[Review] Thomastik Infeld Rot Violinsaiten

Vali
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Ich habe zwar nichts weltbewegendes zu berichten, aber vielleicht hilft es ja dem ein oder anderem. Ich habe Staubkugel nach 8 Jahren *duck und schäm* mal wieder neue Saiten gegönnt und zwar den kompletten Satz von Thomastik Infeld Rot.

Die Geschichte:
Zwecks Demoaufnahmen für die Band, wollten wir ein paar Songs mit Geige mal testen. Da unsere Geigerin aber gerade im Ausland ist, bot sich die Gelegenheit mal wieder meine Geige nach ca. 3 Jahren Auszeit auszupacken. Da sie diesmal gut im Koffer aufbewahrt war, hatte sich zum Glück keine riesige namensgebende Staubkugel im Korpus entwickelt wie als ich die Geige damals bekommen hatte. Und - ein Wunder - die Geige war noch nicht mal verstimmt als ich sie aus dem Koffer geholt habe! Auf meiner Geige waren seit 8 Jahren dieselben Saiten drauf. Ich kann mich nicht mehr erinnern, welche genau das sind. Nur über die e-Saite bin ich mir sicher, dass sie eine Pirasto Oliv ist. Ich glaube der Rest ist auch Pirastro. Die g-Saite könnte aber auch eine Jargar String sein. Naja, keine Ahnung. Jedenfalls sind sie alt und das merkte ich auch im Studio. Der Tontechniker sagte mir, dass er mein (großes) Vibrato nicht mag, weil durch die Kippung des Fingers die Intonation für ihn unerträglich schwankte (finde ich überhaupt nicht, aber... naja, man probiert es halt, damit er aufhört zu meckern). Ohne Vibrato merkte ich aber, dass die Saiten immer kurz davor waren zu pfeifen, was mich ziemlich kirre gemacht hat. Letztendlich haben wir vorerst aufgegeben und ich zieh für den nächsten Versuch neue Saiten auf (und sag dem Toni nächstes Mal, dass er die Geige mit Melodyne gerade ziehen soll, weil ich 1%ige Intonationsabweichungen unmöglich vermeiden kann).

Die Entscheidungsfindung:
Die Entscheidung war gefallen, neue Saiten müssen her! Allerdings kam dann die Frage auf welche? Und da hat man auf einmal die Qual der Wahl :eek: Für mich war klar, die Saiten dürfen nicht zu teuer sein (Maximum auf 50€ gesetzt), dürfen nicht pfeifen und sollten einen warmen Ton haben, weil Staubkugel gerne dazu neigt metallisch zu kreischen. Die Saiten sollten aber auch einigermaßen haltbar sein. Ahh, die Auswahl wird doch schon deutlich übersichtlicher. Es gibt grob gesagt 3 Arten von Saiten: Darm, Synthetik und Stahl. Es gibt auch verschiedene Saitenstärken, die sich auf Klang und Bespielbarkeit auswirken, aber ich habe bisher immer mittel gespielt. Darmsaiten kamen nicht in Frage, aufgrund der Haltbarkeit und auch, weil sie mein Budget gesprengt hätten. Stahlsaiten kamen nicht viele in Frage, weil die meisten einen brillianten, klaren Klang erzeugen, die für meine Geige erfahrungsgemäß zu scharf klingen.
Also dann, es müssen Synthetiksaiten sein. Da ich auch ein durch Werbung beeinflussbarer Mensch bin, kamen mir nur bekannte Marken in Frage wie Pirastro, Thomastik und D'Addario. Aufgrund meines Budgets schrumpfte die Auswahl wieder. Saiten wie Evah Pirazzi oder Peter Infeld sind es mir für meine Zielsetzung nicht wert. Nach Internetrecherchen (häufig gekauft, viele Erfahrungsberichte) und weil ich mich erinnerte, dass eine der Geigerinnen, die sich bei unserer Band vorgestellt hatte, diese Saiten auf ihrer Geige hatte, die schön rund und ausgewogen klang, hab ich mich nach langem hin und her für Thomastik Infeld Rot entschieden. Der Unterschied zur Blau Serie soll angeblich darin liegen, dass Rot wärmer klingt, Blau hingegen brillianter.
Okay, die Infeld Rot kosten <50€, sollen warm klingen und haltbar sein und von der Qualität her gehobene Mittelklasse. Ich dachte mir, wenn das alles stimmt, kann das ja gut gehen und so kaufte ich sie mir blind.

Paket ist da!
Da ich noch weiteres Equipment brauchte, habe ich die Saiten bei Thomann gleich mitbestellt. Der kleine Karton wurde anscheinend zwischen all dem anderem Zeuchs wohl etwas geknetet oder sie fielen wie einer anderen Box die dabei war einer "Qualitätskontrolle" zum Opfer, was ich bei fehlendem Hinweisaufkleber aber nicht glaube. Die Einzeltäschchen für die Saiten waren aber unbeschadet.

Saiten01a.JPG Saiten02a.JPG

Die Saiten sind wie folgt zusammengesetzt:

e'' - Chrom Stahl, vergoldet
a' - Hybridkern, Hydronalium umsponnen
d' - Hybridkern, Hydronalium umsponnen
g - Hybridkern, Silber umsponnen


Die Saiten waren schön ordentlich gewickelt und funkelten so nigelnagelneu wie ich es schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Und zu meiner Überraschung war die e-Saite goldfarben (in der Produktbeschreibung stand kein Wort von). Gewöhnungsbedürftig, aber auch irgendwie schick. Vor lauter Vorfreude, aber auch weil ich eine furchtbar stressige an den Nerven nagende Woche hatte, habe ich die Saiten sofort aufgezogen ohne eine Vorher-Hörprobe aufzunehmen. Vermasselt. Sorry! :redface:
Um "Knoten" zu vermeiden, habe ich die Saiten in der Reihenfolge aufgezogen wie die Wirbel angeordnet sind, also g, e, d, a. Auch wenn der Stimmstock keine Beine hat, niemals alle Saiten gleichzeitig entfernen und nach jeder Saite den Steg wieder zurechtrücken. So sahen übrigens meine alten Saiten aus, einseitig platt, an den Stellen wo Obersattel und Steg waren geknickt, mit Kolokrusten übersäht, die e-Saite stellenweise schwarz verfärbt. Sie sahen also wirklich aaaalt aus, wobei sich die a-Saite am besten gehalten hatte.

Saiten07.jpg <-- für "Überflieger", das sind die ALTEN Saiten, nicht die Infelds!

Das Stimmen ging ganz gut. Natürlich musste man am Anfang hin und wieder mal korrigieren, weil sich nach jedem Saitenwechsel die bereits aufgezogenen Saiten wieder verstimmen. Aber sobald alle drauf waren und auf Staubi funkelten, hat sich die Stimmung stabil gehalten, musste nach 1 oder 2 Tagen nur noch gering an den Feinstimmern gestimmt werden. Scheee. :)

Violine8a.JPG Violine11a.JPG Violine12a.JPG

Klang:
Natürlich schade, dass ich keine Vorher-Nachher Hörproben aufgenommen habe. Und auch jetzt für eine Nachher only Aufnahme bin ich gerade zu faul :redface: aber ihr könnt ja irgendwann sowieso die Demoaufnahmen bekommen, sobald wir fertig sind. Jedenfalls ist mein subjektiver Eindruck, dass es sich gelohnt hat. Der Satz klingt ausgewogen und der Ton ist tatsächlich wärmer, aber nicht dumpf. Die Geige hat nicht an Lautstärke eingebüßt. Staubi brüllt immer noch, nur angenehmer und nicht mehr so kreischig. Die Saiten fühlen sich auch gut an, sie schneiden mir nicht in die Finger und sprechen auch gut an. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Saiten so schwingen wie sie gerade lustig sind wie bei meinen alten Saiten (wobei die in jungen Jahren auch noch gut ansprachen, soweit ich mich erinnere).

Fazit:
Bin zufrieden! :great: Die Saiten scheinen gut zu meiner Geige zu passen und sind gut bespielbar. Jetzt muss ich nur noch besser spielen :eek:
 
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