smartin
HCA-Gitarrenbau
Ich habe zu dem Thema schon oft etwas geschrieben, aber ich denke man könnte mal eine Allgemeine Zusammenfassung verfassen - Ich will hiermit also einen ausführlichen und vor allem technisch korrekten Rat zur Anwendung von Klebstoffen im Instrumentenbau geben.
Als Grundlage hierfür nehme ich die Datenblätter der Klebstoffe, wie sie vom jeweiligen Hersteller als Anwendungsempfehlung erteilt werden und erkläre dabei auch die technisch relevanten Daten (zumindest soweit ich welche bekommen konnte).
Wer einen Klebstoff wirklich sinnvoll einsetzen möchte kommt leider nicht darum herum ein Datenblatt vollständig zu lesen. Leider verwenden auch Fachleute ihre Klebstoffe oftmals falsch und geben daher auch unzuverlässlige oder technisch falsche "Erfahrungsberichte". Ich war mit diesem Thema auch schon in der Industrie beschäftigt und es war schnell zu merken, dass Klebstoffe ein sehr umfangreiches Thema sind und sehr, sehr häufig falsch verwendet werden. Der Grund dafür liegt jedoch meist in einer "ach, das geht schon"-Mentalität.
Wer seinen Klebstoff sicher und richtig verwenden will kann sich ausschließlich auf die Herstellerangaben verlassen (sofern es überhaupt welche gibt ). Anders sieht es da mit den traditionellen Warmleimen aus. Hier ist der Rat der alten Hasen notwendig und nur umfangreicher Erfahrungsaustausch kann hier optimale Ergebnisse bringen.
In jedem anderen Fall sage ich jedoch: traue nur der Norm!
Thema 1: Weißleime.... sind Holzklebstoffe auf Basis von Polyvinylacetat (PVAC). Sie sind in der Regel wasserverdünnbar und bekommen ihren Namen von ihrer Farbe.
Typische Vertreter sind Ponal Holzleim, Ponal Super, Ponal Express, Titebond, Uhu Holzleim.
Hier eine Auswahl der Datenblätter:
Ponal
Titebond
Uhu Holzleim
Weißleime sind hinsichtlich ihrer technischen Eigenschaften leider sehr umweltabhängig, weshalb die Datenblätter oftmals recht sparsam bzgl. Belastbarkeitswerten oder Aussagen zu Dauerfestigkeit sind.
Einen leider nur sehr schwammigen Anhaltspunkt bildet dazu die Norm EN 204/205 D1-D4, wobei Weißleime zum großen Teil in die Belastungsstufen D1 und D2 fallen. Diese Norm bzw. diese Belastungsstufen sagen aus:
(Auszug aus "TKH, Interpretation der DIN EN 204/205 bei Objektprüfungen")
Eine Prüfung analog der DIN EN 2041), durchgeführt an Praxisbauteilen, lässt in keiner
Weise eine Aussage bezüglich der Einstufung des verwendeten Klebstoffes in die
Beanspruchungsgruppen D1 bis D4 zu. Die Einteilung von thermoplastischen Holzklebstoffen für nicht tragende Bauteile erfolgt
üblicherweise nach den Vorgaben der Normen DIN EN 204 und DIN EN 205.
[...]
D1: für Klebung im Innenbereich mit häufiger, kurzzeitiger Einwirkung von
statischer Belastung, abfließendem Wasser oder Kondenswasser und/oder eine langzeitige Einwirkung hoher
Luftfeuchte. Außenbereich vor Witterung geschützt.
… D2: für Klebung im Innenbereich mit häufiger, kurzzeitiger, starker Einwirkung von
statischer Belastung abfließendem Wasser oder Kondenswasser. Außenbereich, der Witterung ausgesetzt,
jedoch mit angemessenem Oberflächenschutz.
Für den Instrumentenbau bedeutet das konkret: Weißleime sind nur an flächigen Stellen zu verwenden, an denen statische (also nicht wechselnde) Kräfte/Belastungen nur kurzzeitig auftreten und nicht unter Dauerbelastung stehen. Zwar mag der ein oder andere Gitarrenbauer Halsbrüche, Halstaschen oder auch Stege damit kleben, technisch gesehen ist es jedoch falsch und die entsprechende Norm sowie der Hersteller selbst rät davon ab. Nicht selten gehen Halsbrüche, die mit Weißleimen geklebt wurden wieder auf und sind dann nur schwer zu reinigen.
Literaturhinweis: Im Buch "Guitar Player: Repair Guide von Dan Erlewine" kann im Kapitel "how to repair a broken neck" die fachmännische Reparatur eines Halsbruchs nachgelesen werden - der Autor rät hier von der Verwendung von Weißleim ebenfalls deutlich ab.
Thema Anpressdruck:
Die meisten Weißleime erfordern einen Anpressdruck von ca. 0,5N/mm². Was auf der Erde (und weniger technisch gesprochen) etwa 50g pro mm² entspricht. Klingt wenig, entspricht aber einer Kraft von 5kg pro cm². Gehen wir von einer Fläche von 30x40cm bei einer Korpusoberfläche aus, sind also theoretisch 6 Tonnen Druck erforderlich, um eine Decke mit dem erforderlichen Mindest-Anpressdruck auf einen Korpus zu kleben.
Wer keine vernünftige Presse für solche Kräfte hat, sollte auf die klassischen Spannzwingen zurückgreifen und sich entsprechend großzügig damit eindecken. Eine Spannzwinge erzeugt ausreichend hohe Kräfte - man muss sie nur zahlreich und gut verteilen.
Hier wird auch deutlich, warum Weißleime bei Kopfplattenbrüchen so ungeeignet sind. Der nötige Anpressdruck lässt sich bei den oft kleinen Flächen nur schwer erzeugen - die Folge sind nicht ausreichend fest verbundene Oberflächen.
Ein Tipp aus dem Nähkästchen: Großflächige Klebeflächen mit stark wasserverdünntem Weißleim vorstreichen, dann die Hauptklebeschicht auftragen. Der Leim dringt so besser in feine Fugen ein, füllt Unebenheiten schneller aus und lässt sich beim Pressen leichter aus dem Spalt drücken.
Thema 2: Epoxide
Wikipedia:
Ein Epoxidharz (Kurzzeichen EP) besteht aus Polymeren (Polyether), die je nach Reaktionsführung unter Zugabe geeigneter Härter einen duroplastischen Kunststoff von hoher Festigkeit und chemischer Beständigkeit ergeben. Werden Epoxidharz und Härter gemischt, erfolgt je nach Zusammensetzung und Temperatur üblicherweise innerhalb von wenigen Minuten bis einigen Stunden die Aushärtung des Gemisches.
Epoxidkleber haben den Vorteil, dass sie frei von Sauerstoff aushärten können, absolut chemisch resistent sind, nciht umweltbedingt aushärten und nach der Aushärtung kaum noch auf Umwelteinflüsse reagieren. Außerdem ist ihre Bandbreite EXTREM umfangreich (es gibt spezielle Epoxidkleber für spezielle Zwecke).
Nachteilig ist, dass sie leider gesundheitsgefährdend und umweltgefährlich sind (Atemschutz und Handschuhe sind wichtig) und dass in ihrer großen Bandbreite oftmals Ratlosigkeit zu den technischen Eigenschaften besteht.
Langsam oder hart aushärtende Epoxide härten oftmals spröde aus und können anfällig für plötzlich auftretende Belastungen (wie Schläge) sein und sind nicht geeignet für flächige Verklebungen bei denen es zu axialen Scher-Verspannungen kommen kann. Hier ist Weißleimen oder Warmleimen der Vorzug zu gewähren (z.B. Schichtholzverleimungen oder großflächige Verleimungen unterschiedlicher Materialien)
Daher empfehle ich persönlich an dieser Stelle 3 Klebstoffe mit ihren entsprechenden Datenblättern:
Uhu Plus Endfest 300
Dieser Klebstoff besitzt Zugscherfestigkeiten von:
Mischungsverhältnis (Volumen) 1:1, Prüfung bei Raumtemperatur
10 h: 5 N/mm²
24 h: 12 N/mm²
5 Tage: 17 N/mm²
1 Monat: 17 N/mm²
....und eignet sich damit hervorragend für statische Dauerbelastungen und auch für dynamische Kräfte. Dynamische Kräfte treten im Instrumentenbau eher wenig oder nur gering auf, aber z.B. die Haltebolzen eines Tremolos stehen unter statischer Dauerbelastung und zusätzlich dynamischer Belastung. Wer also ständig (und nach mehrmaliger Reparatur) über ausgeschlagene Bohrlöcher von Haltebolzen klagt, kann es einmal mit einem "Bett" aus Epoxid versuchen.
Zusätzlich kann man in begrenztem Maße (z.B. mit einem Fön) Wärme hinzufügen und erzielt besonders hohe Klebefestigkeiten, wenn die Härtung bei erhöhter Temperatur im Bereich
zwischen 70 °C und 180 °C erfolgt. Hierzu folgende Temperatur/Zeitrelationen als minimale Härtungszeiten:
45 Minuten bei 70 °C
30 Minuten bei 80 °C
20 Minuten bei 90 °C
10 Minuten bei 100 °C
Mit der Hinzugabe von Wärme kann man außerdem die Fließfähigkeit erhöhen und so z.B. mit Hilfe von Spritzen tief in Risse und Spalten vordringen.
Epoxide benötigen keinen Mindest-Anpressdruck, sind aber sowohl dynamisch als auch dauerstatisch belastbar - sie sind damit das Mittel der Wahl für Halsbrüche. Wer keine Anpressmöglichkeit für eine Weißleimverklebung hat oder es technisch vielleicht nicht möglich ist (filigrane Bauteile) ist mit Epoxiden ebenfalls gut beraten.
Großflächige Verklebungen sind möglich, jedoch sehr schmutzig... man bedenke die Gesundheitsrisiken.
Uhu Endfest ist sehr teuer und wird daher eher in kleineren Mengen verwendet. Er eigenet sich daher gut für Reparaturaufgaben.
Wer ein unfangreicheres Programm für alle Zwecke will, der kann sich zusätzlich mit einem schnellhärtendem Epoxid ausstatten. Zu empfehlen sind dabei fast alle 5min-Epoxide, weil sie sehr ähnliche Eigenschaften besitzen. Sie härten schnell aus, ihre Verbindungen bleiben jedoch flexibler als z.B. die von langsam härtenden Klebern. Im Instrumentenbau sind sie z.B. zum Fixieren von Kabelröhrchen in halbakustischen Gitarren geeignet. Für klangübertragende Verbindungen oder dauerstatisch belasteten Verbindungen sind sie wegen ihrer Flexibilität eher weniger geeignet. Manche 5min-Epoxide härten jedoch über Jahre weiter aus und erreichen irgendwann ebenfalls hochfeste Eigenschaften.
Ein klassisches Beispiel ist der
Uhu Plus Schnellfest
Zusätzlich empfehle ich für Lackausbesserungen gerne einen flüssigen laminierharz.
z.B.
LR 385
oder
EPL 285/EPH 285
Laminierharze härten oftmals sehr hart aus und sind sehr flüssig. Sie eigenen sich daher sehr gut für feine, dünnschichtige Lackausbesserungen, Beschichtungen oder für das Verkleben von sehr feinen Rissen und spalten.
für tiefere Schäden empfiehlt sich Vermischung mit Füffstoffen wie Microspheres, Microfiber, Holzmehl oder (mein persönlicher Favorit) Thixotropiermittel. Diese Stoffe verdicken Harze und lassen sie sogar höhere Schlag-/Zug- oder Haftfestigkeiten erreichen.
Alternativ verwende ich für Füll- und Beschichtungsarbeiten bei "Ablaufgefahr" einen etwas dickeren Harz, der eigentlich aus dem Aquarienbau kommt:
E45TM
Er ist besonders kratz-, schlag- und schweißfest.
Ein wichtiger Punkt bei der Anwendung von Epoxid-Klebern sind deren Mischungsverhältnisse (aus den Datenblättern zu entnehmen). Einfache Mischungsverhältnisse (z.B. 1:1) können in kleinen Mengen tropfenweise erfolgen, jedoch reagieren nicht alle Epoxide gutmütig auf Abweichungen. Uhu Endfest ist relativ tollerant, ändert jedoch seine Eigenschaften (siehe Datenblatt) bei unterschiedlichen Mischungsverhältnissen.
Oftmals wird für die Mischungsverhältnisse zu einer Feinwaage geraten. Diese Waagen sind jedoch entweder erst ab größeren Mengen sicher anwendbar oder sehr, sehr teuer. Ich rate daher zur Verwendung von Spritzen, wie es sie in jeder Apotheke und in vielen anwendungsfreundlichen Größen gibt. Anhand der Volumenanteile kann dann schnell das richtige Mischungsverhältnis angemischt werden.
Ein wichtiger Punkt zum Mischungsverhältnis ist die Mischungsmenge. Je größer die angemischte Menge oder die Zugabe von Füllstoffen ist, desto schneller härtet der Klebstoff aus. Außerdem erzeugen Epoxide beim Aushärten Wärme. In kleinen Mengen ist das nicht zu merken, arbeitet man spaltfüllend oder gießend, kann die Temperaturentwicklung enorm werden.
Abschließend ein Tipp aus dem Nähkästchen: Fast alle Epoxide lassen sich mit einfachem Spiritus entfernen, solange sie noch nicht ausgehärtet sind. Viele andere, übliche Reiniger verursachen oftmals nur, dass sie schneller aber unzuverlässiger aushärten.
Thema 3: Cyanoacrylate:
Wikipedia: Unter Cyanoacrylat, Cyanacrylat oder Alkylcyanacrylat versteht man polymerisierbare, bei Raumtemperatur flüssige chemische Verbindungen (Monomere), die häufig als Klebstoffe verwendet werden.
Für uns auch bekannt als "Sekundenkleber". Cyanoacrylate härten durch Feuchtigkeit der Luft aus. Sie sind außerdem mit entsprechenden "Aktivatoren" beschleunigt aushärtbar.
Ihr berühmtester Vertreter ist wohl der
Uhu Sekunden Alleskleber
Im Allgemeinen gelten seine Eigenschaften jedoch für alle Cyanoacrylat-Klebstoffe. Sie härten hart und sehr schnell aus, besitzen eine hohe Klebkraft, sind jedoch bruchanfällig und in der Regel teuer. Ihre Anwendbarkeit beschränkt sich daher auf kleinere Flächen und wird meist zur Oberflächen- und Lackretusche bzw. der sog. "Smart-Repair" eingesetzt.
Gelegentlich findet er auch Anwendung bei der problematischen Befestigung von Bindings oder als Schraubensicherungsklebstoff (in winzigen Mengen ein echter Traum).
Abschließend ein Tipp aus dem Nähkästchen: Sekundenkleber härten oftmals härter aus als normale PU-Lackoberflächen und sind damit besser polierbar. Bei Smart-Repairs also ruhig mal eine Polierstufe früher aufhören, sonst glänzt das Reparaturergebnis all zu heftig hervor.
Thema 4: Traditionelle Warmleime
Diese Klebstoffe sind in der Regel durch aufkochen oder erwärmen verarbeitungsfähig und haben den großen Vorteil Verbindungen zu erzeugen, die mit Wärme und Dampf lösbar sind. Leider unterliegen sie im höheren Verarbeitungsaufwand.
Traditionelle Warmleime sind nur bedingt dauerstatisch belastbar, können jedoch leicht und problemlos aufgelöst und erneuert werden. Sie sind in ihren Eigenschaften sehr leicht modifizierbar und an den ensprechenden Zweck angepassbar (d.h. von zäh/flexibel bis hochfest) - das macht jedoch leider keine generellen Aussagen bzgl. ihrer Verwendbarkeit möglich, weshalb ich hier nur auf die guten, aber recht allgemeinen Datenblätter verweisen kann.
Ihr größter Nachteil: Traditionelle Warmleime erfodern leider ein hohes Maß an Erfahrungen bzgl. ihrer Anwendung, Mischung und Verarbeitung.
Allgemeiner Vergleich von traditionellen Warmleimen
Knochenleim
Hautleim
Hasenleim
Bei diesen Klebstoffen ist die technische Kalkulierbarkeit leider nicht gegeben, weshalb man sich tatsächlich nur auf Erfahrungsberichte berufen kann. Ich verwende Knochenleim für Halsfuß-Verklebungen, für Griffbretter oder sonstige lösbare Verbindungen.
Es gibt Hersteller,die inzwischen fertige Mixturen anbieten, die ohne großen Aufwand verwendbar sind. Ein Beispiel dafür ist Titebond Hautleim. Über deren Equivalenz zu den aufkochbaren Originalen kann ich jedoch keine Aussage treffen.
Tipp aus dem Nähkästchen: Hautleim in Kombination mit feinem Leinenfließ ist seit jahrhunderten ein Geheimtipp von Schreinern um Metall äußerst dauerhaft auf Holzoberflächen (z.B. Dekorationen) aufzubringen. Andere Klebstoffe versagen dabei schnell an den unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten und dem "Arbeiten" des Holzes.
So...Ergänzungen erwünscht...
Grüße,
Martin - Rock Guitar's Hospital, Berlin
PS: An den Rechtschreibfehlern bin ich dran...
Als Grundlage hierfür nehme ich die Datenblätter der Klebstoffe, wie sie vom jeweiligen Hersteller als Anwendungsempfehlung erteilt werden und erkläre dabei auch die technisch relevanten Daten (zumindest soweit ich welche bekommen konnte).
Wer einen Klebstoff wirklich sinnvoll einsetzen möchte kommt leider nicht darum herum ein Datenblatt vollständig zu lesen. Leider verwenden auch Fachleute ihre Klebstoffe oftmals falsch und geben daher auch unzuverlässlige oder technisch falsche "Erfahrungsberichte". Ich war mit diesem Thema auch schon in der Industrie beschäftigt und es war schnell zu merken, dass Klebstoffe ein sehr umfangreiches Thema sind und sehr, sehr häufig falsch verwendet werden. Der Grund dafür liegt jedoch meist in einer "ach, das geht schon"-Mentalität.
Wer seinen Klebstoff sicher und richtig verwenden will kann sich ausschließlich auf die Herstellerangaben verlassen (sofern es überhaupt welche gibt ). Anders sieht es da mit den traditionellen Warmleimen aus. Hier ist der Rat der alten Hasen notwendig und nur umfangreicher Erfahrungsaustausch kann hier optimale Ergebnisse bringen.
In jedem anderen Fall sage ich jedoch: traue nur der Norm!
Thema 1: Weißleime.... sind Holzklebstoffe auf Basis von Polyvinylacetat (PVAC). Sie sind in der Regel wasserverdünnbar und bekommen ihren Namen von ihrer Farbe.
Typische Vertreter sind Ponal Holzleim, Ponal Super, Ponal Express, Titebond, Uhu Holzleim.
Hier eine Auswahl der Datenblätter:
Ponal
Titebond
Uhu Holzleim
Weißleime sind hinsichtlich ihrer technischen Eigenschaften leider sehr umweltabhängig, weshalb die Datenblätter oftmals recht sparsam bzgl. Belastbarkeitswerten oder Aussagen zu Dauerfestigkeit sind.
Einen leider nur sehr schwammigen Anhaltspunkt bildet dazu die Norm EN 204/205 D1-D4, wobei Weißleime zum großen Teil in die Belastungsstufen D1 und D2 fallen. Diese Norm bzw. diese Belastungsstufen sagen aus:
(Auszug aus "TKH, Interpretation der DIN EN 204/205 bei Objektprüfungen")
Eine Prüfung analog der DIN EN 2041), durchgeführt an Praxisbauteilen, lässt in keiner
Weise eine Aussage bezüglich der Einstufung des verwendeten Klebstoffes in die
Beanspruchungsgruppen D1 bis D4 zu. Die Einteilung von thermoplastischen Holzklebstoffen für nicht tragende Bauteile erfolgt
üblicherweise nach den Vorgaben der Normen DIN EN 204 und DIN EN 205.
[...]
D1: für Klebung im Innenbereich mit häufiger, kurzzeitiger Einwirkung von
statischer Belastung, abfließendem Wasser oder Kondenswasser und/oder eine langzeitige Einwirkung hoher
Luftfeuchte. Außenbereich vor Witterung geschützt.
… D2: für Klebung im Innenbereich mit häufiger, kurzzeitiger, starker Einwirkung von
statischer Belastung abfließendem Wasser oder Kondenswasser. Außenbereich, der Witterung ausgesetzt,
jedoch mit angemessenem Oberflächenschutz.
Für den Instrumentenbau bedeutet das konkret: Weißleime sind nur an flächigen Stellen zu verwenden, an denen statische (also nicht wechselnde) Kräfte/Belastungen nur kurzzeitig auftreten und nicht unter Dauerbelastung stehen. Zwar mag der ein oder andere Gitarrenbauer Halsbrüche, Halstaschen oder auch Stege damit kleben, technisch gesehen ist es jedoch falsch und die entsprechende Norm sowie der Hersteller selbst rät davon ab. Nicht selten gehen Halsbrüche, die mit Weißleimen geklebt wurden wieder auf und sind dann nur schwer zu reinigen.
Literaturhinweis: Im Buch "Guitar Player: Repair Guide von Dan Erlewine" kann im Kapitel "how to repair a broken neck" die fachmännische Reparatur eines Halsbruchs nachgelesen werden - der Autor rät hier von der Verwendung von Weißleim ebenfalls deutlich ab.
Thema Anpressdruck:
Die meisten Weißleime erfordern einen Anpressdruck von ca. 0,5N/mm². Was auf der Erde (und weniger technisch gesprochen) etwa 50g pro mm² entspricht. Klingt wenig, entspricht aber einer Kraft von 5kg pro cm². Gehen wir von einer Fläche von 30x40cm bei einer Korpusoberfläche aus, sind also theoretisch 6 Tonnen Druck erforderlich, um eine Decke mit dem erforderlichen Mindest-Anpressdruck auf einen Korpus zu kleben.
Wer keine vernünftige Presse für solche Kräfte hat, sollte auf die klassischen Spannzwingen zurückgreifen und sich entsprechend großzügig damit eindecken. Eine Spannzwinge erzeugt ausreichend hohe Kräfte - man muss sie nur zahlreich und gut verteilen.
Hier wird auch deutlich, warum Weißleime bei Kopfplattenbrüchen so ungeeignet sind. Der nötige Anpressdruck lässt sich bei den oft kleinen Flächen nur schwer erzeugen - die Folge sind nicht ausreichend fest verbundene Oberflächen.
Ein Tipp aus dem Nähkästchen: Großflächige Klebeflächen mit stark wasserverdünntem Weißleim vorstreichen, dann die Hauptklebeschicht auftragen. Der Leim dringt so besser in feine Fugen ein, füllt Unebenheiten schneller aus und lässt sich beim Pressen leichter aus dem Spalt drücken.
Thema 2: Epoxide
Wikipedia:
Ein Epoxidharz (Kurzzeichen EP) besteht aus Polymeren (Polyether), die je nach Reaktionsführung unter Zugabe geeigneter Härter einen duroplastischen Kunststoff von hoher Festigkeit und chemischer Beständigkeit ergeben. Werden Epoxidharz und Härter gemischt, erfolgt je nach Zusammensetzung und Temperatur üblicherweise innerhalb von wenigen Minuten bis einigen Stunden die Aushärtung des Gemisches.
Epoxidkleber haben den Vorteil, dass sie frei von Sauerstoff aushärten können, absolut chemisch resistent sind, nciht umweltbedingt aushärten und nach der Aushärtung kaum noch auf Umwelteinflüsse reagieren. Außerdem ist ihre Bandbreite EXTREM umfangreich (es gibt spezielle Epoxidkleber für spezielle Zwecke).
Nachteilig ist, dass sie leider gesundheitsgefährdend und umweltgefährlich sind (Atemschutz und Handschuhe sind wichtig) und dass in ihrer großen Bandbreite oftmals Ratlosigkeit zu den technischen Eigenschaften besteht.
Langsam oder hart aushärtende Epoxide härten oftmals spröde aus und können anfällig für plötzlich auftretende Belastungen (wie Schläge) sein und sind nicht geeignet für flächige Verklebungen bei denen es zu axialen Scher-Verspannungen kommen kann. Hier ist Weißleimen oder Warmleimen der Vorzug zu gewähren (z.B. Schichtholzverleimungen oder großflächige Verleimungen unterschiedlicher Materialien)
Daher empfehle ich persönlich an dieser Stelle 3 Klebstoffe mit ihren entsprechenden Datenblättern:
Uhu Plus Endfest 300
Dieser Klebstoff besitzt Zugscherfestigkeiten von:
Mischungsverhältnis (Volumen) 1:1, Prüfung bei Raumtemperatur
10 h: 5 N/mm²
24 h: 12 N/mm²
5 Tage: 17 N/mm²
1 Monat: 17 N/mm²
....und eignet sich damit hervorragend für statische Dauerbelastungen und auch für dynamische Kräfte. Dynamische Kräfte treten im Instrumentenbau eher wenig oder nur gering auf, aber z.B. die Haltebolzen eines Tremolos stehen unter statischer Dauerbelastung und zusätzlich dynamischer Belastung. Wer also ständig (und nach mehrmaliger Reparatur) über ausgeschlagene Bohrlöcher von Haltebolzen klagt, kann es einmal mit einem "Bett" aus Epoxid versuchen.
Zusätzlich kann man in begrenztem Maße (z.B. mit einem Fön) Wärme hinzufügen und erzielt besonders hohe Klebefestigkeiten, wenn die Härtung bei erhöhter Temperatur im Bereich
zwischen 70 °C und 180 °C erfolgt. Hierzu folgende Temperatur/Zeitrelationen als minimale Härtungszeiten:
45 Minuten bei 70 °C
30 Minuten bei 80 °C
20 Minuten bei 90 °C
10 Minuten bei 100 °C
Mit der Hinzugabe von Wärme kann man außerdem die Fließfähigkeit erhöhen und so z.B. mit Hilfe von Spritzen tief in Risse und Spalten vordringen.
Epoxide benötigen keinen Mindest-Anpressdruck, sind aber sowohl dynamisch als auch dauerstatisch belastbar - sie sind damit das Mittel der Wahl für Halsbrüche. Wer keine Anpressmöglichkeit für eine Weißleimverklebung hat oder es technisch vielleicht nicht möglich ist (filigrane Bauteile) ist mit Epoxiden ebenfalls gut beraten.
Großflächige Verklebungen sind möglich, jedoch sehr schmutzig... man bedenke die Gesundheitsrisiken.
Uhu Endfest ist sehr teuer und wird daher eher in kleineren Mengen verwendet. Er eigenet sich daher gut für Reparaturaufgaben.
Wer ein unfangreicheres Programm für alle Zwecke will, der kann sich zusätzlich mit einem schnellhärtendem Epoxid ausstatten. Zu empfehlen sind dabei fast alle 5min-Epoxide, weil sie sehr ähnliche Eigenschaften besitzen. Sie härten schnell aus, ihre Verbindungen bleiben jedoch flexibler als z.B. die von langsam härtenden Klebern. Im Instrumentenbau sind sie z.B. zum Fixieren von Kabelröhrchen in halbakustischen Gitarren geeignet. Für klangübertragende Verbindungen oder dauerstatisch belasteten Verbindungen sind sie wegen ihrer Flexibilität eher weniger geeignet. Manche 5min-Epoxide härten jedoch über Jahre weiter aus und erreichen irgendwann ebenfalls hochfeste Eigenschaften.
Ein klassisches Beispiel ist der
Uhu Plus Schnellfest
Zusätzlich empfehle ich für Lackausbesserungen gerne einen flüssigen laminierharz.
z.B.
LR 385
oder
EPL 285/EPH 285
Laminierharze härten oftmals sehr hart aus und sind sehr flüssig. Sie eigenen sich daher sehr gut für feine, dünnschichtige Lackausbesserungen, Beschichtungen oder für das Verkleben von sehr feinen Rissen und spalten.
für tiefere Schäden empfiehlt sich Vermischung mit Füffstoffen wie Microspheres, Microfiber, Holzmehl oder (mein persönlicher Favorit) Thixotropiermittel. Diese Stoffe verdicken Harze und lassen sie sogar höhere Schlag-/Zug- oder Haftfestigkeiten erreichen.
Alternativ verwende ich für Füll- und Beschichtungsarbeiten bei "Ablaufgefahr" einen etwas dickeren Harz, der eigentlich aus dem Aquarienbau kommt:
E45TM
Er ist besonders kratz-, schlag- und schweißfest.
Ein wichtiger Punkt bei der Anwendung von Epoxid-Klebern sind deren Mischungsverhältnisse (aus den Datenblättern zu entnehmen). Einfache Mischungsverhältnisse (z.B. 1:1) können in kleinen Mengen tropfenweise erfolgen, jedoch reagieren nicht alle Epoxide gutmütig auf Abweichungen. Uhu Endfest ist relativ tollerant, ändert jedoch seine Eigenschaften (siehe Datenblatt) bei unterschiedlichen Mischungsverhältnissen.
Oftmals wird für die Mischungsverhältnisse zu einer Feinwaage geraten. Diese Waagen sind jedoch entweder erst ab größeren Mengen sicher anwendbar oder sehr, sehr teuer. Ich rate daher zur Verwendung von Spritzen, wie es sie in jeder Apotheke und in vielen anwendungsfreundlichen Größen gibt. Anhand der Volumenanteile kann dann schnell das richtige Mischungsverhältnis angemischt werden.
Ein wichtiger Punkt zum Mischungsverhältnis ist die Mischungsmenge. Je größer die angemischte Menge oder die Zugabe von Füllstoffen ist, desto schneller härtet der Klebstoff aus. Außerdem erzeugen Epoxide beim Aushärten Wärme. In kleinen Mengen ist das nicht zu merken, arbeitet man spaltfüllend oder gießend, kann die Temperaturentwicklung enorm werden.
Abschließend ein Tipp aus dem Nähkästchen: Fast alle Epoxide lassen sich mit einfachem Spiritus entfernen, solange sie noch nicht ausgehärtet sind. Viele andere, übliche Reiniger verursachen oftmals nur, dass sie schneller aber unzuverlässiger aushärten.
Thema 3: Cyanoacrylate:
Wikipedia: Unter Cyanoacrylat, Cyanacrylat oder Alkylcyanacrylat versteht man polymerisierbare, bei Raumtemperatur flüssige chemische Verbindungen (Monomere), die häufig als Klebstoffe verwendet werden.
Für uns auch bekannt als "Sekundenkleber". Cyanoacrylate härten durch Feuchtigkeit der Luft aus. Sie sind außerdem mit entsprechenden "Aktivatoren" beschleunigt aushärtbar.
Ihr berühmtester Vertreter ist wohl der
Uhu Sekunden Alleskleber
Im Allgemeinen gelten seine Eigenschaften jedoch für alle Cyanoacrylat-Klebstoffe. Sie härten hart und sehr schnell aus, besitzen eine hohe Klebkraft, sind jedoch bruchanfällig und in der Regel teuer. Ihre Anwendbarkeit beschränkt sich daher auf kleinere Flächen und wird meist zur Oberflächen- und Lackretusche bzw. der sog. "Smart-Repair" eingesetzt.
Gelegentlich findet er auch Anwendung bei der problematischen Befestigung von Bindings oder als Schraubensicherungsklebstoff (in winzigen Mengen ein echter Traum).
Abschließend ein Tipp aus dem Nähkästchen: Sekundenkleber härten oftmals härter aus als normale PU-Lackoberflächen und sind damit besser polierbar. Bei Smart-Repairs also ruhig mal eine Polierstufe früher aufhören, sonst glänzt das Reparaturergebnis all zu heftig hervor.
Thema 4: Traditionelle Warmleime
Diese Klebstoffe sind in der Regel durch aufkochen oder erwärmen verarbeitungsfähig und haben den großen Vorteil Verbindungen zu erzeugen, die mit Wärme und Dampf lösbar sind. Leider unterliegen sie im höheren Verarbeitungsaufwand.
Traditionelle Warmleime sind nur bedingt dauerstatisch belastbar, können jedoch leicht und problemlos aufgelöst und erneuert werden. Sie sind in ihren Eigenschaften sehr leicht modifizierbar und an den ensprechenden Zweck angepassbar (d.h. von zäh/flexibel bis hochfest) - das macht jedoch leider keine generellen Aussagen bzgl. ihrer Verwendbarkeit möglich, weshalb ich hier nur auf die guten, aber recht allgemeinen Datenblätter verweisen kann.
Ihr größter Nachteil: Traditionelle Warmleime erfodern leider ein hohes Maß an Erfahrungen bzgl. ihrer Anwendung, Mischung und Verarbeitung.
Allgemeiner Vergleich von traditionellen Warmleimen
Knochenleim
Hautleim
Hasenleim
Bei diesen Klebstoffen ist die technische Kalkulierbarkeit leider nicht gegeben, weshalb man sich tatsächlich nur auf Erfahrungsberichte berufen kann. Ich verwende Knochenleim für Halsfuß-Verklebungen, für Griffbretter oder sonstige lösbare Verbindungen.
Es gibt Hersteller,die inzwischen fertige Mixturen anbieten, die ohne großen Aufwand verwendbar sind. Ein Beispiel dafür ist Titebond Hautleim. Über deren Equivalenz zu den aufkochbaren Originalen kann ich jedoch keine Aussage treffen.
Tipp aus dem Nähkästchen: Hautleim in Kombination mit feinem Leinenfließ ist seit jahrhunderten ein Geheimtipp von Schreinern um Metall äußerst dauerhaft auf Holzoberflächen (z.B. Dekorationen) aufzubringen. Andere Klebstoffe versagen dabei schnell an den unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten und dem "Arbeiten" des Holzes.
So...Ergänzungen erwünscht...
Grüße,
Martin - Rock Guitar's Hospital, Berlin
PS: An den Rechtschreibfehlern bin ich dran...
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