Uli
Mod Emeritus
Seit der Erfindung digitaler Signalprozessoren werden Multieffektgeräte üblicherweise immer komplexere Alleskönner, die zuweilen den Effekt-Overkill anbieten, so daß viele Anwender wieder zu ihren Einzeltretern zurückgekehrt sind. Insofern ist ein Review für ein Multieffektgerät immer etwas differenziert zu betrachten, denn die Beurteilung der xxx Effekte fällt meist schon mal heraus, da sie üblicherweise zu sehr dem objektiven Eindruck des Besitzers unterliegt. Bleiben Handling, Funktionen und allgemeine Parameter wie Anschlußmöglichkeiten, Abmessungen, Preis etc. Letztere lassen sich auch ergänzend im Internet nachlesen, daher hier nur ein Kurzeindruck:
Handling:
Das Zoom B3 ist das bisher am leichtesten zu bedienende Multieffektgerät, das ich bisher hatte...und das waren einige! Zwar hat jeder Hersteller so seine Funktions- und Bedienlogik, so daß man als 'Markentreuer' mit Neuerscheinungen des gleichen Herstellers iaR schneller zurechtkommt, aber die Konzepte unterscheiden sich dann doch schon etwas.
Bei Zoom hat man den erwähnten Trend zurück zum Einzelteter offenbar bemerkt und das B3 daher wie einen Block aus 3 Einzeleffekten angelegt. Markantester Unterschied ist dabei allerdings die Tatsache, daß man bestimmen kann, welcher der 111 wählbaren Effekte denn im virtuellen Kästchen 1, 2 oder 3 zur Verfügung gestellt werden soll. Im Patch A4 ist dies zum Beispiel ein Kompressor im ersten Block, ein Equalizer im zweiten und eine Ampsimulation im dritten.
Unter jedem der virtuellen Kästchen gibt es drei Regler, die der Konfiguration des jeweiligen Effekts dienen und bei kleinster Drehung das darüber angezeigte Bild zur Regleransicht ändern. Reichen die drei Regler nicht aus, wie im Falle des grafischen Equalizers, so kann man über die page-Taste den nächsten Bildschirm aktivieren, im
Beispielfall des Equalizers oder der eingestellten Amp Simulation Hartke 3500 gibt es zB drei solcher Seiten...
Was das B3 mit fast allen der Multis, die ich je besessen habe, gemeinsam hat, ist die große Anzahl voreingestellter Patches, die wahrscheinlich niemand braucht. Einzig die Tatsache, daß auch viele brauchbare Voreinstellungen dabei sind, läßt über diese lästige Angewohnheit der Hersteller hinwegsehen. Ich kann mir lediglich vorstellen, daß man zum einen zeigen will, was man alles mit dem Gerät könnte...(...wenn es denn jemand brauchen würde) und man andererseits nicht mit schlappen 10 Patches daherkommen will, wenn die Konkurrenz 100 bietet...
Um durch die Patches zu schalten, gibt es 2 Möglichkeiten: entweder 'von Hand' über die Tasten 'Patch Select' oder aber per Fußschalter 1 durch längeres Niederdrücken. Bisher bücke ich mich noch lieber, denn die Fußbedienung dauert mir zu lange - zumal man ja nach der Wahl wieder mit der gleichen Prozedur in den Ausgangsmodus
zurückkehren muß. Ist aber sicher Geschmackssache und ich finde es schon erfreulich, daß man wenigstens die Wahl hat...
Gimmicks:
Der Tuner, den man durch längeres Drücken der Fußtaste 2 erreicht, tut seinen Dienst - auch bei der H-Saite - ich denke, die früheren Probleme haben die Hersteller mittlerweile im Griff. Bei der Tuner-Funktion dient das mittlere LC-Display sowie die 7 Tasten-LEDs darüber als optische Einstellhilfe. Für meinen Bedarf ist das ausreichend und auch für dunkle Bühnen geeignet, lediglich die Tatsache, daß bei Tuner-Betrieb nicht automatisch gemuet wird, stört mich etwas.
Als goodie hat das B3 noch einen Looper und ein Rhythmusgerät, letzteres ist aber ganz offensichtlich wirklich nur für den Proberaumbetrieb konzipiert und kann trotz 41 unterschiedlicher Rhythmen nicht ansatzweise mit den RhythmTrak Geräten von Zoom mithalten...was aber sicher auch nicht beabsichtigt war. Schade fand ich, daß man die rückwärtige Buchse für den Zusatz-Fußschalter nicht auch zum Starten des Rhythmusgerätes konfigurieren kann, DIE Bückerei hätte man sich wirklich sparen können.
Der Looper kann 40 Sekunden aufnehmen und erlaubt beliebiges overdubbing, wobei die Qualität nach meiner Einschätzung absolut einwandfrei ist. Praktisch ist, daß er auf den Rhythmus synchonisierbar ist, für mich ist er allerdings nur ein 'nice to have', eingesetzt habe ich ihn am Bass bisher nicht - ich bin nicht so der Looper Fan...
Anschlüsse:
Auf der Rückseite gibt es eine Eingangsbuchse mit umschaltbarer Empfindlichkeit, sowie symmetrische und asymmetrische Stereo-Ausgänge mit Ground Lift. Der erwähnte Anschluß für einen zusätzlichen Fußschalter ist leider nur zum Tempo-tapping des Rhythmusgerätes oder zum Muten des Gerätes konfigurierbar, nicht aber zum Starten der Drums...
Wie es heute üblich ist, kann man das Gerät über USB mit dem PC verbinden um dort zB ein Firmware Update durchzuführen oder mit der mitgelieferten Software die Patch-Konfiguration am Bildschirm durchzuführen. Die neben dem Netzschalter befindliche Buchse hat eine recht sinnvolle Eigenschaft: sie ist versenkt angebracht, so daß der Stecker (und die Buchse) bei Fußkontakt auf der Bühne nicht notwendigerweise Schaden nehmen muß.
Alternativ kann das B3 auch mit 4 Mignon Zellen betrieben werden, was aber angesichts des wirklich winzigen Netzteils bestenfalls Sinn machen könnte, wenn mal keine Steckdose in der Nähe ist...was aber bestenfalls bei Kopfhörerbetrieb denkbar ist, weil fehlendes Stromnetz das Betreiben eines E-Basses mit Amp grundsätzlich verkomplizieren kann...
Ebenfalls auf der Rückseite sind daher noch eine Kopfhörerbuchse und die schon erwähnte versenkte Stromversorgungsbuchse mit Schalter untergebracht.
Schraubt man die Bodenplatte, an dem der Batteriehalter befestigt ist, ab, sieht man erwartungsgemäß eine hochintegrierte Schaltung japanischer Ingenieure, die in China zusammengebaut wurde. Das Herz ist ein speziell für den Hersteller entwickelter und produzierter 'Tausendfüßler', in dem alle Funktionen erzeugt werden, der Aufbau
wirkt sehr sauber und hochprofessionell - hier gibt es allerdings im Fehlerfall nichts zu reparieren.
Fazit:
Das B3 ist ein Multi modernster Bauart, das sich in den Grundfunktionen direkt aus dem Karton kommend bedienen läßt, ohne daß man die Anleitung gelesen haben müßte. Wer mit der Kombination aus maximal 3 Bodeneffekten bisher ausgekommen ist, findet unter den 100 Patches einige sehr brauchbare, auch die 'Zugaben' Tuner, Looper und Rhythmusgerät sind durchaus vorzeigbar. Für ca. 180€ aus meiner Sicht trotz kleiner Schwächen durchaus eine Empfehlung.
Pro:
praktisch 'selbsterklärende' einfache Bedienung
Netzteil im Lieferumfang enthalten
versenkte Netzbuchse
Kontra:
einige auf Anhieb als nicht verwendbar erscheinende vorkonfigurierte Patches
Drumteil nicht über Fußschalter startbar
Techn. Daten:
Effekt-Typen 111 Typen
Anzahl der gleichzeitigen Effekte 3
Anzahl der User-Bänke/Patches 10 Patches x 10 Bänke
Samplingfrequenz 44,1 kHz
A/D-Wandlung 24 Bit mit 128-fachem Oversampling
D/A-Wandlung 24 Bit mit 128-fachem Oversampling
Signalverarbeitung 32 Bit Floating Point & 32 Bit Fixed Point
Frequenzgang 20 - 20 kHz +1 dB, -3 dB (10 kΩ Last)
Display LCD x 3
Eingang Standard-Monoklinkenbuchse
Empf. Eingangspegel -20 dBm
Eingangsimpedanz 1 MΩ
ACTIVE/PASSIVE (schaltbar)
Ausgang R Standard-Monoklinkenbuchse
Maximaler Ausgangspegel: Line: +5 dBm (an einer Ausgangslast von 10 kΩ oder höher)
L/Mono/Phone Standard-Stereoklinkenbuchse (Line/Headphones)
Maximaler Ausgangspegel: Line: +5 dBm (an einer Ausgangslast von 10 kΩ oder höher)
Kopfhörer: 20 mW + 20 mW (an 32 Ω Last)
Symmetrischer XLR-Anschluss
Ausgangsimpedanz 100 Ω (HOT-GND, COLD-GND), 200 Ω (HOT-COLD)
PRE/POST (schaltbar)
GND LIFT (schaltbar)
Steuereingang Für FP01/FP02/FS01
Dynamik (Eigenrauschen) -100 dBm
Stromversorgung Netzteil DC9V (Minuspol innen), 500 mA (ZOOM AD-16)
Batterien 6 Stunden Dauerbetrieb mit vier AA Alkaline-Batterien
USB Bus-Power
Abmessungen 170 (T) x 234 (B) x 54 mm (H)
Gewicht 1,2 kg
Optionen FP01/FP02 Expression-Pedal und FS01 Fußschalter
- Eigenschaft
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