Hier mein kurzer erster Eindruck:
Verarbeitung
Die Tastatur erinnert mich sehr stark an den Micron, mit ihren ungewichteten leichten Kunststofftasten. Sie sind zwar straff gefedert, fühlen sich allerdings nicht sonderlich hochwertig an. Komischer Kunststoff. Das Gehäuse ist komplett Plaste, jedoch gut verarbeitet und interessanterweise deutlich hochwertiger als die Tastatur. Die Taster klicken mechanisch hörbar und machen einen guten Eindruck, zum Glück keine "Taschenrechner" Plastenoppen. Zudem sind sie mit LEDs beleuchtet, somit erkennt man auch bei wenig Licht den Zustand des Synthis. Schön! Die Potis und der Encoder reagieren sehr gut, sind jedoch mechanisch etwas wackelig. Für meinen Geschmack sind sie entweder etwas zu dünn oder etwas zu hoch. Mod und Pitch Wheel sind sehr angenehm gummiert und die gesamte Oberfläche ist geriffelt. Falls man also daneben greift und nicht sofort die "Daumenmudle" erwischt hat man trotzdem gute Kontrolle. Alle Audioanschlüsse sind vergoldet und stabil ausgeführt. Das Display ist hell und gut lesbar, der Kontrast läßt sich nicht einstellen.
Bedienung
Die Elemente der Oberfläche sind einfach gehalten und intuitiv. Menüs gibt es keine. Nachteil davon - einige der Parameter sind am Gerät nicht editierbar, sondern lediglich über den Editor, dazu später mehr. Besonders angenehm sind die 4 Taster für die 4 Parts. Damit läßt sich schnell ein Part anwählen, muten oder komplett deaktivieren. Ebenso wird die Midi Aktivität pro Part durch die blinkende LED der Taster angezeigt, nettes Feature. Die beiden Audioeingänge für Mikrofon und Instrument/Gitarre haben einen eigenen Gain Regler mit Aktivitäts und Clip Anzeige auf der Oberfläche. Diese Eingänge gehen durch die Synth Engine, damit lassen sich z.B. Amp Effekte wie Verzerrung oder Flanger simulieren. Nett! Es läßt sich weiterhin eine Audioquelle wie z.B. ein MP3 Player anschließen, das Verhältnis von Synth zu LineIn ist dabei ebenso per Poti regelbar.
Eigene Programme lassen sich am Gerät nur bedingt erstellen, vielmehr live verändern. Die Parameter Matrix links oben bestehend aus 4 endlos Potis und einem Taster ist in 6 Kategorien unterteilt. So bietet sie relativ schnellen Zugriff auf eine Auswahl der Parameter. Will man jedoch das Grundlegendste editieren - die Oszillatorwellenform - ist auch schon wieder Schluß. Es lassen sich Multis aus bis zu 4 Parts anlegen, allerdings können Parameter wie Midi Kanal oder Tastaturzone am Gerät selbst nicht editiert werden. Dazu muß der Editor ran. Ebensowenig lassen sich die Anschlagskurve oder Pattern bearbeiten. Kurzum, wer den Venom voll ausschöpfen will, der kommt um den Editor nicht drumrum.
Getestet habe ich den Editor und die Treiber unter Windows 7 und Mac OS 10.6, beides funktioniert anstandslos, der Venom registriert 4 (!) Midi Ports und jeweils einen Audio Ein- und Ausgang. Zwei der Midi Ports sind für die Engine und dienen der Kommunikation mit dem Editor, die anderen beiden entsprechen den Hardware Midi Ports am Venom selbst. Der Editor läuft als Standalone, eine VST Version war angedacht, die Entwicklung ist allerdings eingeschlafen - mehr dazu im Fazit. Die Bedienung des Editors geht sehr gut, da genau die Oberfläche des Venom nachgebaut und der Workflow kopiert wurde. Man fühlt sich, als hätte man einen Venom vor sich, diesmal jedoch mit allen Parametern eingeblendet und nicht auf ein Minimum reduziert. Sehr schön, lädt direkt zum Schrauben ein. Ich habe bisher lediglich den Venom selbst über das eigene Interface aufgenommen, zu Latenzen und Qualität der Eingänge kann ich noch nichts sagen.
Sound
Tja, wie klingt er denn nun? Gar nicht so kalt und digital, wie man vorher meinte. Er erinnerte mich sofort an den Miniak und mittlerweile weiß ich auch wieso
Der Designer des Venom, Taiho Yamada, hat vorher unter anderem bei Alesis seine Finger mit im Spiel gehabt, wie hier nachzulesen ist
http://acapella.harmony-central.com/showthread.php?2736428-M-Audio-Venom-Synthesizer Übrigens hat er auch eine interessante 5 teilige Blog Serie verfaßt ->
http://community.avid.com/blogs/avi...-venom-virtual-analog-synthesizer-part-1.aspx
Der Venom wirkt vor allem durch die Presets kühl und digital, die Engine ist jedoch durchaus vielseitig. Hier sind einige Beispiele klassischer Synthesizer Sounds
Auch sonst wirkt der Venom wie ein kleiner Bruder des Miniak. Er verfügt über 4 Parts mit jeweiles eigenem Arp oder transponierbarem Pattern Sequenzer, einzeln an und abschaltbar mit Latch Funktion - da kommt Freude auf! Einziger Wermutstropfen, wenn man innerhalb eines laufenden Multis ein Programm wechselt, kommt es kurz zu hörbaren Soundartefakten. Offenbar ist der verbaute DSP mit dem Programmwechsel überfordert - schade. Auf Aliasing habe ich noch nicht geachtet, bei den ersten Höreindrücken ist mir zumindest nichts aufgefallen. Als Beispiel habe ich lediglich die ersten Werks-Multis kurz angespielt, im letzten auch etwas mit den Controllern probiert.
https://www.box.com/s/5lmto89n7ayq6nh66ke4
Der Venom verwaltet Bänke von jeweils 128 Plätzen, es stehen A/B für Multis und A/B/C/D für Programme zur Verfügung. Leider belegen die nicht überschreibbaren Werkspresets jeweils die Hälfte der Bänke, also A und A/B. Für eigene Kreationen stehen einem somit "lediglich" 256 Programmplätze und 128 Multiplätze zur Verfügung.
Fazit
Venom ist ein budget Performance Synth. Feste Presets, einfache Bedienung, flexible Eingänge - das Teil will live gespielt werden. Wieso budget? Verarbeitung, Stand der Software, Community. Der Preis stand definitiv weit vorn, kein Vergleich z.B. mit der Verarbeitung einer UltraNova. Treiber und Editor funktionieren, während meiner Recherchen sind mir allerdings ein paar Sachen aufgefallen. Offenbar war irgendwo das Geld alle. Dem Editor fehlen ein paar Funktionen, die das Gesamtpaket nochmal deutlich aufwerten würden. Zum einen läßt er sich nicht in eine DAW einbinden - was für ein Widerspruch, wurde der Venom doch so als Studio Synth präsentiert. Und zum anderen fehlt die Funktion Pattern zu editieren. Neue Pattern lassen sich nur über das M-Audio Control Panel importieren und müssen als Midi File vorliegen. Naja.
Wenn man durch die Foren und Communities liest, scheint der Venom Zug abgefahren zu sein. Fast nirgends findet man aktuelle Threads, die meisten Beiträge sind 1 Jahr alt, teilweise 2. Im Forum des Editor Herstellers ist zudem zu lesen, daß einige der Editor Funktionen in Testversionen an einzelne Forumsmitglieder ausgegeben wurden. Allerdings Software vor dem Beta Status. Offiziell ist die Version 1.11, im Forum liest man 1.17, 1.19 und sogar 1.21. In einem anderen Beitrag war zu lesen, daß besagte Funktionen in einer "Pro" Version des Editors gekauft werden könnten, allerdings ohne Erscheinungsdatum. Offenbar hat es hier mit dem Geldgeber gehörig gekracht. AVID und M-Audio, war da nicht was?
Kurzum, der Venom ist ein VA den man empfehlen kann. Flexibel und insbesondere für Einsteiger geeignet, der Editor wertet ihn gehörig auf. Dazu kommt das integrierte Audio und Midi Interface, damit bekommt man ungeahnte Flexibilität - besonders wenn noch kein weiteres Studioequipment vorhanden ist. Mit dem Instrumenteneingang des Venom könnte man zum Beispiel Gitarrenspuren einspielen. Zum damaligen Einführungspreis hätte ich ihn allerdings nicht empfohlen. Für den aktuellen Preis von knapp 200 Euro ist er in Ordnung. Wieso nur in Ordnung? Weil man für 245 Euro einen Miniak bekommt. Dieser ist hinsichtlich Synthese und Verwaltung der Patches, Multis, Patterns etc flexibler und ausgereifter. Dazu läßt sich wirklich ALLES am Gerät selbst editieren. Allerdings sollte ein Editor für etwa 30 Euro dazugerechnet werden, die Freeware Editoren sind zwar benutzbar aber nicht sehr komfortabel.