Zwar schon ein bisschen älter der Thread, möchte aber dennoch gern was dazu beitragen:
In meinem Bekanntenkreis gibt es einige, die ihr Geld mit "Musik" verdienen. Darunter auch jemanden, der letztes Jahr mit seiner Band 120 Shows u.a. auf Festivals und als Support von "namenhaften" Bands vor mehreren tausend Leuten gespielt hat. Mehrere Touren auch im Ausland. Allein davon leben ist nicht drin. Die Jobs "hier und da" sind nicht Spaß nebenbei, sondern notwendig um halbwegs gut über die Runden zu kommen. Gerade in der "handgemachten" Rockmusik ist es wahnsinnig schwer, davon wirklich mal leben zu können, selbst mit Plattenverträgen und richtig guten Connections. Sogar die allermeisten richtig guten (teils studierten) Musiker mit langjähriger Erfahrung in Band und Business kommen noch nicht mal an diesen Punkt, zu überlegen, wirklich nur noch für Geld auf der Bühne zu stehen. Nebenbei geben die meisten dann aufgrund ihres Wissens und ihrer Erfahrung noch Unterricht, arbeiten im Musikladen etc.. einfach aufgrund von ihrer Qualifikation, die Du nicht hast.
Im Gegensatz zu einigen hier bin ich zwar gern Träumer, aber auch irgendwo Realist, gerade wenn es um solche Entscheidungen für den weiteren Lebensweg geht. Und als Realist kann ich dir nur eindringlich davon abraten, dich da jetzt drin zu verrennen. Du hast mit Mitte 20 keinerlei Erfahrung im Zusammenspiel mit anderen Musikern, du bezeichnest dich selbst nicht als guten Gitarristen, Du hast in letzter Zeit kaum gespielt und du hast bald ein abgeschlossenes Wirtschaftsstudium. Ich teile den hier gefallenen Satz "später wirst Du es bereuen" in Bezug darauf, dass du mit allerhöhster Wahrscheinlichkeit diesen Traum nicht verwirklichen kannst und tatsächlich später bereust, dich nicht darüber informiert zu haben, was Du mit deinem Studium alles hättest machen können.
Ich habe deine Gedanken während meines Wirtschaftsingenieursstudiums im BWL Teil auch am Anfang gehabt, weil ich gar nicht so richtig wusste, was ich damit eigentlich wirklich machen kann. Wenn Du jetzt (welches Semester?) immernoch so denkst, scheinst Du dich mit den Möglichkeiten deines Studiums genauso wenig beschäftigt zu haben wie mit der Gitarre. Dein Abschluss ist eine Eintrittskarte in unendlich viele spannende Bereiche, darunter auch Veranstaltungsmanagement etc. pp.
Von daher habe ich das Gefühl dass Du in einer "perspektivlosen" Zeit ziemlich irrational rebellieren willst. Meiner Meinung nach stehst Du gerade vor einem ganz großen Fehler.
Nachtrag:
Es wird für dich nicht schwer sein, irgendeine Band zu finden mit der Du einfach regelmäßig Musik machen kannst. Das sollte sowieso der erste Weg sein.
Willst du aber eine Band haben voller Leute, die das ähnlich ernst sehen wie Du, hast du zwei Möglichkeiten:
1. Du steigst als Gitarrist in einer bestehenden Band sehr ambitionierter Musiker (viele Gigs, CD etc) ein
Hier gilt: Es gibt Gitarristen wie Sand am Meer. Gute Gitarristen. Sehr gute Gitarristen. Die mit der Ambition, wirklich Geld mit der Musik zu verdienen, können i.d.R. auf ein umfangreiches Repertoire aus bereits selbst geschriebenen Sachen zurückgreifen und legen dir eine Liste mit Auftritten und Connections der letzten Jahre vor, haben oft Studioerfahrung. So hart es klingt: Warum sollte sich die suchende Band mit dir einen Klotz ans Bein binden?
2. Du gründest eine Band mit der Ambition, damit auch Geld zu verdienen.
Auch hier gilt: Es gibt Gitarristen wie Sand am Meer. Die Wahrscheinlichkeit, dass Du da die "richtigen" Mitmusiker findest, ist sehr sehr gering. Auch hier musst Du dir einfach die Frage stellen: Warum sollten erfahrene Musiker mit dir versuchen erfolgreich zu werden? Was hast du, was dich hier unentbehrlich macht?
Mein Rat:
Suche dir erstmal eine Spaßband. Mache die ersten Gehversuche in der Livemusik. Knüpfe Kontakte, lerne das Business ein bisschen kennen. Währenddessen bring dein Studium zuende und beschäftige dich mal intensiv mit den Möglichkeiten die sich dir in Branchen bieten, die dir gefallen (Musik, Veranstaltungen, etc). Fang an zu arbeiten. Deine Mitmusiker werden mit Sicherheit ebenfalls berufstätig sein, sodass du ansonsten Mittags eh allein im Proberaum wärst. Wenn Du dir so nebenbei was aufbauen kannst - super. Dann hast du mehr geschafft als ein ganz erheblicher Teil all derer, die das Spielen eines Instrumentes ihr Hobby nennen.
Lass dich auf keinen Fall entmutigen. Such dir eine Band und mach dir keine Gedanken um deine Fähigkeiten als Gitarrist. Man muss kein großartiger Gitarrist sein um großartige Musik zu machen. Allerdings bin ich auch der Meinung dass es mehr als ein Hobby braucht um wirklich gute, leidenschaftliche und ehrliche Musik zu machen.
Man muss kein großartiger Gitarrist sein, das stimmt. Man muss aber viel Erfahrung mitbringen, um live überzeugend zu sein und vorallem: Man muss eine geniale Idee haben. Im Brei der "Standardmusik" ohne Dieter Bohlen vorne dran ist das quasi ein sechser im Lotto, vorallem dann, wenn man als Musiker immernoch Spaß an den eigenen Songs haben will.
Zu deinem letzten Satz kann ich nur sagen, dass Du offenbar nicht weißt wieviele Musiker, die gute, leidenschaftliche und ehrliche Musik machen nebenbei sogar Vollzeit arbeiten gehen, um sich ihr Hobby finanzieren zu können. Ich kann dir nur raten da mal ein bisschen hinter die glamurösen Kulissen der Livemusik zu schauen.