Ich finde die Antwort von sKu beileibe nicht überheblich und auch von der Rechtschreibung durchaus gelungen. Deine Antwort ist ja auch nicht ganz weichgespült, aber egal.
Die Quintessenz des Beitrages von sKu traf den Punkt: das Tieferstimmen des Basses ist normalerweise kein Selbstzweck. Der Bass ist, auch wenn es Ausnahmen gibt, ein Begleitinstrument. Nehmen wir an, Du spielst Bass in einer Band mit Gitarristen, Sänger und Schlagzeug. Ihr habt Eure Lieder zwar immer im Normaltuning gespielt, aber jetzt habt ihr die Gelegenheit, Euch zwei Stunden auf einem Konzert der Öffentlichkeit zu präsentieren. Um dem Sänger etwas zu entlasten (zwei Stunden sind viel) beschließt Ihr, alle Lieder einen Halbton tiefer zu spielen. Das einfachste ist es, alle Instrumente einen Halbton tiefer zu stimmen und so zu spielen, als seien die Instrumente normal gestimmt. Voila! Das machen sehr viele Bands so. Es gibt auch Gruppen, die grundsätzlich einen Halbton tiefer stimmen, nicht nur während eines Konzertes, z:B. Guns n Roses.
Auch ich habe meine Instrumente im Normalfall einen Halbton tiefer gestimmt, aber das aus Bequemlichkeitsgründen. Der Saitenzug ist geringer und für mich spielt es sich angenehmer, aber nicht aus Selbstzweck.
Ein anderes Beispiel ist eine sehr rocklastige Band, in der viele Powerchords gespielt werden. Einige Gitarristen benutzen dazu Drop-D, das heißt, sie stimmen die tiefe E-Saite um einen Ganzton tiefer und erhalten so die Möglichkeit, auf den unteren drei Saiten mit einem Barree in einem Bund solch einen Powerchord zu spielen. Das erleichtert die Arbeit ungemein. Für den Bassisten bedeutet das aber, dass in Normalstimmung der Tonumfang eine Oktave unterhalb der Gitarre nicht vollständig abgedeckt wird. Dem D der Gitarre steht lediglich ein Kontra-E gegenüber. Um dieses auszugleichen, ist es naheliegend, auch am Bass die tiefe E-Saite einen Ganzton tiefer zu stimmen. In Deinem Beispiel, dem Drop-C wird der Bass eben, wie sKu beschrieb gestimmt. Vielleicht wird mich in diesem Forum jemand des besseren belehren, aber ich denke, dass niemand seinen Bass so stimmen wird, weil er sich davon einen größeren Vorteil für die Bespielbarkeit erhofft, sondern schlicht weil seine Gitarristen mit Drop-C spielen. Da insbesondere in den modernen Spielarten des Metals immer tiefer getönt wird, ist der Bassist gezwungen, es den Gitarristen gleichzutun. Wenn die Saitenzupfer der Gitarre eines Tages mit einem 7-Saitigen Instrument, alles einen Ganzton tiefer gestimmt, auftauchen, dann können wir entweder die Segel streichen, oder den Wahn mitmachen und uns einen Fünfsaiter anschaffen.
Beliebt bei den Gitarristen ist auch die offenen Stimmungen, z.B. das Open-G (Dgdgbd'), die Stones verwenden es oft. Der Vorteil für den Gitarristen liegt auf der Hand, mit einem Finger kann man den Dur-Akkord über das gesamte Griffbrett verschieben. Was macht der Bassist in diesem Fall? Er hat verschiedene Möglichkeiten:
- Er könnte sein Instrument auch auf Open-G stimmen. Aber der Bassist spielt normalerweise keine Akkorde, weswegen der Gitarrist sich ja für Open-G entschieden hat. Daher bringt dem Tieftöner diese Stimmung keine Vorteile. Ganz im Gegenteil, die Skalen müssen bei dieser Stimmung ganz anders gegriffen werden, man muss sich das Griffbrett neu erarbeiten und weil zwischen den Saiten vermehrt Quinten auftauchen, sind diese Skalen sogar schwerer zu spielen.
- Er stimmt auf Drop D, dann hat er den Tonumfang der Gitarre um eine Oktave nach unten verschoben.
- Er lässt seinen Bass in Normalstimmung. Das Open-G nimmt der Gitarrist um Akkorde zu spielen und der tiefste Akkord, den der Gitarrist spielen kann, ist ein G-Dur (auf G). Das Kontra-G hat der Bass in seinem Tonumfang, also besteht eigentlich kein Nachholbedarf.
Ich glaube, der Bassist der Stones bleibt ganz entspannt bei Methode 3, wenn Keef seine Telecaster hervorholt.
Ich fasse zusammen: Die verschiedenen Stimmungen des Basses gehen meist von der Gitarre aus, um sich das Akkordspiel zu erleichtern. Wenn man auf dem Bass selber keine Akkordarbeit verrichtet, dann haben diese Stimmungen keinen Mehrwert. Wohl aber muss der Bassist auf eine Veränderung der Stimmung seiner Bandkollegen reagieren, wie, das kommt auf den Einzelfall an. Da der Bass im Allgemeinen Skalen und keine Akkorde spielt, müsste eine andere Stimmung dem Bassisten einen Vorteil geben. Es mag sicherlich Ausnahmen geben, aber die Stimmung des Basses in Quarten ist nicht vom Himmel gefallen, sondern der Endpunkt einer Entwicklung. Oder sagen wir anders, diese Stimmung ist für das Skalenspiel das, was sich am besten bewährt hat, also von sich aus besteht keine Notwendigkeit mit anderen Stimmungen zu experimentieren.
Alles Liebe, Enno
Nachtrag:
Herr Richards spielt Open-G mit nur fünf Saiten, aber das ändert nicht wirklich etwas am Prinzip...