Mit Band regelmäßig in Kneipe/Bar spielen

  • Ersteller Eternitys Child
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Wenn man gegen Hut spielt, braucht man auch ein nettes Mädel, das mit dem Hut durch die Reihen geht. Wenn irgendwo einer steht, wirft auch keiner was rein.
Es muss halt wie in der Kirche abgehen, die Messdiener und der Nebenmann kontrollieren, dass auch jeder seinen Obulus abdrückt.
 
"Gegen Hut", dafür regelmäßig wäre für mich, wenns nur ums Taschengeld dazuverdienen geht, schon Reiz genug. Es macht uns ja nebenbei auch ein bisschen Spaß.
Und da denke ich schon, dass sich noch Kneipiers finden, die dafür offen wären. Bei Clubs, die sich der Livemusik, vielleicht sogar speziell dem Blues, verschrieben haben, ist es m.E. einen Versuch wert; so einen Club zu führen zeugt ja schon von großem Idealismus. Ich kenne einen Clubbesitzer, der die angesagtesten Partys der Stadt schmeißt, aber sich trotzdem noch stolz "Liveclub" nennt und durch das erfolgreiche "Ringelpiez mit Anfassen", wie er sagt, kann er es sich leisten Bands zu buchen, von völlig unbekannten, die regionale Starthilfe brauchen bis zu wirklich großen Acts (so traurig es ist, dass es aufgeht, ein grandioses Konzept: wer schon zum wöchentlichen kostenlosen Konzert kommt, hat dann freien Eintritt für die Party danach...)
 
Wirklich interessanter Fred hier. Hab mir schon überlegt, einen Thread mit dieser Thematik aufzumachen, aber jetzt häng ich micht hier mal dran.
Wir sind ne 6 köpfige Bluesrock-Band aus dem Raum Stuttgart/Nürtingen, und ich kann aus eigener Erfahrung (lange genug Musik im Bereich Blues gemacht zu haben) sagen, nicht die allerschlechtesten.
Unsere Erfahrung ist schlicht die, dass sich 95% aller potentiellen Veranstalter auf Bewerbungen hin gar nicht melden. Selbst beim telefonischen nachhaken bekommt man zu hören (in dieser Reihenfolge):
- Demo nicht angekommen
- Keine Termine mehr frei
- Demo noch nicht angehört, wir melden uns (wohl eher nicht)
- Gute Musik, unbekannte Band (kommt eh keiner)
- Keine CoverBands (obwohl man Blues nicht covern kann)

Wir sind allerdings in der glücklichen Lage, pro Gig auch Kohle zu kassieren, heißt wir spielen meist gegen Eintritt. Auf alles andere lassen sich die Veranstalter nicht mehr ein.
Das in diesem Genre (vor allem wenn man eine unbekannte Band ist (naja, solo unbekannt sind wir in unserer Region nun auch nicht mehr)) nicht mehrere hundert Leute pro Konzert auf der Matte stehen, ist auch klar.
Am ehesten buchen uns noch Kulturvereine, die jetzt nicht so unbedingt auf mordsmäßige Getränkeumsätze angewiesen sind wie Kneipen. Da aber den Kulturvereinen in unserer Gegend auch immer mehr Zuschüsse gestrichen werden, werden auch diese Veranstalter immer weniger.
Was ist Eure Erfahrung, habt ihr vielleicht ne gute Idee für ein innovatives Marketing-Konzept für ne Bluesband? Ich dachte eigentlich immer sowas braucht man nicht, Musik spricht für sich selbst. Oder nicht?
 
No, sir.
Wer mit Musik Geld verdienen möchte, der muss es als Geschäft sehen und angehen - je nüchterner, desto besser.
Dazu gehört Marketing, Networking etc. pp., das volle Programm der Dinge, die man damals im BWL-Studium so langweilig fand.

Es gibt ein paar Bücher zum Thema, aber die sind in meinen Augen auch nur dazu da, die Autoren (indirekt) an der Musik verdienen zu lassen ;)
Im Endeffekt muss sich also (genau wie die Autoren) jeder selbst seinen individuellen und möglichst originellen Weg suchen.
 
Für mich klingt das übrigens wie New Orleans: jeden Tag stundenlang auf der Bühne stehen, ohne dafür bezahlt zu werden, nur mit dem Tip-Eimer vorne am Bühnenrand. In den USA ist diese Muggerei eher die Regel als die Ausnahme.
 
...deswegen können die ja auch spielen^^
 
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Eine bezahlende Live-Szene für unabhängige auch selbstgeschriebene Musik existiert in den meisten Städten de Facto kaum noch. Meine Erfahrung beschränkt sich auf Wien, allerdings ist hier die traurige Wahrheit dass man sogar bezahlen (Im Sinne von Saalmiete zahlen) muss um in einer Location zu spielen. Da darf man dann auch noch seine gesamte Fangemeinde/Freunde/Familie hinkarren und muss von den lieben auch noch jedes mal Eintritt verlangen nur damit die Kosten gedeckt sind.
Es ist ein Trauerspiel, aber durch die veränderten Hörgewohnheiten der breiten Masse zahlen die meisten Leute lieber 10-15€ Eintritt um im Club abzushaken als sich Live-Musik anzuhören. Hinzu kommt eine immer größer werdende musikalisch aktive Bevölkerung der das Musikmachen durch günstige Marken und ein riesiges Angebot wie z.B. durch Thomann erleichtert wird. Das Angebot an spielenden Bands übersteigt die Nachfrage nach Live-Auftritten um ein vielfaches.

Allerdings gibt es ein Projekt aus Schweden welches das Ziel hat Künstler und suchende Locations zusammenzuführen. Es nennt sich "stagefinder" und ist eine Onlineplattform die gerade in der Beta Version ist. Ich habe E-Mails mit der Gründerin geschrieben da ich Interesse hatte und es hat sich alles nach einer Klasse Idee angehört. Das Prinzip dahinter ist Crowdsourcing und Communitybasierter Wissensaustausch. Für die dies interessiert www.stagefinder.com
 
Das ist der Unterschied dieses Genres gegenüber Hip Hop oder vielen anderen Genres, die nur einen gewissen Zeitgeist repräsentieren.


Puh, ich muss doch bitten!!

Also meine Erfahrungen sind, dass auf Blues Sessions nur Musiker manchmal unter 30 sind. Zuhörer garnicht. Also wenn ne Kneipe rappelvoll ist, aber alle aus nem anderen Zeitalter stammen als meine (junge ) Generation dann sagt das schon was aus. Aussterben wird Blues nicht. Aber damit Geld verdienen wird halt auch immer schwieriger. Genau wie bei Hiphop übrigens :p

Gruß
 
es gibt doch soviele Eckkneipen, wo man einfach mal 2h lang spielen kann. Dann muss es natürlich zu dem Publikum passen und auch die Lautstärke angepasst sein
 
Na eben nicht.
Meiner Erfahrung nach scheuen viele Wirte, gerade in kleineren Kneipen, den Aufwand, der mit Livemusik verbunden ist.
Da kommen Dinge wie Gema, Lärmschutz, Platzprobleme, der Musikgeschmack der Zuhörer und ettliche weitere zusammen, die in der Summe einfach ein zu großes (auch finanzielles) Risiko darstellen.
Als komplette Band hat man in kleinen Läden kaum eine Chance.

Ich kanns sogar verstehen, auch wenn ichs als Musiker natürlich schade finde.
 

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