JuSt und Thomas (Bassstreichler) , falls Ihr keine Lust habt, das alles zu lesen

, unten stehen Links für Euch.
So, dann will ich mal Zeugnis ablegen …
Jetzt gibt´s Bilder von der Löwenkopfgeige. Zwar ein ziemlich mitgenommenes Gretchen mit Souvenirladencharme, aber genau deswegen darf ich ja auch dran rumbasteln. Und nee, hat bei weitem nicht in der Preisklasse der Kamera gelegen.
Da ich die Bilder nicht unkommentiert lassen möchte, werde ich auch ausführlich berichten. Ein paar Fotos hatte/habe ich noch mit einer anderen Kamera selbst gemacht, man sehe mir meine unbeholfenen Fotos nach; bin da sehr ungeübt.
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Nach meinem bisherigen Kenntnisstand ist sie eine ganze Weile auf einem Schiff mitgetuckert und dürfte so um die hundert Jahre alt sein. Hat also viele Gelegenheiten, als Feuerholz (Krieg etc.) zu enden, "überlebt". Sollte sie da jetzt wirklich vor sich hinrotten?
Übelste Lackierung, die völlig unverhohlen, "Hallo, ich tu mal so, als wäre ich unheimlich alt" schrie. Mittelfuge der Decke bis zum Stimmbereich, der Stimmriss selbst und das Ansatzstück waren mit Weissleim geleimt, und das Ganze schön mit was Rußigem überpinselt. Nach dem noch unfallfreien Öffnen zwei dicke gebirgige Platten, wobei am Stimmriss tatsächlich schon eine Wanne ausgehoben worden war. Mein(e) Vorgänger(in) hatte offenbar zunächst Aufwändigeres geplant, es dann aber bei Ponal oder so belassen. Alle vier Ecken waren lustigerweise
ganzflächig mit winzig kleinen
tönernen Steinchen ausgekleidet. Ob man früher die Geige nach dem Verschließen bei noch nicht ganz getrocknetem Leim damit ausgeputzt hat? Denn, - was haben Steinchen in den Ecken einer Geige zu suchen? Tönerne vielleicht nicht ohne Grund? Keine Eckklötzchen. Kein Stimmstock. Unterklotz mittig zerbrochen.
Der linke? (je nach Perspektive, ich glaube, man beschreibt von der Geige selbst ausgehend? Ja?) Zargenoberbügel war schonmal repariert worden, ein Flickstückchen saß darunter,- dies allerdings mit Heißleim. Die Zargenstärken sind nicht ganz einheitlich, also jetzt nicht nur stärkere C-Bügelzargen. Die Decke hatte sich zudem am linken unteren Zargenrand vom Rand weg nach innen gezogen (ausgerissen). Ein ordentlicher Spalt von den Einlegeäderchen an einwärts. Die Adergräben waren an mehreren Stellen so tief ausgeschnitten, daß man sie von der anderen Seite wiedersah
. Ich betone, das Öffnen war meinerseits noch unfallfrei.
Sie roch übrigens total klasse, was beim Lack abziehen besonders intensiv wurde. Irgendwie so die Richtung Kiefern?harz mit noch ein paar anderen Komponenten. Was ist das nur? Ach ja, erwähnenswert vielleicht auch der Obersattel. Der ist nämlich nicht aus Knochen, sondern Zahn. Habe dann in irgendeinem dieser digitalisierten alten Bücher gelesen, daß man je nach Region vereinzelt auch Narwalzahn für Sättel verwendet habe. Vielleicht also ein solcher.
Innen drin zwei Zettelchen.
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Fiddle, falls Du das hier durchliest, und Dir irgendwas an Infos zur Geige einfällt, würde ich mich darüber sehr freuen !!!
Und hier der "Katastrophenbericht":
Mein Ziel ist keineswegs so illusionär, daß ich mir einen tollen Klang erhoffe, sondern vornehmlich sie nach meinem bisherigen Vermögen zu `reparieren´, und- dabei weiterhin ein Gefühl für den Aufbau von Geigen zu bekommen.
Zunächst mal habe ich von der Decke einen Gipsabdruck gemacht, und den Stimmbereich (die Decke war ja auch etwas eingesunken, am Riss etwas nach innen "gerollt")
im Gipsmodell dem der gegenüberliegenden Seite angeglichen. Dann die Decke dort hineingelegt und den Rissbereich gewässert, mehrfach, bis das Holz soweit aufgequollen war, daß der von der Weissleimwurst befreite und so gut wie´s ging, vom Ruß gereinigte Spalt sich schloss. Dann habe ich Leimwasser drübergegeben, in der Hoffnung, daß der Zusammenschluss danach bleibt. Hat er getan. Jubel!!! Danach einen hauchdünnen Fichtenflicken vorverstärkend auf den Rissbereich gesetzt und dann die Wölbung mittels wiederum Befeuchten, Wärme und mit den Händen einschmiegen nach und nach etwas in Passung zur Gipsform gebracht.
Die Ziehklinge heißt Ziehklinge, weil - "halb zog sie ihn, halb sank er hin" -, man sich einer gewissen hypnotischen Wirkung beim Gebrauch dieser kaum entziehen kann, und schwupp ist das Werkstück, hier Decke zu dünn. Diese dann in der nach mehreren Tagen offenbar immer noch nicht durchgetrockneten Gipsform liegengelassen, präsentierte sie sich anderntags wie ein welkes Bananenblatt hochgebogen und noch dazu mit Rissen von den Rändern her. Danach war die Gipsform wohl trocken und es gab weitere Risse zu reparieren. Und zwar so:
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(Selbstgemachte Rissklammer. Das alte Staubsaugerrohr ist jetzt etwas kürzer)
Selbstredend mußte vorher die Decke nach und nach erstmal wieder in Form gebracht werden, was die Risse zwischenzeitlich noch furchtbarer aussehen ließ.
Tage später beim Decke abwaschen übersehen, daß Wasser über den Schnurrand lief, und in ungläubiger Schockstarre

sah ich nur noch den im Abfluss verschwindenden Miniholzstückchen hinterher. Selbige sind bei dieser Geige jedes in sich nochmal gebrochen, sodaß ich von einem Nachgraben im Siphon abgesehen habe. Aber : einige als Ersatzmaterial sind ja noch an dem alten Ansatzstück… so what?!
Mit dem ersten `Futter´ (ich wage kaum , es zu berichten: so aus Neugier mal Carbongelege -natürlich mit Hautleim- genommen) nicht zufrieden, da es durch das sehr dünne Stimmbereichholz dunkel durchschimmerte und der Brustbereich seltsam starr wurde. Wieder raus damit. Nächstes `Futter´ ebenfalls nicht zufriedenstellend. Auch wieder runter. Na ja, und das alles bei dem starken Leim hat diesen sensiblen Bereich doch etwas strapaziert, trotz der Vorverstärkung.
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Aber nutzt ja nix, mußte man jetzt durch. Ein Stück einer alten Gitarrendecke war
dann irgendwie ganz okay. Fühlte sich zumindest so an, nach meinen bescheidenen Erfahrungswerten.
Aber mehr "eingeschmiegt" als zurechtgeschnitzt. Sowas kann ich ja (noch) garnicht. Muß ja nicht unbedingt
wirklich rund sein, oder doch?
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Und so sah sie zwischendurch auch mal aus:
( mit provisorisch angesetztem Rand für den Gipsabdruck)
Die Zargen letzlich
alle auch noch zu einzeln, war überhaupt keine gute Idee. Sie haben bis zum Wiederaufleimen natürlich ihre Biegung nicht beibehalten. War mir klar, hatte ich einkalkuliert, aber nicht, daß ein "Wieder-in-Form-bringen" und Aufleimen sooooo friemelig werden würde….vor allem ohne Eckklötze. Da hätte ich fast aufgegeben.
Naja, jedenfalls erhielt ich während dieser Prozedur dummerweise zwischendurch den Eindruck, die Unterbügelzargen seien zu lang, weshalb ich sie etwas kürzte. Großer Fehler, wie noch zu sehen sein wird.
Das Maß für die linke obere Zarge einfach von der gegenüberliegenden Zarge zu nehmen , war denn auch etwas zu digital gedacht, die ist somit nämlich zu kurz geraten, wie man am Randabstand gut sehen kann. Außerdem habe ich sie doch wohl zu feucht aufgeleimt, sodaß sie dem Druck nachgab und ein Grübchen gebildet hat. Habe ich jetzt nicht nochmal neu gemacht; schließlich sollen die Spottdrosseln hier auch ordentlich auf ihre Kosten kommen. Allerdings sei noch erwähnt, daß nach Ausdünnen der Decke, diese, - zumal sie ja auch noch ein "Bad" in der Gipswanne hinter sich hatte - , ohnehin vom Umriss nicht mehr über die Bodenplatte passte. Und die C-Bügelausschnitte waren von vornherein nicht ganz identisch. Na ja, und die gekürzten Zargen….deswegen sieht das Ganze von hinten augenblicklich auch noch
so aus:
(Wird aber nochmal neu gemacht. Decke und Griffbrett sind jetzt auch bloß vorläufig für die Fotos aufgeheftet.)

Lediglich den Bassbalken wieder neu einzupassen (nach dem Ausdünnen der Decke und Brustwölbung `ausgleichen´), ging gleich so geschmeidig, daß ich doch nachhaltig misstrauisch bin. Und ach ja, der in verschiedenen Ausgaben angesetzte Rand (der war zwischendurch auch mal gelungen, aber glaubt jetzt natürlich kein Mensch) ist beim verfrühten Aufleimen der Decke aufgrund eines zu dünnen Randfutters wieder abgekracht. Also zusätzliche Randfutterverstärkung. Mit dem Farbabgleich hat hier jetzt natürlich auch nichts funktioniert, da immer, wenn der zunächst ungefähr passende Auftrag trocken war, nicht nur Intensität sondern auch die Farbnuance eine völlig andere war. Und dies je nach Bereich noch unterschiedlich. Wirklich zum Mäusemelken. Ich vermute, das verwendete Holz war irgendwie vorbehandelt. Aber nochmal ´nen neuen Rand ansetzen? Wo die Schnurrandtransplantation schon so´n Krimi war? Nee.

Das Griffbrett habe ich nach fiddle´s Beschreibungen in meinem Lieblingsthread "Violine abgestürzt…"https://www.musiker-board.de/instru...line-abgestuerzt-wie-wieder-reparieren-3.html mit Sekundenkleber bearbeitet. Das ging wirklich super.
Leider hatte ich nicht mehr genug passendes Fichtenholz, sodaß ich den Unterklotz zweiteilig leimen mußte. Aber wird bei so einem "Modell" eh egal sein. Den Schnurrand habe ich von rechts nach links transplantiert, da rechts ja ohnehin der Kinnhalter hinkäme (-kommt).

Wie man sieht, habe ich möglichst viele Fehler mitgenommen…..aber immerhin, getreu dem Credo "Soviel wie nötig, und so wenig wie möglich (austauschen)" ist dies auch alles, was übrig blieb:

Sogar ein ururaltes Schräubchen (saß am unteren Rand in den Unterklotz reichend) gibt es hier dabei. Es verlockt mich, es wieder hineinzudrehen…
Stimmt, eine Klampfe auseinanderzupflücken, neu zu stylen wieder zu verlöten und zusammenzuschrauben, ist gegen sowas ein Kindergeburtstag. Ist alles irgendwie definierter. Aber auch nicht so spannend

Ich gebe zu, sie sieht jetzt ein bisschen ….eigenartig?! aus,… für einen Geigenbauer sicherlich ´ne optische Zumutung, aber war schließlich die erste, die ich komplett auseinander genommen hatte. Wenn diese Geige irgendwie nach Geige klingen sollte (hat sie vor meinen Eingriffen allerdings auch wohl kaum), fresse ich nen Besen. Doch ich weiß jetzt schon viele, viele Dinge mehr, die ich beim Selbstbauprojekt genauer beachten werde. Und sie ist ja auch noch nicht fertig, lediglich provisorisch zusammengeheftet, um meiner Zusage nach Bildern endlich nachzukommen, um wieder mit mehr Ruhe weiterzumachen. So ist z.B. auch ein "Holzhauttransplantat" für den Rissbereich noch vorgesehen. Habe ich auf irgendeiner Geigenbauerseite mal gesehen. Sehr spannend.
Diese "Vernice Bianca" kann man übrigens leicht von der Oberfläche wieder herunterwaschen, wenn man meint, an einer Stelle doch noch etwas nacharbeiten zu müssen. Wie lange sie verwendbar ist, scheint etwas ungeklärt zu sein. Häufig wird gesagt, den Rest solle man wegschütten. Und dies schon seit anno tuck. Wenn man nach (in vorherigen Beiträgen stehendem) Rezept vorgeht, hat man allerdings genügend Grundierung für mindestens zehn Geigen, je nach "Durst" des Holzes. Da meine Überlegung die ist, daß die Wegwerfempfehlung ja noch aus einer Zeit ohne ausreichende Kühlmöglichkeiten (zumindest für´s einfache Volk) stammt, habe ich mir überlegt, den Rest portioniert einzufrieren, langsam aufzutauen, und demnächst einfach wieder irgendwo zu testen. Tatsache ist, daß nach Trocknung dieser Grundierung so eine Decke sich irgendwie stabiler anfühlt. Was an all dem anderen dran ist….?
Ich denke, angesichts der ganzen Odyssee bis jetzt schon, und der Tatsache, daß sie auf dem Rhein mitgetuckert ist, sie ziemlich reichlich von dieser "Vernice" gesogen hat und anscheinend überhaupt Spaß am Baden hat, werde ich sie "Loreley" nennen.
JuSt, falls Dich auch richtig amtliche Reparaturbilder interessieren,- hier eine fantastische Seite:
http://www.stringrepair.com/Violin_Crack_Repair.htm
und hier besonders für Thomas (Bassstreichler) vielleicht inspirierend :
http://www.stringrepair.com/Double_Bass_german_double_bass_full_restoration.htm
Ein dickes Danke an die "Unke" ;-) für die schönen Bilder, und besonders für "Entspannungsfragen" wie " Ist das da schief, oder sieht das nur so aus" :-D
(… und jetzt werde ich erst mal in aller Ruhe meinen Bogen reinigen, - mal gucken, was schief geht-, …. und mein neues Kolofonium ausgiebig testen…)
Grüße
Kylwalda
Irgendwas stimmt hier nicht. Die ersten Bilder sind für mich so erstmal nur als Zahlencode zu sehen, aber sobald ich auf "bearbeiten" gehe, erscheint jedes Bild vernünftig. Was tun?