ich krame mal diesen alten Thread vor, um keinen neuen aufmachen zu müssen. Außerdem fehlte mir selbst ein "aktuelles" Feedback zu der Gitarre, als ich auf der Suche nach Infos war. Deshalb leg ich das hiermit nach:
Hab mir die Gitarre neulich auch gegönnt. Ein Kumpel hatte sich die vor einiger Zeit als "schmerzfreie" Gitarre für Festivals o.Ä. gegönnt und ich war bei seinem Modell ziemlich begeistert von der Bespielbarkeit und dem Klang, den man für diesen Preis tatsächlich bekommt.
Klar, die Ansprüche an den Klang sind niedriger, aber die Bespielbarkeit sollte schon stimmen. Und das tat sie.
Naja.. letztendlich hab ich mich dazu durchgerungen, mir auch mal das Modell zu ordern für ähnliche Zwecke.. als Outdoor- und "Gebrauchs"-Instrument.
Bei dem Preis war zu erwarten, dass die Streuung recht groß ausfällt und dass sein Modell eine positive Ausnahme darstellt... aber es gibt ja Umtauschrecht.
Mit dem festen Hintergedanken, dass ich im Zweifelsfall mehrmals umtauschen muss, hab ich also bestellt und das Ding bekommen.
Ausgepackt.. erstmal den Thomann-Qualitätskontrolle-Zettel entfernt und das Ding gestimmt. Drauflosgespielt. Uh... an der Halsseite unten sind aber ein wenig die Bundstäbchen zu spüren... Mist.
War nicht so richtig stark, also nicht schneidend, aber ich hatte die Befürchtung, dass das beim Spielen über längere Zeit dann doch ganz schön störend wird.
Also mal etwas weitergespielt. Sound... joah, mit den Werkssaiten eigentlich auch schon recht okay. Also "solide". Das Ding schwächelt in den Bässen und ist auch nicht superbrillant. Aber wer erwartet sowas schon zu dem Preis. Es klingt auf jeden Fall nach Akustikgitarre und besser als manche Geräte für den doppelten Preis, die ich schon in den Händen hatte (die waren meist muffig und dumpf, das ist meine Harley Benton überhaupt nicht)
Sie ist auch leiser als manch teurere Gitarren, aber um Unplugged dazu zu singen find ich das sogar besser. Meine andere übertönt gerne mal meinen Gesang.. die hier ist wie gesagt merklich leiser, aber deshalb noch lange nicht "leise", sie macht immernoch ordentlich Sound.
Wenn man sich die Verarbeitung anschaut, sieht man an einigen Stellen, dass die Konstruktion und das verwendete Holz günstig sind.. in meinem Steg ist ein "Holzpflock" drin, vermutlich als zusätzliche Sicherung, dass mir das Ding nicht um die Ohren fliegt... außerdem scheint der Steg in sich aus mehreren Teilen Holz zusammengesetzt zu sein...
Aber die Mechaniken sitzen immerhin mittig und wirklich grobe Fehler oder "Geht-gar-nicht"-Stellen sind mir keine untergekommen.
Jetzt der überraschende Teil: Nach einigem Spielen hatte ich irgendwie das Gefühl, dass die oben erwähnte "Scharfkantigkeit" der Bundstäbe am unteren Bereich des Halses nachgelassen hätte... "okay" hab ich mir gesagt, "das ist sicherlich Einbildung"... also mal Beiseite gestellt, um später nochmal einen neuen Eindruck davon zu bekommen.
Naja, langer Rede kurzer Sinn: Es stimmt tatsächlich. Die anfänglich (wirklich) leichte "Scharfkantigkeit" ist innerhalb der ersten oder der ersten zwei Spielstunde(n) verschwunden und seither lässt sie sich problemlos bespielen. Auch in höheren Lagen.
Auch hält das Ding überraschend gut die Stimmung. Nicht vergleichbar mit Geräten weit oben im dreistelligen Preisbereich, aber definitiv so, dass ich nur hin und wieder einzelne Saiten nach Gehör leicht nachstimmen muss, während die Stimmung im Wesentlichen ziemlich gut bleibt.
Also alles in allem will ich hiermit einfach nochmal betonen, dass das Instrument tatsächlich für den Preis absolut zu empfehlen ist.
Man muss sich natürlich bewusst sein, dass man gewisse Abstriche macht... bspw. ist der Hals etwas rauher.. Fingervibrato in hohen Bünden kratzt eher auf dem Holz, als dass es dem Sustain helfen würde.. Aber es geht hier ja nicht darum, auf dem Ding wunderschöne Soli zu spielen, sondern ein paar Akkorde zu schrammeln, auch hier und da etwas Singlenotes oder Arpeggios, aber im Wesentlichen tut sie das, was eine Unterwegs-Westerngitarre meiner Meinung nach tun soll. Ausreichend gut klingen und sich gut bespielen lassen. Bei gleichzeitig günstigem Preis.
Und davon abgesehen glaube ich sogar, dass wenn man es drauf anlegt und viel in den hohen Lagen spielt, langfristig das Holz dort auch glatter wird und vermutlich auch Soli mit Fingervibrato drin sein werden.
Fazit: Ich hätte mir sehr viel leichter getan, wenn ich die Gitarre schon gehabt hätte, als ich anfing Gitarre zu spielen. Das Ding was ich damals hatte, war unbespielbar bis zum Geht-nicht-mehr. Da spiel ich auch heute nicht mehr gerne drauf. Furchtbares Ding. Aber war teurer als die Harley Benton.
Für den Preis (aktuell 59,- inkl. Gigbag) ein ABSOLUTES Schnäppchen. Noch ein Gurt dran und ab aufs Festival. Oder in die Fußgängerzone. Oder mit zu Sofa-Parties bei Kumpels. Oder zum Camping. Oder oder. Oder.
Meine Vermutung ist, dass Thomann durch die eigene Qualitätskontrolle schon sicher stellt, dass keine Grütze-Instrumente rausgehen und die Teile quasi vor dem Versand schon vorsortieren. Wäre sonst wirklich ganz schönes Glück, dass mein Kumpel und ich mit zeitlichem Abstand von über einem Jahr beide überdurchschnittlich gute Modelle erhalten. Halte ich für unwahrscheinlich.
Bin auch mal gespannt, wie das Ding sich so macht, wenn es neue Saiten spendiert bekommt...