[Stratocaster] Erle-Korpus vs. Erle-Korpus Teil 2

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Holz ist ein Naturprodukt und alles andere als einheitlich in der Zusammensetzung/Aufbau. Das Zellgefüge ist je nach Klima, Alter und Ort wo der Baum gewachsen ist, unterschiedlich. Selbst aus einem Baum bekommt man sehr unterschiedliche Stück. Auch der Winkel in dem das Holz geschnitten wird hat Einfluß auf die Steifigkeit. All das ist IMO eigentlich leicht nachzuvollziehbar und nicht von der Hand zu weisen. Diese Unterschiede führen dann zu Variationen von eben eh nur kleinen Nuancen, die man zwischen unterschiedlichen Stratmodellen finden kann. Ein "weicher" Eschenbody kann dann auch durchaus wie Mahagonie klingen. Mit der Erkenntnis im Kopf (Psycho-Akkustik!) mag ich vielleicht noch Unterschiede bei verschiedenen Strats wahrnehmen, wenn ich direkt hin und her wechsle. Mit einer längeren Pause dazwischen würde ich jedoch wohl kaum "blind" heraus hören können, welche Gitarre welche war.
Es gab hier im Forum paar "Ratespiele", wo man anhand von Soundclips lediglich unterschiedliche Gitarrentypen indentifizieren sollten. Das war schon eine sehr schwierige Aufgabe und wurde alles andere als souverän gelöst. Ärtzlich wurde mir ein sehr gutes Gehör attestiert, aber als "Messgerät" eignet sich keiner unserer Sinne!

Am Ende ist es aber eben die Gesamtkomposition der Zutaten einer E-Gitarre die dann auch in der Summe mehr/anders sein kann, als man aus dem schlichten Aufaddieren der Einzelkomponenten vermuten würde.
Ein verbreiteter geistiger Holzweg (schönes Wortspielt, gell? :D) ist IMO auch zu glauben, dass die physikalisch optimale Tonenwicklung auch den musikalisch optimalen Ton begründet. Das ist einfach Käse, weil so ein Instrument absolut steril und tot klingen würde. (Eine Erkenntnis, die (psychoakkustisch) auch viel unnötigen Aufwand oder Vorbehalte gegenüber bestimmte Materialien oder Bauweisen (Tonkammern und ähliches) überflüssig macht und am Ende auch eine Menge Geld spart.
 
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Ich muß da auch mal was beisteuern. Ich hatte mal 2 Ibanez Petruccis. Die sollten ja eigentlich kpmplett baugleich sein, aber soundtechnisch waren die wie Sonne und Mond ( ok etwas übertrieben). Was aber die Aussage des Te untermauert :great:

Das sagt erstmal nur aus, dass es trotz Baugleichheit irgendwelche Unterschiede gab. Ob das am Korpus- oder am Halsholz oder an beiden oder an leicht anderen PU Wicklungen oder Magneten oder Poti-Werten (Standard-Potis haben 20% Toleranz) oder an anderweitigen Bauteile-Toleranzen liegt (Kohleschichtwiderstände 5%, Kondensatoren bis zu 20%) oder an leicht anderen Einstellungen (Saitenlage, PU-Höhe, usw.) oder anderen Saiten (andere Marke, verschiedenes Alter, verschiedene Korrosionsstände, ...) oder von allem ein bisschen was wird dadurch nicht ausgesagt. Deshalb finde ich ja auch immer witzig, dass in 90% der Reviews (ja, auch hier) ein bestimmter Klangcharakter gezielt irgendwelchen Bestandteilen zugeordnet wird, dabei aber meistens nur wiedergegeben wird was andere Reviewer vorher schon behauptet haben. Schließlich ist ein gewöhnlicher Tester kein Wissenschaftler und auch kein Gitarrenbauer mit entsprechenden Erfahrungswerten.

Um das mal mit dem Synth-Bereich zu vergleichen: Die Klassiker dort klingen auch alle leicht unterschiedlich, z.B. klingt jede Roland TR-808 ein bisschen anders, jeder Korg MS-20 (da wurde besonders wenig Wert auf Bauteile-Toleranzen gelegt), jede Roland TB-303.
Und das nur aufgrund von Bauteile-Toleranzen! Es klingt aber immer nach TR-808, MS-20, TB-303, usw. und dann gibt es zahlreiche Trimmer im Inneren mit denen sich der Klang auch noch ändern lässt.
Deswegen ist es dann auch immer sehr erheiternd, wenn bei einer Emulation gesagt wird, dass es nicht exakt wie das Vorbild klingt. Es gibt ja nicht DAS Vorbild. Die hatten meistens einen Klassiker da und haben denn mit dem damaligen Klang (Bauteile altern und verändern die Werte auch noch mit der Temperatur) emuliert.
Über moderne Analog-Synthis, die mit Bauteilen mit geringeren Toleranzen und geringerer Temperaturanfälligkeit gebaut werden, wird andererseits wiederum auch gemeckert, weil die ja steril klängen. Das geht soweit, dass manche Hersteller extra Bauteile mit höheren Toleranzen und Temperaturanfälligkeit einbauen. Macbeth z.B. mit Kohle- statt Metallschicht-Widerständen.

Aber statt die Instrumente mit ihren unterschiedlichen Charakteren einfach so zu nehmen wie sie sind, werden dann Glaubenskriege entfacht und mit Leidenschaft am Leben erhalten.

Ich habe sechs Gitarren und alle klingen unterschiedlich. Meine Lieblingsgitarre ist eine Basslab ohne Kopfplatte aus einem Verbundstoff. Warum? Weil die einfach am ergonomischsten ist. Der Klang ist anders als bei den Holzgitarren, aber weder schlechter noch besser, sondern einfach anders und woran es liegt kann ich als Nichtwissenschaftler nicht sagen. Die PU-Kombination ist jedenfalls auch anders als auf den anderen Gitarren, da ich auf keiner Gitarre dieselben PUs habe.

Wäre toll, wenn sich bei Reviews (zumindest hier im Forum) mal einbürgern würde nüchtern die eigenen Eindrücke zu nennen und nicht irgendwelchen Bestandteilen bestimmte Klangeinflüsse nachzusagen, obwohl man selber die Ursachen nur aufgrund von Aussagen anderer vermutet.
 
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