Million
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Einige Board Suchtis erinnern sich vielleicht noch an diesen Thread:
https://www.musiker-board.de/board-...sertests-zweier-laney-ironheart-irt-120h.html
Und ja: Das Warten hat tatsächlich ein Ende; hiermit veröffentliche ich, nachdem wir beide die Deadline dezent überschritten habe, das erste von zwei Reviews zum Ironheart, bevor TheMystery hoffentlich in den nächsten Tagen mit seinem Review nachzieht.
Ich habe einige Zeit überlegt, wie ich das ganze angehen soll; ob Video Review oder nicht, hunderte Fotos und Songsamples, oder doch ein klassisches Textreview? Letzlich fiel die Entscheidung auf letzteres. Einerseits gibt es auf Youtube viel zu hören, andererseits hat thomann bereits ein Video, das hundertmal besser produziert ist als ich es jemals könnte, und bei dem man einen wirklich guten Eindruck vom Sound des Amps kriegt.
Ich habe mich daher dazu entschieden komplett auf Audio und Video Files zu verzichten.
Die Fotos sind übrigends von der Laney Homepage, einfach weil sie deutlich besser sind als die Bilder meiner Digicam.
Wenn jemand unbedingt Beweisfotos haben möchte, dass der Amp tatsächlich bei mir war, oder sehen möchte wie liebevoll Thomann den Amp verpackt hat, dann kann ich gerne was nachliefern.
Ich bin der Meinung, dass professionelle Fotos dem Amp eher gerecht werden als meine Schnappschüsse.
Vorweg: Beim Durchlesen des Reviews ist mir aufgefallen, dass ich mich doch an vielen Stellen sehr negativ zu dem Amp äußere.
Dazu sei gesagt: Ich selber spiele einen ENGL Special Edition, mein Gitarrenkollege einen Triple Rectifier.
Ich vergleiche den Amp in diesem Review also durchgehend mit zwei Monstern die fast das vierfache kosten!
Testgitarren waren übrigends zwei Dean Razorbacks, einmal die 255 mit EMG 81 und EMG 85 und einmal die 7 mit EMG 81-7 und EMG 707.
Also, los gehts mit dem eigentlich Review:
Nach nur 2 Tagen warten ist es schon soweit: Vor der Tür meine Lieblingspostbotin, sichtlich erfreut über das Gewicht des Pakets.
Laney liefert mit dem Ironheart ein 120 Watt Topteil, dass mit nur 20kg trotzdem ein ziemliches Leichtgewicht ist.
Die Verpackung von Thomann war etwas, sagen wir mal: Mutig.
Postaufkleber direkt auf den Laney Karton, keine Luftpolster, nur ein wenig Schaumstoff. Thomann scheint von der Verarbeitung ziemlich überzeugt zu sein
Auch wenn sich zu dem Holz/Torlex und Metall einige Plastik Teile gesellen (z.B. Sind die Griffschalen aus Hart-Plastik, die Griffe selbst jedoch aus Metall) macht das Teil einen ziemlich stabilen Eindruck.
Erste Auffälligkeit sind die beiden Griffe:
Die Frage, ob es bei 20kg wirklich nötig ist den Amp mit beiden Händen, oder gar zu zweit zu tragen werden viele Mukker wohl mit ja, trve Metaler wohl eher mit nein beantworten. Ich bin auch nicht gerade ein Bodybuilder, gehöre aber ebenfalls zu der Fraktion, die ihre 412 alleine auf die Bühne hieven, und lieber beide Gitarren in eine Hand und das Top in die andere nehmen als zweimal laufen zu müssen.
Außerdem finde ich, dass es sehr unentspannt ist das Top an den Griffen zu greifen und über Brusthöhe, z.B. auf einen Fullstack zu heben. Dabei hat man einfach einen völlig ungünstigen Winkel in den Handgelenken.
Von daher sehe ich das Design eher neutral bis negativ, bin mir jedoch im klaren, dass viele Musiker das anders sehen werden.
Wenn man nicht gerade klein ist, das Top maximal auf einem Halfstack benutzt, und die Box auf dem Boden steht ist alles super.
Die Vorderseite:
Links oben befindet sich die Sektion für den Preboost bestehend aus einem on/off Switch und einem Poti.
Der Boost ist mit 0 bis 10 beschriftet, und wirkt letztendlich wie ein zusätzlicher Gain, den ich allerdings beliebig an und abschalten kann. Somit kann ich bei jedem Kanal auf 2 Gainstufen zugreifen, was den Amp an Flexibilität gewinnen lässt.
Darunter befinden sich Switch und Volume Regler für den Clean Kanal.
Warum die beiden sich hier befinden, und nicht weiter Rechts bei den anderen zwei Volume Reglern hat wohl optische Gründe...
Daneben befinden sich in zwei Reihen Gain, EQ und Volume Regler der beiden echten Channel:
Zu Gain und Volume brauche ich nicht viel zu sagen, sie tun das, was sie bei anderen Amps auch tun.
Der EQ besteht aus drei Push/Pull Potis, neben der Klangregelung hat man so noch einen Deep Boost, einen Mid Shift, der den Wirkungsbereich des Mittenreglers etwas Richtung Tief mitten verschiebt, und einen High Shift, der den Wirkungsbereich des Höhen Reglers weiter oben ansetzen lässt.
Statt von 0 bis 10 gehen die Regler von -5 bis +5. Erstmal etwas ungewohnt, aber eigentlich keine schlechte Idee, da es der Wirkungsweise eines EQ viel mehr entspricht.
Was hier sehr positiv auffällt ist der Wirkungsgrad der Regler. Der EQ greift richtig in den Sound ein; ich habe beim drehen der Potis den Eindruck, dass sie den Sound stärker verbiegen als bei vielen anderen Amps.
Weiter rechts finden sich Dynamics und Tone Potis.
Das Tone Regler ist eigentlich ein klassischer Presence Regler; der Dynamics Regler hingegen ist sehr interessant: Ich hatte einen typischen Kompressor erwartet, doch stattdessen verbirgt sich hier ein Bassregler, der in der Endstufe Arbeitet also quasi das genaue Gegenteil zum Tone Regler.
Das Teil ist ein wirklich sehr interessantes Feature; während andere Amps nur einen Presence Regler haben kann man mit dem Dynamics Regler auch den Bassbereich nochmal in der Endstufe seinen Soundvorstellungen anpassen.
Zusammen mit dem wirkungsvollen EQ, dem Mid Shift, dem Treble Shift und dem Deep Boost, hat man damit wirklich sehr viele Möglichkeiten wirklich _seinen_ individuellen Sound aus dem Amp zu holen.
Ein paar Kritikpunkte:
Die Potis sind nicht wirklich gerade eingebaut und sehr unterschiedlich schwergängig. Das ist zwar bei den wenigsten Amps perfekt, aber hier fällt die Verarbeitung das erste mal etwas negativ auf; ist aber durchaus noch im Rahmen.
Das mit den Push/Pull Potis ist auch eine ganz nette Idee, aber in der Praxis nicht ganz so praktisch zu bedienen: Zum einen lassen sich die Potis teilweise wirklich schwer raus ziehen, zum anderen sieht man den "Zustand" der Potis nicht gut, wenn der Amp auf Augenhöhe steht.
So passiert es mir beim Testen oft, dass ich Potis nur halb raus ziehe. Dann sehe ich die rote Markierung schon, und wundere mich, warum sich am Klang nichts tut. Wenn man direkt drauf schaut sieht man gar nicht, ob das Poti herausgezogen ist oder nicht.
Live im Stress mal wieder suboptimal; ist leider wieder eine Fehlerquelle mehr.. Da wäre eine zusätzliche LED wirklich ein Traum.
Weiter Rechts findet man noch den Regler für den (Digitalen) Reverb, den Watt Regler (der so ziemlich wie ein Master Regler arbeitet) und die obligatorischen On/Off und On/Standby Switches.
Zum Reverb bleibt nicht viel zu sagen. Nichts besonderes, aber tut was er soll.
Die Rückseite:
Von Links nach rechts findet sich hier ein Anschluss für ein Kaltgerätekabel nebst Sicherung, ein BIAS Schalter, die FX Loop und der Footswitch (dazu komme ich später) und Anschlüsse für die Boxen.
Bei letzteren hat man die Wahl zwischen 4, 8, 16, zwei mal 8 und zwei mal 16 Ohm. Die Auswahl sollte jedem Gitarristen reichen, die Buchsen sind Vorbildlich beschriftet, alles super.
Der BIAS Schalter machte leider den Eindruck, als könnte eine unachtsame Stagehand den mal eben umlegen. Ein Schalter der sich nur mit Werkzeug umlegen lässt, oder sich im Inneren des Amp befindet würde mir da deutlich weniger Sorgen machen. Auch das wirkt wieder nicht 100% Roadtauglich und nicht ganz durchdacht von Laney...
FX-Loop:
Hier lässt sich eigentlich wenig sagen. Interessant ist der Schalter: Man kann die FX-Loop mit dem Bypass Schalter komplett aus dem Signalweg nehmen. Des weiteren gibt es die Einstellungen 0dB und -10dB.
Verwirrend ist, dass der -10dB Switch das Signal verstärkt - man sollte ihn anmachen, wenn die Effekte -10dBu Output Level haben. Macht aber eigentlich Sinn, und wird auch in der Gebrauchsanweisung genau so beschrieben.
Ob der Bypass-Switch auf der Rückseite des Amps einen praktischen Nutzen hat wage ich mal wieder zu bezweifeln... Wie beim ENGL über den Fußschalter steuerbar wäre doch wieder ein Traum.
Der Fußschalter:
Eigentlich wirkt er sehr solide und erfüllt wirklich seinen Zweck.
Interessant ist, dass ich mit dem Fußschalter den Reverb abschalten kann, was am Top selber nur durch drehen des Potis auf Linksanschlag möglich ist.
Das Bedienkonzept ist leider etwas Gewöhnungsbedürftig:
Die Schalter funktionieren nicht, wenn die dazugehörigen Switches am Amp nach unten zeigen. Sprich der Preboost muss an sein, der Channel Switch auf Lead stehen und der Clean/Rythm Switch auf Clean, ansonsten tut der entsprechende Schalter am Fußtreter nicht.
Man könnte das ganze jetzt natürlich als Feature verkaufen, nicht benötigte Schalter zu deaktivieren..
Ich finde es eher negativ, weil sich in der Live Situation einfach eine weitere Fehlerquelle einschleicht -> alles sieht gut aus, alles klingt gut, und plötzlich tut der Fußschalter nicht, weil ich den entsprechenden Switch am Head falsch eingestellt habe..
Ein kleiner Kritikpunkt an der Stelle ist, dass man für einen brachialen Metal Sound einfach den Preboost braucht, dann aber keine Clean Sounds mehr möglich sind. Was eigentlich ganz nett ist hat leider den Nachteil, dass ich um von Lead auf Clean zu kommen muss ich 3(!) Taster auf dem Fußschalter treten muss. (von Lead auf Rythm, Clean an, Preboost aus)
Zum Sound:
Was Laney hier als 2 Kanaler verkauft ist ziemlich vielseitig:
Der Rythm Kanal hat einen Clean Switch, der ihn zum Clean Kanal werden lässt.
Aus Anwendersicht finde ich es schade, dass sich damit mal wieder Clean und Rythm Sound einen Klangregler teilen.. Ich kann doch nicht der einzige sein, der seinen Clean Sound gerne völlig anders EQt als seinen Rythm Sound? Da heißt es Live wieder mal Kompromisse eingehen...
Immerhin hat der Clean Kanal seinen eigenen Volume Regler, da lassen sich zumindest die Pegel der Sounds gut anpassen. Im Gegensatz zu den meisten Amps gibt es für den Clean Kanal keinen Gain Regler. Ob der Kanal 100% clean bleibt oder leicht an zerrt liegt allein am Output der Gitarre; meine EMGs musste ich schon deutlich zurück drehen, damit der Sound wirklich sauber bleibt. In die andere Richtung kann mit mit dem eingebauten Preboost sehr gut nachhelfen, und kriegt einen wirklich schönen Übergang zwischen leicht an gezerrt und sahnigem Crunch.
Weiter oben hatte ich schon den EQ gelobt, aber ich muss mich nochmal wiederholen: Ich muss sagen ich bin absolut überrascht, wie flexibel dieser Amp ist.
Der Grundsound (alle Potis auf 12 Uhr) sagte mir weniger zu, aber wenn man ein bisschen an den Potis spielt kriegt man eine unglaubliche Bandbreite an Sounds zustande.
Ich würde den Amp doch eher Modern als Vintage bezeichnen, auch wenn er nicht wirklich festgelegt ist.
Die Killswitch Engage Anzeige auf der Laney Homepage verleitet natürlich dazu den Amp in die Metalcore Ecke stecken zu wollen, doch auch der Clean Channel macht eine wirklich gute Figur, Crunch Sounds sind mit Clean Channel und Preboost möglich, und der Rythm Channel liefert durchaus amtliche Rocksounds, bis man den Preboost aufreißt, und er doch Richtung Heavymetal abdriftet.
Es ist schwierig den Amp einzuordnen, er möchte irgendwie doch überall hin.
Der Preboost bewährt sich in der Praxis wirklich; ohne ist mir selbst der Leadkanal auf 5 Uhr doch noch etwas brav, aber mit Preboost kommt man da schon in ganz andere Regionen.
Die von Laney angeworbene 1 Watt Technik überzeugt mich leider nicht so ganz.
Der Amp kann leiser als die Konkurrenz; während bei anderen Amps bei Masterstellungen <1 der Sound total wegbricht, oder gar nichts mehr rauskommt kann man den Laney mit deutlich weniger Soundeinbusen runter regeln. Aber beim Linksanschlag des Watt Reglers sagte mir der Sound dann erst mal gar nicht mehr zu. Erst als ich den Volume Regler im Gegenzug über die 12 Uhr Marke geschoben habe wurde der Sound wieder wirklich gut - und laut.
Mit Presence und Dynamics Regler nachregeln hat das ganze besser, aber nicht so richtig gut gemacht.
Um das klar zu stellen: Der Amp klingt leise wirklich deutlich, deutlich besser als die meisten Röhren Tops, aber um wirklich glücklich zu machen muss man schon gehobene Zimmerlautstärke fahren.
Wer bereit ist im Sound Kompromisse einzugehen kann ihn auch gut bei Schlafzimmerlautstärke fahren (was bei meinem ENGL gar nicht möglich ist) - mir hat der Amp dann aber nicht mehr so viel Spaß gemacht. Es ist eben doch ein Röhren Amp und will etwas Pegel.
(Testobjekt war hierbei eine Framus mit 2 Celestron V30 Speakern auf 8 Ohm. Mein Blackstar klingt an der selben Box leise weniger gequält, aber evtl. sieht das mit einer anderen Box beim Laney ganz anders aus.)
Fazit:
Der Amp ist viel flexibler als man denkt. Von Clean über Rock bis Metal ist da alles möglich.
Ich würde ihn eher für Metalcore benutzen als für Old-School-Death-Metal, aber da hat jeder eine andere Soundvorstellung.
Was mich wirklich am meisten gestört hat ist das Bedienkonzept; da sind doch einige Ungereimtheiten bei, die nicht durchdacht wirken und die mich Live stören würden.
Für Puristen die nur einen Sound brauchen, oder mit einem Lead und einen Rythm Sound klar kommen, am besten noch entweder bei beiden mit, oder bei beiden ohne Preboost leben kann, kann ich eine volle Empfehlung aussprechen.
Wenn man den Preis berücksichtigt kann man über die kleinen Schwächen wirklich hinwegsehen.
Specs:
IRT120H
Class AB
Leistungsaufnahme: 300 Watt RMS
Leistungsabgabe: 120 Watt RMS
Eingangsimpedanz: 1MOhm
4x 12AX7/ECC83 Tubes
4x 6L6 Tubes
678 x 271 x 288 mm
20Kg
https://www.musiker-board.de/board-...sertests-zweier-laney-ironheart-irt-120h.html
Und ja: Das Warten hat tatsächlich ein Ende; hiermit veröffentliche ich, nachdem wir beide die Deadline dezent überschritten habe, das erste von zwei Reviews zum Ironheart, bevor TheMystery hoffentlich in den nächsten Tagen mit seinem Review nachzieht.
Ich habe einige Zeit überlegt, wie ich das ganze angehen soll; ob Video Review oder nicht, hunderte Fotos und Songsamples, oder doch ein klassisches Textreview? Letzlich fiel die Entscheidung auf letzteres. Einerseits gibt es auf Youtube viel zu hören, andererseits hat thomann bereits ein Video, das hundertmal besser produziert ist als ich es jemals könnte, und bei dem man einen wirklich guten Eindruck vom Sound des Amps kriegt.
Ich habe mich daher dazu entschieden komplett auf Audio und Video Files zu verzichten.
Die Fotos sind übrigends von der Laney Homepage, einfach weil sie deutlich besser sind als die Bilder meiner Digicam.
Wenn jemand unbedingt Beweisfotos haben möchte, dass der Amp tatsächlich bei mir war, oder sehen möchte wie liebevoll Thomann den Amp verpackt hat, dann kann ich gerne was nachliefern.
Ich bin der Meinung, dass professionelle Fotos dem Amp eher gerecht werden als meine Schnappschüsse.
Vorweg: Beim Durchlesen des Reviews ist mir aufgefallen, dass ich mich doch an vielen Stellen sehr negativ zu dem Amp äußere.
Dazu sei gesagt: Ich selber spiele einen ENGL Special Edition, mein Gitarrenkollege einen Triple Rectifier.
Ich vergleiche den Amp in diesem Review also durchgehend mit zwei Monstern die fast das vierfache kosten!
Testgitarren waren übrigends zwei Dean Razorbacks, einmal die 255 mit EMG 81 und EMG 85 und einmal die 7 mit EMG 81-7 und EMG 707.
Also, los gehts mit dem eigentlich Review:
Nach nur 2 Tagen warten ist es schon soweit: Vor der Tür meine Lieblingspostbotin, sichtlich erfreut über das Gewicht des Pakets.
Laney liefert mit dem Ironheart ein 120 Watt Topteil, dass mit nur 20kg trotzdem ein ziemliches Leichtgewicht ist.
Die Verpackung von Thomann war etwas, sagen wir mal: Mutig.
Postaufkleber direkt auf den Laney Karton, keine Luftpolster, nur ein wenig Schaumstoff. Thomann scheint von der Verarbeitung ziemlich überzeugt zu sein
Auch wenn sich zu dem Holz/Torlex und Metall einige Plastik Teile gesellen (z.B. Sind die Griffschalen aus Hart-Plastik, die Griffe selbst jedoch aus Metall) macht das Teil einen ziemlich stabilen Eindruck.
Erste Auffälligkeit sind die beiden Griffe:
Die Frage, ob es bei 20kg wirklich nötig ist den Amp mit beiden Händen, oder gar zu zweit zu tragen werden viele Mukker wohl mit ja, trve Metaler wohl eher mit nein beantworten. Ich bin auch nicht gerade ein Bodybuilder, gehöre aber ebenfalls zu der Fraktion, die ihre 412 alleine auf die Bühne hieven, und lieber beide Gitarren in eine Hand und das Top in die andere nehmen als zweimal laufen zu müssen.
Außerdem finde ich, dass es sehr unentspannt ist das Top an den Griffen zu greifen und über Brusthöhe, z.B. auf einen Fullstack zu heben. Dabei hat man einfach einen völlig ungünstigen Winkel in den Handgelenken.
Von daher sehe ich das Design eher neutral bis negativ, bin mir jedoch im klaren, dass viele Musiker das anders sehen werden.
Wenn man nicht gerade klein ist, das Top maximal auf einem Halfstack benutzt, und die Box auf dem Boden steht ist alles super.
Die Vorderseite:
Links oben befindet sich die Sektion für den Preboost bestehend aus einem on/off Switch und einem Poti.
Der Boost ist mit 0 bis 10 beschriftet, und wirkt letztendlich wie ein zusätzlicher Gain, den ich allerdings beliebig an und abschalten kann. Somit kann ich bei jedem Kanal auf 2 Gainstufen zugreifen, was den Amp an Flexibilität gewinnen lässt.
Darunter befinden sich Switch und Volume Regler für den Clean Kanal.
Warum die beiden sich hier befinden, und nicht weiter Rechts bei den anderen zwei Volume Reglern hat wohl optische Gründe...
Daneben befinden sich in zwei Reihen Gain, EQ und Volume Regler der beiden echten Channel:
Zu Gain und Volume brauche ich nicht viel zu sagen, sie tun das, was sie bei anderen Amps auch tun.
Der EQ besteht aus drei Push/Pull Potis, neben der Klangregelung hat man so noch einen Deep Boost, einen Mid Shift, der den Wirkungsbereich des Mittenreglers etwas Richtung Tief mitten verschiebt, und einen High Shift, der den Wirkungsbereich des Höhen Reglers weiter oben ansetzen lässt.
Statt von 0 bis 10 gehen die Regler von -5 bis +5. Erstmal etwas ungewohnt, aber eigentlich keine schlechte Idee, da es der Wirkungsweise eines EQ viel mehr entspricht.
Was hier sehr positiv auffällt ist der Wirkungsgrad der Regler. Der EQ greift richtig in den Sound ein; ich habe beim drehen der Potis den Eindruck, dass sie den Sound stärker verbiegen als bei vielen anderen Amps.
Weiter rechts finden sich Dynamics und Tone Potis.
Das Tone Regler ist eigentlich ein klassischer Presence Regler; der Dynamics Regler hingegen ist sehr interessant: Ich hatte einen typischen Kompressor erwartet, doch stattdessen verbirgt sich hier ein Bassregler, der in der Endstufe Arbeitet also quasi das genaue Gegenteil zum Tone Regler.
Das Teil ist ein wirklich sehr interessantes Feature; während andere Amps nur einen Presence Regler haben kann man mit dem Dynamics Regler auch den Bassbereich nochmal in der Endstufe seinen Soundvorstellungen anpassen.
Zusammen mit dem wirkungsvollen EQ, dem Mid Shift, dem Treble Shift und dem Deep Boost, hat man damit wirklich sehr viele Möglichkeiten wirklich _seinen_ individuellen Sound aus dem Amp zu holen.
Ein paar Kritikpunkte:
Die Potis sind nicht wirklich gerade eingebaut und sehr unterschiedlich schwergängig. Das ist zwar bei den wenigsten Amps perfekt, aber hier fällt die Verarbeitung das erste mal etwas negativ auf; ist aber durchaus noch im Rahmen.
Das mit den Push/Pull Potis ist auch eine ganz nette Idee, aber in der Praxis nicht ganz so praktisch zu bedienen: Zum einen lassen sich die Potis teilweise wirklich schwer raus ziehen, zum anderen sieht man den "Zustand" der Potis nicht gut, wenn der Amp auf Augenhöhe steht.
So passiert es mir beim Testen oft, dass ich Potis nur halb raus ziehe. Dann sehe ich die rote Markierung schon, und wundere mich, warum sich am Klang nichts tut. Wenn man direkt drauf schaut sieht man gar nicht, ob das Poti herausgezogen ist oder nicht.
Live im Stress mal wieder suboptimal; ist leider wieder eine Fehlerquelle mehr.. Da wäre eine zusätzliche LED wirklich ein Traum.
Weiter Rechts findet man noch den Regler für den (Digitalen) Reverb, den Watt Regler (der so ziemlich wie ein Master Regler arbeitet) und die obligatorischen On/Off und On/Standby Switches.
Zum Reverb bleibt nicht viel zu sagen. Nichts besonderes, aber tut was er soll.
Die Rückseite:
Von Links nach rechts findet sich hier ein Anschluss für ein Kaltgerätekabel nebst Sicherung, ein BIAS Schalter, die FX Loop und der Footswitch (dazu komme ich später) und Anschlüsse für die Boxen.
Bei letzteren hat man die Wahl zwischen 4, 8, 16, zwei mal 8 und zwei mal 16 Ohm. Die Auswahl sollte jedem Gitarristen reichen, die Buchsen sind Vorbildlich beschriftet, alles super.
Der BIAS Schalter machte leider den Eindruck, als könnte eine unachtsame Stagehand den mal eben umlegen. Ein Schalter der sich nur mit Werkzeug umlegen lässt, oder sich im Inneren des Amp befindet würde mir da deutlich weniger Sorgen machen. Auch das wirkt wieder nicht 100% Roadtauglich und nicht ganz durchdacht von Laney...
FX-Loop:
Hier lässt sich eigentlich wenig sagen. Interessant ist der Schalter: Man kann die FX-Loop mit dem Bypass Schalter komplett aus dem Signalweg nehmen. Des weiteren gibt es die Einstellungen 0dB und -10dB.
Verwirrend ist, dass der -10dB Switch das Signal verstärkt - man sollte ihn anmachen, wenn die Effekte -10dBu Output Level haben. Macht aber eigentlich Sinn, und wird auch in der Gebrauchsanweisung genau so beschrieben.
Ob der Bypass-Switch auf der Rückseite des Amps einen praktischen Nutzen hat wage ich mal wieder zu bezweifeln... Wie beim ENGL über den Fußschalter steuerbar wäre doch wieder ein Traum.
Der Fußschalter:
Eigentlich wirkt er sehr solide und erfüllt wirklich seinen Zweck.
Interessant ist, dass ich mit dem Fußschalter den Reverb abschalten kann, was am Top selber nur durch drehen des Potis auf Linksanschlag möglich ist.
Das Bedienkonzept ist leider etwas Gewöhnungsbedürftig:
Die Schalter funktionieren nicht, wenn die dazugehörigen Switches am Amp nach unten zeigen. Sprich der Preboost muss an sein, der Channel Switch auf Lead stehen und der Clean/Rythm Switch auf Clean, ansonsten tut der entsprechende Schalter am Fußtreter nicht.
Man könnte das ganze jetzt natürlich als Feature verkaufen, nicht benötigte Schalter zu deaktivieren..
Ich finde es eher negativ, weil sich in der Live Situation einfach eine weitere Fehlerquelle einschleicht -> alles sieht gut aus, alles klingt gut, und plötzlich tut der Fußschalter nicht, weil ich den entsprechenden Switch am Head falsch eingestellt habe..
Ein kleiner Kritikpunkt an der Stelle ist, dass man für einen brachialen Metal Sound einfach den Preboost braucht, dann aber keine Clean Sounds mehr möglich sind. Was eigentlich ganz nett ist hat leider den Nachteil, dass ich um von Lead auf Clean zu kommen muss ich 3(!) Taster auf dem Fußschalter treten muss. (von Lead auf Rythm, Clean an, Preboost aus)
Zum Sound:
Was Laney hier als 2 Kanaler verkauft ist ziemlich vielseitig:
Der Rythm Kanal hat einen Clean Switch, der ihn zum Clean Kanal werden lässt.
Aus Anwendersicht finde ich es schade, dass sich damit mal wieder Clean und Rythm Sound einen Klangregler teilen.. Ich kann doch nicht der einzige sein, der seinen Clean Sound gerne völlig anders EQt als seinen Rythm Sound? Da heißt es Live wieder mal Kompromisse eingehen...
Immerhin hat der Clean Kanal seinen eigenen Volume Regler, da lassen sich zumindest die Pegel der Sounds gut anpassen. Im Gegensatz zu den meisten Amps gibt es für den Clean Kanal keinen Gain Regler. Ob der Kanal 100% clean bleibt oder leicht an zerrt liegt allein am Output der Gitarre; meine EMGs musste ich schon deutlich zurück drehen, damit der Sound wirklich sauber bleibt. In die andere Richtung kann mit mit dem eingebauten Preboost sehr gut nachhelfen, und kriegt einen wirklich schönen Übergang zwischen leicht an gezerrt und sahnigem Crunch.
Weiter oben hatte ich schon den EQ gelobt, aber ich muss mich nochmal wiederholen: Ich muss sagen ich bin absolut überrascht, wie flexibel dieser Amp ist.
Der Grundsound (alle Potis auf 12 Uhr) sagte mir weniger zu, aber wenn man ein bisschen an den Potis spielt kriegt man eine unglaubliche Bandbreite an Sounds zustande.
Ich würde den Amp doch eher Modern als Vintage bezeichnen, auch wenn er nicht wirklich festgelegt ist.
Die Killswitch Engage Anzeige auf der Laney Homepage verleitet natürlich dazu den Amp in die Metalcore Ecke stecken zu wollen, doch auch der Clean Channel macht eine wirklich gute Figur, Crunch Sounds sind mit Clean Channel und Preboost möglich, und der Rythm Channel liefert durchaus amtliche Rocksounds, bis man den Preboost aufreißt, und er doch Richtung Heavymetal abdriftet.
Es ist schwierig den Amp einzuordnen, er möchte irgendwie doch überall hin.
Der Preboost bewährt sich in der Praxis wirklich; ohne ist mir selbst der Leadkanal auf 5 Uhr doch noch etwas brav, aber mit Preboost kommt man da schon in ganz andere Regionen.
Die von Laney angeworbene 1 Watt Technik überzeugt mich leider nicht so ganz.
Der Amp kann leiser als die Konkurrenz; während bei anderen Amps bei Masterstellungen <1 der Sound total wegbricht, oder gar nichts mehr rauskommt kann man den Laney mit deutlich weniger Soundeinbusen runter regeln. Aber beim Linksanschlag des Watt Reglers sagte mir der Sound dann erst mal gar nicht mehr zu. Erst als ich den Volume Regler im Gegenzug über die 12 Uhr Marke geschoben habe wurde der Sound wieder wirklich gut - und laut.
Mit Presence und Dynamics Regler nachregeln hat das ganze besser, aber nicht so richtig gut gemacht.
Um das klar zu stellen: Der Amp klingt leise wirklich deutlich, deutlich besser als die meisten Röhren Tops, aber um wirklich glücklich zu machen muss man schon gehobene Zimmerlautstärke fahren.
Wer bereit ist im Sound Kompromisse einzugehen kann ihn auch gut bei Schlafzimmerlautstärke fahren (was bei meinem ENGL gar nicht möglich ist) - mir hat der Amp dann aber nicht mehr so viel Spaß gemacht. Es ist eben doch ein Röhren Amp und will etwas Pegel.
(Testobjekt war hierbei eine Framus mit 2 Celestron V30 Speakern auf 8 Ohm. Mein Blackstar klingt an der selben Box leise weniger gequält, aber evtl. sieht das mit einer anderen Box beim Laney ganz anders aus.)
Fazit:
Der Amp ist viel flexibler als man denkt. Von Clean über Rock bis Metal ist da alles möglich.
Ich würde ihn eher für Metalcore benutzen als für Old-School-Death-Metal, aber da hat jeder eine andere Soundvorstellung.
Was mich wirklich am meisten gestört hat ist das Bedienkonzept; da sind doch einige Ungereimtheiten bei, die nicht durchdacht wirken und die mich Live stören würden.
Für Puristen die nur einen Sound brauchen, oder mit einem Lead und einen Rythm Sound klar kommen, am besten noch entweder bei beiden mit, oder bei beiden ohne Preboost leben kann, kann ich eine volle Empfehlung aussprechen.
Wenn man den Preis berücksichtigt kann man über die kleinen Schwächen wirklich hinwegsehen.
Specs:
IRT120H
Class AB
Leistungsaufnahme: 300 Watt RMS
Leistungsabgabe: 120 Watt RMS
Eingangsimpedanz: 1MOhm
4x 12AX7/ECC83 Tubes
4x 6L6 Tubes
678 x 271 x 288 mm
20Kg
- Eigenschaft