Baumarkt für teilweise unter 10 Euro gibt. Auf jeden Fall sollte sichergestellt sein, dass man die Ohren gut von den Raumtönen abkapselt. Und dann heißt es: Experimentieren! Stellt Euch die Lautstärkeverhältnisse so ein, wie ihr sie braucht und achtet auf MODERATE Lautstärke!!! Ist ein Instrument zu leise, dann sollte nicht gleich durch Lauterdrehen desselbigen nachgeregelt werden, sondern wenn möglich sollten dann die anderen Instrumente in der Lautstärke reduziert werden.

IEM überzeugt soweit? Dann geht's weiter zu den Feinheiten:
Eine Besonderheit sind Sänger. Noch besonderer sind Sänger, die gleichzeitig ein Instrument, z.B. wie ich Gitarre spielen. Die eigene Stimme überträgt sich durch die Knochen quasi von innen auf die Ohren. Viele empfinden dies als störend und ungewohnt und regeln das nach, indem sie die Lautstärke der Stimme auf den Hörern extrem laut fahren. Dies ist aus meiner Sicht eine der gefährlichsten Quellen für nachhaltige Schädigungen des Gehörs!
Warum die Knochenübertragung so störend ist, kann ich nicht ganz genau sagen. Auf jeden Fall klingt er sehr trocken und fügt sich dann eben nicht so harmonisch in den Gesamtmix ein - eine Unterscheidung zwischen diesem Anteil und jenem des Mixes fällt damit schwer.
Abhilfe kann man schaffen, indem man das eigene Gesangssignal zumindest für den IEM Mix mit einem leichten Hallanteil bearbeitet. Im Ergebnis kann man so das durch Knochenübertragung ins Ohr geleitete Signal viel einfacher von dem des Mixes unterscheiden und damit mit geringerer Lautstärke selbigen Signals fahren. Ich persönlich brauche das allerding nicht - und das ist für die Gig-Praxis auch ganz gut so (always keep it simple!).

Stereo/Mono?
Zunächst mal: für einen Stereo IEM braucht man 2 AUXE. Auch hier gilt wieder das Gesetz der Gewohnheit. Auf die Nachteile eines Stereo Betriebs von IEM auf der Bühne und der Gigsituation gehe ich weiter unten ein. Soviel sei gesagt: Stereo verkompliziert das IEM auf der Bühne - zumindest in der von uns betrachteten Liga. Ich habe mich selbst daher bald wieder auf Mono beschränkt. Auch im Proberaum.

Wenn man jetzt soweit alles eingestellt hat, dann kann man weiterinvestieren- aber bitte nur falls man noch immer voll vom IEM überzeugt ist. Meine größte Investition habe ich dann bei den Hörern getätigt: Angepasste Hörer der LivePro2 Serie von InEar GmbH. Von Freunden wusste ich, dass IEM irgendwie keinen Spaß macht, wenn einem ständig die Hörer rausrutschen, vor allem in der Gig Situation, wo man gerne mal etwas wilder ist und auch mehr schwitzt. Und dann kommen ja noch die Kieferbewegungen beim Singen hinzu! Meine Bedingung waren daher Hörer, die nicht nur gut klingen, sondern auch perfekt sitzen. Und die habe ich jetzt seit 1,5 Jahren. Investition war > 400 €. Es hat sich aber voll gelohnt! Mir ist noch nie ein Hörer rausgerutscht, der Klang ist für mich perfekt mit tollen und differenzierbaren Tiefen bei der Basedrum und dem Bass, knackigen mitten bei den Gitarren und brillanten Höhen für die Becken und Hihats etc. Das war verglichen mit den bis dato genutzten billigen Hörern ein enormer Zugewinn und macht (das ist jetzt rein subjektiv!) für mich 95 % des IEM Genusses aus!

InEars.jpg

Wirklich Bühnenreif war das System damit noch immer nicht, ich wollte hierzu auf jeden Fall drahtlos agieren. Hier bin ich erstmal ziemlich arglos rangegengen und habe mir dieses Teil hier für günstiges Geld gekauft:


-die dabeiliegenden Hörer könnt Ihr gerne für irgendwas anderes benutzen - aber bitte nicht für's IEM - sonst verliert Ihr gleich die Lust! Den vorgenannten Kopföhrerverstärker habe ich mit sehr geringem Verlust wieder verkauft.

Zufrieden war ich damit aber nicht zu 100 %. Generell ist es nicht schlecht, aber der Klang hat sich nachteilig verändert und ab und an gab es böse Aussetzer. Bereits nach 2 Wochen wurde ich auf dem Gebrauchtmarkt fündig und besitze seitdem ein Sennheiser EW300 System im 863-865 MHz Band. Investition: unglaublich günstige 200 Euro inclusive 2 (!) Empfängern!!! Ab da war der sound wieder so perfekt wie vorher (fast noch besser) und das System ist extrem verlässlich. Ich hatte noch nie Aussetzer und die Verarbeitung ist 1a. Das andere günstige LD Systems Teil habe ich mit gerade mal 30 € Verlust verkauft.

EW300 SEN.jpgEW300Emp.jpg

Mein Set war nun komplett. Es war ein harter, langer Weg bis dahin, der sich aber gelohnt und mir sehr viel Wissen und Kenntnisse gebracht hat. Bevor wir nun auf den Teil der Gigpraxis kommen, seien noch ein paar Vorteile des IEM im Proberaum erwähnt, die vielleicht nicht gleich jedem klar sind:

1) Ich bin komplett unabhängig von der Aufstellung im Proberaum. Meine nicht-IEM Bandkollegen haben immer wieder Probleme, sich selbst und die anderen in ausgewogenem Verhältnis zu hören. Besonders nach einer Aufräum- und Umräumaktion gab es da lange Diskussionen. Das war mir alles Schnuppe, denn ich bin absolut unabhängig von der Aufstellung.
2) Gäste. Für Gäste gibt es auf unserem AUX 2 Kanal einen vorbereiteten Mix, den sie sich über die Studiokopförer anhören können. Das ist sehr beliebt und dank des 2. Empfängers (s.o.) und dem sog. "FOCUS" Betriebs des Sennheisers kein Problem.

Teil 2 - die Gigpraxis
Wir haben nunmehr seit geraumer Zeit auschließlich mit IEM geprobt und nun steht der erste gig an. Auch hier muss man sich (falls man die location nicht kennt) erstmal informieren. Ist eine PA vorhanden? Werden alle Signale mikrofoniert? Kann der Haustechniker was (wir werden aber sehen, dass das gar nicht sooooo wichtig ist!)? Ich sag mal so: In den meisten Fällen bei uns ist dies alles der Fall.

Ich habe für die Mikrofonierung meines Amps dann immer mein Sennheiser E906 dabei. Dieses hat den Vorteil, dass man es über die Box hängen kann und die Position in der Regel immer unverändert bleibt. Klemmt man ein anderes Mikro vor den Amp, dann kann durch versehentliches Verschieben des Ständers schnell die Mic Position verändert werden. Das hört man auf der PA vielleicht nicht so extrem - auf den Ohren aber schon.
Die meisten Tontechniker sind dann auch sehr dankbar, wenn man so etwas dabei hat und haben kein Problem damit. Den Tontechniker frage ich dann auch sogleich immer erstmal nach einem eventuell ungenutzten und freien AUX Weg am FOH Pult. Ist dieser vorhanden, dann "reserviere" ich mir diesen.
Warum?
Wie oben erwähnt spielt man den Abend zumeist mit anderen Bands zusammen. Kein Tontechniker in der von uns besprochenen Liga schafft es, den Monitorsound des soundchecks beim gig wieder nachzubilden. Viele schreiben sich die Einstellungen auch nicht auf. Ich denke, da können viele hier ein Lied von singen. Habe ich aber einen exklusiven eigenen AUX Weg zur Verfügung, und teile dem Techniker mit, dass er die Knöpfe alle so belassen soll wie beim soundcheck geschehen, dann ändert sich auch nix. Für mich ist dieser Punkt das wichtigste Auswahlkriterium für die Entscheidung, den Abend mit IEM zu spielen.

Falls kein exklusiver AUX vorhanden ist, dann ist es (gelinde gesagt) Vertrauenssache. Traue ich dem Mann/Frau zu, die Einstellungen des soundchecks für den Gig zu reproduzieren? Arbeitet der Techniker geordnet / strukturiert? Falls ja, dann kann man es probieren. Falls nein, dann lasst es lieber sein und spielt über die Wedges (Mit Gehörschutz natürlich!).

Wenn alles klar ist und man den Gig mit IEM bestreiten will, dann drückt man dem FOH vor dem Soundcheck einfach seinen IEM Sender in die Hand, gibt kurze Instruktionen - und gut ist. Mir reicht meist die Aussage: "Vom Schlagzeug nur Overheads, ganz wenig Basedrum. Meine Gitarre als das dominierende Signal, etwa die Hälfte von der anderen Gitarre, ganz wenig Backroundgesang und meinen eigenen Gesang am allerwenigsten. Ein klein wenig vom Bass noch bitte. Und bitte nur ganz vorsichtig an den AUX Reglern drehen! Am Main Regler des AUX brauchst Du nichts zu machen - ich regel mir die Lautstärke selbst. Und bitte nach dem soundcheck nix mehr verstellen!" Allein mit dieser Aussage ist es in den meisten Fällen getan und der FOH schafft es rein intuitiv die Lautstärkeverhältnisse richtig zu pegeln. Die Gesamtlaustärke regle ich mir wiegesagt am Empfänger selbst. Und feddich is der soundcheck für mich! Cool, oder?

Stereo/Mono beim Gig
Wie bereits oben erwähnt, bringt der Stereo Betrieb des IEM in unserem betrachteten Fall einige Nachteile mit. Zunächst einmal braucht man dann wiegesagt ZWEI AUX Wege. Zwei freie, ansonsten ungenutzte Wege findet man selten bis nie. Außerdem erschwert dies die Arbeit des meist angespannten FOH Technikers, denn der muss jetzt für eine Person zwei Monitorsignale voneinander abhängig einpegeln. Das macht keinen Spaß. Und die Chancen, beim Gig dann genau dieses Stereopanorama in den richtigen Laustärkeverhältnissen zu bekommen, gehen gegen Null.

Für mich wäre es auch keine Option, je nach Situation Mono oder Stereo zu wählen, denn ich mag beim Gig keine Überraschungen und greife lieber auf Gewohntes zurück. Daher gilt bei mir: Mono.

Zu guter Letzt: Die ganz besonderen Situationen:
a)Ich wünsche es jedem, es ist in unserer Liga aber doch eher selten: Der hauseigene Monitormischer+Techniker am Bühnenrand. Es gibt durchaus Locations, meist so ab Größenordnung 500+ Leute, wo das üblich ist. Da können dann auch mal Besonderheiten probiert werden und das IEM kann auf jeden Fall benutzt werden.

b)Einige Threads behandeln auch das Thema eines eigenen Monitorracks incl. Digitalpult zum (fast) 1:1 reproduzierbaren IEM Mix für alle Bandmitglieder. Macht aus meiner Sicht nur dann Sinn, wenn alle Bandmitglieder mit IEM spielen, man sehr viele Auftritte hat (> 30/Jahr), genug Geld vorhanden ist, man einen eigenen Techniker dabei hat, der sich dann um soche Geschichten kümmert. Schließlich müssen alle Signale gesplittet werden, Mikrofonstellungen müssen möglichst immer gleich sein, etc. Das erfordert eine routinierte Arbeitsweise und eine ordentliche Portion Zeit. Beides in Kombination bringen "normale" Bandmitglieder eher selten mit :)

Jupp - das war's. Über Anmerkungen / Fragen / etc freue ich mich - Grußs Maria
 
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Danke für das tolle Beispiel, wirklich interessant und aufschlussreich! :)

Liebe Grüße,

Bacchus
 
super Bericht!
Könntest du vielleicht noch ergänzend ein paar Worte über die Feedback vermeidung. Ist das im Kopfhöreverstärker, bzw. im Funksender integriert?
 
Welches Feedback meinst du? Von den Hörern kommt nix ans Mikro; Ich denke aber du beziehst dich auf: Was passiert wenn es pfeift ...
Das von den anderen Boxen kommende Feedback kann man nicht vermeiden; vernünftige Wireless-Systeme haben aber Limiter on-board die den Pegel beim Feedback in engen Grenzen halten.
 
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Freut mich sehr, dass der Artikel als hilfreich empfunden wird. Danke noch an Wil_Riker für das Einfügen der Embedded Links!
Gruß Maria
 
Hi Maria-Wolle,

erstmal möchte ich Dir meine Hochachtung ausdrücken: Einen ausführlichen Artikel über eine komplizierte Materie, in verständlichem Deutsch, mit Struktur, rotem Faden und durch Erfahrung begündeten Überzeugungen findet man nicht so häufig. Hut ab! :great:

Klasse finde ich den Ansatz, es erstmal auch unabhängig von den anderen zu versuchen, und erst über günstige Einstiegshilfen einfach mal auszuprobieren, ob es für einen funktioniert (der Tip mit Walkman-Hörern und Micky-Mäusen dadrüber ist echt Award würdig). Die Tips und Anregungen, die Du an alle hier weitergibst, können eine Menge Geld Mühe und Entäuschung sparen helfen.

Vieles von dem, was Du schreibst, unterschreibe ich also voll und ganz. Es gibt aber doch auch die eine oder andere Aussage, die in Deinem Artikel (Beitrag kann man das ja nicht mehr nennen) wie in Stein gemeißelt stehen, die aber doch meine Anmerkungen herausfordern :D.

1) IEM ist Gehörschutz und Monitoring in Einem!
Wer von der gewohnten brachialen Lautstärke direkt auf IEM umsteigt, tut seinem Gehör nichts Gutes. Ich meine damit diejenigen, die noch nie mit Gehörschutz gespielt haben. Für die gilt, das Gehör zunächst an geringere Lautstärken zu gewöhnen, und zwar mit geeignetem Gehörschutz. Ich persönlich habe gut und gerne 3 Monate gebraucht, um mich mit Gehörschutz wohl zu fühlen. Wenn man dies knallhart durchgezogen hat, dann hat sich das Hörempfinden bereits so verändert, dass man ohne den Gehörschutz nicht mehr proben KANN, und zwar deswegen, weil einem nach 2 Sekunden die Lauscher schmerzen! Außerdem lernt man dadurch ein viel differenzierteres Hören - man konzentriert sich automatisch stärker auf das, was man hören will und muss.
Der Gehörschutz meiner Wahl war dieser hier:


Warum ist das wichtig? Nun - Würde man ohne diesen kleinen Umweg direkt auf IEM umsteigen, so hätte dies zwangsläufig eine total überhöhte Lautstärke zur Folge. Man neigt dann dazu, die einzelnen Instrumente in der Lautstärke immer höher zu ziehen, anstatt die störenden Elemente leiser zu stellen.

Der Weg, den Du hier beschreibst, ist ein schlüssiger und er hat für Dich super funktioniert. Dein Fazit kann ich aber so zwangsläufig nicht stehen lassen. Ich bin direkt auf InEar umgestiegen. Ich hatte damit überhaupt kein Problem. Ich probe ca. 30 x im Jahr für 2-3 Stunden in einer nicht gerade leisen aber auch nicht brachial lauten Combo. Unsere Übungsraum-Aufstellung ist allerdings durch viele Jahre Erfahrung so optimiert, dass jeder sich am lautesten hört und somit lediglich die Drums den Pegel vorgeben. Also kann es auch ohne Deinen Zwischenschritt gehen, aber Dein Hinweis, dass diese Probleme bestehen können, ist ja auch wertvoll.

2) IEM ist wie ein Ehering. Man trägt ihn immer - außer man befindet sich in einer Ausnahmesituation :)
Was heißt das: Ganz konkret bedeutet dies, dass man auch mit dem IEM probt. Das Gehör der meisten Musiker ist nämlich auf das Proben / Spielen ohne IEM geeicht - und das über viele Jahre hinweg. Von daher ist es in der Praxis einfacher, bei einem Gig zur Not (darauf komme ich später) auch ohne IEM auszukommen, als 50-60 mal im Jahr ohne IEM zu proben und dann bei 5-20 gigs im Jahr die ungewohnten Stöpsel mit dem ungewohnten Klang im Ohr zu haben.
Außerdem bietet der Proberaum die ideale Umgebung, seine Präferenzen zu testen, und sich langsam und sicher an das (für einen selbst) richtige IEM heranzutasten.

Natürlich habe ich das In-Ear Abhören erstmal bei Proben getestet. Das ist unerlässlich. Ich habe aber dann recht bald die Stöpsel wieder gezogen, weil die Kommunikation sehr gelitten hat und auch so ein akzeptabler Sound herrscht. Ich nutze also In-Ear nur live.

Zum Schluss ein älterer Beitrag, in dem ich erläutere, wie ich es in meiner Band halte bzw. 2008 hielt: https://www.musiker-board.de/inear-...53003-inear-im-buehnenalltag.html#post2774907

Viel verändert hat sich aber für mich nicht.

Nochmal vielen Dank für Deinen tollen Artikel.

LG Jörg
 
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Hi georyporgy! Merci für Deine Rückmeldung!

Der Weg, den Du hier beschreibst, ist ein schlüssiger und er hat für Dich super funktioniert. Dein Fazit kann ich aber so zwangsläufig nicht stehen lassen. Ich bin direkt auf InEar umgestiegen. Ich hatte damit überhaupt kein Problem. Ich probe ca. 30 x im Jahr für 2-3 Stunden in einer nicht gerade leisen aber auch nicht brachial lauten Combo. Unsere Übungsraum-Aufstellung ist allerdings durch viele Jahre Erfahrung so optimiert, dass jeder sich am lautesten hört und somit lediglich die Drums den Pegel vorgeben. Also kann es auch ohne Deinen Zwischenschritt gehen, aber Dein Hinweis, dass diese Probleme bestehen können, ist ja auch wertvoll.

Kann ich voll unterstreichen. Ich selbst habe mich halt die Jahre vorher ohne Gehörschutz in der Sache ganz schön leichtsinnig verhalten. Das war echt brutal - hab ich aber damals nicht so gemerkt und ist an mir zum Glück ohne bleibende Schäden vorübergegagen. Manche sind da von vornherein etwas disziplinierter - ich war es nur nicht und musste für mich selbst mal die Reißleine ziehen :)


Nochmal vielen Dank für Deinen tollen Artikel.

LG Jörg

Danke auch Dir für die Rückmeldung! Man sieht daran sehr schön, dass es halt nie DIE eine Lösung oder DEN einen Weg gibt! LG Maria
 
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sehr schöner Artikel :)

Wobei ich die Earsonic Earpads nicht empfehlen würde, ich hab sie sehr schnell gegen Elacins getauscht.

Eine kleine Anmerkung zum Thema "IEM ist wie Ehering" möchte auch ich machen:

ich kann mir gut vorstellen, dass es für einen Sänger einen sehr großen Unterschied macht, die Gründe hast du ja supi beschrieben.
Bei reinen Instrumentalisten hab ich jedoch die Erfahrung gemacht, dass da für IEM keine große Übung notwendig sein muss....meine Band spielt vlt. 5 % aller Auftritte und 0 % der Proben mit IEM, klappt supi.

Ich habe vor kurzem mal was ganz anderes ausprobiert: gute offene Kopfhörer gekauft und dann die Kombi Wedges + leises IEM genommen. Das geht natürlich nur, wenn die Bühnenlautstärke sehr diszipliniert ist, aber gerade bei Bass hört man sich um einiges differenzierter.
 
Bei uns war es so ziemlich das Gegenteil, es haben alle mit In-Ear angefangen, wir sind nicht laut und haben es von heute auf morgen umgestellt. Das nachfolgende habe ich vor ein paar Tagen in einem anderen Forum geschrieben, aber es beleuchtet, glaube ich, eine weitere Facette im Bereich In-Ear. Aber von vorne:

1. Ist natürlich immer erst mal eine Frage des Levels der Professionalität (und damit des zeitlichen Aufwandes, der Musikalität der Beteiligten, der in die Sache investierten finanziellen Mittel) usw.

2. Meine Ausführungen erheben auf keinen Fall den Anspruch, auch für andere in dieser Art zu gelten, bei uns funktioniert es aber so. Wir (www.straightup-live.de) sind absolute Amateure, covern das, was uns gefällt und die Anzahl der Gigs pro Jahr wird von der Anzahl der Proben absolut problemlos um ein zigfaches übertroffen. Verstärker gibt es keine auf der Bühne, nur die Monitore haben Krach gemacht. Mix is fix (meint, kein FOH, sondern, so wie wir ins Pult spielen, kommt es vorne raus) Also, Ziel war:
a) das zu investierende Budget so gering, wie möglich zu halten
b) den Aufwand von Soundchecks zu minimieren (super wäre, vom Proberaum auf die Bühne, anschalten, losspielen)
c) eine Monitorlösung, die bei den öfter auch kleinen Gigs vermeidet, dass die Bühnenmonitore lauter sind, als die Gesangsanlage (hab extra nicht PA geschrieben)
d) da es keinen FOH gibt, muss der Monitor auch dazu herhalten, den Mix nach vorne für jeden abzuschätzen und das eigene Instrument evtl. zu regulieren (warum? kommt gleich)

was haben wir gemacht?:
- jeder in der Band hört den Gesamtmix aus dem parallelen Main-Out des 16er Mixers, der in einem Kopfhörer-Verstärker auf bis zu vier Signale verteilt werden kann und dort zumindest über den 2-Band EQ geringfügig dem persönlichem Geschmack angepasst werden kann
- als Hörer kommen Westone UM 1 bis 3x, UE SuperFi 5 oder Futuresonics Atrio zum Einsatz, alle mit triple Flanges oder comply foam tips, keine Orthoplastiken
- der Drummer bekommt das Signal per Kabel in seinen eigenen 16er Mischer, wo er zumindest die Drums im Verhältnis zum Gesamtsignal noch mal verstärken kann und hört sich aus seinem Phones-Ausgang
- je zwei teilen sich einen LD 100 oder AKG IVM IV Sender und hören das nahezu unveränderte Main-Sinal
- wir haben unseren Mix von einem befreundeten Tonmenschen mal anpassen lassen und siehe da, alle waren hinterher der Meinung, sich besser zu hören
- da es sonst keine Amps auf der Bühne gibt, haben wir auch keine gesonderten Atmosphären-Mikros o.ä., da kommt genug von den 4 voc-Mikes zurück

was hat's gebracht?:
- eine Zeit der Umgewöhnung, wir nutzen das Setup jetzt seit gut zwei oder drei Jahren
- durch das Hören direkt im Ohr, habe ich den Eindruck, ich muss nicht mehr so laut machen, um mich zu hören und seitdem der Mix (vorher hatte ich das gemacht) von einem erfahreneren Tonmenschen angepasst wurde, ist es auch insgesamt noch mal klarer geworden
- die Musik ist satt zusammen und Fehler kommen gnadenlos deutlich raus (also möglichst keine Fehler machen - zumindest nich so, dass es das Publikum mitbekommt :) )
- zwangsweise Disziplin in der Lautstärkeanpassung, da alle das gleiche Signal hören (und das geht ja auch nach vorne) und jeder weiß, was auf dem Ohr richtig laut ist, ist vorne noch viel viel lauter
- für ein vergleichsweise bescheidenes Budget (Hörer, zw. rd. 120 und 300 EUR, Sender zw.200-300 EUR gebraucht, Powerplay glaube ich rd. 90 EUR)
- eine für uns praktikable Lösung die für ein Mehr an Spieldisziplin gesorgt hat und so langsam entwickelt sich auch ein Gehör dafür, wann etwas wie laut im Gesamt-Mix sein sollte, wobei Drums und Vocals durch den am Pult eingestellten Mix gesetzt sind.

Das muss/ kann nicht für jede Besetzung passen und es müssen sich schon alle Bandmitglieder einig sein, diesen Weg zu gehen. Bei uns war es glücklicherweise so und wir sind auch alle ganz happy mit unserer Lösung.

Vielleicht ist's ja eine Anregung für den ein oder anderen Auch-Nicht-Profi
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